Mit dem Ex im Bett - Zweite Chance für die Liebe - Leanne Banks - E-Book

Mit dem Ex im Bett - Zweite Chance für die Liebe E-Book

Leanne Banks

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Beschreibung

AFFÄRE MIT DEM SEXY EX von Leanne Banks
Hat Gannon sich verhört? Seine schöne Ex-Geliebte Erika will das Jobangebot als Chefredakteurin seines Lifestyle-Magazins nur annehmen, wenn er mit ihr ein Kind zeugt, Leidenschaft und Zärtlichkeit ausgeschlossen? Aber das bestimmt nicht mit ihm, schwört sich Gannon ...

HEISSES DATE MIT DEM EX von CHARLENE SANDS
Was will Alex hier? Cara Windsor traut ihren Augen nicht, als sie ihren Ex-Verlobten sieht, den Mann, den sie einst so sehr geliebt und der ihr das Herz gebrochen hat. Trotzdem steht er jetzt in ihrem Büro, sieht sie mit seinen unergründlichen Augen an und bittet sie um ein Gespräch. Hat er sie nicht schon genug verletzt? Aber sie kann Alex‘ erotischer Ausstrahlung einfach nicht widerstehen. Bittersüße Erinnerungen an sinnliche Stunden werden wach. Und schon sitzt Cara mit ihm in seinem roten Ferrari, auf dem Weg zu dem geheimen Ort, wo für sie beide alles begann …

IM BETT MIT DEM EX? von LUCY KING
Kein Knistern, kein Prickeln, kein Mann im Bett – ganz schön traurig, dieses Silvester, denkt Lily ungehalten und nimmt noch einen Schluck Champagner. Nur einer hat Schuld an ihrem desaströsen Liebesleben: Kit, der ihr auch nach fünf Jahren nicht aus dem Kopf geht und ihr Herz blockiert. Doch ausgerechnet ihr unvergesslicher Ex steht kurz vor Mitternacht vor der Tür! Mit einem heißen Kuss erinnert er sie, wie gut sie damals zusammen waren … Das Silvesterfeuerwerk beginnt! Aber was erwartet Lily zu Neujahr? Ein Kater – oder zum zweiten Mal die große Liebe?

EIN EX, EIN KUSS - UND NEUES GLÜCK? von LIZ FIELDING
"Josh!" Halt suchend schmiegt Grace sich in seine Arme. Sie braucht ihn. So sehr, wie noch nie. Jetzt wo sie allein ist mit dem Baby, das sie als Leihmutter für ihre verunglückte Schwester austrug. Und als Josh sie so zärtlich und intensiv küsst wie in ihren schönsten Träumen, wünscht sie sich insgeheim, dass er sie nie wieder loslässt. Dabei weiß sie doch, dass er ihre Gefühle nicht erwidert! Schließlich hat er sie nach einer einzigen leidenschaftlichen Nacht vor zehn Jahren wortlos verlassen! Doch unvermittelt macht er ihr ein schockierendes Geständnis …

EINFACH MAL DEN EX VERFÜHREN von JULIE LETO
"Ich bin hier, um dich zu verführen!" Lauren hat ihr Ziel im Blick, als sie ihren sexy Ex in New Orleans trifft. Denn solange sie ihr Herz aus dem Spiel lässt und sich auf die Erotik konzentriert, bedeutet ein sündiges Wochenende mit Luc pures Vergnügen ohne Reue. Oder etwa nicht?

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Leanne Banks Charlene Sands Lucy King Liz Fielding Julie Leto
Mit dem Ex im Bett - Zweite Chance für die Liebe

Mit dem Ex im Bett - Zweite Chance für die Liebe

Cover

Titel

Inhalt

Affäre mit der sexy Ex

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

Heißes Date mit dem Ex

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

Im Bett mit dem Ex?

Cover

Titel

Impressum

VORWORT

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

13. KAPITEL

14. KAPITEL

Ein Ex, ein Kuss – und neues Glück?

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

Einfach mal den Ex verführen

Cover

Titel

Impressum

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

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Contents

IMPRESSUM

Affäre mit der sexy Ex erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung: Thomas Beckmann Redaktionsleitung: Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) Produktion: Jennifer Galka Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2006 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „Billionaire’s Proposition“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA Band 322 - 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Christian Trautmann

Umschlagsmotive: coka-Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783733766870

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Ich habe etwas anzukündigen“, wandte sich Patrick Elliott an die im Raum versammelten Elliotts und unterbrach damit das Stimmengewirr unter den fast fünfzehn anwesenden Personen, die sich zur Silvesterfeier eingefunden hatten. Patrick hatte verlangt, dass nur Familienmitglieder und deren Ehepartner zu diesem Treffen erschienen.

Das muss ja eine wichtige Neuigkeit sein, dachte Gannon, ebenfalls ein Elliott. Er stand neben seinem Bruder Liam und beobachtete neugierig seinen Großvater, der im Salon des Familiensitzes Hof hielt. An diesem Abend funkelten die Lichter des Weihnachtsschmucks noch einmal an den Bäumen in drei Räumen auf diesem Stockwerk des über siebenhundert Quadratmeter großen Hauses aus der Zeit der Jahrhundertwende. Das Anwesen war stets ein Hafen für die Familie gewesen, ob bei Geburten oder – tragischerweise – Todesfällen oder ob in den Zeiten der stetig wachsenden Macht und des sich mehrenden Reichtums Patrick Elliotts und seiner Erben.

Sein Großvater, ein irischer Einwanderer, mochte inzwischen zwar siebenundsiebzig Jahre alt sein, hatte jedoch einen messerscharfen Verstand und schien die Pressewelt mit nahezu spielerischer Leichtigkeit zu beherrschen. Sein Zeitschriften-Imperium berichtete über alles, von seriösen Nachrichten über Prominentenklatsch und Showbusiness bis zur Mode.

„Es ist doch noch gar nicht Mitternacht“, scherzte Bridget, Gannons jüngere Schwester. „Du hast heute Abend frei, Großvater. Hast du vergessen, dass Silvester ist?“

Patricks Augen funkelten, als er auf sie zeigte. „Wie könnte ich, wo du doch hier bist und mich daran erinnerst?“

Bridget hob grinsend ihr Glas. Gannon schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Whiskey. Seine dreiste Schwester schaffte es immer wieder, ihren Großvater ein wenig auf die Palme zu bringen.

Patrick hielt einen Moment inne und sah zu Maeve, seiner zierlichen Frau, mit der er seit mehr als fünfzig Jahren verheiratet war. Die liebevollen Blicke zwischen den beiden rührten Gannon stets aufs Neue und lösten ein vages Gefühl innerer Unzufriedenheit bei ihm aus, dem nachzugehen er sich aber weigerte. Auch diesmal verdrängte er dieses Gefühl, während er den zärtlichen Ausdruck in den Augen seiner Großmutter bemerkte, als sie seinem Großvater zunickte.

Patrick wandte sich wieder an die versammelte Familie und verkündete: „Ich habe beschlossen, mich zur Ruhe zu setzen.“

Um ein Haar hätte Gannon sein Whiskeyglas fallen gelassen. Er hatte geglaubt, der alte Mann sei so sehr mit seinem Großkonzern verheiratet, dass er bis zum letzten Atemzug die Zügel in der Hand behalten würde. Gemurmel erhob sich im Raum.

„Heiliger …“

„Du meine Güte!“

„Meint ihr, er ist krank?“

Patrick Elliot schüttelte den Kopf und hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Ich bin nicht krank. Es ist einfach nur an der Zeit. Ich muss einen Nachfolger finden. Und da ihr euch alle bei verschiedenen Zeitschriften bewährt habt, fällt mir die Wahl nicht leicht. Daher bin ich zu der Einsicht gelangt, dass die einzig faire Chance darin besteht, jedem von euch die Gelegenheit zu geben, sich auf besondere Weise hervorzutun.“

„Was, um alles in der Welt, hat er denn jetzt wieder vor?“, flüsterte Bridget.

„Wusstest du etwas darüber?“, fragte Gannon seinen Bruder Liam, der in der Konzernzentrale arbeitete statt in einer der Zeitschriftenredaktionen. Es war allgemein bekannt, dass er von den Enkelkindern am vertrautesten mit Patrick war. Liam sah jedoch genauso verblüfft aus wie alle anderen im Raum.

„Ich hatte nicht die leiseste Ahnung.“

Die Neuigkeit schlug ein wie eine Bombe, denn die vier wichtigsten Zeitschriften des Verlags wurden von Patricks Söhnen und seiner Tochter geführt. So war Michael, Gannons Vater, der Herausgeber des führenden Nachrichtenmagazins „Pulse“.

„Ich werde den Herausgeber unseres erfolgreichsten Blattes zu meinem Nachfolger machen. Der Chef des Magazins mit dem größten Umsatz wird die Leitung der Elliott Publication Holdings übernehmen.“

Alle schwiegen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Drei Sekunden vergingen, in denen Gannon die geschockten Verwandten musterte. Er sah zu seinem Vater auf der anderen Seite des Raums, der ein Gesicht machte, als hätte er gerade einen Knüppel auf den Kopf bekommen.

Bridget schnaubte angewidert. „Das ist verrückt. Wie soll das funktionieren? Ist ihm eigentlich klar, dass ich dann gegen meinen eigenen Vater arbeiten muss, weil ich bei ‚Charisma‘ bin?“

Liam zuckte mit den Schultern. „Ist das schlimmer, als Geschwister aufeinanderzuhetzen?“

„Du meinst Shane gegen Finola?“, bemerkte Bridget, auf ihren Onkel und ihre Tante anspielend. „Die beiden sind Zwillinge. Irgendjemand muss Großvater zur Vernunft bringen.“

In diesem Augenblick trat Finola neben Bridget und sagte: „Er wird bei seinem Entschluss bleiben. Seht euch nur seinen Gesichtsausdruck an. Den kenne ich nur zu gut.“ Eine Spur Bitterkeit schwang in ihren Worten mit.

