Witches of Norway 3: Monddunkelzeit - Jennifer Alice Jager - E-Book

Witches of Norway 3: Monddunkelzeit E-Book

Jennifer Alice Jager

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**Das magische Finale einer Liebe zwischen Zukunft und Vergangenheit** Noch immer kann Elis den Zauber der Zeit nicht kontrollieren. Auf der Flucht vor den Schattenbringern landen sie und Kjell im Norwegen des 17. Jahrhunderts – eine Zeit, die viele Gefahren birgt, denn Magie gilt hier als Teufelswerk. Gefangen zwischen Liebe und Furcht, Zukunft und Vergangenheit versucht sie den Magierbund der Schattenbringer aufzuhalten. Doch jede falsche Entscheidung könnte ihr ganzes Leben in Dunkelheit stürzen und auch das derer, die sie liebt. Dabei weiß sie nicht einmal, für wen ihr Herz wirklich schlägt. Ihre intensiven Gefühle für Kjell und die enorme Anziehungskraft, die der Hexenmeister Stian auf sie ausübt, bringen Elis fast um den Verstand. Doch genau diesen braucht sie, um ihre Feinde zu besiegen... //Alle Bände der magischen Zeitreise-Reihe: -- Witches of Norway 1: Nordlichtzauber -- Witches of Norway 2: Polarschattenmagie -- Witches of Norway 3: Monddunkelzeit -- Witches of Norway: Alle 3 Bände in einer E-Box// Die »Witches of Norway«-Reihe ist abgeschlossen.

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Witches of Norway 3: Monddunkelzeit

**Das magische Finale einer Liebe zwischen Zukunft und Vergangenheit** Noch immer kann Elis den Zauber der Zeit nicht kontrollieren. Auf der Flucht vor den Schattenbringern landen sie und Kjell im Norwegen des 17. Jahrhunderts – eine Zeit, die viele Gefahren birgt, denn Magie gilt hier als Teufelswerk. Gefangen zwischen Liebe und Furcht, Zukunft und Vergangenheit versucht sie den Magierbund der Schattenbringer aufzuhalten. Doch jede falsche Entscheidung könnte ihr ganzes Leben in Dunkelheit stürzen und auch das derer, die sie liebt. Dabei weiß sie nicht einmal, für wen ihr Herz wirklich schlägt. Ihre intensiven Gefühle für Kjell und die enorme Anziehungskraft, die der Hexenmeister Stian auf sie ausübt, bringen Elis fast um den Verstand. Doch genau diesen braucht sie, um ihre Feinde zu besiegen …

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Vita

Danksagung

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© privat

Jennifer Alice Jager begann ihre schriftstellerische Laufbahn 2014. Nach ihrem Schulabschluss unterrichtete sie Kunst an Volkshochschulen und gab später Privatunterricht in Japan. Heute ist sie wieder in ihrer Heimat, dem Saarland, und widmet sich dem Schreiben, Zeichnen und ihren Tieren. So findet man nicht selten ihren treuen Husky an ihrer Seite oder einen großen, schwarzen Kater auf ihren Schultern. Ihre Devise ist: mit Worten Bilder malen.

Für all jene, die Seifenblasen zum Platzen bringen.

Wir Menschen leben in Seifenblasen. Jeder in seiner eigenen, unverwechselbaren. Was um uns herum geschieht, betrachten wir durch das verzerrte Bild, das uns unsere Seifenblase zeigt, und so glauben wir, in derselben Welt zu leben und dieselben Dinge zu sehen, während ein jeder etwas ganz anderes vor Augen hat. Wir streiten uns, weil wir nicht verstehen können, dass andere Menschen nicht sehen, was so offensichtlich vor ihnen liegt. Wir verurteilen die Vorstellungen, Vorgehensweisen und Ideen anderer, weil sie in der Welt, in der wir leben – in der Blase, die wir uns geschaffen haben – falsch und fragwürdig sind.

Dabei glauben wir, offen für Neues zu sein. Wir glauben, unseren Horizont erweitern zu können, indem wir immer stur demselben Weg folgen. Wir schauen weder rechts noch links und wenn wir es doch tun, ändert das nichts daran, dass wir die Dinge um uns herum durch unsere Seifenblase betrachten.

