Impressum
Verlag:
Colla & Gen Verlag und Service UG & Co. KG, Hauptstr. 65, 59439 Holzwickede
ISBN: 978-3-98578-092-1 (eBook)
Cover: Corvin Lüders
Autoren: Markus Brüchler, Mike Blankenburg
Layout: Heribert Jankowski
Lekorat: Saskia Meyer
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über die Adresse http://portal.dnb.de abrufbar.
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Chucky – Das Franchise
Von der Spielzeugkiste zum Serienkiller
Markus Brüchler, Mike Blankenburg
Widmung
Für alle, die wissen, dass man Spielzeug niemals unterschätzen sollte.Und für jene, die trotz ihrer Ängste vor Puppen immer wieder zu Chucky zurückkehren.
Inhaltsverzeichnis
PUPPENTHEATER - VOM HORROR, DER VOM SPIELZEUG AUSGEHT
CHARLES BAND - HERR ÜBER DÄMONISCHES SPIELZEUG UND MÖRDERISCHE PUPPEN
Chucky – Die Mörderpuppe (1988)
Chucky 2 – Die Mörderpuppe ist wieder da (1990)
Chucky 3 (1991)
Chucky und seine Braut (1998)
Chuckys Baby (2004)
Curse of Chucky (2013)
Cult of Chucky (2017)
Chucky – Die Serie (2021)
Staffel 1, Episode 1: KILLER IM KLEINFORMAT
Staffel 1, Episode 2: SÜSSES ODER SAURES
Staffel 1, Episode 3: TÖDLICHE UMARMUNG
Staffel 1, Episode 4: RETTENDE HAND
Staffel 1, Episode 5: TOTGESAGTE MORDEN LÄNGER
Staffel 1, Episode 6: MUTTERTAG
Staffel 1, Episode 7: EINE BEERDIGUNG KOMMT SELTEN ALLEIN
Staffel 1, Episode 8: KILLERARMEE
Staffel 2, Episode 1: HALLOWEEN II
Staffel 2, Episode 2: THE SINNERS ARE MUCH MORE FUN
Staffel 2, Episode 3: HAIL, MARY!
Staffel 2, Episode 4: DEATH ON DENIAL
Staffel 2, Episode 5: Doll on Doll
Staffel 2, Episode 6: HE IS RISEN INDEED
Staffel 2, Episode 7: Goin‘ To The Chapel
Staffel 2, Episode 8: CHUCKY ACTUALLY
Child’s Play (2019)
Child´s Play - Stimmen aus dem Kinderzimmer
VOODOO: Damballa
VOODOO
Chucky-Comic-Guide
Child‘s Play (Comic Reihe)
Child‘s Play 2 (Comic Reihe)
Child‘s Play 3 (Comic Reihe)
Chucky (Devil‘s Due Publishing Comics)
Hack/Slash vs. Chucky
CHUCKY - Auftritte und Referenzen
Auftritte in Film und TV
Parodien
Weitere Erwähnungen
„Hi, ich bin Chucky. Und ich werde immer dein Freund sein...!“
- Chucky
PUPPENTHEATER - VOM HORROR, DER VOM SPIELZEUG AUSGEHT
Wer hätte das gedacht? Aber Pediophobie, die Angst vor Puppen, ist weit verbreitet. Der Gedanke, dass diese leblosen, an den Menschen angelehnten Gestalten, die bisweilen in Form von Marionetten oder Hand- und Bauchredner-Puppen künstlich animiert werden, sich selbstständig machen, löst in vielen Menschen sehr viel mehr als bloß ein mulmiges Gefühl in der Magengegend aus.
Pate für diese Angst stand die urbane Legende um „Robert the Haunted Doll“; diese Matrosenpuppe soll Ausgangspunkt mehrerer mysteriöser Begebenheiten gewesen sein – die Bandbreite des von ihr ausgegangenen Schreckens reichte von Sprechen über Laufen bis hin zu tätlichen Angriffen – und wird noch heute in einem Museum in Key West ausgestellt.
Selbstverständlich lieferte die Legende um „Robert“ den Ansatz für ein eigenes Low-Budget-Puppenhorror-Franchise in einer Vielzahl von Filmen, die sich mit mörderischen Puppen auseinandersetzen. „Chucky“ als „Good Guy“ mag einzigartig und das Hauptthema dieses Buches sein – und trotzdem ist auch er nur einer von vielen. Von sehr vielen sogar...
„Jetzt tanzen alle Puppen,
die auf der Bühne sind...!“
So wurde es in der deutschen Variante zu Beginn jeder „Muppets Show“, der erfolgreichen britisch-amerikanischen Puppen- und Comedy-Serie mit den „Muppets“ von JIM HENSON und FRANK OZ, besungen. Zwischen 1977 und 1981 lief die Kultsendung hierzulande im sonntäglichen Vorabendprogramm des ZDF und als kleiner Junge erfreute ich mich jedes Mal an den witzigen Geschichten von „Kermit, der Frosch“, seiner drallen Herzdame „Miss Piggy“, an „Fozzy Bär“, „Gonzo“, „Rizzo, die Ratte“, an den Abenteuern der „Schweine im Weltall“, den obskuren Experimenten des „Professor Dr. Honigtau Bunsenbrenner“, der den armen „Mimimimi“-“Beaker“ als „Versuchstier“ für seine Experimente nutzte, und an den derben Sprüchen von „Waldorf und Statler“. Als Knirps hätte ich es damals doch niemals für möglich gehalten, dass Handpuppen, die von Menschenhand bedient werden, ein mörderisches Eigenleben haben.
Und damit heiße ich Sie herzlich Willkommen bei einer weiteren Reise durch die finsteren Abgründe der verfilmten Fantastik. Dabei widmen Markus Brüchler und ich, Mike Blankenburg, uns dieses Mal einem Subgenre innerhalb des Horrorfilms, das wir bislang sträflich vernachlässigt haben: Das der Puppen und sonstigen Spielzeugs mit dämonischem Eigenleben.
Natürlich ist der Name „Chucky“ in Zusammenhang mit dem Slasher bereits mehrfach gefallen, immerhin ist er nach „Michael Myers“, „Jason Voorhees“ und „Freddy Krueger“ mit eine der bekanntesten und erfolgreichsten Figuren innerhalb des populären Subgenres. Man mag es kaum glauben, aber dieses Sujet bietet eine Menge Stoff und Hintergründe, sodass wir auf den folgenden Seiten nicht nur die Puppen tanzen lassen, sondern uns infolgedessen ein weiteres Mal auf einen interessanten Streifzug durch den Horrorfilm begeben, der von den 1970er-Jahren an bis in die Gegenwart reicht.
Widmen wir uns also zunächst erst einmal den Anfängen und der Entwicklung sogenannten Puppen-Horrors. Nun wird jeder in diesem Zusammenhang unweigerlich seine Gedanken in Richtung Ende der 1980er-Jahre in Bewegung setzen, doch bevor überhaupt eine Mörderpuppe namens „Chucky“ in den Kinos für Angst und Schrecken gesorgt hat, setzte Regisseur RICHARD ATTENBOROUGH bereits 1978 nach dem Roman „Die Puppe“ mit „Fats“ eine selbige in den Fokus der Handlung seines Psychothrillers MAGIC - EINE UNHEIMLICHE LIEBESGESCHICHTE.
ANTHONY HOPKINS, der spätere „Dr. Hannibal Lecter“ in drei Thomas-Harris-Verfilmungen, brilliert in diesem als Puppenspieler, der aufgrund einer Persönlichkeitsspaltung unter dem Einfluss seiner Bauchrednerpuppe steht, deren Stimme (seine eigene wohlweislich) er hört und die ihm befiehlt, Morde zu begehen. Für den film-dienst war der Film ein „Psychothriller, nicht ohne Schwächen, aber dank der überzeugenden Darstellung der Hauptrolle recht subtil entwickelt“. Ein Verdienst des grandiosen Charakterdarstellers, der 1979 sowohl für den Golden Globe als auch für den BAFTA Award als „Bester Hauptdarsteller“ nominiert war. Die Produktion wurde im gleichen Jahr mit dem Edgar Allan Poe Award als „Bester Film“ ausgezeichnet. BURGESS MEREDITH erhielt als „Bester Nebendarsteller“ einen Saturn Award, für den der Film auch in den Kategorien „Bester Horrorfilm“, „Beste Hauptdarstellerin“ (ANN-MARGRET) und für die „Beste Musik“ nominiert war, für die der Oscar-Preisträger JERRY GOLDSMITH verantwortlich zeichnete.
Etwas mehr in die Richtung, die wir mit der unheimlichen Aura von Puppen und das von ihnen ausgehende Böse in Verbindung bringen, gingen die Filme SCREAMTIME – DIE UNGLAUBLICH VERRÜCKTE VIDEOSTUNDE (1983, Regie: MICHAEL ARMSTRONG und STANLEY A. LONG), BLACK DEVIL DOLL FROM HELL (1984, Regie: CHESTER NOVOLL TURNER), THE DEVIL´S GIFT (1984, Regie: KENNETH J. BERTON) und ROLAND EMMERICHs zweite Regiearbeit JOEY (1985).
Der letztgenannte Film handelt von dem gleichnamigen Halbwaisen, dessen Spielsachen plötzlich zum Leben erwachen und er damit beginnt, über sein Telefon mit dem toten Vater in Kontakt zu treten. Von nun an steht dem Jungen die Tür zu einer anderen, fantastischen Dimension offen und er entwickelt übersinnliche Kräfte. Doch eine heimtückische Bauchrednerpuppe lockt ihn und seine Freunde in eine unheimliche Falle. Hört sich für Fans des Genres durchaus interessant an, wurde aber in der Anfangszeit des Schwaben heftig kritisiert. Er äffe US-Erfolgsmustern nach, blähe sie mit Effekt-Bombast auf, zeige viel und erkläre zu wenig, war seinerzeit die Meinung vieler Rezensenten.