„Das ist nicht fair“, beklagte Bridget sich.

In Finolas Augen lag ein wehmütiger Ausdruck. „Er hat eine eigene Definition von Fairness“, sagte sie und sah Bridget lächelnd an. „Ich bin jedenfalls froh, dich in meinem Team zu haben.“

Gannon war niemand, der einem Kampf aus dem Weg ging, und er würde auch diese Herausforderung annehmen. „Möge der beste Elliott gewinnen“, sagte er an Finola gewandt, obwohl er wusste, dass es um sehr viel ging. „Wir sehen uns später.“ Er winkte Bridget, Liam und Finola zu und machte sich auf den Weg zu seinem Vater. Er verspürte Zuversicht, denn er würde alles tun, um seinem Vater dabei zu helfen, „Pulse“ zum erfolgreichsten Magazin der Elliott Publication Holdings, kurz EPH, zu machen.

Er war ein Elliott, und es lag ihm im Blut, der Beste sein zu wollen. Jedes Familienmitglied im Raum war mit den gleichen Genen und mit hohen Erwartungen auf die Welt gekommen. Ihr Leben war bestimmt von ewigem Konkurrenzkampf. Gannon wusste, dass sein gerissener Großvater genau darauf setzte. Ganz gleich, wer letztlich gewann – und er wollte alles daransetzen, dass sein Vater das sein würde –, Patrick hatte für das kommende Jahr gerade satte Umsätze für jede Zeitschrift von Elliott Publication Holdings sichergestellt.

„Du siehst aus wie ein Mann mit einer Mission.“ Sein Onkel Daniel stoppte ihn auf dem Weg zu seinem Vater.

„Ich denke, wir alle haben eine Mission“, erwiderte er und drückte die Schulter seines Onkels. „Er hätte zusammen mit einer solchen Ankündigung wenigstens einen Vorrat an Magentabletten ausgeben können.“

Daniel lachte. „Viel Glück.“

„Wünsch ich dir auch.“ Gannon ging die paar Meter weiter bis zu der Stelle, an der sein Vater und seine Mutter standen.

Michael, sein Vater, schwenkte seinen Brandy im Glas und sah ihn an. „Ich hätte wissen müssen, dass dieses Erdbeben auf uns zukommt.“

„Wer hätte das voraussehen können?“, wandte seine Mutter, der umgänglichste Mensch, den Gannon kannte, lächelnd ein. „Ich sehe, du hast dich von dem Schock erholt und bist bereit, die Herausforderung anzunehmen.“

„Es liegt mir in den Genen“, bestätigte er.

„Hast du schon ein paar Ideen?“ Michael wirkte offenkundig zufrieden.

„Klar.“ Gannon wusste, wen er unbedingt im „Pulse“-Team haben wollte, Erika Layven. Die Frau, von der er sich vor über einem Jahr getrennt hatte.

Erika prüfte das Layout der Aprilausgabe der Zeitschrift „HomeStyle“ mit kritischem Blick, ein Frühlingsblumenmotiv aus bunten Rosen, Lavendelzweigen und fröhlichen Stiefmütterchen. Ein enormer Kontrast zum grauen, bitterkalten Januarnachmittag draußen vor ihrem Fenster im fünfzehnten Stock des Bürogebäudes in Manhattan. Nachdenklich trank sie einen Schluck heiße Schokolade mit Marshmallows und wackelte unter dem Schreibtisch mit den Zehen, wobei nur Socken sie behinderten.

Bei diesem Wetter fror sie und fühlte sich alt. Der jüngste Bericht ihres Arztes machte die Sache nicht gerade besser. Außerdem war da diese Silvesterparty, die sie mit einem Mann, den man getrost vergessen konnte, besucht hatte. Der Kuss um Mitternacht war noch schlimmer gewesen. All das zusammengenommen musste verdrießliche Stimmung hervorrufen.

Andererseits gab es genug Gründe, sich gut zu fühlen. Als Chefredakteurin des zu Elliott Publication Holdings gehörenden Magazins „HomeStyle“ hatte sie die Chance, eine Vision zu entwerfen und zu verwirklichen. Sie hatte Macht und Einfluss. Einen Traumjob. Ab und an vermisste sie ein bisschen den Adrenalinkick, den sie bei „Pulse“ immer gehabt hatte, aber das verdrängte sie. Das hier ist besser, sagte sie sich. In dieser Welt hatte sie das Kommando.

Jemand klopfte an die Tür, und sie schaute zur Uhr in Form eines Frosches auf ihrem Schreibtisch. Es war schon nach halb sechs an einem Donnerstag, die meisten Angestellten genossen zweifellos bereits die Happy Hour.

„Ja?“, rief sie.

„Ich bin’s, Gannon.“ Unnötigerweise fügte er hinzu: „Gannon Elliott.“

Erika verspürte ein flaues Gefühl im Magen und brauchte einen Moment, um die Fassung zurückzugewinnen. Was will der denn? Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und riss sich zusammen. „Komm rein“, sagte sie so kühl wie möglich.

Die Tür ging auf, und ihr Ex – eins achtundachtzig, schwarzes Haar, grüne Augen und sexy Körper – erschien im Türrahmen. Erika wappnete sich und befahl ihren Hormonen, sich zu benehmen. Ihre Handflächen waren schweißfeucht und ihr Herz pochte.

Sie wünschte, sie hätte die Stiefel anbehalten, um ihm wenigstens annähernd auf gleicher Augenhöhe gegenübertreten zu können. So aber stand sie auf Socken hinter ihrem Schreibtisch auf. „Gannon, was für eine Überraschung. Was treibt dich denn hierher?“

„Ich habe dich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“

Das ist ja deine Entscheidung gewesen, dachte sie, entschied sich jedoch für eine andere Taktik. „Ich hatte viel zu tun bei ‚HomeStyle‘.“

„Das hörte ich. Du machst einen hervorragenden Job.“

„Danke.“ Sie konnte den Anflug von Freude über seine Worte nicht unterdrücken. Gannon galt als hart und neigte nicht zu Komplimenten. „Sieht aus, als sei ‚Pulse‘ aufregend wie eh.“

Er nickte. „Was hältst du von der Serie, die wir über die sich bekämpfenden Internetviren bringen?“

„Exzellent“, sagte sie. „Ich habe es geliebt , den Tag mit einem Internet-Soldaten zu verbringen. Faszinierend .“ Nach einer winzigen Pause fügte sie hinzu: „Ich hätte einen Bruchteil mehr menschliche Aspekte hinzugefügt.“

Er grinste schief. „Das ist eines der Dinge, die ich an dir bewundere. Du siehst das Gute an einem Artikel, suchst aber immer nach einer Möglichkeit, ihn noch besser zu machen.“

„Nochmals danke“, sagte sie. „Du hast mir bisher nicht den Grund für deinen Besuch verraten.“

Er sah zu ihrem Bücherregal und neigte den Kopf zur Seite, um die Titel zu lesen. „Wie sehr gefällt es dir hier?“

Verwirrt musterte sie ihn, während er die Frosch-Uhr von ihrem Schreibtisch in die Hand nahm. Er verhielt sich nicht wie sonst. Allerdings war sie sich auch nicht ganz sicher, was sein normales Verhalten war. Seit ihrer gescheiterten Beziehung war sie gewissermaßen voreingenommen.

„Was sollte mir hier nicht gefallen? Ich helfe, die Geschicke zu lenken“, antwortete sie lächelnd.

Er schaute auf, ihre Blicke trafen sich und ihr Herz machte einen Satz.

Gannon lachte leise. „So kann man es natürlich auch sehen.“ Er stellte die Frosch-Uhr wieder auf den Schreibtisch, nahm ihren Becher und hielt ihn sich unter die Nase. „Ah, heiße Schokolade mit Marshmallows. Anscheinend hast du nicht vor, heute Abend lange wach zu bleiben.“

Erika merkte, wie ihr Sinn für Humor ihr abhandenkam. Gannon kannte viele intime Details über sie, weil sie ein Paar gewesen waren. Eine Tatsache, die sie während des gesamten vergangenen Jahres zu vergessen versucht hatte. „Gesunder Schlaf hält mich geistig fit.“

Er nickte gedankenverloren, dann fragte er: „Sag mal, vermisst du ‚Pulse‘ eigentlich?“

Diese unverblümte Frage überraschte sie. „Selbstverständlich. Das hohe Tempo und immer an vorderster Front zu sein, man hatte jeden Tag einen Adrenalinkick.“

„Und den kriegst du hier nicht“, schloss er.

„Diese Arbeit bietet eine andere Art von Befriedigung.“

„Was würdest du dazu sagen, wenn ich dir die Möglichkeit biete, mit einer Beförderung und einer Gehaltserhöhung zu ‚Pulse‘ zurückzukommen?“

Wieder einmal erwischte er sie eiskalt. Die Aussicht, beim besten Nachrichtenmagazin der Welt mitzumachen, war ein verlockender Köder. Nichts ging bei „Pulse“ entspannt zu. Die Arbeit bei diesem Magazin hatte ihre vollständige geistige und kreative Energie gefordert. Ständig war sie von brillanten, ehrgeizigen Leuten umgeben gewesen.

Und sie hatte sich mit einem Mann eingelassen, der sie für andere Beziehungen verdorben hatte.

Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und schaute aus dem Fenster, während sie sich eine Antwort überlegte. „Das ist ein reizvoller Gedanke“, räumte sie ein.

