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Auf dem Bouleplatz von Bad Fischbach wird ein Mann brutal niedergeschlagen. Kommissar Lindner und seine attraktive Kollegin Hafer ermitteln und stoßen immer wieder auf Probleme, die sie in ihrer Arbeit behindern. Doch manchmal führt ein wenig Glück zum Erfolg...
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Seitenzahl: 180
Veröffentlichungsjahr: 2019
Gisela Arndt
Mord auf dem Bouleplatz
Kriminalroman
© 2019 Gisela Arndt
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7482-7548-0
Hardcover:
978-3-7482-7549-7
e-Book:
978-3-7482-7550-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Danksagung
Dieses Buch widme ich meinem Sohn, der mir mit viel Geduld bei der Fertigstellung geholfen hat. Ohne ihn wäre es wahrscheinlich gar nicht zu Stande gekommen.
Dieses Buch ist eine reine Erfindung!
Übereinstimmungen mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig!
Vorwort
Also ich bin wirklich eine begeisterte Krimileserin. Englische Krimis sind meine Leidenschaft. Ich weiß nicht, wie viele ich schon verschlungen habe. Besonders die Bücher von Elizabeth George finde ich absolut genial. Sie versteht es, auch als Amerikanerin, die englische Mentalität einzufangen. Auch werden immer wieder englische Landschaften beschrieben, in der die interessanten Mordfälle stattfinden. Natürlich lese ich die Bücher auch deshalb gerne, weil mein Mann und ich oft in England Urlaub machen und wir viele dieser „Tatorte“ kennen. Wenn man schon selbst an den beschriebenen Orten war, ist das was Besonderes.
Auch italienische Krimiautoren finde ich gut. In diesen Büchern fühlt man die Sonne, riecht den Duft der Kräuter, hört die Wellen rauschen und schmeckt das gute Essen. Man geht mit den Personen des Buches durch die alten Dörfchen und die engen Gassen. Ab und zu gibt es sogar Rezepte, die man dann nachkochen kann. Italienische Kommissare haben eine andere Art zu ermitteln. Es herrscht eine „hektische Gemütlichkeit“ oder eine „gemütliche Hektik“.
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich Zugang zu deutschen Krimis gefunden habe. Inzwischen lese ich aber auch deutsche Autoren gerne.
Und nun sind wir in einen echten Krimi geraten. Es ist nicht zu fassen.
Du stehst morgens auf, freust dich auf einen schönen Tag, und am Abend ist nichts mehr wie es war. Du bist plötzlich Teil eines Verbrechens.
Eines der schlimmsten Art. Ein Mord!!
Und dann noch ein Freund und an einem Ort der für Erholung, Spaß, Vergnügen und Freude steht.
Man versteht die Welt nicht mehr.
Mittwoch
Der Kurpark von Bad Fischbach ist eine Oase der Beschaulichkeit in dem lebhaften Städtchen. Mit viel Liebe werden die Blumenbeete von den Gärtnern der Stadt gepflegt und passend zur Jahreszeit bepflanzt.
Es gibt einen Tastgarten für die blinden Mitbürger. Einen Apothekergarten, sowie einen Bauerngarten. Im hinteren Teil befindet sich eine Voliere mit vielen, bunten, exotischen Vögeln. Darüber freuen sich besonders die Kinder.
Im Zentrum des Parks ist ein See. Hier kann man sich im Sommer Ruderboote mieten. Im Winter, falls der See zugefroren ist, wird Schlittschuh gelaufen, Eishockey gespielt und auch die Eisstockschützen haben ihren Spaß.
Viele Möglichkeiten zum Spazierengehen, Walken und Joggen bieten die Wege im Park.
Es gibt eine große, eingezäunte Fläche, die nur für Hunde reserviert ist.
Für die kleinen Mitbürger hat man einen großartigen Spielplatz geschaffen. Auch ein fantasievoller Minigolfplatz ist angelegt worden, der eifrig von Jung und Alt genutzt wird.
