Münchhausen - Gottfried August Bürger - E-Book

Münchhausen E-Book

Gottfried August Bürger

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Beschreibung

Baron Münchhausen ist ein fiktiver deutscher Adliger, der ursprünglich von dem deutschen Schriftsteller Rudolf Erich Raspe in seinem 1785 erschienenen Buch “Baron Münchhausens Erzählung von seinen wunderbaren Reisen und Feldzügen in Russland” geschaffen wurde. Die Figur basiert lose auf einem echten Baron, Hieronymus Karl Friedrich, Freiherr von Münchhausen. Die Heldentaten des fiktiven Barons, die in der ersten Person erzählt werden, konzentrieren sich auf seine unmöglichen Leistungen als Sportler, Soldat und Reisender, z. B. das Reiten auf einer Kanonenkugel, der Kampf gegen ein vierzig Fuß langes Krokodil und die Reise zum Mond. Die Geschichten sind bewusst komödiantisch gehalten und spielen mit der Absurdität und Widersprüchlichkeit von Münchhausens Behauptungen und enthalten einen Hauch von Gesellschaftssatire. Die frühesten Illustrationen der Figur, die vielleicht von Raspe selbst stammen, zeigen Münchhausen als schlanken und jugendlichen Mann, obwohl spätere Illustratoren ihn als älteren Mann darstellten und die spitze Nase und den gezwirbelten Schnurrbart hinzufügten, die Teil der endgültigen visuellen Darstellung der Figur geworden sind. Raspes Buch war ein großer internationaler Erfolg und wurde zur Grundlage für zahlreiche englische, kontinentaleuropäische und amerikanische Ausgaben, die von anderen Autoren erweitert und umgeschrieben wurden. Das Buch wurde in seinen verschiedenen überarbeiteten Formen während des gesamten 19. Jahrhunderts häufig gelesen, insbesondere in Ausgaben für junge Leser*innen. Die hier vorliegende illustrierte Fassung der Abenteuer von Münchhausen stammen von Gottfried August Bürger.

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Seitenzahl: 160

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Gottfried August Bürger

 

 

Münchhausen

 

 

Illustrierte Ausgabe

 

 

MÜNCHHAUSEN wurde zuerst anonym veröffentlicht im Jahre 1781.

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

1. Auflage 2021

V 1.0

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-96130-425-7

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

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Inhaltsverzeichnis

MÜNCHHAUSEN

Frontispiz

Impressum

Vorwort

Erstes Kapitel. Reise nach Rußland und St. Petersburg

Zweites Kapitel. Jagdgeschichten

Drittes Kapitel. Von Hunden und Pferden des Freiherrn von Münchhausen

Viertes Kapitel. Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen im Kriege gegen die Türken

Fünftes Kapitel. Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen während seiner Gefangenschaft bei den Türken. Er kehrt in seine Heimat zurück

Sechstes Kapitel. Erstes Seeabenteuer

Siebentes Kapitel. Zweites Seeabenteuer

Achtes Kapitel. Drittes Seeabenteuer

Neuntes Kapitel. Viertes Seeabenteuer

Zehntes Kapitel. Fünftes Seeabenteuer

Elftes Kapitel. Sechstes Seeabenteuer

Zwölftes Kapitel. Siebentes Seeabenteuer nebst authentischer Lebensgeschichte eines Partisans, der nach der Entfernung des Barons als Sprecher auftritt

Dreizehntes Kapitel. Fortgesetzte Erzählung des Freiherrn

Vierzehntes Kapitel. Achtes Seeabenteuer

Funfzehntes Kapitel. Neuntes Seeabenteuer

Sechzehntes Kapitel. Zehntes Seeabenteuer. Eine zweite Reise nach dem Monde

Siebzehntes Kapitel. Reise durch die Welt nebst andern merkwürdigen Abenteuern

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Zu guter Letzt

Vorwort

Vorrede zur ersten Ausgabe.

