Midnight Chronicles - Dunkelsplitter - Bianca Iosivoni - E-Book

Midnight Chronicles - Dunkelsplitter E-Book

Bianca Iosivoni

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Beschreibung

Seine Vergangenheit wird zur Bedrohung für ihre Zukunft ...

Nur noch 93 Tage. Roxy weiß, dass es unmöglich ist, ihre Mission innerhalb dieser Zeit zu erfüllen. Eigentlich dürfte sie sich keine Ablenkung erlauben - aber das ist leichter gesagt als getan. Schließlich verbringt sie jede Minute gemeinsam mit Shaw, während sie durch Europa reisen und die Wesen einfangen, die Roxy versehentlich aus der Unterwelt befreit hat. Doch die Möglichkeit auf ein Happy End für die freie Huntress rückt in unerreichbare Ferne, als Shaw plötzlich erfährt, wer er wirklich ist - und daraufhin eine folgenschwere Entscheidung treffen muss ...

"Wow - dieses Buch hat mich einfach nur umgehauen. Es ist unglaublich spannend, süß, lustig, schockierend ... Es gab so viele Wendungen, die allesamt großartig waren, sodass es an keiner Stelle auch nur ansatzweise langweilig wurde!" Buchwelten_ über Blutmagie

Band 3 der Reihe trägt den Titel DUNKELSPLITTER und erzählt die Geschichte von Roxy und Shaw weiter.


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Seitenzahl: 537

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Ähnliche


Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Playlist

Was bisher geschah …

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

Epilog

Danksagung

Glossar & Personenverzeichnis

Die Autorinnen

Die Romane von Bianca Iosivoni und Laura Kneidl bei LYX

Impressum

BIANCA IOSIVONI LAURA KNEIDL

MIDNIGHT CHRONICLES

DUNKELSPLITTER

ROMAN

Zu diesem Buch

Roxy bleiben noch 93 Tage. 93 Tage, um die Seelen, die sie versehentlich aus der Unterwelt befreit hat, zu finden und zurückzuschicken. 93 Tage, bevor sie für ihren Fehler mit dem Leben bezahlen muss und jegliche Chance verliert, ihren verschollenen Zwillingsbruder Niall wiederzusehen. 93 Tage mit Shaw, zu dem sie sich mehr und mehr hingezogen fühlt. Doch egal wie stark die Anziehungskraft zwischen ihnen auch sein mag: Seit Roxy in einer Vision gesehen hat, dass sie in Shaws Armen sterben wird, hat sie sich geschworen, ihm dieses Leid zu ersparen und sich von ihm fernzuhalten. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, schließlich verbringen die beiden jede freie Minute zusammen, während sie auf der Jagd nach den entflohenen Wesen durch Europa reisen. Deutschland, Österreich, Tschechien – je weiter sie sich vorarbeiten und je mehr Seelen sie finden, desto weniger Hoffnung hat Roxy, dass sie den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen kann. Ihr Schicksal scheint endgültig besiegelt, als Shaw unverhofft die Informationen über seine Vergangenheit erhält, nach denen er so lang gesucht hat. Doch dieses Wissen zwingt ihn zu einer folgenschweren Entscheidung …

Für Klaudia und Alex

PLAYLIST

X Ambassadors – Renegades

The Hit House feat. Ruby Friedman – Hunt You Down

JAXSON GAMBLE – Won’t Go Down Easy

Skrizzly Adams – Dance with Darkness

K. Flay – Giver

Imagine Dragons – Bad Liar

Royal Deluxe – Dangerous

The Pretty Reckless – Going to Hell

The Brothers Bright – Blood On My Name

J2 feat. Blu Holliday – Born to Be Wild

Hidden Citizens feat. Rånya – Let Me Out

Book feat. Ndidi O. – Hold On, I’m Coming

Imagine Dragons – Next to Me

RAIGN – Find My Own Way

Sam Tinnesz – Ready Set Let’s Go

Powerwolf – Armata Strigoi

Dead Posey – Don’t Stop the Devil

In this Moment feat. Rob Halford – Black Wedding

Bon Jovi – These Days

Rob Zombie – Dragula

Set It Off, William Beckett – Wolf in Sheep’s Clothing

Kate Pierson – Throw Down the Roses

Esterly feat. Austin Jenckes – Bad Man

Elle King – Where the Devil Don’t Go

Sin Shake Sin – Can’t Go to Hell

Bon Jovi – I’d Die For You

Paul Cardall – Life & Death

WAS BISHER GESCHAH …

Die freie Huntress Roxy befreit in London mithilfe ihrer Amulettmagie einen jungen Mann von einem Geist, der seinen Körper eingenommen hatte. Sie nimmt ihn mit ins Londoner Quartier, wo sich herausstellt, dass er sämtliche Erinnerungen an sein bisheriges Leben verloren hat. Er wird Roxys Verantwortung unterstellt und gibt sich selbst den Namen Shaw.

Roxy ist nur mäßig begeistert von der neuen Aufgabe, denn sie hat bereits eine Mission: Auf Befehl des Todesboten Kevin muss sie innerhalb von 449 Tagen 449 aus der Unterwelt entflohene Seelen wieder einfangen. Dies ist die Strafe dafür, dass sie versehentlich ein Tor zur Unterwelt öffnete, als sie der letzten Bitte ihrer Mentorin Amelia nachkam und deren mächtiges Amulett nach ihrem Tod dort zerstörte. Während sich Shaw von den Huntern ausbilden lässt, gehen Roxy und ihr Kampfpartner Finn dieser Mission weiter nach.

Immer wieder gibt es Meldungen über verschwundene Hunter, nicht nur in London. Außerdem kommt Warden, ein berüchtigter Blood Hunter, in die Stadt. Er ist auf der Suche nach dem Vampirkönig Isaac. Aufgrund seiner zahlreichen Nahtoderfahrungen kann er Kevin, den Todesboten, ebenfalls sehen.

Während eines gemeinsamen Clubbesuchs kommen sich Roxy und Shaw näher, doch Roxy ist nicht bereit, sich auf ihn einzulassen – schließlich ist ihre Lebensspanne begrenzt.

Bei einer Patrouille stoßen Roxy, Finn, Warden und Shaw auf Amelia, die ebenfalls von Roxy aus der Unterwelt befreit wurde. Roxy erkennt, dass dies von Anfang an Amelias Plan war und dass diese längst nicht mehr für die Hunter kämpft, sondern nur ihre eigenen Ziele verfolgt. Ein heftiger Kampf entbrennt, bei dem beide Seiten Verletzungen einstecken müssen. Kurz darauf folgen sie Amelias Spur nach Paris. Dort treffen sie auf Giselle, die über den Todesblick verfügt. Mit einer einzigen Berührung zeigt sie Roxy, wie sie sterben wird, nämlich schon bald und in Shaws Armen. Daraufhin beschließt Roxy, sich erst recht emotional von Shaw zu distanzieren.

Als sie Amelia schließlich in Paris aufspüren, kommt es zu einem Kampf, bei dem Maxwell, der Leiter des Londoner Quartiers, getötet wird. Roxy gelingt es mithilfe seines Amuletts, Amelia zu besiegen und in die Unterwelt zurückzuschicken. Kurz zuvor gesteht Amelia, dass sie für die verschwundenen Hunter verantwortlich ist – und auch Roxys Zwillingsbruder Niall vor vielen Jahren entführt hat. Außerdem erwähnt sie eine Vision, die sie mit ihrem Schicksalsblick hatte: Der Hexenkönig Baldur wird durch die Hand des Vampirkönigs sterben. Wenig später begleiten Roxy, Shaw und Finn Warden nach Edinburgh.

Dort trifft Warden auf seine ehemalige Kampfpartnerin Cain, als die dabei ist, einen Vampir zu vernichten. Warden ist immer noch wütend auf Cain, denn nach dem Vampirangriff auf seine Eltern vor drei Jahren hatte Cain ihn verraten, als er allein auf die Jagd nach Isaac gehen wollte, was in Edinburgh strengstens verboten ist. Das Vertrauen zwischen ihnen ist seitdem zerstört, und Warden verpfeift Cain nun seinerseits bei Grant, dem Leiter des Quartiers.

Grant verdonnert jedoch nicht nur Cain, sondern auch Warden dazu, in der Waffenkammer auszuhelfen – gemeinsam. Währenddessen werden Jules, Cains Cousin und aktueller Kampfpartner, und sein Ersatzpartner Floyd von Vampiren angegriffen. Floyds Leiche wird gefunden, Jules bleibt jedoch verschwunden. Nach einer dreitägigen Suchaktion stellen die Hunter die Suche nach ihm ein und erklären ihn für tot. Cain ist jedoch nicht bereit, Jules aufzugeben, und bricht erneut die Regeln, um nach ihrem Kampfpartner zu suchen. Dafür bittet sie Warden um Hilfe.

Auf der Suche nach Hinweisen beobachten sie zwei Hexer, die ebenfalls auf der Jagd nach Vampiren sind, obwohl zwischen den Kreaturen der Nacht ein Waffenstillstand herrscht. Warden und Cain ziehen Harper zu Rate, eine Magic Huntress, um herauszufinden, was es mit den Hexen und Vampiren auf sich hat. Harper gibt ihnen einen Tipp, und wie erhofft treffen sie dort auf Tarquin, einen der beiden Hexer. Er verschwindet jedoch durch ein Portal, wie es nur von Hexenmeistern erschaffen werden kann. Ohne nachzudenken folgt Cain ihm und gerät in einen heftigen Kampf, als das Portal sie direkt in ein Vampirnest transportiert.

