mosaik - Peter Bock - E-Book

mosaik E-Book

Peter Bock

0,0

Beschreibung

In fiktiven - realitätsnahen - Szenen wird das oftmals Skurrile des Alltags vor Augen geführt.

Das E-Book mosaik wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Humor, Satire, Gesellschaftskritik

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 107

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Peter Bock

mosaik

© 2017 Peter Bock

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7469-0043-8

Hardcover:

978-3-7469-0044-5

e-Book:

978-3-7469-0045-2

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

A

Acari Night

Bausteine

Bescherung

Casting

Die Expertise

Gesundheit!

Happy Birthday

Helfer in der Not

Katzenjammer

Lot di Tied!

Momentaufnahme

Neurobics

Ohauahauaha!

Qual der Wahl

Rot!

Sauber!

Super!

Unschätzbare Hilfe

„W“

Warten?

Wenden

Wenn…

Wiener Schnitzel

Wildwechsel

Was ich noch sagen wollte…

A

A

Abgeleitet vom Kopf eines Ochsen (Aleph) verwendeten bereits die Phönizier im 9. vorchristlichen Jahrhundert diesen Buchstaben, der über die Griechen und Etrusker letztlich Eingang fand in das lateinische Alphabet, das bis heute von einer Vielzahl von Schriftsprachen genutzt wird.

A

der sechsthäufigste Buchstabe (vor T und hinter R)

A

Handels-/Güteklasse für Produkte aus Landwirtschaft und Fischerei. So zeichnet Hühnerfleisch dieser Kategorie aus, dass es weder Quetschungen, Verfärbungen noch Beschädigungen – etwa durch Gefrierbrand – aufweist, an Brust und Schenkel voll fleischig ausfällt mit einer insgesamt dünnen, gleichmäßigen Fettschicht. Die Haut sollte weitgehend frei sein von Federn und Federstümpfen!

AA

Das Stakkato der Vokalwiederholung beschreibt die kleinkindgemäße Information über eine vollzogene Stoffwechselabsetzung bzw. die Ankündigung, diesen Prozess zeitnah einzuleiten.

Aa…

einziger Vokal mit möglicher Verdoppelung am Anfang (z.B.: Aal)

„A”

← „Hester Prynne”/Nathaniel Hawthorne (Na?)

Ah!

kurzer Ausruf bei spontan einsetzendem Schmerz, zum Beispiel nach fehlgeleitetem Hammerschlag (statt Nagel das Nagelbett)

Ahh!

Ausdruck des freudigen Erstaunens

A4

DIN: 210 x 297 mm

A7

mit 962,2 km die längste deutsche Bundesautobahn

A8

Oberklasse-Limousine von Audi

A13

Besoldungsgruppe/höherer Dienst

A+

Blutgruppe A/rhesus-positiv

A+++

höchste Energie-Effizienz

a

100m

2

a

2

→ □

Vit A

Seit 1920 unter dieser Bezeichnung bekannt ist das Vitamin A verantwortlich für Aufbau, Wachstum und Funktion von Haut, Schleimhaut, Blutkörperchen, Stoffwechsel und für das Sehen (vermeidet „Nachtblindheit“).

Jug A

„Jugend A” oder „U 19“ beschreibt die höchste Jugend-Spielklasse im deutschen Fußball.

A&O

Im griechischen Ursprung ist Alpha der erste und Omega der letzte Buchstabe des Alphabets. Wer Anfang und Ende einer Sache beherrscht, der hat auch das Ganze im Blick! Damit wird dieses „A und O“ in der christlichen Lehre zur Selbstbeschreibung Gottes. Wir verstehen heute darunter den Kern einer Sache, die Grundlage, das Essentielle.

.-

A im Morsealphabet

Die Herkunft der Redewendung „Wer A sagt, muss auch B sagen!“ bezieht sich auf die Reihenfolge der Buchstaben im Alphabet. Das A als erster Buchstabe steht für den Anfang einer Angelegenheit, das B als zweiter Buchstabe für deren logische Fortführung.

Verstehe, gehen wir also zum…

Anfang →

Acari Night

Liebe Mit-Milben!