Der Freyherr von Münchhausen zu Bodenwerder, ohnweit Hameln an der Weser, gehört zu dem edlen Geschlechte gleiches Nahmens, welches den deutschen Staaten des Königs von Großbritannien den verstorbenen Premierminister und mehrere andere vornehme Beamten geschenkt hat. Er ist ein Mann von der originellesten Laune; und da er vielleicht gefunden hat, wie schwer es oft hält, verschrobenen Köpfen geraden Menschenverstand einzuräsoniren, und wie leicht hergegen ein dreister Haberecht eine ganze Versammlung zu übertäuben und aus ihren fünf Sinnen hinauszuschreyen vermag: so läßt er sich in solchen Fällen niemals auf Widerlegungen ein; sondern wendet zuerst geschickt die Unterredung auf gleichgültige Gegenstände, und dann erzählt er irgend ein Geschichtchen von seinen Reisen, Feldzügen und schnurrigen Abentheuern in einem ihm ganz eigenthümlichen Tone, der aber gerade der rechte ist, die Kunst zu lügen, oder höflicher gesagt, das lange Messer zu handhaben, aus ihrem ruhigen Schlupfwinkel hervor zu kitzeln und blank zu stellen.

Da dieses Mittel schon öfter von gutem Erfolge gewesen ist, so sey es uns hiermit erlaubt, dem Publikum einige von seinen Geschichtchen vorzulegen, und diejenigen, die etwa unter berüchtigte Prahlhänse gerathen, zu bitten, sich bey jeder schicklichen Gelegenheit ebendesselben zu bedienen. Gelegenheit aber wird seyn, so oft Jemand unter der Maske der Wahrheit in ganzem Ernste falsche Dinge behauptet und auf Kosten seiner eigenen Ehre auch diejenigen hintergehet, die zum Unglück seine Zuhörer sind.

Zur zweyten Ausgabe.

Der schnelle Abgang der ersten Ausgabe dieses Werkchens beweiset hinlänglich, daß dem Publikum sein moralischer Endzweck in dem rechten Lichte erschienen ist. Vielleicht hätte man es noch schicklicher: Lügenstrafer, betitelt, da in der That keine Unart verächtlicher ist, als die Ohren seiner Freunde mit Unwahrheiten zu behelligen. Der Baron selbst ist ein Mann von außerordentlicher Ehre, der sein Vergnügen daran findet, diejenigen zur Schau auszustellen, welche zu Betrügereyen jeder Art geneigt sind. Er thut dieses auf eine sehr drollige Art, wenn er in großen Gesellschaften diejenigen Geschichten erzählt, welche dem Publikum in dieser kleinen Sammlung überliefert werden. Sie ist ansehnlich durch seine Schiff- und See-Abentheuer vermehrt, und durch vier Vorstellungen von seinem eigenen Pinsel verschönert.

Zur deutschen Uebersetzung.

Dieß Büchlein ist in der deutschen Uebersetzung, die sich eben nicht ängstlich an die Worte bindet, hier und da durch neue Einschaltungen erweitert, und dürfte bey einer künftigen Auflage, deren es sich nicht ganz ohne Ursache schmeichelt, leicht noch um ein beträchtliches vermehrt werden. Denn unser Land ist nicht nur voll von ähnlichen Geschichten, sondern auch die Quelle, woraus diese entsprungen sind, wird hoffentlich noch nicht vertrocknet seyn. So ein Büchlein, wie dieses, ist freylich weder ein Systema, noch Tractatus, noch Commentarius, noch Synopsis, noch Compendium, und es hat keine einzige von allen Classen unserer vornehmen Academien und Societäten der Wissenschaften daran Antheil. Wenn es indessen auch weiter nichts thut, als daß es auf eine unschuldige Art zu lachen macht, so braucht, deucht mich, der Vorredner eben nicht gerade in pontificalibus in Mantel, Kragen und Stutzperücke aufzutreten, um es dem geneigten Leser ehrbarlich zu empfehlen. Denn es ist alsdann, so klein und frivol es immer scheinen mag, leicht mehr werth, als eine ganze große Menge dickbeleibter ehrenvester Bücher, wobey man weder lachen noch weinen kann, und worin weiter nichts steht, als was in hundertmal mehr andern dickbeleibten ehrenvesten Büchern längst gestanden hat. Auch paßt alsdann nicht übel hieher eine Stelle aus des alten ehrlichen vergessenen Rollenhagens [Georg Rollenhagen (1542-1609), deutscher Schriftsteller] Vorrede zu seinem Froschmäuseler [Froschmeuseler, Fabelepos (1595)], die ein wenig modernisirt also lautet:

 

Der Graubart, der mit dürren Knochen

Der Lehre nichts kann, als poltern und pochen,

Und hören mag kein lustiges Wort,

Der packe zusammen und trolle sich fort!

Zwar wollen wir’s gänzlich nicht veschwören,

Ihn auf ein andres Mal zu hören,

Wenn nehmlich uns auch die Nasen blau

Und Haar und Bart sich färben grau;

Auch sonst wohl zu gelegener Stund’.

