Mord auf Libori - Barbara Meyer - E-Book

Mord auf Libori E-Book

Barbara Meyer

3,7

Beschreibung

Paderborn im Ausnahmezustand: Die Libori-Kirmes verwandelt die Stadt neun Tage lang in eine einzige Festmeile. Der Duft von gebrannten Mandeln wetteifert mit dem des Weihrauchs, der zu Ehren des Stadtheiligen reichlich verbrannt wird. Doch ausgerechnet im riesigen Weihrauchfass vor dem Dom wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ein missglückter Exorzismusversuch, meint die Polizei; so etwas komme in Paderborn vor, und Indizien dafür gäbe es auch. Therese Urban kennt das Mordopfer und vermutet andere Motive. Zusammen mit Kirmesbeschicker Uwe bringt sie Licht in düstere Intrigen.

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Barbara Meyer, Jahrgang 1948, ist in und um Paderborn herum aufgewachsen, studierte dort Mediävistik und Allgemeine Literaturwissenschaften und lebt seit Jahrzehnten in der Nähe des Doms. Sie arbeitet als Autorin für Regional- und Familiengeschichte. Im Emons-Verlag erschienen ihre historischen Kriminalromane »Im Schatten des Doms« (2008) und »Mord im Hochstift« (2010) sowie aus der Gegenwart der Kriminalroman »Fastenzeit« (2009).

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

© 2010 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch, Berlin eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-006-3 Ostwestfalen Krimi Originalausgabe

Sey gegrüsset, o Libori!

Dessen Namen, Ehr und Glori,

Gott auf Erden groß gemacht,

Seyd gegrüsst, o ihr reine

Und beglückte Leibs-Gebeine,

Die aus Franckreich hergebracht.

Gib, daß mich und meine Nieren

Keine Pein des Steins berühren,

Und was sonsten schmertzlich fällt:

Dann diß alles kanst du heilen,

Und darwider Hülf ertheilen,

Als ein Artzt von Gott gestellt.

Quaal und Kranckheit an den Lenden,

An den Füssen, an den Händen,

An dem Aug und gantzen Leib;

Wie auch alle Fieberschmertzen,

Alle Noth und Angst des Hertzen,

Als ein Helffer von mir treib.

Doch vor allen, meiner Seelen

Helff, und laß sie nicht verfehlen

Von dem Weg der Seligkeit!

Wil der Satan mich bestreiten,

Und von meinem Gott verleiten,

Kehr ihn ab von meiner Seit.

Paderborner Liboriuslied aus dem 18. Jahrhundert.

Heute wird eine modernisierte Fassung gesungen.

EINS

Ein blaues Licht stahl sich durch die Weihrauchwolken. Die Julisonne erleuchtete die bunten Fenster des Hohen Doms, doch weit kamen ihre Strahlen nicht. Nur der blaue Schimmer erkämpfte sich seinen Weg, bis er zwei Reihen vor Lioba Keller auf einen polierten Glatzkopf fiel. Sofort verwandelte sich der Mann in einen fahlen Außerirdischen.

Oder in einen Dämonen.

Dass Sankt Liborius solche Monster vertrieb, war wohl nicht zu erhoffen. Er war nur der Steinheilige. Nieren- und Gallensteine hatte Lioba nicht, aber auf ihrem Weg lagen Stolpersteine genug. Wenigstens die sollte er wegräumen.

Dicht an dicht standen die Gläubigen. Der Weihrauch hatte keine Chance, zu Boden zu sinken. Und immer noch wurde am Altar geräuchert, zu Ehren des Heiligen, der in seinem gold glänzenden Schrein nichts davon merkte. Lioba dagegen stieg der harzige Qualm in die Nase. Aber wenn ihr schlecht würde – umfallen konnte sie nicht. Eng an sie gedrückt stand neben ihr Carsten Stieglitz, Ratsherr der christlichen Union und ihr Chef, der in gefühlvollem Ton mitsang, als die Orgel das Liborilied anstimmte. Das dicke Muttermal neben seiner Nase zuckte im Takt.

»Sei gegrüßet, o Libori, dessen Namen, Ehr und Glorie…«

»Glori«, sangen die Leute, damit es sich reimte.

Stieglitz legte seine Hand auf ihre Schulter. Mit der anderen reichte er ihr das Gesangbuch. Mitsingen sollte sie. Lioba zuckte mit den Schultern, lächelte ein wenig, obwohl ihr nicht danach zumute war, und schüttelte den Kopf. Er schaffte es, weiterzusingen und dabei zurückzulächeln.

Die Eltern würden sie kreuzigen, wenn sie Lioba hier sähen. Nicht einmal den Besuch im Dom würden sie ihr verzeihen, geschweige denn, dass sie später mit den Kollegen noch die Kirmes besuchen wollte. Sündhafter Pomp und Versuchungen des Satans, würde ihre Mutter sagen. Lioba konnte es nicht mehr hören.

Vom Gerede von der »heiligen Lioba«, das über sie im Büro umging, hatte sie auch genug. Weil sie es widerlegen wollte, war sie mitgekommen. Auch, um Spaß zu haben. Verbotenen Spaß. Aber ihren eigenen.

Zu Hause hatte sie lügen müssen. Wieder fühlte sie im Rücken ein Frösteln, als stünde ein Dämon hinter ihr. Der Vater würde sie nicht nur zur Rede stellen, wenn herauskam, dass sie sich lasterhaften Vergnügungen hingegeben hatte.

Verstohlen sah Lioba sich um. Nirgends tat sich eine Lücke auf. Sie stand eingekeilt zwischen ihren Kollegen, die sich in der Menge ebenfalls kaum rühren konnten. Tobias Neudeck auf ihrer anderen Seite bedachte den Chef mit finsteren Blicken. Lioba drehte die Schultern ein wenig, und Stieglitz nahm die Hand weg. Tobias war einer der Bauleiter in ihrer Firma, der jüngste und bestaussehende von allen.

Bisher hatte Tobias Lioba kaum bemerkt, wenn er im Büro zu tun hatte. War er etwa eifersüchtig auf den Chef? Schon vor dem Dom hatte sich Tobias an ihre Seite gedrängt.

»Und im Tod verlass uns nicht«, sangen die Leute, übertönt von Stieglitz’ inbrünstiger Stimme neben ihrem Ohr. Sie hatte in der Zeitung gelesen, dass der Erzbischof die Liedzeile zum Motto des diesjährigen Liborifests erhoben hatte. Der Bischof selbst vorne am Altar sah nicht so aus, als dächte er beim Feiern dauernd an sein Lebensende.

Stieglitz reckte den runden Kopf noch ein wenig höher und sang: »… immerdar mit Gott vereint.« Es war der Schluss des Liedes. Lioba atmete auf.

Von der Seite her schaute Stieglitz sie an, ein Lächeln im geröteten Gesicht, wodurch sich mit dem Mundwinkel auch das Muttermal in die Höhe schob. Das dunkle Mal störte den sympathischen Eindruck keineswegs, den Stieglitz’ Schokoladenseite erweckte. Sein Gesicht zerfiel in zwei völlig unterschiedliche Hälften, und Lioba hatte beide kennengelernt. In seinem schwarz umrandeten Brillenglas spiegelte sich das Licht der Kerzen, die auf dem Altar den goldenen Schrein beleuchteten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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