Menschenhafen - John Ajvide Lindqvist - E-Book

Menschenhafen E-Book

John Ajvide Lindqvist

3,8
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Papa, was ist das? Da drüben auf dem Eis?" Ein strahlend schöner Wintertag. Anders steht mit seiner sechsjährigen Tochter im Leuchtturm der Insel Gåvasten und schaut aufs Meer hinaus. Eis, überall Eis. Und Schnee. Was hat seine Tochter da in der Ferne erspäht hat? Da ist doch nichts. Kurz darauf läuft Maja hinaus, um nachzusehen - und der Albtraum beginnt. Obwohl sie auf der freien Eisfläche nicht verschwinden kann, passiert genau das. Plötzlich ist sie weg. Spurlos verschwunden. Anders und seine Frau haben kein Kind mehr ...

Jahre später erreichen Anders plötzlich mysteriöse Botschaften. Lebt Maja etwa noch?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 794

Bewertungen
3,8 (18 Bewertungen)
6
6
3
3
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverÜber den AutorTitelImpressumWidmungWillkommen auf Domarö1 · VertriebenDas Meer gab und das Meer nahmÜber SmäcketLiebe in den SchärenTreibholzAlte BekannteKeiner liebt uns2 · BesessenKörper im WasserEiderenteWundersame WegeDie AbgewandtenAuf dem Friedhof ...

Über den Autor

John Ajvide Lindqvist, geboren 1968, ist aufgewachsen in Blackeberg, einem Vorort von Stockholm. Dort leben auch die Helden seines weltweit erfolgreichen Romandebüts So finster die Nacht, das für das internationale Kino verfilmt wurde. Der »schwedische Stephen King« (Dagens Nyheter) begann seine Karriere als TV-Standup-Comedian und widmet sich seit einigen Jahren ganz dem Schreiben von Thrillern mit Horrorelementen – mit großem Erfolg. Er zählt zu den größten Talenten der schwedischen Literaturszene und wurde 2008 mit dem renommierten Selma-Lagerlöf-Preis ausgezeichnet.

Menschenhafen ist sein dritter Roman.

John Ajvide Lindqvist

MENSCHENHAFEN

Roman Übersetzung aus dem Schwedischen von Paul Berf

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Dieser Titel ist auch als Hörbuch bei Lübbe Audio lieferbar.

Titel der schwedischen Originalausgabe: »Människohamn«

Für die Originalausgabe: Copyright © 2008 by John Ajvide Linqvist Published by arrangement with Leonardt & Høier Literary Agency aps, København. Originalverlag: Ordford, Stockholm

Für die deutschsprachige Ausgabe: Copyright © 2009 by Bastei Lübbe AG, Köln Umschlaggestaltung: Hilden Design, München Umschlagmotiv: Artwork Hilden Design unter Verwendung eines Motivs © Korre/photocase E-Book-Produktion: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-8387-0955-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Für meinen Vater Ingemar Pettersson (1938–1998) Der mir das Meer schenkte Den das Meer mir nahm

Willkommen auf Domarö

Es ist ein Ort, den Sie auf keiner Seekarte finden werden, es sei denn, Sie schauen ganz genau hin. Die Insel liegt gut zwei Seemeilen östlich von Refsnäs in den südlichen Schären der Roslagen genannten Landschaft nördlich von Stockholm, in der Nähe des Festlands, weit entfernt von den Inseln Söderarm und Tjärven am Rande des offenen Meers.

Sie müssen ein paar Inseln wegnehmen, leere Wasserflächen zwischen ihnen schaffen, um Domarö entdecken zu können. Dann werden Sie auch den Leuchtturm auf Gåvasten und all die anderen Landmarken sehen, die in dieser Geschichte auftauchen.

Auftauchen, oh ja. Das trifft es genau. Wir werden uns an einem Ort bewegen, der für den Menschen neu ist. Zehntausend Jahre hat er unter Wasser gelegen. Aber seither steigen die Inseln auf, und zu den Inseln kommen Menschen, und mit den Menschen die Geschichten.

Dann fangen wir mal an.

1

VERTRIEBEN

Wo Wellen rauschen und Stürme brausen.

Wo Brandung donnert und Salzwasser schäumt,

dort steigt aus dem Meer unser Land.