Denn Wermuth ist nicht immer gesund.

Man trinkt ja wohl auch neuen Wein,

Und tunkt in frischen Honig ’mal ein.

Die Natur erneut ein neuer Genuß.

Stets Einerley macht Ueberdruß,

Wie alles der alten Meister Trutzen.

Der Wechsel nur schafft Lust und Nutzen.

Man schilt oft spöttisch Zeitvertreib,

Was stärkt zur Arbeit Seel’ und Leib.

Das nehmen wir nicht zu Herzen und Sinnen,

Und wollen in Gottes Nahmen beginnen.

Erstes Kapitel. Reise nach Rußland und St. Petersburg

Ich trat meine Reise nach Rußland von Haus ab mitten im Winter an, weil ich ganz richtig schloß, daß Frost und Schnee die Wege durch die nördlichen Gegenden von Deutschland, Polen, Kur- und Livland, welche nach der Beschreibung aller Reisenden fast noch elender sind als die Wege nach dem Tempel der Tugend, endlich, ohne besondere Kosten hochpreislicher, wohlfürsorgender Landesregierungen, ausbessern müßte. Ich reisete zu Pferde, welches, wenn es sonst nur gut um Gaul und Reiter steht, die bequemste Art zu reisen ist. Denn man riskiert alsdann weder mit irgendeinem höflichen deutschen Postmeister eine Affaire d'honneur zu bekommen, noch von seinem durstigen Postillion vor jede Schenke geschleppt zu werden. Ich war nur leicht bekleidet, welches ich ziemlich übel empfand, je weiter ich gegen Nordost hin kam

Nun kann man sich einbilden, wie bei so strengem Wetter, unter dem raschesten Himmelsstriche, einem armen, alten Manne zumute sein mußte, der in Polen auf einem öden Anger, über den der Nordost hinschnitt, hilflos und schaudernd dalag und kaum hatte, womit er seine Schamblöße bedecken konnte.

Der arme Teufel dauerte mir von ganzer Seele. Ob mir gleich selbst das Herz im Leibe fror, so warf ich dennoch meinen Reisemantel über ihn her. Plötzlich erscholl eine Stimme vom Himmel, die dieses Liebeswerk ganz ausnehmend herausstrich und mir zurief. »Hol' mich der Teufel, mein Sohn, das soll dir nicht unvergolten bleiben!«

Ich ließ das gut sein und ritt weiter, bis Nacht und Dunkelheit mich überfielen. Nirgends war ein Dorf zu hören noch zu sehen. Das ganze Land lag unter Schnee; und ich wußte weder Weg noch Steg.

Des Reitens müde, stieg ich endlich ab und band mein Pferd an eine Art von spitzem Baumstaken, der über dem Schnee hervorragte. Zur Sicherheit nahm ich meine Pistolen unter den Arm, legte mich nicht weit davon in den Schnee nieder und tat ein so gesundes Schläfchen, daß mir die Augen nicht eher wieder aufgingen, als bis es heller lichter Tag war. Wie groß war aber mein Erstaunen, als ich fand, daß ich mitten in einem Dorf auf dem Kirchhofe lag! Mein Pferd war anfänglich nirgends zu sehen; doch hörte ichs bald darauf irgendwo über mir wiehern. Als ich nun emporsah, so wurde ich gewahr, daß es an den Wetterhahn des Kirchturms gebunden war und von da herunterhing. Nun wußte ich sogleich, wie ich dran war. Das Dorf war nämlich die Nacht über ganz zugeschneiet gewesen; das Wetter hatte sich auf einmal umgesetzt, ich war im Schlafe nach und nach, so wie der Schnee zusammengeschmolzen war, ganz sanft herabgesunken, und was ich in der Dunkelheit für den Stummel eines Bäumchens, der über dem Schnee hervorragte, gehalten und daran mein Pferd gebunden hatte, das war das Kreuz oder der Wetterhahn des Kirchturmes gewesen.

 

 

Ohne mich nun lange zu bedenken, nahm ich eine von meinen Pistolen, schoß nach dem Halfter, kam glücklich auf die Art wieder an mein Pferd und verfolgte meine Reise.

