Midnight Chronicles - Nachtschwur - Bianca Iosivoni - E-Book

Midnight Chronicles - Nachtschwur E-Book

Bianca Iosivoni

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Beschreibung

Er hat sie schon immer geliebt. Sie will ihn hassen, doch ihr Herz lässt es nicht zu.

Das große Finale der MIDNIGHT CHRONICLES

Schon seit ihrer gemeinsamen Hunter-Ausbildung ist Jules Marlowe unsterblich in Harper Iwanow verliebt. Er ist überzeugt, dass hinter der kühlen Fassade der Magic Huntress noch so viel mehr steckt. Doch als Jules in einen Vampir verwandelt wird, verschwindet auch der letzte Funken Hoffnung für Harper und ihn. Nicht nur, dass er nun zu den Wesen gehört, welche die Huntress bekämpft, er verletzt im Blutrausch auch ihren Zwillingsbruder schwer. Nun sinnt Harper auf Rache und macht unerbittlich Jagd auf Jules. Aber als sie ihm schließlich gegenübersteht, sieht sie vor sich keinen blutrünstigen Vampir, sondern nur den Mann, der ihr Herz gefährlich schnell schlagen lässt ...

"Habe ich das Buch verschlungen? Ja. Brauche ich unbedingt den sechsten Band? Ja! Ich bin wirklich ein großer Fan der Reihe!" MARYBOOKSWORLD über TODESHAUCH

NACHTSCHWUR erzählt die Geschichte von Harper und Jules.

Band 6 der New-Adult-Fantasy-Reihe von Laura Kneidl und Bianca Iosivoni

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Seitenzahl: 623

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Ähnliche


Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Playlist

Was bisher geschah …

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

Epilog

Danksagung

Glossar & Personenverzeichnis

Die Autorinnen

Die Romane von Bianca Iosivoni und Laura Kneidl bei LYX

Impressum

LAURA KNEIDL

BIANCA IOSIVONI

MIDNIGHT CHRONICLES

NACHTSCHWUR

ROMAN

Zu diesem Buch

Mit seiner Verwandlung zum Vampir hat der Grim Hunter Jules Marlowe alles verloren, was ihm wichtig ist: seine Familie, seine Freund:innen, sein Zuhause im Hunterquartier in Edinburgh und jegliche Chance bei Harper Iwanow, in die er unsterblich verliebt ist. Obwohl er sich nichts mehr wünscht, als ins Quartier zurückzukehren, hat er Angst, dort auf Ablehnung und Hass zu stoßen. Denn am Tag des Blutbades hat der Vampirkönig Isaac ihn dazu gezwungen, gegen seine Freund:innen zu kämpfen – und dabei hat er Harpers Zwillingsbruder schwer verletzt. Seitdem sinnt Harper auf Rache, doch die Hunter brauchen dringend Jules’ Hilfe, um es mit Baldur, dem König der Hexer, aufzunehmen. Als die Bedrohung durch Baldur immer größer wird, lässt Harper ihre Rachepläne ruhen und willigt ein, an Jules’ Seite zu kämpfen. Und wider Erwarten sieht sie in ihm keinen blutrünstigen Vampir, sondern nur den Mann, der so starke Gefühle in ihr weckt wie niemand zuvor.

Für unsere wunderbaren Leser:innen.Danke, dass ihr uns auf dieserunglaublichen Reise begleitet habt.

PLAYLIST

Korn – You’ll Never Find Me

Falling in Reverse – I’m Not A Vampire

We Are The Fallen – Bury Me Alive

Highly Suspect – Lydia

The Prodigy – Run With The Wolves

COUNTERFREIT. – As yet Untitled

Sam Tinnesz feat. Zayde Wølf – Man or a Monster

Bring Me The Horizon – True Friends

Royal Deluxe – I’m a Wanted Man

The Prodigy – Firestarter

Rage Against The Machine – How I Could Just Kill a Man

Mischa »Book« Chillak feat. Esthero – Ready Or Not

The Bridge City Sinners – Witches’ Wrath

Johnny Cash – The Man Comes Around

Valerie Broussard – Trouble

Welshly Arms – Legendary

The Dead Weather – Treat Me Like Your Mother

Coldplay – Fix You

Spiritbox – The Summit

A Perfect Circle – The Outsider

The Pretty Reckless – Goin’ Down

Rising Appalachia – Oh Death

Ice Nine Kills – Rainy Day

2WEI – In The End

Slipknot – Goodbye

WAS BISHER GESCHAH …

Die Zusammenfassungen von Schattenblick, Blutmagie, Dunkelsplitter und Seelenband findest du im Was bisher geschah … der vorangegangenen Bücher.

Was mit Roxy und Shaw in Todeshauch geschehen ist, kannst du hier nachlesen:

Zwei Monate nach Roxys Tod setzt Shaw alles daran, ihre Seele aus der Unterwelt zurückzuholen. Während er mithilfe des Ghostvision die letzten verbliebenen Geister aufspürt, die Roxy damals versehentlich aus der Unterwelt befreit hat, und sie zurückschickt, ist er ständig auf der Flucht vor den anderen Hexenmeister:innen. Sie können ihn anhand seiner Magie aufspüren und machen in Baldurs Auftrag Jagd auf ihn, weil Shaw sich dazu entschieden hat, nicht wieder in sein altes Leben als Kane zurückzukehren.

Dank der Unterstützung einiger Hunter, die Shaw nach wie vor vertrauen – darunter Warden, Trent und Birdie –, gelingt es Shaw in Sizilien, ein Tor zur Hölle zu öffnen. Gemeinsam mit Finn und Giselle betritt er die Unterwelt, wo es ihnen schließlich gelingt, Roxys Seele zu befreien. Wenig später erwacht Roxy im Londoner Quartier wieder zum Leben, jedoch ohne sich an ihre Erlebnisse in der Unterwelt zu erinnern. Die Freude ist groß, als sie nicht nur die aus der Geisterwelt befreiten Hunter Dinah und Ripley wiedersieht, sondern auch endlich ihren verschollenen Zwillingsbruder Niall, der all die Jahre in der Geisterwelt gefangen war.

Gleichzeitig mit Roxys Rückkehr wird das Hunterquartier in St. Petersburg von Hexen angegriffen, wie kurz darauf auch das Quartier in Warschau. Wenige Tage später treffen auch Roxy und Shaw in London wieder aufeinander und sie überredet ihn, mit ihr ins Hunterquartier zurückzukehren. Nach einer leidenschaftlichen Nacht mit Shaw sucht Roxy am nächsten Morgen den Todesboten Kevin auf. Sie will einen neuen Deal aushandeln, doch Kevin lässt sich nicht darauf ein. Schlimmer noch, wegen ihrer Befreiung aus der Unterwelt ändert er den Deal und zwingt Roxy, Shaw – der eine der 449 von ihr befreiten Seelen ist – eigenhändig zu töten. Nur so könne sie ihr eigenes Leben retten.

Während Roxy alles in ihrer Macht Stehende tut, um eine Lösung zu finden, entwickeln sie und Shaw einen Plan: Sie teilen sich auf und benutzen abwechselnd den Ghostvision, um die letzten entflohenen Seelen in Europa und dem Rest der Welt aufzuspüren.

Es fehlen nur noch eine Handvoll Seelen, als das Quartier in Prag von Baldurs Leuten dem Erdboden gleichgemacht wird. Roxy und Shaw reisen gemeinsam nach Prag in der Hoffnung, Überlebende zu retten, finden jedoch nur den Quartiersleiter Krall tot auf. In den Ruinen des Quartiers werden sie vom Hexenmeister Tarquin überrascht, der ihnen eröffnet, dass die Geisterkönigin Marjorie und Baldur ein Paar sind und der Hexenkönig alles dafür tun wird, sie zurückzubekommen. Dafür schlägt er Shaw einen Handel vor: Baldur weiß, dass die Hunter hinter Marjories Gefangennahme stecken, und bietet Shaw einen erneuten Platz als Hexenmeister an seiner Seite an, wenn er ihm seine Geliebte zurückbringt. Shaw lehnt ab, doch durch das Gespräch wissen sie nun, dass Baldur nicht nur Marjorie sucht, sondern auch die beiden Soul Hunter, die sie gefangen genommen haben: Ella und Wayne.

In der Zwischenzeit arbeitet die Leiterin des Londoner Quartiers Nala zusammen mit anderen Quartiersleiter:innen mit Hochdruck daran, Baldur eine Falle in Camber Castle, außerhalb Londons, zu stellen. Dafür sind bereits eine Vielzahl starker Magic Hunter und Huntresses sowie Amulettträger:innen auf dem Weg in die Stadt. Sie geben Baldur mit Shaws Hilfe ein Ultimatum und nennen ihm den Ort, an den sie ihn für den finalen Kampf locken wollen. Ihr Plan ist es, Baldur dort zu überwältigen und seine Seele ebenfalls in eines der antiken Bronzefläschchen zu sperren.

Baldur greift derweil auf der Suche nach Marjorie und den beiden Soul Huntern weitere Quartiere an und kommt dem Versteck, in dem sich das Bronzefläschchen mit Marjorie befindet, immer näher. Zusammen mit Dinah und Ripley macht sich Shaw auf den Weg nach Kreta, um das Fläschchen zu holen und in ein neues Versteck zu bringen.

