Memminger Tabernakel - Johannes Hohenhagen - E-Book

Memminger Tabernakel E-Book

Johannes Hohenhagen

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Beschreibung

Eine mysteriöse Anzeige in der Zeitung... Eine sonderbare Entführung und ein verzwicktes Rätsel in Form einer Schnitzeljagd halten Kommissar a.D. Rabe und seinen Mitstreiter Pastor Mühlenfeld auf Trab! Zusammen mit einer Gruppe junger Leute sind sie dem Rätsel des Memminger Tabernakels auf der Spur. Wird es ihnen gelingen, ehe das Ultimatum abläuft? Das ungleiche Duo des pensionierten Allgäuer Kommissars und des sehr belesenen Pastors ist eine erfrischende Mischung, gespickt mit interessanten Dingen aus der Zeit der Reformation, der Geschichte Memmingens und des Unterallgäuer Umlandes. Ein etwas anderer Krimi - spannend bis zur letzten Seite! Fortsetzung folgt. . .

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Seitenzahl: 74

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ähnliche


INHALTSVERZEICHNIS:

DAS RÄTSEL

EINE KNIFFLIGE AUFGABE

DAS ERSTE TREFFEN

DER BÜCHERWURM

KIDNAPPING

DER ENTFÜHRER MELDET SICH

MEMMINGER TABERNAKEL

GEFANGEN

ÜBERRASCHUNGEN

STRESSFAKTOREN

DIE FLUCHT

ENDLICH AUF „DU“ UND „DU“

IM BUNKER

DIE SUCHE NACH HERMINE

GLÜCKLICHES WIEDERFINDEN

HERRMANN HÄUSER TAUCHT WIEDER AUF

WAGEMUTIGES ABENTEUER

DIE FALLE

WELCH EINE AUFREGUNG

DAS NÄCHSTE ABENTEUER BEGINNT

FINALE

1. DAS RÄTSEL

„Schaut mal, was da heute Komisches in der Memminger Zeitung steht“, meinte Sebastian zu seinem Freund und Kollegen Jens.

Jens Fischer war ein Mann der sich für alles Außergewöhnliche interessierte und gerne hinter den „Fassaden schnüffelte“, wie er sich auszudrücken pflegte.

Gemeinsam mit seinem alten Schulfreund Sebastian Rabe hatten sie mit zwei Mitkommilitonen die Fantasy-Rollenspielwelt „Mittelalter 1183“ vor drei Jahren gegründet.

Dort schlüpfte jeder in eine andere Rolle hinein.

Man konnte dann so sein, wie man wollte.

Dementsprechende Alter Egos hatten die beiden sich auch zugelegt:

Aus Jens wurde Hugo von Welfensohn, ein adliger Ritter, der alles Unrecht bekämpft und sein Schwert nur in den Dienst der Gerechtigkeit stellt. Sebastian hingegen wurde zu Johannes vom Berg. Er liebte Berge über alles und mit seinen 1,90 m Größe, den schulterlangen gelockten Haaren hatte er auch das richtige Aussehen für die Rolle, ganz zu schweigen, von den vielen Verehrerinnen, die er hatte, seit sich an der Uni herum gesprochen hatte, dass er wieder zu haben war.

Allein Susanne Schäfer, seine Mitkommilitonin und auch Mitstreiterin beim Rollenspiel hatte keine Augen für ihn. Sie war Patricia von Hohenstein. Ihre blonde Löwenmähne konnte sie nur mit diversen Kämmen und Spangen bändigen. Bei ihrer Größe von 1,70 Meter und ihrer Modelfigur schauten ihr viele Männer hinterdrein, wenn sie unterwegs war. Aber ihr Herz gehörte dem Vierten im Bunde. Egbert Mühleisen, kurz Ecki genannt, liebte sein Alter Ego Jonathan von Greifenberg.

Und so kam es nicht selten vor, dass sie sich auch mit ihren Rollennamen riefen.

Seit kurzem benutzten sie ihre Rollennamen für ein weiteres Projekt: Geocaching. Das ist eine Art Schnitzeljagd mit GPS-Geräten.

„Was ist denn los, Jensi?“ fragte Sebastian.

„Lies selbst und urteile dann“, meinte dieser nur und hielt Sebastian die Zeitung hin.

Dort war ein Artikel dick umrandet worden von seinem Freund Jens.