Hierauf ging alles gut, bis ich nach Rußland kam, wo es eben nicht Mode ist, des Winters zu Pferde zu reisen. Wie es nun immer meine Maxime ist, mich nach dem Bekannten »ländlich sittlich« zu richten, so nahm ich dort einen kleinen Rennschlitten auf ein einzelnes Pferd und fuhr wohlgemut auf St. Petersburg los. Nun weiß ich nicht mehr recht, ob es in Estland oder in Ingermanland war, so viel aber besinne ich mich noch wohl, es war mitten in einem fürchterlichen Walde, als ich einen entsetzlichen Wolf mit aller Schnelligkeit des gefräßigsten Winterhungers hinter mir ansetzen sah. Er holte mich bald ein; und es war schlechterdings unmöglich, ihm zu entkommen. Mechanisch legte ich mich platt in den Schlitten nieder und ließ mein Pferd zu unserm beiderseitigen Besten ganz allein agieren. Was ich zwar vermutete, aber kaum zu hoffen und zu erwarten wagte, das geschah gleich nachher. Der Wolf bekümmerte sich nicht im mindesten um meine Wenigkeit, sondern sprang über mich hinweg, fiel wütend auf das Pferd, riß ab und verschlang auf einmal den ganzen Hinterteil des armen Tieres, welches vor Schrecken und Schmerz nur desto schneller lief. Wie ich nun auf die Art selbst so unbemerkt und gut davongekommen war, so erhob ich ganz verstohlen mein Gesicht und nahm mit Entsetzen wahr, daß der Wolf sich beinahe über und über in das Pferd hineingefressen hatte. Kaum aber hatte er sich so hübsch hineingezwänget, so nahm ich mein Tempo wahr und fiel ihm tüchtig mit meiner Peitschenschnur auf das Fell. Solch ein unerwarteter Überfall in diesem Futteral verursachte ihm keinen geringen Schreck; er strebte mit aller Macht vorwärts, der Leichnam des Pferdes fiel zu Boden, und siehe, an seiner Statt steckte mein Wolf in dem Geschirre. Ich meines Orts hörte nun noch weniger auf zu peitschen, und wir langten in vollem Galopp gesund und wohlbehalten in St. Petersburg an, ganz gegen unsere beiderseitigen respektiven Erwartungen und zu nicht geringem Erstaunen aller Zuschauer.

Ich will Ihnen, meine Herren, mit Geschwätz von der Verfassung, den Künsten, Wissenschaften und andern Merkwürdigkeiten dieser prächtigen Hauptstadt Rußlands keine Langeweile machen, viel weniger Sie mit allen Intrigen und lustigen Abenteuern der Gesellschaften vom Bonton, wo die Frau vom Hause den Gast allezeit mit einem Schnaps und Schmatz empfängt, unterhalten. Ich halte mich vielmehr an größere und edlere Gegenstände Ihrer Aufmerksamkeit, nämlich an Pferde und Hunde, wovon ich immer ein großer Freund gewesen bin; ferner an Füchse, Wölfe und Bären, von welchen, so wie von anderm Wildbret, Rußland einen größern Überfluß als irgendein Land auf Erden hat; endlich an solche Lustpartien, Ritterübungen und preisliche Taten, welche den Edelmann besser kleiden als ein bißchen muffiges Griechisch und Latein oder alle Riechsächelchen, Klunkern und Kapriolen französischer Schöngeister und – Haarkräuseler.

