Mia 14: Mia und das große Halligalli der Gefühle - Susanne Fülscher - E-Book

Mia 14: Mia und das große Halligalli der Gefühle E-Book

Susanne Fülscher

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Beschreibung

Mia ist bis über beide Ohren in Max verliebt. Es ist so schön, mit ihm zusammen zu sein! Aber im Halligalli der Gefühle geht es in ihrem Leben drunter und drüber ...

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Susanne Fülscher

Mia und das große Halligalli der Gefühle

Mia ist bis über beide Ohren in Max verliebt. Es ist so schön, mit ihm zusammen zu sein! Die beiden nutzen jede Minute und schauen sogar gemeinsam per Handy Filme! Dass dabei die Handyrechnung explodiert, muss Mia noch lernen. Und sie versucht, ihre besten Freundinnen nicht zu vernachlässigen. Aber das ist im großen Halligalli der Gefühle gar nicht so einfach.

Mia ist witzig und chaotisch, vorlaut und liebenswert – und sie stolpert von einem haarsträubenden Abenteuer ins nächste. Zum Glück hat sie eine tolle Familie und gute beste Freundinnen!

Ein neues turbulentes Abenteuer für Mia-Fans über Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt, mit einer sympathisch-chaotischen Heldin – einfühlsam erzählt von Mädchenautorin Susanne Fülscher.

Band 1: Mia legt los!

Band 2: Mia und das Mädchen vom anderen Stern

Band 3: Mia und der Traumprinz für Omi

Band 4: Mia und das Liebeskuddelmuddel

Band 5: Mia und der Großstadtdschungel

Band 6: Mia und das Schwesterndings

Band 7: Mia fast allein zu Haus

Band 8: Mia und die mega-giga-irre Klassenfahrt

Band 9: Mia und der Zahnspangenprinz

Band 10: Mia und der gi-ga-geniale Hochzeitsplan

Band 11: Mia und der Jette-Jammer

Band 12: Mia und das oje-du-fröhliche Weihnachtsfest

Band 13: Mia und die Li-La-Liebe

Band 14: Mia und das große Halligalli der Gefühle

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Copyright (c) by Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2021

Umschlagillustration und Vorsatz: Dagmar Henze

Typografie Umschlag: Gerhard Schröder

Satz und E-Book-Umsetzung: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

ISBN 978-3-646-93327-7

Wohin soll es gehen?

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Vita

Leseprobe: Mia Band 1

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Max und ich hocken briefmarkendicht auf meinem Zweisitzer, halten Händchen und starren Löcher in die elektrisch aufgeladene Luft. Puh – es sprüht richtig Funken! Ein Wunder, dass die Schmetterlingshaarspange in meinem Zopf noch nicht vor lauter Schreck aufgeploppt und davongeflattert ist.

Seit wir hier sitzen, also seit einer Viertelstunde, kribbelt und brizzelt es in mir. Als hätte sich ein ganzer Ameisenhaufen aufgemacht, um kurz Hallo zu sagen.

Das kann nur an Max liegen, der das erste Mal bei mir zu Besuch ist. So richtig, meine ich. Nicht nur, um mich abzuholen und so lange von einem Fuß auf den anderen zu treten, bis Mami und Papi ihre peinlichen Wie schön, dich endlich mal kennenzulernen-Sätze abgespult haben. Außerdem – Tusch! – haben wir sturmfrei. Mami ist mit meiner Mini-Schwester Josefine beim Kinderarzt, Lena beim Chor, Lukas macht mit seiner Freundin Christi Eimsbüttel unsicher und mein Lehrer-Papi hat noch eine Konferenz.

Ganz allein in der Wohnung zu sein ist superfantastico. Wenn ich sonst mit meinen Freundinnen ungestört sein will, poltert mindestens eins meiner Geschwister über den Flur (nervig, nervig). Oder Mami platzt alle naselang herein, um uns mit Keksen oder Obst zu versorgen. Schlimmstenfalls hockt meine kleine Schwester Lena hinter dem Stoffvorhang, der unser Zimmer in zwei Hälften teilt, stellt die Lauscher auf und gibt blöde Kommentare von sich. Im Moment würde sie sich garantiert halb totlachen. Bisher hat mich Max nämlich nur mit Glimmerblick angelächelt und Sachen wie „Hm, coole Lavalampe“ oder „Quietscht ja gar nicht, das Sofa“ gesagt. Und ich habe (wohl auch mit Glimmerblick) mit kurzen gejapsten Sätzen geantwortet. Weil ich den totalen Hirnkastenausfall habe und nicht in der Lage bin, einen normalen Satz mit Subjekt, Prädikat und Objekt zu bilden.