Erst hiernach kam die berüchtigte Mörderpuppe „Chucky“ ins Spiel, deren Name fortan als Synonym für Puppen-Horror gilt: Detective Nick Morris jagt in dem kleinen Schocker den okkulten Mächten zugeneigten Serienkiller Charles Lee Ray und stellt ihn in einem Spielzeugladen. Bei einem Schusswechsel mit dem Cop wird der Killer tödlich getroffen, schwört aber Rache, bevor er unter einem Stapel „Good Guy Dolls“ zusammenbricht und sein Geist in einer dieser Puppen übergeht. Diese landet in den Armen von Andy Barclay, der sie „Chucky“ nennt und gleich in sein Herz schließt. Mit dieser Freundschaft nimmt das Unheil seinen Lauf. Erst stürzt eine Arbeitskollegin seiner Mutter aus dem Fenster und Abdrücke von Kinderschuhen, die aber nicht von Andy stammen, sprechen für einen Mord. Als Andy behauptet, dass „Chucky“ es war, nimmt ihn keiner ernst. Und es kommt noch schlimmer: Die Puppe, die durch einen Voodoo-Zauber unter dem Einfluss von Charles Lee Ray steht und mit seiner Stimme spricht, hat gar finstere Pläne mit dem kleinen Andy...
Die Idee hinter CHUCKY – DIE MÖRDERPUPPE ist dabei besonders perfide, weil es sich um ein harmloses Spielzeug handelt, welches das Kind, das es in den Armen hält, als sein unheimlicher Freund zu manipulieren scheint. Drehbuchautor DON MANCINI wollte seine Idee im Rahmen eines „Whodunit“ realisieren. Der Zuschauer sollte nicht wissen, ob das Kind sich alles nur einbildet oder die Puppe, als Manifestation von Andys Wut über die fehlende Zuwendung der Mutter, tatsächlich zum Leben erwacht ist und die Morde verübt hat. Doch MANCINIs erstes Skript unterlief in der Vorproduktion einigen Überarbeitungen, der psychologische Horror des intendierten Mystery-Krimis wurde verworfen, die Voodoo-Mythologie hinzugefügt und das ganze Projekt zum Puppen-Horror mit Slasher-Motiven umgemodelt. Die Wendung, die die Produktion an dieser Stelle genommen hat, mag aus dem künstlerischen Blickwinkel aus betrachtet vielleicht bedauerlich sein, denn der ursprüngliche Ansatz versprach innovatives, auf verschiedenen Ebenen spielendes Horrorkino. Dennoch gab der Erfolg den Verantwortlichen recht und etablierte ein bis heute beliebtes Franchise.
Der (un)heimliche Star des Films ist natürlich die besessene „Good Guy Doll“ und damit auch das Team, das sie angefertigt und zum Leben erweckt hat. Dazu benutzte man Animatronics für Aufnahmen von „Chucky´s“ Gesicht als auch Kleinwüchsige und Kinder, die in einem Kostüm steckten, wenn er in Bewegung war. Das Design der Puppe stammt von KEVIN YAGHER.
Nach dem großen Erfolg war eine Fortsetzung fast unumgänglich, auch wenn von „Chucky“ am Ende des ersten Teils nicht mehr viel übriggeblieben war. Außerdem wissen wir nur allzu gut, dass innovative Ideen, die die Kinokassen klingeln lassen, weitere Teile, thematisch ähnliche Nachahmer oder auch dreiste Plagiate auf den Plan rufen. CHUCKY 2 – DIE MÖRDERPUPPE IST WIEDER DA (Regie: JOHN LAFIA, 1990) gestaltete sich als typische Fortsetzung, in der die Puppe wiederbelebt wird und sich auf die Suche nach Andy begibt, der jetzt in einer Pflegefamilie lebt.
In CHUCKY 3 (Regie: JACK BENDER, 1991) sucht die Mörderpuppe Andy auf der Militärschule heim und sorgt dort für weitere Todesopfer. Ein Jahr nach seinem Erscheinen wurde der Film jedoch von der englischen Presse mit zwei grässlichen Mordfällen in Verbindung gebracht, was die Diskussionen um Gewalt in Filmen im britischen Königreich erneut entfachte.
Bereits im selben Jahr wie das Original steuerte der fast ausschließlich für das Fernsehen tätige Regisseur SANDOR STERN mit PIN (1988), dem einzigen Beitrag außerhalb seines üblichen Metiers, eine weitere Variante zum durch „Chucky“ aufblühenden Puppen-Horror bei. Die Geschichte bezieht sich dabei aus die seit MAGIC – EINE UNHEIMLICHE LIEBE bekannte psychologische Komponente und stellt hier einen jungen Burschen ins Zentrum der Handlung, dessen Beziehung zu seiner Puppe immer krankhaftere Züge annimmt.
Ein Jahr später folgte mit DEATH DOLL - KILLERPUPPEN (1989, Regie: WILLIAM MIMS) der minimal budgetierte Kokolores um eine Porzellanpuppe, die stets in unheilvollen Visionen auftaucht, die auf grausame Weise Wirklichkeit werden, während sich im selben Jahr in GHOSTHOUSE (1989, Regie: UMBERTO LENZI) eine Puppe zum lebendig werdenden Inventar eines vom Bösen besessenen Hauses verwandelt. Auf diesen Pfad begab sich auch VACATIONS OF TERROR (1989, Regie: RENÉ CARDONA III, der nunmehr dritte Abkömmling eines mexikanischen Clans von Filmemachern), der ein weiteres Mal die dämonische Kraft einer Puppe mit Spukhaus-Horror kreuzte.
Mit einer menschengroßen, unheimlichen und bösen Holzpuppe bekommen es in MORTY - DIE ANGST, DIE TÖTET (1995, Regie: VINCENT ROBERT) mehrere Studenten in einer verlassenen Waldhütte zu tun; ein Jahr später erstürmte mit PINOCCHIO - DIE PUPPE DES TODES (1996, Regie: KEVIN TENNEY) das erste Rip-Off, das in vielerlei Hinsicht inhaltlich dem großen „Chucky“-Vorbild nacheiferte, die Verleihregale der Videotheken.
Bei CHUCKY UND SEINE BRAUT (1998, Regie: RONNY YU) ging man sieben Jahre nach dem letzten Teil des beliebten Franchise neue Wege und zog das Treiben der Mörderpuppe als Horrorkomödie auf. „Chucky“ wird hierbei seine ehemalige Geliebte „Tiffany“ an die Seite gestellt, die nunmehr als Killerpaar unterwegs sind, während DON MANCINI etliche Querverweise auf verschiedene Horror-Klassiker in das Skript mit einarbeitete. Referenzen und Selbstironie wurden, initiiert durch die Slasher-Frischzellenkur SCREAM – SCHREI! (1996, Regie: WES CRAVEN), zum festen Bestandteil des Horrorfilms, was auch an der berühmtesten Mörderpuppe der Welt nicht spurlos vorüber ging.
CHUCKY‘S BABY (2004, Regie: DON MANCINI) machte dort weiter und setzte dem Puppen-Spektakel noch einen drauf: „Chucky“ und „Tiffany“ sind nun die Eltern einer geschlechtslosen Bauchrednerpuppe, die von „Chucky“ „Glen“ und von „Tiffanny“ „Glenda“ genannt wird. Eine Anspielung auf ED WOODs Doku-Drama GLEN OR GLENDA von 1953, das Transvestitismus und Transsexualität thematisierte, wodurch der Regisseur, der selbst Transvestit war, um mehr Toleranz für diese Präferenzen warb. Zudem taten die Macher mit CHUCKY´S BABY eine Meta-Ebene auf, in dem die Schauspielerin JENNIFER TILLY, im vorigen Teil noch „Tiffany“, sich selbst spielt und von den Puppeneltern als Leihmutter für ein echtes Kind auserkoren wird.
Mit CURSE OF CHUCKY (2013, Regie: DON MANCINI, 2013) war die Reihe nun auch im DTV-Segment angekommen. Mit dem nunmehr sechsten Beitrag der Reihe kehrte man zum ernsten und grimmigen Ton wieder zurück und verzichtete auf humorvolle Ansätze, wodurch sich der Film wieder als blutiger Supernatural-Slasher ganz im Sinne von „back to the roots“ erweist.
Dieser Marschrichtung folgte auch CULT OF CHUCKY (2017, Regie: DON MANCINI), der hierzulande ebenfalls nur wieder im Home-Entertainment-Sektor ausgewertet wurde, während CHILD´S PLAY (2019, Regie: LARS KLEVBERG) als Reboot der Reihe eine Wiederkehr auf die große Leinwand feierte. Fans und Kenner des Originals werden zu Beginn allerdings ihre liebe Not mit der Interpretation der ursprünglichen Geschichte haben. An den Fortschritt unserer technisierten Gesellschaft angepasst, gibt es in der Variante von Drehbuchautor TYLER BURTON SMITH weder einen Serienmörder noch irgendwelche grotesken Beschwörungen, die den Teufel in ein Spielzeug fahren lassen. Dass „Chucky“ im zeitgemäßen Upgrade zur „Mörderpuppe“ mutiert und sich sogar an Hauskatzen vergreift, geht auf einen Software-Fehler zurück, den ein Fabrikarbeiter in Fernost aus Rache für seine Kündigung bewusst herbeigeführt hat.
CHARLES BAND - HERR ÜBER DÄMONISCHES SPIELZEUG UND MÖRDERISCHE PUPPEN
Der emsige B-Film-Veteran CHARLES BAND ist bei Fans vor allem wegen seiner Liebe zu Fortsetzungen und kleinen Monstern beliebt. Ihm verdankt die Welt die „Ghoulies“, die „Demonic Toys“, den „Dollman“ und vor allem die nicht enden wollende „Puppet Master“-Reihe. Sein Werdegang ist untrennbar verbunden mit dem von Filmemachern wie STUART GORDON, TED NICOLAOU und DAVID DeCOTEAU oder auch Effektkünstlern wie JOHN CARL BUECHLER und DAVID ALLEN.