Gleich daneben befinden sich die beiden Boule-Bahnen. Die Stadt hat sie erneuert, das heißt vor allem der Belag wurde verbessert. Jeden Mittwoch und Freitag treffen sich schon seit Jahren einige ältere Damen und Herren zum Boule spielen. So auch heute.
Herbert Moser lebt mit seiner Frau Rosina seit ewigen Zeiten in Bad Fischbach. Er ist 72 Jahre alt ,180 cm groß, hager, hat graues, volles Haar. Seine hervorstehende Hakennase ist bemerkenswert. Bei einer Schlägerei in Jugendjahren wurde die Nase gebrochen und dann ist sie nicht mehr richtig zusammengewachsen. Er kümmert sich aufopferungsvoll um seine Frau, die seit einiger Zeit im Rollstuhl sitzt. Seine beiden Söhne leben mit ihren Frauen und Kindern in Rosenheim.
Heute muss er mit Rosina zum Arzt nach Traunstein, dann einkaufen, die Wäsche waschen, Essen kochen und am Nachmittag treffen sich die Boule-Spieler auf dem Platz. Der Tag ist herrlich, Die Sonne scheint, die Luft ist klar ein leichter Wind weht, ein idealer Tag.
12.35
Gestern hatte Herbert gesehen, dass mal wieder ein paar Witzbolde, auf den Boule-Bahnen mit ihren Rädern, tiefe Spuren hinterlassen haben. Deshalb will er etwas früher in den Kurpark, um den Platz wieder in Ordnung zu bringen. Normalerweise fährt er mit dem Rad zum Boulen, aber das wird ihm heute zu knapp. Also nimmt er das Auto und ist dann schon vor 13 Uhr am Parkplatz. Genug Zeit, um die Bahnen wieder in Ordnung zu bringen.
Eigentlich hat er sich beim letzten Treffen furchtbar über den Wolfgang Speck aufgeregt und geärgert und sich mit ihm gestritten. Deshalb wollte er gar nicht kommen.
Aber was solls, Schwamm drüber.
Die Parkscheibe durfte er nicht vergessen. Zurzeit kontrollierten die Damen und Herren der Verkehrsüberwachung sehr gewissenhaft.
100 m hinter den Boule-Bahnen gibt es einen Bretterverschlag der ungefähr 10 m x 15 m groß ist. Hier werden die Arbeitsgeräte der Parkarbeiter aufbewahrt. Dort gibt es auch einen Rechen und ein Brett, um die Bahnen zu ebnen. Herbert legte seine Boule-Kugeln unter der großen, alten Linde ab. Sie glänzten noch, da er sie erst zu seinem Geburtstag vor zwei Wochen geschenkt bekommen hatte. Die Tür vom Verschlag klemmte etwas. Drinnen herrschte ein Durcheinander. Gerade wollte er sich bücken, um den Rechen zu greifen, als er einen Schlag auf den Kopf bekam. Dann noch einen und noch einen und noch einen.
Er war nicht fähig zu reagieren, er schrie nicht einmal, so hat ihn der Angriff überrascht.
Er stöhnte nur.
Er ging zu Boden.
Der Angreifer schlug noch immer zu.
Herbert rührte sich nicht mehr.
Er war tot!
Eine Wolke verdunkelte die Sonne.
Der Zug von München lief an der Haltestelle, Kurpark, ein.
Der Angreifer, ein großer, massiger Mann, packte den Körper von Herbert und warf ihn über die hintere Bretterwand. Der Leiche landete im Gebüsch.
Das Gesicht des Mörders war stark gerötet, wahrscheinlich von der Anstrengung. Die grauen Haare hingen ihm, vom Schweiß nass, in die Augen. Er bemerkte nicht, dass Herbert einen Schuh verloren hatte. Er wischte sein Gesicht und die Hände notdürftig mit einem Lappen ab, der da lag. Sein dunkelgrauer Pullover war mit Blutspritzern übersät. Er zog ihn aus, und legte ihn über den Arm.