Zwischen dem Guten und dem Bösen, dem Richtigen und dem Falschen gibt es so viele Schattierungen, so viele unterschiedliche Auffassungen von derselben Sache, und so tut manch einer etwas Böses, weil er glaubt, das Richtige zu tun. Manchmal begeht jemand Fehler und der eine führt zum nächsten, doch niemand ist da, der ihn davon abbringen könnte, weil er unbeirrt in seiner Seifenblase lebt und nicht sehen kann und will, was andere sehen.

Manchmal muss man Blasen zerplatzen lassen, um Welten zu ändern, und manchmal einfach nur die Hand ausstrecken und sie jemandem reichen, damit man sich einen Schritt vorwagen und in die Blase eines anderen eintreten kann.

Was können wir anderes tun, als es zu versuchen? Doch was, wenn wir es sind, die wir uns irren? Was, wenn wir die Fehler begehen, das Falsche tun und kein Verständnis für das haben, was richtig ist? Daran sollten wir denken – bei jeder Entscheidung, die wir treffen, und jedes Mal, wenn wir andere für ihr Handeln verurteilen. Fehler können wir dadurch nicht gänzlich vermeiden, doch zumindest können wir am Ende von uns selbst behaupten, wir hätten es versucht – und vielleicht reicht das manchmal, um Seifenblasen zum Platzen zu bringen.

PROLOG

Olivia arbeitete seit fünfzehn Jahren als Krankenschwester. Fünf Jahre davon in diesem Krankenhaus, zwei Wochen im Nachtdienst auf Station 63.

Sie war immer ein bodenständiger und sachlicher Mensch gewesen. Dass sie für Menschen nie viel übriggehabt hatte, störte sie weder im Beruf noch privat. Sie konnte das geschickt überspielen und war sehr beliebt. Sie kümmerte sich immer um den Papierkram, füllte die Krankenakten aus, sortierte sie, machte die Termine und sprang ein, wenn mal jemand krank wurde.

Dass sie auf diese Station versetzt worden war, lag einzig an ihrem organisatorischen Talent. Hier herrschte nämlich das reinste Chaos, das sie binnen weniger Tage unter Kontrolle hatte. Ein Lob von oberster Instanz war ihr sicher. Vielleicht sogar eine Gehaltserhöhung. Verdient hätte sie es.

Wie gesagt war sie immer sehr bodenständig gewesen. Doch das, was sie in den letzten drei Tagen des Nachts zu hören und zu sehen bekommen hatte, passte so gar nicht in ihr Weltbild.

Am Ende käme es noch so weit und sie müsste ihrer irren kleinen Schwester recht geben. Die hielt nämlich nichts von westlicher Medizin. Sie lebte in einer Kommune von Aussteigern. In Zelten. Irgendwo in der Pampa. Dort rauchte sie den lieben langen Tag Marihuana, aß Pilze und sprach mit Geistern.

Olivia hatte sich immer über ihre Schwester und deren Lebenswandel lustig gemacht. Schon als sie jünger gewesen waren und Karoline mit ihren Tarotkarten und dem Ouija-Brett angekommen war.

Vielleicht war es nun an der Zeit, diese Vorurteile abzulegen. Olivia war nach nur einer Woche auf Station 63 bereit, ernsthaft in Betracht zu ziehen, sich ihren Jahresurlaub und all ihre Überstunden zu nehmen und zu ihrer Schwester in diese Aussteiger-Kommune zu ziehen. Karoline konnte ihr vielleicht erklären, warum sie, eine Frau von sechsundvierzig Jahren, die ihr Leben lang nichts für diesen ganzen esoterischen Quatsch übriggehabt hatte, plötzlich Geister sah.

Um genau zu sein, war es nur ein Geist, der jede Nacht sein Unwesen auf der Station trieb.

Olivia war noch nicht bereit, eine der anderen Krankenschwestern zu fragen, ob sie ihn auch gesehen hatte. Das klang einfach alles viel zu verrückt.