„Ich will dich wieder im „Pulse“-Team haben. Sag mir, was es braucht, dich zum Wechsel zu bewegen, und du bekommst es.“

Erika starrte ihn an. Als Gerüchte über die Beziehung zwischen ihnen kursierten, war für ihn nicht nur sofort Schluss gewesen, sondern er hatte sie von dem Moment an wie jedes andere Redaktionsmitglied behandelt. Sein Verhalten hatte sie so sehr verstört, dass sie unmöglich mit ihm weiterarbeiten konnte. Der Posten bei „HomeStyle“ bot ihr eine Zuflucht, und langsam kam sie über ihn hinweg.

„Ich muss darüber nachdenken“, brachte sie schließlich heraus.

Dass nun er überrascht zu sein schien, registrierte sie mit einer gewissen Zufriedenheit. Gannon war daran gewöhnt, ein Ja zu hören, kein Vielleicht. Zu ihrem Erstaunen verhärtete sich seine Miene. Was war hier los?

„Gut, das ist nur fair. Ich schaue morgen nach Feierabend wieder vorbei, um mit dir darüber zu sprechen.“

„Tut mir leid, da kann ich nicht“, sagte sie. „Ich habe einen Termin um halb fünf und komme anschließend nicht mehr ins Büro.“

Er nickte bedächtig, als ränge er um Geduld. „Na schön. Arbeitest du an diesem Wochenende?“

„Ja, aber zu Hause.“ Sie schaute in ihren Kalender. „Dienstag passt es am besten.“

„Montag nach Feierabend“, entgegnete er in jenem scharfen Ton, der schon so manchen Mitarbeiter eingeschüchtert hatte.

Dieser Ton beunruhigte sie genug, um es nicht zu weit zu treiben. „Montag nach Feierabend“, bestätigte sie.

„Gut. Bis dann.“

Er sah ihr ein paar Sekunden zu lange in die Augen, ehe er sich umdrehte und ihr Büro verließ, ein paar Sekunden, in denen sie das Gefühl hatte, ihr werde die Luft aus den Lungen gesaugt.

Erika sank in den Sessel und schlug die Hände vors Gesicht. „Dieser verdammte Kerl“, flüsterte sie. Er schaffte es immer noch, sie umzuhauen, und das gefiel ihr ganz und gar nicht.

Allerdings war ihre Reaktion zum Teil verständlich. Bei Gannon galt es, vorbereitet zu sein. Auf ihr Gefühl durfte sie sich da nicht verlassen.

Erika rieb sich die Knie und legte eine kurze Atempause ein. Kopfschüttelnd musterte sie die Vierzehnjährige, die ihr beim Basketball einheizte. „Du könntest ruhig ein wenig Mitleid mit älteren Leuten haben.“

Tia Rogers, das hübsche magere Mädchen, dessen Mentorin Erika war, lief an die Seitenlinie des Basketballfeldes, das Erika für sie beide reserviert hatte. Seit sie befördert worden war, hatte sie Anspruch auf die Benutzung der EPH-Sporthalle.

„Sie sin’ nich’ alt. Sie hocken bloß zu viel in Ihrem schicken Hochhausbüro auf’m Hintern.“

„Sie sind nicht alt“, korrigierte Erika automatisch, obwohl ihr zweiunddreißig momentan sehr alt vorkam. „Geld dafür zu bekommen, dass man auf seinem Hintern sitzt, ist nicht so schlecht. Außerdem sitze ich nicht nur herum“, erklärte sie. „Apropos, wie läuft es in Mathe?“

Tia verzog das Gesicht. „Ich mag es nicht.“

„Was hattest du im letzten Test?“

„Zwei minus.“

„Na bitte, es geht aufwärts.“ Erika klopfte dem Mädchen auf die Schulter und holte ihre Jacken von der Zuschauerbank. Eine Gruppe Männer nahm sofort das Spielfeld ein. Während der Fahrt im Fahrstuhl nach unten blieb Tia still.

„Ich brauche aber eine Eins“, sagte sie schließlich verdrießlich. „Ich brauche so viele Einsen wie möglich, wenn ich fürs College ein Stipendium ergattern will.“

„Du wirst dein Stipendium bekommen“, versicherte Erika ihr und winkte dem Wachmann zu, während sie in den kalten Abend hinaustraten.

Tia fluchte und spuckte aus. „Woher wollen Se das wissen?“

Erika zuckte innerlich zusammen. Eigentlich war das Mentorenprogramm dazu gedacht, auch die Manieren der Schützlinge zu verbessern. Tia, die bei ihrer Tante lebte, da ihre Mutter wegen wiederholter Drogendelikte im Gefängnis saß, war für dieses Programm ausgewählt worden, weil sie für die Schülerzeitung arbeitete. „Lass das Spucken und Fluchen.“

„Machen die andern doch auch“, konterte das Mädchen herausfordernd.

„Du bist nicht die anderen. Du hast Talent und Verstand, bist klug und hast vor allem Ehrgeiz.“

In Tias braunen Augen sah sie Hoffnung und Skepsis zugleich. Erikas Aufgabe bestand darin, diese Hoffnung und den Ehrgeiz des jungen Mädchens zu stärken.

„Haben Sie damit Ihren tollen Job gekriegt, in dem Büro, das Sie mir vor ein paar Wochen gezeigt haben? Ich denk eher, man braucht Verbindungen.“

„Ich arbeite in einem Unternehmen, in dem die meisten Chefs miteinander verwandt sind. Und ich gehöre nicht zur Familie.“

Tia grinste. „Dann mussten Sie sich ja auch schon ganz schön durchbeißen.“

„Kann man so sagen“, räumte Erika ein und winkte ein Taxi heran. Unwillkürlich dachte sie an Gannon. Sie wusste immer noch nicht, wie ihre Entscheidung im Hinblick auf „Pulse“ aussehen würde.

„Meine Tante fragt mich ständig, warum Sie keinen Mann haben.“ Tia stieg in den Wagen, der am Bordstein hielt.

Erika setzte sich neben sie und nannte dem Fahrer Tias Adresse. „Ich habe keinen Mann, weil …“ Warum hatte sie keinen Mann? Weil Gannon mich für andere Männer verdorben hat. „Weil ich mich in jemanden verliebt hatte und er mich verließ.“

„Wow“, sagte Tia. „Wieso hat’n der das gemacht? Für ’ne ältere Lady sehen Sie doch klasse aus.“

Erika stöhnte angesichts der Anspielung auf ihr Alter. „Danke für das Kompliment. Warum er mich verlassen hat? Vermutlich fand er, dass ich nicht die Richtige für ihn war.“

Tia stieß erneut einen Fluch aus. „Dem sollten Sie mal ’ne Lektion erteilen. Schnappen Sie sich einen anderen Mann, einen besseren.“

„Ja“, sagte Erika und dachte daran, dass sie genau das seit einem Jahr versuchte.

Eine Stunde später betrat sie ihr Reihenhaus in Park Slope, streifte ihre Schuhe ab und schlüpfte in ihre Hausschuhe. Lächelnd blickte sie auf die pinkfarbenen flauschigen Dinger. Der Anblick ließ sie stets lächeln.

Sie nahm sich vor, die Sachen in ihrer Sporttasche später zu waschen und stellte sie in den Flur. Auf dem Weg in die Küche sah sie ihre Post durch. Nichts als Rechnungen. Bei einer Postkarte, auf der ein Kreuzfahrtschiff in der Karibik zu sehen war, hielt sie inne. Sofort sehnte sie sich nach wärmerem Wetter, Sonnenschein und einer kalten Margarita zu den Klängen karibischer Musik.

Seufzend verwarf sie diese Fantasie und stellte per Fernbedienung eine CD von Alicia Keys an. Dann schenkte sie sich ein Glas Rotwein ein, nahm ihr Telefon und hörte den Anrufbeantworter ab.

Die erste Nachricht war von ihrer besten Freundin, die sie in eine angesagte Bar einladen wollte. Die zweite kam von ihrer Mutter, die nur hören wollte, wie es ihr ging. Erika biss sich auf die Unterlippe. Ihre Mutter hatte sie kürzlich in einem schwachen Moment erwischt, und sie hatte ihr zu viel über das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung erzählt. Die dritte Nachricht war von Doug. Doug, der Blindgänger, fügte sie in Gedanken hinzu. Ein netter Kerl zwar, nur leider schrecklich langweilig.

Ein Piepton signalisierte einen Anrufer in der Leitung und Erika meldete sich automatisch. „Hallo?“

„Erika, ich habe mich gefragt, wann ich deine lebendige Stimme wieder hören werde. Wie geht es dir, Liebes?“

Ihre Mutter. Erika verzog das Gesicht. „Tut mir leid, Mom. Ich hatte viel zu tun bei der Arbeit und mache ein Mentorenprojekt mit einem Teenager aus der Innenstadt. Wie geht es dir? Wie läuft’s beim Bridge?“

„Dein Vater und ich sind gestern Abend Zweite geworden. Morgen sind wir die Gastgeber. Was ist das für eine Mentorengeschichte? Liebes, du glaubst hoffentlich nicht, dass dir das ein eigenes Kind ersetzt, oder?“

Erika merkte, wie sich etwas in ihr verkrampfte. „Nein, aber es ist momentan eine gute Sache, in die ich meine Energie investieren kann.“

„Schätzchen, wenn du ein wenig offener wärst und dir mehr Mühe geben würdest, könntest du im Nu einen Mann finden. Dann hättest du beides, einen Mann und das Baby, das du dir wünschst.“

Erika rieb sich die Stirn. „Ich mache dir einen Vorschlag, Mom. Nächste Woche gehe ich mit zwei Männern aus, dafür verschonst du mich einen Monat lang mit diesen Tipps.“

„Ich denke doch nur an dein Wohlergehen. Du hast dir immer Kinder gewünscht.“

„Ich weiß.“

„Aber du schiebst es ständig auf“, fügte ihre Mutter hinzu.