„47.98575 10.17247 - 2652122“

„Was soll das denn bitte schön?“ fragte Jens, nachdem Sebastian ihn mit großen Augen angesehen hatte.

Der 23-jährige Sebastian zuckte mit den Schultern und gab Jens die Zeitung zurück.

„Ich werde es unseren beiden Turteltauben auch zeigen, wenn sie gleich eintreffen.“ Eine halbe Stunde später waren die vier vollzählig zu ihrem wöchentlichen Rollenspiel-Abend versammelt.

Jens holte die Zeitung hervor und zeigte die seltsame Anzeige seinen Freunden.

Die beiden studierten sie und schauten zuerst ratlos nach unten.

„Und wenn wir meinen Nachbarn, den Pastor fragen?“ meinte Susi, wie sie genannt wurde.

„Gute Idee!“

Sebastian ging zum Telefon und holte es her. Das Kabel war glücklicherweise lang genug.

Er konnte Mobiltelefone und Handys nicht leiden!

Er war vom lieben Gott mit einer super sensitiven Ader ausgestattet worden. Jede Strahlung spürte er sofort und so war alles aus seiner Wohnung verbannt, was auch nur die kleinsten Zeichen von Elektrosmog anzeigte.

Susanne wählte die Nummer des Pastors.

„Pastor Mühlenfeld, was kann ich für Sie tun?“ meldete er sich ordnungsgemäß.

„Grüß Gott, Herr Pastor“, antwortete Susanne.

„Hier spricht Susi, ihre Nachbarin von gegenüber. Haben Sie vielleicht heute schon die Zeitung gelesen?“ Der Pastor schmunzelte am anderen Ende der Leitung.

„In der Tat, Susi, in der Tat! Du spielst sicherlich auf diese sonderbare Anzeige mit den Zahlen an, gell?“ fragte er.

„Das stimmt! Werden Sie daraus schlau?“

Pastor Erwin Mühlenfeld war ein besonnener, ruhiger Mensch, der aber ein seltsames Hobby hatte. Das Lösen von kniffeligen Problemen aller Art. Selbstredend, dass er schon als Bub neben den obligatorischen Karl May Romanen auch alle Abenteuer von Sherlock Holmes und Dr. Watson begierig verschlungen hatte.

Gerne hätte er auch einmal so einen Fall gelöst.

Susanne war mit ihren 22 Jahren die Jüngste in der Rollenspiel Runde und war Pastor Mühlenfeld schon seit ihrem Konfirmationsunterricht bekannt. Deshalb duzte er sie auch immer noch. Sie mochte den 60-jährigen, drahtigen Mann etwa wie einen Großvater.

„Ich habe da eine Idee“, meinte er zu Susanne.

„Und die wäre?“ fragte sie interessiert zurück.

„Nichts fürs Telefon. Wann hast du oder besser ihr vier Zeit?“ fragte er zurück.

Mühlenfeld wusste, dass die vier Freunde wöchentlich jeden Sonntag ihre Fantasy Mittelalter Welt ins Leben riefen.

„Moment, Herr Pastor“, sagte sie und hielt die Muschel des Hörers zu.

„Sollen wir heute ausfallen lassen?“ Pastor Mühlenfeld hat eventuell eine Idee. „Ihr wisst doch, er fährt voll auf Zahlenrätsel und so was ab…“

Die vier beratschlagten kurz und kamen dann zum Ergebnis, dass die heutige Runde ausfallen konnte.

Das Rätsel war spannender!

„Gut, Herr Pastor. Sollen wir zu Ihnen kommen oder Sie zu uns hier bei Sebastian?“ fragte Susanne.

„Wenn es euch nichts ausmacht, dann kommt doch zu mir nach Benningen“, sagte der Pastor.

„Gut wir fahren gleich los. Von Ottobeuren bis zu Ihnen dauert es etwa 15 Minuten.“

„Fein, dann bis gleich.“

Der Pastor legte auf.

Erwin Mühlenfeld war gerade erst umgezogen. Seit drei Monaten war er im Vorruhestand und genoss jetzt sein neues Leben!

Sebastian war der Einzige, der in Ottobeuren wohnte. Susi wohnte vis-a-vis von Erwin Mühlenfeld und Jens und Ecki in Memmingen.

Es lag zwar schon Schnee, aber für November war es noch nicht zu kalt. Die Straßen waren frei.

13 Minuten später erreichten die vier jungen Leute das kleine Haus des Pastors.

Er begrüßte alle vier mit herzlichem Handschlag.