Warden macht sich große Sorgen um Cain, und nach ihrer Rückkehr kommt es zu einer Aussprache und einer ersten gemeinsamen Nacht zwischen den beiden.

Von einem Vampir namens Phineas erhalten Warden und Cain schließlich einen wertvollen Hinweis. Sie finden Jules, allerdings ist er kein Mensch mehr. Isaac hat ihn mithilfe eines Serums, das von Wardens tot geglaubtem Vater entwickelt wurde, in einen künstlichen Vampir verwandelt. Sie nehmen Jules gefangen und bringen ihn in das Quartier der Hunter in Edinburgh. Wardens Vater, der bereits vor drei Jahren in einen Vampir verwandelt wurde, entkommt jedoch.

Isaac überfällt mit seinen Vampiren das Quartier, um Jules, sein kostbares Testobjekt, zurückzuholen. Es kommt zu einer verlustreichen Schlacht zwischen Huntern und Vampiren. Cain gerät in einen Kampf mit Isaac, bei dem Jules ihr unerwartet zu Hilfe kommt. Er hat einen freien Willen entwickelt und kann sich – anders als natürlich erschaffene Vampire – Isaacs Befehlen widersetzen. Er schafft es, Isaac zu töten. Anschließend verschwindet er spurlos.

Zur selben Zeit dringt Wardens Vater in die Krankenstation ein, wo seine Frau seit dem Angriff im Koma liegt. Es kommt zu einem Kampf zwischen Vater und Sohn. Warden muss sich entscheiden und tötet seinen Vater, um seine Mutter zu retten.

Nur langsam erholt sich das Quartier von dem Angriff. Warden und Cain, die einander ihr Vertrauen bewiesen haben, werden wieder Kampfpartner, während sich Roxy, Shaw und die Soul Huntress Ella gemeinsam auf die Reise machen, um die von Roxy befreiten Seelen zu vernichten. Roxys Kampfpartner Finn bleibt verletzt in Edinburgh zurück.

1. KAPITEL

Roxy

»Sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte ich, als Shaw den Blinker setzte und wir gleich darauf von der Autobahn abfuhren.

»Viele Wege führen zum Ziel«, erwiderte er nur und sah kurz auf das Navigationssystem auf seinem Handy. Das führte ihn an diesem Morgen nicht zum nächsten Geist, den es in die Unterwelt zurückzuschicken galt, sondern zu einer Raststätte, die nur aus einem großen Gebäude, einer Tankstelle, einem riesigen Parkplatz und einigen verlassenen Bänken und Tischen bestand.

Ich drehte mich auf dem Beifahrersitz um und warf einen schnellen Blick auf die Rückbank. Ella saß schweigend da und starrte aus dem Fenster, schien in Gedanken aber ganz woanders zu sein. Aus ihren großen Kopfhörern schallte unverständliche Musik, wie schon die ganze Zeit während unseres kleinen Roadtrips. Nach unserem Abschied aus Edinburgh vor knapp zwei Wochen waren wir zunächst zurück nach London gefahren. Dann hatten uns die Koordinaten, die Wardens Ghostvision-Gerät ausspuckte, durch den Eurotunnel nach Frankreich geführt und von dort aus, mit einigen Zwischenstopps in Luxemburg und Belgien, durch die Schweiz bis nach Deutschland. Aber wo genau wir gerade waren, wusste ich immer noch nicht.

»Dein Ziel scheint essen zu sein«, kommentierte ich trocken und deutete auf die Werbung in den Fenstern.

»Deins nicht? Ich bin enttäuscht, Darling.« Er zwinkerte mir zu und schaltete den Motor aus.

Stille hüllte uns ein, denn auch Ella hatte ihre Musik ausgemacht und die Kopfhörer abgenommen. »Warum halten wir?«

»Shaw will etwas essen.«

»Frühstücken«, korrigierte er. »Und tanken. Wir waren fast die ganze Nacht unterwegs. Übrigens sind wir hier gerade am Rande des Mittleren Schwarzwalds«, fügte er hinzu, stieg aus und streckte sich ausgiebig.

»Das erklärt die ganzen Bäume«, murmelte ich und stieg ebenfalls aus. Von zu Hause in Irland war ich weite grüne Felder, steile Klippen und die immer gleichen niedrigen weißen Steinmauern gewöhnt. Wälder spielten eine untergeordnete Rolle in meinen Naturerfahrungen.

Der Himmel war bedeckt und ein kühler Wind wehte, aber es lag kein Schnee. Alles wirkte grau und diesig. Außer uns standen nur ein einziges anderes Auto und einige LKW auf dem Parkplatz. Wenn ich mich nicht irrte, war es wenige Tage vor Silvester, wahrscheinlich lieferten sie die letzten Waren vor dem Feiertag aus.

Shaw trat neben mich und lehnte sich gegen seinen leuchtend blauen 1969er Chevrolet Camaro. »Wie viele sind noch übrig?«

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich das kleine Gerät hervorgezogen hatte, das knapp in meine Handfläche passte und nur einen Tropfen Blut von mir brauchte, um den nächsten Spirit zu lokalisieren, den ich vernichten musste. Seit Warden den Ghostvision, wie er das Ding getauft hatte, zum Laufen gebracht hatte, war es mir innerhalb kürzester Zeit gelungen, mehr Seelen zurückzuschicken als in den ganzen Monaten zuvor. 449 Geister waren es zu Beginn gewesen, die ich wieder in die Unterwelt verbannen musste. Aber wie viele davon jetzt noch übrig waren …? »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«

Das war die Wahrheit, denn ich hatte sie nie gezählt. Wobei das nicht ganz stimmte. Am Anfang hatte ich noch eine Strichliste in meinem Kopf geführt, doch irgendwann hatte ich mich verzählt und ab da war es sowieso egal. Ich steckte das Gerät wieder ein und rieb mir über die Schulter, dort, wo sich unter der Kleidung die Narbe befand, die von dem Biss des Höllenhundes stammte. Seit ich London zusammen mit Finn, Shaw und Warden verlassen hatte und nach Edinburgh aufgebrochen war, waren einige Wochen vergangen und mittlerweile war sie merklich kleiner geworden. Aber nicht klein genug. Da draußen gab es auch jetzt noch zu viele Seelen, die ich ungewollt freigelassen hatte und wieder einfangen musste. Und zwar bevor meine Zeit ablief.

»Und wie viele Tage bleiben dir noch?«, fragte Ella leise und musterte mich aus diesen weißgrauen Augen, die so ungewöhnlich für normale Menschen und so typisch für die wenigen Soul Hunter auf der Welt waren.

Ella hatte sich uns nach dem Tag des Blutbades in Edinburgh angeschlossen, und während eines ruhigen Moments, gleich nachdem wir für gutes Geld einen Poltergeist aus einem Haus an der luxemburgischen Grenze vertrieben hatten, hatte ich ihr von meiner ganz persönlichen Mission erzählt. Angefangen damit, dass meine ehemalige Mentorin Amelia in meinen Armen gestorben war und mich mit ihrem letzten Atemzug angefleht hatte, ihr Amulett zu zerstören, damit es nicht in die falschen Hände geriet, und wie ich dadurch versehentlich ein Tor zur Hölle geöffnet und 449 Seelen freigelassen hatte, die Ulysses, dem König der Unterwelt, gehörten, bis hin dazu, wie mich sein Todesbote Kevin verflucht hatte. Ich hatte Ella auch davon berichtet, wie ich diese Wesen nach und nach vernichtet hatte, nur um einsehen zu müssen, was von Anfang an klar gewesen war: Es war eine unlösbare Aufgabe. Ein grausames Spiel des Todesboten.

Und genau hier kam Warden ins Spiel. Es hatte länger gedauert, als mir lieb gewesen war, doch schließlich hatte er das Gerät, das ursprünglich sein Vater entwickelt hatte, zum Laufen gebracht und mir mitgegeben. Mit dem Ghostvision war es leichter, genau die Seelen aufzuspüren, die ich zurück in die Unterwelt schicken musste. Dennoch lief meine Zeit vor meinen Augen ab und wurde mit jedem neuen Morgen, mit jedem Atemzug, noch kürzer. Und dank Giselles Todesvision, die sie in Paris mit mir geteilt hatte, wusste ich nun auch, wie ich sterben würde.

Während unseres Aufenthaltes in Edinburgh hatte ich zum ersten Mal Zeit gehabt, mich intensiv mit meinem bevorstehenden Tod auseinanderzusetzen, und dabei waren mir gleich mehrere Dinge klar geworden. Am Ende von Giselles Vision hatte ich das Heulen der Höllenhunde gehört, was nur bedeuten konnte, dass ich es höchstwahrscheinlich nicht schaffen würde, Kevins Mission zu erfüllen. Und da ich felsenfest davon überzeugt war, dass Kevin mich keine Sekunde früher von meiner Aufgabe erlösen oder zulassen würde, dass ich vorher starb, blieb nur eine Schlussfolgerung übrig: Der Tag, an dem ich sterben würde, war derselbe Tag, an dem sich Giselles Vision erfüllte. Damit kannte ich das exakte Wann und Wie meines Todes. Wenigstens wusste ich so auch, dass mir bis zum Ablauf des Countdowns nichts geschehen konnte. Ein schwacher Trost, aber immerhin ein Trost.

