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Ein junger Staatsanwalt aus bürgerlichen Verhältnissen trifft auf Lilly, eine junge attraktive Frau aus vermögendem Hause. Diese harmonische Verbindung wird immer wieder durch unerklärliche Ereignisse auf die Probe gestellt. Stets auf der Suche nach der Wahrheit, der Gerechtigkeit verpflichtet verrichtet er seine Arbeit. Plötzlich mittendrin. Wer übt wo Einfluss aus, ist er selber Werkzeug oder Opfer. Kann er dem demokratischen Staat dienen? Für wen soll er sich entscheiden? Ist unsere Gesellschaft auf dem Weg zum allmächtigen Überwachungsstaat oder haben einzelne Gruppen den Staat schon so weit unterwandert, dass ihr Einfluss für jedermann sichtbar ist, wenn er bereit ist zu sehen? Antworten zu diesen Fragen erschließen sich nur quälend langsam.
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Seitenzahl: 365
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Ein junger Staatsanwalt aus bürgerlichen Verhältnissen trifft auf Lilly, eine junge attraktive Frau aus vermögendem Hause. Diese harmonische Verbindung wird immer wieder durch unerklärliche Ereignisse auf die Probe gestellt. Stets auf der Suche nach der Wahrheit, der Gerechtigkeit verpflichtet verrichtet er seine Arbeit.
Plötzlich mittendrin.
Wer übt wo Einfluss aus?
Ist er selber Werkzeug oder Opfer?
Kann er dem demokratischen Staat dienen?
Für wen soll er sich entscheiden?
Ist unsere Gesellschaft auf dem Weg zum allmächtigen Überwachungsstaat oder haben einzelne Gruppen den Staat schon so weit unterwandert, dass ihr Einfluss für jedermann sichtbar ist, wenn er bereit ist zu sehen?
Antworten zu diesen Fragen erschließen sich nur quälend langsam.
Ein Tresor in den Bergen, mein Leben dort vergraben.
Der Zugang ist versperrt.
Nur die Flagge gibt ihn frei.
Onkel Paul
Lilly kennenlernen
Alltag Referendariat: Betrug
Treffen mit Christian
Wanderjahre
Ein ganz besonderer Betrugsfall
Krankenhaus
Besuch im Büro
Antrittsbesuch Köln Hahnwald
Frühstück mit Lilly
Hochzeit in der Wolkenburg
Urlaub im Chalet
Lilly, eine tolle Beifahrerin
Grafenberg
Eine unglückliche Lilly
MarieSofie im Anmarsch, unsere kleine Familie
Philipp und ich diskutieren
Telekommunikation und Internet
Türkischer Mokka
Lilly feiert
Unser erstes Baby
Cheko
Lillys Malerei
Schule
Bergwandern mit Harald
Flucht ins Sauerland
Erstes Frühstück nach Sauerland
Streit ums Internat
Alexander krank
AuPair
Superverbrecher
Abschied von MarieSofie
Crash
Lilly wütend
Eine stürmische Nacht
Der Tag danach
Borelli nach Mord
Edgar
Manuel und geheimnisvolle Mächte
Rückkehr von Fuerte….
Endlich Ruhe
Fortbildung Organisierte Kriminalität
Zumwinkel Mappe
Ich treffe die Organisation
Angriff auf Lilly
Edgar kommt erstmals zu mir, um über Software zu reden
Edgar hat Kontakt mit der Organisation
Edgar kommt nach dem Verkauf der Software zu mir
Edgar stirbt
Ausstellung in Moskau
Schlechte Nachrichten
Prof. Zakowski
Lillys Geständnis in Moskau am Krankenbett
REHA: Lilly vier Wochen in der Eifel
Hajo kommt, outet sich als Edgars Partner
Lilly erklärt den Mord
Schweizer Tresore
Fotos
Epilog
Auf allen Beerdigungskränzen und Bändern stand:
Paul Wegener
Mein eigener Name. Es traf mich hart.
Der Pastor sprach von ihm, dennoch hörte ich ständig meinen Namen. An der eigenen Einäscherung teilzunehmen war eine skurrile Erfahrung, die ich jedem gerne ersparen möchte.
Die Trauerfeier war fast vorüber, da rief mich mein Vater zu sich.
„Dein Onkel Paul hat mir vor Jahren diesen Brief übergeben, ich soll ihn dir nach seinem Tode geben.“
Ich war mehr als verblüfft.
Onkel Paul, mein Patenonkel, hatte in unserer Familie einen zwielichtigen Ruf. Vor vielen Jahren verkehrte er noch regelmäßig mit seinem Bruder, meinem Vater. Dann hieß es, er sei in Afrika und mache sich nützlich. Ich hörte allerdings Monate nach meinem Abitur noch einmal von ihm. Damals hatte er mir aus dem Kongo geschrieben und einen fetten Schein als Glückwunsch dazu gelegt. Ich hatte mich bedankt, aber danach nie mehr etwas von ihm gehört.
Heute war er in seinem Geburtsort Hürth beigesetzt worden. Seine Einäscherung hatte unsere Familie vor dem Problem bewahrt, ihn in die für meine Großeltern und Eltern vorgesehene Grabstätte zu legen. Da wäre es sehr eng geworden, außerdem gehörte er seit Jahren nicht mehr dazu.
Ich nahm den Brief an mich und wollte ihn in Ruhe, jedenfalls nicht hier bei der Beerdigungsfeier, lesen. Der Alltag hatte mich wieder.
Am Abend öffnete ich den Brief:
„Mein lieber kleiner Paul,“
Erst jetzt fiel mir auf, dass mein Vorname etwas mit ihm zu tun haben könnte und er damals unserer Familie sehr nahe gestanden haben musste, wenn man einen Sohn nach ihm benennt.
wahrscheinlich bist du heute ein stattlicher junger Mann, der seinen Platz in der Gesellschaft sucht und findet. Ich habe in meinem Leben viele Fehler gemacht, ich verzeihe deinen Eltern, dass sie mich von dir ferngehalten haben. Dennoch wünschte ich mir nichts sehnsüchtiger, als dir etwas von meiner Lebenserfahrung weiterzugeben. Lange Zeit betrachtete ich dich wie meinen eigenen Sohn. Ich habe zwar mehrmals geheiratet, aber nie Kinder bekommen. Wenn ich welche bekommen hätte, sollten sie so sein wie du. Vielleicht erinnerst du dich gar nicht mehr daran, dass wir früher zusammen Fußball gespielt haben, du warst sehr flink und geschickt. Ich war sehr stolz auf dich. Meine Gedanken waren oftbei dir. Dann musste ich den Kontakt abbrechen, mein eigener Bruder trennte uns, zu deinem Besten, wie er sagte. Ich hoffe, er hatte Recht, sonst wäre der Preis zu hoch gewesen.
