Merians anmüthige Städte-Chronik - Matthäus Merian - E-Book

Merians anmüthige Städte-Chronik E-Book

Matthäus Merian

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Beschreibung

Leser, sey indächtig - Merians anmuthige Städte-Chronik das ist Historische und wahrhaffte Beschreibung und zugleich künstliche Abcontrafeyung zwanzig vornehmbster und bekantester in unserm geliebten Vatterland gelegenen Stätte

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Städte

Matthäus Merian

Vorrede

Augsburg

Augspurg/Augusta Vindelicorum

Bremen

Bremmen / Ptolomaei Phabiranum

Breslau

Breßlau / Wratislawia

Danzig

Dantiscum, Danstick, Godanium, Gdansko

Dresden

Dreßden / Dresen

Frankfurt a. M.

Franckfurt/Helenopolis

Göttingen

Gootdingen/Gothungam

Hamburg

Hammeburg / Hainburg

Heidelberg

Heydelberg / Heidelberga

Köln

Cölln / Colonia Agrippina

Leipzig

Lipz

Magdeburg

Maydeburg

München

Mönchen

Münster

Mayland / Mimingarvorde

Nürnberg

Neroberg / Nordenberg / Nörnberg

Regensburg

Ingramsheim / Reginbirg / Ratispona

Stettin

Stitin

Stuttgart

Stutengarten

Ulm

Würzburg

Beda Wirceburg / Würtzburg / Herbipolis

Eine Bitte der Verlegerin

Impressum

Matthäus Merian

Merians anmüthige Städte-Chronik

Leser, sey indächtig –Merians anmuthige Städte-Chronikdas istHistorische und wahrhaffte Beschreibung und zugleichkünstliche Abcontrafeyung zwanzig vornehmbster und bekantester in unserm geliebten Vatterland gelegenen Stätte

 

 

 

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Vorrede

Großgünstig-geneigter Leser und Liebhaber der deutschen Sachen: Wann man der alten Skribenten uns überbliebene Schrifften von Teutschen Sachen durchgehet, so findet sich in denselben, daß unser Hochgeehrtes Vatterland vor Alters sehr rauh und wüst gewesen und von den Ausländern für eine finstere Wildnuß, traurigste Wohnung, ungeschlachtes und mehrentheils unerbautes Erdreich gehalten worden, darinnen keine Stadt und Schlösser zu sehen, keine fruchttragende Bäume und dergleichen, aber wol viel Morast, große Walde, wilde Seen und unfruchtbare Berge anzutreffen.

Aber nachdem unsere Vorfahren ihre kriegerische und wilde Art nach und nach hinweg gelegt, sich angefangen höflicher Sitten zu gebrauchen, etwas in Künsten und Sprachen zu lernen und zur Vermeidung des Müssiggangs das Erdreich zu pflanzen und zu bauen, da hat Teutschland, sonderlich als die wahre Christliche Religion in demselben herfür zu leuchten begunte und die höchste Würde des Römischen Reichs an dasselbe gelangte, herrlich zu grünen und von Tag zu Tag an Macht, Gewalt, Schönheit und aller Dingen Überfluß zuzunehmen angefangen. Also daß hernach, gleich wie in der ganzen Welt nichts Herrlichers als Europa, auch in Europa nichts Edlers und welches in allen Dingen so vollkommen wäre als Teutschland, zu finden gewesen.