Zur gleichen Zeit fliegt Roxy mit ihrem Bruder Niall und ihrem Kampfpartner Finn nach Irland. Dort trifft sie ihre Eltern wieder, rüstet sich in Amelias altem Haus mit Amuletten und Waffen aus und schickt mit Finns Hilfe den vorerst letzten Geist in die Unterwelt zurück. Von all den befreiten Seelen ist nur noch eine übrig: Shaw.

Zurück im Londoner Quartier verbringen Roxy und Shaw eine emotionale und leidenschaftliche letzte Nacht zusammen. Doch als Shaw erneut den Albtraum hat, in dem er als Kane ein Hunter-Paar tötet, eskaliert die Situation und es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen ihnen. Denn während Roxy noch immer verzweifelt nach einer Lösung sucht, mit der sie den Fluch brechen kann und sie beide überleben können, hat Shaw sein Schicksal längst akzeptiert: Roxy soll seine Seele in die Unterwelt verbannen, damit sie den Auftrag des Todesboten erfüllt und weiterleben darf.

Doch als sie am nächsten Tag auf dem Dach des Londoner Quartiers stehen und Roxys Zeit beinahe abgelaufen ist, bringt sie es nicht über sich, Shaw zu töten. Sie liebt ihn und würde lieber selbst sterben, als ihn in die Unterwelt zu schicken. Kevin erscheint – und gibt sich überraschend als Ulysses, den König der Unterwelt, zu erkennen. Er nimmt den Fluch von Roxy und offenbart ihnen, dass er sie im Kampf gegen Baldur noch braucht. Er selbst könne und wolle sich nicht einmischen.

Kurz nach Ulysses’ Verschwinden verbindet der Schattenblick Roxy mit Niall, und sie sieht durch die Augen ihres Zwillingsbruders, wie Baldur und seine Anhängerschaft in das Quartier eindringen. Der Plan der Hunter ist gescheitert, ihre Falle hat versagt, Baldur ist ihnen zuvorgekommen. Es kommt zu einem heftigen Kampf, bei dem Roxy und Shaw sich trennen, damit Shaw via Portal Hilfe holen kann, denn alle Hunter und Huntresses befinden sich bereits in Camber Castle. Während Shaw dort gegen Tarquin kämpft, stellt sich Roxy im Quartier allein der Hexenmeisterin Sunniva entgegen und schafft es schließlich, sie zu besiegen. Als Baldur Roxy direkt angreift, versucht Niall seine Schwester zu retten und wird dabei schwer verletzt. Die Angst um ihren Bruder und die Wut auf Baldur befähigen Roxy dazu, diesen mithilfe ihrer Amulettmagie von sich zu stoßen, bis Shaw mit Verstärkung zurückkehrt.

Zusammen gelingt es ihnen, dem Hexenkönig eine tödliche Verletzung zuzufügen, die seine Seele freisetzt. Doch als Finn mit dem leeren Bronzefläschchen an Baldur herantritt, um dessen Seele darin einzusperren, beweist der Hexenkönig seine Macht: Er übernimmt Finns Körper. Anschließend flieht er und lässt die Londoner Hunter geschlagen und entsetzt zurück.

1. KAPITEL

Harper

5 Tage vor dem Angriff auf das Quartier in London

»Wo ist Jules Marlowe?«

Ich bohrte die Spitze meines Katanas tiefer in die Brust des Vampirs, der vor mir auf dem Boden lag. Er stöhnte vor Schmerzen auf, aber die Erlösung durch den Tod kam nicht. Kaltes Blut quoll aus der Wunde. Das Licht der Straßenlaterne fiel auf sein blasses, von dunklen Adern durchzogenes Gesicht und ließ mich seine Fangzähne deutlich erkennen, dazu geschaffen, menschliche Haut zu durchstoßen. Ich hatte ein Monster vor mir, doch der Ausdruck in seinen Augen war der eines verängstigten Kindes.

»Ich … Ich weiß es nicht«, stotterte der Vampir, dessen Aussehen über sein wahres Alter hinwegtäuschte. Sein rundliches Gesicht war mit der Verwandlung in einen Vampir erstarrt. Er konnte nicht älter als fünfzehn sein, vielleicht sechzehn. Womöglich hätte ich sogar Mitleid für ihn empfinden können, hätte ich ihn nicht dabei erwischt, wie er einer Frau auflauerte, um ihr Blut zu trinken.

»Bist du dir sicher?«

Die Klinge meines Katanas war nur wenige Millimeter von seinem Herzen entfernt. Wenn der Vampir sich sicher sein sollte, dann in diesem Moment. Eine flinke Bewegung, und er gehörte der Vergangenheit an. Dennoch hegte ich wenig Hoffnung auf Informationen. Wenn Jules klug war, hatte er nicht nur Edinburgh, sondern auch Schottland längst verlassen; und wenn er zu der dummen Sorte gehörte – was ich nicht glaubte, denn das würde bedeuten, dass ihn das Vampirsein mehr verändert hatte, als bisher bekannt war –, so war es doch unwahrscheinlich, dass ausgerechnet dieser junge Vampir etwas wusste. Er war zu unerfahren. Stand am Ende der Befehlskette.

»Absolut! Ich schwöre, wüsste ich etwas, würde ich es dir sagen. Ich …« Die Worte des Vampirs erstarben auf seiner Zunge. Die Augen rollten zurück in seinen Schädel, und seine Hände fielen schlaff auf den Boden, auf dem sich eine Blutlache ausbreitete. Er war tot. Mit der kleinsten Bewegung meines Katanas hatte ich ihn von seiner armseligen Existenz erlöst.

Mit einem Seufzen zog ich die Klinge aus seiner Brust und wischte sie an seinem Hemd sauber, bevor ich sie zurück in die Halterung schob, die auf meinem Rücken saß. Dann richtete ich mich auf und sah mich um.

Ich befand mich nicht weit vom Quartier entfernt unter einer Art Brücke in der Montgomery Street, die zwischen zwei Häusern verlief und in einen weitläufigen Hinterhof führte, in dem eine Werkstatt ansässig war. Es war Nacht und weit und breit niemand zu sehen. Nur ganz vereinzelt hatte ich auf meinem Weg hierher noch Licht in den Häusern gesehen. Wir waren dem Sonnenaufgang näher als dem letzten Sonnenuntergang – worüber ich lieber nicht nachdenken wollte, denn in fünf Stunden, um acht Uhr, würde mein Wecker klingeln, um mich aus dem Bett zu werfen, damit ich es rechtzeitig zur ersten Vorlesung schaffte.

Ich zog das Handy aus der Tasche meiner Lederjacke. Es war im Flugmodus, wie immer, wenn ich auf die Jagd ging, da ich nicht wollte, dass mich irgendeine gut gemeinte Benachrichtigung versehentlich verriet.

Ich deaktivierte den Modus und sogleich ploppten mehrere Nachrichten auf, allesamt von Holden. Augenblicklich beschleunigte sich mein Herzschlag, denn mit den Nachrichten meines Bruders stieg zugleich die unterschwellige Angst in mir auf, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte.

01:13 Uhr

Holden: Ich war gerade in deinem Zimmer. Wo bist du?

01:20 Uhr

Holden: Bist du auf der Jagd?! Grant hat gesagt, wir sollen im Quartier bleiben!!!

01:58 Uhr

Holden: Harper? Melde dich, wenn du das hier liest.

02:32 Uhr

Holden: Hallooooo?

02:39 Uhr

Holden: Melde dich! Ich mach mir Sorgen.

»Shit«, fluchte ich laut. Warum zur Hölle hatte Holden im Quartier nach mir gesucht? Heute Nachmittag hatte er mir noch gesagt, dass er die Nacht bei unserer Tante und unserem Onkel verbringen würde. Offenbar hatten sich seine Pläne nach dem Angriff auf das Prager Quartier vor wenigen Stunden geändert – womit ich eigentlich hätte rechnen müssen.

Kurz überlegte ich, Holden eine Lüge aufzutischen, wie dass ich einen One-Night-Stand hatte, aber was sollte das bringen? Er würde sie ohnehin durchschauen. Immerhin war er nicht nur mein Zwillingsbruder, sondern auch mein bester Freund und Kampfpart... ehemaliger Kampfpartner.

Ich: Keine Sorge, mir geht es gut. Ich hatte nur den Flugmodus an. Geh schlafen. Wir reden morgen. Gute Nacht!

Die Nachricht wechselte binnen drei Sekunden von verschickt zu übertragen zu gelesen.

Verdammt, warum war Holden um diese Uhrzeit noch wach? Ich wartete einen Augenblick, doch er antwortete mir nicht.

Ich wechselte das Fenster und textete Warden, damit er unter seinem Namen den Reinigungstrupp für mich beauftragen konnte. Inzwischen ging Warden nur noch mit seiner Partnerin und festen Freundin Cain auf die Jagd, aber davor war er ebenfalls viele Jahre allein durch die Stadt patrouilliert. Er stellte keine Fragen, warum ich trotz Ausgangsverbot allein loszog. Und er war auch gewillt, dafür Grants Zorn auf sich zu ziehen, den er selbst mehr als gewohnt war.