Mitte 1983 gründete CHARLES BAND mit Empire Pictures sein erstes kleines Filmstudio, um fortan unabhängig von den Majors kostengünstige Horror-, Abenteuer- und Science-Fiction-Filme zu produzieren und zu vertreiben. Einer der ersten Filme des Studios war HERRSCHER DER HÖLLE (1984), ein Episoden-Horror/Fantasy-Film, den er mit sieben Kollegen schrieb und inszenierte. Die meisten davon waren ständige Wegbegleiter wie der Stop-Motion-Animator DAVID ALLEN (PUPPET MASTER, ROBOT JOX), der bereits verstorbene Make-up-Künstler JOHN CARL BUECHLER, der Texaner TED NICOLAOU und CHARLES BANDs Regie-Assistent PETER MANOOGIAN, die allesamt mit diesem Projekt ihr Regie-Debüt ablieferten. Während der Zeiten von Empire Pictures saßen bis auf DAVID ALLEN alle von ihnen noch öfters auf dem Regie-Stuhl. JOHN CARL BUECHLER drehte den Trash-Klassiker TROLL (1986) und UNDERGROUND WEREWOLF (1988), TED NICOLAOU, hauptberuflich Cutter, inszenierte TERRORVISION (1986) und PETER MANOOGIAN den Science-Fiction-Actioner ELIMINATORS (1986) und ARENA (1989). Der bereits erwähnte DAVID SCHMOELLER drehte mit CHARLES BAND als Produzent KILLERHAUS/CRAWLSPACE (1986) mit KLAUS KINSKI als irrsinnigem Nazi und Frauenmörder sowie CATACOMBS (1988).
Empire Pictures vertrieb unter anderem STUART GORDONs RE-ANIMATOR (1985), der ein großer Hit wurde. CHARLES BAND produzierte auch den zweiten Film des Regisseurs, FROM BEYOND (1986), wie auch den Puppen-Horror DOLLS (1987) und ROBOT JOX (1989).
In dieser Zeit erwuchs auch die Liebe des Produzenten und Filmemachers zu Fortsetzungsreihen. Nach dem phänomenalen Erfolg von GREMLINS – KLEINE MONSTER (1984, Regie: JOE DANTE) entwickelte sich ein halbes Jahr später GHOULIES (1985, Regie: LUCA BERCOVICI) zu einem Kino-Hit. Beim Sequel GHOULIES II (1987) nahm Vater ALBERT BAND auf dem Regiestuhl Platz. Der Film schaffte es allerdings nicht mehr ins Kino und erschien erst mit einiger Verspätung in den USA auf Video. Danach verkaufte CHARLES BAND die Rechte an Vestron Pictures, die GHOULIES III (1990, Regie: JOHN CARL BUECHLER) direct-to-video produzierten. Nach dem Aus für Vestron erschien GHOULIES IV (1994, Regie: JIM WYNORSKI) als DTV-Release über Columbia Pictures.
Auf der Welle des frühen Erfolgs mit RE-ANIMATOR, TROLL und GHOULIES hatte sich CHARLES BAND in Italien ein Schloss und dazu auch noch Cinematografica, die Produktionsfirma von DINO DE LAURENTIS (BARBARELLA), für die Kleinigkeit von 20 Millionen US-Dollar gekauft. Die Firma produzierte in den Jahren 1986/1987 am laufenden Meter, konnte aber nicht alle Filme gewinnbringend am Markt platzieren. Ende 1987 ging man daher einen Vertriebs-Deal mit Vestron Video ein. Doch Mitte 1988 war es trotzdem so weit: Empire Pictures war bankrott; aktuelle Produktionen, unter anderem ROBOT JOX und ARENA, mussten auf Halde gelegt werden und harrten ihrer Veröffentlichung. Ein ähnliches Schicksal ereilte nahezu zeitgleich die ebenfalls auf B-Movies spezialisierte Produktionsgesellschaft Cannon Films der beiden Israelis MENAHEM GOLAN und YORAN GLOBUS. Aber das ist eine andere, sogar noch viel spannendere Geschichte, die ich an anderer Stelle einmal erzählen werde.
Der geschäftige Film-Enthusiast CHARLES BAND hatte indes sofort ein neues Eisen im Feuer und gründete 1988 Full Moon Productions. Mit Paramount und Pioneer Home Entertainment als starke Vertriebspartner im Rücken, wollte er sich nun auf wertigere Low-Budget-Produktionen für den Heimkinomarkt konzentrieren, weswegen man den Namen dann auf Full Moon Entertainment anpasste. Es war die Zeit der Making-of-Präsentationen und der beliebten VideoZone, eine Art Magazin hinter einigen Full-Moon-Veröffentlichungen, das Fans über aktuelle und kommende Releases auf dem Laufenden hielt.
Der erste Film unter dem neuen Banner sollte gleich richtungsweisend für die Zukunft von CHARLES BAND und Full Moon sein. Im Horrorfilm PUPPET MASTER (1989, Regie: DAVID SCHMOELLER) geht es um Puppen, die mittels eines Elixiers ein mörderisches Eigenleben entwickeln. Der Titel ist im Schatten des Box-Office-Hits CHUCKY – DIE MÖRDERPUPPE (1988, Regie: TOM HOLLAND) entstanden. Eigentlich für einen Kinostart vorgesehen, wird er ein großer Erfolg als Videopremiere, sodass der emsige Produzent schnell einige Fortsetzungen folgen lässt. Über Paramount erscheinen noch PUPPET MASTER II (1990, Regie: DAVID ALLEN), auf dessen Kassette das Format VideoZone seine Premiere feiert, und PUPPET MASTER 3 – TOULONS RACHE (1991, Regie: DAVID DeCOTEAU), der die Puppen gegen Nazis während des zweiten Weltkriegs zu Felde schickt, sowie PUPPET MASTER 4 (1993) und PUPPET MASTER 5 (1994) von JEFF BURR (Regisseur von LEATHERFACE III). Der Erfolg der Reihe entzweit CHARLES BAND und DAVID SCHMOELLER, der sich hintergangen fühlt, als der Studio-Boss die Lorbeeren dafür alleinig beansprucht. Nach IM BANN DES VOODOOS (1992) gingen sie fortan getrennte Wege.
Den Anfang einer zweiten, erfolgreichen Filmreihe markierten DOLLMAN (1991, Regie: ALBERT PYUN) um Space Cop TIM THOMERSON, der auf der Erde als Winzling mit riesigem Ego wütet, und die DEMONIC TOYS (1992). Hier läuft verfluchtes Killerspielzeug in einer Lagerhalle Amok – das Drehbuch hierzu stammte übrigens aus der Feder von DAVID S. GOYER (BLADE). Die Charaktere aus den beiden Filmen schmiss CHARLES BAND in TOD IM SPIELZEUGLAND/DOLLMAN VS DEMONIC TOYS (1993) zusammen, der zugleich auch ein Sequel zu COSMO (1992, Regie: TED NICOLAOU) darstellt, in dem zwei Außerirdische eine Radiostation besetzten, um von dort aus die Menschen zu unterjochen. CHARLES BAND erwies sich hier als großer Recycler und schnitt Szenen aus allen drei Vorgängern zusammen, um mit einem Minimum an neuem Material einen gerade mal 64 Minuten langen Film zu produzieren.
Doch der eifrige Produzent und Filmemacher bewies noch mehr Ambitionen. Mit seinem Vater ALBERT BAND drehte er das stark an den Marvel-Helden „Dr. Strange“ angelehnte Fantasy-Abenteuer REXOSAURUS/DR. MORDRID (1992) mit JEFFREY COMBS (RE-ANIMATOR) in der Hauptrolle. Dieser Held, der als Wächter des Universums eine ziemliche Last zu tragen hat, sollte zukünftig auch die Aufgabe schultern, alle Helden und Bösewichte von Full Moon zu vereinen. Doch die große Zusammenführung Mordrids mit dem Dollman Brick Bardo, Toulons mörderischen Puppen und den Demonic Toys als eine Art frühzeitliches „Avengers“-Zusammentreffen auf B-Niveau kam nie zustande.
1995 kündigte man das Engagement mit Paramount auf und CHARLES BAND veröffentlichte die Full-Moon-Produktionen bis 1999 unter der eigens gegründeten Amazing Fantasy Production. Als Erstes nahm er sich die Freiheit, STUART GORDONs in Italien entstandene Lovecraft-Verfilmung CASTLE FREAK (1995) unrated in die Videotheken zu bringen. Aus Full Moon Entertainment wurde zunächst Full Moon Films und später Full Moon Pictures.
Natürlich wurde auch die Puppen-Franchise weiter gepflegt; es erschienen CURSE OF THE PUPPET MASTER (1998) und das Prequel RETRO PUPPET MASTER (1999), beide unter der Regie von DAVID DeCOTEAU. Mit RAGDOLL (1999, Regie: TED NICOLAOU) und CHARLES BANDs eigener Regiearbeit BLOOD DOLLS (1999) gesellten sich noch weitere Themenfilme außerhalb der Reihe dem Repertoire dazu.
Ab dem Release von DR. MOREAU’S HAUS DES SCHMERZES (2004, Regie: CHARLES BAND) begann die Firma damit, die Marke Full Moon wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Obwohl alle Releases unter dem Vertrieb Shadow Entertainment firmierten, wurden die Filme in den Trailern stets mit Full-Moon-Logo angekündigt. Mit PUPPET MASTER: THE LEGACY (2004) bewies CHARLES BAND wieder sein Talent als Reste-, respektive Wiederverwerter. Der Film ist ein Best-of vorheriger Filme, die von 20 Minuten Rahmenhandlung zusammengehalten werden. PUPPET MASTER VS DEMONIC TOYS (2004, Regie: TED NICOLAOU) entstand als Crossover-Titel außerhalb der Reihe für den SciFi-Channel.
Mit dem kindlich-naiven Charme vergangener Zeiten gelang mit der Verschmelzung von „Puppetmaster“ und „Demonic Toys“ und dem Hang zum dämonischen Humbug der Sprung ins neue Jahrtausend. Mit einer wirklich amüsanten Referenz an das Zielpublikum („Entweder sind diese Leute Trashfans oder Teufelsanbeter!“) bleibt auch diese Produktion der Handschrift ihres Schöpfers CHARLES BAND treu, der hier ausschließlich „ehrenhalber“ als Executive Producer für diese Produktion des SyFy-Channels genannt wurde, selbst aber an der Umsetzung nicht beteiligt war. Allerdings brachte er mit TED NICALAOU einen bewährten und bereits oftmals eingesetzten Regisseur mit ans Set, der das bestmögliche aus dem überschaubaren Budget von 2,4 Millionen US-Dollar herausholte. Was diese Nummer nach langer Aufwärmphase doch noch zu einem amüsanten Zeitvertreib macht, ist für Trashologen ein gehöriger Mangel an Sinn und Verstand mit den üblichen Anschluss- und Kontinuitätsfehlern, Tricks aus dem CGI-Baukasten und der eigene Anspruch, sich selbst nicht ernst zunehmen und einfach nur Spaß zu bereiten. Dafür sorgen im Verlauf der Geschichte irrwitzige Ideen wie der sich selbst zerstörende Spionage-Miniatur-Marienkäfer, die Kompressionskammer, die das Blut aus Jungfrauen presst wie den Saft aus einer Zitrone, eine vorlaute „Baby Born“, die mit ihren derben Sprüchen mit ähnlicher Klangfarbe wie einst TOBIAS MEISTER als „Chucky“ wirkt wie eine „Neugeborenen“-Variante des „Mörderpuppen“-Vorbilds mit Lust auf üppige Teenager-Brust, einem blutsaugenden Teddybären und einer diabolischen Spielzeug-Herstellerin mit den üblichen Welteroberungsplänen, aufgespritzten Lippen und herrlich langen Beinen.