Dann es ist dermassen erbauet, und mit solcher schönen Gelegenheit gezieret worden, daß es diß Orts keinem Lande etwas nachgegeben, und war nicht zu glauben, wie viel ummauerte, und mit schönen, lustigen, herrlichen und gewaltigen Gebäuen zugerichte Städte, Vestungen, Schlösser, Clöster, Flecken, Dörffer, Weiler, und in denselben ansehnliche, und mit köstlichem Kirchen-Ornat begabte Tempel, Collegia und Schulhäuser, stattliche Bibliotheken, schön erbaute Kirchhöfe, reiche Spitäl, wohlangeordnete Waisen und andere dergleichen den Armen und Preßhafften zu gutem gewidmete Ort und Wohnungen, prächtige Palläst, wohlerbaute, fein disponirte und stattlich ausstaffirte Rath-Zeug- und Kauffhäuser, Märckte, Korn-Schütte, Marställ, Mühlen, Bäder, künstliche Thürn und Uhrwerck, Schauplätz, Wasserkünste, Meerhäfen, Brünn, Brücken, Schießhütten, Ballzucht- und Wirtshäuser, Kunst-Cammern, Antiquitäten, Monumenten, Münzwerck, stattliche Privat-Wohnungen, lustige und nützliche Gärten, künstliche Gemälde, und viel anders mehr, in solchem anzutreffen: Allda man Höflichkeit, rechte Adeliche Übungen, Sitten, Tugenden, schöne, gravitätische und ernstliche Ceremonien, gute Gesetz und Ordnungen, hohe Künste, Weißheit und Sprachen, und wie, neben der Christlichen Religions-Übung, man Land und Leute wohl regieren, auch im Nothfall zu Land und Wasser den Krieg führen, mit grossem Nutzen Gewerb und Handlungen treiben; allerley Handwercke erlernen, und die Haußhaltung wol bestellen solle, studiren können.

Es werden auch da fruchtbare Berg, grossen Nutzen tragende, und zum Jagen gantz bequemliche Wälde, berühmte, grosse Goldführende und Schiffreiche Flüß, See und andere Wasser, und darinn auserlesene Fisch, als Lachs, Murenen, Stör, Hausen etc. Item, heilsame warme und andere Bäder, Saurbrünn, Gold, Silber, Eisen, Zinn, Bley und Kupfferreiche Bergwerck, Edelstein, Mineralien, Schwefel, Alaun, Steinkolen, Schifferstein, Mühlstein, Grabstein, Schleiffstein, Alabaster, Marmol und andere Steinbrüch, Salzbrünn und Gruben, treffliche Waide, köstlicher Weinwachs, allerley gutes Getraid und Früchte, seltzam und wunderbarliches Erdgewächs, heilsame und gesunde Kräuter, herrliches Obst, Mandel, Castanien, Saffran, Süßholtz, Myrrhen, Weyrauch, etc. allerhand zahme und wilde Thier, und viel anders mehr, angetroffen.

Weil dann dieses mächtige, schöne fruchtbare und wolerbaute Land wol würdig, daß es absonderlich beschrieben werde, als hat unser lieber Vater Matthaeus Merian, Buchverleger und Kunststecher Seel. Anno 1650 bey deß H.Reichs-Wahl- und Handels-Stadt Franckfurt am Mayn, als ein besonderer Freund und Liebhaber aller löblicher, insonderheit aber Mathematischer und Geographischer Künsten wie auch Historischer Beschreibungen, sich dahin bearbeitet / neben vielen andern sehr nutzlichen und anmüthigen Büchern und Operibus vor etlichen Jahren auch ein Topographiam oder Topographisches Werck, das ist eine Historische Beschreibung und zugleich künstlich ins Kupffer gestochene Abcontrafeyung unterschiedlicher in unserm geliebten Vatterland Teutscher Nation gelegener Provinzen, Länder, Königreichen, zumalen aber in specie deren darin gelegenen nit allein ansehnlichsten und fürtrefflichsten Haupt-, Reichs-, Residentz- und anderer considerabler Städten, sondern auch der übrigen mittelmässigen und geringeren Land-Städten, dem gemeinen Nutzen zum besten, zu publiciren und in offenen Truck außgehen zu lassen.

Wiewol es Anfangs eben schwer damit hergegangen und ziemliche Zeit, Mühe und Unkosten um schrifftlichen Bericht und Abriß hin und wieder zu schreiben solches erfordert hat, weilen von so viel ansehnlichen in den hochwollöblichen Händern sich befindenden Orten biß dahero, so zu verwundern, wenige oder gar keine Beschreibungen und noch viel wenigere derselben Abbildungen an das Taglicht kommen seyn / so haben wir, seine Hinterbliebene Kinder und Erben, also auch auß Lieb, Inclination und Neygung zur Beförderung erstgedachter Künsten und Wissenschaften, uns ebenmässig verbunden zu seyn erachtet, ihme bey solch seinem löblich angefangenem Topographischen Werck auff dem Fußstapffen gleichsam nachzufolgen, und auch die noch übrige Länder und darinn gelegene Städt und Plätz, in gleichmässiger Form beschrieben und abgebildet, nach und nach folgends an des Tages Liecht zu bringen.