Ganz dunkel erinnerte ich mich daran, mit ihm auf dem Bolzplatz, zusammen mit meinem Vater gespielt zu haben. Nach meiner Kinderkommunion sah ich ihn ein letztes Mal, damals kam er mir schon viel älter vor als mein Vater, obwohl ich heute weiß, dass er der jüngere von den beiden war. Er hatte einen mächtigen, struppigen, roten Bart, ich saß wie ein Zwerg neben ihm und lauschte seinen Worten. Er war Pater in Afrika, bei den Schwarzen, um ihnen Gott näher zu bringen. Das hatte mich mächtig beeindruckt, zumal ich damals schon Messdiener war. Dann las ich weiter.
Ich möchte dich nicht mit meinem Leben belasten, dennoch habe ich Dinge, die ich dir gerne mit auf den Weg geben möchte. Ich wünsche dir in deinem jungen Leben mehr Glück, als ich es hatte, deinen Vater möchte ich um Verzeihung bitten, dass ich Schande über die Familie gebracht habe. Ich schließe mit einer herzlichen Umarmung und einem Kuss auf deine Stirn.
Dein Onkel Paul
Dieser Teil des Briefes war zu Ende, es gab aber noch mehr Blätter.
Ich nahm ein weiteres Blatt zur Hand.
Dieser Brief ist nur für Paul.
Der andere Teil war doch auch an mich adressiert.
Was erwartete mich?
Zeige meinem Bruder zunächst nur den ersten Teil dieses Briefes, wenn er es möchte.
Dieser Teil hier ist nur für dich alleine bestimmt.
Ich hatte mir fest vorgenommen, dich in deinem Leben zu begleiten, dir mehr über das Leben zu erzählen, das dein Vater in guter Absicht nicht an dich heranlassen wollte. Er hat immer an das Gute in jedem Menschen geglaubt. Leider habe ich andere Erfahrungen gemacht. Man hat mich gezwungen, Dinge zu tun, die den netten Leuten bei euch nicht mal im Kino begegnet sind. Vielleicht kann ich durch dich etwas wieder gutmachen. Du bist intelligent, konntest früh logisch denken.
Halte die Augen offen, alles liegt vor dir, wenn du gelernt hast zu sehen, kannst du Dinge und Zusammenhänge erkennen wie ein Fährtenleser.
Dazu gehören natürlich auch, falsche von echten zu unterscheiden. In den Medien werden die naiven und gutgläubigen Menschen jeden Tag belogen. Die Dinge spielen sich jedoch ganz anders ab. Da spricht jemand davon, man müsse den Armen unbedingt helfen. Statt Saatgut zu schicken und Brunnen zu bauen, schickt man Söldner, die mit einheimischen Rebellen planmäßig Krieg führen. Du sagst, die seien alle arm, da gebe es doch nichts zu holen. Aber selbst wenn ich ein Land planmäßig entvölkert habe, stehen mir die Rohstoffe oder die Nähe zu einem anderen interessanten Land offen. Ich gewinne immer. Land war zu allen Zeiten wertvoll. Denke nur an die amerikanische Geschichte, die Auswanderer haben sich nach und nach das Land der Indianer, - die waren nun mal zuerst da - unter den Nagel gerissen. Damals war das Land noch nicht so wertvoll wie heute. Man hat sie betrogen, verdrängt, vertrieben, ihnen schlechtes Land, die Reservate, zum Tausch angeboten. Die Begründung war ganz einfach, es geht nicht, dass man Land so ineffektiv nutzt wie die Indianer, das tut jedem Geschäftsmann in der Seele weh.
Heute gibt es keine Rückfragen mehr, die Geschichte ist gelaufen. Aber da gibt es noch andere Gegenden in der Welt, aus denen man mehr machen kann.
Das einzige, was ich dir vermachen kann, ist dieser Rat. Halte immer die Augen auf, vertraue niemandem, widerstehe der Versuchung, schnell reich zu werden.
Und da ist noch etwas, ich hatte ja nie eine Familie. Ich habe gespart, ohne genau zu wissen, für wen. Als Söldner lebt man in den Tag hinein, er kann der letzte sein. Ich möchte, dass du studierst, deshalb habe ich bei meinem einzigen Freund etwas für dich hinterlegt. Er weiß, dass du kommen wirst. Er wohnt auf Fuerteventura und hat dort eine Segelschule aufgemacht. Er heißt mit bürgerlichem Namen Hans-Peter Kleinen. Diesen Namen benutzt er nicht mehr, deshalb habe ich ihn als Codewort mit ihm ausgemacht.
Bestelle ihm Grüße von Paul, dem Verwegenen, dann wird er sich erinnern. Auf Fuerte heißt er Manuel de los Santos und wohnt in Jandia. Ruf ihn an, verabrede dich mit ihm. Er wird dir etwas von mir geben, das dein Leben bereichern wird.
Dein Onkel Paul.
Ich las an jenem Abend den Brief öfter als zehnmal, er gab mir mehr Rätsel auf als Antworten. Ich zeigte den ersten Teil meinem Vater, der zwar immer noch ärgerlich auf ihn war, aber seinen letzten Wunsch respektierte.
Den Brief versteckte ich in meinem Lieblingsbuch und beschriftete den neuen Umschlag mit an Paul Wegener.
Vielleicht sollte ich erzählen, wie alles begann.
Nach meiner glücklichen Kindheit mit meinem Bruder und ohne erkennbaren Wohlstand hatte ich meinen Weg über die Universität genommen. Meine Karriere verlief gerade, ohne besondere Höhepunkte.
Alles brauchte seine Zeit.
Ich hatte mich schon immer für Logik und den Sinn von Worten interessiert, daraus wurde logischerweise ein Jurastudium. Es schmeichelt dem Geist, wenn man einen Text, den andere gar nicht oder erst nach wiederholtem Nachfragen verstehen, auf Anhieb verstehen und analysieren kann. Gesetzestexte sind nicht für das Volk gemacht. Einen Text nicht buchstabengetreu zu befolgen, sondern seine möglicherweise beabsichtigten Spielräume auszuloten, machte mir enorme Freude. Kollegen baten mich regelmäßig um meine Einschätzung in kniffligen Fällen. Das bestätigte mich in meiner Selbsteinschätzung, die manche vielleicht als überheblich bezeichnen würden. Ich für meinen Teil sonnte mich in meinem Intellekt.
Mein lieber Freund Wummi, mit bürgerlichem Namen Bernd Wumbach und ich hatten es uns redlich verdient. Frisch examiniert, die Plackerei hatte ein Ende. Jetzt wollten wir ein wenig Spaß. Obwohl wir finanziell nichts auf der Tasche hatten, waren wir wohl bei einer Bierlaune auf die Idee gekommen, Ski zu laufen. Natürlich nicht irgendwo. Unser neu erwachtes Selbstbewusstsein trieb uns in die Schweiz, nach Saas-Fee. Vielleicht gab es hier auch Leute wie uns. Die meisten brauchten sich aber bestimmt jedoch keine Skiausrüstung zusammenzuborgen und die Reise mit einem Vorschuss, besser einem Familienkredit zu finanzieren. Alles war teurer als erwartet. Da mussten wir durch. Ich hatte noch nie auf Skiern gestanden, Wummi schon einige Male in Winterberg und in Todtnauberg im Schwarzwald. Seine Familie kannte diese Tradition, in unserer Familie musste ich die Sinnhaftigkeit eines Skiurlaubs noch erklären. Niemand aus unserer Familie hatte je auf Skiern gestanden. Vielleicht war das ein weiterer Versuch, mich von zu Hause abzunabeln, neue Wege zu beschreiten, mein Selbstbewusstsein zu stärken. Im Augenblick waren wir gut drauf. Ein Jurastudium abgeschlossen, viele hatten mir davon abgeraten, ich solle lieber zum Finanzamt gehen. Die Ungewissheit eines Abschlusses war auch meinem Vater immer bewusst gewesen, dennoch hatte er mich ermutigt, mein Vorhaben umzusetzen. Bald würde das Referendariat und danach die zweite Staatsprüfung folgen, das würden wir auch noch hinbekommen. In nicht allzu ferner Zukunft würde ich mich Volljurist nennen dürfen. Ich strebte in den Staatsdienst, ich war kein Typ für den freien Markt.