Auch hinsichtlich der Handlung wurden einige Änderungen vorgenommen, denn das Zusammentreffen der „verspielten“ Hauptfiguren hätte laut eines nicht verwendeten Story-Entwurfs aus dem Schnäppchenkauf der Toulon-Puppen bei Ebay resultiert, die daraufhin zusammen mit dem dämonischen Spielzeug im „Toyland“-Warenhaus eingelagert worden wären. Die Idee zu einem Crossover kursierte bereits seit 1993, war seinerzeit auch bereits zu Papier gebracht und als Handlung für einen eigenständigen vierten Teil der regulären „Puppet Master“-Reihe vorgesehen, aber dann ebenfalls verworfen worden. Parallel zu PUPPET MASTER VS. DEMONIC TOYS war auch die Produktion einer PUPPET MASTER-Miniserie geplant, angelehnt an den letzten Teil der Reihe aus den 1990ern, was aber aufgrund unzureichender finanzieller Mittel wieder verworfen wurde.
Kuriositäten wie „Six Shoot´s“ Terminator-Hommage und das technische Upgrade seines Handfeuerwaffen-Arsenals auf Laserschwert-Kaliber oder „Blade“, die mit ihrer Klinge den dämonischen Teddybär enthauptet, überwiegen dabei gegenüber dem sparsam dosierten Anteil an grafischen Splattermomenten. Der derbste Effekt im Battle der guten Puppen gegen das böse Spielzeug ist eindeutig der Moment, als jemanden die Augen aus dem Schädel ploppen und der „Baby Born“ grüne Suppe aus dem Schädel gequetscht wird. Der Rest der Härten gestaltet sich relativ familienfreundlich, was dieses Crossover zweier Charles-Band-Franchises im Gesamtbild zu einem „Band light“ macht.
In DEMONIC TOYS: PERSONAL DEMONS (2010, Regie: WILLIAM BUTLER) erhielt auch das Killer-Spielzeug nach 18 Jahren ein zweites Solo-Abenteuer. Puppen-Fetischisten wurden außerdem mit DOLL GRAVEYARD (2005) und DEADLY CHUCKY DOLLS/DANGEROUS WORRY DOLLS (2008), beide unter der Regie von CHARLES BAND, bedient.
Darüber hinaus wurde die hauseigene Ur-Puppen-Serie „Puppet Master“ als sogenannte „Axis-Saga“ fortgesetzt. PUPPET MASTER: AXIS OF EVIL (2010) setzt genau nach PUPPET MASTER III (1992) in Nazi-Deutschland an; Regie führte hier wieder DAVID DeCOTEAU. Es folgten PUPPET MASTER X: AXIS RISING (2012) und PUPPET MASTER: AXIS TERMINATION (2017), die beide CHARLES BAND inszenierte. Der aktuellste Film der Reihe, PUPPET MASTER: BLITZKRIEG MASSACRE (2018), bietet wieder einmal eine Ansammlung alter Szenen aus früheren Teilen, die durch eine Rahmenhandlung verknüpft werden. Der Film war dazu gedacht, die Sparte Full Moon Comix zu promoten, wo Abenteuer verschiedenster Full-Moon-Kreaturen wie des „Dollman“ weitergeführt werden sollten. Außerdem erschien mit PUPPET MASTER: THE LITTLEST REICH (2018, Regie: TOMMY WIKLUND und SONNY LAGUNA) ein von Fangoria produziertes Reboot der Serie. Das Script stammte von CRAIG R. ZAHLER (BRAWL IN CELL BLOCK 99) und bietet neben der Original-Musik von RICHARD BAND auch Stücke von Italo-Legende FABIO FRIZZI (DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES). Vor der Kamera standen sich eine Reihe von Altstars gegenüber, etwa UDO KIER (HEXEN GESCHÄNDET UND ZU TODE GEQUÄLT), BARBARA CRAMPTON (RE-ANIMATOR) und MICHAEL PÁRE (SEED).
Mittlerweile sind wird bei unserem Streifzug in der Corona-Dekade angelangt. Und was soll ich sagen? Die Puppen sind zurück! Obwohl sie eigentlich nie wirklich weg waren. Wie so ziemlich alles, was in den 1980er-Jahren einmal Trend oder Phänomen war, erwacht seit einigen Jahren nun auch die böse Puppe wieder zu neuem Leben. Und das nicht nur Low-Budget für´s Pay-TV oder Direct-To-DVD, sondern auch auf der großen Leinwand.
Ob nun innerhalb des Mainstream die „Annabelle“-Serie (2014/2017/2019, Regie: JOHN R. LEONETTI/DAVID F. SANDBERG/GARY DAUBERMAN) aus dem „The Conjuring“-Universum, das POLTERGEIST-Remake (2015, Regie: GIL KENAN), die unnachgiebige SAW-Reihe, in der „Billy“ den Opfern von „Jigsaw“ die Regeln eines tödlichen Spiels instruiert, die „The Boy“- Filme um „Brahms“ (2016/2020, Regie: WILLIAM BRENT BELL) oder ab Januar 2023 M3GAN, die Hightech-Puppe mit künstlicher Intelligenz und Bösem im Sinn - die Horror-Puppe ist wieder ein fester Bestandteil des Genres geworden.
Auch innerhalb des DTV-Sektors war sie niemals in der Spielkiste verschwunden, sondern tauchte in unregelmäßigen Abständen – und je nach Erfolg – immer wieder auf. In Filmen wie KILLJOY (2000, Regie: CRAIG ROSS JR.), JIGSAW (2002, Regie: DON ADAMS und HARRY JAMES PICARDI; der nichts mit dem „SAW“/“Jigsaw“-Franchise zu tun hat), THE PUPPET MONSTER MASSACRE (2010, Regie: DUSTIN MILLS und STEVE RIMPICI), FINDERS KEEPERS (2014, Regie: ALEXANDER YELLEN), THE WITCH´S DOLL (2017, Regie: LAWRENCE FOWLER) oder die „Robert“-Reihe mit ROBERT - DIE PUPPE DES TEUFELS (2015, Regie: ANDREW JONES), ROBERT 2 - DIE RÜCKKEHR DER TEUFELSPUPPE (2017, Regie: ANDREW JONES), ROBERT 3 - THE TOYMAKER (2017, Regie: ANDREW JONES) und ROBERT 4 - DIE RACHE DER TEUFELSPUPPE (2018, Regie: ANDREW JONES) hat das Subgenre wieder großen Zuwachs bekommen.
Der Brite ANDREW JONES hat mit seinen Puppenfilmen um „Robert“ längst eine eigene, erfolgreiche Filmserie etabliert, die inszenatorisch den Charles-Band-Produktionen aus den Full-Moon-Studios der 1980er- und 1990er-Jahre in nichts mehr nachsteht. Auch Teil 5 ist bereits angekündigt - das Puppentheater geht in den nächsten Akt!
Chucky – Die Mörderpuppe (1988)
9. November 1988: Es ist stockfinstere Nacht in Chicago. Ein Mann rennt durch die menschenleeren Straßen. Es ist Charles Lee Ray, der berüchtigte, von der Polizei und den Medien genannte „Seeuferwürger“ („Lakeshore-Strangler“), der in einem Zyklus ritueller Voodoo-Morde bereits mindestens ein Dutzend Menschen umgebracht hat. In dieser Nacht ist er auf der Flucht vor Detective Mike Norris, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, wie sehr der schwer verwundete Serienmörder, der sich in einem Spielzeugladen verschanzt hat, den Mächten der schwarzen Magie verfallen ist und sich ihrer bedient, um im Angesicht des Todes seinen bösen Geist in den Körper einer „Good-Guy“-Puppe zu transferieren.
„Ihr höllischen Mächte, ich rufe Euch an!
Gebt mir die Macht - ich flehe Euch an!“
Charles Lee Ray wurde am 1. Mai 1958 in Hackensack, New Jersey, als Sohn von Peter und Elizabeth Ray geboren. Im Gegensatz zu seinen Behauptungen, dass das Töten seit Generationen „Tradition“ in seiner Familie sei, wuchs der Junge bei liebevollen Eltern auf, die allerdings nicht wussten, dass ihr Sohn eine überaus sadistische und mörderische Ader hat.
Als Charles sieben Jahre alt war, ging er - wie jedes Kind in seinem Alter - auf Halloween auf die Jagd nach Süßem oder Saurem. Zu Hause betrachtete er stolz seine „Beute“ und kontrollierte sie genau. Dabei entdeckte er in einem Apfel eine Rasierklinge, entschloss sich, ihn zu behalten und – trotz oder aufgrund des gefährlichen Inhalts - hineinzubeißen. Er lächelte sogar als die Klinge ihm in die Zunge schnitt und er zu bluten begann. Es war einer der ersten Augenblicke, der den jungen Charles von seiner dunklen Seite zeigte, doch noch immer waren sein Vater und seine Mutter nicht imstande, sein merkwürdiges Verhalten zu deuten. Sie sollten ihre Unwissenheit mit dem Leben bezahlen...
Während einer Geburtstagsfeier griff Charles zu einem Holzhammer, um die Piñata von der Decke zu stoßen, schlug aber weiterhin - als sie bereits auf dem Boden lag - mit einer solchen Wut und Aggression wie ein Berserker auf sie ein, dass es nur noch beängstigend war. Im gleichen Moment hörte er im Radio die Nachricht, dass der „Hackensack-Slasher“, ein Serienmörder, wieder zugeschlagen habe und er stieß ein Messer in seine Geburtstagstorte, als würde er es in einen menschlichen Körper rammen.