Warden: Noch ein Vampir?

Ich: Was soll ich machen? Die laufen mir ständig in die Klinge.

Warden: Was für ein Zufall.

Warden: Ich schick jemanden, aber dafür schuldest du mir was. Grant wird nicht glücklich sein, wenn er davon hört.

Ich: Danke!

Ich steckte mein Handy weg, packte den toten Vampir an den Füßen und schleifte seinen Körper in den Hinterhof, um ihn hinter der Karosserie eines ausgeschlachteten Autos zu verstecken, damit er nicht entdeckt wurde, bevor der Reinigungstrupp eintraf. Gegen die Blutlache konnte ich vorerst nichts unternehmen, aber in der Dunkelheit könnte es sich auch um einen Ölfleck handeln.

Es war bereits der vierte Vampir, den ich in ebenso vielen Stunden auf Jagd erledigt hatte, und allmählich befürchtete ich, dass Warden Verdacht schöpfte und ahnte, was ich trieb. Doch ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Denn genauso wie Cain und er war auch ich auf der Suche nach Jules Marlowe. Ich hatte noch keine Ahnung, was ich mit ihm anstellen würde, sobald ich ihn gefunden hatte. Aber ich konnte den Mann, der Holden fast getötet und in den Rollstuhl gebracht hatte, nicht einfach so ziehen lassen. Ich sehnte mich nach etwas … einer Möglichkeit, Gerechtigkeit walten zu lassen, und zwar völlig ungeachtet der Gefühle, die ich ihm gegenüber einmal verspürt hatte. Denn Jules war nicht länger der liebenswerte Grim Hunter, den alle gemocht hatten – aus ihm war ein Monster geworden.

Ich holte tief Luft. Ein ziehender Schmerz schoss mir durch die linke Seite, von der Prellung, die ich mir bei einem anderen Kampf an diesem Abend zugezogen hatte. Ich schob meine Lederjacke beiseite und hob mein Shirt an. Selbst im fahlen Licht der Laterne war der aufblühende blaue Fleck deutlich zu erkennen. Großartig.

Ich ließ mein Shirt los. Trotz der Schmerzen wäre ich am liebsten noch weiter durch die Straßen von Edinburgh gezogen, aber ich hatte eine Verabredung, die ich nicht verpassen durfte. Es war der letzte Stopp für heute, anderenfalls würde ich meine Vorlesung am nächsten Tag mit hundertprozentiger Sicherheit verpennen, und ich hatte ohnehin schon jede Menge Fehlstunden – so wie jeder studierende Hunter und jede studierende Huntress, die ich kannte. Manchmal fragte ich mich, wieso ich mir die Mühe überhaupt machte, aber dann erinnerte ich mich daran, wie sehr ich diesen Anschein von Normalität mochte. Zwischen den alten Mauern der Universität, umgeben von Studierenden, deren Sorgen nicht weiter reichten als bis zur nächsten Klausur, fühlte ich mich fast normal. Unbeschwert. Dort war ich einfach nur Harper. Und nicht Harper Iwanow, die Magic Huntress, die für ihr Alter viel zu vertraut mit dem Tod war.

Mit einem letzten Blick auf den toten Vampir wandte ich mich ab und lief die Straße entlang zu meinem Motorrad. Der Motor heulte auf und brach brutal die Stille der Nacht. Ich rauschte die leeren Straßen entlang bis nach Lochrin, einem kleinen Gebiet im Südwesten des Stadtzentrums. Neue und alte Architektur trafen hier aufeinander; moderne Fassaden aus Glas bildeten einen abwechslungsreichen Kontrast zu den von Jahrhunderten gezeichneten Mauern aus Sandstein. In dieser Ecke gab es zahlreiche Hotels, die sich mehr und mehr mit Touristen füllten, nun, da die Tage wieder länger und wärmer wurden. Die Eingangsbereiche waren auch um diese Uhrzeit hell erleuchtet.

Doch mein Ziel war keines der teuren Hotels.

Entschlossen steuerte ich eine der Seitenstraßen an. Sie war schmal und alles andere als gepflegt. Die schäbige Gasse war so schmal, dass es nicht mal einen Gehweg gab. Vor einer nichtssagenden braunen Backsteinwand stellte ich mein Motorrad ab und stieg die schiefen Stufen zu einem Kellerraum hinab. Es gab keine Fenster, dennoch vernahm ich leise Musik aus dem Inneren.

Es war ein Pub. Ein illegaler Pub. Der um diese Uhrzeit eigentlich schon längst geschlossen haben müsste wie alle anderen, doch er existierte unter dem Radar der Gesellschaft.

Ich spähte über meine Schulter und nach rechts und links, um sicherzugehen, dass mich niemand beobachtete oder mir gefolgt war, ehe ich anklopfte. Dann trat ich einen Schritt zurück und löste das Katana samt Halterung von meinem Rücken. Dabei hörte ich, wie sich jemand auf der anderen Seite der Tür näherte. Das metallische Schaben eines Riegels ertönte, und einen Moment später wurde mein Gesicht von einem Streifen Licht erfasst, das durch einen Schlitz trat, der sich auf Augenhöhe geöffnet hatte.

»Passwort?«, fragte eine tiefe Stimme.

Ich lächelte verbissen. »Blut so kalt wie Tomatensuppe.«

Der Mann nickte. Der Schlitz wurde zugeschoben, und einen Moment später öffnete sich die Tür.

Der Geruch von Alkohol schlug mir entgegen, aber es war nicht der Gestank, der mich die Nase rümpfen ließ. Es war dieser Ort. Dieser Pub. Diese Gesellschaft.

Ich trat ein und übergab dem Türsteher – dem Vampir – widerwillig mein Katana und die beiden Dolche an meinem Gürtel. Sofort fühlte ich mich nackt und verletzlich. Doch mir wurde der Zutritt nur ohne Waffen gewährt. Das Pfefferspray, das ich zur Sicherheit in meiner Hosentasche stecken ließ, zählte nicht als Waffe, oder?

»Pass gut darauf auf.«

Der Vampir nickte. »Wie immer.«

Ich grunzte, denn obwohl er bisher tatsächlich immer acht auf meine Waffen gegeben hatte, vertraute ich ihm nicht. Genauso wenig wie sonst jemandem hier, aber mein Verlangen, Jules zu finden, war ausgeprägter als meine Vernunft.

Ich ließ meinen Blick durch den Pub gleiten, der gewöhnlicher nicht hätte aussehen können. Dunkles Holz und Backsteine bildeten die Grundlage des Innenraums. Plaketten und Metallschilder schmückten die Wände. Es gab gemütlich wirkende Sitzecken und einen Billardtisch, an dem gerade zwei Frauen spielten. Die Kugeln klackerten, und im Hintergrund lief Musik. Ein Song, den ich schon Dutzende Male im Radio gehört hatte, aber keinem Interpreten zuordnen konnte.

Doch dieser Pub war alles andere als gewöhnlich. Wohin ich auch blickte, entdeckte ich Vampire und ihre Gespielen und Gespielinnen. Ich wusste nicht, ob all diese Menschen freiwillig hier waren, aber sie schienen eine gute Zeit zu haben. Sie tranken, was die Bar hergab, und die Vampire tranken von ihnen.

Ich ging an einem sportlich gebauten Typen vorbei, den ich glaubte aus der Uni zu kennen. Eine Vampirin saß auf seinem Schoß und hatte ihre Fänge in seinen Hals geschlagen. Sein Kopf war zur Seite gefallen, seine Augen waren geschlossen und die Lippen leicht geöffnet – und seine Jeans waren von einer deutlichen Erektion ausgebeult. Er schien zu genießen, was da mit ihm geschah, auch wenn ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen konnte.

Ich wandte den Blick ab und steuerte geradewegs die Bar an, ohne dem Geschehen um mich herum weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Meine Verabredung wartete bereits auf mich.

»Hallo Phineas«, begrüßte ich ihn und setzte mich auf den Hocker neben ihm an die Bar. Seit fast drei Monaten trafen wir uns wöchentlich in diesem Pub, dennoch würde ich mich wohl nie daran gewöhnen, einem Blutsauger so nahe zu sein, ohne ihm eine Klinge durchs Herz zu rammen.

»Harper«, erwiderte er und nickte mir zum Gruß zu. Mit seinen lichten, ergrauten Haaren, die er zu einem altmodisch wirkenden Zopf gebunden hatte, und dem verschlissenen Flanellhemd sah er aus wie ein Bauarbeiter, der sich davor scheute, nach der Arbeit nach Hause zu seiner Frau zu gehen. In Wahrheit war Phineas ein jahrhundertealter Vampir und hatte einst zu Isaacs engsten Vertrauten gehört. »Wie ich sehe, hast du die letzte Woche überlebt.«

»Bedauerlicherweise?«

»Keineswegs. Ich freu mich, dass du wohlauf bist.«

Ich lachte. »Warum glaub ich dir das nicht?«

»Weil du paranoid und misstrauisch bist.«

»Zu Recht, wie ich finde«, sagte ich und deutete um mich. Hinter mir hörte ich ein genüssliches Schmatzen, gefolgt von einem heiseren Stöhnen, bei dem es mir kalt den Rücken hinablief.

