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Inspiriert von der Fernsehserie „Auf Achse“, war es schon als Schüler mein größter Wunsch, selber mit einem LKW in den Orient zu fahren. als ich zwanzig Jahre alt war, wurde aus diesem Traum Realität. Der Irak befand sich mit dem Iran im Krieg. Die Reise entpuppte sich durch widrige Umstände zu einem wahren Albtraum. Die Geschichte handelt vom täglichen Überlebenskampf, bis hin zur Flucht aus dem Irak nach Syrien und meinem Bestreben wieder in meine Heimat nach Österreich zu gelangen. Das Resümee meiner Erfahrungen: „Überlege Dir Deine Wünsche gut, denn sie könnten sich erfüllen!“ Und doch gerade durch diese Erfahrungen habe ich als junger Mann an innerer Stärke und Reife gewonnen.
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Veröffentlichungsjahr: 2012
Vorwort Ich war so um die fünfzehn Jahre alt, als ich die Fernsehserie“ Auf Achse“ mit Manfred Krug zum ersten Mal sah. Diese Abenteuerserie faszinierte mich dermaßen, dass mit jeder neuen Folge die ich sah, in mir der Wunsch immer größer wurde, so etwas auch einmal in meinem Leben zu machen. Auch ich wollte ferne Länder sehen, fremde Leute kennenlernen, und vor allem auch einmal mit einem vierzig Tonnen schweren Lkw selber in den Orient fahren, und Abenteuer zu erleben. Das wollte ich! Dies erzählte ich auch meinen Mitschülern und Kollegen. Manche lachten mich aus, andere wiederum schauten mich groß an und wollten so etwas natürlich auch einmal erleben. Die Zeit ging dahin, ich absolvierte eine Lehre als Karosseriespengler. Nach der Lehre jobbte ich in einem Reptilienzoo eines Bekannten. Dabei lernte ich sehr viel über Gift-schlangen, Echsen und Krokodile kennen. Nach knapp einem Jahr meldete mein Chef den Konkurs an, und ich mußte mir eine neue Arbeit suchen. Ich hatte Freunde und Kollegen. Einer davon hieß Hans und war zu dieser Zeit einer meiner besten Freunde. Er war vier Jahre älter als ich und arbeitete auf dem Bau. Ich weiß nicht mehr genau warum, aber für einige Zeit verloren wir uns aus den Augen. Jeder ging seine eigenen Wege, bis wir uns nach vielen Monaten zufällig wieder trafen, wodurch sich mein Leben schlagartig veränderte und ein großer Teil meiner Kindheitsträume in Erfüllung gehen sollte.
Mein größter Wunsch März, 1981 Meine Lehre als Karosseriespengler hatte ich seit zwei Jahren hinter mir. Ich konnte mir nicht vorstellen, diese Arbeit bis zu meiner Pension aus zu üben. Tagaus, tagein dasselbe, Staub, Dreck, Lärm, kitten und schleifen und das alles, um das bisschen Geld. Etwas erleben wollte ich, die Welt kennenlernen, das wäre es. Ich war zwanzig Jahre alt, hatte noch nicht viel erlebt, wohnte immer noch bei meinen Eltern und hatte von dieser Welt keinen blassen Schimmer. Es war Frühling und Samstagabend. Die Glocke klingelte bei mir zuhause. Ich wohnte noch bei meinen Eltern, und mein Freund Hans kam mich abholen, um auf Tour zugehen. Wir zogen von Lokal zu Lokal und irgendwann in dieser langen, „feuchten“ Nacht erzählte mir Hans von seinem Vorhaben. Er fange nächste Woche in der Schweiz als Fernfahrer an. Tour Iran, Irak. Wir gerieten ins Schwärmen und irgendwann in dieser Nacht sagte ich etwas zu ihm, von dem ich nicht im Traum daran dachte, das genau jenes eintreffen würde, von dem ich bis jetzt nur geträumt hatte. Nämlich, einmal im Leben selber mit einem vierzig Tonnen schweren Sattelschlepper in den nahen Osten zu fahren. Wir saßen nicht alleine am Tisch, sondern es hatten sich noch ein paar Kumpel und Mädchen zu uns gesellt, die dieses Gespräch mit verfolgten und ich merkte, wie sie interessiert zuhörten. Hans meinte, diese Firma suche sicher noch einen Fahrer und er würde ein gutes Wort für mich einlegen. „Ohne Praxis“, forschte ich ihn an. „Meinst du wirklich, diese Firma stellt einen Fahrer der höchstens zehntausend Kilometer auf einem Kleintransporter von 7,5 Tonnen vorweisen kann und noch nie mit einem Anhängerzug geschweige denn mit einem Sattelschlepper selber gefahren ist? Du träumst. Vergiss es!