Am gleichen Abend brach besagter Serienkiller in das Haus der Familie Ray ein und tötete Charles´ Vater direkt vor seinen Augen. Seine Mutter versuchte sich mit ihm in einem Schrank zu verstecken, aber als der „Hackensack-Slasher“ sie dort entdeckte, war er überrascht zu sehen, dass der Junge seine Mutter bereits erstochen hatte und behauptete, ihm damit helfen zu wollen.
Beeindruckt von der Kaltblütigkeit des Jungen, gab ihm der Killer den Rat, dass er in Zukunft immer seine Spuren verwischen solle und wischte das Blut von seinem Taschenmesser ab, bevor er es ihm zurückgab.
Nach dem Tod seiner Eltern wurde Charles in der Burlington-County-Psychiatry für schwer gestörte Jungen untergebracht. Dort kam er in die medizinische Obhut von Frau Dr. Amanda Mixter, die ihn „Charlie“ nannte. Doch anstatt dem Jungen zu helfen, ermutigte sie ihn dazu, seine mörderischen Neigungen zu akzeptieren und das Böse, das in ihm weiter zu keimen begann, auszuleben. Sie nahm ihm durch ihren Einfluss auch das letzte bisschen Menschlichkeit, von dem Charles einmal behauptete, diesen Teil von ihm als langweilig empfunden zu haben.
Während einer ihrer Sitzungen fragte sie ihn einmal, ob er seine Mutter vorsätzlich getötet habe oder ob es eine spontane Entscheidung gewesen sei. Es war eine spontane Tat aus der Situation heraus, die er begangen hatte, weil er es selbst so wollte. In einer späteren Sitzung im Jahr 1972, als Charles 14 Jahre alt war, fragte sie ihn, welche Variante einen Menschen zu töten er bevorzuge. Er erzählte ihr, dass er sowohl geplante als auch spontane Tötungen mag, aber spontane Tötungen ihm am meisten Spaß bereiten. Wie auch immer – für den kleinen Jungen war das Töten ein Kinderspiel.
Neben seinen Gesprächen mit Dr. Mixter spielte Charles gerne auch mit den kleineren Kindern und versuchte, drei der Jungen dazu zu bringen, in seine Fußstapfen zu treten, ihnen Schimpfwörter beizubringen und ihnen Geschichten und Märchen vorzulesen, die vom Tod handelten.
Eines Tages, nachdem er vom Spielen versehentlich Matsch in den Flur der Einrichtung getragen hatte, wurde er vom Hausmeister angeschrien, den er kurz darauf tötete, indem er ihm die Kehle aufschlitzte. Er schnitt ihm außerdem die Hand ab und präsentierte einer Gruppe von Kindern den verstümmelten Körper als „Captain Hook“, während sie Peter Pan spielten. Dabei lernte er einen kleinen Jungen namens Eddie Caputo kennen, der sein zukünftiger Komplize werden sollte. Als die Polizei eintraf, beschloss Charles zu fliehen und ließ die abgetrennte Hand des Hausmeisters als Geschenk für Eddie zurück, bevor er in die dunkle Nacht verschwand. Durch seine Flucht verlor er auch den Kontakt zu Dr. Mixter.
1986 lernte Charles zwei Frauen in einem Nachtclub kennen und begleitete sie später zurück in ihr Hotel. Die Beiden lieferten sich vor ihm ein erotisches Vorspiel, offensichtlich um ihn anzumachen, das Charles allerdings unterbrach, um der rothaarigen der beiden Frauen mit einem Messer zu drohen. Zu seiner Überraschung zeigte die andere Frau keinerlei Angst, sondern wies ihn stattdessen an, nicht nur zu drohen, sondern es durchzuziehen und sie zu erstechen. Ray entschied sich stattdessen, sie zu töten, stach mehrfach mit dem Messer auf ihren Körper ein und reichte es anschließend der Rothaarigen, damit diese ebenfalls auf die Frau einsticht.
In dieser Nacht war die Rothaarige erstmals an einem Mord beteiligt. Nachdem Charles und die Frau die andere zusammen getötet hatten, küsste sich das Paar leidenschaftlich auf dem Bett, wobei sie ihm offenbarte, dass ihr Name Tiffany sei, bevor sie vorschlug, dass Charles sich „Chucky“ nennen sollte, während er wiederum von ihr verlangte, sich für ihn ihre Haare blond zu färben. In dieser Nacht kam zusammen, was zusammengehört und Chucky und Tiffany wurden zu „Natural Born Killers“, die gemeinschaftlich eine Blutspur hinter sich herzogen.
Die Beiden verließen Hackensack 1987, nachdem sie einen Mann getötet hatten, der ihnen das Auto verkaufen wollte, mit dem sie letztendlich aus der Stadt fuhren.
Obwohl Tiffany Valentine durch Charles Lee Ray selbst zu einer Serienmörderin geworden ist, ist sie – im Gegensatz zu ihm – nicht ausschließlich von der bösen Art, sondern sie weist auch „menschliche“ Eigenschaften auf und zeigt Empathie für ihre Mitmenschen. Auf Chucky mag ihre romantische Veranlagung und der tiefe Glaube an die Liebe naiv wirken, doch sie ist durchaus clever, kreativ, erfinderisch und eine Feministin. Sie besitzt eine wirklich freundliche und mitfühlende Seite und zeigt sich bisweilen auch reumütig.Doch sobald sie merkt, dass sie enttäuscht wird oder Chuckys Gefühle ihr gegenüber nicht aufrichtig sind, verliert auch sie die Kontrolle über sich. In diesen Momenten ist sie überaus gewalttätig, psychotisch und unversöhnlich und weiß mit dem Messer ebenso geschickt umzugehen wie ihr geliebter Seelenverwandter. Dabei ist Tiffanys Drang zu verstümmeln, ebenso stark ausgeprägt wie bei Chucky und sie mordet weiter, besonders wenn es gilt, ihrem Geliebten zu helfen. Doch auch ihre Gefühle für ihn haben Grenzen...
1988 zog Chucky zusammen mit Tiffany nach Chicago, Illinois, wo er ein Doppelleben als normaler Zivilist und als Serienmörder führte, der es als besagter „Lakeshore-Strangler“ zu beachtlicher unehrenhafter Berühmtheit bringen sollte. Er erlernte die Riten und Beschwörungsformeln des Voodoo unter der Anleitung eines die Religion und ihre Rituale Praktizierenden namens John Bishop, allerdings in erster Linie, um zu erfahren, wie man den Tod überwinden kann. Ohne Johns Wissen pervertierte Chucky diese Lehren, die eigentlich für das Gute verwendet werden sollten, um eine Reihe von Ritualmorden zu begehen. Zu diesem Zeitpunkt waren seine bekannten Komplizen, die bei der Ausführung seiner Missetaten halfen, Tiffany Valentine und Eddie Caputo. Unter seinen vielen Mordopfern gehörte auch eine Frau namens Vivian Van Pelt, von der er einen 6.000-Dollar-Ring als Trophäe entwendete und den Tiffany schließlich fand, von dem sie dachte, er sei ein Verlobungsring, den Charles ihr geben wollte. Doch der von ihr sehnlich erhoffte Antrag blieb aus. Möglicherweise hat Charles auch Tiffanys Mutter auf dem Gewissen.
Während eines Grillfestes in der Nachbarschaft stellte ein gemeinsamer Freund Charles eine Frau namens Sarah und ihre Familie vor. Unbeabsichtigt hatte die junge Frau einen ungeheuren Einfluss auf ihn, sodass er im Laufe der Zeit zunehmend von ihr besessen war und auch ein Teil ihrer Familie wurde, indem er versuchte, den Platz ihres Mannes Daniel einzunehmen. In der Absicht, seinen Nebenbuhler auszuschalten, bot Charles ihm eines Nachts an, ihn nach Hause zu fahren. Während dieser Fahrt gelang es Charles, ihn zu töten und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Er nahm sogar an Daniels Beerdigung teil und entführte kurz darauf Sarah.
Etwa zur gleichen Zeit nahmen die Spannungen zwischen Charles und Tiffany immer weiter zu, vor allem als sie herausgefunden hat, dass Chucky ohne sie Menschen tötete, was sie als eine Art Vertrauensbruch ihr gegenüber empfand. Tiffany rief daraufhin auch aus Eifersucht Sarah gegenüber anonym die Polizei an und verriet den Aufenthaltsort des „Lakeshore-Stranglers“. Als die Polizei in seinem Versteck auftauchte, glaubte Chucky zunächst, Sarah habe ihn verraten und stach ihr ein mit einem Messer in den Bauch, wodurch ihr seinerzeit ungeborenes Kind später von der Hüfte abwärts gelähmt sein würde.
Noch in derselben Nacht kam es aufgrund Tiffanys Verrat zur Verfolgungsjagd zwischen Chucky und Detective Mike Norris, die in dem Spielzeugladen endete. Hier setzt der Film „Child´s Play“ ein, der hierzulande als „Chucky – Die Mörderpuppe“ im Handumdrehen eine Fangemeinde um sich gescharrt und als neue Horror-Ikone die Nachfolge seiner Slasher-Kollegen „Michael Myers“, „Jason Voorhees“ und „Freddy Krueger“ angetreten hat.
Von dem Cop angeschossen und schwer blutend, greift der Killer zu einer „Good-Guy“-Puppe und führt ein Beschwörungsritual durch, um seine Seele auf das sprechende Spielzeug zu übertragen. „Hörst du mich, du mieses Schwein? Ich kriege dich! Das verspreche ich!“, droht er Norris mit letzter Kraft, als kurz darauf das Gebäude von dunklen Wolken überschattet und von einem Blitz getroffen wird und explodiert. In den Trümmern entdeckt Norris Rays leblosen Körper neben der Puppe. Der Fall scheint abgeschlossen. Doch nachdem die Puppe, in die Chuckys Seele gefahren ist, vom Ort des Geschehens verschwindet und über Umwege zum Geburtstag des kleinen Andy in dessen Besitz übergeht, zeigt das Spielzeug sein mörderisches Eigenleben und Mike Norris muss erkennen, dass Mächte am Werk sind, an die er niemals zuvor geglaubt hat…
„Hi, ich bin Chucky.