Er ging zu der Frau, griff ihre Hand und zerrte sie vom Verschlag auf den Weg und zischte, „Schnell weg.“
Die Frau klein, schmächtig, mit dünnen, ungepflegten Haaren, hatte während des Mordes völlig starr dagestanden. Die Fäuste vor den Mund gepresst, damit sie nicht schrie. Das Gesicht grau, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie zitterte so sehr, dass ihre Zähne klapperten.
Ihr Atem beschleunigte sich, dass sie fast hyperventilierte. Als der Mann sie wegzerrte, stolperte sie und fiel auf die Knie. Er riss sie hoch. Sie gingen dann langsam Richtung See.
Der Angriff hatte keine 10 Minuten gedauert.
Stephan Braun, ein Kunststudent aus München, saß bzw. stand im Zug, der gerade an der Haltestelle des Kurparks angekommen war. Seine übergroßen Bilder wären beinahe umgefallen. Er hatte sie im Vorraum des Zuges eigentlich gut fixiert. Aber anscheinend nicht gut genug. Er schaute aus dem Fenster. Er war in Bad Fischbach aufgewachsen. Auf dem Rückweg würde er bei seinem Vater vorbeischauen.
Aber jetzt ging es erst Mal nach Salzburg. Er durfte seine Gemälde in der Galerie Gaillier ausstellen, eine der bekanntesten Galerien in Salzburg. Das war eine große Ehre und eine Chance für den jungen Künstler. Er war erst 23 Jahre alt, und stand ganz am Anfang seiner Karriere.
Beim Boule-Platz beobachtete er ein seltsames Paar. Er, ein massiger Mann mit fettigem Haar, war sehr grob zu seiner Frau. Sie war gestürzt, und er riss sie brutal nach oben. Anscheinend hat es zwischen den beiden ordentlich gekracht. Offensichtlich hören die Streitereien im Alter auch nicht auf.
Auch er hatte sich gerade im Streit von seiner Freundin getrennt.
Der Zug fuhr wieder los und Stephan freute sich auf Salzburg.
Wolfgang Speck kam kurz nach 13 Uhr am Boule-Platz an. Er ist 70 Jahre alt, wohnt in Burgberg mit seiner Familie. Allerdings hat er seit 2 Jahren eine Freundin, mit der er zum Boulen geht, und auch sonst seine Freizeit verbringt. Beate hatte aber noch in der Metzgerei zu tun, und kommt etwas später nach. Wolfgang ist ein gutaussehender, sportlicher Mann, allerdings eher von der aufbrausenden Sorte. Er geht gerne in die Berge, liebt Radfahren, kocht mit Leidenschaft und ist seit kurzem Rentner. Er hatte eine gutgehende Glaserei. Er konnte das Geschäft nur schwer aufgeben. Allerdings seit drei Monaten ist er ein freier Mann. Er hatte wenig Freizeit. Ständig musste er erreichbar sein. Alles war immer so wichtig und musste sofort erledigt werden. Dann war Schluss. Und jetzt kann er, wie er will, seine Zeit gestalten.
Die Bahnen waren in einem erbärmlichen Zustand. Wolfgang ging zum Verschlag, und holte die Arbeitsgeräte heraus die er brauchte.
Es roch etwas eigenartig.
Margarete Fischer kam mit ihrem Rad zum Platz. Sie ist 65 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem Partner in einer kleinen Eigentumswohnung in Bad Fischbach und wäre heut eigentlich schon weg, in Urlaub. Aber Peter, ihr Freund hatte geschäftlich noch zu tun. So wurde die Bike Tour um einen Tag verschoben. Sie hatten vor nach Frankreich, Paris zufahren. In Versailles ist ein großes Biker Treffen. Das war zunächst ihr Ziel.
Margarete ist eher klein gewachsen, schlank, hat lange, blonde Haare, wahrscheinlich gefärbt, und ist meist stark geschminkt. Außerdem trägt sie viel zu viel Parfum auf. Aber sie ist nett und eine gute Boule-Spielerin.