Der Barkeeper – ebenfalls ein Vampir – kam zu uns. Es war ein anderer als die letzten Male, und ein klein wenig hoffte ich, dass sein Vorgänger einem von uns zum Opfer gefallen war. »Was kann ich dir bringen? Einen Drink oder was zu essen?«

Ich schüttelte den Kopf, obwohl mein Magen knurrte. Es war jedes Mal so, als würden die Bewegung und das Adrenalin der Jagd meinen Magen leer pumpen, aber ich würde den Teufel tun und etwas zu mir nehmen, das mir diese Kreaturen vorsetzten. Wer wusste schon, was sie mir ins Essen oder Trinken mischten? Am Ende fand ich mich noch stöhnend auf Phineas’ Schoß wieder, während er an meinem Hals nuckelte …

Urgh. Niemals.

Der Barkeeper zog wieder ab.

»Du vertraust uns immer noch nicht«, sagte Phineas, ohne dass ich aus seinem trockenen Tonfall hätte heraushören können, ob er beleidigt oder amüsiert war.

»Ich vertraue niemandem. Nur mir selbst.«

Seine Mundwinkel zuckten. »Und Holden.«

Ich presste die Lippen aufeinander. Es gefiel mir nicht, dass er über Holden Bescheid wusste, aber ich hatte ihn auch nicht vor Phineas verheimlichen können. Anderenfalls hätte er mir niemals genug vertraut, um diesen Deal mit mir einzugehen, denn Phineas wollte Jules genauso unbedingt in die Finger bekommen wie ich.

Unsere Wege hatten sich vor fast drei Monaten gekreuzt, spätnachts während einer meiner nächtlichen Solojagden. Ich hatte ihn ausgefragt, wie jeden Vampir, der mir seit Ende des letzten Jahres begegnet war. Phineas hatte beteuert, dass er und einige andere ältere Vampire Jules ebenfalls suchten, weil er Isaac auf dem Gewissen hatte, und so waren wir ins Geschäft gekommen. Wie hieß es so schön: Der Feind meines Feindes ist nun mal mein Freund. Dass ich für die Suche nach Jules über die Leichen anderer Vampire stieg, war Phineas gleichgültig, die Integrität seiner Spezies war ihm wichtiger.

Doch Phineas suchte nicht nur den Mörder seines Königs, er hegte auch eine tiefe Abscheu gegen dessen künstlich erschaffene Kreaturen. Um deren Schöpfung zu verhindern, hatte er vor einigen Monaten bereits mit Warden und Cain zusammengearbeitet. Damals hatte er sich als hilfreich entpuppt, also war ich den Deal mit ihm eingegangen, auch wenn es mich einiges an Überwindung gekostet hatte und ich ihm wahrscheinlich niemals ganz vertrauen würde.

»Also, gibt’s was Neues?«, fragte ich ohne weitere Umschweife. Unter keinen Umständen wollte ich auch nur eine Minute länger als nötig hier sein.

»Du zuerst«, verlangte Phineas und rieb sich das Kinn. Seine Hände sahen gewöhnlich aus, menschlich. Keine Spur von den für einen Vampir typischen tödlichen Klauen. Doch unter seinen Fingernägeln befand sich ein dunkler Rand, und ich fragte mich unweigerlich, ob es sich dabei möglicherweise um getrocknetes Blut handelte.

»Kurz und schmerzlos: nein.«

»Was ist mit der Spur aus Russland?«

»Die hat sich verlaufen.«

Phineas verengte die Augen. »Sicher?«

»Ja.«

»Schade«, brummte er, und dem konnte ich nur zustimmen.

Es war die erste heiße Spur seit Wochen gewesen, doch mit dem Angriff der Hexer auf das Quartier in St. Petersburg waren sämtliche Hinweise im Sand verlaufen. Ich hatte erst vor wenigen Tagen mit Ella und Wayne gesprochen, die Anfang des Monats dort in einen heftigen Kampf verwickelt gewesen waren, bei dem es ihnen gelungen war, Marjorie, die Königin der Geisterwelt, gefangen zu nehmen. Doch die beiden beteuerten, dass sie nichts von Jules gehört oder gesehen hatten. Und ich glaubte ihnen, da Warden und Cain Edinburgh nicht überstürzt verlassen hatten – wäre an der Spur in Russland tatsächlich etwas dran gewesen, wären sie längst dort und würden alles daransetzen, Jules vor mir zu finden.

»Ich nehme an, bei dir gibt es auch nichts Neues?«

Phineas schüttelte den Kopf. »Er ist wie ein Phantom.«

»Er ist eben nicht nur ein Vampir, sondern auch ein Hunter. In den Jahren bei uns hat er viel gelernt«, erwiderte ich und musste an die Zeit denken, in der Jules und ich gemeinsam gelernt hatten. Damals hätte ich niemals geglaubt, dass wir jemals auf unterschiedlichen Seiten stehen würden.

2. KAPITEL

Jules

5 Jahre zuvor

»Alter, warum musst du immer so fest zuschlagen?«, beschwerte sich Eliott und rieb sich über die Stelle auf seiner Brust, an der ich ihn mit meinem Hieb getroffen und damit zu Boden befördert hatte.

Ich streckte ihm die Hand entgegen und half ihm auf die Beine. Sein braunes Haar klebte ihm verschwitzt an der Stirn. »Stell dich nicht so an, der blaue Fleck ist gleich wieder weg«, erwiderte ich und wischte mir den eigenen Schweiß mit dem Saum meines Shirts aus dem Gesicht.

Es war ein warmer Junitag in Edinburgh. Der Himmel war blau und wolkenlos, sodass die Sonne erbarmungslos auf uns herabknallte, nur ein paar Bäume spendeten uns Schatten. Wayne McKinley, unser Trainer, war mit uns in den Holyrood Park gegangen. Wir trainierten auf dem Crow Hill, einem Nebenhügel des Arthur’s Seat, und hatten eine wunderbare Aussicht über die Stadt, auch wenn wir diese kaum genießen konnten.

Hin und wieder marschierten Touristengruppen an uns vorbei, die den Seat trotz der sengenden Hitze besteigen wollten. Manche blieben stehen und sahen uns ein paar Minuten beim Training zu. Vermutlich hielten sie uns für irgendeine Kampfsportgruppe, die aus Jux und Tollerei das Kämpfen lernte. Dass diese Übungen für uns – und womöglich auch für sie – den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten konnten, ahnte keiner von ihnen.

»Es tut trotzdem weh«, beklagte sich Eliott. Er war ein Blood Hunter – und mein zukünftiger Kampfpartner.

Es waren nur noch wenige Wochen bis zu unserer Prüfung, und schon bald würden wir vollwertige Hunter werden. Hunter, die in den Einsatzplänen auftauchten und allein auf Patrouille durften, ohne Wachhunde, die uns hinterherschlichen, um im Notfall einzugreifen. Ein aufgeregtes Kribbeln kroch mir in die Glieder, wenn ich daran dachte.

»Kommen wir zur letzten Runde des heutigen Tages«, verkündete Wayne nun und schirmte mit einer Hand sein Gesicht vor der Sonne ab. Er war nur ein paar Jahre älter als die meisten von uns, aber er gehörte irgendwie schon jetzt zur obersten Liga der Hunter in Edinburgh. Nicht nur wegen seines Talents, wenn es ums Töten von Kreaturen ging, sondern auch weil er Botengänge für den Quartiersleiter erledigte und aushalf, wo er nur konnte – wie heute bei unserem Training.

Jeder kannte Waynes Namen, was ziemlich sicher nicht nur an seinem Können lag, sondern auch daran, dass er eine Besonderheit war. Er war nicht nur ein geborener Blood Hunter, sondern auch ein Soul Hunter, vereinte also die Talente zweier Hunter-Arten miteinander. Er konnte sowohl Vampire an ihrem Geruch erkennen als auch Geister und Auren sehen. In den vergangenen hundert Jahren waren laut den Aufzeichnungen der Hunter nur vier Jäger und Jägerinnen mit diesen kombinierten Fähigkeiten geboren worden.

»Allerdings möchte ich, dass ihr euch für diese letzte Übung einen anderen Partner sucht«, fuhr Wayne fort, und ein genervtes Aufstöhnen ging durch die Runde, das er gekonnt ignorierte. »Es kann immer wieder passieren, dass euer Kampfpartner oder eure Kampfpartnerin verletzt wird und für ein paar Tage oder Wochen ausfällt. Was immer der Grund ist – ihr müsst in der Lage sein, spontan mit einem anderen Hunter eine Einheit zu bilden.«

Waynes erklärende Worte ließen das Murren leiser werden, und die bisherigen Paare lösten sich auf und formatierten sich neu.