„Mom.“ Sie konnte nicht verhindern, dass sich ein warnender Unterton in ihre Stimme schlich.

Ihre Mutter seufzte. „Okay. Zwei Dates, zwei Männer nächste Woche. Ich werde beten und einen Wunsch an die Sterne schicken.“

Erika wurde nachsichtiger. Ihre Mutter liebte sie und musste sich manchmal einfach einmischen. „Ich hab dich lieb. Viel Spaß morgen Abend.“ Sie legte auf und dachte an ihre Eltern in ihrem Haus in Indiana, das sie verlassen hatte, als sie an der Ostküste aufs College gegangen war.

Ihre Heimatstadt, in der sie ihre Kindheit verbracht hatte, war ihr oft sehr verschlafen vorgekommen. Sie hatte mehr Aufregung gewollt, mehr Action und Herausforderungen.

Sie erinnerte sich an die Cholesterin steigernde, aber köstliche Hausmannskost und an den Duft von Schokoladenkeksen. Sie erinnerte sich an die Bastelnachmittage mit ihrer Mutter an Regentagen und an die unzähligen Male, die ihre Mutter mit ihr Hausaufgaben gemacht hatte. Ihr Vater hatte ihr das Basketballspielen beigebracht und sie ermuntert, ihre körperliche Größe positiv zu sehen.

Erika war in dem Bewusstsein aufgewachsen, die besten Eltern der Welt zu haben, doch sie hatte immer gewusst, dass sie eines Tages gehen musste, wenn sie fliegen wollte.

Und sie lernte wirklich zu fliegen. Wenigstens beruflich. Sie hatte einen Plan gehabt. Zuerst das College, dann eine steile Karriere. Zwischendurch kämen der passende Ehemann dazu und ein Kind.

Eigentlich wünschte sie sich schon ein Kind, noch ehe sie das College abgeschlossen hatte, aber sie redete sich ein, die Karriere sei zunächst wichtiger. Es war alles nur eine Frage der Disziplin, doch an manchen Regentagen sehnte sie sich danach, mit ihrem eigenen Kind zu basteln, sich zu kümmern und es zu einem guten Menschen zu erziehen.

Ihre Arbeit war aufregend und befriedigend, dennoch blieb ein Teil von ihr davon unberührt und sehnte sich nach etwas, das der Job ihr nicht geben konnte.

Seufzend öffnete sie die Augen und nahm ein Blatt Papier aus dem Ordner, in dem sie ihre Korrespondenz abheftete. Ein weiteres Mal las sie den medizinischen Bericht. Der Befund lautete: Endometriose. Deshalb auch die schrecklichen Krämpfe. Deshalb ging es mit ihrer Fruchtbarkeit rapide bergab. Und deshalb auch ihre Überlegung, ein Baby ohne Ehemann zu haben.

2. KAPITEL

Um genau fünf Uhr einunddreißig am Nachmittag hörte Erika ein Klopfen an ihrer Bürotür. Sofort hatte sie ein flaues Gefühl im Magen, ignorierte es jedoch. Diesmal hatte sie die Schuhe nicht ausgezogen. Nein, sie trug hochhackige Boots, die ihre Körpergröße von eins fünfundsiebzig noch unterstrichen, dazu ein schwarzes Kostüm mit einer weißen Bluse. Diesmal war sie vorbereitet.

Sie ging zur Tür und öffnete sie, gerade als Gannon die Hand hob, um erneut zu klopfen. Er war immer noch zu groß, als dass sie ihm auf gleicher Höhe in die Augen hätte sehen können. In seinem dunklen Anzug mit dezenten Nadelstreifen sah er umwerfend aus – die Frauen mussten ihm zu Füßen liegen.

Er musterte sie, ehe er ihr in die Augen sah. Vorsicht, dachte sie, er ist sicher immer noch imstande, meine Gedanken zu lesen.

„Komm rein“, forderte sie ihn auf und kehrte eilig hinter ihren Schreibtisch zurück. „Wie geht es dir?“

„Gut. Und dir?“, erkundigte er sich und nahm den Ordner, den er dabeihatte, von einer Hand in die andere.

„Gut, danke.“ Schluss mit den Höflichkeiten. „Ich habe über dein Angebot nachgedacht. Die Zeit bei ‚Pulse‘ war toll. Es war der anspruchsvollste und kreativste Job, den ich je hatte. Ich habe das hohe Tempo geliebt und die Arbeit mit klugen Köpfen.“ Sie holte kurz Luft und erinnerte sich daran, dass sie das für ihr Seelenheil tat. „Aber ich bin sehr glücklich und produktiv dort, wo ich jetzt bin. Ich habe ein harmonisches Verhältnis zu meinen Kollegen, und wir arbeiten in einer angenehmen Atmosphäre.“

Gannon schwieg.

Verdammt. Er wollte sie dazu zwingen, es auszusprechen. Lieber wäre es ihr gewesen, diese Geschichte per E-Mail oder Fax zu regeln. „Vielen Dank für ein wundervolles Angebot. Auch wenn es verlockend ist, ich lehne ab.“

Er betrachtete sie lange, dann nickte er, trat an ihren Schreibtisch, nahm den halb vollen Becher und schwenkte die Flüssigkeit darin.

„Dein Job bei ‚HomeStyle‘ ist genau wie heiße Schokolade mit Marshmallows. Ganz nett und tröstlich. Hin und wieder mal eine Herausforderung. Du kannst entscheiden, ob du übers Stricken oder Sticken berichtest. Du musst dir neue selbst gebastelte Geschenke zum Valentinstag ausdenken und eine Dekoration zum Frühling.“

Erika hatte das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. „Du hast recht. Marshmallow-Häschen zu basteln wird die Welt nicht verändern. Es macht sie nur ein kleines bisschen angenehmer und tröstlicher.“

„Wie ich schon sagte, der Job ist wie heiße Schokolade. Das Problem besteht nur darin, dass du bei ‚Pulse‘ den besten Whiskey der Welt hattest. Du weißt, wie es ist, wenn die Arbeit einem Adrenalinschübe beschert. Wenn die Story, die man schreibt und die Art, wie man sie schreibt, die Welt tatsächlich verändern kann. Und insgeheim willst du das noch immer, das wissen wir beide, egal wie oft du es leugnest.“

Erika hasste die Tatsache, dass er sie so gut kannte. Sie hasste, dass er sie so gut gekannt und sie trotzdem sang- und klanglos verlassen hatte. Sie würde ihm jedoch nicht verraten, dass das der Grund dafür war, weshalb sie nicht zu „Pulse“ zurückkehren wollte.

„Ich möchte, dass du es dir noch einmal überlegst“, sagte er.

„Ich habe schon reichlich über dein Angebot nachgedacht. Du hast meine Antwort gehört.“

Ein ihr wohlbekanntes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Es signalisierte, dass er zum Kampf bereit war und entschlossen zu gewinnen. Ein äußerst beängstigendes Grinsen.

„Ich kann deine Antwort aber nicht akzeptieren. Ich möchte, dass du noch einmal darüber nachdenkst. Mein Vater möchte es auch.“

Na fabelhaft, dachte sie. Zwei Elliotts, die sich gegen sie zusammengetan hatten. „Ich bin hier sehr glücklich.“

„Wir werden dafür sorgen, dass du bei ‚Pulse‘ ebenfalls glücklich bist.“ Er legte den Ordner, den er während des Gesprächs die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, auf den Schreibtisch und klappte ihn auf. „Hättest du nicht Lust, diese Story zu machen?“

Erika sah Babyfotos, und ihr Herz schien für einen Moment auszusetzen. Sie beugte sich herunter, um das Bild genauer zu betrachten. „Das perfekte Baby: Die neue Welt der Genmanipulation“, las sie laut vor.

„Ich war sicher, dass dich das neugierig macht“, bemerkte Gannon zufrieden. „Dir hat schon immer die Mischung aus Wissenschaft und Schicksalsstory gefallen. Eine Titelgeschichte unter deinem Namen. Das ist die Art von Story, mit der man Preise gewinnen und die Welt verändern kann.“

Erika betrachtete die süßen Gesichter der Babys und musste schlucken. Wusste er, wie sehr sie sich ein Kind wünschte? Woher sollte er? Sie hatten nie darüber gesprochen.

Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Sehr verlockend, aber du hast meine Antwort schon bekommen.“

Er stutzte kurz. „Na schön. Ich hoffe, du hast kein Problem damit, dir die Geschichte trotzdem durchzulesen und mir deine Meinung dazu zu sagen, oder? Denk einfach drüber nach, ich komme Mittwoch noch mal vorbei.“

Die angesagte neue Cocktailbar „Randy Martini“ war voller junger Leute in den Zwanzigern und Dreißigern, die die Auswahl von über hundert verschiedenen Martinis testeten. Genau zweieinhalb davon waren nötig, bis Erikas beste Freundinnen, Jessica und Paula, ihr entlockt hatten, weshalb sie mit den Gedanken ständig woanders war.

„Ich will ein Baby, aber mein Gynäkologe hat gesagt, ich müsste es bald bekommen, sonst wird wahrscheinlich nichts mehr daraus.“

„Das ist übel“, bemerkte Jessica und tätschelte ihr die Hand.

„Du könntest dir einen Hund oder eine Katze anschaffen“, schlug Paula vor.

Erika winkte ab. „Ich will ein Kind, kein Haustier.“

Paula hob ihr Glas. „Das siehst du vielleicht anders, wenn die Kids in die Pubertät kommen oder du das Geld für ihr Studium hinblättern musst.“

„Obwohl ich immer karriereorientiert war, wusste ich, dass ich eines Tages Kinder will“, beharrte Erika.