Es hatte begonnen, nachdem der neue Patient eingeliefert worden war. Ein Komapatient. Also einer von denen, die kaum Mühe machten. Sorgfältig wie Olivia war, schaute sie natürlich dennoch regelmäßig nach ihm, obwohl sie ja wusste, dass der nicht wieder aufwachen würde. In ihren fünfzehn Jahren als Krankenschwester hatte sie schon so einiges gesehen. Patienten wie er vegetierten ein paar Jahre vor sich hin, bis die Verwandten es satthatten, einmal pro Woche Blumen vorbeizubringen, und ihr Okay gaben, den Stecker zu ziehen. Ein Blick auf seine Hirnaktivitäten genügte, um zu wissen, dass sich da nicht mehr viel in ihm regte. Von allein aufwachen? Ganz sicher nicht. Das hatte Olivia in all den Jahren nicht einmal erlebt. Sie hatte aber ebenso wenig erlebt, dass ein Patient von einem Geist bewacht wurde. Daher würde es sie jetzt auch nicht mehr wundern, wenn eines Nachts alle Komapatienten auf den Korridoren Lambada tanzten. Wenn es Geister gab, war schließlich alles möglich.

Sie hatte diesen Geist noch nie wirklich zu Gesicht bekommen. Er war vielmehr ein Schatten als eine wirkliche Person.

Anfänglich hatte Olivia noch geglaubt, dass es ein Patient war, der schlafwandelte oder sich verlaufen hatte. Doch kein Patient ging in ein Zimmer und war verschwunden, wenn man nach ihm sah.

Sie sah ihn am Bett des Komapatienten stehen und über ihn wachen. Der junge Mann, Luc Anderson hieß er, sollte einen Autounfall gehabt haben und vielleicht gab es ja noch andere Personen, die an diesem Unfall beteiligt gewesen waren und nicht überlebt hatten. Der Geist, den Olivia jeden Abend sah, wie er aus dem Nichts auftauchte, über den Patienten wachte und wieder verschwand, war womöglich seine verstorbene Freundin oder ein unschuldiger Fahrradfahrer, den dieser Mister Anderson auf dem Gewissen hatte.

Rachegeist oder verflossene Geliebte? Olivia wusste es nicht und sie wollte es auch nicht wissen. Sie wollte in Ruhe ihre Visite machen, ohne sich mit der Welt der Toten auseinandersetzen zu müssen. Die Lebenden waren schon anstrengend genug. Vor allen Dingen wollte sie sicher sein, dass sie nicht dabei war, den Verstand zu verlieren.

Wenn es ihr tatsächlich einmal gelänge, dem Geist gegenüberzustehen, würde sie ihm sagen, dass Luc Anderson nicht zu retten war. Da musste schon ein Wunder geschehen und so viel wusste Olivia dank ihrer Schwester, dass Geister für Wunder nicht zuständig waren. An der Seite des Patienten zu wachen, machte also wenig Sinn. In ein paar Wochen oder Monaten würde Luc Anderson ebenfalls ins Jenseits übertreten. Kein Grund also, bis dahin hier herumzugeistern und Olivia damit den letzten Nerv zu rauben.

Urlaub war wohl die beste Lösung. Sie würde Urlaub machen und sich danach auf eine andere Station versetzen lassen – in ein anderes Krankenhaus, wenn nötig.

1. DIE RUHE VOR DEM STURM

Es gibt Zeiten, auf die blickt man zurück und weiß, dass sie perfekt gewesen sind. Man war glücklich, ganz unabhängig von den Umständen, der Vergangenheit und der Zukunft, die drohend ihre Schatten vorausgeworfen hatte.

Meine Tage mit Kjell am Hofe des Grafen von Trones gehörten zu diesen Zeiten.

In meinem früheren Leben hatte ich Kunst studiert. Es fühlte sich an, als wäre das schon ewig her. Ganz sicher hatte ich mich nicht meiner Begabung wegen für dieses Studium entschieden. Ich war eine mittelmäßige Künstlerin, so wie ich eine mittelmäßige Hexe war. Ich liebte es einfach, wie Menschen aus dem Nichts Welten erschufen und sie auf eine Leinwand bannten. Deswegen hatte ich dieses Studium gewählt und nun studierte ich einen Künstler.

Kjell war der kreativste Mensch, dem ich je begegnet war. Stundenlang konnte ich ihm zuhören, wie er die wundersamsten Dinge in den kleinsten Kleinigkeiten sah. Er malte Bilder von Steinen, die auf seiner Leinwand lebendig wurden. Er konnte genauso leidenschaftlich über die Natur des Menschen diskutieren wie über die einzig richtige Weise, einen Apfelkuchen zuzubereiten.