Irgendwie kann ich es immer noch nicht glauben, dass Max vor genau achtzehn Tagen, vierzehn Stunden, fünf Minuten und sieben Sekunden in mein Leben gestolpert ist. Und dass wir uns ineinander verknallt haben. Jedenfalls denke ich, dass auch er in mich verknallt ist. Wenn wir uns treffen, guckt er mich ziemlich ballaballamäßig an. Ich kenne diesen Blick von meiner besten Freundin Jette, die beinahe täglich einen neuen Schwarm hat und während ihrer Liebesanwandlungen fast zu schielen anfängt.

Ran an den Speck, Mia!, habe ich plötzlich ihre Stimme im Ohr. Knutsch ihn!

Vorhin an der Bushaltestelle hat Jette minutenlang auf mich eingeredet. Ich will aber gar nicht mit Max knutschen. Es reicht mir völlig, seine Hand in meiner zu fühlen, ihn anzulächeln und zu denken, dass dieses Herzgekribbel das Schönste ist, was ich bisher erlebt habe.

Max’ Blick wandert zu meiner Schmetterlingssammlung auf der Fensterbank. Ich bin ziemlich stolz auf die vielen Haarspangen, Stoff- und Glasschmetterlinge, die ich im Laufe der Zeit geschenkt bekommen oder mir selbst gekauft habe.

„Wow, sind das viele! Sammelst du schon lange?“

Ich nicke. „Bestimmt zwei Jahre.“

Max guckt mich wieder an und sein einzigartiger Pfefferminz-Pfirsich-Nussnugatschokolade-Meeresbrise-Geruch steigt mir in die Nase.

„Die sind richtig schön“, sagt er. Fast …“ Er hält die Luft an, dann stößt er hervor: „Fast so schön wie du!“

Ups, nee, hat er das eben wirklich gesagt?

Ja, er hat. Und er grinst mich immer weiter an. Fast schon ein bisschen ballaballamäßig. Und während mich eine riesige Kribbelwelle erfasst und von den Haarwurzeln bis zu den Zehenspitzen rollt, werde ich knallKNALLrot. Das ist das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe! Bisher fand ich mich immer nur mittelmäßig. Mittelmäßig hübsch. Mittelmäßig begabt. Und in mein Tagebuch schreibe ich auch nur mittelmäßig lustige oder schlau-psychologische Sachen.

Max lässt meine Hand los, steht auf und ist mit einem Satz an der Fensterbank. Vielleicht ist es ihm jetzt doch ein bisschen peinlich, dass er mir so ein mega-giga-irres Kompliment gemacht hat. Weil ich es kaum aushalte, mehr als einen halben Meter von ihm entfernt zu sein, flutsche ich neben ihn.

„Welchen magst du am liebsten?“ Unauffällig puste ich den Staub von einem der Glasschmetterlinge. Er hatte schon eine richtig dicke Mütze.

Max’ Kopf geht hin und her, als würde er eine Partie Tischtennis verfolgen. „Eigentlich sind alle cool. Aber der da …“

Er zeigt auf einen grünen, mit Pailletten besetzten Schmetterling aus Stoff. Ich nehme ihn von der Fensterbank und drücke ihn Max in die Hand. „Er gehört dir.“

„Nein, Quatsch. Das kann ich nicht annehmen.“ Er reibt sich die Nase.

„Natürlich kannst du. Ich hab doch so viele. Und er passt so toll“, ich hüstele verlegen, „zu deinen schönen roten Haaren.“

Max’ Finger fährt jetzt hektische Kreise auf der Nasenspitze.

„Äh … Hab ich was Falsches gesagt?“

„Gar nicht“, erwidert er und läuft schweinchenrosa an.