Es ist Donnerstag, Mitternacht: Acari Night! Hier und jetzt noch einmal ein herzliches Willkommen meiner SSS, der Sektion Spezies Sarcoptes. Für die Neuen in unserer Runde sage ich es nochmal ausdrücklich: Morgen ist Freitag und damit Bettenwechsel, vollständig, d.h. mit Spannbettlaken, Überzug und Kissenhülle! Wir haben Vorbereitungen zu treffen, es geht um viel, es geht um alles! Natürlich, wir könnten uns zurücklehnen und hervorheben, dass wir mit über 50.000 die artenreichste Gruppe aller Spinnentiere darstellen. Oder dies: Sie ist zwar nicht direkt eine von uns hier in den gemäßigten Breiten, aber selbstverständlich macht sie uns stolz, die tropische Hornmilbe; sie ist nun mal das stärkste Tier der Welt und kann das 1.200fache ihres Körpergewichts halten. Der Dicke, der sich hier jeden Abend zu uns legt, müsste entsprechend 120 Tonnen stemmen, also drei Eisenbahn-Waggons. Das würde ich mir gern mal ansehen, wenn ich Augen hätte. Dann sind da noch die Hausstaubmilben, die uns allein schon durch ihre riesige Zahl in den Schatten stellen. Aber die Hausstaubmilben haben ihre Sorgen, wir Krätzmilben haben unsere! Die lösen Allergien aus, wir die Krätze. Vermutlich kommen die Kollegen vom Staub deutlich besser weg, weil die Menschen bei Allergien an alle möglichen Ursachen denken, wäh-rend ihnen nur Sarcoptes einfällt, wenn sie sich kratzen müssen. Dann dauert es nicht lange, und sie bringen das volle Programm in Stellung von A wie Abamecitin bis T wie Tetrasul.

So, Ruhe jetzt! Die Mädels sind sowieso schon fast alle weg - diejenigen, die noch hier rumkrabbeln, marsch ab in die Epidermis! Ich will euch hier nicht unter Leistungsdruck setzen, aber 50 Eier sollen´s schon sein in den nächsten drei bis sechs Wochen. Jungs, hört zu! Wer will, geht gleich mit den Weibchen in die Hautfalten, um… na ja, ihr wisst schon. Sterben müsst ihr danach sowieso, da könnt ihr euch zumindest vorher nützlich machen und noch ein wenig Spaß haben. Wer nicht will oder kann, kümmert sich bitte bis zum Schluss um die Larven. Der Rest kämpft sich durch bis zum Bettkasten oder runter zum Lattenrost, da sind die Chancen noch am größten. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede! Ihr müsst mir jetzt nicht vorheulen, dass jeder kleine Demodex canis besser dran ist, weil der vorm Bettenwechsel keine Angst haben muss und zudem noch rumkommt in der Welt. Wer quengelt, hätte eben in den Hausstaub, ins Haar oder auf den Hund gehen oder besser gleich eine Federmilbe werden sollen, dann könntet ihr euch alles von oben ansehen. Zigtausende von uns kommen pro Quadratmeter schon zusammen - wir sind viele, aber morgen Abend werden etliche Freunde nicht mehr unter uns sein und im Plastiksack enden. Ich selbst hab´ mehrfach großes Glück gehabt, aber „mit des Geschickes Mächten ist kein ew´ger Bund zu flechten”. Sollte mir etwas zustoßen, dann möchte ich meine Sektion bitten, dass ihr meinem Sohn Lucas dasselbe Vertrauen entgegenbringt, wie ich es all die Tage genießen durfte. Los jetzt und viel Glück euch allen!

Bausteine

„Harry, hol schon mal den Wagen!“

Derrick. Ist zu abgelutscht, kann man vergessen.

„Rehbeinchen, wie wär´s mit einem Kaffee?“

Erik Ode war nicht nur Der Alte, der ist tatsächlich mittlerweile tot - und seine blöden Sprüche gehören ebenso beerdigt.

„Entzückend, Baby.“

Kojak ist ja noch schlimmer!

„Äh, eine Frage hätte ich da noch…“

Das darf man ganz einfach nicht verwenden, das gehört zu Peter Falk und Columbo.

„Das Opfer muss seinen Mörder gekannt haben.“

Standard. Kann man nehmen.

„Das muss sofort ins Labor!“

Mmh.

„Wo waren Sie gestern zwischen acht und neun?“

Oder zwischen vier und fünf.