„Du könntest warten, bis du Mr Right gefunden hast, und dann mit ihm zusammen eins adoptieren. Aber soweit ich weiß, kann eine Adoption ewig dauern“, meinte Jessica. „Ist denn ein Mr Right in Sicht?“

Das Bild von Gannon tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, das sie sofort verdrängte. „Nein.“

Jessica verzog das Gesicht. „Du könntest dich für eine künstliche Befruchtung entscheiden.“

Paula war entsetzt. „Schwanger werden, ohne jemals einem Mann die Schuld dafür geben zu können?“

„Das könnte ganz lustig sein“, meinte Jessica.

„Für wen?“, wollte Paula wissen. „Erika wird dick wie ein gestrandeter Wal und bringt etwas zur Welt, das aussieht wie ein schreiender pinkfarbener Alien.“

„Du hast überhaupt keine mütterlichen Instinkte“, warf Jessica ihr vor. „Es könnte für dich und mich lustig werden. Wir könnten eine Babyparty für sie schmeißen und sie zur Schwangerschaftsgymnastik begleiten. Wir könnten ihr sogar im Kreißsaal beistehen.“

„Sprich nur für dich“, riet Paula ihr.

„Wir wären Tanten“, fuhr Jessica unbeirrt fort. „Mir gefällt die Vorstellung. Ich gehe sogar mit dir zur Samenbank, Erika.“

„Eine anonyme Samenspende hatte ich eigentlich nicht im Sinn“, gestand Erika. „Ich habe da diese Angst, dass man mir versehentlich das Sperma eines Irren gibt.“

„Das von den Irren schmeißen sie wahrscheinlich weg“, meinte Jessica.

„Aber wie weiß man, was man bekommt?“, überlegte Erika.

„Gar nicht“, sagte Paula. „Es sei denn, man macht einen Gentest oder sieht sich wenigstens die Geschwister von dem Kerl an … und die Tanten und Onkel und Cousins und Großeltern.“

Erika dachte an die Elliotts. Das war ein beeindruckender Genpool. „Es wäre toll, wenn ich wählen könnte.“

„Stimmt“, räumte Jessica ein und nippte an ihrem Drink. „Wir können mit dem blonden sportlichen Typen da drüben an der Bar anfangen.“

„Und wenn er dumm wie Bohnenstroh ist?“, gab Paula zu bedenken.

„Wir können Intelligenz auf die Liste setzen. Allerdings sieht der Typ gut genug aus, um Millionen als Model zu machen.“

„Was für eine Liste?“, fragte Erika, schon leicht benommen vom Alkohol.

„Wir legen eine Liste mit Anforderungen an potenzielle Samenspender an“, erklärte Paula. „Na los, mach mit.“ Sie zückte einen Kugelschreiber, schüttelte die Feuchtigkeit aus einer Cocktailserviette und breitete sie aus. „Hier geht es um dein zukünftiges Kind.“

„Ich würde auf jeden Fall einen intelligenten Spender wollen“, sagte Erika, sich auf diese alberne Unterhaltung einlassend. „Gutes Aussehen allein reicht nicht.“

„Da bin ich einer Meinung mit dir“, meinte Paula. „Und keine schlimmen Krankheiten oder Süchte.“

„Sehr gut“, pflichtete Erika ihr bei.

„Der Größenfaktor wäre schon geklärt“, sagte Jessica.

„Keine Zwerge“, meldete Paula sich wieder zu Wort. „Er muss ja nicht gleich die Größe eines Profibasketballers haben, aber über eins achtzig muss er schon sein, oder?“

„Unbedingt“, sagte Erika. „Und Sinn für Humor muss er haben. Ist der genetisch bedingt?“

„Fehlender Humor schon.“ Paula winkte den Kellner heran. „Dreimal Tod-durch-Schokolade-Martinis.“

„Schokolade?“, wiederholte Erika. „Ich bin schon bei meinem dritten.“

„Keine Mahlzeit ist komplett ohne Schokolade“, erwiderte Paula.

„Ich glaube nicht, dass man ein paar Runden Martinis als Mahlzeit bezeichnen kann“, wandte Erika ein.

„Na klar doch.“ Paula deutete auf ihr Glas. „Sellerie ist Gemüse, oder? Streichkäse in der Olive zählt als Eiweiß. Und ein Appletini zählt als Obst.“

„Zurück zur Liste“, drängte Jessica. „Irgendwelche besonderen Vorlieben, was Haare oder Augenfarbe angeht?“

„Keine Haare auf dem Rücken“, sagte Paula.

„Genau“, pflichtete Erika ihr bei, erstaunt darüber, wie sehr dieses alberne Gespräch ihren Stresslevel reduzierte. „Ich bevorzuge dunkles Haar.“

„Augenfarbe?“

„Grün, wenn möglich.“ Warum nicht das ganze Paket, dachte sie und sah wieder Gannon vor sich.

„Okay.“ Jessica nickte dem Kellner zu, der die Schokoladen-Martinis brachte. „Dann haben wir jetzt unsere Mission. Halten wir die Augen offen und suchen nach dem Vater für Erikas Baby – einen großen intelligenten Mann mit dunklem Haar und grünen Augen. Gesund, weder drogen- noch alkoholabhängig. Mit Sinn für Humor.“

„Und was machen wir, wenn wir ein solches Exemplar gefunden haben?“, fragte Paula.

„Das ist leicht“, meinte Jessica spöttisch. „Wir bitten ihn um eine Samenspende.“

Erika verschluckte sich an ihrem Schokoladen-Martini. „Der wird dich für verrückt halten.“

Jessica schüttelte den Kopf. „Deswegen braucht er ja Sinn für Humor.“

Am nächsten Morgen wachte Erika spät auf. Sie fühlte sich, als wäre ihr ein Lastwagen über den Kopf gefahren. Zum Glück hatte sie an diesem Vormittag keine Termine. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt einen Kater gehabt hatte. Oh, Moment, doch. Das war erst im vergangenen Jahr gewesen, als Gannon mit ihr Schluss gemacht hatte. Der Nachteil an einer leidenschaftlichen Affäre mit ihrem Boss war, dass sie keiner Seele etwas davon erzählen konnte, nicht einmal Paula oder Jessica.

Die Sache geheim halten zu müssen hatte diese Beziehung noch intensiver gemacht. Leider auch das Ende.

Das Klingeln des Telefons hallte schmerzhaft in ihrem Kopf nach. Sie nahm den Hörer von der Gabel. „Hallo.“

„Erika, hier spricht Cammie. Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Bestens“, versicherte sie ihrer Sekretärin. „Da ich heute Vormittag keine Termine habe, komme ich ein bisschen später.“

„Gut“, sagte Cammie. „Nur hat Gannon Elliott schon zweimal angerufen.“

Verdammt! „Sag ihm, ich bin am Nachmittag im Büro.“

„Ich glaube, er will sich mit dir zum Lunch treffen.“

„Weswegen denn?“ Erika wurde sofort misstrauisch.

„Das hat er nicht gesagt.“

Erika seufzte. „Ich rufe ihn gleich an.“ Sie stellte die Kaffeemaschine an und sprang unter die Dusche. Aufs Haareföhnen verzichtete sie, rieb stattdessen eine Art Wachs ein, das ihr Stylist ihr gegeben hatte, und band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann trug sie ein wenig Make-up auf, zog einen einschüchternden schwarzen Hosenanzug an und ein Paar Stiefel, schnappte sich ihren Kaffee und ihren Mantel und verließ die Wohnung, um ein Taxi heranzuwinken.

Noch beim Einsteigen wählte sie Gannons Nummer aus dem Kopf. Eine weitere Sache, die sie ärgerte. Sie musste ihn endlich vergessen. „Erika Layven, Gannon Elliott bat um meinen Rückruf“, erklärte sie seiner Sekretärin.

„Ich stelle Sie sofort durch.“

„Hallo Erika. Ich habe mich schon gefragt, wo du steckst“, meldete Gannon sich mit tiefer Stimme, die ihr hinunterging wie warmer Whiskey.

„Ich hörte, dass du mich zu einem Geschäftsessen treffen möchtest. Mein Terminplan ist voll. Was hast du dir denn vorgestellt?“

„Wir haben ein Lunch-Meeting in der „Pulse“-Redaktion. Es geht um das Thema des Artikels, den ich dir gegeben habe. Es wäre toll, wenn du dabei sein könntest, deine Ideen wären für uns von unschätzbarem Wert.“

Erika dachte an den in groben Zügen umrissenen Artikel, den er ihr dagelassen hatte. Das Thema faszinierte sie, deshalb hatte sie immer wieder einen Blick darauf werfen müssen. „Ich weiß nicht. Wie gesagt, ich habe viel zu tun.“

„Du könntest nach der Diskussion gleich wieder gehen“, schlug er vor.

Er machte es ihr wirklich leicht. „Also schön. Hauptsache du vergisst nicht, dass ich bei ‚HomeStyle‘ bleibe.“

„Klasse. Dann bis heute Mittag.“

Erika betrat den Konferenzraum in der „Pulse“-Redaktion ein paar Minuten früher als verabredet. Auf dem riesigen Holztisch standen sieben Lunchboxen von einem Delikatessengeschäft aus der Gegend.

„Sehr gute Wahl, Lena“, sagte sie zu Gannons Sekretärin.

Lena, eine junge verheiratete Frau und Mutter von Zwillingen, strahlte. „Als Gannon mich informierte, dass Sie kommen würden, habe ich sofort für anständiges Essen gesorgt. In den Boxen ist ein Hühnchen-Salat-Sandwich, pikante Gemüsesuppe, ein Früchtebecher und ein Stück Zitronenkuchen.“

„Sie sind eine Frau nach meinem Geschmack. Hätten Sie nicht Lust, für mich zu arbeiten?“, meinte Erika scherzhaft. „Ich bin viel leichter zufriedenzustellen als er. Und ich motze nicht herum.“

„Wer behauptet, dass ich motze?“, vernahm sie Gannons Stimme hinter sich.