Ich warf einen Blick zu Cain, meiner besten Freundin und Cousine, und ihrem Kampfpartner Warden. Er hatte sein Shirt ausgezogen und stellte seine definierten Muskeln zur Schau. Angeber. Wir waren im selben Alter, und er war nicht viel größer als ich, dennoch trennten uns Welten. Er hatte breite Schultern, aufgepumpte Muskeln und schon jetzt überzog ein leichter Bartschatten sein Kinn. Er war als Blood Hunter all das, was ich als Grim Hunter sein sollte. Doch obwohl meine Hunter-Gattung für ihre Stärke und ihren imposanten Körperbau bekannt war, bewegte ich mich eher auf der schlaksigen Seite. Sicher, ich besaß Muskeln und eine gewisse Stärke, wie Eliott sie fast jeden Tag beim Training am eigenen Leib zu spüren bekam. Meine Schultern waren allerdings eher schmal und meine Arme und Beine nicht muskulös, sondern drahtig und lang, was für einen Grim Hunter eher untypisch war und zur Folge hatte, dass ich hin und wieder ziemlich doofe Sprüche zu hören bekam.

Cain fing meinen Blick auf. Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht und brachte ihre grünen Augen zum Funkeln. Während die Sonne ihr in den letzten Wochen Sommersprossen auf den Nasenrücken gezeichnet hatte, war ich einfach nur blass – oder wahlweise krebsrot.

»Oh nein, das schlagt euch schnell mal aus dem Kopf«, sagte Wayne und trat zwischen uns. »In dieser Übung geht es darum, sich spontan auf Neues einzulassen, nicht darum, bekannte Muster zu stärken. Warden, du trainierst mit Hannah. Und Cain, du mit Ryan. Eliott, du trainierst mit …« Wayne ließ seinen Blick über das Grün schweifen, auf dem sich unsere Übungsgruppe verteilte, bis er entdeckte, wonach er gesucht hatte. Er steckte zwei Finger zwischen die Lippen und stieß einen schrillen Pfiff aus. »Harper! Holden! Kommt her.«

Ich erstarrte.

Eliott hingegen warf mir einen schelmischen Blick zu, den ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte, aber das hätte nur Ärger gegeben. Er war der Einzige, der von meinem Crush auf Harper Iwanow wusste, und ein wenig bereute ich es mittlerweile, ihm davon erzählt zu haben. Auf die ständigen Kommentare und Grimassen, wenn Harper auch nur in meine Nähe kam, konnte ich wirklich verzichten.

Ich verpasste Eliott einen unauffälligen Stoß in die Seite, als Wayne nicht herschaute, während Harper und ihr Zwillingsbruder und zukünftiger Kampfpartner Holden sich uns näherten.

Harper war ohne Zweifel das hübscheste Mädchen des Quartiers, mit ihren langen, fast schwarzen Haaren, den feinen Gesichtszügen und vollen Lippen, die mich Dinge denken ließen, die ich besser für mich behielt. Ich wusste, dass es naiv und dumm war, mich allein aufgrund des Aussehens in eine Magic Huntress zu vergucken. Sie waren alle bildhübsch, dafür geschaffen, die nicht weniger schönen Kreaturen zu bezirzen, die sie jagten – seien es Elfen, Feen, Sirenen oder Meerjungfrauen. Doch wie bei diesen Wesen war auch bei Harper das Aussehen nur Schein. Sie mochte ein liebreizendes Äußeres haben mit ihrer schmalen Taille, den feingliedrigen Fingern und großen braunen Augen, aber in ihrem Herzen hauste eine Dunkelheit und Kälte, die jeder sehen konnte, der in besagte Augen blickte. Und ich Idiot träumte davon, diese Finsternis mit meinen Berührungen und Küssen zu durchdringen, auch wenn ich eigentlich wusste, dass das so nicht funktionierte. Aber das hielt meine Gedanken nicht davon ab, in Tagträumen immer wieder in diese Fantasien einzutauchen.

»Was gibt’s?«, fragte Holden, der dieselben optischen Vorzüge wie seine Schwester an den Tag legte, nur mit dem Unterschied, dass er bereits einige Zentimeter größer war und ein Stufe-3-Amulett um den Hals trug, während Harper nach wie vor eines der Stufe 1 besaß. Genau wie ich.

Ich starrte ihn an, um Harper nicht anzugucken, weil ich befürchtete, dass mich meine Blicke verraten könnten. Doch sie hatte etwas an sich, das jegliche Willenskraft, die ich besaß, zunichtemachte, und mein Blick zuckte zu ihr. Sie trug eine schwarze Leggings und ein dazu passendes Top, das ihre Figur umschmeichelte. Ihre Lippen hatte sie fest zu einem dünnen Strich aufeinandergepresst, und zwischen ihren Augenbrauen hatte sich eine Falte eingegraben. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, dass die Sonne sie blendete, doch da war noch etwas anderes. Sie wirkte angespannt und strahlte eine »Lasst mich in Ruhe«-Energie aus, noch mehr als an gewöhnlichen Tagen.

»Ich möchte, dass Harper und du mit Elliot und Jules trainiert. In welcher Konstellation ist mir egal, solang die vier sich nicht wieder zusammentun«, erklärte Wayne und deutete auf Cain, Warden, Elliot und mich.

»Ich trainier mit Holden«, kam es wie aus der Pistole geschossen von Elliot, so schnell, dass er damit für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Er zuckte mit den Schultern und gesellte sich zu Holden.

Ich warf ihm einen giftigen Blick zu. Warum hatte er das getan? Ich würde mich in Harpers Nähe nicht konzentrieren können und mich stattdessen zum Depp machen, genau das, was ich in ihrer Gegenwart wollte.

Mein Herzschlag, der vom Training ohnehin beschleunigt war, nahm noch einmal Tempo auf, als ich mich Harper zuwandte und lächelte. »Sieht so aus, als würden wir zusammen trainieren.«

Harper brummte freudlos, drehte sich um und ging zu einer freien Stelle zwischen den anderen Paaren.

Ich bemühte mich, es nicht persönlich zu nehmen. Schließlich war ihre Laune schon schlecht gewesen, als Wayne sie gerufen hatte. Ob etwas in der Schule passiert war? Oder hatte sie Stress mit ihrem Onkel und ihrer Tante, bei denen sie lebte? Vielleicht hatte sie einfach einen schlechten Tag … Ich wollte es wissen, traute mich aber nicht, sie zu fragen. Es war schon absurd, dass ich mich Nacht für Nacht absichtlich in Lebensgefahr begab und Kreaturen nachjagte, die mich zerfleischen könnten, und gleichzeitig die Vorstellung eines Gesprächs mit Harper ausreichte, um meine Knie weich und meine Zunge schwer werden zu lassen.

Wayne klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Gruppe wieder auf sich zu lenken. »Wir trainieren ein klassisches Angreiferszenario. Ihr entscheidet, wer Angreifer ist und wer Verteidiger. Gescheitert ist der- oder diejenige, der oder die zuerst auf dem Boden liegt. Wer fertig ist, darf gehen.«

»Lass uns das schnell hinter uns bringen«, sagte Harper.

Ich schielte zu ihr. »Möchtest du …«

»Angreifer«, fiel sie mir ins Wort und brachte sich bereits in Position.

Das sollte ein schnelles Duell werden. Ich war vielleicht nicht wie ein klassischer Grim Hunter gebaut, aber ich konnte wie einer kämpfen; und sie war eine Magic Huntress, was mir einen klaren körperlichen Vorteil verschaffte.

Ohne Zögern stürzte sich Harper auf mich. Sie versuchte es mit einem Haken, der von rechts kam.

Ich duckte mich unter ihrem Schlag hindurch. Meine Muskeln protestierten gegen die Anstrengung, da es ein ziemlich forderndes Training gewesen war, doch davon ließ ich mich nicht aufhalten. Noch in derselben Bewegung packte ich ihr Handgelenk und riss es herum. Schmerz verzerrte ihr Gesicht. Ich ließ lockerer, jedoch nicht los, und drehte ihr den Arm auf den Rücken.

Harper keuchte auf. Mit ihrer anderen Hand versuchte sie mich zu fassen, doch sie hatte keine Chance. Es kostete mich nicht einmal all meine Kraft, sie vor mir in die Knie zu zwingen.

Wutentbrannt funkelte sie mich an.

Ein Klatschen war zu hören, und ich blickte auf. Es war Wayne, der auf uns zugelaufen kam, ein Grinsen im Gesicht. »Wow, das war schnell. Gut gemacht, Jules. Hervorragende Technik.«

»Danke.« Ich lächelte und ließ Harper los.

Sie sprang vom Boden auf und klopfte sich den Dreck von der Hose. »Das war nicht fair. Jules ist viel größer und kräftiger als ich.«

»Das sind die Kreaturen der Nacht auch.«

»Aber die würde ich auch nie ohne Waffe angreifen!«

»Manchmal haben wir aber keine Waffe zur Hand.«

»Unsinn! Ich habe immer eine Waffe dabei.«

Wayne verschränkte die Arme vor der Brust. Spätestens jetzt hätte wohl fast jeder von uns Schiss bekommen, aber Harper wich nicht zurück. »Schön für dich. Aber das hier ist keine Diskussion, Harper, das ist Unterricht.«

»Nein, das ist scheiße!«, fluchte sie und stürmte davon.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Holden den Kopf hob und seiner Schwester nachblickte. Ein kurzer Augenblick, den Elliot nutzte, um Holden aufs Kreuz zu legen. Mit einem Ächzen schlug er hart auf dem Boden auf. Elliot riss in Siegerpose die Arme in die Luft, bevor er Holden dabei half aufzustehen. Der rieb sich den Hinterkopf, dann sah er erneut in die Richtung, in die Harper davongelaufen war, doch inzwischen war sie nicht mehr zu sehen. Für ihre Größe hatte sie einen ziemlich strammen Gang.