„Magst du was trinken?“, frage ich, um ihn aus der peinlichen Situation zu befreien. „Apfelsaft? Tee?“

„Einfach nur Wasser.“

Während wir in die Küche rübergehen, gesteht Max mit krächzender Stimme, dass er in der Schule wegen seiner roten Haare gehänselt wird. „Eigentlich bist du die Erste, die die Farbe toll findet.“

„Ich finde sie nicht nur toll, sie ist toll! Meine Freundin Alina hat auch rote Haare. Das ist doch ganz was Besonderes!“

Max grinst mich glücklich an, dann fülle ich zwei Gläser mit Leitungswasser. Seit ich auf dem Umwelttrip bin, habe ich Mami und Papi davon überzeugen können, keine Plastikflaschen mehr zu kaufen. Außerdem ist das Wasser aus dem Hahn ebenso gut.

Bevor es noch zu einem weiteren Verlegenheitsanfall kommt, frage ich Max, ob wir gleich a) Waffeln backen, b) einen Film schauen oder c) rausgehen wollen.

„C“, sagt er wie aus der Pistole geschossen.

„Okay!“

„Lust auf ein Eis?“ Seine rotblonden Augenbrauen zucken auf und ab. „Ich lade dich ein.“

Natürlich habe ich Lust, mit Max ein Eis essen zu gehen! Egal, wer von uns bezahlt. Ich würde sogar mein ganzes Taschengeld opfern, nur um mit ihm in einer Eisdiele zu sitzen und ihm in die Augen zu schauen. Manchmal, wenn die Sonne darauf scheint, sehen sie aus wie Schokopralinen mit Karamellsprenkeln.

Ich lege Mami einen Zettel hin – sicher wird sie sich wundern, dass wir es in der sturmfreien Bude gerade mal eine halbe Stunde ausgehalten haben –, dann machen wir uns auf den Weg.

Obwohl die Nächte jetzt schon kühler werden, ist es tagsüber noch so warm, dass meine neue Jeansjacke vollkommen ausreicht. Das heißt, meine neue Jeansjacke ist eigentlich eine uralte. Mein großer Bruder Lukas hat sie jahrelang getragen, aber von einem Tag auf den anderen fand er die Jacke samt Sonnenblumenbutton peinlich und hat sie mir gnädigerweise vermacht. Ich finde sie nämlich zufälligerweise richtig cool und da ich in letzter Zeit ein ganzes Stück gewachsen bin, sitzt sie auch wie angegossen.

Wir sind erst ein paar Meter gelaufen, als Max stehen bleibt und sich am Kopf kratzt. „Äh, wie gehen wir jetzt eigentlich … ich meine, äh … auf der Straße?“

„Auf unseren Beinen?“, schlage ich kichernd vor.

„Schon klar, aber … äh …“ Er greift nach meiner Hand. „So?“ Er lässt sie wieder los. „Oder so?“

Ich schnappe mir seine glutheißen und etwas klebrigen Aufgeregtheits-Finger. „So natürlich!“

Wie süß ist das denn?! Max ist wirklich der rücksichtsvollste Mensch, den ich kenne. Nie würde er mich überrumpeln. Oder etwas Blödes zu mir sagen.

Wir trotten weiter und ich denke, dass es sich ein bisschen komisch anfühlt, mit Max in der Öffentlichkeit Händchen zu halten. So als würde mir ein Schild mit der Aufschrift MEGAVERKNALLT oder SCHOCKVERLIEBT auf der Stirn kleben. Doch den Leuten, die an uns vorüberströmen, scheint nichts weiter aufzufallen. Niemand interessiert sich dafür, dass wir das glücklichste Pärchen auf der ganzen Welt sind.

Wir sind schon fast an der Eisdiele auf der Osterstraße, als uns unser Nachbar Herr Richter entgegenkommt. Herr Richter gehört nicht gerade zu der Sorte Lieblingsnachbar. Das liegt daran, dass er erstens von morgens bis abends auf dem Balkon Kette raucht (der eklige Qualm zieht dann in unser Wohnzimmer) und sich zweitens über den hinterletzten Pipikram aufregt. Erst kürzlich hat er meine kleine Schwester Lena angemeckert, weil die mit ihrer Freundin im Treppenhaus gekichert hat. Ich wette, bald knöpft er sich auch meine Mini-Schwester Josefine vor. Die bekommt regelmäßig einen Tobsuchtsanfall, kaum dass die Haustür hinter ihr und Mami zugefallen ist.

Ich will noch ein Ausweichmanöver starten, aber zu spät. Herr Richter steht mit seiner beeindruckenden Länge von einem Meter neunzig vor uns und grinst mit seinen nikotingelben Zähnen.