Er brachte mich jeden Tag zum Lachen und mein Herz dazu schneller zu schlagen. Ein Blick oder eine Berührung von ihm gaben mir das Gefühl, sicher und geborgen zu sein – als würde nichts und niemand uns etwas anhaben können, wenn wir nur zusammen waren.

Es brauchte keine magische Verbindung, um diese Gefühle in mir auszulösen. Ich war verliebt und vielleicht deswegen etwas verblendet, aber ich genoss es mit jeder Faser meines Seins.

Wir hatten uns im 17. Jahrhundert ein kleines Paradies geschaffen. Eine Zeitblase, in der unsere Zukunft so fern lag, dass sie wie im Stillstand war. Es war ein Ort der Zuflucht, wenn wir auch wussten, dass wir nicht für immer hierbleiben konnten.

Oft verbrachten wir die Nachmittage in der freien Natur, wo Kjell sich neue Motive für seine Bilder suchte. Wenn es ein Ranking für Länder gäbe, die für einen Künstler ein unbedingtes Muss waren, dann stände Norwegen wohl ganz oben auf dieser Liste.

Es war ein milder Herbsttag, an dem Kjell vor seiner Staffelei stand und den atemberaubenden Anblick der schneebedeckten Berggipfel auf seine Leinwand bannte. Ich saß im hohen Gras und notierte, was er mich über Magie lehrte.

Da er mir nicht erlaubte, den Bann zu brechen, der über ihm lag, blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf die Theorie zu beschränken. Den Grafen hatte ich um etwas zu schreiben gebeten und ein schweres, in Leder gebundenes Notizbuch erhalten, dazu eine Feder und Tinte. Es war bereits bis zur Hälfte vollgekritzelt mit verschiedenen Runen, Ritualen und Zaubersprüchen. Kjell wusste so viel, dass ich es mir unmöglich alles hätte merken können.

»Okay, ich verstehe das nicht ganz«, gab ich zu. Ich presste meine Hände fester auf die Seiten des aufgeschlagenen Buches, an denen der Wind zupfte. »Wenn ich meine Magie in die Lichtrune leite, wie kann ich dann das Siegel aufrechterhalten?«

Kjell antwortete nicht gleich. Er hatte einen Bussard entdeckt, dessen elegante Flugbewegungen er auf die Leinwand zu bannen versuchte.

»Das musst du nicht«, erklärte er. »Du hast doch vorher schon den Trank zubereitet. Hast du dir das nicht notiert? Fingerhut und …«

»Eberblut, bannen in sich große Glut. Klar, habe ich notiert«, sagte ich, schlug aber zur Sicherheit noch einmal nach.

»Siehst du? Du träufelst den Trank auf die Linien des Pentagramms und er bindet das Siegel.«

Ich seufzte und schlug das Buch zu.

»Das wäre alles viel leichter, wenn du es mir zeigen könntest.«

»Ich soll dir zeigen, wie man eine ewige Flamme erschafft?«, fragte Kjell lachend. »Der Graf würde komisch aus der Wäsche gucken, wenn die Fackeln in den Korridoren nicht mehr ausgingen.«

»Es muss ja nicht unbedingt genau der Zauber sein. Du weißt sehr genau, was ich meine. Es ist nicht gerade leicht, sich das alles zu merken, wenn du dich weigerst selbst zu zaubern.«

»Aber es wäre doch langweilig, wenn ich es dir leicht machen würde«, sagte Kjell schelmisch grinsend.

»Das ist mein Ernst«, beschwerte ich mich. »Ich will, dass wir dieses verdammte Siegel brechen. Du hast lange genug auf deine Magie verzichtet.«

»Und ich überstehe auch noch ein paar Tage mehr«, entgegnete er. »Wir waren uns doch einig, dass du deine Kräfte nicht unnötig strapazieren solltest. Du brauchst sie für den Zeitsprung. Meine Magie kann warten.«

»Ach, das ist doch Blödsinn«, murrte ich.

Kjells Grinsen wurde breiter.