Sie wunderte sich, dass Wolfgang die Bahnen bearbeitete. Eigentlich wollte das der Herbert machen. Aber der war nirgends zu sehen. Vielleicht gab’s Probleme zu Hause.
Richard Müller kam langsam den Weg, mit zwei Stöcken, vom Parkplatz herunter. Er war wochenlang krank gewesen. Im Winter ist er auf einer Eisplatte ausgerutscht und hat sich das Bein gebrochen. Er hat große Probleme beim Gehen. Er bekam eine neue Hüfte und hat oft Schmerzen im Knie.
Aber jetzt ist er wieder gesund, und freut sich wie ein Schneekönig auf den heutigen Boule Nachmittag.
Richard, mit seinen 88 Jahren, ist der älteste in der Gruppe, hat einen trockenen Humor, ist ein lieber, gutmütiger Kerl, und ein guter Boule-Spieler. Alle mögen ihn und haben vor dem ehemaligen Zahnarzt Respekt.
Clementine Schmied, genannt Tini, ist ein Original von Bad Fischbach. Sie ist 82 Jahre, fit wie ein Turnschuh, fährt viel mit dem Rad, geht ins Fitness Studio, ist lustig und kennt alle Leute. Sie ist, wie auch Richard, eine Boule-Spielerin der ersten Stunde. Es gibt sogar einen Zeitungsartikel mit Fotos, wo alle Gründungsmitglieder abgebildet sind. Sie freut sich sehr als sie Richard erblickt, der ja solange gefehlt hat und setzt sich zu ihm auf die Bank.
Harald Jäger, 67 Jahre, immer schick angezogen, war mal Computer-Spezialist, kommt gerade mit seinem E-Bike angefahren. Er ist der Chef der Boule-Gemeinschaft. Er gibt immer Mal wieder neue Regeln aus, organisiert das Turnier, das jedes Jahr stattfindet, und kümmert sich auch ab und zu um kleine Feiern, die im nahen Sportlerheim stattfinden. Er hat ein paar Probleme mit dem Rücken, und schon eine Bypass Operation hinter sich. Auch er freut sich, Richard wiederzusehen und setzt sich zu den beiden auf die Bank.
Martin Schneider, 86 Jahre, ehemaliger Richter, ein lustiger, freundlicher Mann, gerecht und beliebt bei allen in der Gruppe, kommt ebenso angeradelt. Allerdings ist er nicht gesund. Er hat immer wieder Probleme mit dem Magen. Er muss sich oft erbrechen und keiner weiß warum. Außerdem ist die Leistung seines Herzens sehr schwach, was natürlich auch immer wieder Schwierigkeiten macht. Auch er ist ein Boule-Spieler der ersten Stunde. Er gesellt sich zu den dreien, und begrüßt Richard herzlich.
Beate Fürst kommt mit dem Rad aus Burgberg. Sie hat es doch noch rechtzeitig geschafft. Beate ist die Freundin von Wolfgang Speck. Sie ist 69 Jahre sportlich, immer braungebrannt, freundlich und gutaussehend. Sie und ihr Partner sind erst seit kurzem bei der Gruppe, haben sich aber schnell integriert. Sie ist die ausgleichende in der Beziehung.
Wolfgang ist eher etwas schwierig, und legt sich gerne, besonders mit Herbert, an. Auch sie freut sich, dass Richard wieder mitmachen kann.
Am Parkplatz vom Kurpark treffen gleichzeitig Pedro Martinez, und Gisela und Josef Vogel ein.
Pedro, ein Spanier, eigentlich Baske aus San Sebastian, ist ein sehr kleiner Mann. Er arbeitet ab und zu in der Tapas-Bar, seines Bruders. Dort gibt es unter anderem, die besten Tortillas, der Stadt.