„Guten Tag, Mia.“

„Guten Tag, Herr Richter“, echoe ich und lasse reflexartig Max’ Hand los. Als hätte er mich bei etwas Verbotenem erwischt.

Herr Richters Blick gleitet von mir zu Max und wieder zurück, dann schmettert er: „Die Li-La-Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zum andern.“

„Ganz genau“, kläffe ich. Ich schnappe mir Max’ Hand und ziehe ihn mit mir fort.

„Wer war das denn?“ Er klimpert aufgeregt mit den Wimpern.

„Unser Nachbar.“

„Hat der sie noch alle?“

„Nee, der ist immer so peinlich.“

Erst als wir kurz darauf vor unseren Eisbechern sitzen – Max hat ein Banana-Split bestellt, ich einen Schoko-Becher –, kläre ich ihn darüber auf, dass Lena manchmal die nervige Angewohnheit hat, Liebesschlager zu trällern. Anscheinend hat Herr Richter sie durch die Wand gehört.

Max grinst breit. „Der ist doch bloß neidisch.“

Er schiebt mir seinen Löffel mit etwas Banana-Split in den Mund, ich revanchiere mich mit einem Happen Schokoeis. Bei meinen Geschwistern oder meinen Eltern finde ich es immer igittigitt, den Löffel abzulecken. Bei Max macht mir das überhaupt nichts aus. Jette würde jetzt sagen, das ist ganz normal bei frisch Verliebten, da stören einen weder Spucke noch Stinkesportschuhe. Und ich finde, sie hat recht.

Nach dem Eisessen zuckeln wir eine Runde durch den Park am Weiher. Max schiebt seine Hand in meine und ich spüre die Wärme seines Oberarms durch den Stoff der Jeansjacke. Hach, ist das kribbelig! Als wir zu dem Holzsteg kommen, wo sein kleiner Finger zum ersten Mal meine Hand berührt hat, kann ich nur noch ballaballamäßig in mich hineingrinsen. Wie romantisch ist das denn?! Die Trauerweiden spiegeln sich im Wasser, darüber spannt sich ein knallblau getuschter Himmel und irgendwo spielt jemand Harfe.

Äh, hallo, Mia?

Bevor es noch rosa Herzballons regnen kann, stoppe ich den Kitschfilm in meinem Kopf und frage Max nach seiner Schwester. Die Kleine heißt wie meine Mini-Schwester Josefine, ist aber etwas älter. Josefine eins (also meine Schwester) und Josefine zwei (also Max’ Schwester) waren einmal zusammen in einer Spielgruppe, was beide richtig toll fanden. Dummerweise ist Max’ Schwester schon länger als zwei Wochen erkältet und muss zu Hause bleiben.

„Es geht ihr zum Glück besser“, sagt Max. „Mama und Papa wollen sie nächste Woche wieder in die Kita schicken.“

„Super. Dann kann ich ja vielleicht mal mit Josefinchen in die Inklusionsgruppe kommen.“

„Im Ernst?“

„Warum denn nicht?“

Max pult an einem Loch in seinen zerschlissenen Jeans herum. „Weil …“ Er räuspert sich ein paarmal. „Weil meine Josefine nicht so schnelle Lernfortschritte macht wie deine. Vielleicht denkst du ja, dass deine Schwester doch lieber mit anderen Kindern spielen soll.“

Josefine zwei hat das Down-Syndrom. Da ist ein Gen anders, wodurch die Kinder meist ein rundes Gesicht mit schräg stehenden Augen haben und sich verzögert entwickeln.

Max guckt mich mit megazerknautschter Stirn an. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, er stammt von einem süßen Mops ab. Ich beuge mich vor und puste seine Stirn an, die sofort babyglatt wird.

„Nein, das denke ich nicht. Ich mag Josefine zwei, meine kleine Schwester mag sie auch, wo ist also das Problem?“

Ein erleichtertes Lächeln huscht über Max’ Gesicht. „Mia, du bist so …“

Was ich bin, erfahre ich nicht mehr, denn in dieser Sekunde ertönt ein quäkendes „Aldddda!“ in meinem Rücken.

Ich drehe mich um und sehe zwei Jungs in Fußballtrikots auf uns zusteuern. Die beiden grinsen so breit, als könnten sie Salzstangen quer essen.

„Ich glaub’s ja wohl nicht!“, stöhnt der eine, ein Lulatsch mit spargeldünnen Beinen und Hasenzähnen.