Richter oder Staatsanwalt konnte mir gefallen. Abwägen und argumentieren ohne die Angst, morgen ohne Klienten dazustehen.
Wummi und ich wohnten in einem kleinen Appartement, sinnigerweise Frohsinn genannt, in der Nähe der Luft-Seilbahn Hannig. Wir konnten uns selber bekochen. Ein eigener Kühlschrank war in solchen Zeiten Gold wert.
Wir meldeten uns am zweiten Tag in der Skischule an. Wummi hatte sich in den Kopf gesetzt, mich nicht wie üblich in der Idiotengruppe im Kreis laufen zu lassen, tagelang aufstehen, hinfallen, eben Grundkurs eins. Also war er mit mir am ersten Tag auf den Idiotenhügel hinter unserem Appartement gestiegen und scheuchte mich den Hang hinauf. Hinunter ging’s leichter, wenn auch plötzliche Stürze die Vorstellung von eleganten Schwüngen jäh zunichte machten. Da musste ich durch. Wummi kannte kein Pardon. Ich dampfte wie eine alte Dampflok.
Ohne Lift nur mit Muskelkraft mit seitlichen Schritten aufsteigen, ich fand es schrecklich. Am Abend musste ich ihn natürlich belohnen, er hatte sich solche Mühe mit mir gegeben. Immerhin konnte ich leidlich einen linken Bogen fahren. Selbstständig aufstehen, wieder die Bretter anschnallen oder auch nur am Hang stehen, ohne unfreiwillig unterwegs zu sein. Er gab mir sogar ein Löbchen, weil ich so zäh geübt hatte.
Am nächsten Tag begann der Kurs, wir mussten vorfahren und wurden in Gruppen eingeteilt. Wummi stellte sich mir zuliebe etwas ungeschickter an, wir hatten Glück und kamen in dieselbe Gruppe. Nicht, dass wir nicht alleine sein könnten, aber er kannte das schon, Skifahren geschieht nicht nur auf den Brettern. Und da wollte er auf jeden Fall dabei sein, wenn ich mich um die weiblichen Teilnehmer kümmerte. Man könnte meinen, dass ich keine abbekommen würde, aber es dauerte eben schon mal länger, bis eine anbiss. Dann konnte Wummi mit seinem losen Mundwerk mal hilfreich sein, aber genauso gut konnte er mit einem Satz die Arbeit von Stunden zunichte machen. Wir hatten seit der Schulzeit alles zusammen gemacht. Er kannte alle meine Stärken und Schwächen, ich die seinen. Diesmal hatten wir uns einiges vorgenommen. Frauen ja, aber bloß nichts Ernstes.
Das Leben hatte ja gerade erst wieder begonnen.
Nächte über den Büchern, teure Repetitionen über Monate.
Kein Gedanke mehr daran.
Der zweite Tag. Meine Kenntnisse über Gewichtsverlagerungen hatten dank eines guten Tipps schnell zugenommen. Nur die ersten drei hinter einem Skilehrer haben das volle Programm, also lotste mich Wummi in diese Position, ich versuchte einfach alles nachzumachen, was der Skilehrer vormachte. Natürlich hatte der Skilehrer kein Auge für meine Technikprobleme, er kümmerte sich mit Hingabe um die ungeschickten Hennen im Kurs. Je ungeschickter, desto mehr Lob. So sind sie halt, die Herren Skilehrer, immer einen flotten Spruch auf den Lippen. „Beine zusammen, was
ihr heute Abend macht, geht mich nichts an.“ und so weiter. Es machte ihm Freude, die jungen Frauen in Verlegenheit zu bringen. Er wusste, da fällt immer irgendwas für ihn ab. Er nutzte seine Arbeitszeit zur Vorbereitung seiner Freizeit, das war nicht zu übersehen. Wenn’s nicht klappte, egal, morgen kamen wieder Neue.
In der Mittagszeit hatten wir immer viel Spaß auf einer der Hütten, dort trafen sich alle Kurse. Es gab viele hübsche Frauen, auch wenn sie sich saisonbedingt sehr verhüllt hatten. Ich fahre ja auf Mädchen mit lustigen Mützen voll ab, irgendwie sehen die dann noch leckerer aus.
Wummi hatte immer sofort Kontakt am Tisch, wir saßen auf Bänken dicht gedrängt, da kommt man sich schnell näher. Eben noch unterhielt er sich mit einer hübschen Schwedin, dann mit einer aus Wermelskirchen, Wummi hatte seine Freude. Bei dem Lärm und Getöse hatte ich weniger Glück, ich geriet an eine aus München, die nur auf Bayerisch über den Leberkäse meckerte. Es gab kaum etwas, was sie nicht schon besser erlebt hatte, selbst der Schnee kam schlecht weg.
Da hatte sie in mir natürlich den Experten schlechthin erwischt. Ich war froh, dass ich wieder am Hang stand, während Wummi noch schwärmte und Pläne machte. Nach einigen Tagen hatte ich das Gefühl, jeden Hang einigermaßen planvoll bezwingen zu können. Ich war soweit zufrieden. Mit den Frauen hatte es noch nicht geklappt. Ich war abends geschafft wie selten und alleine wollte Wummi nicht ausgehen.
Zwei Tage vor dem Ende unseres Urlaubs sah ich in der Mittagspause eine Frau, die mir den Atem verschlug. Zierlich, mit einer blonden Lockenpracht unter der Mütze. Ich hatte sie am Hang beobachtet, wie sie elegant den Hang mühelos hinabglitt. Um sie herum eine Schar von Gockeln. Als sie am Nebentisch Platz nahm, hatte ich das Gefühl, ich müsste zu ihr gehen. Was sollte ich ihr sagen? Sie sei schön, ich hätte Interesse, dann hätte ich mich in die Schlange einreihen können. Ich hörte, wie sie sprach. Wie sie lachte, ging mir durch und durch, ein Lachen mit einem tiefen Kickser. Ihre Altstimme war ruhig und entspannt, selbst wenn einige der Burschen sich gegenseitig mit Gags und lustigen Geschichten übertrafen. Sogar ich musste manchmal mitlachen. Ich muss gestehen, sie hatten gute Stories drauf, durch Smalltalk in Diskotheken gestählt. Da hatte ich keine Chance. Sie sah einfach hinreißend aus. Dann schaute sie zu mir herüber. Ihre blauen Augen fixierten mich, sie lächelte mich an, ohne im Sprechen innezuhalten. Dieser Blick schaute in mein Innerstes.