Da es einige Zeit dauerte, ehe ich bei der Armee angestellt werden konnte, so hatte ich ein paar Monate lang vollkommene Muße und Freiheit, meine Zeit sowohl als auch mein Geld auf die adeligste Art von der Welt zu verjunkerieren. Manche Nacht wurde beim Spiele zugebracht und viele bei dem Klange voller Gläser. Die Kälte des Landes und die Sitten der Nation haben der Bouteille unter den gesellschaftlichen Unterhaltungen in Rußland einen viel höhern Rang angewiesen als in unserm nüchternen Deutschlande; und ich habe daher dort häufig Leute gefunden, die in der edlen Kunst zu trinken für wahre Virtuosen gelten konnten. Alle waren aber elende Stümper gegen einen graubartigen, kupferfarbigen General, der mit uns an dem öffentlichen Tische speisete. Der alte Herr, der seit einem Gefechte mit den Türken die obere Hälfte seines Hirnschädels vermißte und daher, sooft ein Fremder in die Gesellschaft kam, sich mit der artigsten Treuherzigkeit entschuldigte, daß er an der Tafel seinen Hut aufbehalten müsse, pflegte immer während dem Essen einige Flaschen Weinbranntwein zu leeren und dann gewöhnlich mit einer Bouteille Arrak den Beschluß oder nach Umständen einige Male da capo zu machen; und doch konnte man nicht ein einziges Mal auch nur so viel Betrunkenheit an ihm merken. – Die Sache übersteigt Ihren Glauben. Ich verzeihe es Ihnen, meine Herren; sie überstieg auch meinen Begriff. Ich wußte lange nicht, wie ich sie mir erklären sollte, bis ich ganz von ungefähr den Schlüssel fand. – Der General pflegte von Zeit zu Zeit seinen Hut etwas aufzuheben. Dies hatte ich oft gesehen, ohne daraus nur Arg zu haben. Daß es ihm warm vor der Stirne wurde, war natürlich, und daß er dann seinen Kopf lüftete, nicht minder. Endlich aber sah ich, daß er zugleich mit seinem Hute eine an demselben befestigte silberne Platte aufhob, die ihm statt des Hirnschädels diente, und daß alsdann immer aller Dunst der geistigen Getränke, die er zu sich genommen hatte, in einer leichten Wolke in die Höhe stieg. Nun war auf einmal das Rätsel gelöset. Ich sagte es ein paar guten Freunden und erbot mich, da es gerade Abend war, als ich die Bemerkung machte, die Richtigkeit derselben sogleich durch einen Versuch zu beweisen. Ich trat nämlich mit meiner Pfeife hinter den General und zündete, gerade als er den Hut niedersetzte, mit etwas Papier die aufsteigenden Dünste an; und nun sahen wir ein ebenso neues als schönes Schauspiel. Ich hatte in einem Augenblicke die Wolkensäule über dem Haupte unsers Helden in eine Feuersäule verwandelt, und derjenige Teil der Dünste, der sich noch zwischen den Haaren des Hutes verweilte, bildete in dem schönsten blauen Feuer einen Nimbus, prächtiger, als irgendeiner den Kopf des größten Heiligen umleuchtet hat. Mein Experiment konnte dem General nicht verborgen bleiben; er war aber so wenig ungehalten darüber, daß er uns vielmehr noch manchmal erlaubte, einen Versuch zu wiederholen, der ihm ein so erhabenes Ansehen gab.

Zweites Kapitel. Jagdgeschichten

Ich übergehe manche lustige Auftritte, die wir bei dergleichen Gelegenheiten hatten, weil ich Ihnen noch verschiedene Jagdgeschichten zu erzählen gedenke, die mir merkwürdiger und unterhaltender scheinen. Sie können sich leicht vorstellen, meine Herren, daß ich mich immer vorzüglich zu solchen wackern Kumpanen hielt, welche ein offenes, unbeschränktes Waldrevier gehörig zu schätzen wußten. Sowohl die Abwechselung des Zeitvertreibes, welchen dieses mir darbot, als auch das außerordentliche Glück, womit mir jeder Streich gelang, gereichen mir noch immer zur angenehmsten Erinnerung.

Eines Morgens sah ich durch das Fenster meines Schlafgemachs, daß ein großer Teich, der nicht weit davon lag, mit wilden Enten gleichsam überdeckt war. Flugs nahm ich mein Gewehr aus dem Winkel, sprang zur Treppe hinab, und das so über Hals und Kopf, daß ich unvorsichtigerweise mit dem Gesichte gegen die Türpfoste rennte. Feuer und Funken stoben mir aus den Augen; aber das hielt mich keinen Augenblick zurück. Ich kam bald zum Schuß; allein wie ich anlegte, wurde ich zu meinem großen Verdrusse gewahr, daß durch den soeben empfangenen heftigen Stoß sogar der Stein von dem Flintenhahne abgesprungen war. Was sollte ich nun tun? Denn Zeit war hier nicht zu verlieren. Glücklicherweise fiel mir ein, was sich soeben mit meinen Augen zugetragen hatte. Ich riß also die Pfanne auf, legte mein Gewehr gegen das wilde Geflügel an und ballte die Faust gegen eins von meinen Augen. Von einem derben Schlage flogen wieder Funken genug heraus, der Schuß ging los, und ich traf fünf Paar Enten, vier Rothälse und ein Paar Wasserhühner. Gegenwart des Geistes ist die Seele mannhafter Taten. Wenn Soldaten und Seeleute öfters dadurch glücklich davonkommen, so dankt der Weidmann ihr nicht seltener sein gutes Glück.