„Und ich erst recht nicht!“, ächzt der andere, ein Minifurz-Typ mit Zahnspange, hinterher.

„Das ist das Mädchen, von dem du uns erzählt hast?“, sagt wieder der große dünne Junge.

„Ja, das ist Mia“, sagt Max lässig wie ein Cowboy.

Während mich die Jungs anstarren, als hätten sie noch nie ein Mädchen gesehen, wirklich NIEMALS, fragt Max: „Geht ihr kicken?“

Die beiden Jungs vom Planeten der Begriffsstutzigen nicken.

„Kommst du später nach?“, erkundigt sich der Minifurz.

Max schüttelt den Kopf. „Mia und ich haben noch was vor.“

„Ach so, äh, alles klar“, stammelt der Dünne und dribbelt mit dem Ball.

„Dann sehen wir uns morgen beim Training?“, fragt wieder der andere.

Max nickt, schon laufen die Jungs tuschelnd und glucksend weiter.

„Tut mir leid, dass sie dich so blöd angeglotzt haben“, sagt Max. „Sie wollten mir einfach nicht glauben, dass ich eine Freundin habe.“

„Warum denn nicht?“

„Weil ich bis vor zwei Wochen noch der Rothaarige war, der zwar ganz gut Fußball spielt, für den sich aber sonst niemand interessiert. Und schon gar kein Mädchen.“

„Das glaube ich nicht.“

„Ist aber so.“ Max lässt den Kopf hängen, als wir weitertrotten. „Deswegen bin ich ja so froh, dass du anders bist als andere.“

„Wie bin ich denn?“

Ein Lächeln fräst sich in Max’ Gesicht. „Du steckst Menschen nicht in Schubladen. Der ist doof, weil er einen Pickel hat … Die hat ja krumme Beine, mit der rede ich lieber nicht …“

Er zählt noch ein paar mehr Beispiele auf, doch bevor er mich zu einer Heiligen erklären kann, gestehe ich ihm, dass auch ich Vorurteile habe. Wie oft habe ich in meinem Tagebuch oder mit meinen besten Freundinnen Alina, Leonie und Jette über andere Leute gelästert und mir nicht die Mühe gemacht, hinter die Fassade zu gucken.

„Trotzdem bist du toller als andere“, beendet Max die Diskussion.

Ich bedanke mich mit einem glimmerigen Grinsen.

Klar höre ich das gern. Toll sein ist toll. Aber noch ­toller ist es, wenn man es von einem tollen Jungen hört.

„Max?“ Ich räuspere mich. „Was haben wir eigentlich vor?“

„Wie jetzt?“

„Du hast deinen Fußballkumpels doch gesagt, dass wir was vorhaben und du deswegen nicht mit ihnen kicken gehen kannst.“

„Ach so, ja!“ Max kichert. „Keine Ahnung, was du vorhast, ich möchte einfach nur weiter mit dir durch die Gegend laufen.“

„Ich auch“, flüstere ich und dann ziehen wir Hand in Hand weiter.

Es ist schon Zeit fürs Abendbrot, als ich endlich zu Hause eintrudele. Während eine Doppelstunde Mathe bei der Triefnase in Zeitlupe vergeht, fliegen die Stunden mit Max so schnell davon, dass es mir im Nachhinein wie ein Wimpernschlag vorkommt. Dabei haben wir nicht mal etwas Besonderes unternommen. Wir sind nur kreuz und quer durch Eimsbüttel getrottet und haben rekordverdächtig viel miteinander gequatscht. Das war fast schon ein Quassel-Sabbel-Nachmittag wie mit meinen Freundinnen.

Worüber wir gesprochen haben:

1. Über die Schönheit bunt schillernder Seifenblasen (äh, ja, das ist ziemlich gaga).

2. Über unsere besten Freudinnen und Freunde.

Max weiß jetzt, dass Jette mit ihrem Vater und einem Au-pair-Mädchen zusammenlebt, weil ihre Mutter nach Sylt gezogen ist, dass Alina abgesehen von ihren schönen roten Haaren die Stoffwechselkrankheit Diabetes hat und Leonie eine Hundenärrin ist.