Ich wollte sie unbedingt wiedersehen.
Es war hoffnungslos.
Unser Urlaub kurz vor dem Ende.
Die Urlaubskasse pfiff aus dem letzten Loch.
Umgeben von durchtrainierten schönen Mitbewerbern.
Das würde nichts.
Ich beobachtete sie weiter, möglichst unauffällig, ich konnte nicht herausfinden, welcher der Männer ihr Favorit war. Sie war zu allen nett, aber mehr konnte ich nicht erkennen. Scheinbar war ich zu ungeschickt, jedenfalls erwischte sie mich ein zweites Mal. Ihre Augen waren wunderschön. Diesmal nahm sie sich Zeit und schaute mir länger in die Augen. Vielleicht kam es mir auch nur so vor. In mir brodelte es.
Ich wurde rot.
Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren rot geworden zu sein. Sie schmunzelte, zeigte ihre unwiderstehlichen Grübchen und wandte sich wieder ihren Freunden zu. Es war erkennbar, dass sie sich hier gut auskannte, sie kannte alle Diskotheken, Restaurants und Insidertipps. Sie trug einen schicken pinkfarbenen Skioverall, den sie beim Essen im oberen Bereich abgelegt, besser aufgerollt hatte, die Sonne war ja auch schön warm. Ihr Pullover war unaufdringlich, ich konnte nur sehen, dass sie auch oben herum sehr schlank war. Ihr Unterkiefer war ausgeprägt, vielleicht etwas kantig, dennoch machte sie einen überaus zierlichen und fast zerbrechlichen Eindruck. Ihr Gesicht war gebräunt, zu den blonden Locken ein schöner Kontrast.
Plötzlich wurde ich aus meinen Träumen gerissen. Wummi meinte, „Sprichst du nicht mehr mit mir?“ Ich hatte ihn nicht gehört. Als ich ihm später am Hang dezent andeutete, dass mir die Kleine am Nebentisch gefallen hätte, meinte er nur:
„Die kannst du vergessen, die ist total verwöhnt. Ich hab auf dem Klo gehört, wie sich ihre Freunde unterhielten. Die sagten, die ist nicht zu knacken, ist weder verheiratet noch verlobt. Die waren völlig fertig, dass keiner von ihnen ein Bein an die Erde bekam. Immer höflich und dann Tschüss.“
Alles hatten sie versucht, Runden zu schmeißen in der Diskothek, anspruchsvollere Themen anzugehen, sie reagierte immer gleich. Freundlich und unverbindlich.
Einer hatte sich sogar bei seinen Kumpels Geld geliehen, um ihr den teuersten Drink zu spendieren, den der Laden hergab. Eine glatte Fehlinvestition.
Es wurde Zeit für den Aufbruch, der zweite Teil des Kurses am Nachmittag stand an. Vorher ging ich noch mal zum WC.
Auf dem Weg dorthin kam sie mir entgegen. Sie schaute mich an und sagte, „Morgen mache ich Mittagspause auf der Egginerjoch Sonnenalm, so ab 12.00 Uhr.“
Dann war sie verschwunden.
Sollte das ein Witz sein, um mich als Gaffer bloßzustellen? Ihre tiefe, raue Stimme - Erotik pur - dazu ohne jede Hektik. Ich würde es versuchen müssen. Wie sollte ich das nur Wummi beibringen? Wenn der dabei war, könnte er alles kaputtmachen. Nur eine kleine schöne Unterhaltung mit ihr.
Ich wollte doch so gerne etwas von ihr wissen.
Am Abend trank ich etwas mehr als sonst, damit wollte ich Wummi am nächsten Tag dazu bringen, alleine noch mal mit der Metro Alpin hinauf auf das Drehrestaurant Allalin zu fahren, um das Panorama zu genießen. Wummi war kaum zu überzeugen, er meinte, dann würde er auch mal Pause machen. Manchmal kann Fürsorge auch nerven. Der Kurs war ja zu Ende. Jetzt konnte er laufen lassen. Er verzog sich, nicht ohne mir einige Tipps für meine Gesundheit dazulassen. Ich konnte es kaum erwarten, in die andere Richtung zu gehen, auf den Hang, am Egginerjoch, den selbst ich leicht bezwingen konnte.
Die Egginerjoch Sonnenalm hatte eine wunderschöne Aussicht, ich war schon um 11.00 Uhr dort, um einen Tisch zu finden, von dem ich die Terrasse gut überblicken konnte. So abgelenkt wie ich war, wollte ich jetzt beim Skifahren nichts riskieren. Dann erblickte ich sie, sie kam angeflogen. Die Zipfel ihrer Mütze wehten hinterher. Es sah so leicht aus. Sie schnallte ihre Bretter ab und kam direkt auf mich zu. Ich hatte erwartet, sie zu sehen, aber mit ihrem Fanclub.
Sie kam allein.
„Kann ich mich zu Ihnen setzen?“
Ich war kurz davor, ohnmächtig zu werden.
Sie hier, ohne Anhang, ich ohne Wummi!
Ich würde es bestimmt vermasseln.
Sie fragte, wie ich mit dem Skilaufen zurechtkomme.
Ich konnte immerhin von einigen kleinen Erfolgen berichten, sogar, dass es mir Spaß machte und ich mir vorstellen konnte, bald wieder mal zu laufen. Wieso ich ihr gestand, mir das Geld für diesen Urlaub von meinem Bruder geliehen zu haben, weiß ich bis heute nicht. Sie hatte nicht danach gefragt, ich hätte mich treten können, als es raus war. Wer will mit einem Bettelstudent anbändeln! Sie schaute mich an, lächelte. Ich konnte mich kaum konzentrieren, saugte jeden ihrer Blicke in mich auf. Hörte mich von meinem Studium und dem Examensstress erzählen. So kamen wir bestimmt nicht zusammen, welche Frau will sich so etwas anhören. Ich bin halt kein gelernter Entertainer. Ich kam mir in ihrer Nähe klein und hässlich vor. Obwohl ich so einen Müll erzählte, blieb sie. Wir bestellten eine Kleinigkeit zu essen. Wenn sie etwas von sich erzählte, hatte ich den Eindruck, da war immer viel Geld im Spiel. Sie bewohnte eine eigene Wohnung in Zürich, studierte Kunstwissenschaften, malte, hatte schon zweimal ausgestellt. Was konnte ich über Kunst erzählen, bei uns zu Hause ging es nicht um die schönen Künste. Ein gutbürgerlicher Haushalt, ohne Schnickschnack. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Geld für sie unwichtig war. Wenn man’s hat, ist das vielleicht einfacher. Obwohl ich kaum wusste, was ich ihr sagen sollte. Die eigentlich interessanten Sätze verboten sich ja. Also Gesülze über Fachbereiche im Studium.