Hoffend, daß solch ein löbliches Vornehmen vielen hohen, mittlern und niedrigen Stands-Personen sehr lieb und angenehm seyn möge.

Franckfurt am Maynden 14. Aprilis, im Jahr Christi 1652

Matthaei Meriani, deß Aeltern seel. hinterbliebene sämptliche Erben Da nun aber dies hochwollöbliche Werck, die Topographia Germaniae des Matthaeus Merian Seel. und seiner Erben gar groß und nur schwer und wenigen zugänglich, als hat sich der untenermelte Herausgeber für nützlich und ersprießlich erachtet, einen geringen und kurtzen Außzug darauß zu geben und denselben zu mehrer Commodität und Vergnügung deß liebhabenden Lesers in eine zierliche Form zu bringen, nicht zweiffelnd, diese curiose Beschreybung vornehmster und bekanntester Oerthen in Teutschland aus der Zeit, da das flammende dreißigjährige Kriegsfeuer mählich durch einen grünenden Frieden ersetzt worden, jedermänniglich und insonderheit den Inwohnern der beschriebenen Städte beliebet seyn werde.

Anno 1935Hartfrid Voß

Augsburg

Augspurg/Augusta Vindelicorum

Es ligt diese Statt auff einem lustigen Bühel, hat gegen Orient über den Lech das Bayrische Stättlein Friedberg, gegen Mittag die Algäuische Alpen und das Stättlein Landsperg, gegen Mitternacht die Thonau und gegen der Sonnen Nidergang stößt sie an die Marggraffschaft Burgau, und endet sich zu Augspurg das Schwabenland, darinn sie noch ligen thut. Hat eine freye heilsame Lufft und ist der Boden herumb gar eben und fruchtbar an allerhand Früchten, jedoch ohne Weinwachs. Hat umb und umb eine weitschweifige Weyd, ein feyst letticht Erdreich, lustige Felder, zum Gevögel und anderem Wildpret bequem, mit den schönesten Forsten umbgeben. Es wird diese Gegend ringsumb mit lustigen fiiessenden Bächen von lauteren und klaren Brunnenwassern begossen, mit den schönesten Gärten und Lußthäusern darinnen gezieret.

Diese der Licatier Vindelicier Haupt-Statt, so Licatiorum Damasia vor Zeiten geheissen, haben die Römer eyngenommen und hieher ein Coloniam (oder Römisch erbauende Menge) 12 Jahr, zween Monate und siebenundzwanyig Tag vor Christi Geburt geführet. Und bekame sie vom Kayser Augusto den Namen Augustae.

Was den Teutschen Nahmen anbetrifft, so ist auß dem Augusta und Burg mit der Zeit Augspurg worden, so soviel als Augusti Statt heisset. Und ist denckwürdig, daß auß unzählbaren Stätten, welche deß Kaysers Augusti Nahmen hin und wieder in der Welt bekommen und für andern berühmbt gewesen, fast allein diese einige Statt noch übrig ist, so ihren Namen in so viel hundert Iahren nicht verändert hat.

Es führet die Statt zum Wappen ein Pine, Trauben oder Apfel, und ist zu vermuthen, weiln diese Landsart spitzige Nußbäume als Dannen, Fiechten, Fohren und Lerchenbäum hat, dessen zu gedencken eine dergleichen Frucht in das Statt-Wappen kommen seye.

Sie ist, von der oben gemelten Colonia an zu rechnen, ungefehr fünfhundert und fünffzig Jahr in der Römer und Gothen Gewalt gewesen, von denen sie unter der Francken Beherrschung kommen, biß daß das Römische Reich auff die deutschen Kayser gelanget, unter denen folgends diese Statt unter denen von ihnen gesetzten und belehneten Hertzogen in Schwaben gewesen ist, biß sie sich von dem letzten Conradino mit vilem Gelt frey gemacht und von den Kaysern hernach herrliche Privilegien erlanget hat.

Anno 1272 hat der Bischoff die Jurisdiction und zwey Jahr darnach noch viel andere Gerechtigkeiten mehr dem Rath umb eine benandte Summe Gelts und auff eine bestimpte Zeit verliehen und versetzt. Anno 1426 hat ein Rath allhie beym Kayser Sigismundo erlangt, daß die Vogtey der Statt Augspurg von keinen Kayser nimmermehr verkaufft oder verpfändet werden möchte. Anno 1551 gab Kayser Carolus V. der Statt das Privilegium, daß sie Zollfrey seyn sollte mit allen ihren Sachen, was sie dahin führeten und wie sie es gleich herbrächten.

