Morrígan Manor - J. R. Hill - E-Book

Morrígan Manor E-Book

J. R. Hill

0,0
3,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Patrick Branwell sammelte Mädchen wie andere Menschen Spielzeuge. Doch tat er das nicht aus Bosheit. Er tat es, weil er sie liebte.« Shirley erwacht mit pochenden Kopfschmerzen in einem schaurigen Anwesen. Und wie die anderen Mädchen, die in Morrígan Manor eingesperrt sind, kann sie sich nicht erinnern, wer sie ist und wie sie herkam. Als sie sich aufmacht, die Geheimnisse des Hauses zu ergründen, wird ihr klar, dass hinter jedem Mädchen ein tragisches Schicksal steckt, und dass sie alle mit dem geheimnisvollen »Vater« Branwell in Verbindung stehen. Bald sieht sich Shirley mit der Frage konfrontiert, ob man dem Tod wirklich entfliehen kann. Oder ist Morrígan Manor ein Gefängnis aus dem es kein Entkommen gibt?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 38

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Der Mann und die Mädchen
~ Acht Monate zuvor ~
Das Kürbismädchen
Am Seegrund
Was zerspringen musste
~ Zwei Jahre zuvor ~
Trauerseeschwalbe
Narbengrinsen
Im Schlummersaal
~ Ein Jahr zuvor ~
Das Mondmädchen
Eiserne Regeln
Unter dem Schorf
~ Ein halbes Jahr zuvor ~
Das elfte Gebot
Ausbrüche und Einbrüche
Das Haus der toten Kinder
Das blaurote Mandala
Das sechste Mädchen
Das Mädchen hinter den Gittern
~ Wenige Tage zuvor ~
Der Schlummer
J. R. HILL UND J. K. GROSS

J. R. Hill und J. K. Groß

Morrígan Manor

Der Mann und die Mädchen

~ Acht Monate zuvor ~

Patrick Branwell sammelte Mädchen wie andere Menschen Spielzeugzüge. Doch tat er das nicht aus Bosheit. Er tat es, weil er sie liebte. Das Mädchen, das er heute liebte, war kaum dreizehn Jahre alt, hatte kürbisfarbene Stoppel auf dem Kopf und erinnerte ihn an seine Tochter Jane.

Und es war nicht einverstanden.

Branwell stöhnte, als sie ihm den Stiefel in den Bauch stampfte. Doch er ließ nicht los. Er hätte sie sedieren sollen. Die Krebsmedikamente, die in den Venen des Mädchens diffundierten, genügten nicht, um sie auszuknocken. Tränen traten ihm in die Augen. Anne war stark.

Und doch würde sie sterben.

Als er über die Gehwegplatten des Anwesens stapfte, wurde das Mädchen ruhiger. Morrígan Manor hatte diese Wirkung auf Menschen. Womöglich lag es an den Schrägdächern, unter denen die Vorhänge wie bleiche Gesichter unter grauen Kapuzen hervorlugten. Vielleicht aber auch an dem Geruch nach Staub und Winter, der das Haus immerfort umgab.

Die Hand auf Annes Mund gepresst, trat Branwell mit dem Schuhabsatz gegen die Tür. Ein Mädchen öffnete, dessen Gesicht einem Nadelkissen gleich mit Piercings übersät war. Er stieß Anne hinein und verriegelte die Tür.

Ein weiteres Mädchen gesellte sich zum Nadelkissen. Es sah aus wie eine Leiche, das Gesicht hinter einem Pony verborgen wie hinter der Wachswand einer Kerze. Das Mädchen mit den Piercings hingegen trug zerrissene Jeans und Sicherheitsnadeln im Ohr. In unablässigen Wiederholungen strich sie sich über die ausrasierte Kopfseite. Anne und die Mädchen starrten einander an.

»Ich bin Emily«, sagte das Nadelkissen. »Du wirst also bei uns einziehen?«

Anne brachte nur ein Keuchen hervor.

»Das ist Anne«, sagte Branwell. »Ich habe sie aus dem Hospiz befreit. Heute Abend« – er legte Anne die Hand auf die Schulter; sie zuckte zusammen –, »wird sie es überstanden haben. Sei so lieb und bereite ihr Zimmer vor, Charlotte.«

Charlotte blies gegen ihren Pony, der wie ein Vorhang wallte, nur um wie zuvor zum Liegen zu kommen. »Sie sieht nicht aus, als ob sie das möchte.«

Branwell lächelte. Seine vernarbte Wange spannte sich. Mit der Hand fuhr er über Annes Haarstoppel, so lebendig, so farbenfroh, dann beugte er sich hinab, um Charlotte ins Gesicht zu sehen. »Das tat keine von euch, oder? Und jetzt – seid ihr nicht glücklich?«

Charlotte erbleichte und lief davon.

»Du wirst dich hier wohlfühlen, Anne«, sagte Branwell, »genau wie deine Schwestern.« Summend ging er davon und Sekunden später hörte man ihn einen Brandy entkorken.

Emily griff nach Annes Hand. Nicht um ihr das Haus zu zeigen – dafür würde noch genug Zeit bleiben –, sondern um herauszufinden, weshalb Anne heute sterben musste.

Das Kürbismädchen

Als Shirley in einem unbekannten Zimmer aufwachte, fragte sie sich nicht etwa, wo oder wer sie war. Nein. Sie gab sich ganz dem Gefühl hin, dass von diesem Ort etwas durch und durch Unheilvolles ausging. Das lag nicht an den Gittern, die sich wie ein Gebiss um die morgenroten Fenster schlossen, und ebenso wenig an den Wandgobelins, die aussahen, als verschwände darin, wer sich dagegen lehnte.

Es war die Luft. Nicht der Geruch. Sondern die unüberhörbare Schwere, die auf allem lastete, unter der das Mauerwerk ächzte und die Luft so dicht und fest wurde, dass Shirley den Mund weit aufriss, um nach Luft zu schnappen. Entsetzt griff sie sich an die Kehle, warf sich hin und her, und –

»Ganz ruhig, Shirley.«

Das Mädchen, das an ihrem Bett stand, war aus einem Kürbis geschnitzt worden, ganz gewiss war es das: Die Schale bedeckte ihren Kopf. Fruchtfleischtropfen waren in die bleiche Haut ihres Gesichtes eingesickert. Und dem Kopf sah man seinen runden Ursprung geradeheraus an.

Bemerkst du es denn nicht?, wollte Shirley schreien. Die Schwere. Das Grauen! Doch das Kürbismädchen zog bloß einen In-Ear-Kopfhörer aus dem Ohr, legte das Fabelbuch beiseite, in dem sie gelesen hatte, und grinste. Beethoven wisperte.

»Natürlich erinnerst du dich nicht. Ich bin Anne. Wie geht’s deinem Schädel?«

»Was –« Shirley griff sich an dem Kopf. »Was ist mit meinem Kopf?«