Paul Wegener, ich hasse dich für deine Ungeschicklichkeit. Gleich stand sie auf und sagte, sie hätte noch eine Verabredung. Was konnte ich nur tun, in mir war alles in Aufruhr.
Am liebsten würde ich sie in die Arme nehmen und nichts mehr sagen.
Trotz aller Probleme hatte ich das Gefühl in ihrer Nähe, dass wir uns heute nicht zum ersten Mal sprachen.
Dann meinte sie:
„Du hast über das Erzählen deine Suppe vergessen.“
Sie hatte zwischendurch gegessen. Beides zusammen hätte mich überfordert. Dann meinte sie, „Ich muss dann wieder.“
Ende aus, das war’s. Wegener, du hast es einfach nicht drauf. Ich war schlecht, hatte sie gelangweilt, sah trotz meiner stattlichen Größe von 185 Zentimeter nicht gut genug aus in meiner geliehenen Skiausrüstung.
Dann sagte sie: „Also dann bis heute Abend im Schweizerhof.“
Das musste ihr Hotel sein, bestimmt ein teurer Schuppen. Ich müsste mir von Wummi noch etwas borgen. Dann gab sie mir einen Kuss auf die Wange. Ich war fertig, sie drehte sich nach zwei Metern noch einmal um, um mir freundlich zuzuwinken. Ich hoffte, sie würde nicht bemerken, dass ich in Flammen stand, ein 28-jähriger, rot wie ein Schuljunge beim ersten Kuss.
Was passierte da mit mir?
Ich erzählte Wummi vorsorglich nichts von dieser Wendung. Er hätte sich bestimmt lustig gemacht. Ich hätte da bestimmt etwas missverstanden. In solchen Dingen konnte er sehr penetrant sein. Wir hatten Skiurlaub und Sause ausgemacht, aber nichts Ernstes. Erstmal Luft holen nach dieser stressigen Zeit. Wie sollte ich ihm klarmachen, dass ich heute Abend ohne ihn in ein feines Hotel gehen wollte, nichts Passendes zum Anziehen, ich würde mich ein zweites Mal, dann aber endgültig blamieren.
Ich kam gegen 18 Uhr auf die Idee, Wummi abzuschütteln. Es könnte doch um meine Karriere gehen, immerhin hatte auch er sie als wohlhabend und verwöhnt eingestuft. Ich konnte einfach behaupten, ihr Vater in Köln habe beste Connections. Das könne mir und vielleicht auch ihm mal nützlich sein. Einige namhafte Sozietäten kannte ich vom Hörensagen. Ich überraschte Wummi mit der Nachricht alleine auszugehen. Natürlich machte er Theater.
„Wir machen immer alles zusammen. Wieso darf ich nicht dabei sein?“ Er könne mir vielleicht behilflich sein. Bei Frauen hätte er mehr Erfahrung. Er ging soweit zu fragen, ob ich mir Gedanken über sein Benehmen machen würde.
Manchmal schon.
Er konnte einem aber auch auf die Nerven gehen, fast wie eine kleine Schwester. Ich ging, versorgt mit tausend guten Ratschlägen und weichen Knien zum Hotel. Die Fahnen wehten vor dem Haus. Ein livrierter Portier bewachte den Eingang des Glaspalastes. In unserer Appartementanlage gab es noch nicht einmal einen Hausmeister. Wir kochten wie Junggesellen, die Nahrungsaufnahme war gesichert, den Rest des Wohlbefindens regelten wir über Getränke. Als einzigen Luxus gönnte sich Wummi nach jeder fulminanten Mahlzeit eine Zigarre. Die Wohnung war danach völlig verqualmt. Ich hasste das, aber er bestand darauf.
Der Portier fragte, ob er mir behilflich sein könnte.
Nein, dabei konnte mir keiner helfen, vielleicht das wichtigste Date meines Lebens.
Elisabeth, so hatte sie sich mir heute Mittag vorgestellt, saß in der Halle. Sie kam auf mich zu wie eine alte Freundin.
„Schön, dass du da bist.“
Sie hatte Hose und Bluse an, vielleicht das Einfachste aus ihrem Koffer.
„Ich hoffe, du hast noch Hunger.“
Ich muss wohl einen Dackelblick produziert haben, jedenfalls lachte sie in ihrer unnachahmlichen Art. Ein herzliches und tiefes Lachen, für Frauen eher untypisch, meiner bescheidenen Erfahrung nach. Einige Laute klangen viel zu tief aus einem so zierlichen Körper. Manchmal kippte der Ton beim Lachen zu einem fast gutturalen Lustschrei. Ich hatte nie eine Frau freier und schöner lachen hören. Mir ging dabei das Herz auf und …
Ich hatte in ihrer Nähe das Gefühl, sie hätte freien Zugang zu all meinen Gefühlen. Wenige Sekunden mischten mich auf. Ich ging in die Offensive und bedankte mich mit einem Begrüßungskuss auf ihre Wange. Vielleicht ungelenk, aber sie ließ es sich gefallen.
„Ich habe mir gedacht, wir essen eine Kleinigkeit im Braustübl.“
Mir war es recht. Das total durchgestylte Restaurant an dem wir vorbeikamen, hätte mich sicher wieder ausgespuckt. Livrierte Kellner, überall leuchtendes Kristall. Toll eingedeckt, mit zahlreichen auf Hochglanz polierten Gläsern, einer Vielzahl von Bestecken verschiedener Größe und Formen rund um die Teller.
Ich wäre unweigerlich ins Schleudern gekommen.
Das Braustübl war gut gewählt. Etwas schummrig rustikal, viele nette Nischen, ein Besteck und ein Löffel, das genügte mir.
Sie sagte „Bestell, was du möchtest, ich lade dich ein.“
Konnte sie Gedanken lesen?
Also gut, ich könnte mich ja später revanchieren, falls es zu einem Später käme. Immerhin gab sie mir eine Chance. Auch dafür liebte ich sie schon jetzt. Ich bestellte eine typische Spezialität auf einem Holzbrett, vielleicht weniger, weil ich ausgehungert war, sondern weil ich mich dann länger mit dem Essen beschäftigen konnte. Zu wissen, wo die Hände hingehören, machte mich sicherer. Sie wollte alles über mich erfahren. Was gab es da schon zu sagen?
Bürgerliches Elternhaus, Gymnasium in einer Kleinstadt, ein Bruder, der Physiker war, der Schlauere von uns beiden. Elisabeth sagte:
„Wenn du möchtest, kannst du mich Lilly nennen, alle meine Freunde tun das.“
Ich hörte wohl nicht recht. Womit hatte ich das verdient? Seit 10 Tagen hatte sie intelligente, dicke, dünne, sportliche und alkoholisierte Gigolos abblitzen lassen.
