Menschen. Typen. - Philipp Charaoui - E-Book

Menschen. Typen. E-Book

Philipp Charaoui

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Beschreibung

Die Wissenschaft unterschied bis jetzt zwischen fünf und sechs Flamingo-Arten. Bis jetzt! Denn 19 Kurzgeschichten erzählen von weitaus mehr Beobachtungen der exotischen Lebensformen. Jede Geschichte eine einzigartige rosarote Begegnung. "Menschen.Typen." - Begegnungen und Beobachtungen. Eine illustrierte Kurzgeschichtensammlung, mit eigenwilligen Flamingo- und Menschentypen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 66

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Ähnliche


Philipp Charaoui

Menschen. Typen.

Begegnungen und Beobachtungen

© 2022 Philipp Charaoui

Umschlag, Illustration: Philipp Charaoui

Lektorat, Korrektorat: Birgit Freudemann, Karl-Heinz Düvel

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback

978-3-347-47544-1

Hardcover

978-3-347-47546-5

e-Book

978-3-347-47556-4

Großdruck

978-3-347-47560-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Allen guten Menschen und Flamingos gewidmet.

Philipp Charaoui

Menschen. Typen.

Begegnungen und Beobachtungen

Kurzgeschichten

Der Pfälzer Rädnegg

Geheimname Günni

Elena und die Liebe

Manni

Mary und der Herbst

Prof. Dr. von Bornhenning

Cosmopolit in Berlin

Henry lässt die Beine baumeln

Virginia und die Kinder

Der Hobbit aus Waterford

Im Auto des Philosophen

Schreiber

Der kleine Prinz und die Seilbahn

Tolstoi der Serbe

Rainer-Maria und der Tango

Charlottes Pinnwand

Life of a Salesman

James wird ne‘ Banane

Das Faultier

Vorwort

Menschen kann man nicht interpretieren (S.H.)

Der Pfälzer Rädnegg

Als Oberfranke wird man ja schon mit der Abneigung gegen Bayern und einem Hass gegen die Oberpfalz geboren. Stolz sind wir auf unsere Vergangenheit und stempeln gerne unsere weißblauen Nachbarn ab. Gerade die Nächsten sind uns die Fernsten: Die Oberpfälzer. Im Wald sollen sie hausen, ohne Moral und Sitte wie Barbaren fressen und saufen. Ja gerade dem Bier sagen sie regelmäßig stark zu. Sie reden so wirr und undeutlich, dass es für zivilisierte Franken wie animalisches Gebelle klingt. Vorurteile mag man das nennen, doch wie so oft im Leben gibt es auch hier einen wahren Kern. Ich suchte nach meinem ersten Auto und fand auf Ebay-Kleinanzeigen genau das, was ich wollte – einen Volvo V701.

Ein robustes langes Auto, in dessen Kofferraum mit Leichtigkeit eine Matratze passte. Optimal, um längere Roadtrips nach Frankreich zu bestreiten. Das Angebot war auch direkt in meiner Nähe: Wunsiedel im Fichtelgebirge.

Frohen Mutes rief ich den Anbieter an. Es sprach eine Männerstimme, so schnell und undeutlich, dass ich erst mal um Wiederholung bat. Der Anbieter erklärte mir, dass mit dem Auto alles in Ordnung sei und er es verkaufen wolle. Also fragte ich ihn, wo man den Volvo in Wunsiedel abholen könne. „Wunsiedel? Ne, ne, Nagel.“ Nagel. Oha, ein Nagler, fuhr es mir durch den Kopf. Nagel lag gerade noch in Oberfranken. Allerdings ging dem Ort der Ruf voraus, pfälzischer als Schwandorf zu sein, denn die barbayrische Sitte nutzte es als Sprungbrett in die Zivilisation. Ein Nagler, ein Nagler, ein Nagler. Die vorprogrammierten Warnsignale setzten ein. Er antwortete: „Auf der Wurmloh, ruf dann an, dann hole ich dich ab. “Er legte auf. Wurmloh? Wo zum Henker soll denn das bitte sein? Der Ortsbegriff „Loh“ beschreibt meistens irgendein Gebiet in der Pampa, einen verlassenen Sektor, wüst-leer, trostlos und am Arsch der Welt. Na, das kann ja lustig werden. Mein Freund Sepp wollte sich das Auto auch mit ansehen und wissen, wo wir hinfahren sollten. „Wurmloh, bei Nagel.“ Seine Antwort überraschte mich. „Ach so, am Wurmlohpass … das ist aber nicht der Typ mit den vielen Autos im Wald? Der schuldet uns noch 600€.“ Sepps Familie hatte ein Unternehmen und verkaufte Brennholz, oft auch an Menschen, die ihre Rechnungen für die Scheite nicht beglichen. Spätestens jetzt schellten bei mir die Alarmsignale. Er: „Bestimmt ist das der Typ, wer sonst haust in solch gottverlassener Gegend und verkauft alte Autos?“