Erika zuckte zusammen. Erstens fühlte sie sich ertappt, weil sie über ihn geredet hatte, zweitens löste seine Stimme einen Adrenalinschub bei ihr aus. Diese Wirkung hatte sie schon immer auf sie gehabt – sie bekam Herzklopfen, und ihre Hormone spielten verrückt. „Kaffee, bitte“, formte sie lautlos mit den Lippen an Lena gerichtet, ehe sie sich zu Gannon umdrehte. „Hallo. Deine Sekretärin hat das Meeting ganz reizend organisiert.“

Seine irisch grünen Augen verrieten für ihr Empfinden einen Tick zu viel Scharfsinn an diesem späten Vormittag.

„Ja, stimmt. Als ich ihr sagte, dass du kommst, weigerte sie sich, Fast Food zu bestellen.“

„Sie sind ein Schatz, Lena.“ Erika nahm einen Becher dampfend heißen Kaffee von Gannons Sekretärin entgegen.

„Du hast hoffentlich nicht versucht, sie abzuwerben, oder?“

„Ich habe sie nur an ihre Möglichkeiten erinnert“, erwiderte Erika lächelnd.

„Und wer behauptet, dass ich herummotze?“

„Alle“, antwortete sie, ohne eine Miene zu verziehen.

Er schaute auf ihren Becher. „Schwarz?“

Sie nickte und trank einen Schluck.

„Hm, schwarzer Kaffee … spät ins Büro … ist es eine lange Nacht geworden?“

„Nein.“ Das entsprach der Wahrheit. Sie war früh nach Hause gekommen, aber nach zu vielen Martinis gleich ins Bett gefallen.

„Warst du mit dem tödlichen Duo unterwegs?“, fragte er, auf Jessica und Paula anspielend.

Offensichtlich hatte sie während ihrer Affäre zu viel von sich preisgegeben, und jetzt wurde sie von ihm ständig daran erinnert. „Wenn du es genau wissen willst, ja. Wie geht’s deiner Familie?“ Jetzt war sie mit den persönlichen Fragen dran.

„Wie immer.“

„Wow, das ist mal vage.“

Er kam ein Stückchen näher, was sich sofort auf ihren Puls auswirkte.

„Du wirst mehr erfahren, wenn du wieder bei ‚Pulse‘ einsteigst“, sagte er leise, da vier weitere Mitarbeiter den Raum betraten.

Michael Elliott, Chefredakteur bei „Pulse“ und Gannons Vater, schüttelte ihr die Hand. „Schön, Sie wieder bei uns zu haben. Wir haben Sie vermisst.“

„Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Mr Elliott“, entgegnete sie.

„Erika, freut mich, dass du wieder da bist“, sagte Jim Hensley, der Redaktionsleiter, als er mit den übrigen Abteilungsleitern den Konferenzraum betrat.

„Schön, dich zu sehen“, begrüßte Barb sie.

Howard hob zustimmend den rechten Daumen.

Die Begrüßung tat gut. Mehrere Minuten vergingen, bis Lena alle mit Kaffee und Wasser versorgt hatte, dann eröffnete Michael die Sitzung.

„Lasst uns zur Sache kommen. Gannon, du fängst an.“

„Ich würde gern mit der Babygeschichte beginnen, weil Erika sagte, sie könne nicht lange bleiben. Also, Erika, was hast du für Ideen?“

„Ich schlage vor, den Artikel aus verschiedenen Perspektiven zu schreiben. Aus der eines Wissenschaftlers, der eines Paares, das das Geschlecht seines Kindes gewählt hat, sowie aus der eines anderen Paares, das bewusst darauf verzichtet hat, es zuvor jedoch in Erwägung zog. Es wäre interessant zu erfahren, welches Geschlecht am häufigsten gewählt wird. Außerdem sollten wir Techniken für zu Hause erwähnen, die funktionieren oder nicht funktionieren.“

„Gefällt mir alles“, lobte Michael Elliott sie. „Und Sie machen ihn.“

„Wie bitte?“, rief Erika verblüfft.

„Da Sie zu uns zurückkommen, sollten Sie diesen Artikel schreiben“, sagte Gannons Vater. „Es ist eine wichtige, womöglich preisverdächtige Story. Sie sind genau die Richtige dafür.“

Erika sah fragend zu Gannon.

„Das habe ich mir auch überlegt“, meinte er. „Wir haben zwar Kontakt zu einem Wissenschaftler, aber wie ich dich kenne, hast du deine eigenen Leute. Du findest immer die besten Kontakte und die besten Zitate.“

„He“, sagte Barb, „wenn ihr weiterhin so tut, als könnte sie übers Wasser gehen, kommen wir anderen uns wie Stümper vor.“

„Tja, sie kann nun mal übers Wasser gehen“, meinte Howard, ohne die Miene zu verziehen.

Erika sah zu Gannon, und ihr kam ein Verdacht. Dieses Meeting war freundlicher und lockerer als die, an die sie sich erinnerte. Damals, vor einem Jahr, hatte Michael ihr zwar auch gelegentlich auf die Schulter geklopft, aber für überschwängliches Lob war er nicht gerade bekannt gewesen.

Wenn Gannon und die anderen Topleute derart um sie warben, musste es um etwas sehr Wichtiges gehen. „Ihr seid wirklich zu freundlich.“ Sie schaute auf die Uhr. „Es wird Zeit für mich, zurück in die ‚HomeStyle‘-Redaktion zu fahren. Es war schön, euch alle wiederzusehen.“

Gannon stand auf. „Ich muss mich kurz mit Erika unter vier Augen unterhalten. Wollt ihr nicht schon mit dem Essen beginnen?“

„Kein Problem“, sagte sein Vater. „Aber mach nicht so lange.“

Lena reichte ihr ihre Lunchbox. „Vergiss dein Essen nicht.“

Erika konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Da spricht die echte Mom.“ Sie verließ den Konferenzraum und spürte Gannon direkt hinter sich. Er machte die Tür zu, und Erika drehte sich zu ihm um. „Da scheint es einige Unklarheiten zu geben.“

„Was denn für Unklarheiten?“ Sein Gesichtsausdruck verriet nichts.

„Dein Vater und einige andere Redaktionsmitglieder scheinen davon auszugehen, dass ich zu ‚Pulse‘ zurückkehre.“

„Gib es zu, der Baby-Story kannst du nicht widerstehen. Insgeheim sehnst du dich danach, wieder an Bord zu kommen.“

„Stimmt, die Baby-Story interessiert mich, aber das reicht nicht, um meine Meinung zu ändern.“

„Was dann? Wir brauchen dich mehr denn je im Team. Nenn mir deinen Preis.“

Er überraschte sie erneut mit diesem unverhohlenen Angebot.

3. KAPITEL

Gannon ließ ihr ganze dreißig Stunden Zeit, um darüber nachzudenken, was sie zurück zu „Pulse“ locken konnte. Die Sache gestaltete sich zäher, als er erwartet hatte. Dabei hatte er Erika eigentlich als kooperativ in Erinnerung.

Selbst am Ende ihrer Affäre, die er abrupt abbrechen musste, war sie friedlich geblieben. Er bedauerte es immer noch, dass es notwendig geworden war. Für gewöhnlich verzichtete er strikt auf Büro-Affären, denn sein Großvater duldete keine Skandale im Unternehmen. Unter anderem war er auch deshalb so rasch aufgestiegen, weil er sich an die Arbeitsmoral der Elliotts hielt.

Erika war der eine Ausrutscher gewesen. Diese Mischung aus natürlicher Schönheit, Risikobereitschaft und Wille zum Erfolg hatte ihn neugierig gemacht. Nie vorher war ihm eine Frau begegnet, mit der er sich so gut unterhalten konnte. Gleichzeitig spürte er das Feuer in ihr, das sie unter ihren seriösen schwarzen Businesskostümen verbarg. Er hatte sie nackt gesehen, hatte ihren Körper an seinem gespürt und Momente unglaublicher Lust mit ihr erlebt.

Bei der Erinnerung daran bekam er zu seinem Ärger eine Erektion. Er schob seine Krawatte zurecht, öffnete die Bürotür und fand seinen Vater auf der anderen Seite vor.

Michael Elliott musterte ihn prüfend. „Passt es gerade nicht? Musst du irgendwo hin?“

„Ich muss eine Sache verhandeln. Was willst du denn?“

Sein Vater lachte. „Komisch, du siehst aus, als würdest du dich zur Schlacht bereit machen.“

„Ich werde schon damit fertig“, sagte Gannon und schüttelte sein Unbehagen ab.

„Ich mache heute früher Feierabend, weil ich mit deiner Mutter essen gehe.“

Er rechnete in Gedanken schnell nach. „Mal sehen … es ist nicht euer Hochzeitstag, nicht ihr Geburtstag oder deiner. Was ist der Anlass?“

„Ich brauche keinen besonderen Anlass“, erklärte sein Vater und zeigte auf seinen kleinen Bauch. „Sie will, dass ich bei Fast Food kürzertrete.“ Er hob die Brauen. „Für dich wäre es auch keine schlechte Idee, endlich zu heiraten.“

Gannon winkte ab. „Ich bin mit meinem Job verheiratet. Und ich will, dass wir den Wettbewerb gewinnen, damit du der neue Chef von EPH wirst.“

Sein Vater grinste und drückte seine Schultern. „Dich möchte man nicht als Gegner haben. Ich bin froh, dass du in meinem Team bist.“

Trotz seiner dreiunddreißig Jahre tat ihm ein Schulterklopfen seines Vaters gut. „Ich würde es nicht anders wollen.“

„Na schön. Arbeite nicht zu lange, sonst fängt deine Mutter an, mir damit in den Ohren zu liegen.“

„Genießt euer Treffen und umarme Mom von mir“, sagte Gannon, schon auf dem Weg zu den Fahrstühlen. Er betrat die Kabine und drückte den Knopf für Erikas Stockwerk. Sekunden später glitt die Tür zischend auf, und er ging zu ihrem Büro. Ihre Sekretärin war bereits fort, daher klopfte er leise an.