Ich hatte es erst gar nicht versucht, bei ihr zu landen, obwohl ich es gerne versucht hätte, aber die Atmosphäre im Skiurlaub ist für geübte Partylöwen leichter. Ich hatte auch Chancen, aber ich brauchte andere Rahmenbedingungen, nicht den Lärm einer Diskothek, der nur noch vom Lärm der Baggerführer übertroffen wird. Heute hatte ich optimale Bedingungen. Auge in Auge, keiner, der mir bei den wenigen Pointen zuvorkommt. Wummi war so jemand. Dann könnte ich ihn erwürgen, wenn er meine zarten Pflänzchen schnell einäscherte. Ein Satz wie, „Na Paul, versuchst du heute auch mal dein Glück?“ oder so.
Lilly war hinreißend, allmählich ließ meine Verkrampfung nach. Als wir fertig gegessen hatten, sprach sie von Nachtisch und lachte dabei. Ich hätte im Augenblick nicht aufstehen können, da sich mein kleiner Freund unter dem Tisch aufgestellt hatte, obwohl es doch gar nichts zu sehen gab.
Was machte sie mit mir, ich griff hilflos nach ihrer Hand, es durchzuckte mich wie ein Blitz, als einer ihrer Finger fast unmerklich die Innenseite meiner Handflächen berührte und sanft streichelte. Ich hatte nie bemerkt, dass meine Hände so sensibel reagieren können. Sie schaute mich dabei unentwegt an und sprach sanft mit ihrer tiefen Altstimme von irgend etwas. Ich merkte nur, dass sie über meine Hände mein Lustzentrum bearbeitete. Der Wunsch, sie solle aufhören wurde geflissentlich überhört.
Der Gau passierte.
Ich kam mitten im Braustübl.
Ein etwas festerer Druck auf meine Hände hatte mir den Rest gegeben. Vielleicht lag es ja daran, dass ich nach der totalen Verspannung besonders empfänglich für Zärtlichkeiten aller Art, speziell aus ihrer Hand war.
Was sollte jetzt noch passieren?
Wir reisten morgen Abend ab.
Hatte ich es wieder vermasselt?
Lilly lächelte mich liebevoll und sanft an und bestellte uns einen kalten Obstler.
Ich hatte Gelegenheit, mich etwas zu fangen. Als der Kellner abräumte, ließ sie alles aufs Zimmer schreiben. Wir verließen das Braustübl, kamen durch die Halle, das helle Licht blendete mich. Sie gab mir die Hand und bedankte sich für den schönen Abend. Es war noch früh.
War’s das?
Wieder lachte sie über meinen Dackelblick.
„Ich lass uns einen Kaffee aufs Zimmer bringen, wenn du willst.“
Einerseits hätte ich sofort gejubelt, aber meine feuchte Hose gab mir nicht gerade das sicherste Gefühl. Leute schauten bereits auf meine Hose, so kam es mir jedenfalls vor. Oben könnte ich mich für den Heimweg bestimmt etwas frisch machen, draußen war es ja auch recht kalt, ich wollte Wummi nicht gerade mit einem Eiszapfen zu neuen Kommentaren ermutigen.
Wir fuhren in den 4. Stock. Sie hatte ein Zimmer unter dem Dach mit Schräge, sehr gemütlich, es fehlte an nichts. Sie meinte, wenn ich mir nach dem fettigen Essen die Hände waschen möchte, wäre jetzt eine gute Gelegenheit. Sie wollte in der Zwischenzeit schon mal den Kaffee bestellen. Ich reparierte meinen Zustand notdürftig, ein herumliegender Fön gab mir wieder Selbstvertrauen.
Neben dem Kaffee brachte der Kellner noch einen Pikkolo für sie und ein frisch gezapftes Bier. Woher wusste sie, von meiner Vorliebe, besser Abneigung gegen Weine. Ich hätte ihr zuliebe auch Sekt getrunken.
Wir alberten herum und dann passierte es wieder, sie lachte so, dass ich erneut in Flammen stand, dieses Lachen verbreitete nicht nur Heiterkeit, pure Geilheit lag darin.
Voller Unschuld machte sie eine Führung in die Nebenräumlichkeiten, die aus einem separaten Schlafzimmer bestanden. Ohne lange zu fragen, kickte sie ihre Schuhe vom Fuß, stieg aufs Bett und kam so auf die richtige Höhe, um mir einen ersten Vorgeschmack auf ihre besonderen Zungenfertigkeiten zu geben. Ganz langsam zog sie mich aus. Ich hatte Angst, aus diesem Traum aufzuwachen. Als ich sie auch entkleiden wollte, schob sie meine Hände sanft auf ihre Nippel. Ihre Hände hatten es bald geschafft, wie immer war der Augenblick störend, wenn die Hose schon unten ist, aber die Schuhe noch am Fuß. Sie ließ sich durch nichts beirren, langsam aber unaufhörlich ging sie zielstrebig vor. Meine Männlichkeit ließ noch zu wünschen übrig. Was erhoffte sie sich nach dem vorzeitigen Erguss. Der Geruch meines geföhnten Samens stieg selbst mir in die Nase, sie konnte es unmöglich überriechen. Sie berührte mich wie zufällig an der Spitze. Für mich ein Signal, aber der Erfolg ließ noch auf sich warten. Sie drückte mich sanft aufs Bett und zog sich langsam aus. Wenn sie scharf war, dann ließ sie sich alle Zeit der Welt. Ihre Hose zuerst, ihre tollen schlanken Beine beeindruckten mich. Die Bluse verhüllte den Rest. Ich konnte es kaum erwarten. Wider Erwarten zog sie als nächstes ihr Höschen aus. Ich konnte noch immer nicht mehr sehen. Sie öffnete die oberen Knöpfe und ein schöner kleiner unschuldiger BH verhüllte ihren kleinen Busen. Ich hätte zu gerne weiter geholfen, aber noch hatte sie Pläne. Sie verband meine Augen, ich sollte mir wohl den Rest denken. Dann setzte sie sich auf mich. Meine Hände fuhren unter ihre Bluse über ihre Haut.
Wunderbar.
Sie zu berühren, ließ alle meine Sinne erwachen. Ich konnte ihre Haut riechen. Ihr Körper war ungewöhnlich zart, fast zerbrechlich.
Blind öffnete ich weitere Knöpfe ihrer Bluse, fuhr mit den Händen aufwärts. Ihren Busen unmittelbar, statt des erwarteten BH Stoffs zu fühlen, steigerte meine Erregung erneut. Sie hatte von mir unbemerkt bereits den BH abgelegt. Ich berührte ihre Nippel, jetzt ohne trennenden Stoff, sie waren hart und fühlten sich erstaunlich groß an.
Ihre Hände hatte sie anscheinend auf ihrem Rücken, denn sie verwöhnte mich überall, nichts fordernd, alles auf das zarteste erforschend. Mein Glied erhob sich schlagartig, ich hörte keinen Triumph. Ihr Körper geriet unter Spannung. Eine kleine Bewegung und sie saß auf ihm. Ohne die Vorgeschichte wäre es jetzt zu Ende gewesen. Nun aber genoss ich ihre winzigen Bewegungen. Ich bat sie, die Augenbinde abnehmen zu dürfen, ihre Schönheit, blonden Locken, ein lustvoll angespanntes Gesicht, ohne Lächeln. Ich begehrte sie wie keine Frau zuvor. Ich griff nach ihrem Busen, aus der Froschperspektive wirkte er gar nicht mehr so klein, wohlgeformt, zum Reinbeißen.