»Mach dir nichts draus«, sagte Holden. Es dauerte eine Sekunde, bis ich realisierte, dass er mit mir sprach. Er ließ seinen Arm sinken. »Sie hat heute nur einen schlechten Tag, das liegt nicht an dir.«

Ich nickte. »Ist was passiert?«

»Nein, es ist nur …« Holden zögerte kurz, als wäre er sich nicht sicher, ob er mir die Antwort anvertrauen sollte, doch dann sprach er weiter. »Heute vor vierzehn Jahren wurden wir offiziell von unserer Tante adoptiert. Harper liebt sie und unseren Onkel, aber es erinnert sie auch daran, was wir verloren haben, wenn du verstehst. Sie ist nie wirklich darüber hinweggekommen.«

»Und du?«, kam es unverblümt von Elliot.

»Es ist, wie es ist«, antwortete Holden mit der für ihn typisch sanften Stimme.

Harper und er waren vielleicht Zwillinge, aber sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Harper war aufbrausend, wie ihr Abgang mal wieder deutlich gezeigt hatte. Holden hingegen war stehts ruhig und gelassen. Ich hatte ihn noch nie wirklich wütend erlebt. Er schien das Leben zu akzeptieren, wie es war, und sich mit Situationen zu arrangieren, an denen er nichts ändern konnte, anstatt dagegen anzukämpfen.

Holden wünschte uns noch einen schönen Tag, bevor er sich seine Trinkflasche schnappte, die unter einem der Bäume stand, und sich vom Acker machte, vermutlich um Harper zu suchen. Elliot ging voraus, um sich im Quartier für ein Date mit seiner Freundin fertig zu machen. Ich blieb zurück und wartete auf Warden und Cain, die ihre Duelle kurze Zeit später beendeten. Zu dritt stiegen wir den Crow Hill hinab.

»Was habt ihr heute noch so vor?«

»Nichts Besonderes. Lernen. Und später kommt Cain für Lasagne und ein paar Folgen Dragon Ball Z vorbei«, antwortete Warden mit einem vorfreudigen Grinsen, während Cains Lächeln steif wirkte. Ich unterdrückte ein Grinsen. Sie war eigentlich kein Fan von Animes, aber guckte sie Warden zuliebe an. »Und du?«

Ich zuckte mit den Schultern und versuchte, mich nicht als kompletten Außenseiter zu empfinden. Meine Freundschaft mit Warden und Cain war echt, aber wenn die beiden ihr Ding durchzogen und Elliot mit seiner Freundin abhing, war es schwer, mich nicht allein zu fühlen, nachdem Finn Anfang des Jahres nach London abgehauen war.

»Kein Plan. Vielleicht guck ich mir diesen Zombiefilm im Kino an.«

Cain hob die Brauen. »Allein?«

»Ja. Warum nicht?«

»Du könntest Ella fragen«, schlug Warden vor.

»Sie ist zu jung. Die lassen sie da nicht rein.«

Er brummte etwas Unbestimmtes, und wir wichen einer Gruppe Touristen aus, die mit aufgespannten Schirmen auf den Berg stiegen, um sich vor der Sonne zu schützen. Die würden ein Wunder erleben, wenn sie die Spitze erreichten. Selbst an vermeintlich windstillen Tagen peitschte es einem dort oben das Haar ins Gesicht.

Wir schlenderten um eine Biegung des Duddingston Loch, als mein Blick auf eine Gestalt fiel, die am Ufer hockte. Die Beine eng an die Brust gezogen, die Arme darum geschlungen, starrte Harper auf das Wasser hinaus. Selbst aus der Ferne glaubte ich die Trauer zu spüren, die von ihr ausging. Offenbar hatte Holden sie nicht gefunden, oder sie hatte ihn weggeschickt. Wie dem auch war, ich konnte nicht einfach weitergehen und sie so sitzen lassen.

Ich blieb stehen. »Wisst ihr was, ich glaube, ich dreh noch eine Joggingrunde. Wir sehen uns morgen im Training. Viel Spaß mit Dragon Ball.«

»Z«, ergänzte Warden nachdrücklich, worauf Cain die Augen verdrehte.

Wir verabschiedeten uns, und ich wartete, bis die beiden nicht mehr in Sichtweite waren, bevor ich den Pfad verließ und mich dem Loch näherte. Harper saß noch immer an derselben Stelle wie zuvor, hatte jedoch ihre Beine losgelassen und schien nun etwas in der Hand zu halten.

Meine Schritte wurden langsamer, als ich die Tränen auf ihren Wangen bemerkte. Ich hatte Harper noch nie weinen sehen. Selbst als sie sich vor ein paar Monaten im Training das Handgelenk gebrochen hatte – und ich wusste aus eigener Erfahrung, wie weh das tat –, hatte sie keine einzige Träne vergossen. Ihre Trauer nun so offen mitzuerleben, ließ meine eigene Kehle eng werden.

In einigen Metern Entfernung blieb ich stehen und suchte Deckung hinter dem Stamm eines Baumes. Ich wollte zu ihr, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte, vor allem nicht in Anbetracht ihrer Tränen. Wäre sie Cain, wäre ich zu ihr gegangen. Ich hätte ihr einen Arm um die Schulter gelegt und sie für eine lange Umarmung an mich gezogen, um anschließend vorzuschlagen, auf meine Kosten etwas essen zu gehen – Pizza, Pasta, Eis, Kuchen, was immer ihr Herz begehrte. Das funktionierte in den meisten Fällen, doch mein Gefühl sagte mir, dass Harper sich nicht darauf einlassen würde, schließlich kannte sie mich kaum.

In Gedanken suchte ich noch immer nach einer guten Herangehensweise, als sie plötzlich aufstand. Entschlossen wischte sie sich mit dem Arm über die Wangen, um ihre Tränen zu trocknen, und trat ans Wasser, bis es ihr beinah über die Füße schwappte.

Was sollte das werden?

Angespannt hielt ich die Luft an, als Harper die Hand ausstreckte und etwas vor sich in die seichten Wellen fallen ließ. War das … ein Ring? Zuerst dachte ich, es wäre ein Versehen gewesen, doch sie bückte sich nicht hektisch nach dem Schmuckstück, sondern ließ es regungslos versinken. Einen Augenblick blieb sie noch wie angewurzelt stehen, dann wandte sie sich ab und lief davon, ohne mich in meinem Versteck zu bemerken.

Ich wartete einen Moment, dann ging ich zu der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Von dem Ring war nichts mehr zu sehen. Bevor ich wusste, was ich tat, zog ich meine Schuhe aus, stopfte meine Socken hinein und krempelte die Hosenbeine hoch, um ins Wasser zu waten. Trotz der Sonnenwärme war es eiskalt. Ich erschauderte, ließ mich aber nicht davon beirren. Vielleicht war es bereits zu spät. Vielleicht hatte der leichte Wellengang des Lochs den Ring bereits weiter weg getragen, dennoch suchte ich ihn.

Ich hatte keine Ahnung, was mich antrieb. Falscher Ehrgeiz? Meine unerwiderten Gefühle für Harper? Vielleicht auch nur das Wissen, dass ich ohnehin nichts Besseres zu tun hatte. Immer wieder sagte ich mir »nur noch eine Minute, noch eine Minute, noch eine Minute«, bis sich diese addierten und zu einer Viertelstunde wurden. Ich war so weit ins Loch gelaufen, dass sich der Saum meiner Hose bereits mit Wasser vollgesogen hatte und sich von der gekrümmten Haltung allmählich ein unangenehmes Ziehen in meinem Rücken ausbreitete, während ich mit den Händen den Boden abtastete. Ich hatte bereits eine leere Schnapsflasche, ein Haargummi und den Verschluss einer Getränkedose gefunden, von dem ich kurz gedacht hatte, es wäre der Ring.

»Komm schon. Du musst doch hier irgendwo sein«, murmelte ich und schob einen glitschigen Stein beiseite.

Ich wühlte mich durch Sand und Kies, als meine Finger plötzlich etwas ertasteten. Eilig griff ich danach, bevor das Wasser es erneut davonspülen konnte, und holte es an die Oberfläche.

Der Ring!

Ich grinste und trocknete ihn an meinem Shirt ab, bevor ich ihn genauer in Augenschein nahm. Es war eindeutig Harpers. Sie trug ihn normalerweise an ihrem rechten Zeigefinger. Er war mir schon öfter an ihr aufgefallen, denn er war nicht einfach nur irgendein Schmuckstück, sondern ein kaputtes Amulett. Der Stein in seiner Fassung war gesplittert und hatte seine Farbe verloren, aber einst war er mit leuchtender Magie gefüllt gewesen. Da war ich mir absolut sicher.

Ich hatte mich immer gefragt, warum Harper ihn trug, aber nun, mit Holdens Worten von vorhin im Kopf, hatte ich eine Vermutung, weshalb ich den Ring in meine Tasche gleiten ließ. Vielleicht würde eines Tages der Moment kommen, an dem Harper es bereute, ihn gehen gelassen zu haben – und dann würde ich ihn zu ihr zurückbringen.