»Und du grins nicht so blöd«, ermahnte ich ihn, stachelte ihn damit aber nur noch mehr an. »Warum wirst du nicht wütend und schreist rum? Das machst du sonst doch auch bei jeder Gelegenheit.«

»Du bist einfach zu süß, wenn du schmollst. Warum sollte ich da wütend werden?«, fragte er und deutete mit dem Pinsel auf mich.

»Weil du dann irrational wirst und ich gewinne«, sagte ich zwinkernd.

»Noch ein Grund mehr, die Ruhe zu bewahren«, meinte er und wollte sich gerade wieder dem Bild widmen, als ich mit einer Handbewegung die Farbe aus seinem Pinsel gesogen hatte. Eine weitere Drehung meines Handgelenks genügte und sie klatschte ihm ins Gesicht.

Kjell riss entrüstet den Mund auf, drehte sich mir zu und fixierte mich durch schmale Augen.

»Und jetzt?«, fragte ich und unterdrückte mein Lachen. »Bist du jetzt wütend?«

»Jetzt?«, zischte er. »Jetzt versohle ich dir den Hintern, Weib.«

Er wischte sich die Farbe aus dem Gesicht und kam drohend auf mich zu.

Ich hob verteidigend die Hände, sprang zur Seite, als er mich beinahe erreicht hatte, landete aber geradewegs in seinem ausgestreckten Arm.

Ich krümmte mich vor Lachen. Kjell strich mir die Farbe von seiner Hand ins Gesicht und wir beide stürzten ins Gras, wo wir darum kämpften, die Farbpalette zu erreichen.

Mir gelang es, meine flache Hand auf die angemischten Farben zu klatschen.

»Jetzt mach dich auf etwas gefasst!«, drohte ich über ihm sitzend mit erhobener Hand.

»Wag es ja nicht!«

Schon hatte ich ihm die Farbe ins Gesicht und auf den Hals geschmiert. Seine Rache war gnadenlos. Wir lachten und wälzten uns über die Wiese, schmierten uns die Ölmalfarbe an jede freie Körperstelle, in die Haare und auf die Kleidung. Kjell malte ein Kunstwerk aus Farbe und Küssen auf mein Dekolleté. Sein Knie schob sich zwischen meine Beine und mir wurde heiß und kalt zugleich, als seine Hand über mein Bein glitt und einen grünen Farbstreifen von meinem Unterschenkel bis zu meiner Hüfte zog.

Ich wäre bereit gewesen weiter zu gehen, doch Kjell war ein Gentleman aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Er beließ es bei den Küssen, die mir durch Mark und Bein gingen und nach mehr verlangten. Wie hätte ich ihn da drängen können, gegen seine Erziehung zu handeln und unserer erfundenen Ehe einen Funken Wahrheit beizumischen?

Er sank neben mir ins Gras und wir beobachteten versonnen die Schäfchenwolken am blauen Himmel.

»Bist du wenigstens ein bisschen wütend?«, fragte ich.

»Würde es dich denn glücklich machen?«

Ich richtete mich auf und beugte mich über ihn. Kjell strich mir mein Haar hinters Ohr und lächelte.

»Noch glücklicher als jetzt könnte ich nicht sein«, flüsterte ich, legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte dem Schlagen seines Herzens.

»Aber was ist, wenn meine Kräfte nicht ausreichen, um noch einmal durch die Zeit zu springen?«, fragte ich nach einer Weile. »Wenn wir das Siegel brechen, könntest du mich mit deiner Magie unterstützen.«

»Du darfst nicht vergessen, wo wir sind. In hundert Jahren wird es kaum noch Hexenverfolgungen geben. Unseresgleichen wird sicherer sein und sie werden ihre Verstecke verlassen und die Tarnungen als Kräuterfrauen und Einsiedler aufgeben. Sie werden sich verbünden, Zirkel bilden, die Grundsteine legen, einst die Elite dieser Welt zu werden, aber heute werden sie noch geächtet und verfolgt. Im 17. Jahrhundert werden Hexen auf Scheiterhaufen verbrannt, ertränkt und gefoltert. Die Menschen halten uns für Trolle oder Verbündete des Teufels. Denkst du, ich lasse es zu, dass du dein Leben bei einem so aufwendigen Ritual riskierst und dich damit als Hexe enttarnst? Und das alles nur meinetwegen?«

»Unseretwegen«, verbesserte ich ihn. »Wir können nicht für immer hierbleiben. Irgendwann werden wir dem Grafen überdrüssig und selbst wenn nicht, will ich nicht als alte Frau in meine Zeit zurückkehren und gegen die Schattenbringer kämpfen.«

»So lange wird es nicht dauern«, versicherte er mir.