»Roxy?« Ellas Stimme holte mich aus meinen Gedanken.

Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen loszuwerden, und atmete tief die kalte Luft ein. Sie brannte in meinem Hals und meiner Brust, war aber ein willkommener Weckruf. »Noch 93 Tage.«

Betroffenes Schweigen hüllte mich ein. Ella bedachte mich mit einem mitfühlenden Lächeln. Shaws Miene hingegen blieb ausdruckslos, doch der Blick aus seinen braunen Augen drückte all das aus, was Worte nicht zu sagen vermochten. Sorge. Mitgefühl. Wut auf den Todesboten. Und mehr. Da war so viel mehr, dass ich mich abwenden musste, weil ich es nicht länger ertrug. Nicht, es bei ihm zu sehen, und erst recht nicht, was es in mir auslöste, wenn er mich so ansah.

Gefühle waren das Letzte, was ich im Moment gebrauchen konnte. Ich würde sterben. Es war absehbar. Unvermeidlich. Wie grausam wäre ich, wenn ich zulassen würde, dass sich mehr zwischen Shaw und mir entwickelte, obwohl ich doch nur zu genau wusste, dass ich ausgerechnet in seinen Armen sterben würde? Nein. Das konnte ich ihm nicht antun. Das konnte ich uns beiden nicht antun.

Shaw räusperte sich. »Wir sollten etwas essen und uns Kaffee besorgen. Keine Ahnung, wann die nächste Raststätte auftaucht und wir wieder die Möglichkeit dazu haben werden.«

Er klang geradezu so, als wären wir mitten im Niemandsland gelandet … und wenn ich ehrlich war, hatte es sich zumindest streckenweise so angefühlt. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es in Deutschland so viel Natur gab. Was Shaw jedoch damit meinte, war –

»Es gibt Pancakes!«

Ich drehte mich um und schaute ihm blinzelnd nach, während er bereits mit schnellen Schritten auf das einstöckige Gebäude neben der Tankstelle zu stapfte.

Ella trat neben mich. Die Kopfhörer hingen um ihren Hals, als warteten sie nur auf den erneuten Einsatz. »Ich habe noch nie gesehen, dass sich jemand so sehr über Pancakes gefreut hat.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Sie sind ja auch lecker. Und seit er in diesem Café in Edinburgh welche zum Frühstück hatte, ist er ganz verrückt danach. Nicht mal die Belgischen Waffeln in Brüssel konnten dagegen ankommen.«

Ich konnte seine Leidenschaft für Süßspeisen absolut nachvollziehen. Da das Menü in der Kantine des Quartiers so eine Enttäuschung gewesen war, hatten wir öfter auswärts gegessen oder uns etwas von unterwegs mitgebracht. Etwas, das nicht so schrecklich gesund war wie die Gerichte im Quartier. Allein beim Gedanken an die Salate und das ganze gekochte Gemüse wie Brokkoli und Spinat schüttelte es mich.

Ich sah zur Seite. Ella hatte sich noch nicht gerührt. Ihr langes blondes Haar war ein wenig zerzaust, aber wenigstens hatte sie letzte Nacht ein bisschen schlafen können.

»Soll ich dir was mitbringen?«, fragte ich, als sie keine Anstalten machte, das Gebäude zu betreten.

Sie schüttelte den Kopf und setzte die Kopfhörer auf, um die Welt erneut auszuschließen.

Wahrscheinlich hätte ich es an ihrer Stelle nicht viel anders gemacht. Am Tag des Blutbades, wie dieses Ereignis in die Geschichtsbücher der Hunter eingehen würde, hatte Ella nicht nur ihren Kampfpartner Owen, sondern auch ihren Vater verloren. Zwei Menschen, die ihr die Welt bedeutet hatten, waren mit einem Mal fort.

Ich schluckte hart, als mich meine eigenen Erinnerungen zu überrollen drohten, und schob sie entschieden von mir. Ein letzter Blick auf Ella, dann ließ ich sie beim Wagen zurück und folgte Shaw. Da er bereits dabei war, für uns alle Kaffee und Frühstück zu besorgen, nutzte ich die Chance, die Toiletten aufzusuchen und mich etwas frisch zu machen.

Während ein großer Teil der Menschen sich auf Weihnachten vorbereitet und das Fest gefeiert hatte, hatten wir die letzten Tage und Nächte damit verbracht, Geister zu jagen. Was gut war, denn ich war definitiv nicht in Festtagsstimmung gewesen. Dafür konnte ich mich viel zu gut an die Feiertage daheim in Irland erinnern, damals, als mein Zwillingsbruder Niall noch bei uns gewesen war. Wir hatten nur Unfug im Kopf gehabt, hatten uns ständig viel zu oft nachts rausgeschlichen. Außer an Weihnachten, da waren wir freiwillig extra früh ins Bett gegangen, um am Weihnachtsmorgen in aller Frühe, lange bevor unsere Eltern aufstanden, auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer zu flitzen, um nach unseren Geschenken zu schauen.

Das letzte Weihnachten mit ihm hatte sich mir so fest ins Gedächtnis gebrannt, dass ich das Gefühl hatte, den Plätzchenduft riechen zu können, der daheim in der Luft hing, und den heißen Kakao schmecken zu können, den wir ständig getrunken hatten. Ich musste nur die Augen schließen, um das Rascheln von Geschenkpapier und Nialls begeisterte Stimme zu hören, als er das Computerspiel auspackte, das er sich gewünscht hatte. Seltsamerweise hatte ich meinen Bruder klar vor Augen, während die Gesichter meiner Eltern zunehmend verschwammen. Aber das taten sie schon, seit ich Irland nach Amelias Tod hinter mir gelassen hatte. Unfassbar, dass das inzwischen fast ein Jahr her war.

Ich schob diese bedrückenden Gedanken beiseite und drehte den Wasserhahn auf, um mir Hände und Gesicht zu waschen. Mit ein paar Papierhandtüchern trocknete ich mich ab und wagte einen Blick in den Spiegel. Mein langes blondes Haar könnte dringend mal wieder eine Bürste gebrauchen, und unter meinen Augen lagen Schatten, die definitiv nicht von zu vielen Partynächten stammten.

So langsam machte sich das Leben on the road bemerkbar. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine ganze Nacht durchgeschlafen hatte. Und das, obwohl wir auf dem Weg Halt in ein paar Hunterquartieren gemacht und uns dort mit neuer Munition ausgestattet hatten. Die Nacht, die wir in London verbracht hatten, war nur kurz gewesen – der nächste Spirit erwartete uns bereits in Frankreich. Aber es war schön, zumindest Nala, Linnea und Ingrid wiederzusehen, auch wenn wir Giselle, Weston und die anderen verpasst hatten. Nach all der Zeit blieben Ripley und Dinah leider noch immer verschwunden. Keiner rechnete noch damit, einen der beiden lebend wiederzusehen.

In Paris hatten uns Sebastién und seine Hunter herzlich aufgenommen, aber wir waren nur kurz dortgeblieben. Einen einzigen von meinen Geistern hatte ich in der Hauptstadt Frankreichs aufspüren können, dafür hatte Ella als Soul Huntress dort wesentlich mehr Arbeit gehabt. Trotzdem war sie mit uns weitergezogen. Anscheinend wollte sie so viel Abstand wie nur irgend möglich zwischen die Ereignisse in Edinburgh und sich selbst bringen. Ich hoffte nur, sie wusste, dass man nicht vor seiner Vergangenheit davonlaufen konnte. Früher oder später holte sie einen ein. Immer.

Ich seufzte tief, dann verließ ich die öffentlichen Toiletten und kehrte in den Hauptraum der Raststätte zurück. Als ich Shaw nicht sofort entdeckte, trat ich nach draußen.

»Roxy!« Ich folgte seiner Stimme zu einem der Holztische, die einsam am Rande des Parkplatzes standen. Vor Shaw und Ella, die sich trotz der Kälte daran niedergelassen hatten, standen drei Papiertüten und drei extragroße Kaffeebecher.

Ich ließ mich auf den Platz neben Ella fallen und schnappte mir die Tüte, die sie mir zuschob, während Shaw sich schon wieder über sein Reisetagebuch beugte und weiter darin schrieb. Er hatte das ledergebundene Buch in Edinburgh gekauft und notierte sich seither nicht nur, wo wir gerade waren, was wir erlebten und welche Wesen wir bekämpften, sondern vor allem auch, was wir aßen. Unser Fast-Food-Bewertungssystem hatte er ausgeweitet und nutzte nun jede Gelegenheit, um etwas Neues zu finden, das er probieren konnte.

Kurz beobachtete ich ihn dabei, wie er mit konzentriert gerunzelter Stirn die aktuelle Seite vollkritzelte, und unterdrückte den Impuls, ihn danach zu fragen. Seit ich durch Giselle meinen eigenen Tod vorhergesehen hatte, versuchte ich so viel Distanz wie nur möglich zwischen Shaw und mir aufzubauen. Zwar nicht räumlich, da das kaum möglich war, wenn man zusammen unterwegs war, aber zumindest emotional.