Unser Erbe, von Vätern der Jugend vermacht.

LENNART ALBINSSON – RÅDMANSÖ

DAS MEER GAB UND DAS MEER NAHM

Wer fliegt gefiedert dorthin, wer steigt

aus schwarzglänzenden Wassern empor?

GUNNAR EKELÖF– TJÄRVEN

Über den Sanddorn

Vor dreitausend Jahren war Domarö kaum mehr als ein großer flacher Stein, der aus dem Wasser ragte, gekrönt von einem Findling, den das Eis zurückgelassen hatte. Eine Seemeile östlich erblickte man den runden Hügel, der später aus dem Meer aufsteigen und den Namen Gåvasten bekommen sollte. Sonst gab es nichts. Es sollte weitere tausend Jahre dauern, bis es die umliegenden Felseneilande und Inseln wagten, ihre Scheitel zu heben und zu jener Inselgruppe zu werden, die heute den Namen Schären von Domarö trägt.

Da war der Sanddorn bereits nach Domarö gekommen.

Unterhalb des riesigen Findlings, den das Eis entlassen hatte, war eine Uferlinie entstanden. In ihrem Steingewirr suchte sich der Sanddorn mit seinen Kriechwurzeln einen Weg, fand Nährstoffe in verrottendem Tang, wuchs, wo es eigentlich nichts gab, worin man wachsen konnte, und klammerte sich an die Steine. Der Sanddorn. Der Härteste der Harten.

Und der Sanddorn trieb neue Wurzeln, kroch am Ufersaum entlang und wuchs in die Höhe, bis sich eine metallisch grüne Borte wie ein Schifferbart um Domarös unbewohnte Ufer legte. Vögel pickten sich die feuergelben Beeren mit ihrem bitteren Orangengeschmack, flogen mit ihnen zu anderen Inseln und verkündeten so das Evangelium des Sanddorns an neuen Ufern, und binnen weniger hundert Jahre sah man die grüne Borte in allen Himmelsrichtungen.

Doch der Sanddorn schaufelte sich sein eigenes Grab.

Der Humus, der sich aus seinen vermodernden Blättern bildete, war nährender als alles, was die Ufersteine zu bieten hatten. Daraufhin sah die Erle ihre Chance gekommen. In den Nachlass des Sanddorns säte sie ihren Samen aus, wuchs und wurde immer stärker. Der Sanddorn vertrug weder die stickstoffhaltige Erde, die durch die Erlen entstand, noch den Schatten ihrer Blätter, und zog sich ans Wasser zurück.

Mit den Erlen kamen weitere, noch anspruchsvollere Pflanzenarten, und stritten sich um den Platz. Der Sanddorn war an eine Uferlinie vertrieben worden, die viel zu langsam wuchs, in hundert Jahren hob sich das Land nur um einen halben Meter. Obwohl er den anderen Pflanzen das Leben geschenkt hatte, war der Sanddorn verdrängt worden und lebte nun auf dem Altenteil.

Also steht er dort am Ufer und wartet auf seine Stunde. Unter seinen schmalen, seidig grünen Blättern sind Dornen. Große Dornen.

Zwei kleine Menschen und ein großer Stein (Juli 1984)

Sie gingen Hand in Hand.

Er war dreizehn, und sie war zwölf. Wenn jemand aus ihrer Clique sie gesehen hätte, wären sie auf der Stelle tot umgefallen. Sie schlichen durch den Nadelwald, horchten auf jedes Geräusch und jede Bewegung, als wären sie unterwegs in geheimer Mission. In gewisser Weise waren sie das wohl auch: Sie würden ein Paar werden, aber das wussten sie noch nicht.

Es war fast zehn Uhr abends, aber der Himmel war noch so hell, dass sie die Arme und Beine des anderen als bleiche Bewegungen auf dem Teppich aus Torf und Erde sahen, auf dem noch die Hitze des Tages lag. Sie wagten nicht, einander ins Gesicht zu sehen, denn wenn sie es täten, würden sie etwas sagen müssen, und es gab keine guten Worte.