Ich glaubte nicht daran. Wer konnte schon sagen, wie wir hierhergekommen waren? War es wirklich meine Magie gewesen? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter? Kjell kannte das Ritual, mit dem wir durch die Zeit springen konnten, und gemeinsam wären wir mächtig genug, es auszuführen. Meine Kräfte allein schienen uns nicht weiterzubringen.

Ich wollte ihm ja vertrauen und einfach abwarten, bis meine Kräfte sich erholt hatten. Aber ich glaubte nicht daran, dass ich so etwas noch einmal allein zustande brächte.

***

Ich nutzte meine Magie, um uns von der Farbe zu befreien. Dazu war sie allemal gut. Auf dem Rückweg zur Burg schmiedete ich bereits den Plan, das Ritual hinter Kjells Rücken durchzuführen. Doch ich verwarf all meine Ideen wieder. Im 17. Jahrhundert auf eigene Faust einen so mächtigen Zauber durchzuführen, gehörte sicher zu den Dummheiten, die einem am Ende nur Ärger einbrachten.

Im Hof herrschte große Hektik. Es war nicht ungewöhnlich, dass dort viel los war, aber diesmal war es anders. Es wurden keine Waren geliefert oder Bettler vom Platz gejagt. Ich sah einige bekannte Gesichter. Zimmermädchen und Küchenpersonal. Sie hatten ihre Schürzen abgelegt und gegen Umhänge getauscht. In Beuteln trugen sie ihr Hab und Gut mit sich oder verstauten es auf Karren. Kinder, die ihr Leben lang barfuß durch die Korridore der Burg gelaufen waren, trugen festes Schuhwerk und verabschiedeten sich unter Tränen von ihren Müttern. In kleinen Gruppen verließen die Leute den Hof und andere blieben und verabschiedeten sich. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, würde ich meinen, der Krieg stände vor der Tür.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich Kjell mit gesenkter Stimme.

Kjell sah genauso verwirrt aus, wie ich mich fühlte. Er schnappte sich einen Stallburschen, der an uns vorbeilaufen wollte, und fragte ihn etwas auf Dänisch. Der Junge riss sich los, antwortete knapp und ungehalten und rannte weiter.

»Was ist?«, hakte ich nach.

»Die Pest.«

Ich blieb wie angewurzelt stehen. Wie konnte das sein? Ja, wir waren in der Vergangenheit, aber doch nicht im Mittelalter.

»Das ist nicht dein Ernst!«, rief ich Kjell nach, der weitergelaufen war. Ich folgte ihm und holte ihn ein.

»Wie kann das sein?«, fragte ich und sah mich flüchtig um, bevor ich leise fortfuhr. »Ich dachte, die hätte im 13. Jahrhundert gewütet.«

Kjell sah mich stirnrunzelnd an.

»Wie kommst du darauf? Gibt es zu deiner Zeit keine Pest mehr?«, fragte er.

»Zu deiner Zeit denn?« Ich war nie auf den Gedanken gekommen, dass es den schwarzen Tod noch um das Jahr 1905 gegeben haben könnte, und ich hatte keine Ahnung, ob zu meiner Zeit noch Menschen daran erkrankten. Vielleicht in Ländern, in denen es nicht ausreichend Antibiotika gab?

»Es kommt schon mal vor«, antwortete er. »Aber nicht mehr so häufig, seit es eine Behandlung gibt.«

»Antibiotika«, sagte ich. Aber auf die konnten wir hier wohl nicht zurückgreifen.

Ich sah mich um. Die Menschen hatten große Angst. Nicht alle konnten sie einfach fliehen. Sie brauchten ihren Verdienst und hatten sonst keine Zuflucht. Teilweise waren sie Leibeigene, die für einen Fluchtversuch mit dem Tode bestraft werden würden. Sie schickten ihre Kinder fort und hofften, sie wiedersehen zu können.