„Herein“, rief sie.

Gannon trat ein. Sie empfing ihn, indem sie einen Zeigefinger hob, da sie gerade telefonierte. Er schloss die Tür hinter sich und beobachtete Erika. Sie war immer noch faszinierend. Sehr gepflegt und mit Rundungen an den richtigen Stellen. Ohnehin schon ziemlich groß, trug sie ungerührt High Heels, und ihre Mähne, die auf eine gewisse Wildheit schließen ließ, bändigte sie nur selten. Endlich legte sie auf.

„Tut mir leid. Das war der nervöse Produzent einer neuen Dekorationsshow, die wir präsentieren.“

„Du konntest ihn beruhigen“, vermutete er.

Sie schaute demonstrativ auf ihre Armbanduhr. „Er müsste vierzehn Stunden durchhalten. Setz dich.“

Gutes Zeichen, dachte er. Zumindest war sie diesmal bereit, mit ihm zu reden. Er knöpfte sein Jackett auf, zog den Sessel näher an ihren Schreibtisch und setzte sich. „Was willst du?“, fragte er.

Sie sah ihn lange auf eine Weise an, die ihm durch und durch ging.

„Zunächst möchte ich wissen, was hinter deiner Entschlossenheit steckt, mich zu ‚Pulse‘ zurückzuholen. Ich bin seit einem Jahr raus. Warum plötzlich die Eile?“

„Die Umstände haben sich geändert. Ich kann dir den Grund verraten, aber es muss unter uns bleiben.“

„Natürlich“, versicherte sie ihm.

Gannon wusste, dass Erika ein Geheimnis für sich behalten konnte. Während ihrer Affäre war sie ebenso diskret gewesen wie er. „Mein Großvater hat beschlossen, sich zur Ruhe zu setzen. Er hat sich außerdem eine eigenwillige Methode ausgedacht, um einen Nachfolger zu finden. Die vier Top-Magazine von EPH werden im kommenden Jahr gegeneinander antreten. Der Chefredakteur der erfolgreichsten Sparte wird der neue Chef von EPH.“

Erika starrte ihn eine Weile wortlos an. „Wow“, sagte sie schließlich. „Und du bist entschlossen, dass dein Vater es wird.“

„Deshalb bin ich bereit, dir eine Gehaltserhöhung zuzugestehen, eine Beförderung und was mir sonst möglich ist, um dich wieder in unser Team zu locken.“

Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. Sie senkte den Blick.

„Na schön, dann hör dir meine Bedingung an.“

Sie schlug den Ordner mit den Fotos für den Baby-Artikel auf, den er ihr vor ein paar Tagen gegeben hatte. Sie will die Story schreiben? Das ist fast zu einfach, dachte er triumphierend. Er lehnte sich zurück und deutete mit einer lässigen Handbewegung auf den Ordner. „Abgemacht, die Story gehört dir.“

„Ich rede nicht bloß von dem Artikel, Gannon. Ja, den will ich schreiben, aber ich will außerdem ein Baby.“

Er war verwirrt. „Wie bitte? Hast du gesagt, du willst ein Baby?“

„Ganz recht.“

„Was hat das mit mir zu tun?“

Erika stand auf. „Du hast ausgezeichnete Gene. Die will ich für mein Kind.“

Die Frau hatte offenbar den Verstand verloren. Ehe er etwas darauf erwidern konnte, hob sie eine Hand.

„Hör mir nur zu. Es wird ganz einfach für dich. Wir können einen Vertrag aufsetzen. Ich erwarte weder finanzielle Unterstützung noch sonst was. Ich will lediglich dein Sperma. Dazu müssen wir nicht einmal miteinander ins Bett gehen. Du kannst es im Labor spenden. Ich kaufe sogar das Pornoheft für dich. Alles, was ich will, ist dein Sperma“, wiederholte sie.

Im darauffolgenden Moment intensiver Stille starrte er sie nur an. Dann stand er auf. „Du hast den Verstand verloren. Warum willst du mich? Warum suchst du dir keinen anderen Mann? Oder heiratest?“, schlug er vor, obwohl ihm die Vorstellung, dass Erika heiraten könnte, nicht besonders gefiel.

„Das habe ich dir bereits erklärt. Du bist groß, intelligent und gesund. Sehr gute Gene. Wenn ich ein Baby will, muss ich möglichst bald schwanger werden.“

„Warum? Viele Frauen warten bis Ende dreißig.“

„Das kann ich nicht“, sagte sie, und er bemerkte den Anflug von Verzweiflung bei ihr. „Mein Arzt hat mir gesagt, dass mein Gesundheitszustand meine Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Je länger ich warte, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass ich schwanger werde. Ich wollte immer ein Baby, also muss ich es jetzt machen.“

„Was spricht gegen eine Adoption?“

„Die ist teuer und dauert ewig.“

Er strich sich durchs Haar. „Ich sehe nicht, wie das …“ Angesichts dieser Mischung aus Entschlossenheit und Verzweiflung, die er in ihrem Gesicht las, verstummte er. Dann sagte er: „Ich muss mir die Sache durch den Kopf gehen lassen.“

„Klar, das verstehe ich. Sag mir Bescheid, wenn du einen Entschluss gefasst hast.“

„Würdest du wenigstens in Betracht ziehen, halbtags bei ‚Pulse‘ zu arbeiten, während ich darüber nachdenk mein …“ Er räusperte sich. „Mein Sperma zu spenden?“

„Nein.“

„Aber ich kann dir eine Gehaltserhöhung garantieren und einen besseren Posten. Wie kannst du das ablehnen?“

„Ich will ein Baby. Du musst nicht viel tun, um mir dabei zu helfen. Deine Spende ist allein ausschlaggebend. Und ich will einen Vertrag.“

Gannon schluckte einen Fluch hinunter. Was war während des vergangenen Jahres mit der lieben Erika passiert? Sie war knallhart geworden. „Ich melde mich“, sagte er knapp und wandte sich zum Gehen.

„Danke und schönen Abend noch“, murmelte sie hinter ihm.

Er ging zum Fahrstuhl und fluchte im Stillen bei jedem Schritt. Wütend drückte er den Etagenknopf. Wie sollte er diesen Deal hinbekommen? Er konnte sich jetzt schon das Gespräch mit seinem Anwalt ausmalen. Sein Großvater würde einen Anfall bekommen, wenn er es herausfände.

Sein Vater und sein Großvater hatten ihm eingeschärft, dass er ein Vorbild an Diskretion und Integrität sein musste. Wie sollte er so etwas seiner Familie erklären, ganz zu schweigen vom Rest der Welt?

Wie in alten Zeiten, dachte Erika, als sie die stille Cocktailbar ein paar Meilen entfernt von ihrem Büro betrat. Sie und Gannon hatten sich während ihrer Affäre oft in solchen Bars getroffen. Weit weg von der Firma, ruhig, nicht trendy. Bei der Erinnerung daran schien sich ihr Herz zusammenzuziehen, doch das ignorierte sie.

Sie entdeckte Gannon, der aufgestanden war und sie zu seiner Sitznische winkte. Als sie auf ihn zuging, machte sich bei seinem Anblick ein flaues Gefühl in ihrem Magen bemerkbar. Nicht zu fassen, dass dieser Mann am Ende eines Tages noch genauso gut aussah wie am Morgen.

„Danke, dass du gekommen bist“, begrüßte er sie und setzte sich erst, ganz Gentleman, nachdem sie sich gesetzt hatte. „Wie war der Verkehr?“

„Dicht wie immer. Ich bin froh, dass ich bei dem Regen ein Taxi erwischt habe.“

„Ich habe einen Wagen da. Wenn du willst, fahre ich dich nachher nach Hause.“

„Vielleicht nehme ich dein Angebot an.“

„Möchtest du zu Abend essen?“, erkundigte er sich und reichte ihr die Speisekarte.

„Nur eine Vorspeise und einen Drink.“

„Ist Appletini immer noch dein Lieblingsdrink?“

„Pfirsich mit einem Schuss Champagner.“

Er runzelte die Stirn. „Eine Veränderung?“

„Ich habe festgestellt, dass mir ein bisschen Prickeln gefällt“, antwortete sie.

Der Kellner erschien an ihrem Tisch, und Gannon gab erst Erikas Bestellung auf, dann seine: „Whiskey und Buffalo Wings, scharf.“

„Na hoffentlich hast du deine Magentabletten dabei“, bemerkte sie amüsiert. „Mit zunehmendem Alter wird der Magen empfindlicher, habe ich gehört.“

„Willst du damit andeuten, dass ich alt werde?“

„Niemand wird jünger.“ Sie wechselte das Thema. „Verrate mir, warum du dich mit mir treffen wolltest.“

„Ich habe über deine Wünsche nachgedacht und denke, wir können zu einer Einigung finden. Allerdings wären wohl ein paar Änderungen nötig.“

„Und welche?“ Ihr Herz schlug schneller. Sie konnte nicht glauben, dass Gannon ihre Bedingung tatsächlich zu erfüllen beabsichtigte.

„Ich kann innerhalb von zwei Wochen einen Vertrag von unserer Rechtsabteilung bekommen, in der deine Arbeitsbedingungen, deine Position und dein Gehalt geregelt sind.“

„Ich will ein Büro mit Fenster und eine Tür, die man zumachen kann“, stellte sie klar.