Was aber sonsten das Regiment dieser weitberühmbten Reichs Statt betrifft, so ist solches vor Zeiten bey den Patritiis oder Geschlechtern gewesen, und wurden die beide Stattpfleger alle Jahr neu erwählet. Aber Anno 1368, als Graf Ulrich von Helffenstein Landvogt allhier waren, entstund ein Aufflauff von der Bürgerschaft und wurde darauff den Geschlechtern ihre Gewalt beschnitten und geordnet, daß die Geschlechter nicht allein deß Statt-Regiments wie bißhero fähig seyn, sondern hinfort in hundert Jahren und einem Tag (mit welcher Zeit der deutsche gemeinlich dasjenige, so ewig wären sollte, bestimpt) zween Burgermeister, einer auß dem Herren Geschlecht, der andere auß den Zünfften jahrlich erwöhlet würden, welche auch gleichen Gewalt hätten. Und solches Regiment währete biß auffs Jahr 1548, in welchem Kayser Carolus V. dasselbe wider änderte, hernach die Zünffte auffgehoben und die Zunfftmeister abgeschafft hat.

Von weltlichen Gebäuen ist sonderlich das gewaltige Rathhauß zu besichtigen, so man Anno 1616 zu bauen angefangen, dessen Säl und Zimmer auffs Stattlichst und über die massen zier- und köstlich erbauet und zugerichtet seyn. Und stehet bey diesem Rathhauß der künstliche Perlachthurn, so sonderliche Anzeig gewisser Jahreszeiten gibt, bey dreihundert Staffeln hoch ist, und man die Statt davon wol besichtigen kann. Und von diesem Thurn wird der Platz, darauff das Rathhauß stehet, der Perlach und insgemein Perle genant, von dessen Worts Ursprung theils meynen, er werde darumb der Berlach genant, dieweiln vorzeiten Bären allda auffzogen worden, wie noch etliche alte Gemälde außweisen.

Sonsten seyn noch zween stattliche Brunnen allhie, auf dem Weinmarckt und vor dem Korn- und Weberhauß, welches auch wol erbauet, weil die Weberzunfft die grösste allhie seyn solle. Als in welcher zu Kaysers Maximiliani deß Andern Zeiten 1600 Meister und darüber gezehlet worden, welche alle viel Knecht und ein groß Gesind zu halten pflegen, so allerley des hüpschten und besten Barchet und Pommesin bereyten und machen. Die Metzig ist ein Kayserlich Beneficium und wird den Bürgern dises Handwerck durch die Herren Truchsessen von Waldpurg verliehen.

Vor dem Jacober Thor und in selbiger Vorstatt ist die Fuggerey, daher den Nahmen, weiln Ulrich, Georg und Jacob die Fugger Gebrüder umbs Jahr l5l9 etliche viel Gärten, Höf und Häuser erkaufft und hundertundzehn Gemach allda erbauet, darinnen allein haußarme Leut, so das Almosen nit nehmen, jährlich einer umb ein Gülden unterhalten werden. Zu Anfang des 1642. Jahres waren zweyundfünffzig Häuser, deren jedes hat zwey Gemach, das untere ein Höfflein oder Gärtlein, das obere aber darfür einen Boden. Gibt ein Gemach deß Jahres ein Gülden Zinß. Und wann ein Genoß von dem andern stirbt, so bleiben Wittiber und Wittib ohnvertrieben. Wann aber ein solche Person wieder verheiratet, so muß sie alsbald herauß.

Es haben sich in dieser Statt je und allezeit viel denckwürdige Sachen zugetragen, deren wir allein Kürze halber etliche weniger gedencken. Als daß man will, daß diese Statt Anno Christi 45l vom Attila übel verwüstet worden seyn solle. Zun Zeyten Kaysers Ottonis des Grossen ist sie von seines Sohns Luitolphi und Tochtermanns Cunradi rebellischen Anhängern eyngenommen und mit Schwerdt und Feuer übel zugerichtet worden. Besagter Kayser hat Anno 955 bey dieser Statt auf dem Lechfeld die Ungarn gäntzlich erlegt. Und weiln die Weberzunfft eines Ungarischen Obersten, so in der Schlacht geblieben, Schild und Waffen unter andern Beuten erobert, als führet sie dieselbige noch heutigs Tags in ihrem Wappen, und seyn der Schild und Helm mit roth und gelben Querstrichen abgetheilet.