Also fragte ich nicht nach, was er gerade aufschrieb und welches Essen ihm zuletzt am besten geschmeckt hatte, sondern widmete mich der Papiertüte vor mir. Als ich sie öffnete, kam mir sofort der Geruch von frischen Pancakes entgegen und entlockte mir ein kleines Lächeln. Dazu hatte Shaw noch belegte Brötchen und Snacks für unterwegs gekauft. Mittlerweile merkte man ihm kaum noch an, dass er sich an sein Leben bis vor wenigen Monaten nicht mehr erinnern konnte. Er kam immer besser zurecht, auch wenn ihm manches Wissen schlicht fehlte, aber dafür war ihm eine fast schon kindliche Begeisterung für alles Neue geblieben. Insbesondere für alles, was mit Essen zu tun hatte. Eine Leidenschaft, die wir teilten.

»Die sind echt gut«, nuschelte er mit vollem Mund, nachdem er sein Reisetagebuch wieder eingepackt und sich in Lichtgeschwindigkeit auf das Frühstück gestürzt hatte.

Ich öffnete die kleine Packung Ahornsirup, die es zu den Pancakes gab, träufelte ihn darüber und nahm mit einer hölzernen Wegwerfgabel den ersten Bissen. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht mal richtig gemerkt, wie ausgehungert ich eigentlich war, doch jetzt machte sich mein Magen mit einem Grummeln bemerkbar. Ich nickte Shaw zu, nahm den nächsten Bissen und spülte mit etwas Kaffee nach.

Die Stille an unserem Tisch hätte andere vielleicht gestört, aber ich empfand sie als beruhigend, denn so konnte ich meinen Gedanken nachhängen, genau wie Ella, die auf irgendeinen Punkt in der Ferne starrte, während Shaw die Nase nun in einem Buch vergraben hatte, dessen Titel ich nicht entziffern konnte. Wenn er nicht gerade Auto fuhr, schlief oder trainierte, las er ständig irgendetwas – und das am liebsten ganz klassisch als gedrucktes Buch statt auf dem Handy. Bei der Vielzahl an Büchern, die wir mitschleppten, könnte man meinen, wir hätten eine Bibliothek ausgeraubt.

»Was liest du da?«, fragte ich schließlich und deutete mit der Gabel auf ihn. So viel zur Distanz.

»Eine Abhandlung der Archivare über Amulette.« Er schnitt eine Grimasse. »Aus irgendeinem Grund ist das wichtig für die Hunterprüfung.«

»Ja, weil du ohne Stufe-1-Amulett kein Hunter sein kannst«, erwiderte ich automatisch.

Unvermittelt schaltete sich Ella ein. Sie schien froh über die Ablenkung zu sein und richtete den Blick aus ihren weißgrauen Augen auf Shaw. »Und warum ist das so? Warum muss jeder Hunter und jede Huntress ein Amulett der Stufe 1 beherrschen?«

Shaw seufzte, legte das Buch jedoch zur Seite und antwortete brav: »Um mithilfe der Magie eine Illusion zu erschaffen, die bewirkt, dass uns niemand mehr sehen oder hören kann. Genauso wenig wie die Monster, die wir vernichten.«

»Und wie viele Amulettstufen gibt es?«, hakte Ella weiter nach. In Edinburgh hatte sie Cain gelegentlich beim Unterricht der dortigen Hunterkinder geholfen, was ihr deutlich anzumerken war, denn sie fragte Shaw nicht das erste Mal ab.

Sein Blick zuckte kurz zwischen meinem Kettenanhänger, der aus Maxwells Sammlung stammte, und Ellas Ring hin und her. »Sechs.«

»Richtig.« Seelenruhig nippte Ella an ihrem Kaffee. »Woraus werden Amulette gemacht? Und von wem?«

»Von den Archivaren, die sich darauf spezialisiert haben. Und die Amulette bestehen aus den Überresten vernichteter Kreaturen. Was übrigens echt eklig ist, wenn man genau darüber nachdenkt. Wir tragen die Überreste toter Wesen an uns.«

Ich zuckte nur mit den Schultern. »Das ist eigentlich alles, was du für die Prüfung wissen musst.«

»Nicht ganz«, widersprach Ella und warf mir einen bedeutsamen Blick zu. »Es ist wichtig zu wissen, dass man ein einmal angelegtes Amulett nicht mehr abnehmen kann, bis es verbraucht ist oder man stirbt. Daher sollte man Amulette der höheren Stufen auch nicht leichtfertig anlegen.«

Ich verdrehte die Augen. »Meinetwegen. Aber das ist dann alles, was du wissen musst, es sei denn, du willst dich auf Amulette spezialisieren.«

Shaws Gesicht hellte sich auf. »Wirklich?«

»Mehr oder weniger. Aber eine Frage hab ich noch«, sagte Ella. »Was ist ein Dunkelsplitter?«

Shaw setzte dazu an, auch diese Frage zu beantworten, aber aus seinem Mund kam kein Wort.

Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht zu offensichtlich zu schmunzeln. Das war eine gemeine Frage, denn nicht mal Shaw, der alles Wissen in sich aufsog wie ein Schwamm, konnte die Antwort darauf so einfach aus dem Ärmel schütteln. Mit Dunkelsplittern befassten sich nur Hunter, die höhere Amulettstufen anstrebten, und selbst dann erfuhr man erst davon, wenn man mindestens bei Stufe 3 angelangt war. Vorher war das Thema irrelevant.

»Ähm … Das ist …« Shaws Blick huschte erneut zwischen Ella und mir hin und her, genauer gesagt zwischen dem magentaroten Stein mit den goldenen Sprenkeln in ihrem Ring und meinem royalblauen Anhänger mit den kupferfarbenen Elementen darin, den Maxwell mir nach seinem Tod vermacht hatte. Die anderen Amulette von ihm, nämlich jene der Stufe 6, hatte ich in London gelassen, da ich noch nicht bereit war, damit zu kämpfen. »Also … ein Dunkelsplitter ist natürlich ein … ein besonders dunkles Amulett der höchsten Stufe?«

»Falsch.« Ella stellte ihren Becher ab. »Als Dunkelsplitter bezeichnen wir ein fehlerhaftes Amulett, bei dessen Herstellung etwas schiefgegangen ist.«

»Was zum Beispiel?«

»Stell es dir wie ein Produktionsfehler vor. Oder als hätte dir jemand zu viele oder zu wenig Pommes zu deinem Burger serviert.«

Ich öffnete schon den Mund, um vehement zu widersprechen, aber Shaw kam mir zuvor. »Man kann nie zu viele Pommes haben.«

Guter Mann. Ich verbarg mein Lächeln hinter meinem Becher und trank meinen Kaffee aus.

Shaw zeigte mit dem Finger auf Ella. »Das war eine fiese Frage.«

Ihre Mundwinkel zuckten, auch wenn es nicht zu einem vollen Lächeln reichte. Es war Ella anzumerken, dass sie ihr Bestes gab und versuchte, auch ohne Owen und ihren Dad ein normales Leben zu führen, doch der Schmerz, der sich in ihren Augen festgesetzt hatte, war nicht zu übersehen. Und ich verstand es. Jemanden zu verlieren, noch dazu jemanden, der einem so wichtig war, veränderte einen. Die Welt war danach nie mehr dieselbe, genauso wenig wie man selbst, weil ein wichtiger Teil von einem selbst ebenfalls fehlte. Etwas, das ich nur zu gut nachempfinden konnte. Ich war nur froh, dass niemand versucht hatte, Ella einzureden, dass es mit der Zeit leichter werden würde – denn das wurde es nicht. Der Schmerz würde für immer da sein, wie ein Loch im Herzen, das durch nichts und niemanden zu füllen war. Aber man lernte, damit zu leben. Irgendwie. Nur darauf kam es an.

»Wenn das Thema Amulette nun also erledigt ist«, ergriff Shaw wieder das Wort und legte das nächste Buch auf den Tisch, »dann kann ich mich ja wieder mit Geistern beschäftigen. Es gibt vier verschiedene Phasen«, fügte er mit Blick auf Ella hinzu. »Nur Soul Hunter können die ersten beiden sehen und bekämpfen. Und berührt ein Soul Hunter einen Geist, egal welcher Phase, materialisiert sich dieser und nimmt eine für alle sichtbare Gestalt an.«

Diesmal konnte ich mein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Eins mit Sternchen. Pass nur auf, wenn du so weitermachst, wollen dich die Archivare für sich rekrutieren, weil du ein wandelndes Lexikon bist.«

»Sehr witzig«, kommentierte er trocken, aber in seinen Augen funkelte es amüsiert. »Übrigens: Wohin geht es eigentlich als Nächstes?«

»Das werden wir gleich herausfinden.« Ich verzog ein bisschen das Gesicht, als ich neben meinem Handy und dem Ghostvision auch das Set aus Nadeln und Teststreifen hervorzog und vor mir auf dem Tisch ausbreitete.