Er grinste. „Wow, du bist ganz schön anspruchsvoll geworden seit dem vergangenen Jahr.“

„Es war ein lehrreiches Jahr.“

Der Kellner brachte die Drinks. Gannon trank einen großen Schluck von seinem Whiskey. Erika nippte an ihrem Martini und sagte sich, dass es keinen Grund gab, nervös zu sein.

„Was diese andere Sache betrifft“, fuhr er schließlich vage und mit gedämpfter Stimme fort.

„Deine Samenspende“, sagte sie.

Er nahm noch einen Schluck Whiskey. „Das muss ich mit meinem persönlichen Anwalt klären. Mein Großvater kriegt einen Anfall, wenn er so etwas in einem Firmenvertrag entdeckt.“

Er zog also wirklich in Betracht, ihren Bedingungen nachzugeben. Erika konnte es kaum glauben.

„Das erfordert nicht nur Diskretion, sondern absolute Geheimhaltung. Mein Anwalt kann da bestimmt etwas ausarbeiten, aber nicht über Nacht. Außerdem hält er sich zurzeit im Ausland auf.“

„Wann wird er zurück sein?“, fragte sie.

„In zwei Wochen. Er befindet sich auf einer Mittelmeerkreuzfahrt und feiert seine zweiten Flitterwochen.“

Erika atmete tief ein. „Wie wollen wir die Sache angehen? Soll ich nach seiner Rückkehr bei ‚Pulse‘ anfangen?“

Gannon schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe dir doch gesagt, dass wir unter Druck stehen. Ich will, dass du sofort loslegst.“

Sie lachte. „Wie stellst du dir das vor? ‚HomeStyle‘ braucht auch eine gewisse Übergangszeit.“

„Ich habe bereits vorgeschlagen, dass Donna Timoni deinen Platz einnimmt. Also könntest du mit Beginn der nächsten Woche zu uns kommen.“

Erika war perplex. „Das ist schnell.“

„Schon vergessen? Die einzigen Geschwindigkeiten bei ‚Pulse‘ sind schnell, schneller, am schnellsten.“

„Was ist mit den Verträgen?“

„Den Firmenvertrag kann ich innerhalb von zwei Wochen fertig haben. Unser privater Vertrag wird etwas länger dauern.“

„Okay. Da wäre nur noch eine Bedingung: Ich kann jederzeit zurück.“

„Abgemacht.“ Er sah ihr in die Augen. „Aber du wirst nicht zurück wollen. Und wenn du ehrlich bist, musst du dir eingestehen, dass du ‚Pulse‘ vermisst hast.“

Sein sicherer Instinkt, was sie anging, war ihr immer unter die Haut gegangen. Kein Mann hatte sie besser gekannt, keiner war intuitiver gewesen. Sowohl im Bett als auch außerhalb. Sie schluckte einen Seufzer hinunter. Nur weil er offenbar bereit war, ihr sein Sperma zu geben, hieß das nicht, dass sie auch sein Herz bekam. Nicht mal seinen Körper, wenn er im Labor spendete.

Das Essen kam, deshalb wechselten sie das Thema. Während sie sich ihre Shrimps mit Gannon teilte, erkundigte sie sich nach seiner Großmutter Maeve Elliott.

„Ich war immer fasziniert von der Geschichte, wie deine Großeltern zueinandergefunden haben“, gestand sie. Gannon bot ihr einen Hühnerflügel an, doch sie lehnte ab.

„Die Näherin und der Tycoon, der sie aus Irland entführt hat.“

„Wie hat sie es all die Jahre mit deinem Großvater ausgehalten?“

„Er betet sie an“, antwortete er. „Und sie ist eine Heilige. Man muss sie einfach lieben. Sie gleicht Großvaters Unfähigkeit, Zuneigung zu zeigen, aus.“

„Sie ist das Mitglied eurer Familie, das ich immer mal kennenlernen wollte“, sagte Erika. „Das wäre eine tolle Geschichte für ‚HomeStyle‘: Zum Tee bei Maeve Elliott.“

„Auch keine schlechte Idee für eine Story in ‚Pulse‘.“

„Du bist ein Dieb“, warf sie ihm vor.

„Deine Loyalität sollte dem richtigen Team gelten, Erika. Du bist jetzt in meiner Redaktion.“

Nach dem Essen bestellten sie einen weiteren Drink. Irgendwann schaute Erika auf die Uhr. „Du meine Güte, es ist schon zehn!“

Er umfasste ihr Handgelenk. „Ach was, deine Uhr geht bestimmt falsch.“

„Sieh doch auf deine eigene“, forderte sie ihn auf. „Wo ist nur die Zeit geblieben?“

Er sah auf seine Armbanduhr und fluchte leise. Dann sah er ihr in die Augen. „Wir hatten nie Schwierigkeiten, die Zeit auszufüllen.“

Bei der Anspielung auf ihre Beziehung zog sich ihr Magen zusammen. „Nein, hatten wir nicht.“

Er sah sie noch einen Moment lang an, ehe er den Blick abwandte und seufzte. Vermutlich bildete sie es sich nur ein, doch sie hätte schwören können, dass ein bisschen Sehnsucht in diesem Seufzer mitschwang.

„Soll ich dich mitnehmen?“, bot er an.

„Das wäre nett.“

Er ließ den Wagen kommen, zahlte und führte sie hinaus. „Da ist er“, sagte er, auf eine schwarze Limousine deutend. „Ich mache das“, wandte er sich an den Fahrer, als der ausstieg. Er hielt ihr die Tür auf, und Erika glitt auf die Ledersitzbank. Gannon stieg nach ihr ein.

„Wohnst du noch in Park Slope?“, fragte er.

„Ja.“ Sie war sich seiner plötzlichen Nähe nur allzu bewusst und nahm den dezenten Duft von Aftershave und Whiskey wahr, außerdem den von italienischem Leder und edlem Stoff.

Er berührte sie am Arm, und sie sah ihn an. „Ja?“

„Ich sagte, du solltest dich anschnallen.“ Er griff über ihre Schulter nach dem Gurt. „Hast du mich denn nicht gehört?“

Sie lächelte. „Der zweite Martini muss es in sich gehabt haben.“

Der Wagen machte einen Schlenker, sodass Erika gegen Gannons Brust geworfen wurde. Er schloss die Arme um sie.

Der Fahrer bremste scharf und stieß einen Fluch aus. „Sorry, Leute.“

Erikas Gesicht befand sich dicht vor Gannons. Sie sah in seine grünen Augen und hielt den Atem an. Sein Blick suchte ihre Lippen.

„Nur einmal, um der alten Zeiten willen?“, fragte er mit leiser Stimme und schob eine Hand in ihren Nacken. „Wir müssen das aus der Welt schaffen, nicht wahr?“

Sie hätte zurückweichen können. Er hätte es akzeptiert, wenn sie sich geweigert hätte.

Sie tat es nicht.

4. KAPITEL

Erika hielt den Atem an. Auch ihr Herz schien für einen Moment auszusetzen. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten.

Endlich berührten Gannons Lippen ihre. Er küsste sie leidenschaftlich, und sie gönnte sich das sündhafte Vergnügen, diesen Kuss voller Hingabe zu erwidern. Ihre Zungen fanden sich zu einem erotischen Spiel.

Während Gannon sanft ihren Nacken massierte, schmiegte sie sich an ihn. Ihre sensiblen Brustwarzen streiften seine muskulöse Brust, und sie unterdrückte ein Stöhnen.

Er legte eine Hand seitlich an ihren Oberkörper, und sofort erwachte in ihr das Verlangen danach, er möge sie streicheln. Sie wollte ihn auf ihrer Haut spüren. Ein intimes Bild kam ihr in den Sinn, wie sie beide nackt und eng miteinander verschlungen auf einem Bett lagen.

Der Kuss wurde stürmischer, und in ihrem Kopf schien sich alles zu drehen.

Trotz der sinnlichen Benommenheit registrierte sie ein Hüsteln. Widerstrebend löste Gannon sich von ihr. In seinen dunklen Augen spiegelte sich die gleiche Leidenschaft wider, die in ihrem Innern tobte.

„Verzeihen Sie, Mr Elliott“, bat der Fahrer. „Ich möchte nicht stören, aber wir parken seit drei Minuten, und dieser Polizist auf der anderen Straßenseite deutet schon auf die Uhr.“

Erregung und Verlegenheit rangen darum, die Oberhand zu gewinnen. Erika versuchte ihre Fassung zurückerlangen. Wahrscheinlich sah sie aus, als wäre sie bereit gewesen, es gleich hier auf der Rückbank mit Gannon zu treiben, ungeachtet der Anwesenheit des Fahrers oder des pingeligen Polizisten.

Sie brachte ihre Frisur in Ordnung und zog den Mantel fester um sich. „Danke fürs Mitnehmen. Es war schön, sich über alte Zeiten zu unterhalten. Dann sehen wir uns im Büro.“

„Ich bringe dich noch zur Tür“, bot er an.

„Nicht nötig“, versicherte sie, denn sie musste unbedingt weg von ihm, damit ihre Gehirnzellen wieder vernünftig arbeiteten. „Ich will ja nicht, dass du einen Strafzettel bekommst.“

„Carl, fahr einmal um den Block und hol mich dann hier ab“, sagte Gannon und half ihr beim Aussteigen.

Er begleitete sie zur Tür, und als sie dort angekommen waren, schaffte Erika es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Zu sehr fürchtete sie, dass er in ihren Augen lesen könnte, was sie empfand. „Danke noch mal …“

Sie verstummte, da er ihr einen Finger unters Kinn legte, damit sie ihn anschaute.

„Mir war nicht klar, wie sehr du mir gefehlt hast“, flüsterte er.