Obwohl er schon seit über 30 Jahren in Deutschland lebt, ist sein Deutsch eher schlecht. Er hat für Gisela und Josef einen 5 Liter Kanister Rotwein aus Spanien mitgebracht. Der wird gleich übergeben, bezahlt, und man macht sich gemeinsam auf zum Boule-Platz. Immer wieder will er die Geschichten vom Jakobsweg hören. Gisela und Josef sind den, Camino del Norte, gegangen und dieser Weg beginnt, und führt durch das spanische Baskenland, der Heimat von Pedro.
Gisela und Josef sind verheiratet, beide 65 Jahre alt, und wohnen im Nachbarort. Sie sind durch eine Freundin zu der Boule-Gemeinschaft gekommen, und freuen sich jede Woche auf die Spiele. Es ist meist sehr lustig, man bewegt sich etwas, ist an der frischen Luft und es kostet nichts. Sie sind ihrer Freundin Elisabeth sehr dankbar, dass sie die Aufnahme bei der Boule- Gruppe, für sie organisiert hat.
Ein lautes Klingeln von hinten kündigt Helmut Brand an.
Er ist ebenso ein Original von Bad Fischbach. Mit seinen 66 Jahren ist er unentwegt unterwegs. Beim Kartenspielen, Stockschießen, Hufeisen werfen und natürlich Boulen.
Er ist lustig und hat immer ein Witzchen parat.
14.00
Beate mischt die Spielkarten, und lässt die Leute ziehen. So werden zwei Mannschaften gebildet, und man spielt immer mit anderen Leuten zusammen, gegen eine andere Gruppe. Das Spiel ist meist sehr leidenschaftlich und jeder kämpft um den Sieg seiner Gruppe. Und, obwohl es um nichts geht, wird das Spiel sehr ernst genommen. Manchmal, zu ernst. Aber meist ist es sehr lustig, und die Zuschauer, die immer wieder auftauchen, haben ihren Spaß.
Das ist besser wie Fernsehen, hat schon so mancher festgestellt.
Tini informiert Gisela, dass sie mal hinter den Verschlag verschwindet. Dort ist man durch Gebüsch vor Zuschauern geschützt, und kann sich erleichtern.
14.30
Es dauert nicht lange und Tini kommt im Laufschritt zurück. Sie schreit, „Dahinten liegt der Herbert, ich glaub er ist tot.“
Momentan sind alle wie vom Donner gerührt. Dann laufen sie, jeder so schnell er konnte, in die Richtung die Tini ihnen zeigte.
Vor dem Körper von Herbert blieben sie abrupt stehen.
Zunächst sagte keiner ein Wort.
Wie zum Spott zwitscherte ein Vogel ein fröhliches Lied.
Der Kopf von Herbert war blutüberströmt. Der Schädel wirkte zerdrückt und eine weißliche, graue Masse quoll heraus. Einige schwarze Schmeißfliegen schwirrten um den zertrümmerten Schädel, und krabbelten auf seinem Gesicht. Die Augen weit aufgerissen. Der restliche Körper lag irgendwie verdreht im Gebüsch.
Tini meinte, „Ich habe ein Handtuch dabei.“ Sie lief zu ihrem Rucksack.
Pedro fluchte auf Spanisch.
Martin sagte, „Mir ist schlecht.“ Er erbrach sich.
Wolfgang ging zu Herbert und fühlte den Puls und schüttelte den Kopf.
Beate und Gisela weinten leise.
Josef legte den Arm um seine Frau.
Richard meinte, „Ich muss mich setzen.“
Helmut sagte, „So was Furchtbares habe ich noch nicht erlebt, da fehlen mir die Worte. Wie brutal ist das denn?“
Tini kam mit dem Handtuch, und bedeckte vorsichtig das Gesicht von Herbert.
Harald überlegte „Wir müssen die Polizei anrufen.“ Was er auch tat.
Die Dame am Telefon, eine Frau Stocker, forderte ihn auf, nichts anzufassen, die Polizei wäre in Kürze da.
Alle versammelten sich bei der Bank und es gingen plötzlich die Fragen los.
Wieso? Warum? Weshalb? Wann? und vor allem Wer? tut sowas Schreckliches. Keiner hatte eine Antwort. Sie diskutierten wild durcheinander. Alle waren tief erschüttert. Keiner wusste Rat.