Es war nur ein kurzes Piksen, diesmal in den linken Zeigefinger, trotzdem war es nicht sonderlich angenehm und ich beneidete niemanden darum, der das gesundheitsbedingt täglich oder sogar mehrmals am Tag machen musste. Der Schmerz verklang und ein roter Tropfen trat hervor. Ich führte den schmalen Teststreifen an den Finger, bis er das Blut aufgesogen hatte, dann schob ich ihn in den Ghostvision hinein.

Das Gerät war nicht besonders hübsch, aber dank der zusätzlichen Schutzabdeckung, die Warden kurz vor unserer Abreise angebracht hatte, war es wenigstens stabil und es ragten keine Drähte mehr heraus. Es summte in meiner Hand, während es anhand meines Blutes, oder genauer gesagt anhand von Kevins Magie in meinem Blut, ermittelte, wo sich die nächste Seele befand, die es in die Unterwelt zurückzuschicken galt. Wo ich vorher auf gut Glück nach den Wesen hatte suchen müssen, konnte ich dank Wardens Erfindung nun systematisch vorgehen, da es mir immer die Koordinaten des Spirits anzeigte, der gerade am nächsten war. In wenigen Wochen hatte ich damit mehr Spirits zurück in die Unterwelt geschickt als in all den Monaten zuvor, auch wenn die Narbe auf meiner Schulter deutlich zeigte, dass mir die Zeit davonlief, weil es noch immer mehr als genug zu tun gab. Aber aufgeben kam nicht infrage. Nicht nur wegen meines Bruders, nach dem ich erst wieder suchen konnte, sobald diese Sache abgeschlossen war, oder wegen all der Hunter und Huntresses, die ich seit meinem Aufbruch aus Irland kennengelernt und in mein Herz geschlossen hatte, sondern auch für mich. Ich würde nicht aufgeben, weil ich leben wollte. Ich hatte noch so viel vor und konnte so viel in der Welt bewirken, also würde ich Kevin diesen Sieg verdammt noch mal nicht überlassen.

Mein Handy vibrierte kurz und auf dem Display erschienen neue Koordinaten. Der Ghostvision hatte den nächsten Geist gefunden.

»Also?«, hakte Shaw nach. »Wohin geht es?«

Schnell tippte ich die Koordinaten in eine App ein, gleich darauf leuchtete ein Punkt auf der Karte auf. Ich hob den Kopf und sah in die erwartungsvollen Gesichter meiner Begleiter.

»Sieht so aus, als würden wir nach Prag fahren.«

2. KAPITEL

Shaw

Die Koordinaten vom Ghostvision führten uns am Schwarzwald entlang und durch die tiefsten Tiefen von Bayern, wo wir für einen weiteren Stopp anhielten. Etwas, das ich inzwischen bereute, weil mein dortiges Erlebnis mit einer Weißwurst mich vermutlich nachhaltig traumatisiert hatte. Anschließend ging es weiter, quer durch Deutschland Richtung Osten. Nach der Sache mit der Weißwurst legten wir keine weitere Pause ein, sodass wir ganz gut vorankamen, auch wenn wir dank mehrerer Staus über acht Stunden unterwegs waren. Inzwischen war es längst dunkel geworden. Prüfend sah ich aufs Armaturenbrett. Es war kurz vor neun Uhr; wir hatten die Grenze zu Tschechien schon vor anderthalb Stunden passiert.

Ich bog ein weiteres Mal ab und das Licht der Scheinwerfer fing die Umgebung ein. Nichts als weite, schneebedeckte Felder, einige kahle Bäume in der Ferne und flache Hügel am Horizont. Abgesehen von der Straße und ein paar wenigen Schildern gab es kein Anzeichen von Zivilisation.

Wir waren mitten im Nirgendwo gelandet und es war schon eine ganze Weile her, seit uns das letzte Auto entgegengekommen war.

Ich warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, als es hinten zum wiederholten Mal in den letzten Stunden vibrierte. Irgendjemand versuchte beharrlich, Ella zu erreichen, doch diese wollte anscheinend nichts davon wissen, denn auch diesmal drückte sie den Anrufer weg.

»Wer war das?«, fragte ich neugierig.

»Niemand Wichtiges«, erwiderte Ella und starrte wieder aus dem Fenster. Bildete ich mir das ein, oder wirkte sie jetzt noch trauriger als zuvor?

Ich sah zur Beifahrerseite hinüber. Roxy saß schweigend da, wie so oft in den letzten Tagen. Oder vielmehr Wochen. Zuvor war sie zwar auch nicht gerade die redseligste, sozialste Person gewesen, aber seit den Ereignissen in Paris war sie viel öfter in sich gekehrt. Wo sie vorher noch mit mir geredet hätte, zog sie sich nun immer mehr zurück. Es war mir unverständlich, wie das niemandem hatte auffallen können. Nicht einmal Finn hatte etwas gemerkt, wobei der in Schottland auch mit seinen Familienbesuchen und den Leuten in seinem alten Quartier beschäftigt gewesen war. Auf alle anderen wirkte Roxy ganz normal, aber ich merkte, dass sich etwas verändert hatte. Ich wusste nur nicht, was genau es war – und warum sie nicht einfach mit mir darüber sprechen wollte.

»Es gibt ein Quartier in Prag«, ließ sie plötzlich verlauten und sah von ihrem Handy auf. »Weston hat mir gerade die Adresse geschickt. Wenn wir den Geist vernichtet haben, können wir dort unterkommen, uns neu ausrüsten und sehen, wohin es als Nächstes geht.«

Was bedeutete, dass wir endlich wieder in richtigen Betten schlafen konnten. Mein steifer Nacken würde es mir danken.

»Wissen die Hunter dort, dass wir kommen?«, fragte ich, ohne die Aufmerksamkeit von der Straße abzuwenden. »Oder werden wir wie das erste Mal in Paris mit Knarren im Gesicht begrüßt?«

Roxy schnaubte. »Das hat dich echt mitgenommen, was?«

Nur ein bisschen und auch nur, weil ich mich im Gegensatz zu allen anderen nicht als Hunter ausweisen konnte. Ich hatte meine Prüfung noch nicht abgelegt und damit auch kein Huntertattoo mit dazugehörigem Code. Scheiße, ich hatte ja noch nicht mal einen Nachnamen.

Dennoch war ich gespannt auf das neue Quartier. Bisher hatte ich mit London, Paris und Edinburgh drei kennengelernt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Insgeheim hatte ich gehofft, auch noch das Hunterquartier in Berlin kennenlernen zu dürfen, doch so weit hatten wir es nicht geschafft. Der Ghostvision hatte uns mit den neuen Koordinaten ohne Umwege nach Tschechien geführt und ich hatte keine Ahnung, was ich in Prag zu erwarten hatte. Vielleicht lag das Prager Quartier ebenfalls in einem Altbau mitten in der Innenstadt, so wie in Paris. Womöglich war es auch unter der Erde wie in Edinburgh oder es befand sich in einem Hochhaus wie in London. So oder so konnte ich es kaum erwarten, dort anzukommen, die Leute kennenzulernen und endlich, endlich wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.

»Der Leiter weiß Bescheid«, fuhr Roxy fort, als ich nicht antwortete. »Sein Name ist Krall und er erwartet uns schon.«

Ich nickte und sah erneut in den Rückspiegel zu Ella, die ganz in Gedanken versunken schien, dann richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Direkt vor uns tauchten die ersten Häuser auf. Wir näherten uns eindeutig unserem Ziel.

Meine Begleiterinnen blieben die restliche Fahrt über schweigsam. Ella schlief auf dem Rücksitz ein, schreckte jedoch mehrmals wieder hoch, als würde sie schlecht träumen. Etwas, das ich nur zu gut kannte. Roxy hingegen starrte weiterhin stumm aus dem Fenster, die Hände in ihrem Schoß zu Fäusten geballt.

Ich musste den Impuls unterdrücken, die Hand auszustrecken und sie auf ihre zu legen, um sie zu beruhigen, denn ich war mir ziemlich sicher, dass sie das nicht wollte. Oder vielleicht wollte sie es sogar und würde dennoch zurückweichen, wie so oft in den letzten Wochen. Doch auch ohne diese Geste war ich mir in einem Punkt völlig sicher: Wir würden dieses Wesen aufspüren, genauso wie alle anderen, die Roxy noch erledigen musste.

Wir erreichten Prag gegen zehn Uhr. Prag. Die Hauptstadt Tschechiens. Die Goldene Stadt. Die … Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht mehr als das über Prag. Allzu viel Zeit für Recherche war mir nicht geblieben, und falls ich früher schon einmal hier gewesen war, konnte ich mich nicht mehr daran erinnern.

Jetzt ragte die Stadt mit ihren vielen Türmen vor uns auf, eingehüllt in Nebelschwaden, die mich dazu zwangen, den Fuß vom Gas zu nehmen und besonders aufmerksam zu sein. Der Himmel war dunkel und kein einziger Stern war zu sehen, vom Mond ganz zu schweigen. Dafür wirkte die beleuchtete Burg in der Ferne wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit. Filigrane Straßenlaternen wiesen uns den Weg, vorbei an Häusern im gotischen Stil und kleinen Gässchen, die mich ein wenig an Edinburgh erinnerten. Nur dass dort überall Menschen gewesen waren, während ich hier niemanden entdecken konnte. Alles war totenstill und der Nebel, der vom Fluss zu kommen schien und über den Boden kroch, verstärkte diesen Eindruck nur noch.