Anno 1084 ist die Statt von Marggraf Leopold auß Oesterreich und Hertzog Hermann auß Schwaben zerrissen und zum guten Theil verbrant worden. Und kaum nach 4 Jahren hat Herzog Welph auß Bayern das übrige zerschleisst, verbrant, die Mauren eyngeworffen und dem Boden eben gemacht.

Anno 1415 seyn die Gassen und Strassen erstlich zu Augspurg gepflastert worden. Anno 1418 war es allhie gar wolfeyl, daß ein Pfund Rindfleisch 3 Heller, ein Pfundt Schmaltz umb 4 Pfenning, ein zweypfündig Maß Neckerwein umb 3 Pfenning, ein Karren voll Scheidtholtz umb 10 Groschen und 3 Hennen-Eyer umb einen Heller verkaufft wurden. An. 1420 sturben allhie an der Pest 16 000 Personen, item An. 1642 in die eylfftausend Personen, welche Kranckheit auch das folgend Jahr beynahend den vierdten Theil der Menschen hinweg genommen. Anno 1473 gab man ein Maß Wein umb 3 Pfenning und seyn selbiger Zeit 120 Wirth oder Weinschencken allda gewesen. Drauff Anno 74 die Schenckmaß kleiner gemacht worden.

Von Ostern Anno 1559 biß Ostern 1560 und also in einem Jahr wurden allhie dreyzehentausend Ochsen geschlachtet. Es war gleichwol auch in besagtem 59. Jahr ein Reichstag allda. Anno 1565 war die erste Leichpredigt bey der Begräbnuß Thomae Stahls allhie gehalten. Anno 1632 ist diese Statt im Aprilen vom König Adolpho auß Schweden belägert und eyngenommen, folgends aber von den Kayserischen Anno 1634 und 35 also blocquirt gehalten worden, daß sie sich wegen grosser Hungersnoth hat ergeben müssen.

Bremen

Bremmen / Ptolomaei Phabiranum

Diese vornehme und berühmbte Reichs- und Hansee-Statt, allda grosser Handel getrieben wird, halten theils für des Ptolomaei Phabiranum, und führen den jetzigen Nahmen von den Brombeer-Stauden her, die vor Zeiten in großer Menge da gewachsen seyn sollen. Sonsten hat sie in ihrem Wappen Schlüssel, weilen sie sampt ihrem Gebiet dem Meer nahend ist und die Weser beschützet und befreyet. Dann diese Statt bey der Weser an einem zu der Kauffmannschafft auß der West- und Nord-See bequemen, lustigen und fruchtbaren Ort gelegen, da es auch gute Viehweide, davon die Burger jährlich grossen Gewinn haben. Es gibet gleichwol auch viel Sümpff herumb.

Sonsten ist die Statt in ablänglicher Form gebauet, hat schöne weite Gassen, beiderseits nach der Ordnung mit herrlichen und unzählbaren Burger-Häusern besetzt, wiewol einer meldt, daß sie ziemlich unflätig gehalten werden, welches vielleicht von dem vielen Viehe, so da ist, herkommen möge. Ist im übrigen von Werckern, kunst- und natürlichem Lager gar fest.

Hat einem weiten grossen Marckt, in welches Mitte eines Kaysers und Königs Bildnuß, das bloß Schwerdt in der Hand haltende, zu sehen; wovon hernach zu lesen. Die eine Seiten des Marckts zieret die Domkirch, die ander das Rath-Hauß, welches ein köstliches und angenehmes Fundament, nämlich den öffentlichen Weinkeller hat, in welchem E. E. Rath unter eines darzu bestellten Auffsicht den Wein umb ein leidenlich Gelt hergibet. Welches dann bey vielen Sächsischen und Westphälischen Stätten im Brauch ist, daß die Außschenckung des Weins bey dem Rath, die gemeine Beschwerde dadurch zu tragen, stehet.