Und ich werde immer
dein Freund sein...!“
Der „Good Guy“ ist der Verkaufsschlager in den Spielzeugläden. Jede Puppe hat ihren eigenen Namen, auf die nur er hört, damit er für immer der beste Freund seines Spielkameraden bleibt. Als der kleine Andy zum ersten Mal „Chucky“ im Arm hält, ahnt er noch nicht, dass die rothaarige Puppe mit den Sommersprossen weit mehr ist als nur ein harmloses Spielzeug. Schon bald mehren sich in seinem Umfeld mysteriöse Unglücks- und Todesfälle - nur mag ihm keiner glauben, dass ausgerechnet „Chucky“ der Urheber allen Böses ist.
So zügig wie der Film begonnen hat, fährt er nach dem spektakulären Prolog mit seinem Erzähltempo fort, wobei sich das Drehbuch der drei Autoren Don Mancini, John Lafia und
Tom Holland, der zudem auch auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, als so clever konzipiert darstellt, nicht von vornherein mit offenen Karten zu spielen. Unweigerlich verrät der deutsche Verleihtitel des im Original „Child´s Play“ genannten Horrorfilms unweigerlich, wer hier die Hauptverantwortung für Mord und Totschlag trägt, während - lässt man diesen Hinweis außer Acht - zumindest im ersten Drittel des Films nicht klar erkennbar ist, ob der kleine Andy womöglich selbst seinen Babysitter aus dem Fenster in den Tod gestoßen hat. Da sich Detective Norris ausschließlich an Fakten und Beweise hält, lässt die Spurenlage am Tatort keinen anderen Schluss zu, als dass der Junge eine Mitschuld trägt, wodurch sich für den Zuschauer die Option ergibt, dass nicht die Puppe von Charles Lee Ray beseelt ist, sondern das Kind selbst.
Doch spätestens dann, wenn der „Good Guy“ sein wahres Gesicht zeigt, verläuft „Chucky - Die Mörderpuppe“ (im Folgenden bleibe ich beim Originaltitel) auf gewohnten (okkulten) Slasher-Pfaden, wobei Parallelen zum seit 1984 aktiven „Freddy Krueger“, der in der legendären „Nightmare-On-Elm-Street“-Filmreihe sein albtraumhaftes Unwesen getrieben hat, nicht von der Hand zu weisen sind:
In beiden Fällen lebt ein früherer Serienkiller weiter, wobei der durch Lynchjustiz verbrannte Kindermörder Freddy Krueger sich in den Albträumen der Kinder derer einnistet, die ihn in blinder Selbstjustiz gerichtet und lebendig verbrannt haben, um auf diese Weise Rache zu üben und mit jedem weiteren Teenager, der nicht nur in seinen Träumen stirbt, sondern auch im wahren Leben, zu neuer Lebensenergie zu kommen. Während die Maske, das signifikanteste Merkmal des Killers im Slasher, in den „Nightmare“-Filmen durch die brandnarbige Visage Freddy Kruegers in Erscheinung tritt, ist es in den „Chucky“-Filmen der Körper einer „Good-Guy“-Puppe, der dazu dient, das wahre Antlitz des Mörders, eben Charles Lee Ray, zu verbergen, der seine Taten ebenso kompromisslos zynisch kommentiert wie der Killer aus der Elm Street. Und auch Charles Lee Ray versucht als „Chucky“ durch weitere Morde dem Umstand zu umgehen, für immer in einer Spielzeugpuppe gefangen zu bleiben.
Don Mancini, der als Schöpfer der Kultfigur „Chucky“ gilt und maßgeblich die Entwicklung des Universums vorangetrieben hat, besuchte zunächst als Kind die St. Christopher‘s School in Richmond, Virginia, und studierte später an der University of California in Los Angeles und an der Columbia University in New York City, wo Brad Dourif zu seinen Lehrern gehört hat, der innerhalb des Franchise selbst eine nicht unwesentliche Rolle spielen sollte.
Laut eines Interviews mit dem Online-Magazin „Mental Floss“ entwarf Drehbuchautor Don Mancini das Konzept erstmals während seines Filmstudiums an der UCLA. Der 1963 in New York City geborene Mancini, der seit seiner Kindheit ein Horrorfan war, wurde für „Child‘s Play“ von Filmen wie „Trilogy of Terror“, einer 1975 von Dan Curtis inszenierten Horror-Anthologie, in der in der dritten Geschichte eine Frau von einer Fetischpuppe terrorisiert wird, von dem Psychothriller „Magic – Eine unheimliche Liebesgeschichte“, in dem Anthony Hopkins unter dem Einfluss seiner Bauchrednerpuppe steht und Morde begeht, und von der „Living Doll“-Episode im Rahmen der „The-Twilight-Zone“-Serie inspiriert.
Unter diesem Titel wurde die 126. Folge (die 6. Episode der 5. Staffel) der in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren sehr populären US-Fernsehserie veröffentlicht, wobei die von Jerry Sohl alias Charles Beaumont geschriebene Episode die Probleme einer dysfunktionalen Familie thematisiert, die sich verschlimmern, als sich die Puppe des Kindes als überaus lebendig und empfindungsfähig erweist und das Unheil seinen Lauf nimmt.
„The Twilight Zone“ (für die letzten beiden Staffeln lediglich als „Twilight Zone“ vermarktet) ist eine Science-Fiction-Horror-Anthologie-Fernsehserie gewesen, die von Rod Serling kreiert und präsentiert wurde und vom 2. Oktober 1959 bis zum 19. Juni 1964 fünf Staffeln lang auf CBS lief. Jede Episode erzählte eine eigenständige und in sich abgeschlossene Geschichte, in der sich die Charaktere mit oft beunruhigenden oder ungewöhnlichen Ereignissen auseinandersetzen, eine Erfahrung, die als Eintritt in die „Twilight Zone“ beschrieben wird, oft mit einem überraschenden Ende und einer Moral. Obwohl überwiegend innerhalb der Science-Fiction verortet, rückten die paranormalen und kafkaesken Plots die Show verstärkt in Richtung Fantasy und Horror. Der Ausdruck „Twilight Zone“, inspiriert von der Serie, wird heutzutage vor allem verwendet, um surreale Erfahrungen zu beschreiben.
Doch nicht nur diese bereits verfilmten Geschichten über besessene Puppen lieferten einen Teil der Grundlage der Handlung von „Child´s Play“, sondern auch die vor allem in Amerika überlieferten Mythen und Legenden um „Robert, the doll“, einer angeblich von einem Geist heimgesuchten Puppe, die im East Martello Museum in Key West, Florida, ausgestellt ist. Robert war einst im Besitz des als exzentrisch geltenden Robert Eugene Otto, eines Malers und Schriftstellers aus der Region, der einer prominenten und angesehenen Familie angehörte.
Die Puppe wurde Berichten zufolge von der Firma Steiff in Deutschland hergestellt, von Ottos Großvater auf einer Reise nach Deutschland im Jahr 1904 gekauft und dem jungen Otto als Geburtstagsgeschenk übergeben. Der eigens angefertigte Matrosenanzug der Puppe war wahrscheinlich ein Outfit, das Otto als Kind getragen hat.
Die Puppe blieb im Haus der Familie Otto in der Eaton Street 534 in Key West aufbewahrt, während Otto in New York und Paris Kunst studierte. Otto heiratete Annette Parker in Paris am 3. Mai 1930. Das Paar kehrte in das Haus der Familie zurück, um dort zu leben, bis Otto 1974 starb. Seine Frau starb zwei Jahre später. Nach ihrem Tod wurde das Haus, in dem sich die Puppe noch immer befand, an Myrtle Reuter verkauft, die es 20 Jahre lang besaß, bis das Anwesen an die derzeitigen Eigentümer verkauft wurde, die es als Gästehaus betreiben.
Der Legende nach verfügt die Puppe über übernatürliche Fähigkeiten, die es ihr ermöglichen, sich zu bewegen, ihre Mimik zu verändern und Kichergeräusche von sich zu geben. Einige Versionen behaupten, ein junges Mädchen „bahamaischer Abstammung“ habe Otto die Puppe als Geschenk oder als „Vergeltung für ein Fehlverhalten“ gegeben. Andere Geschichten behaupten, dass die Puppe durch Voodoo-Zauber lebendig gemacht wurde, sich im Raum bewegte und „sich dessen bewusst war, was um sie herum vor sich ging“. Wieder andere Legenden behaupten, dass die Puppe verschwand, nachdem Ottos Haus nach seinem Tod mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, oder dass der junge Otto die übernatürlichen Kräfte der Puppe auslöste, indem er die Puppe für seine Missgeschicke in der Kindheit verantwortlich machte. Laut lokaler Folklore hat die Puppe „Autounfälle, Knochenbrüche, Arbeitsplatzverlust, Scheidung und eine Fülle anderer Unglücksfälle“ verursacht und Museumsbesucher erleben angeblich „Unglücksfälle nach dem Besuch“, weil sie „Robert nicht respektieren“.
Don Mancini erklärte, dass das Killerpuppen-Motiv zum Zeitpunkt der Dreharbeiten zu „Child´s Play“ zwar bereits bekannt, aber dass es im Zeitalter der Animatronics nie als abendfüllender Spielfilm umgesetzt worden war. Also machte er sich an die Arbeit ein Drehbuch mit einer solchen Figur als Dreh- und Angelpunkt einer Horrorgeschichte zu verfassen.
Als Filmstudent amüsierte er sich Mitte der 1980er-Jahre über die Hysterie um die „Cabbage Patch Kids“, einer Produktlinie von Stoffpuppen mit Kunststoffköpfen, die erstmals 1982 von Coleco Industries hergestellt wurden, und darüber, dass die Puppen in Rekordzeit ausverkauft waren und sogar gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Eltern auslösten, die nicht einmal vor Handgreiflichkeiten zurückschreckten, um für ihre Kinder noch eines der begehrten Exemplare zu bekommen. Der Verkauf von 3,2 Millionen der preisgünstig in China hergestellten Puppen generierte 2.000.000.000 US-Dollar an Einzelhandelsumsätzen in Nordamerika, Europa, Japan, Australien und Neuseeland.