„Überprüfen Sie noch einmal sorgfältig sein Alibi.“

„Das sieht nach einer typischen Beziehungstat aus.“

„Wir befragen zuerst die Nachbarn.“

„Nichts haben wir! Also alles noch einmal ganz von vorn!“

„Wir müssen jeden Stein einzeln umdrehen. Irgendwo wird sich diese Ratte doch verkrochen haben.“

Geht grade eben so.

„Bleib dran! Weit kann er noch nicht sein!“

„Mal sehen, was der Computer ausspuckt.“

Das sagt heute kein Mensch mehr! Weg damit!

„Russen-Mafia! Eindeutig!“

„Was haben wir eigentlich vom BKA?“

Oder von Interpol?

„Sie verwickeln sich hier in Widersprüche!“

„Wann ungefähr ist der Todeszeitpunkt.“

„Jetzt lassen Sie sich doch nicht jeden Brocken einzeln aus der Nase ziehen!“

„Das ist alles nur vorläufig. Genaueres morgen in meinem Bericht.“

„Uns sitzt die Presse im Nacken.“

„Gut, ich geb´ euch noch 48 Stunden.“

„Da haben Sie im ersten Verhör neulich nicht die Wahrheit gesagt.“

„Mit Lügen kommen Sie hier nicht weiter.“

„Wir haben Zeit! Irgendwann fangen alle an zu singen.“

Der ist aber mal reichlich abgegriffen. Würd´ ich jetzt nicht…

„Wir kriegen Sie dran wegen Beihilfe!“

„Sie unternehmen jetzt nichts auf eigene Faust! Sie warten bis die Kollegen da sind!“

„Das können Sie meiner Großmutter erzählen.“

Puuh. Also, wenn du mich fragst…

„Auf Mord steht lebenslänglich! Wollen Sie das?“

„Schaffen Sie ihn hier raus! Ich kann diese Visage nicht mehr sehen!“

War das nicht einer von der CDU zu einem Fraktionskollegen? So ähnlich auf jeden Fall.

„Wir vergleichen noch die DNA - dann haben wir ihn.“

„Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?“

„Hier tut sich im Augenblick nichts, Inspektor. Alles ruhig.“

„Wo hast du die Kohle gebunkert?“

Viel zu gestelzt, findet man realiter nirgendwo im deutschsprachigen Raum.

„Das müssen Sie mir glauben, Herr Kommissar!“

„Aber das hab´ ich doch schon alles Ihrem Kollegen erzählt.“

„Lassen Sie sofort die Waffe fallen! Sofort!“

Okay, reicht! Wir brauchen die üblichen Flat Characters und einen problembeladenen Hauptkommissar, am besten geschieden, schon mal angeschossen und…

…medikamtenabhängig und in mindestens einer Hinsicht unmoralisch.

Ein klangvoller Name muss her.

Da er ja ein göttlicher Ermittler ist, passt David Divine.

Alle in seiner Umgebung können ihn „DD” nennen - das kommt schon mal gut.

Und ´ne Marotte sollte er haben. Ständig Metallkugeln in der Hand rollen, wie Captain Queeg in Die Caine war ihr Schicksal.

Oder Nägel kauen.

Das Ganze wie immer angesiedelt im englisch-sprachigen Raum. Nehmen wir Großbritannien oder die USA?

Dann sind wir automatisch im Schema „Scotland Yard” oder „FBI”. Besser doch Südafrika, Australien oder Neuseeland.

Okay. Können wir völlig neue Bilder einspielen. Das entscheiden wir noch und legen dazu passend auch die Stadt fest.

Gut. Jetzt der Plot. Mit Taschendiebstahl und Hütchenspiel zieht man keinen Eskimo vom Schlitten, also Kapitalverbrechen.

Brandstiftung, Erpressung, Terror, Entführung, Waffenhandel, Sexualdelikte, Menschenraub, Mord? Was darf´s denn sein?

Also, ich finde…

Bescherung

Vorher!

Nachher!

Vorher!

Nachher!

Wieso nachher? Nur, weil ihr das in deiner Familie immer schon so gemacht habt?

Weil es die vernünftigste Lösung ist.