Über Max’ besten Freund Henri erfahre ich, dass er blond und sommersprossig ist und schon in die Neunte geht, weil er eine Klasse übersprungen hat (wow!). Allerdings ist er nicht zusammen mit Max auf der bilingualen Schule, sondern auf meiner. (Das ist ein Ding!) Henri spielt mit Max Fußball und ist auch sonst eine Sportskanone.

Max findet übrigens auch, dass Freunde neben der Familie das Allerwichtigste im Leben sind. Neben Händchenhalten. Aber das hat er nicht ausgesprochen. Das habe ich nur an seinem Blick gesehen.

3. Über Schulkram wie Lieblingsfächer, Lieblingslehrer und Lieblingsschulbrote. Beim Thema Lieblingsschulbrote musste ich grinsen. Max steht total auf Schwarzbrot mit Banane und Senf. (Gruselfaktor zehn!) Sein Opa hat das angeblich immer gegessen. Leider ist der schon vor ein paar Jahren gestorben.

4. Über unser Lieblingswetter. Januar, Februar und November finden wir beide mittelblöd. März je nach Wetterlage mittelblöd bis mittelschön. April bis September schön bis supertruper. Oktober mittelblöd, wenn es regnet, aber supertruper, wenn das Herbstlaub in der Sonne leuchtet. Den Dezember finden wir ebenfalls supertruper, allerdings nur, wenn es schneit (juchhu, da sind wir ganz einer Meinung!).

5. Über Lieblingskaugummisorten, Lieblingssupermärkte, Lieblingsfarben (ja, ich weiß, auch das ist ziemlich ballaballa).

„Mia, bist du das?“, tönt Mamis Stimme über den Flur.

„Ja, ich bin’s. Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme. Wir waren noch …“ Meine Stimme versiegt wie ein Bächlein in der Wüste. Auf der Fußmatte leuchten mir neben Lukas’ ausgelatschten Sneakers, Lenas albernen rosafarbenen Ballerinas und Josefinchens Kleinkindschuhen knallrote Turnschuhe entgegen.

Ich kenne nur einen Menschen, der knallrote Turnschuhe in Größe siebenunddreißig trägt: meine beste Freundin Jette.

Bei dem ganzen Gequatsche, Gesabbel und Händchenhalten mit Max habe ich glatt vergessen, dass wir verabredet waren.

AUTSCH! AUWEIA! Das ist unverzeihlich.

Als ich mich in Max verknallt habe, habe ich meinen Freundinnen hoch und heilig versprochen, sie nicht zu vernachlässigen. Und jetzt ist es doch passiert. Hilfe, ich kenne doch Jette! Ist sie erst mal eingeschnappt, schnappt sie nicht wieder so schnell aus. Ich muss mich bei ihr entschuldigen. Jetzt sofort.

„Wo ist sie?“, frage ich, als Mami lächelnd auf den Flur tritt. Hinter ihr kommt Josefinchen freudestrahlend angewackelt, packt meinen Oberschenkel und hackt ihre Beißerchen hinein.

„Autsch, aua, au!“, kreische ich, weil sich Josefinchen wie eine fleischfressende Pflanze an mir festsaugt. Sie bringt es fertig und sabbert meine Hose so voll, dass ich eine frische anziehen muss. „Mami, nimm doch mal die Bestie weg!“

„Josefine, jetzt lass Mia erst mal ankommen“, sagt Mami.

„Mia, spielen!“, kreischt sie.

„Josefinchen, ich kann jetzt nicht mit dir spielen. Ich muss da erst was … äh … erledigen.“

Vorsichtig öffne ich die Tür zu meinem Zimmer. Mir ist klöter-bammel-kodderig.

„Jette?“

Normalerweise lümmelt sie der Länge nach auf dem Zweisitzer, mampft Lakritzschnecken oder hört Musik. Jetzt kuscheln dort nur die beiden hellblauen Kissen miteinander. Ich will schon wieder rausgehen – vielleicht wartet sie ja in der Küche oder im Wohnzimmer auf mich? –, als ein Grunzer aus meinem Bett kommt.

Im nächsten Moment wühlt sich Jette mit zerzauster Blondpracht und kaninchenroten Augen aus der Bettdecke hervor. Eine Sekunde lang starrt sie mich an, dann hämmert sie mit dem Zeigefinger auf ihre rote Armbanduhr. „Miss Butterfly, wir waren verabredet!“

„Tut mir leid, Jette.“

„Vor genau zwei Stunden. VERABREDET!“

„Ich weiß, Jette. Max und ich haben uns verquatscht.“

Jette schwingt die Beine aus dem Bett und ich setze mich neben sie. „Du meinst wohl eher verknutscht.“

„Nein!“ Ich zeige ihr einen Vogel. So süß ich Max auch finde, mit dem Knutschen habe ich es wirklich nicht eilig.