Als plötzlich eine ältere Dame auftauchte, und rief, „Hallo Wolfgang, was ist denn hier los? Ich denke ihr spielt Boule.“
„Marlene, was willst du denn hier? Das ist wirklich ein ungünstiger Moment, geh schnell wieder, bevor die Polizei kommt.“
Wolfgang war sehr überrascht, dass seine Frau hier auftauchte. Gerade in so einem schrecklichen Augenblick.
„Wieso Polizei, ich wollte euch beim Boule spielen zuschauen. Was ist denn passiert?“
Wolfgang Speck erklärte seiner Frau kurz die schreckliche Situation. Marlene war erschüttert.
Beate bat die anderen Spieler, nichts von ihrer Beziehung mit Wolfgang zu erwähnen.
Man hörte das Martinshorn und die Polizei kam zum Boule-Platz. Jetzt war es für Marlene Speck zu spät, wieder nach Hause zu fahren.
Ein Polizist in Uniform kam auf die Gruppe zu, und stellte sich als Michael Moltke vor. Er war 48 Jahre alt, hatte eine etwas gedrungene Figur, blonde, kurze Haare und ein freundliches, sympathisches Gesicht.
Harald Jäger führte den Polizisten zum toten Herbert. Dieser kritisierte das Handtuch, Tini, die mit gegangen war, sie verteidigte ihre Handlung. „Die Fliegen waren so ekelhaft.“ Der Polizist Moltke fragte, „Sonst haben sie aber nichts verändert?“
„Der Wolfgang Speck hat noch den Puls getastet.
Martin Schneider hat sich erbrochen.“ Er zeigte auf die Stelle.
„Gut, alle Boule-Spieler sollen sich bereithalten, ich werde die Personalien aufnehmen, bis die Kommissare hier sind.“
Er gab den Kollegen noch Anweisungen wegen der Absperrung. Inzwischen war die Spurensicherung in ihren weißen Schutzanzügen, angekommen. Auch hatten sich schon einige Schaulustige eingefunden, die vom Tatort abgehalten werden mussten.
Am Zaun zum Minigolfplatz stand Helmut, und berichtete den Minigolfspielern, was passiert war.
Michael Moltke zückte seinen Stift und nahm den Block. Dann begann er die Leute zu befragen.
Eine etwa 40-jährige, hübsche Frau, mit langen, schwarzen Haaren, einer großartigen Figur und sympathischer Ausstrahlung, schlüpfte unter der Absperrung durch. Sie hatte einen Arztkittel an.
Veronika Gabler, genannt Vroni, die Gerichtsmedizinerin, begrüßte den Polizisten.
„Na, Molly geht’s gut? Was macht die Kunst?“
Moltke, seine Freunde nannten ihn Molly, erhob sich, und ging mit der Ärztin zum Toten.
„Ich habe halt neben der Arbeit nicht so viel Zeit. Aber im Moment proben wir, für „Was ihr wollt“ von Shakespeare. Das wird großartig.“
Michael Moltke spielt in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne Theater.
Die Spurensicherung war schon mit dem Fotografieren fertig. Einer der Männer gab Molly eine Tüte mit einem Handy,
„Das haben wir im Gras gefunden“, sagte er.
Die Ärztin begann mit der Untersuchung.
„Ich mach dann mal mit den Personalien weiter“, meinte Moltke.
Inzwischen kam ein Paar auf den Tatort zu.
Kommissar Thomas Lindner und Kommissar Anwärterin Barbara Hafer. Thomas Lindner war 35 Jahre alt, ca. 180 cm groß, hatte etwas längere, braune, lockige Haare, braune Augen und liebte karierte Hemden. Heute hatte er ein graukariertes Hemd an, eine schwarze Lederjacke und Jeans.
Er war seit fast zwei Jahren in Traunstein, der Leiter der Mordkommission.