Mancinis Vater hatte sein ganzes Leben lang in der Werbebranche gearbeitet und er wusste nur zu gut, wie effektives Marketing zum sogenannten „Verbraucherwahnsinn“ führen kann. Auf dieser Grundlage wollte sein Sohn daraufhin eine schwarz-humorige Satire darüber schreiben, wie sich Marketing auf Kinder auswirkt, die allein durch äußere Einflüsse auf ein ganz bestimmtes Produkt fixiert werden, wobei sein erster Versuch in dieser Richtung seine Co-Autoren-Tätigkeit bei „Child´s Play“ war.
Zuvor hatte er bereits mit seinem Skript zum hierzulande fälschlicherweise als „Underground Werewolf“ vermarkteten und des im Original „The Cellar Dwellar“ betitelten B-Movies seinen Einstand als Drehbuchautor gegeben und ebenfalls eine fantastisch angehauchte Geschichte zu Papier gebracht. Verfilmt vom Effekt-Spezialisten John Carl Buechler wird in dem Film die Monsterfigur eines Comics lebendig und sorgt im Keller eines alten Hauses für Angst und Schrecken.
Nach seinem ersten Einsatz für das „Chucky“-Franchise schrieb er das Drehbuch für die 12. Episode „Fitting Punishment“ der zweiten Staffel von „Geschichten aus der Gruft“, bevor er sich - im wahrsten Sinne des Wortes - voll und ganz der Mörderpuppe verschrieb und dem Motiv der Killerpuppe bis heute fast nahezu ausnahmslos treu geblieben ist.
Don Mancini schrieb in der Folgezeit alle weiteren Fortsetzungen der ursprünglichen „Child‘s Play“-Filmreihe und war zudem ausführender Produzent der Teile „Bride of Chucky“ (1998) und „Cult of Chucky“ (2017). Er begann mit „Seed of Chucky“ (2004), gefolgt von „Curse of Chucky“ (2013) und „Cult of Chucky“ auch Regie zu führen bei drei der insgesamt sieben Einträge des „Child‘s Play“-Franchise und war nicht nur für die Konzeption der „Chucky“-TV-Serie verantwortlich, sondern bei diesem Format, das auch auf die Inhalte der früheren Filme eingeht, ebenfalls als Autor und Regisseur tätig. Er war allerdings nicht am Reboot von 2019 beteiligt, ist aber darüber hinaus auch für zahlreiche Kurzfilme zur populären Slasher-Reihe verantwortlich, die er in losen Abständen geschrieben hat.
Im Jahr 2007 gewann er den EyeGore Award für seinen Beitrag zum Horror-Genre.
Für seine Idee zu „Child´s Play“ wurde Don Mancini, basierend auf seinen Erfahrungen mit seinem Vater, nicht nur vom Konsumverhalten der 1980er-Jahre und der Wirkung des Marketings auf Kinder beeinflusst, sondern seine problematische Beziehung zu diesem griff er ebenso auf wie seine Erfahrungen der Entfremdung als schwuler Mann. Vor allem Letzteres hat ihn dazu bewogen, das Drehbuch um ein Kind mit einer alleinerziehenden Mutter und ohne Vaterfigur zu schreiben.
In „Seed of Chucky“ („Chuckys Baby“, 2004) integrierte er mit dem Nachwuchs von Chucky und Tiffany auch Themen wie Homosexualität und Geschlechteridentitäten in die Handlung des mittlerweile fünften Teils, der an das Ende von „Bride of Chucky“ („Chucky und seine Braut“, 1998; Regie: Ronny Yu) anknüpfte.
David Kirschner, der ausführende Produzent von „Child´s Play“, der nach dem ersten Teil auch jeden weiteren der Reihe produzieren sollte, behauptete im selben „Mental Floss“-Interview, dass auch er einen Film über eine Killerpuppe machen wollte, nachdem er das Buch „The Dollhouse Murders“ gelesen hatte. In dem Roman von Betty Ren Wright findet die junge Amy auf dem Dachboden des Hauses ihrer Tante ein wunderschönes Puppenhaus, das eine exakte Nachbildung des Hauses selbst ist. Das Spiel damit führt dazu, dass die Puppen den grausigen Mord an Amys Urgroßeltern nachspielen, die dreißig Jahre zuvor im Haus gestorben sind. Amy, ihre geistig behinderte Schwester Louann und Amys beste Freundin Ellen, die davon überzeugt sind, dass das Puppenhaus versucht, ihnen etwas mitzuteilen, versuchen den Mord von damals aufzuklären, um auf diese Weise die Geister des Puppenhauses zur Ruhe zu bringen.
Mancinis ursprüngliches Drehbuch trug den Titel „Batteries Not Included“, wobei der Titel später in „Blood Buddy“ geändert wurde, nachdem entdeckt wurde, dass ein anderer Film mit dem gleichen Namen gedreht wurde, der hierzulande unter seinem deutschen Titel „Das Wunder in der 8. Straße“ bekannt ist. Während der Produktion einigte man sich auf den Titel „Child´s Play“, wollte aber auch diesen Titel wieder fallen lassen, um Verwechslungen mit Sidney Lumets gleichnamigem Thriller von 1972 zu vermeiden. Da dieser jedoch eine völlig konträre Geschichte erzählte, blieb es bei dem bis heute bekannten englischen Originaltitel.
Nicht alle von Don Mancinis Ideen fanden letzten Endes den Weg in das von John Lafia und Tom Holland überarbeitete Skript. Dieses sah den „Good Guy“ zunächst als eine mit Kunstblut gefüllte Puppe vor, die zu bluten beginnt, sobald man mit ihr grob spielt und die lebendig wird, nachdem Andy sein eigenes Blut mit dem der Puppe gemischt hat. Die Puppe hätte Andys unterdrückte Wut repräsentiert und seine Feinde ins Visier genommen und sich an ihnen für ihr Verhalten dem Jungen gegenüber gerächt. Das ursprüngliche Drehbuch war außerdem als klassische Slasher-Whodunit-Geschichte konzipiert (wobei diese Idee für die finale Version auf knapp 1 Drittel des Films komprimiert wurde), die sich mit der Wirkung von Werbung und Fernsehen auf Kinder beschäftigte, während es zudem so geschrieben war, dass es länger mit der Erwartungshaltung des Publikums spielte und es unklar erscheinen ließ, ob Andy oder Chucky der Mörder ist.
Charles Band, zum Zeitpunkt der ersten Vorbereitungen durch die Produktion von Stuart Gordons „Dolls“ (1986) mit „Killerpuppen-Erfahrung“ gesegnet, bekundete Interesse an der Verfilmung des Drehbuchs, erhielt für die Regie aber nicht den Zuschlag und produzierte nur knapp ein Jahr später mit „Puppet Master“ ein eigenes „Mörderpuppen“-Franchise.
Das Drehbuch war indes von United Artists akzeptiert worden, nachdem Studiopräsident Tony Thomopoulous und MGM/UA Communications-Präsident Lee Rich erkannt hatten, dass sich mit „Child´s Play“ eine langjährige Serie entwickeln ließe. Nachdem UA das Drehbuch gekauft hatte, wurde es zunächst von John Lafia umgeschrieben, um den Charakter von Andy sympathischer zu gestalten und nachdem Kirschner Zweifel darüber geäußert hatte, dass Eltern ihren Kindern niemals eine Puppe mit Kunstblut kaufen würden.
In Lafias umgeschriebenem Drehbuch wurde außerdem die Figur Charles Lee Ray integriert, dessen Seele auf die Puppe übertragen wird. Hierfür wurde - zunächst zum Missfallen von Don Mancini - auf Geheiß des Studios der Voodoo-Zauber als auslösende Kraft des Bösen in das Drehbuch mit aufgenommen. Erst bei den Fortsetzungen zeigte Mancini für diese Idee Verständnis, da auf diese Weise die Möglichkeiten für eine fortwährende Rückkehr Chuckys nahezu unbegrenzt waren, ohne sich bei den Fortsetzungen für hanebüchene Ideen rechtfertigen zu müssen.
BONUS-FACTS: Chuckys vollständiger Name, Charles Lee Ray, leitet sich von den Namen der berüchtigten Mörder Charles Manson, des mutmaßlichen Kennedy-Attentäters Lee Harvey Oswald und von James Earl Ray ab, der als Attentäter und Mörder von Martin Luther King in die Geschichte einging.
John Lafia wollte gleichzeitig auch die Regie übernehmen, nachdem er für die Umschreibungen engagiert worden war, wurde aber abgelehnt, weil er zu dieser Zeit noch nie einen abendfüllenden Film gedreht hatte, und das Studio suchte einen erfahrenen Regisseur für die Produktion. Seine Chance, sich auch in dieser Position zu bewähren, sollte er zwei Jahre später bei der Fortsetzung des Films erhalten.
Indes wurden William Friedkin („Der Exorzist“, 1973), Irvin Kershner („Die Augen der Laura Mars“, 1978), Robert Wise („Bis das Blut gefriert“, 1963), Joseph Ruben („The Stepfather“, 1987), Howard Franklin sowie Rocky Morton und Annabel Jankel („D.O.A. - Bei Ankunft Mord“, 1988) für die verantwortungsvolle Aufgabe in Betracht gezogen, bevor Tom Holland auf Steven Spielbergs Empfehlung von seiner Arbeit an einer Folge der von ihm produzierten TV-Anthologieserie „Amazing Stories“ alias „Unglaubliche Geschichten“ für die Regie verpflichtet wurde.
Den meisten deutschen Horrorfans dürfte der Drehbuchautor und Regisseur Tom Holland vor allem für sein Spielfilm-Debüt „Fright Night - Die rabenschwarze Nacht“ (1985) bekannt sein, bei dem es ihm in beiden Funktionen gelungen ist, den klassischen Vampirfilmstoff in einer Mischung aus Schrecken und Spaß in die Gegenwart zu transportieren und den Klassikern des Genres angemessen Tribut zu zollen. Auch bei „Child´s Play“ griff er auf diese Mischung zurück:
„Ja, beide Filme haben Humor. Zusammen mit dem Visuellen,
welches erschreckend und beängstigend sein soll,
eine gute Kombination.“
TOM HOLLAND
Im Bereich des fantastischen Films blieb der Filmemacher auch weiterhin verortet, der 1943 in New York City als Sohn von Lee und Tom Holland geboren wurde. Er besuchte zunächst die Ossining Public High School in Ossining, New York, bevor er an die Worcester Academy wechselte, wo er 1962 seinen Abschluss machte. Nach dem Abitur besuchte Holland für ein Jahr die Northwestern University, bevor er an die University of California, Los Angeles, wechselte, wo er 1970 seinen Abschluss machte. Später absolvierte er die UCLA Law School und schloss mit einem Bachelor of Laws ab.