Das Setting könnte aus einem Horrorfilm stammen, denn, ganz ehrlich? Es war mindestens so gruselig wie das alte Herrenhaus auf meiner ersten inoffiziellen Mission, als ich Roxy und Finn begleitet und Bekanntschaft mit einem Pontianak gemacht hatte. Wundervolle Kreatur. Ich hoffte inständig, der nächste Geist wäre etwas anderes. Etwas Netteres wäre zur Abwechslung ganz schön.

Die Lichter der Stadt spiegelten sich wie durch einen Schleier auf der Oberfläche des Flusses wider. Ein Bild, das nicht einmal dann klarer wurde, als wir den Fluss auf einer Brücke überquerten.

Ich war nicht sonderlich überrascht, in der Altstadt noch die ganze Weihnachtsdekoration funkeln zu sehen. Lichterketten hingen in den kahlen Baumkronen und in den Fenstern der Altbauten. Wahrscheinlich erwartete uns im Zentrum auch noch ein prächtig geschmückter Weihnachtsbaum, doch so weit kamen wir gar nicht.

»Warte!«, rief Roxy plötzlich.

»Was?« Ich nahm den Fuß vom Gas und warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. Sie saß aufrecht in ihrem Sitz. »Warum?«

Wir hatten die Koordinaten vom Ghostvision noch nicht erreicht, außerdem war die Straße vor uns wie ausgestorben. Die Geschäfte hatten geschlossen und auch in den Fenstern der Häuser brannte kaum noch ein Licht. Es wirkte beinahe so, als würde die Stadt den Atem anhalten und sich für das Unvermeidliche wappnen.

»Hier ist etwas.« Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie sich Roxy an die Schulter fasste. Die Schulter mit der Narbe. »Halt an.«

Obwohl wir völlig allein waren, prüfte ich sicherheitshalber alle Spiegel, setzte den Blinker und fuhr rechts ran. Keine Ahnung, was hier für ein Wesen lauerte, aber ich vertraute Roxys Einschätzung.

Ohne ein weiteres Wort schnallte sie sich ab und kletterte aus dem Wagen, noch bevor ich den Motor ausgeschaltet hatte.

»Was ist los?«, murmelte Ella verschlafen und schob sich die Kopfhörer herunter.

»Roxy hat etwas gespürt«, antwortete ich und zog den Schlüssel mit den vielen Anhängern ab, von denen in jedem Land ein neuer dazukam. Mittlerweile hingen ein knallroter Londoner Bus, ein herzförmiger Anhänger mit der Aufschrift Brussels, ein kleiner Eiffelturm, ein Plüschball in den Farben Schwarz, Rot, Gold sowie ein I-Love-Edinburgh-Anhänger daran und klimperten bei jeder Bewegung.

Ich stieg ebenfalls aus und drückte die Tür hinter mir zu. Die Luft war kalt und feucht und ich konnte jeden unserer Atemzüge in der Dunkelheit erkennen. Aber kein übernatürliches Wesen. Allerdings hatte ich eine Lektion schon ziemlich früh gelernt: Nur weil man etwas nicht sehen konnte, bedeutete das nicht, dass es nicht da war.

Nach einem letzten Blick auf Roxy, die bewegungslos am Straßenrand stand, ging ich um den Wagen herum und öffnete den Kofferraum. Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, die Waffen immer griffbereit auf dem Rücksitz zu haben, aber unsere Reise führte uns über so viele Ländergrenzen, dass das Risiko, damit erwischt zu werden, einfach zu groß war. Im Kofferraum, versteckt in einem Geheimfach unter dem Ersatzreifen, waren sie eindeutig besser aufgehoben.

Ich zog die Schrotflinte hervor und schnappte mir zur Sicherheit auch noch einen Dolch, dann schloss ich den Kofferraum leise wieder. Das Licht einer einsamen Straßenlampe zu unserer Linken flackerte unregelmäßig. Kein Auto war zu hören. Die Gegend war wie ausgestorben, obwohl hinter vereinzelten Fenstern noch Licht brannte. Doch dank Roxys und Ellas Amulettmagie würde niemand etwas von diesem Kampf mitbekommen. Zumindest niemand, der kein Hunter war.

Mit der Schrotflinte in den Händen trat ich neben Roxy und ließ den Blick über die verlassene Straße wandern. Selbst als ich die Augen zusammenkniff, konnte ich nichts ausmachen. Nichts außer dem Nebel, der über dem Boden waberte und sich wie ein lebendes, atmendes Wesen zu bewegen schien, als plötzlich ein eisiger Wind aufkam.

»Sicher, dass hier etwas ist?«

»Ja«, sagten Roxy und Ella wie aus einem Mund. Die Soul Huntress war inzwischen auch ausgestiegen. Ein entschlossener Ausdruck lag auf ihrem Gesicht und ihr Blick wanderte umher. »Hier wimmelt es nur so vor verlorenen Seelen.«

Verlorene Seelen, die nur Ella mit ihrem Seelenblick wahrnehmen konnte, was bedeutete, dass die Geister entweder der Phase 1 und 2 angehörten, was ich gutheißen würde, denn die waren wenigstens einigermaßen harmlos. Aber bei meinem Glück waren es vermutlich Geister der Phase 3 und 4. Die waren deutlich mächtiger und konnten wiederum auch von normalen Menschen gesehen werden. Zumindest, wenn sie einen fremden Körper besetzten – oder sich in ihrer eigenen früheren Gestalt materialisierten.

Roxy machte einen Schritt auf eine kleine Gasse neben uns zu. Ihre Hand lag über ihrem Anhänger, der an einer langen Kette um ihren Hals hing. Ich folgte ihrem Blick, konnte aber noch immer nichts Ungewöhnliches entdecken.

Instinktiv umklammerte ich die Schrotflinte fester. »Greifen uns die Geister an?«

»Nein, sie …« Ella sah sich um. Sie wirkte erstaunlich ruhig dafür, dass wir offensichtlich von Geistern umzingelt waren. Dennoch bildete sich ein magentafarbener Schimmer um das Amulett an ihrem rechten Mittelfinger, als sie die Illusion erschuf, die uns vor den Augen und Ohren der Menschen verbergen würde. »Ich glaube, sie haben Angst.«

»Wovor?«

Unvermittelt erhob sich eine Gestalt aus dem Nebel in der kleinen Gasse nur wenige Meter von uns entfernt und blieb reglos zwischen den altertümlichen Häusern stehen. Korrigiere: Sie schwebte über dem Boden, denn ihre nackten Füße schienen das Kopfsteinpflaster nicht einmal zu berühren.

Es war der Geist einer jungen Frau, die nur ein weites Hemd mit nassem, verdrecktem Saum trug. Es hing wie ein Sack an ihrer schmalen Gestalt herab. Je höher mein Blick wanderte, desto deutlicher bemerkte ich, wie knochig sie war. Ihr Gesicht war so bleich wie ihre Kleidung und dort, wo Augen sein sollten, lagen nur tiefschwarze Höhlen. Struppiges, verfilztes Haar fiel ihr wie ein Schleier über die Schultern bis hinunter auf den Boden. Ihre blassen, trockenen Lippen verzogen sich langsam zu einem Lächeln.

Alle Härchen in meinem Nacken stellten sich auf und ich riss die Schrotflinte hoch. »Was zur Hölle ist das?«

»Eine Rusalka«, stieß Ella neben mir hervor. In dieser Dunkelheit wirkten ihre weißgrauen Augen noch geisterhafter als ohnehin schon.

Ich runzelte die Stirn. »Eine was?«

Warum stolperte ich ständig über Kreaturen, mit denen ich mich noch nicht intensiver befasst hatte? Erst der Pontianak, dann die Vampire – sehr viele Vampire – und jetzt diese Rusalka. Was kam als Nächstes? Ein Yeti? Der Weihnachtsmann?

»Ein Wassergeist«, erklärte Ella, ohne den Blick von dem Wesen abzuwenden, das sich noch immer nicht von der Stelle gerührt hatte und uns genauso zu beobachten schien wie wir es. »Wir sind in der Nähe der Moldau«, fügte sie hinzu und deutete in Richtung des Flusses, den wir vor wenigen Minuten überquert hatten. »Rusalkas sind vor allem in der slawischen Mythologie bekannt und waren den Legenden zufolge einmal Mädchen oder Frauen, die in einem Gewässer ertrunken sind oder gewaltsam darin ertränkt wurden. Sie sind gefährlich, weil sie es lieben, ihre Opfer mit Fragen und unliebsamen Wahrheiten zu quälen.«

Also rissen sie einem nicht die Eingeweide heraus, um sie zum Frühstück zu verspeisen, sondern quälten einen lieber auf psychische Weise? Fantastisch. Ich war nicht scharf darauf, am eigenen Leib zu erfahren, was davon unangenehmer war.