Barbara Hafer ist erst seit vier Wochen in Traunstein. Sie kommt aus Straubing, ist 30 Jahre alt, hat schwarze, kurze Haare, blaue Augen, ca. 170 cm groß, schlank, liebt Musik und tanzt gerne. Sie trägt ebenso; Jeans, eine rote Bluse, eine beige Lederjacke.
Sie ist seit der ersten Minute in Ihren Chef verliebt.
Der hat aber nur die Arbeit und seine Musik im Kopf.
Die Kommissare begrüßen Moltke. Der setzt sie ins Bild, und führt sie zur Leiche.
„Hallo Vroni, was hast du für uns“, fragte Lindner und gab der Ärztin die Hand.
„Darf ich vorstellen, Barbara Hafer, unsere Anwärterin.“
„Schön sie kennenzulernen.“ Sie begrüßte Barbara freundlich.
„Ja, wir haben hier einen ungefähr siebzig jährigen Mann, der mit einem harten, stumpfen, runden Gegenstand ermordet wurde. Der Schädel wurde zertrümmert. Und zwar so brutal, dass man davon ausgehen kann, dass eine riesige Portion Wut dabei war. Ich kann keine Spuren von Gegenwehr entdecken, sodass ich behaupte, er wurde vom Angriff überrascht. Er ist noch nicht lange tot, vielleicht zwei Stunden, höchstens drei. Genauer nach der Obduktion.“
„Wir haben also eine Tatzeit sagen wir ab 12.30 Uhr bis 14.30 Uhr“, überlegt Thomas.
Die Ärztin berichtete weiter. „Er wurde an einem anderen Ort umgebracht. Wahrscheinlich im Verschlag, und wurde dann hierhergebracht oder man hat ihn über diesen Zaun geworfen. Dies weist auf eine große Kraft hin oder, der Täter hatte Hilfe.“
Toni, von der Spurensicherung kam mit einer Plastiktüte auf sie zu.
„Das haben wir im Verschlag gefunden, eine blutverschmierte Boule-Kugel, und hier“, er zeigte auf eine zweite Tüte, mit einem blutverschmierten Lappen.
„Da hat der Täter sich die Hände abgewischt. Er wurde mit seiner eigenen Boule-Kugel getötet.“ In einer dritten Tüte war ein Schuh, der dem Opfer gehörte.
„Das ist dann wohl der Beweis, dass er im Verschlag getötet wurde. Das kommt alles in die KTU. Vielleicht gibt es Fingerabdrücke und DNA-Spuren.“
Moltke war mit den Personalien fertig, brachte das Handy und gab es Lindner.
„Das Handy auch.“
„Wir werden jetzt die Leutchen befragen, am besten zuerst die ältesten Herrschaften.“
„Barbara, du schreibst alles mit“, sagte Thomas.
Richard Müller kam als erster dran, er erklärte, dass er lange krank war und heute zum ersten Mal seit langer Zeit beim Spielen wieder dabei sein konnte. Über Herbert Moser konnte er nur sagen, dass er schon jahrelang bei der Gruppe dabei war, ein leidenschaftlicher Spieler mit immer Mal wieder cholerischen Ausbrüchen, aber im Großen und Ganzen ein netter Kerl war. Auf die Frage, wann er am Platz war, meinte er „um ca. 13.30 Uhr. Der Wolfgang Speck und Margarete Fischer waren schon da.“
Martin Schneider sagte im Prinzip dasselbe. Er meinte noch, dass Herbert schon gerne gestritten hat, aber eigentlich in Ordnung war. Er war kurz nach halb zwei da.
Margarete Fischer erzählte. „Ich bin sehr gut mit Herbert befreundet, und es hat beim letzten Treffen einen großen Streit zwischen Herbert und Wolfgang Speck gegeben. Sie sind wutentbrannt auseinander gegangen. Der Herbert hat halt immer kritisiert, wenn ein Spieler mal nicht so gut geschossen hat. Aber das war im Eifer des Gefechts. Er meinte es nicht böse.“
Margarete fragte, „Kann ich denn morgen in Urlaub fahren?“