„Als ich im Business anfing, gab es für mich keinen direkten Zugang in die Regiebranche. Ich arbeitete zu der Zeit in einem Sommertheater und der einzige Weg zum Film führte über den langen Weg des Schauspielens. Ich ging zur „Northwestern Theater School“, blieb dort ein Jahr, ging dann nach New York City und bekam einen 7-Jahres-Vertrag mit Warner Brothers. Jack Warner höchstpersönlich holte mich dafür in sein Büro. Ich hatte eine erfolgreiche Karriere als Tom Fielding hingelegt und drehte alles - von Seifenopern bis hin zu Filmen.
Als ich als Schauspieler arbeitete, merkte ich, dass ich einige Szenen anders gedreht hätte als der eigentliche Regisseur. Also begann ich mit anderen Autoren und Regisseuren dieser Zeit, wie zum Beispiel Jim Bridges, im „Actor´s Studio“ Theaterstücke zu realisieren. Ich wollte Regie führen und der Weg dahin war, als Autor anzufangen. So schrieb ich also erst Drehbücher und von da aus ging es auf den Regiestuhl. Tja, jeder hat seine Geschichte.“
TOM HOLLAND
Tom Holland absolvierte - bevor er damit begann, Drehbücher zu schreiben und Regie zu führen - eine Schauspielausbildung am Actors Studio unter Lee Strasberg. In den 1960er- und frühen 1970er-Jahren trat er unter dem Alias „Tom Fielding“ in mehreren Neben- und Gastrollen in Film und Fernsehproduktionen auf und war unter anderem in dem von ihm geschriebenen und von Richard Franklin inszenierten „Psycho II“ (1982) als „Deputy Norris“ zu sehen ebenso wie in kleinen Parts in einer Episode der Serie „The Incredible Hulk“, die hierzulande als „(Der unglaubliche) Hulk“ im RTL-Privatfernsehen lief sowie in einer Episode der Miniserie „Der Feuersturm“.
Als im Horror-Genre vielseitig aktive und an namhaften und wichtigen Projekten beteiligte Persönlichkeit zählte er 2009 neben Scream Queen Danielle Harris („Halloween - Die Rückkehr des Michael Myers“ und „Halloween - Die Rache des Michael Myers“, 1988/1989), Tony „The Candyman“ Todd, Kane Hodder („Jason Voorhees“ in vier „Freitag, der 13.“-Filmen) und R.A. Mihailoff („Leatherface - The Texas Chainsaw Massacre III“, 1990) zur Ikonen-Besetzung im zweiten Teil von Adam Greens „Hatchet“-Franchise.
Sein Debüt als Drehbuchautor gab Tom Holland im Jahr 1978 mit dem Fernsehfilm „The Initiation of Sarah“, der von Robert Day inszeniert wurde und auf dem Höhepunkt paranormalen Horrors im Fahrwasser der King-Verfilmung „Carrie - Des Satans jüngste Tochter“ (1976, Regie: Brian de Palma) und von Streifen wie „Teufelskreis Alpha“ (Regie: Brian de Palma), „Der Schrecken der Medusa“ (Regie: Jack Gold) und „Patrick lebt!“ (Regie: Richard Franklin) entstanden ist, die alle im gleichen Jahr wie besagter Fernsehfilm produziert wurden.
„Der Einfluss auf meine Arbeit als Filmemacher kam aus dem Horrorgenre und es war der Film „Psycho“.
Das erste Mal erfuhr ich hier,
was es bedeutet den richtigen Schnitt zu finden.
Das war eine unglaublich faszinierende Erfahrung.“
TOM HOLLAND
Seinem Einstand im fantastischen Genre folgten in den frühen 1980er-Jahren die ersten Auftragsarbeiten für Kinofilme: 1982 adaptierte er den Roman „The Beast Within“ von Edward Levy für den gleichnamigen Film von Phillipe Mora, dem Regisseur von „Howling II“ (1985). Im selben Jahr schrieb er das Drehbuch zu Mark L. Lesters mittlerweile zum Kultfilm erhobenen „Die Klasse von 1984“, einen urbanen Thriller, der sich thematisch auf Jugendkriminalität und Punk-Subkultur konzentrierte. Der Film erwies sich bei seiner Veröffentlichung als umstritten und wurde im Vereinigten Königreich ob seiner Gewaltdarstellung stark zensiert und in anderen Ländern sogar verboten. Hierzulande war der mittlerweile als Kultfilm gefeierte Streifen jahrzehntelang indiziert.
Holland wurde von Universal Pictures engagiert, um eine Fortsetzung des Alfred Hitchcock-Films „Psycho“ von 1960 zu schreiben, der seit seiner ersten Veröffentlichung nicht nur als wegweisender und ikonischer Horrorfilm gefeiert wurde, sondern auch als einer der größten Filme aller Zeiten. Hauptdarsteller Anthony Perkins, der zuvor Bedenken gezeigt hatte, in einer Fortsetzung aufzutreten, stimmte zu, den Film zu machen, nachdem er von Hollands Drehbuch beeindruckt war. Die Herausforderung, die dem Autor auferlegt wurde, bestand er mit Bravour.
Die Fortsetzung spielt 22 Jahre nach dem ersten Film und folgt Norman Bates, nachdem er aus der Nervenheilanstalt als geheilt entlassen wurde und in das Haus und Bates Motel zurückkehrt, um ein normales Leben zu führen. Seine mörderische Vergangenheit unter dem Einfluss seiner verstorbenen Mutter verfolgt ihn jedoch weiterhin, als jemand beginnt, die Menschen um ihn herum zu ermorden. Der Film hat nichts mit dem Roman „Psycho II“ von Robert Bloch aus dem Jahr 1982 zu tun, den er als Fortsetzung seines ursprünglichen Romans „Psycho“ aus dem Jahr 1959 geschrieben hatte.
„Psycho II“ unter der Regie von Hitchcock-Schüler Richard Franklin und mit Meg Tilly, Vera Miles, Robert Loggia und Dennis Franz in den Hauptrollen, startete auf Platz 2 der US-Kinocharts hinter „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ und spielte 34 Millionen US-Dollar ein.
1985 schrieb er das Drehbuch zu „Fright Night“ und übernahm die Regie des Films, nachdem er von der Umsetzung seines Skripts zum Film „Spur in den Tod“ (1984) durch den Briten Michael Winner enttäuscht war, einem thematisch ähnlichen Vorläufer zum drei Jahre später erschienenen und wesentlich erfolgreicheren Horrorthriller „Stepfather“ von Joseph Ruben. Auch dieser Schritt brachte ihn abermals auf die Erfolgsspur, denn der Film war sowohl finanziell rentabel als auch kritisch wohlwollend aufgenommen worden. Auch der gefürchtete amerikanische Kritikerpapst Roger Ebert, der auch „Child´s Play“ lobend rezensiert hat, äußerte sich überaus wohlwollend über Hollands Debüt und rechnete ihm hoch den Spaß an, den „Fright Night“ seinem Publikum beschere. Der Film brachte 1988 eine Fortsetzung mit dem Titel „Fright Night II - Mein Nachbar, der Vampir“ und 2011 ein Remake mit Colin Farrell in der Rolle des im Original von Chris Sarandon („Detective Mike Norris“ in „Child´s Play“) verkörperten „Jerry Dandrige“ und Anton Yelchin hervor. Dieses Remake erhielt mit „Fright Night II: New Blood“, der 2013 veröffentlicht wurde, ebenfalls eine eigene Fortsetzung. Holland war jedoch an keinem dieser Filme oder dem Remake beteiligt.
Am 28. Oktober 2020 bestätigte der Filmemacher, dass er an einer direkten Fortsetzung des ursprünglichen „Fright Night“ mit dem Titel „Fright Night: Resurrection“ schreibe und dass diese den zweiten Teil von 1988 ignoriere und an die Ereignisse seines Films von 1985 direkt anknüpfe, für den er seinerzeit mit dem Saturn Award in der Kategorie „Bestes Drehbuch“ ausgezeichnet wurde.
„Ich traf Stephen King zum ersten Mal beim Dreh zu „Langoliers“. „The Stand“ drehte ich zur damaligen Zeit für meinen Freund Mick Garris, ebenfalls ein Regisseur. „The Stand“ ist eine wirklich epische Geschichte meiner Generation und „Langoliers“ ist tatsächlich ziemlich unterschätzt. Aber je häufiger er gezeigt wird, desto mehr lieben ihn die Leute. Ich weiß, dass er eine hohe Bewertung hier in den USA beim Sci-Fi-Channel-Ranking genießt.“
TOM HOLLAND
Tom Holland verbindet eine Freundschaft mit dem Schriftsteller Stephen King. Die beiden arbeiteten in den 1990er-Jahren gemeinsam an den Verfilmungen von Kings Büchern „The Stand - Das letzte Gefecht“ (als Darsteller), „Langoliers - Die andere Dimension“ und „Thinner - Der Fluch“, wobei er bei den letzten beiden Titeln jeweils als Drehbuchautor und Regisseur fungiert hat.
Tom Holland ist vor allem für seine Arbeit im Horrorfilm-Genre bekannt, der den ersten Eintrag in die langjährige „Child‘s Play“-Reihe inszeniert und mitgeschrieben hat. Zusammen mit diesem Film, der mittlerweile Kultstatus erlangt und bei Produktionskosten in Höhe von 9 Millionen US-Dollar weltweit knapp 42 Millionen eingespielt hat, brachte der Kassenerfolg ein Medien-Franchise hervor, das eine Reihe von sechs Fortsetzungen, Merchandise, Comics, einen gleichnamigen Reboot-Film, der im Juni 2019 veröffentlicht wurde, und eine TV-Serie, die im Oktober 2021 ausgestrahlt wurde, umfasst.