3. KAPITEL

Harper

5 Tage vor dem Angriff auf das Quartier in London

Ich ließ die Tür des Pubs hinter mir zufallen und rückte den Gürtel meines Katanas zurecht, der quer über meine Brust verlief. Die Waffe war glücklicherweise unversehrt, anderenfalls würden jetzt Köpfe rollen, denn das Katana war mir heilig. Es war für mich mehr als nur eine Waffe. Es war eine Erinnerung. Die Verbindung zu einem anderen Leben, das ich niemals hatte leben können, weil es mir von einem Hexenmeister viel zu früh genommen worden war.

Ich checkte noch einmal mein Handy. Holden hatte mir nicht mehr geantwortet. Offenbar hatte er meinen Rat ernst genommen und war ins Bett gegangen. Ich schwang mich auf das Motorrad, setzte meinen Helm auf und drehte ein paar Runden um den Block, bis ich sicher war, dass niemand aus dem Pub mir folgte, anschließend fuhr ich zurück zum Quartier.

Bereits wenige Minuten später erreichte ich den Calton Hill. Im Gegensatz zur touristische Flut, die man hier bei Tag erlebte, waren die Wege um diese Zeit wie leer gefegt. Das Monument auf dem Hügel war erleuchtet, und es herrschte eine friedliche Stille, die mich fast vergessen ließ, dass es in dieser Stadt vor Ungeheuern wimmelte.

Ich steuerte das Motorrad in die Tiefgarage, die zum Quartier gehörte. Für gewöhnlich waren die meisten Fahrzeuge zu dieser Uhrzeit auf den Straßen unterwegs, aber nicht heute. Nicht, nachdem Grant uns praktisch eine Ausgangssperre auferlegt hatte. Ich parkte und hängte den Schlüssel zurück in den Metallkasten neben dem Aufzug, damit ein andere Hunter sich die Maschine bei Bedarf nehmen konnte. Anschließend tippte ich meinen individuellen Zugangscode in das Tastenfeld ein, das den Aufzug öffnen sollte. Zugleich wurden dabei meine Finger gescannt. Früher waren dies die einzigen beiden Sicherheitsmaßnahmen gewesen, doch inzwischen waren sie verschärft worden.

Ich beobachtete, wie eines der zwei roten Lichter auf grün umsprang, anschließend trat ich einen Schritt zurück und blickte nach oben in die Kamera. Sie glich automatisch meine Gesichtszüge mit jenen ab, die für meinen Zugangscode hinterlegt waren, ähnlich der Gesichtserkennung bei einem Handy. Außerdem saß rund um die Uhr ein Hunter, eine Huntress oder Archivar hinter der Kamera und musste final bestätigen, ob ich das Quartier betreten durfte.

Das zweite rote Licht wurde ebenfalls grün und der Aufzug damit freigegeben. Home sweet home.

Ich betätigte den Knopf für die dritte Etage, in der mein Zimmer lag. Es war von den Vampiren am Tag des Blutbades glücklicherweise verschont geblieben. Ich vermutete, dass mein Kater etwas damit zu tun hatte, aber genau wusste ich es nicht.

Die Tür des Aufzugs schob sich auf und gab den Blick auf den von Türen gesäumten Flur frei. Es überraschte mich nicht, trotz der Uhrzeit Stimmen aus den Zimmern und Aufenthaltsräumen zu hören. Wir Hunter und Huntresses hatten allesamt einen ziemlich abgefuckten Schlafrhythmus. Doch die Stimmen trugen nicht dieselbe Heiterkeit und Ausgelassenheit in sich wie gewöhnlich. Es war deutlich zu spüren, dass das Quartier in Alarmbereitschaft war. Die Angriffe der Hexer und Hexen in den vergangenen zwei Wochen hatten alle erschüttert, und die Angst, dass wir das nächste Quartier sein könnten, war allgegenwärtig. Sorge, Furcht und Unsicherheit lagen schwer in der Luft. Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrtgemacht, denn es kam mir so vor, als würde ich diese Gefühle mit jedem Atemzug inhalieren. Sie legten sich wie ein schweres Gewicht auf meine Brust und beschworen die Bilder vom Tag des Blutbades, die ich so sehr zu verdrängen versuchte, wieder an die Oberfläche.

Ich schüttelte den Kopf und betrat den langen Flur. Alles, was ich jetzt noch wollte, waren eine heiße Dusche, eine Folge meiner Lieblingsserie und ein paar Stunden Schlaf, bis ich an die Uni musste. Vor der Tür meines Zimmers blieb ich jedoch abrupt stehen. Dahinter erklangen panische Stimmen, die eindeutig aus den Lautsprechern eines Laptops drangen.

War das sein Ernst?

Ich tippte den Code auf dem Tastenfeld ein, der das Schloss entriegelte, und schob die Tür auf – die wie erwartet den Blick auf Holden freigab. Er lag seitlich auf meinem Bett, den Kopf auf eine Hand gestützt, und streichelte mit der anderen Loki und Thor. Der Kater schnurrte leise. Vor den beiden stand ein aufgeklappter Laptop und darauf lief eindeutig irgendein Horrorfilm, denn alles, was ich hörte, waren Schreie. Holden trug eine schwarze Jogginghose und den Ice-Nine-Kills-Pullover, den ich ihm vorletztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Sein Rollstuhl stand neben meinem Bett.

»Fühl dich wie zu Hause«, sagte ich mit sarkastischem Unterton und ließ die Tür hinter mir zufallen.

Holden drückte auf Pause, und der Film verstummte. Sein Blick zuckte zu mir und wanderte über meinen Körper. Nachdem er offenbar sichergestellt hatte, dass ich unversehrt war, richtete er sich auf und blaffte mich an: »Du bist unmöglich!«

»Ähm, danke?«

Ich streifte mir die Jacke von den Schultern und zog mir die Stiefel aus. Das Zurren meiner Schnürsenkel ließ Loki und Thor aufhorchen, und mit einem Satz war der zweiköpfige zweifarbige Kater bei mir und machte sich einen Spaß daraus, mit meinen Schuhen zu spielen. Ich lächelte und streichelte die beiden, die davon nichts mitbekamen, da sie bereits voller Hingabe an meinen Schürsenkeln kauten.

»Ich meine es ernst«, sagte Holden mit scharfer Stimme, die mein Lächeln verblassen ließ. Dabei stieg er zurück in seinen Rollstuhl, als wäre die Nutzung eines solchen keine neue Entwicklung in seinem Leben. Es erstaunte mich, wie schnell es Holden gelungen war, seine neue Realität zu akzeptieren, während ich noch immer damit zu kämpfen hatte. Aber das war typisch für uns. Holden war wie ein Fluss – immer in Bewegung ließ er sich von Momenten treiben. Er hielt an nichts fest und akzeptierte die Dinge, wie sie waren. Ich hingegen war wie ein Fels. Fest verankert, tat ich mich mit jeder Form von Veränderung schwer. Ich war auch nachtragend und stur, ganz anders als Holden, aber genau aus diesem Grund ergänzten wir uns so perfekt, wie wir es eben taten.

»Du hättest nicht auf die Jagd gehen dürfen.«

»Weil ich keinen Kampfpartner habe?«

»Das auch, aber vor allem weil wir die Anweisung haben, im Quartier zu bleiben, damit dieses Mal eine Verteidigungslinie steht, sollten wir von Baldurs Leuten angegriffen werden«, erklärte Holden. »Du hast doch mitbekommen, was gestern Abend in Prag passiert ist. Sie haben das ganze Quartier niedergerissen.«

Ich bückte mich und nahm Thor und Loki auf den Arm. Während Loki an meinem Gesicht schnupperte und die Aufmerksamkeit genoss, versuchte Thor aus meiner Umarmung zu fliehen. Ich drückte Loki einen Kuss auf das Köpfchen, bevor ich die beiden auf ihren Kratzbaum setzte. Die Wände meines Zimmers waren voll mit Brettern, Ästen und Baumstämmen, damit die zwei einen Kletterparcours hatten, als kleine Wiedergutmachung dafür, dass sie die meiste Zeit hier drinnen verbringen mussten. Auch wenn das die beiden nicht sonderlich zu stören schien, immerhin kamen sie meines Wissens aus der Unterwelt. Im Vergleich dazu glich mein Zimmer, so klein es auch war, vermutlich dem Paradies.

Ich wandte mich wieder Holden zu, der mich noch immer mit abwartender Miene betrachtete. »Es ist niemandem geholfen, wenn wir uns in unser Schneckenhaus verkriechen in der vagen Annahme, dass wir als Nächste angegriffen werden könnten. Und ich kann für die Quartiere in St. Petersburg, Warschau und Prag nichts mehr tun, aber ich kann hier in Edinburgh meinen Teil leisten.«

Zugegeben, mein Motiv, auf die Jagd zu gehen, um Jules zu finden, war nicht ganz uneigennützig, aber den unschuldigen Menschen dort draußen war damit dennoch geholfen. Immerhin gab es jetzt vier Vampire weniger auf den Straßen, die nach ihrem Blut dürsteten. Und das war allein mein Verdienst.