Sie hatten beschlossen, zum Stein hinaufzusteigen. Als sie eine Weile auf dem Pfad zwischen den Fichten gegangen waren, hatten sich ihre Hände berührt, und einer von ihnen hatte zugegriffen, und dabei war es geblieben. Nun gingen sie Hand in Hand, und jedes Wort hätte das Einfache schwer gemacht.

Anders’ Haut fühlte sich an, als wäre er den ganzen Tag in der prallen Sonne gewesen. Es glühte und brannte überall, und ihm war schwindlig wie von einem Sonnenstich. Er hatte Angst, über eine Wurzel zu stolpern, Angst, dass seine Hand schwitzte, und Angst, sein Verhalten könnte in für ihn unverständlicher Weise ein Verstoß sein.

Manche in ihrer Clique gingen miteinander. Martin und Malin gingen jetzt miteinander. Früher war Malin mit Joel gegangen. Manchmal lagen sie zusammen und küssten sich, wenn alle es sahen, und Martin behauptete, er und Malin hätten unten bei den Fischerschuppen Petting gemacht. Unabhängig davon, ob dies nun der Wahrheit entsprach oder nicht, durften sie solche Dinge sagen, solche Dinge tun.

Erstens waren sie ein Jahr älter, und zweitens sahen sie gut aus. Super. Dadurch waren eine Menge Dinge erlaubt, und sie konnten eine andere Sprache benutzen. Es wäre sinnlos gewesen, mit ihnen mithalten zu wollen, das konnte nur peinlich werden. Man sollte dasitzen, den Mund vor Staunen nicht mehr zubekommen und versuchen, an den richtigen Stellen zu lachen. So war es eben.

Anders und Cecilia waren keine Freaks. Sie waren keine Außenseiter wie Henrik und Björn, oder Hubba und Bubba, wie sie genannt wurden, gehörten aber auch nicht zu denjenigen in ihrer Clique, die die Spielregeln bestimmten und entschieden, welche Insiderwitze komisch waren.

Wenn Anders und Cecilia Händchen haltend herumliefen, war das einfach nur lächerlich. Das wussten sie. Anders war klein, fast schon hager, seine braunen Haare waren zu dünn, um eine Frisur daraus zu machen, und er begriff nicht, wie Martin und Joel es anstellten. Er hatte versucht, seine Haare mit Gel zurückzustreichen, aber das sah bescheuert aus, und er hatte das Gel wieder ausgespült, noch ehe er sich jemandem gezeigt hatte.

Cecilia hatte etwas Plattes an sich. Ihr Körper war knochig und ihre Schultern breit, obwohl sie schlank war. Fast keine Hüften und kaum Busen. Ihr Gesicht wirkte zwischen den breiten Schultern klein. Sie hatte blonde, halblange Haare und eine ungewöhnlich kleine, mit Sommersprossen übersäte Nase. Wenn sie ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, fand Anders sie unglaublich süß. Ihre blauen Augen sahen immer ein klein wenig traurig aus, und das gefiel Anders. Sie sah aus, als wüsste sie.

Martin und Joel wussten nicht. Malin und Elin wussten nicht. Sie hatten das nötige Gespür, sagten die richtigen Sachen und konnten Sandalen tragen, ohne dass es dämlich aussah. Aber sie wussten nicht. Sie machten einfach. Sandra las Bücher und war clever, aber nichts in ihren Augen sagte, dass sie wusste.

Cecilia wusste, und weil Anders das sehen konnte, hieß dies, dass auch er wusste. Sie erkannten einander. Er konnte nicht in Worte fassen, was sie wussten, aber irgendetwas war es. Etwas über das Leben, wie alles zusammenhing.

Als sie zum Findling hinaufgingen, wurde der Weg steiler, es gab immer weniger Fichten. In einer Minute würden sie einander loslassen müssen, um klettern zu können.

Anders schielte zu Cecilia hinüber. Sie trug ein gelb-weiß gestreiftes T-Shirt mit einem weiten Ausschnitt, der ihre Schlüsselbeine entblößte. Es war wirklich unglaublich, dass sie nun schon fünf Minuten mit ihm verbunden und ihre Haut an seiner gewesen war.

Dass sie zu ihm gehört hatte.

Mittlerweile gehörte sie schon fünf Minuten zu ihm. Bald würden sie loslassen, auseinandergehen und wieder ganz normale Menschen werden. Was würden sie dann sagen?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!