Also, ich fass´ mal kurz zusammen: Wir beide, Mia, unsere Eltern – wir sind sieben Personen und sitzen bei uns im Wohnzimmer, wo der bunt geschmückte Tannenbaum brennt und wo die Kleine mit ihren drei Jahren die ganze Zeit über den großen Haufen Geschenke sieht, sich vor Spannung kaum noch einkriegt, daher ständig rumquengelt, während wir Erwachsenen in Ruhe ein Festmahl einnehmen wollen, für welches ich den ganzen Nachmittag über in der Küche gestanden hab´. Ist das ungefähr richtig so?

Mal angenommen, wir würden vorher bescheren, dann will die Kleine natürlich nicht mit uns essen, weil sie viel zu sehr mit ihren Geschenken beschäftigt ist und damit spielen möchte. Quengeln würde sie da auch. Im Übrigen finde ich es nicht schön, wenn wir uns alle auf die Geschenke stürzen und jeder für sich damit beschäftigt ist, das Papier aufzureißen, um endlich den Inhalt frei zu legen.

Deine Eltern schenken doch sowieso nur Geld. Was willst du da denn noch groß aufreißen?

Ich mein´ ja nur, ganz allgemein. Ich fänd´s schöner, wenn einer nach dem andern ein Paket auspackt, dann können sich alle gemeinsam drüber freuen.

Tolle Idee, wirklich. Da dauert die Bescherung doppelt so lange, das Essen ist hoffnungslos kalt oder zerkocht, und zudem führen wir uns am späten Abend noch eine opulente Mahlzeit zu.

Und wenn wir ganz was Neues starten? Heiligabend gibt es in Ruhe Essen, von mir aus auch noch Weihnachtslieder, brennende Kerzen, das volle Programm – nur Bescherung nicht! Dafür treffen wir uns alle am Ersten Feiertag zum Brunch: Die Geschenke werden verteilt, und zwischendurch kann sich jeder, wann immer er will, einen Happen nehmen.

Nicht schlecht, aber bring das mal deinen Eltern bei! Die wollen das bestimmt richtig traditionell, so wie sich das gehört. Gerade bei den Geschenken ist deine Mutter doch wie ein kleines Kind. Mir wär´ wichtig, dass wir den christlich-kulturellen Hintergrund dieses Festes nicht aus den Augen verlieren. Wir könnten am Heiligen Abend alle am späten Nachmittag in die Kirche gehen, anschließend schön zusammen spachteln, Weihnachtslieder hören, Kerzen anzünden, Geschichten vorlesen und uns ungetrübt der Stimmung hingeben. Und Bescherung ist am folgenden Tag.

Nicht schlecht. So vermitteln wir Mia nonverbal, dass nicht der Konsumterror im Vordergrund steht, sondern andere Dinge zählen. Back to the roots!

Nebeneffekt: Stimmung bleibt ungetrübt, weil keiner rummault, da er ein erhofftes Geschenk nicht bekommen hat oder die betreffende Gabe nicht vollständig den Erwartungen entspricht. Außerdem hat unsere Mia da ausgeschlafen und kann stundenlang mit all ihren Geschenken spielen. Da ist nur ein kleiner Haken…

Der wäre?

Du hast vergessen, dass wir den ersten Feiertag immer bei Deinen Eltern sind und am zweiten bei meinen. Wenn wir dieses Ritual durchbrechen, sind die vier bestimmt alles andere als glücklich.

Vor allem, weil ich ja weiß, wie viel Aufwand gerade meine Mutter treibt, um uns allen etwas Außergewöhnliches aufzutischen.

Mmh. Wir können nicht neue Moden einführen, solange deine Schwester nicht mit ist von der Partie. Wenn die so weitermachen will, wie all die Jahre, da sind wir aufgeschmissen.

Damit müssten wir schon sechs Personen überzeugen: zwei Elternpaare, meine Schwester und meinen Schwager.

Ich bin momentan noch genau so schlau wie vorher. Wir könnten doch einfach kaltes Buffet machen, mit Geflügelsalat, Räucherlachs, Leberpastete usw. Das lassen wir liefern, ich mach´ höchstens noch eine leckere Suppe vorweg, und die Bescherung läuft so zwischendurch. Das ist für mich leicht vorzubereiten und macht wenig Arbeit. Der große Festschmaus kommt ja sowieso am Ersten Feiertag.

Gegen das Buffet hätte ich nichts, aber die Bescherung ist doch ein Highlight an Heiligabend. Da find´ ich es schade, wenn das so nebenbei läuft.

Dein Vorschlag?