Mir blieb nichts anderes übrig, als das Auto zumindest anzusehen. Es war wirklich günstig und total in der Nähe. Und so fuhren wir zu zweit auf dem Motorrad Richtung Wurmlohpass. Der Weg schlängelte sich bergauf, auf einer leeren Straße durch tiefe Fichtenwälder bis zu einem grünen Schild, das die zerstreute Einöde Wurmloh kennzeichnete. Wir hielten auf der rechten Straßenseite an, stiegen ab und sahen uns um. Ein heruntergekommenes Haus. Abblätternde Asbestfliesen, fehlende Gardinen und ein löchriger Gartenzaun. Im Garten selbst standen drei Autos mit offensichtlichem Totalschaden. Ansonsten gab es weiter nicht viel und auch vom Verkäufer keine Spur. „Ruf ihn mal an“, kam es dumpf aus dem Helm vor mir. Ich holte mein Handy aus der Jacke und wählte den Kontakt „Volvo“. Die sich überschlagende Stimme antwortete. Ich sagte: „Wir sind da“ – und der Anruf wurde beendet. Während ich das Handy einpackte, hörten wir ein Knattern, das aus dem Wald auf der anderen Straßenseite zu uns drang. Es wurde zunehmend lauter. Schließlich entdeckte ich die Quelle des Geräuschs. Auf einem heruntergekommenen Moped düste ein schlanker Mann im Unterhemd. Als er näher kam, fiel mir sein rotblondes Haar auf und eine abgeranzte Jeans. Das Motorrad schallte wie eine Kettensäge. Ohne zu schauen, ob auf dieser gottverlassenen Straße ein Auto daherkam, gingen wir zu ihm rüber. Wir gaben uns die Hand, woraufhin er einen Schwall Worte losließ. „Kommt … mir … hinterher“ filterte ich aus dem Wörterchaos heraus. Wir schwangen uns auf Sepps Motorrad und folgten dem die Stille zerfetzenden Laut des Mopeds. Während wir in der Benzinfahne des Naglers auf einem Feldweg dahinfuhren, dachte ich an Rednecks in den Tiefen amerikanischer Wälder. Arme Farmarbeiter, White Trash, die das Leben in vollen Zügen auslebten, abgenutzte Kleidung trugen und ihren eigenen Schwarzgebrannten soffen. Der Nagler vor uns schien uns in diese Welt zu entführen, in die kaum regulierte Welt der Einsiedelei. Ich grinste unter meinem Helm. Sepp bremste. In meinem begrenzten Sichtfeld erblickte ich eine Einfahrt, deren Ytongsteine rechts und links von allerlei verschiedenen Straßenschildern bedeckt wurden. Mein Grinsen wurde breiter – der Typ war Kleptomane. Hier, außerhalb der Gesellschaft, ging er seinem Sammlertum nach, ungestört von Regeln. Im Hof eine rote Scheune und um uns herum standen mehrere angegriffene Autos. Er parkte sein Moped neben einem VW-Bus, an dem ein alter Typ mit blauer Cappy, Bart und Shorts in der Sonne schweißte. Als wir vom Motorrad abstiegen, schossen zwei Hunde auf uns zu, die der Nagler direkt zurückrief und mit seinem Wörterwulst übergoss. Das Anwesen war sehr belebt. Eine Gruppe Jugendlicher saß vor neuen Autos. Sie quatschten miteinander, während die Hunde herumflitzten. „Wer ist wer, wer will den Volvo kaufen?“, fragte der Verkäufer. Unbeholfen deuteten wir auf mich. Wortlos wandte er sich von uns ab, lief los. Überrumpelt versuchten wir mit ihm Schritt zu halten, als er um den VW-Bus herumschritt. Wir kamen an eine Art Parkplatz mitten in der Wiese, mit allerlei alten Autos. Da standen unter anderem zwei VW-Käfer, ein weiterer Bus und sogar ein Schneemobil. Mein Volvo ruhte in der Mitte des Parkplatzes, zugeparkt von allen Seiten. Der Nagler wischte mit großzügiger Armbewegung eine Menge Laub von der Windschutzscheibe und präsentierte stolz sein Schnäppchen. „Haben wir gleich …“, sprach er und begann, Autos, die im Weg standen, auf die Wiese zu fahren, quetschte sich sodann in den Volvo, startete ihn und fuhr ihn auf den Feldweg. Im Leerlauf brummend stand das Auto nun vor uns, und mit schnellen Handbewegungen flitzte der Nagler um das Auto herum und beschrieb den einwandfreien Zustand. „Kein Rost … läuft perfekt … 700 km hierher gefahren von der Ostsee. Probefahrt auf der Wiese?“, schoss es uns entgegen. Die Frage löste in mir Unentschlossenheit aus. Ich hatte noch nie ein anderes Auto gefahren als das meiner Eltern, während Sepp totaler Motorenfreak war. Deshalb blickte ich ihn hilfesuchend an: „Magst du fahren?“ Er war nicht überrascht, das von mir zu hören, antwortete aber: „Ist dein Auto, das musst schon du fahren.“ Wenig selbstbewusst ließ ich mich auf dem Fahrersitz nieder, doch als ich kuppelte und das Lenkrad in der Hand hielt, merkte ich, dass es völlig unproblematisch war, eben wie jedes andere Auto auch. Der Nagler saß auf dem Beifahrersitz und bleckte mir ein breites Grinsen entgegen, mit Schneidezähnen gelborange wie Zigarettenfilter. Anstatt auf die Straße zu fahren ging es über eine Wiese, auf einen Weg neben einem Bach entlang und im ersten Gang