Aus dem Eingang kamen Wachen gelaufen und überquerten den Platz. Sie postierten sich an den Ausgängen und verriegelten die Türen. Die Menschen protestierten und drängten weiter nach vorn. Ein Tumult entstand, der böse enden könnte.

Kjell zog mich beiseite, damit wir nicht in den Aufstand gerieten, und schob mich zur Außenmauer hin.

»Was passiert jetzt?«, fragte ich.

»Quarantäne, denke ich«, meinte Kjell.

»Was ist nach dem 17. Jahrhundert mit der Burg passiert?«, wollte ich wissen. »Werden jetzt alle sterben? Werden wir …«

»Nein«, entgegnete Kjell entschlossen. Er packte mich an den Armen und zog mich in eine Nische. Er sah mir direkt in die Augen. »Wir werden nicht sterben, verstanden? Vielleicht können wir die anderen nicht retten, aber zumindest wir sind sicher.«

»Das heißt, du kennst einen Zauber?«

Kjell sah sich noch einmal um, nur um sicherzugehen, dass wir wirklich unbehelligt blieben, dann lächelte er milde.

»Kenne ich nicht für alles einen Zauber? Also mach dir keine Gedanken. Wir müssen nur diese Quarantäne aussitzen«, versprach er.

»Heute Morgen war doch alles noch in Ordnung«, überlegte ich. »Es wird nicht viele Erkrankte geben, aber wenn alle eingesperrt werden, ändert sich das bald. Wir sollten jetzt eingreifen, bevor es zu spät ist.«

»Wie stellst du dir das vor?«, fragte Kjell. Er schnaubte verächtlich. »Hast du eine Ahnung, was zu dieser Zeit in Norwegen los war? Es gab kein anderes Land, in denen die Hexenverfolgungen schlimmer waren. Du kannst nicht einfach hingehen und Pestkranke heilen. Egal ob du sie rettest oder nicht, sie werden dir unterstellen, mit dem Teufel im Bunde zu sein und wenn sie dich verbrennen, wird das noch gnädig sein.«

»Aber wir können doch nicht einfach zusehen und nichts tun«, widersprach ich.

»Sie sind doch schon tot, Elis«, sagte er eindringlich. »Das hier ist längst passiert und wir sollten uns da nicht einmischen.«

»Das ist doch Schwachsinn. Ich habe dich auch gerettet, obwohl du in meiner Zeit als Geist durch die Korridore streifst.«

»Und das war vielleicht schon der erste Fehler«, warf Kjell mir mit harter Miene vor.

»Das ist nicht dein Ernst, oder?«, fragte ich fassungslos. »Das heißt, du wärst lieber tot, als hier mit mir zu sein? Ich habe mir das mit der Pest auch nicht ausgesucht.«

»So meinte ich das auch nicht«, sagte er.

»Aber das hast du gerade gesagt.«

Kjell atmete tief durch. Er versuchte die Ruhe zurückzugewinnen, die ihm abhandengekommen war, schaffte es aber nicht ganz.

»Wenn du mich nicht gerettet hättest, wärst du jetzt nicht hier und würdest dem schwarzen Tod nicht gegenüberstehen«, zischte er durch zusammengebissene Zähne. »Ich lasse nicht zu, dass du dein Leben riskierst, um Menschen zu retten, die dich foltern und anschließend bei lebendigem Leib verbrennen würden, wenn sie wüssten, wer du in Wirklichkeit bist.«

»Aber mir passiert nichts«, schwor ich. »Mein Buch ist magisch geschützt. Wer es aufschlägt findet nur Kochrezepte. Es wird keine Beweise geben. Ich heile die Menschen und niemand wird Verdacht schöpfen.«

»Ach ja?«, schrie er mich an und deutete auf die Menge. Er senkte die Stimme wieder, die aber noch immer von Wut getragen wurde. »Was glaubst du, hatten sie für Beweise gegen all die Unschuldigen, die sie getötet haben? Die wenigsten Menschen, die als Hexen verurteilt wurden, waren tatsächlich welche. Sie werden dir ein dünnes Seil um dein Fußgelenk binden und dich von einer meterhohen Klippe stoßen. Wenn dein Fuß nicht abreißt, du nicht an den Felsen zerschellst und nicht ertrinkst, nachdem sie dich minutenlang im eisigen Wasser gelassen haben, werden sie dich verurteilen und verbrennen. Und in allen anderen Fällen bist du freigesprochen, aber tot. Das wird nicht passieren!«

»Dann lass mich den Bann brechen«, bat ich.