»Du bist uns aber keine Hilfe, wenn du den Hexern in die Hände fällst.« Holdens Stimme war sanfter geworden und machte offensichtlich, dass es Sorge war, die aus ihm sprach. »Vorsichtig zu sein, uns zu sortieren und uns nicht blindlings in etwas hineinziehen zu lassen ist jetzt das beste Vorgehen.«

»Ich war vorsichtig«, beteuerte ich. »Und ganz offensichtlich bin ich am Leben.«

»Noch.«

»Holden …«, mahnte ich.

»Was? Ich habe eben Angst um dich. Wenn du die Sachen gehört hättest, die ich heute Nacht gehört habe, Harper … Sie haben das Prager Quartier dem Erdboden gleichgemacht. Und keiner weiß, ob überhaupt jemand dort überlebt hat.«

Ich setzte mich aufs Bett, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. Wir waren einander wie aus dem Gesicht geschnitten. Unsere Kiefer waren kantig, unsere Nasen schmal und unsere Oberlippen etwas voller als die Unterlippen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Holdens Augen etwas heller waren als meine tiefbraunen und seine Haare richtig schwarz, während meine bei genauer Betrachtung in einem sehr dunklen Braun schimmerten.

Eindringlich sah ich ihn an. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dir meinetwegen Sorgen machst, aber ich war wirklich vorsichtig. Und ich habe sichergestellt, dass niemand mir gefolgt ist.«

Holden brummte.

Ich lächelte und strubbelte ihm durchs Haar, das in den letzten Monaten erstaunlich lang geworden war und ihm inzwischen bis über die Ohren reichte – etwas, das er früher niemals geduldet hatte.

Spielerisch schlug Holden meine Hand weg, wobei ein Lächeln in seinen Mundwinkeln zuckte – das ausreichte, um mir zu zeigen, dass zwischen uns alles okay war.

Ich stand wieder auf und ging zu dem Schrank am anderen Ende des Raumes, in dem ich alle möglichen Snacks versteckte. Mein Magen knurrte noch immer von der Jagd. Loki und Thor spitzten bei dem Geräusch der sich öffnenden Schublade sofort die Ohren, denn darin versteckte ich auch ihre Leckerlis. Ich holte das Tütchen für den Kater heraus und warf es Holden zu, damit er sich um die zwei Vielfraße kümmerte, während ich über einen Müsliriegel herfiel.

»Gibt es schon weitere Neuigkeiten aus Prag?«

Holden sah konzentriert auf meinen Kater hinunter. »Ich hab mit einer Huntress aus London gesprochen. Sie haben die Leiche von Konstantin Krall, dem Quartiersleiter, gefunden. Von den anderen Huntern dort fehlt bisher jede Spur.«

»Scheiße«, fluchte ich. »Kanntest du ihn?«

Holden schüttelte den Kopf und fütterte Thor ein Leckerli, das Loki versuchte, ihm vor der Nase wegzuschnappen. »Nein, aber das ist noch nicht alles. Shaw war vor Ort …«

»Der Hexenmeister?!«, unterbrach ich Holden.

Er nickte.

Es stimmte also, dass das Londoner Quartier tatsächlich eine Kreatur der Nacht für sich arbeiten ließ. Ich hatte die Gerüchte gehört, aber hätte nicht geglaubt, dass die Hunter und Huntresses dort wirklich so naiv waren. Ich hatte Shaw während seines Aufenthalts in Edinburgh nur flüchtig kennengelernt, und ja, er schien nett, charmant und scheinbar hilfsbereit – aber er war noch immer ein Hexenmeister, einer von Baldurs Männern, und damit alles andere als harmlos. Und zu glauben, er wäre es, war mehr als blauäugig.

»Ja, er hat Roxy und sich mit einem Portal nach Prag gebracht«, erklärte Holden, ohne sich von meinem abfälligen Tonfall beeindrucken zu lassen. »Die beiden wurden von Tarquin abgefangen …«

Ich schnaubte. »Das wird ja immer besser.«

»Offenbar hat er Shaw einen Deal vorgeschlagen. Baldur erlaubt ihm, unbeschadet an seine Seite zurückzukehren, wenn er ihm Marjorie bringt und die beiden Soul Hunter ausliefert, die für ihre Gefangennahme verantwortlich sind.«

Meine Augenbrauen schossen in die Höhe, und im selben Moment verschluckte ich mich an meinem Müsliriegel. »Marjorie?«, krächzte ich und fächerte mir Luft zu, als könnte ich so das Kratzen in meiner Kehle lindern.

»Ja, offenbar sind Marjorie und Baldur ein Ding.«

»Ein Ding … wie in … die beiden daten?!«

»Keine Ahnung, ob mächtige Kreaturen daten, aber … ja«, bestätigte Holden diese Absurdität. »Und er will sie zurück, um jeden Preis. Er sucht nach Ella und Wayne. Deshalb greift er die Quartiere an. Er durchkämmt sie nach den beiden Soul Huntern, die für Marjories Verschwinden verantwortlich sind, um seine Königin zurückzubekommen.«

»Das klingt total weit hergeholt.« Es hatte bisher nie Anzeichen für ein Bündnis zwischen Geistern und Hexern oder Hexen gegeben. Und ich müsste es wissen, denn ich kannte vermutlich jedes Schriftstück und jedes Buch, das über Baldur und seine Leute existierte. Und jetzt sollten Marjorie und Baldur verbandelt sein? Das ergab für mich keinen Sinn. »Sicher, dass Shaw nicht lügt?«

»Er steht auf unserer Seite, warum sollte er lügen?«

»Weil er einHexenmeister ist. Diese Kreaturen haben schon viele Menschen das Leben gekostet – unsere Eltern eingeschlossen. Oder hast du das vergessen?«

»Natürlich nicht!«, protestierte Holden und schloss die Packung mit den Leckerlis. »Aber du kannst nicht alle Hexer und Hexen über einen Kamm scheren.«

»Ich kann, und ich werde.«

»Du bist manchmal echt engstirnig.«

»Und du naiv.«

»Aufgeschlossen«, korrigierte er mich. »Und dir würde es auch nicht schaden, etwas offener zu sein – der Welt und vor allem anderen Leuten gegenüber. Vielleicht wärst du dann nicht so einsam.«

Wow, der saß tief.

Für einen Moment konnte ich nichts anderes tun, als meinen Bruder anzustarren. Aber verdammt, Holden hatte recht. Ich war einsam, auch wenn ich mir das nur ungern eingestand. Ich hatte Loki, Thor und meinen Bruder … und meine Tante und meinen Onkel. Doch da war niemand sonst. Niemand, mit dem ich shoppen oder spontan ins Kino gehen konnte oder der sich dafür interessierte, wie mein Tag gewesen war. Manchmal vermisste ich die Gespräche und die Möglichkeit, diese Dinge tun zu können, aber ich hatte bereits vor langer Zeit beschlossen, dass der Schmerz des Verlustes, der früher oder später immer eintrat, es nicht wert war. Das hatte mir der Tag des Blutbades erneut deutlich vor Augen geführt. Ich war allein besser dran, auch wenn es bedeutete, Platz für Einsamkeit zu machen.

4. KAPITEL

Jules

4 Tage vor dem Angriff auf das Quartier in London

Als ich Edinburgh vor gut drei Monaten verlassen hatte, hatte ich mir geschworen, dass es für immer sein würde. Und doch war ich nun zurück und stand versteckt in einer Gasse, keine hundert Meter von dem Ort entfernt, der mich damals hatte erkennen lassen, was für ein Monster aus mir geworden war. Ich hatte Isaacs Befehlen gehorcht. Hatte Freunde und Kollegen verletzt. Und nach ihrem Blut gelechzt, mehr als sie sich vorstellen konnten. Es war ein Verlangen gewesen, so tief wie der Instinkt zu atmen. Selbst wenn ich es nicht wollte und versuchte, die Gelüste zurückzuhalten, irgendwann brachen sie hervor, ebenso wie der Drang nach Luft zu schnappen sich nicht unterbinden ließ. Es glich einem Wunder, das ich damals in letzter Sekunde wieder zu Verstand gekommen war – was ich ziemlich sicher Cain verdankte. Das war auch die einzige Rechtfertigung, mit der ich mir heute erlaubte, hier zu sein – in Edinburgh, auf der Straßenseite gegenüber dem Friedhof, in dessen Untergrund das Quartier lag.

Es war früher Morgen und der neue Tag dabei, die Welt mit sanften Sonnenstrahlen zu wecken. Der Himmel glich einem Gedicht aus orangerotem Schimmern, das mich an all die Male erinnerte, in denen Cain und ich nach unserer Nachtschicht zurück ins Quartier gelaufen waren. Sie häufig, um dort müde ins Bett zu fallen, und ich, um meinen Rucksack für die Uni zu packen oder eilig noch die Unterlagen der letzten Vorlesung durchzuackern. Ich war stets so verdammt müde gewesen und Kaffee der einzige Grund, weshalb ich überhaupt noch funktioniert hatte.

Heute war ich nicht mehr müde. Ich war niemals müde, was eigentlich angenehm sein sollte … Und dennoch vermisste ich diesen Zustand der Erschöpfung. Der Menschlichkeit.