»Sie ist eine von ihnen.« Roxy machte einen weiteren Schritt nach vorn und näherte sich dem Geist in der Gasse langsam. »Eine der Seelen aus der Unterwelt, die ich befreit habe.«

Und damit eine der Seelen, die sie zurückschicken musste. Kein Wunder, dass ihre Narbe schmerzte. Der Ghostvision hatte uns nicht umsonst hierher geschickt. Obwohl ich anfangs nicht ganz überzeugt von dem Gerät gewesen war, gab es inzwischen keinen Zweifel mehr daran, dass Wardens Erfindung funktionierte – auch wenn mir noch immer nicht ganz klar war, wie genau das möglich war. Aber das musste ich auch nicht verstehen. Ich musste Roxy nur dabei helfen, diese Wesen dorthin zurückzuschicken, wo sie hingehörten.

Doch statt die Rusalka anzugreifen, zögerte Roxy und tat … nichts? Ich runzelte die Stirn. Auch der Geist attackierte uns nicht, dafür bohrte sich der Blick aus diesen schwarzen Höhlen geradewegs in Roxys Augen. Der Spirit öffnete nicht einmal den Mund, schien aber in irgendeiner Form mit ihr zu kommunizieren. Nur so konnte ich mir ihr Zögern erklären.

»Rox …?« Ich trat neben sie, die Schrotflinte noch immer schussbereit in den Händen.

Doch Roxy reagierte auch jetzt nicht, sondern starrte nur auf die Geistergestalt, als würde sie tatsächlich in Gedanken mit ihr reden.

Was zum Teufel passierte hier?

Roxy

Da war eine Stimme in meinem Kopf. Die weiche, süße Stimme einer jungen Frau. So unschuldig. So betörend. Und sie kannte meinen Namen.

Roxy …

Ich merkte kaum, dass ich auf sie zuging. Dass ich die Hand von meinem Anhänger sinken ließ, obwohl das Brennen und Pochen in meiner Schulter mir eine deutliche Warnung sein sollte. Doch diese Stimme hatte etwas so Vertrautes, etwas so Beruhigendes, dass ich nicht widerstehen konnte …

Komm mit mir, Roxy. Ich weiß, wonach du suchst, und kann dir helfen …

»Lass dich nicht von ihr einlullen!«, warnte Ella und tauchte neben mir in der Gasse auf. Ihr Blick war unverwandt auf die Kreatur gerichtet, die dort im Nebel schwebte. »Rusalkas sind bekannt für ihre Psychospielchen.«

Aus dem Augenwinkel sah ich das Amulett an ihrem Ring aufleuchten. Sie machte sich bereit zum Kampf, obwohl das meine Aufgabe sein sollte, weil das hier mein Geist war. Weil ich dafür verantwortlich war, dass dieses Wesen überhaupt in unsere Welt gelangt war.

Ich schüttelte den Kopf und versuchte damit die Verbindung zu dem Wassergeist zu kappen. Die Rusalka lächelte, als wüsste sie genau, was ich vorhatte. Und vielleicht tat sie das tatsächlich, wenn sie schon in Gedanken mit mir sprach. Doch das würde sie nicht davor bewahren, wieder dorthin zurückzukehren, von wo ich sie ungeplant befreit hatte. Denn nur aus diesem Grund war ich hier. Wenn ich überleben wollte, wenn ich meinen Bruder finden wollte, dann musste ich diesen Spirit vernichten.

In diesem Moment löste sich eine weitere Gestalt aus dem Schatten eines Hauseingangs. Ein Mann mittleren Alters mit Anzug und Krawatte und einer Aktentasche in der Hand. Er wirkte genauso fehl am Platz wie das pastellfarbene Shirt unter seinem Jackett. Mein Magen verkrampfte sich. Kevin. Er war wieder da. War der Todesbote diesmal gekommen, um mich zu holen?

Nein, beantwortete ich mir die Frage selbst. Ich hatte noch Zeit. Außerdem war es in Giselles Todesvision nicht dunkel gewesen, sondern helllichter Tag, und die Sonne hatte geschienen. Also konnte ich ziemlich sicher sein, dass dieser Kampf nicht mein letzter sein würde, ganz egal, wie er ausging. Ich konnte gar nicht sterben, bevor meine Zeit abgelaufen war und sich Giselles Vision erfüllte. Kevin war vermutlich nur aufgetaucht, um mich zu beobachten und mich allein durch seine Gegenwart an meine Mission zu erinnern.

Ich schnaubte innerlich. Als ob ich die jemals vergessen könnte.

Das Amulett an meiner Halskette erstrahlte in einem intensiven Blau. Es flackerte über die Altbauten, die diese Gasse säumten, und spiegelte sich auch in den feuchten Steinen des Kopfsteinpflasters wider.

Ich riss meinen Blick von Kevin los und richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf den Geist. Kurz meinte ich, eine Gefühlsregung über das bleiche, ausgemergelte Gesicht flackern zu sehen. Zögern? Zweifel? Angst? Oh ja. Er sollte besser Angst haben, denn ich fing gerade erst an.

Ich hob die Hände, und als hätte die magische Energie aus meinem Amulett nur darauf gewartet, glitt sie im Bruchteil einer Sekunde über meine Finger. Ich ballte sie zu einer Kugel zusammen, wie ich es vor so langer Zeit gelernt hatte, und stieß die Hände nach vorn. Die leuchtend blaue Energie schoss geradewegs auf die Rusalka zu – doch die Magie traf ins Leere. Dort, wo der Geist bis eben über dem Boden geschwebt war, war nichts mehr zu sehen. Als hätte er sich einfach in Luft aufgelöst. Allerdings brannte meine Narbe weiterhin, was nur eines bedeuten konnte: Die Rusalka war noch ganz in der Nähe.

Etwas Helles flackerte rechts von mir auf und ich wirbelte gerade rechtzeitig herum, um die durchscheinende Gestalt des Geistes zu erkennen. Allerdings handelte es sich dabei um einen Jungen – er war barfuß, trug eine Kappe und ein helles Hemd mit Hosenträgern.

Ich runzelte die Stirn. Konnten Rusalkas ihre Gestalt verändern? Aber noch während diese Frage in meinem Kopf auftauchte, materialisierte sich eine weitere Geistergestalt in der Gasse vor uns, genauso wie hinter uns auf der Straße. Und dann noch eine. Und wieder eine, bis wir förmlich von ihnen umringt waren.

Shaw trat näher zu uns, die Schrotflinte im Anschlag.

»Ich habe noch nie so viele von ihnen auf einmal gesehen«, brachte Ella hervor.

Und dank des Seelenblicks der Soul Hunter sah sie mit Sicherheit schon seit unserer Ankunft wesentlich mehr Geister als Shaw und ich. Wie war das möglich? Was um alles in der Welt war hier los?

Meine Narbe brannte weiter. Es war unmöglich auszumachen, ob es an der Rusalka lag, die irgendwo ganz in der Nähe sein musste, oder ob auch ein anderer dieser Geister eine Seele war, die ich vor fast einem Jahr aus der Unterwelt befreit hatte. Und mir blieb keine Zeit, es herauszufinden, denn diese Geister begnügten sich nicht damit, uns einfach nur wie die Eindringlinge, die wir waren, zu beobachten. Nein. Die ersten von ihnen griffen an.

Mein Amulett leuchtete auf und die strahlend blaue Energie schloss sich erneut um meine Finger, ehe ich sie auf die Geister richtete. Nicht weit von mir entfernt schleuderte Ella ihre magentafarbene Magie auf einen unsichtbaren Feind. Shaw stand hinter uns und feuerte auf die Geister der Phase 4, die einen eigenen Körper erschaffen konnten. Die Schüsse würden sie zwar nicht vernichten, aber im besten Fall irritieren und lange genug hinhalten, bis Ella oder ich uns darum kümmern konnten. Zum Glück schien keiner der Spirits einen menschlichen Körper besetzt zu haben. Wir kämpften tatsächlich gegen eine Horde Geister.

In der Theorie war unsere Taktik gut, aber die Praxis sah leider anders aus. Diese Wesen waren in der Überzahl und trieben uns immer weiter in die Enge, bis wir Rücken an Rücken standen. Wenn es je einen Fluchtweg gegeben hatte, war dieser nun abgeschnitten.

»Es sind zu viele!«, rief Shaw.

Das war eine Untertreibung. Das um uns herum … das war eine ganze Armee. Wo kamen all diese Seelen her? Und warum hatte sie bisher niemand vernichtet?

Plötzlich blitzte etwas in der Dunkelheit auf und ein Lichtstrahl, nein, ein Strahl aus purer Magie bohrte sich durch den Geist links von mir. Am anderen Ende der Gasse stand eine junge Frau. Ihre helle Haut hob sich deutlich von ihrer dunklen Kleidung ab. Ihr schwarzes glattes Haar reichte ihr knapp bis zum Kinn und fiel ihr ins Gesicht.

»Was zum Teufel macht ihr hier?« Noch während sie uns die Worte entgegenschleuderte, vernichtete sie einen weiteren Geist mit einer schnellen Handbewegung. Einer Handbewegung, die von einem Aufleuchten royalblauer Magie begleitet wurde. Sie durchdrang den Geist und vernichtete ihn an Ort und Stelle.

»Wonach sieht es denn aus?«, erwiderte ich brüsk und tippte mein eigenes Amulett an, dessen intensiv blaues Leuchten umgehend wieder die Umgebung erhellte.

