Momente der Klarheit - Jackie Thomae - E-Book

Momente der Klarheit E-Book

Jackie Thomae

4,5

Beschreibung

Engelhardt nimmt Anlauf und verlässt die Party durch das Fenster im ersten Stock. Seine beste Freundin Maren trinkt nicht mehr und verwandelt sich in ihr höheres Ich. Marens Ex-Lover Clemens fühlt sich mittelmäßig, hat dafür aber originellen Sex, und Bender, auf dessen Hochzeit sich alle treffen, regelt seine Angelegenheiten und verschwindet, wahrscheinlich für immer. Allen gemeinsam ist, dass sie rastlos und unglücklich sind, obwohl es ihnen eigentlich ganz gut geht. Und dass sie ihre Liebe in einem hellen Moment als das sehen, was sie ist, nämlich vorbei. Jackie Thomaes Debütroman ist so hart und komisch wie das wahre Leben – eine unromantische Komödie über die menschliche Sehnsucht in den Städten von heute.

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Seitenzahl: 367

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Hanser Berlin E-Book

Jackie Thomae

Momente der Klarheit

Roman

Hanser Berlin

ISBN 978-3-446-25020-8

© Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag München 2015

Umschlag: Peter-Andreas Hassiepen, München,

© Neil Tony/Getty Images

Alle Rechte vorbehalten

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Kreutzfeldt digital, Hamburg

Meinen Freunden und meinen Geschwistern

Ihr werdet fliegen

Du liebst die Frauen und sie lieben dich. Ersteres war immer klar, du hast drei wunderbare ältere Schwestern, Letzteres ergab sich erst vor ein paar Jahren, weshalb du dich noch in der Phase ungläubiger Dankbarkeit befindest. Du warst ein netter, intelligenter Junge. Das hat niemanden interessiert. Es ist nicht so, dass du bedeutend attraktiver geworden wärst, doch man sieht dich jetzt anders. Pech für das Mädchen neben dir. Sie hat sich die Nase verkleinern lassen. Wegen dir. Das wäre überhaupt nicht nötig gewesen, zumal ihre ursprüngliche Nase mit Sicherheit besser zum Rest ihres Gesichts gepasst hat. Diese Aktion – heulend in einer Klinik in Kroatien zu verschwinden und dir das Gefühl zu geben, sie wäre zu noch drastischeren Schritten bereit – war die Antwort auf eine vorsichtige Bemerkung deinerseits. Du hast ihr gesagt, wie gern du mit ihr zusammen bist, ein Blick in die ferne Zukunft würde dich jedoch unter massiven Druck setzen. Was für sie ein absehbares Ende bedeutete, ein Damoklesschwert, einen Alptraum. Sie nahm an, es läge an ihr. Genauer gesagt, an ihrem Zinken. Damit hattest du nicht gerechnet. Die OP tat dir wirklich leid, doch wurdest du dir einmal mehr deiner Wirkung auf Frauen bewusst. Sie ist subtil, was rückblickend deinen Misserfolg als Teenager erklärt. Jetzt bist du Anfang dreißig und triffst immer häufiger auf Frauen, die sich anfangs in dir täuschen, um dir im Anschluss so hoffnungslos zu verfallen wie deine aktuelle Freundin, Mademoiselle Nez.

Zuerst sehen sie deinen Makel. Du hattest als Kind einen Unfall, der Makel ist nicht groß, aber vorhanden, sie sehen auch deinen abgebrochenen Zahn, den du aus irgendeinem Grund so gelassen hast (jetzt, wo man dich liebt, gibt es gar keinen Grund mehr, irgendetwas zu ändern), sie sehen deine Blässe und deinen eigenartigen Gang, und dann wird eine Fantasiemaschinerie in Gang gesetzt, für deren Befeuerung du nichts tun musst, außer du selbst zu sein. Und so wirst du zum Geheimtipp, zum Rohdiamanten, zu einem, dessen Wert nur sie erkennen. Du bist in der Tat ganz nett. Und schüchtern, das warst du immer, doch seit sich das Blatt zu deinen Gunsten gewendet hat, bezeichnet man deine Unbeholfenheit als speziellen Charme. Du bist einer, den man erst knacken und dann nach eigenem Gusto aufpolieren kann, eine romantische Aufgabe, denn nicht der Beau ist der Prinz, sondern der andere, du. Deine Mängel sind mittlerweile unsichtbar oder haben sich in Vorzüge verwandelt. Sie sehen nur noch deine blauen Augen und diesen süßen abgebrochenen Zahn. Dann müssen sie erkennen, dass sie nicht die Einzigen sind. Du bist nicht unsichtbar, auch ihre Freundinnen sehen dich, die Freundinnen deiner Freunde lieben dich, genauso wie die Frauen beim Yoga und die internationale Vereinigung junger Kellnerinnen. Wie Frauen, die sich unsterblich in lebenslänglich Inhaftierte verlieben, denken auch sie: Den kann ich haben. Und er darf mich haben. Er wird mir dafür dankbar sein und es wird wunderschön. Und das Schönste ist, dass er mir nicht davonlaufen wird. Wo soll er denn hin?

Du weißt, wo du hinwillst. Du willst weiter. Die anderen Frauen können es förmlich riechen. Deine vor bösen Vorahnungen schlotternde Freundin macht es ihnen wirklich leicht. Als das schöne Surfermädchen anschlendert und euch fragt, ob der Flug nach Sydney via Abu Dhabi hier abgeht (die Antwort steht auf dem Monitor, der in ihrem Blickfeld hängt, und sie fragt nicht euch, sondern explizit dich), zieht deine Freundin einen blitzschnellen Nasenvergleich und schaut so resigniert zurück in ihre Zeitschrift, dass du deine Hand von ihrer Stuhllehne nimmst und ihr den Rücken streichelst, während du dich als Sidney-Insider zu erkennen gibst. Surfergirl kann beruhigt zurück zu ihren Freundinnen schlendern, denn sie weiß nun, wie du heißt, und wird dich kontaktieren. Du hast deiner Freundin nichts versprochen; wenn, dann hat sie sich selbst etwas versprochen. Du liebst die Frauen und sie lieben dich.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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