»Spinnst du?«, warf er mir vor. Meine Bitte war für ihn so abwegig, dass er spöttisch lachte. »Wir sind hier eingesperrt, bedroht von der Pest, umzingelt von Menschen, die nur zu gern einen Schuldigen finden würden, und du willst ein aufwendiges Ritual abhalten, um meine Magie zu befreien? Wo ist da der Sinn?«

»Wie viele Menschen, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt sind, waren tatsächlich Hexen?«, fragte ich und nickte ihm herausfordernd zu.

Kjell legte die Stirn in Falten. »Ich habe keine Ahnung. Viele können es nicht gewesen sein.«

»Eben! Weil eine richtige Hexe sich einfach in Rauch auflöst, falls sie sich überhaupt gefangen nehmen lässt. Aber schau mich an. Wenn sie mich schnappen würden, könnte ich nichts dagegen tun. Ich bin nicht gerade eine Vorzeigehexe.«

»Du bist eine der begabtesten Hexen, die ich je kennengelernt habe«, widersprach er.

Nun war ich diejenige, die lachte.

»Ja und? Was nutzt mir das, wenn ich nur eine Handvoll Zauber beherrsche? Du bist ein richtiger Hexer. Dir könnte niemand etwas anhaben. Du willst, dass ich mich hier sicher fühle? Dann lass mich den Bann brechen.«

Kjell atmete tief durch. Er sah zu den panischen Menschen, die weiter versuchten, durch die Tore zu brechen, dann wieder zu mir. Vehement schüttelte er den Kopf, doch ich sah ihm an, dass sein Entschluss noch nicht feststand. Erwartungsvoll blickte ich ihm direkt in die Augen. Ich brauchte seine Unterstützung, wenn ich das Siegel brechen wollte. Nur er wusste wie.

»Kjell, bitte«, drängte ich.

Er presste die Lippen zusammen und strich sich mit der flachen Hand durchs Gesicht. Ich nickte ihm noch einmal auffordernd zu. Eigentlich war seine Antwort doch schon klar. Wir mussten etwas riskieren, wenn wir sicher sein wollten.

»Wir brauchen einen Plan«, sagte er.

Ich stieß einen Freudenschrei aus, der dank dem Tumult zum Glück keine Aufmerksamkeit auf uns zog.

»Du weißt schon, dass wir uns auch einfach in unser Zimmer einsperren und das Ganze aussitzen könnten, oder?«, fragte er schmunzelnd.

»Könnten wir, aber selbst dann gäbe es keine Garantie für unsere Sicherheit«, meinte ich. »Was, wenn alle hier an der Pest sterben und nur wir überleben? Das sieht dann nicht nur nach Hexerei aus, das ist es dann auch.«

»Wenn alle tot wären, könnte uns aber niemand anklagen«, zwinkerte er mir zu.

2. IN QUARANTÄNE

Ich hatte mich nie als Krankenschwester gesehen. Dennoch war es genau die Arbeit, die ich jetzt verrichtete. Ich war in der großen Halle und versorgte die Erkrankten.

Dank meiner Mutter, die einen Verwaltungsjob in einem Krankenhaus hatte, war ich in meiner Jugend zu einem zweiwöchigen Praktikum gezwungen gewesen – und hatte nur Chaos angerichtet. Ich hatte mehr Zeit damit verbracht, mich mit den Patienten zu unterhalten, als mit meiner eigentlichen Aufgabe, die darin bestanden hatte, den Lagerraum aufzuräumen.

Mir kam es einfach wichtiger vor, meine Zeit den Menschen zu widmen, die niemanden hatten, der sie besuchte. Aber genau das sorgte auch dafür, dass es mir jedes Mal das Herz brach, wenn es einem von ihnen schlechter ging.

Menschen so leiden zu sehen, ertrug ich einfach nicht. Ich bewunderte jene Krankenschwestern und–pfleger, die bei all den schrecklichen Dingen, die sie tagtäglich zu Gesicht bekamen, abhärteten, aber nicht abstumpften.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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