Mit Shaw und Ella hinter mir und dem Wissen, ihre Rückendeckung zu haben, konzentrierte ich mich ganz auf die Geister vor mir. Es waren Männer, Frauen und Kinder in jedem Alter. Vermutlich waren die meisten von ihnen schon lange tot, anderenfalls hätten sie nie genug Energie ansammeln können, um zu Geistern der Phase 4 zu aufzusteigen. Aber mir blieb keine Zeit, um darüber nachzudenken. Wieder und wieder holte ich aus und entlud die magische Energie auf sie. Manche wehrten sich nach Kräften, wichen aus und verschwanden buchstäblich vor meinen Augen, nur um wenige Meter weiter wieder aufzutauchen. Doch das Brennen in meiner Schulter hörte nicht auf. Die Rusalka war mein eigentliches Ziel, das Ziel, zu dem uns der Ghostvision geführt hatte – und ich hatte sie nicht wieder gefunden.

Stück für Stück kämpften wir uns voran und erhielten dabei Unterstützung von der Fremden. Sie bewegte sich so schnell und geschmeidig zugleich, wie es nur trainierte Hunter taten, und erledigte die Geister mithilfe ihrer Magie in Windeseile. Als eine weitere Person hinter ihr in der Gasse auftauchte, hielt sie unvermittelt inne.

»Mara!«, rief der Mann, der ihr irgendwie ähnlich sah, auch wenn er um einiges älter zu sein schien. Um seinen Hals baumelte ein blasses Amulett der Stufe 1 und in seinen Händen wirbelte er zwei Schwerter mit schwarzen Klingen herum. Keine klassischen Katanas, dafür waren die Klingen in der vorderen Hälfte zu breit und gefährlich gebogen, und das letzte Drittel vor dem Heft schien merkwürdig gezackt zu sein. Auf jeden Fall sahen sie so aus, als könnten sie eine Menge Schaden anrichten.

Der Fremde nickte uns kurz zu und stürzte sich in den Kampf.

Schweißperlen traten mir auf die Stirn, als ich den fünften oder sechsten Geist in rascher Folge vernichtete, und ein leichter Schwindel machte sich in mir breit. Ich war den Einsatz von starker Magie gewöhnt, aber nicht gegen so viele Gegner. Das letzte Mal, dass ich mich in so einer Lage befunden hatte, war in Edinburgh gewesen. Am Tag des Blutbades, als ein ganzes Heer von Vampiren ins Quartier der Hunter eingedrungen war.

Roxy …

Ich wirbelte herum, drehte mich instinktiv zur Rusalka, die nur wenige Meter von mir entfernt wieder aufgetaucht war und über dem Boden schwebte. Jetzt war eindeutig ein Lächeln auf ihrem totenbleichen Gesicht auszumachen.

Ich weiß, dass du mich hören kannst.

Ich ignorierte die liebliche Stimme in meinem Kopf und tippte mein Amulett an. Inzwischen zitterten meine Hände und meine Brust hob und senkte sich schnell, aber ich würde dieses Wesen nicht einfach davonkommen lassen. Unter keinen Umständen.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine schnelle Bewegung. Die fremde Huntress hatte die Rusalka ebenfalls bemerkt und hob den rechten Arm. An ihrem Handgelenk funkelte ein Armband mit einem blauen Stein. Ein Amulett der Stufe 5. Genau wie meines. Und sie war dabei, die darin enthaltene Magie gegen die Rusalka einzusetzen.

Doch bevor Mara etwas unternehmen konnte, hatte ich bereits all meine Konzentration und Willenskraft in die magische Energie gelenkt, die sich zu einer leuchtenden Kugel zwischen meinen Händen formte. Die Macht war so gewaltig, dass mein ganzer Körper vibrierte. Ich fixierte die Rusalka und stieß die Hände in einer schnellen Bewegung nach vorn.

Die Magie entlud sich und schoss auf den Geist zu. Doch die Rusalka wich in letzter Sekunde aus. Verdammt! Ich biss die Zähne zusammen und beschwor die Magie in meinem Amulett erneut, als ich plötzlich einen Stich in der Brust spürte. Von einer Sekunde auf die andere war die Magie verschwunden, als hätte jemand einen Wasserhahn zugedreht.

Oh nein. Das konnte nicht sein. Nicht jetzt.

Panisch blickte ich auf das Amulett an meinem Hals. Der Stein leuchtete nicht mehr. Er wies auch nicht mehr die vertraute royalblaue Farbe mit den kupferfarbenen Sprenkeln auf, sondern hatte sich in ein blassgraues Etwas verwandelt. Zahlreiche Risse durchzogen den Stein. Ich musste nicht an der Kette ziehen, um zu wissen, dass ich sie problemlos abnehmen könnte.

Die Magie in meinem Amulett war verbraucht. Ausgerechnet jetzt. Und ich hatte es nicht geschafft, diesen Geist zurückzuschicken. Ich hatte versagt.

Das helle Lachen der Rusalka hallte über die Straße, raschelte in den kahlen Bäumen und kroch wie lauter kleine Spinnenbeine über meine Haut. In der einen Sekunde klang es noch warm und lieblich, genau wie die Stimme in meinem Kopf, in der nächsten verwandelte es sich in ein schrilles Kreischen, das schmerzhaft in meinen Ohren klingelte und immer lauter wurde. So laut, dass ich das Gesicht verzog und mir an den Kopf fasste, der sich so anfühlte, als würde er gleich explodieren.

Ich sah die Attacke nicht kommen. Keiner von uns tat es. Ein Schwall kalter Energie traf mich mit der Wucht eines herannahenden Autos mitten in die Magengegend und riss mich von den Füßen. Gleich darauf knallte ich hart auf das Kopfsteinpflaster und Schmerz explodierte in meiner Schulter. Dennoch schaffte ich es irgendwie, mich aufzurichten und nach der Angreiferin umzusehen. Doch ich entdeckte sie nirgendwo. Alles, was ich sah, waren die anderen.

Ella lag am Straßenrand und riss noch im Liegen die Hand nach oben. Gleich darauf materialisierte sich ein Geist, den bisher nur sie wahrgenommen hatte, und zersprang in tausend funkelnde Lichter, die innerhalb von Sekunden in der Luft verglommen. Shaw rappelte sich nur wenige Schritte von mir entfernt auf. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke, als wollte er sich versichern, dass es mir gut ging, dann sah ich rasch zur Seite. Unsere neuen Verbündeten waren bereits aufgesprungen und schlugen zwei Geistergestalten in die Flucht, aber von der Rusalka, von meinem eigentlichen Ziel, war nichts mehr zu sehen.

Das schrille Lachen hatte aufgehört, obwohl es noch immer in meinen Ohren nachhallte, wie eine Warnung, die sie zurückgelassen hatte. Hektisch zuckte mein Blick von links nach rechts. Meine Narbe brannte noch immer, doch das Gefühl wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer.

»Nein!« Ich sprang auf. Das Einzige, was ich hören konnte, waren die letzten Kampfgeräusche und das Rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren. Und alles, was ich noch wahrnahm, war das kräftige Hämmern in meinem Brustkorb und das schmerzhafte Ziehen in meiner Schulter, auf der ich beim Aufprall gelandet war. Von meiner Narbe war nichts mehr zu spüren, was nur eines bedeuten konnte: Die Rusalka war entkommen.

3. KAPITEL

Shaw

Das war nicht gerade das Willkommen gewesen, das ich mir von Prag erhofft hatte. Statt Huntern im Quartier hatte uns eine wahre Geisterarmee begrüßt. Wobei ich die Hälfte davon nicht einmal hatte sehen können.

Doch nun schienen sich die Geister zurückzuziehen. Ella blickte die Straße entlang, gab aber schließlich ihre Kampfposition auf, was ich als Zeichen sah, dass die Luft rein war. Ich rappelte mich hoch und klopfte mir den Dreck von den Klamotten. Dabei zuckte mein Blick von einem zum anderen und blieb erneut an Roxy hängen. »Sind alle okay? Noch alles dran?«

Sie nickte, genau wie Ella, die einen nicht zu deutenden Gesichtsausdruck hatte. Aber zumindest schien sie in diesem Augenblick etwas anderes als Trauer zu fühlen.

Schließlich sah ich zu den beiden Neuankömmlingen.

»Wir sollten verschwinden«, sagte die junge Frau. »Fürs Erste haben wir sie vertrieben, aber sie werden zurückkommen.«

Bei dieser Vorstellung kroch mir ein kalter Schauder über den Rücken. Nie zuvor hatte ich so viele Geister auf einem Haufen erlebt – und mir fiel auch kein ähnliches Ereignis ein, von dem ich in den Büchern der Hunter und Archivare gelesen hatte. Was zur Hölle ging in Prag vor sich?

»Sie mögen keine fremden Hunter in der Stadt«, erklärte die junge Frau und musterte uns nacheinander aus zusammengekniffenen Augen, ehe ihr Blick an Ella hängen blieb. »Erst recht keine Soul Hunter.«

»Tja, Pech. Und ich mag keine Geister«, kommentierte ich trocken.

Wir sahen zu, dass wir schleunigst von hier wegkamen, bevor sich noch mehr dieser Wesen auf uns stürzten. Ich warf einen letzten Blick zurück in die Gasse, dann schloss ich zu den anderen auf, bis wir meinen Wagen erreicht hatten, der am Straßenrand stand.