„Trotzdem war das richtig mistig von dir!“

„Ich weiß. Aber warum hast du mich nicht angerufen und mich daran erinnert? Ich wäre doch sofort gekommen!“

„Hab ich ja versucht. Bestimmt hundertmal. Aber du bist nicht rangegangen.“

Ach, du dicker Schmetterling! Anscheinend habe ich das Telefon in meinem Max-Rausch überhört. Oder meine Überlebenstasche hat das Klingeln verschluckt, um uns nicht zu stören.

Ich greife nach Jettes Hand, doch sie zieht sie gleich wieder weg, als hätte sie sich an mir verbrannt. Dann sagt sie leise: „Mia, du hast uns was versprochen. Schon vergessen?“

„Nein, natürlich nicht! Das ist einfach nur dumm gelaufen. Weil … weil …“

Wenn ich ehrlich wäre, müsste ich sagen: Weil wir wie bei einem echten Quassel-Sabbel-Nachmittag die Zeit vergessen haben. Aber das würde Jette bloß noch mehr verletzen. Unsere Mädchenrunden waren uns immer heilig. Nichts, wirklich gar nichts konnte sie ersetzen.

„Weil Max mir so viel von seinem Fußballtraining erzählt hat“, fahre ich mit schlechtem Gewissen fort. Jette guckt komisch und ich ergänze: „Und ich ihm von unseren Ballettstunden.“

Sie seufzt tief auf und ich verspreche ihr, dass so etwas ganz bestimmt nicht noch einmal vorkommt.

„Ehrlich?“

„Großes Schmetterlingsehrenwort!“

Jette blickt mich schnieftodtraurig an. „Es tut schon ein bisschen weh, dass du jetzt so viel Zeit mit deinem Schmusi-Schwarm verbringst.“

„Und du hast nicht zufällig auch total viel Zeit mit deinen Schmusi-Schwärmen verbracht, wenn du verliebt warst?“

„Doch. Klar … Aber nicht ganz so viel wie du mit Max.“

„Dafür warst du andauernd wischiwaschi im Hirn und bist uns mit diesen bekloppten Fischen, die dir die Füße gekitzelt haben, auf die Nerven gegangen.“

„Ich weiß“, piepst sie mit Trauerkloßstimmchen.

„Und dass du manchmal in Gedichtsprache dahergeredet hast, war auch nicht besonders schön.“

„Ja, schon gut!“ Sie lehnt ihren Kopf an meine Schulter. „Meinst du, mir läuft bald auch mal wieder ein toller Junge über den Weg? Ich mein, so ein richtiger knuffiger? Der mich dann auch ein bisschen knuffig findet?“ Sie deutet mit Zeigefinger und Daumen ungefähr drei Millimeter an.

„Ganz bestimmt“, sage ich. „Tolle Jungs stehen doch an jeder Ecke rum. Äh, so wie Mülltonnen.“

Jette stöhnt. „Netter Versuch, mich aufzumuntern.“

„Also gut, vielleicht nicht an jeder Ecke, aber an jeder zweiten.“

Jette guckt auf ihr Handy. „Und Mama meldet sich auch nicht bei mir!“

„Wollte sie das denn?“

Jette nickt.

„Wahrscheinlich ist in der Apotheke wieder so viel los“, sage ich, um sie zu trösten.

Arme Jette. Seit sich ihre Eltern getrennt haben und ihre Mutter nach Sylt gezogen ist, fehlt ihr so etwas wie ein ganz normales Familienleben: Vater, Mutter, Kind. Da mag sie noch so oft an den Wochenenden auf die Insel jetten oder Besuch von ihrer Mutter bekommen. Meine Mami weckt mich jeden Morgen und schmiert mir die Pausenbrote. Sie gibt mir manchmal nervige Ratschläge mit auf den Weg, aber sie ist immer für mich da. Jette tauscht sich mit ihrer Mutter die Woche über nur übers Handy oder über Skype aus. Und als Kuschelanlaufstelle müssen ihr Herr Joost und ihr polnisches Au-pair-Mädchen Justyna reichen. Die ist supernett und superlustig und wenn man mal schlechte Laune hat, schafft sie es immer, einen aufzumuntern.