„Wo ist denn Hermine?“ fragte Susi.

„Ach, Sie ist bei Verwandten unterwegs. Sie wird bestimmt bald zurück sein.“

Erwin Mühlenfeld schmunzelte. „Die Gute geht viel zu selten aus dem Haus. Ich gönne ihr die freie Zeit von Herzen.“

Hermine Klein, 58 Jahre alt, war die Haushälterin des Pastors. Sie war schon viele Jahre bei ihm. Trotzdem hatte sich nie etwas zwischen ihnen abgespielt. Seit dem Tod seiner Frau Helga hatte der Pastor kein Interesse mehr an einer Beziehung gehabt und sich neben seinem Beruf als Pastor, sich seinem Hobby der Kriminologie, wie er es nannte, verschrieben.

Da die Ehe kinderlos geblieben war, kümmerte er sich fast väterlich in den vielen Jahren um seine Schützlinge, die jährlich zum Konfirmandenunterricht kamen.

Sein großes Geheimnis aber durfte er nicht laut kundtun, obwohl es viele aus seiner „Herde“ wussten. Er war fest davon überzeugt, dass es Reinkarnation gab, nur durfte er offiziell nicht darüber sprechen.

Seit er vor einem halben Jahr einen gebrauchten, guterhaltenen Computer bekommen hatte, war sein Leben wie verändert.

Ecki hatte ihm einen „Crash Kurs“ gegeben und mit viel Fleiß hatte der 60-jährige das nötige Fachwissen antrainiert, um diesen auch benutzen zu können.

Vor allem ungeklärte Morde, Geheimniskrämereien und Verschwörungen hatten es ihm angetan.

„Ich habe einen möglichen Ansatzpunkt, liebe Freunde“, begrüßte er die vier jungen Leute.

„Was denn für einen?“ fragte Sebastian interessiert.

„Setzt euch erst einmal. Ich habe dort einige Flaschen Mineralwasser und zwei Flaschen Apfelsaft sowie fünf Gläser hingestellt. Bedient euch ruhig.“

Nachdem alle saßen, begann er zu reden: „Also, ihr wisst, dass ich mich mit außergewöhnlichen Dingen beschäftige. Auch die Secondhand Läden in Memmingen sind für mich immer eine Goldgrube. Neulich las ich ein Buch über Numerologie. Kennt ihr so etwas?“

Sebastian und Jens nickten.

Susanne und Ecki schauten überrascht drein.

„Aha, ihr beiden wisst also nicht, wovon ich spreche. Nun gut, dann werde ich kurz ein wenig darüber sprechen“, sagte er. „Also: Bei der Numerologie geht es darum, dass jeder Zahl ein Buchstabe zugeteilt wird.

A=1 bis I=9 und dann wieder mit J=1 bis R=9 und dann der Rest des Alphabets beginnend mit S=1.

Ihr seht also, es ist im Prinzip ganz einfach…“

„Ich glaube, wir schreiben es uns auf einen Zettel auf, dann ist es besser nachzuvollziehen, was Sie meinen“, sagte Susanne.

Der Pastor nickte.

„Gute Idee“, und holte mehrere Zettel, die er verteilte.

Er sagte kurz noch einmal die Bedeutung und dann fuhr er fort:

„Ich hatte zuerst eine Gänsehaut bekommen, als ich mir die einzelnen Zahlen und dann ihre Zuordnung ansah… Die vorderen Zahlen bedeuten etwas anderes als die hinteren, denn mit denen kann ich etwas anfangen. Den vorderen noch nicht…“

Sebastian unterbrach ihn.

„Was ergibt sich denn aus den hinteren Zahlen?“

Die vier schauten den Pastor ungeduldig an.

„Ich denke, die Zahlen entschlüsselt zu haben, die im hinteren Teil standen. Passt einmal auf“, sagte er und kratzte sich hinter dem linken Ohr.

„Also, dort steht: 2652122!Die Zahl 2 bedeutet die Buchstaben B, K oder T. So fing ich an. Heraus kam das Wort KONTAKT, was ich auch recht logisch finde…

Ich habe alle möglichen Kombinationen durchprobiert, aber nur diese Eine scheint schlüssig zu sein.“

Sebastian und Jens schmunzelten und nickten dann.

„Aha, ihr denkt auch, da kommt was auf uns zu?“ fragte Mühlenfeld.

„Ja, so was könnte durchaus sein“, meinte Jens.