Wir liebten uns lange. Als sie kam, hatte ich das Gefühl, dass unsere Körper einer wären. Jede noch so verborgene Zuckung übertrug sich. Mein Orgasmus war nicht wichtig. Ihr Gesicht trug den Ausdruck von Schmerz und höchstem Genuss. Dieses Gesicht würde ich nie wieder vergessen. Einfach faszinierend.
Ich wollte sie nie wieder hergeben.
Wie sollte es nur weitergehen?
Am Morgen frühstückte ich bei ihr. Dann entließ sie mich mit ihrer Handynummer und der Auflage, sie erst in 14 Tagen anzurufen, da sie noch geschäftlich in Boston für ihren Vater tätig sei.
Als ich in unser Appartement zurückkam, saß Wummi beim Frühstück.
„Meinst du, du kriegst die Stelle?“
Ein echter Wummi.
Ich sagte nur, „Diesmal ist es ernst. Ich bin total verliebt.“
Er merkte wohl, dass es anders war als sonst und ließ mich in Ruhe.
Eine Tasse Kaffee konnte ich wohl noch vertragen. Die Heimfahrt und die nächsten 14 Tage durchlebte ich wie in Trance. Mal übermannte mich die Freude, sie wiederzusehen, dann wieder die Ängste, ich könnte den Zettel mit der Handynummer verlieren oder das Opfer eines etwas anderen One-night-stands geworden zu sein.
Es durfte nicht sein.
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Der lang ersehnte Brief war angekommen.
Der Brief der Staatsanwaltschaft, die mich einer Staatsanwaltschaft zuweisen sollte. Dort könnte ich dann mein zweites Staatsexamen ablegen. Danach würde ich mich endlich Volljurist nennen können. Einer Laufbahn als Richter oder vielleicht auch als Staatsanwalt stand dann nichts mehr im Wege. Ich hoffte in einen Ort zu kommen, der mir einerseits ein interessantes Arbeitsgebiet bieten würde und andererseits die Möglichkeit, endlich mit Lilly zusammenzuziehen. Eine Fernbeziehung, wie wir sie führten, war gar nichts für mich. Ständig lebte ich, trotz liebevoller Telefonate, in der Angst, ich wäre doch nicht der Richtige für sie. Ein armer Student an der Seite einer weltgewandten sehr attraktiven jungen Frau.
Warum um Himmelswillen hatte ich sie verdient?
Ich verfügte weder über die Mittel, sie zu verwöhnen, noch die Zeit, da ich für meinen Platz in der Gesellschaft als Staatsanwalt immer noch büffeln musste.
Wenn sie eingeflogen kam, gab sie mir unendlich viel. Ich versuchte, mit meinen bescheidenen finanziellen Mittel mein Bestes zu bieten. Sie war von zu Hause aus sehr verwöhnt, dennoch beklagte sie sich nie. Sie hoffte wie ich, dass unsere Zeit bald kommen würde, zwischenzeitlich hatte sie weitere Studiengänge in der Schweiz belegt.
Sie reiste viel ins Ausland, ich kam nie mit. Sie meinte, zu Recht, diese Kunstausstellungen würden mich doch nicht wirklich interessieren, noch viel weniger die Leute, die sie treffen würde, sie schrieb unter dem Pseudonym Magdalena von Hohenstein in verschiedenen Kolumnen über moderne Kunst.
Die Staatsanwaltschaft teilte mir mit, mein erster Ausbildungsort sollte Krefeld sein. Ich war damit zufrieden, es hätte schlimmer kommen können. Das Klima dort sollte gut sein, hatte ich gehört.
Wir wohnten auf 78qm zur Miete in einem Neubau. Lillys Vater konnte es nicht ertragen, dass seine Tochter Miete zahlen sollte. Er kaufte kurzerhand das ganze Objekt. Uns beiden gefiel diese Art zu wohnen nicht unbedingt, ich hatte zwar keine hohen Ansprüche, da ich mieten gewohnt war, aber es war nicht das, was ich mir auf Dauer vorstellte. Was ich mir vorstellte, konnte ich allerdings auch noch nicht genau sagen.
Die kleine Eigentumswohnung hatte eine gute Anbindung zu meiner Dienststelle. Ich beschäftigte mich mit Ermittlungen zu Betäubungsmitteln, im Volksmund Drogenhandel genannt, allein schon wegen der Nähe zu den Niederlanden mit einer anderen Rechtsauffassung. Hier hatte ich erste Kontakte zu Ermittlungen zur O.K., der Abkürzung für organisierte Kriminalität. Ich war mehr als geschockt, was alles darunter fiel und welche Umsätze mit Menschenhandel, Schlepperbanden, Rauschgifthandel oder Prostitution gemacht wurden. Ich lernte in der Abteilung, dass Cristal Meth die klassischen Drogen weit hinter sich gelassen hatte, wegen eines vielfach höheren Gewinns. Milliardeneinnahmen, die irgendwie in den ersten Kreislauf geschleust werden mussten, um normal ausgegeben werden zu können. Auch dafür wurde in großem Stil gesorgt, Geldwäsche hieß das Zauberwort. Unsereiner wüsste nicht, wie man eine Milliarde illegales Geld zu sauberem Geld macht. Mit Autoverkäufen lässt sich so etwas nur in kleinem Stil machen, aber nicht in dieser Größenordnung. Dabei waren Bereiche wie Korruption und Kinderhandel noch gar nicht berücksichtigt. Ein einziger riesiger Sumpf, den viele von uns in Italien oder Vororten von Moskau vermuten, nein, auch in unserem Land gibt es Filialen dieser weltweit operierenden Gruppen. Einer der Gründe, weshalb Ermittlungen schwieriger als sonst sind.
Mehrere Wochen arbeitete ich nun schon an Fällen der O.K. mit, es ging darum, jemandem nachzuweisen, dass er in kriminelle Absprachen verwickelt war. Ohne Beweise keine Verurteilung, das war unser ständiges Problem. Die meisten haben dennoch irgendwo Unterlagen, weil sie sonst mit ihren eigenen Lügen nicht mehr klar kommen.
Aber wo versteckt man diese Unterlagen?
Standardmäßig wurden die Privathäuser, die Firmengebäude bis zum Keller, Bankschließfächer etc. durchsucht. Eine solche Maßnahme hatte in der Vergangenheit schon mal für eine riesige Pleite gesorgt, es wurde nichts gefunden. Alles sauber. Eine erneute Pleite würde den Ruf der Staatsanwaltschaft schwer treffen.
Wir brüteten also über weiteren Verstecken. Ferienhäusern, Booten, Sportclubs, alles stand schon auf der Liste.
In der Mittagspause traf ich Jörg, einen Freund aus Jurastudienzeiten. Leider hatte er zu früh aufgegeben, als es um die Abschlussprüfung ging. Er hatte sich danach auf Investment im Osten Europas spezialisiert. (KontoCheck) Ich erzählte ihm u.a. von unseren Problemen. Auch bei illegalen Geschäften gibt es Unterlagen, die nur niemand zu Gesicht kriegen soll. Bei Geldwäsche in Immobiliengeschäften braucht man viele Unterlagen und Einwilligungen von allen Beteiligten. Ich wusste, in Jörgs Geschäftsleben hatte er schon viel erlebt.