„Zum Glück hast du ja Justyna“, starte ich einen letzten Aufmunterungsversuch.

„Ja“, krächzt Jette leise. „Aber sie ist nicht Mama.“

Das stimmt. Ich mag Justyna sehr, aber ich würde sie natürlich auch nicht gegen meine Mami eintauschen wollen.

Im nächsten Augenblick fährt Jette wie von einem Insekt gestochen hoch. „Mistikowski!“, stöhnt sie.

„Was ist denn? Hast du etwa auch jemanden versetzt?“

„Ja! Justyna! Ich hab ihr versprochen, ihr beim Großeinkauf zu helfen. Wir wollten uns um halb sechs bei mir zu Hause treffen.“

„Dann ruf sie an“, sage ich, aber Jette ist schon aus dem Zimmer gestürmt und schlüpft im Flur in ihre signalroten Turnschuhe. Zum Glück ist sie nicht mehr sauer auf mich.

„Wollen wir morgen zusammen für Mathe lernen?“, frage ich sie, als sie schon die Klinke runterdrückt. „Diego hat mir gestern Abend noch mal die binomischen Formeln erklärt. Ich glaub, ich hab sie jetzt drauf.“

Diego ist der Freund meiner Omi Olga. Von Beruf ist er Objektkünstler, Taxifahrer und Cocktailmixer in einer Bar, aber er kann auch sehr gut Mathe erklären. Ohne ihn wäre ich in dem Fach aufgeschmissen.

„Gern.“ Jette taxiert mich mit schief gelegtem Kopf. „Oder bist du morgen wieder mit Max verabredet?“

„Nein, bin ich nicht.“ Ich schüttele den Kopf. „Und wenn ich es wäre, würde ich dich trotzdem nicht versetzen.“

Jette grinst mich an, schlägt mir ihre Pranke auf die Schulter, dann poltert sie die Treppe hinab und grölt zu guter Letzt noch „Tschüss, Miss Butterfly!“ durchs ganze Treppenhaus.

Auweia, Herr Richter wird sich freuen.

Liebes Tagebuch,

bevor ich dich gleich zuklappe und schlafe, hier noch ein paar schlau-psychologische Gedanken über die Liebe: LIEBE ist

– scharf wie Chili

– zuckrig wie Schaumküsse

– würzig wie Omi Olgas Fantasiegerichte

– wild und tosend wie die Nordsee bei Windstärke zehn

– süß wie das Stupsnäschen meiner Mini-Schwester Josefine

– prickelnd wie Brausepulver

– quirlig wie Jettes Au-pair-Mädchen Justyna

– glimmer-glitterig wie eine Weihnachtsbaumkugel

– knutschig wie die Küsse, die Leonie ihren Hunden hundertfach ins Fell drückt …

Äh, Moment mal. Knutschig geht’s bei uns ja gar nicht zu. Manchmal lehne ich mich an Max’ Schulter, und dann weht mich sein Pfefferminz-Pfirsich-Nussnugatschokolade-Meeresbrise-Geruch an. Oder er nimmt meine Hand und streichelt meine Fingerkuppen. Das fühlt sich an, als würde ich glühende Lavamasse berühren. Und das Herzgekribbel, das ich dabei spüre, ist so …

„Mia!“, tönt es durch den Stoffvorhang. „Mach endlich Schluss! Will schlafen.“

„Jahaaa“, sage ich, dann klappe ich das Tagebuch zu und knipse das Licht aus.

Sonnenstrahlen kitzeln mir die sommersprossige Nase, als ich mit Jette nach einem öden Schultag zu ihr nach Hause fahre. Wir wollen uns den Mathestoff vor dem Mittagessen reinziehen, damit wir später Zeit zum Quatschen haben. Jette hat mit ihren Luchsaugen in der Pause einen Jungen erspäht, den sie noch nie zuvor an unserer Schule gesehen hat und – o Wunder – knubbel-knuffig-süß findet. Er hat dunkle Locken, Segelohren und trägt wie sie eine Brille. Ich musste kurz mal innerlich stöhnen. Weil ich ja weiß, wie nervig das werden kann. Trotzdem freue ich mich für sie. Und wenn ihre Liebeshormone in Wallung geraten, hat sie gleich viel bessere Laune.