“ Dann bestellte der Wahnsinnige noch eine Flasche Wodka. Langsam aber sicher war ich voll. Wenn du fahren willst, dann sag jetzt, Ja oder Nein! „Prost Hans, klar fahre ich mit“! Ich fühlte mich gut und stark, was ich sicher dem Wodka zu verdanken hatte, und sah mich schon in fernen Ländern. Um mich herum all die bekannten Gesichter und laute Musik. Es hatte sich nicht viel verändert in den letzten zwei, drei, Monaten. Ich stellte jeden Tag mit einer vierzehnjährigen Rumpel, die sich auch noch Lkw schimpfte, für eine Vorarlberger Spedition Waren zu, verdiente nach wie vor nichts und es war alles beim Alten. Nur Hans war nicht mehr da. Wir verstanden uns eigentlich immer gut. Er hatte einen Wagen, den ich regelmäßig im Abstand von zwei, drei Monaten wieder so reparieren musste, das er äußerst selten neue Teile brauchte. Er war einfach ein kleiner Rallyefahrer, der seinen Wagen nur nicht immer in der Hand hatte. Hans konnte sich, was sein Auto betraf, immer auf mich verlassen und ich verdiente so nebenbei auch noch etwas. Konnte ich seinen Wagen nicht mehr reparieren, kaufte er einen anderen gebrauchten Pkw. Wir sprachen auch über unsere Probleme, konnten einfach über alles reden. Und auf einmal war er weg, und ich hatte keine Ahnung, wo er sich aufhielt und wie es ihm ging. Mittlerweile war es Anfang Oktober. Montagabend, neunzehn Uhr. Ich lag im Bett und starrte an die Decke. Ich war mit allem unzufrieden und da mich alles ankotzte, habe ich mich dazu entschlossen, eine Woche lang krank zu machen. Diesen Abend, an dem ich Hans zum letzten Mal sah, hatte ich schon lange vergessen und wenn ich ehrlich bin, nie recht daran geglaubt. Mir war einfach zum Heulen zumute. Es war genau 19 Uhr 10, als es an meiner Zimmertüre klopfte, die Türe ruckartig geöffnet wurde und Hans in meinem Zimmer stand. „Walter, pack deine Sachen wir fahren nach Bagdad“! Kein Servus, kein Grüß dich. Nein, nur, „Walter, pack deine Sachen, wir fahren nach Bagdad“! WANN? „Jetzt sofort, komm, pack alles nötige zusammen, wir fahren gleich los“! Ich dachte nur, du große Scheiße, wie soll ich das jetzt nur machen? He, Hans, das geht jetzt nicht, ich bin im Krankenstand und mein Vater reißt mir den Kopf ab. „Willst du mit, oder nicht“? wurde ich gefragt. „Ich habe nicht viel Zeit, und muss heu-te Nacht noch nach Luzern, in die Firma fahren“. Verdammt! Und ich wollte mitfahren. Mein Herz klopfte, als hätte ich in meinem Bett eben eine Giftschlange gefunden. In diesen Sekunden verspürte ich Angst, Verzweiflung und den starken Drang in die Ferne zu ziehen. Ich zitterte am ganzen Körper vor Aufregung. Wie sollte ich das meinem Chef und meinen Eltern erklären. Sodass sie mich verstanden? Das Fernweh war stär-ker als alles andere, und so entschloss ich mich mitzugehen. Und nichts auf der Welt hätte mich jetzt noch zurückhalten können. Das war die Chance meines Lebens. Wäh-rend ich mich anzog, erkundigte ich mich, was ich alles einpacken sollte. Seinen Rat befolgend, verstaute ich nur zweckmäßige Sachen in meinem Koffer. Diesen ließ ich vorsichtshalber in meinem Zimmer stehen und wir gingen beide zu meinen Eltern in den unteren Stock. Innerhalb von zehn Minuten erklärte ich Vater und Mutter mein Vorhaben und war schon mit dem Auto unterwegs zu meiner Firma, um auch das noch abzuklären. Mein Chef hatte komischerweise vollstes Verständnis und meinte nur. “Du kommst