Er war sehr daran interessiert, mir zu helfen. Zwei Tage später rief er mich an, er hätte eine Idee. Neben Freunden und Partnern gäbe es ja noch Eltern.
An die hatte noch niemand gedacht. Aber macht das einer? Die eigenen Eltern in kriminelle Machenschaften verwickeln? Selbst bei Ganoven für mich kaum vorstellbar.
In einer weiteren Besprechung schlug ich vor, das Elternhaus zu checken. Ein Kollege meinte: „Die sind sauber, der Vater ist Vorsitzender der IHK, die Mutter Hausfrau. Ich hab mich schon mal bei ihnen nach dem Verbleib ihres Sohnes erkundigt, da haben sie mir direkt die Handynummer gegeben. Die kommen nicht in Frage, die machen keine krummen Sachen, die haben als Eltern nur Pech mit ihrem missratenen Sohn.“
Unser Abteilungsleiter meinte,
„Wegener, es ist immerhin einen Versuch wert, wir machen es ohne Hausdurchsuchungsbefehl, wir fragen einfach mal nett.“
Ich ging mit meinem Kollegen, die Nummer wollte ich schon live miterleben, wie man das professionell macht.
Wir klingelten, die Mutter öffnete,
„Entschuldigung, wir haben da noch eine Frage Ihren Sohn betreffend. Wir ermitteln in einer Betrugssache. Hat ihr Sohn evtl. mal Akten oder Kisten bei ihnen gelagert?“
„Nein, unser Sohn trennt strikt seine geschäftlichen Aktivitäten von den familiären. Er hat noch nicht 'mal einen Haustürschlüssel. Vor Jahren hat er alles mitgenommen, er hat doch genug Platz in seinem neuen Haus.“
Wir waren kurz davor, uns höflich zu verabschieden, da fragte ich keck:
„Hat er also gar nichts mehr bei ihnen zurückgelassen?“
„Nur so eine olle Campingausrüstung in der Garage, aus der Zeit, als er sich noch kein Hotel leisten konnte, die werden wir bald wegwerfen, damit unser Auto vor dem Winter wieder in die Garage kann. Ich hab ihm schon eine Frist gesetzt.“
Wir schauten uns an.
„Kann ich mal einen Blick auf die Campingausrüstung werfen, vielleicht ist das was für meinen Sohn?“
„Gerne, dann sind wir sie los.“
Die Mutter holte den Garagenschlüssel und öffnete die Garage. Da stand eine ganze Menge Krempel drin. Kisten mit Kochtöpfen und Klappstühle wild durcheinander. Die größte Kiste müsste das Steilwandzelt mit Vorzelt enthalten. Wir schauten hinein, sie war nicht verschlossen. Kein Zelt drin, dafür aber ein riesiger Haufen Akten und Papier. Ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, dass es genau die Vorgänge waren, die wir seit Monaten suchten.
Er hatte es tatsächlich fertig gebracht, seine unwissenden Eltern in seine schmutzigen Geschäfte hineinzuziehen. Eine Ungeheuerlichkeit, wie ich fand. Die Mutter fiel aus allen Wolken, fing an zu heulen. Ich hätte auch geweint, bei einem solchen Lumpen. Wir nahmen, ohne jede Reaktion der Mutter, die Akten mit. Sie stand wie versteinert und schaute und stierte mit leeren Augen.
Die Aktion schrammte an der Legalität, aber unser Chef würde das irgendwie abdecken.
Als er das Material sah, haute er auf den Tisch und meinte:
„Volltreffer, jetzt haben wir ihn. Mann,Wegener, aus Ihnen wird noch ein richtiger Jäger.“
Ich nahm das Lob gerne an.
In der Ausbildung kann doch jeder ein Lob gut gebrauchen.
Ein Jahresklassentreffen zum Abitur stand mal wieder an. Wie auch immer, ich war im Kreis der Organisatoren gelandet. Den Posten wollte ich jetzt wieder loswerden. Dazu traf ich mich mit Christian zu einem kleinen Vorgespräch (nur zu zweit). Mit Christian verband mich neben der gemeinsamen Schulzeit noch unsere Leidenschaft für Handball.
Christian beugte sich zu mir herüber und meinte: „Willst du mal sehen, was man mit so einem Handy außer telefonieren so alles machen kann?“
Ich schaute ihn wohl etwas verblüfft an.
„Schau, hier ist mein ganz normales Handy.“
„Du hast eben gemeint, man könne den Standort jedes Handynutzers bestimmen, indem man den Betreiber abfragt, in welcher Wabe des Sendegebietes er sich gerade befindet.“
„Du hast recht. Aber da man immer mehrere Sender gleichzeitig empfängt, schaltet das Handy zwischen den Sendern, die es am besten empfängt, hin und her. Falls man im Auto ist, telefoniert man also nacheinander über ganz verschiedene Sender.“
Soweit hatte ich also recht gehabt. Als technischer Laie war ich mit mir zufrieden. Mein Streitgespräch mit einem Kollegen wäre zu meinen Gunsten ausgegangen.
Nun fuhr Christian weiter fort,
„Als wir Handys in unserer Firma entwickelten, gab es natürlich immer Forderungen von Auftraggebern oder Auflagen vom Staat.
Wir bekamen nur die Lizenz für digitale Kodierung der Signale, wenn der Geheimdienst den passenden Schlüssel zum Mithören hinterlegt bekam. Sonst hätten alle Ganoven die Gewissheit, man könne sie nicht mehr abhören.“
Ich war zufrieden, da ich um die veraltete Technik der Funkgeräte der Polizei und ihren Kampf um neue bundeseinheitliche Technik wusste. Immerhin konnte man nun mit richterlicher Anordnung die Kriminellen abhören. Für meinen Auftrag, gegen organisiertes Verbrechen mitzuhelfen, ein kleiner Trost.
„Jetzt kommt aber der Clou,“ er drückte ein paar Tasten an seinem Handy und hielt es mir vor die Nase. Ich nahm es und staunte über die Menge von Zahlen im Display.
„Was bedeuten alle diese Zahlen?“
Es war keine SMS oder ein fortlaufender Text zu entziffern.
„Siehst du diese Zahlen in der ersten und zweiten Zeile, die sich leicht verändern?“
Ja, mittendrin sprangen ein paar Zahlen rauf und runter.
„Das ist die Empfangsstärke der verschiedenen Sender, die das Gerät empfängt.“
„Normalerweise sollten es drei sein.“
Wer in der Schule aufgepasst hat, bei dem klingelt es direkt. Ein Dreieck und ich mittendrin.
„Dann kann man also nicht nur sagen, in welcher Wabe man gerade telefoniert, sondern, wo man ungefähr ist?“
„Schlauer Staatsanwalt, das ist richtig!“
Ich war richtig stolz auf mich.