gerne wieder zurück und wenn du wieder hier bist, dann meldest du Dich wieder. Denn, junge Menschen sollte man nicht daran hindern, wenn sie etwas erleben und reisen möchten“. Ich bedankte und verabschiedete mich bei meinem Boss und ging zum Auto. Wir fuhren zurück, um den Reisepass und den Koffer zu holen, Um 20 Uhr 15 waren wir schon auf der Walgauautobahn Richtung Luzern. – Meinen Eltern ließ ich keine Zeit zu reagieren. Auf der gut zweistündigen Fahrt dorthin, gab mir mein Freund wichtige Tipps und gute Ratschläge für die Fahrt in den Orient. Denn, es könnte durchaus sein, das ich diese Tour auch alleine machen müsse. Wieder so ein Moment, wo ich trocken schlucken musste und auch insgeheim hoffte, dass dem wohl nicht so sein würde. „Fahre niemals in der Nacht, hörst du. Nie, das ist viel zu gefährlich. Es sind unbeleuch-tete Pferdegespanne unterwegs, Schlaglöcher in der Größe einer Badewanne. Bis Is-tanbul kannst du mit deinem Laster übernachten wo immer du willst, aber fahre nicht in der Nacht. In Istanbul gibt es eine Möglichkeit zu übernachten, in einem Fernfahrercamp, man nennt es Londracamp. Da bekommst Du alles, kannst deinen Laster waschen und reparieren lassen. Und jetzt Walter, kommt das allerwichtigste. Wenn du die Bosporusbrücke überquert hast und du in Asien bist, halte dich unbedingt daran, auch am Tag nur im Konvoi fahren, schließ dich anderen an und fahre mit ihnen zusammen. Und übernachte nur in bewachten Camps. Das kostet zwar ein wenig, aber du kannst sicher sein, das man dir nichts klaut und du am Morgen noch lebst“. Mir kam vor das mein Freund ein wenig übertrieb und trotzdem musste ich wieder trocken schlucken. „Diese Camps sind alle sechs-, bis siebenhundert Kilometer. Die musst du in einem Tag einfach schaffen, bevor es dunkel wird. Bei uns wäre das kein Problem so eine Strecke zufahren, aber in der Türkei sieht alles anders aus“. Weiter meinte Hans zu mir. „Kauf dir ein paar Pornohefte, mit denen kannst du zum Beispiel Zollbeamte oder einen Tankwart schmie-ren, wenn dieser dir kein Diesel geben will. Und kauf dir einen Wasserkanister, einen großen, und einen Gaskocher mit einigen Reservekartuschen. Lebensmittel für vier bis sechs Wochen. denn in dieser Region, in die du fahren musst, wird es nicht mehr viel zu essen geben was dir schmecken wird“. Während der Fahrt von Bludenz nach Luzern, gab mir Hans Tipps und Erklärungen, von den Zollangelegenheiten angefangen, bis hin zur Rückkehr in die Schweiz. Mir brummte der Kopf, soviel sollte ich befolgen und mir merken. Es war Montagabend dreiundzwanzig Uhr. Hans zeigte mir noch die Firma und die Lastwagen die in Reih und Glied auf dem Parkplatz standen. Anschließend gingen wir zum nahe gelegenen Gasthaus, bestellten uns jeder ein Bier und etwas zu Essen. Gleich nach dem Essen bezogen wir unser Quartier. Obwohl ich zuhause den ganzen Tag im Bett lag, war ich jetzt auf ein-mal todmüde. Dann legte ich mich in mein Bett und schlief auch sofort ein. Irgendwann in der Nacht wachte ich total nervös auf. Wieder kamen mir alle möglichen und unmöglichen Gedanken in den Sinn. Was doch alles auf dieser Reise passieren könnte. Und dann fiel mir etwas ein, das mich nicht mehr einschlafen ließ. Der Irak befand sich mit dem Iran im KRIEG!!! Mann! Auf was hatte ich Idiot mich hier nur eingelassen? Warum war mir das nicht früher eingefallen? In Gedanken sah ich mich verwundet neben meinem ausgebrannten Lkw im Straßengraben liegen, oder als Gefangener in einer stinkenden Zelle dahin vegetieren. Was wäre wenn die Iranischen Luftstreitkräfte unseren Konvoi bombardierten? Sie würden doch etwa nicht die Straßen vermint haben? Schweißgebadet wälzte ich mich im Bett hin und her.