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"Mut ist pink" – Eine Geschichte vom Überleben, Mut und der Kraft, das Leben neu zu definieren. Was tun, wenn eine einzige Diagnose das Leben aus den Angeln hebt? Die Autorin erzählt mit entwaffnender Ehrlichkeit und Wärme die Geschichte einer Frau, die nicht nur den Kampf gegen Brustkrebs annimmt, sondern ihn als Chance begreift, sich selbst und das Leben neu zu entdecken. Von der ersten Schockdiagnose bis zu den kleinsten Momenten der Hoffnung – in "Mut ist pink" erwarten Sie berührende Tagebuchaufzeichnungen, persönliche Einsichten und praktische Selbsthilfemethoden, die inspirieren und zum Nachdenken anregen. Diese Geschichte ist mehr als ein Erfahrungsbericht: Sie ist eine mitreißende Einladung, dem Leben trotz aller Widrigkeiten mit Mut, Humor und Dankbarkeit zu begegnen. Ein Buch, das zeigt, wie man selbst in den schwersten Zeiten Vertrauen in die eigene Kraft und den Wandel finden kann. Perfekt für alle, die nach Hoffnung suchen, sowie für die Familie und Freunde von Frauen mit dieser schicksalhaften Erstdiagnose. "Mut ist pink" erinnert uns daran, wie kostbar jeder Augenblick ist. Lassen Sie sich berühren. Lassen Sie sich inspirieren
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Seitenzahl: 378
Veröffentlichungsjahr: 2025
Mut ist pink
weil Brustkrebs besiegbar ist
Über das Buch:
In »Mut ist pink« lädt die Autorin ein, sie auf ihrer einjährigen Reise der Selbstentdeckung und des persönlichen Wachstums zu begleiten. Dieses Buch behandelt die Themen Mut im Angesicht einer lebensbedrohlichen Krankheit, Vertrauen in die eigene Kraft und die bedingungslose Akzeptanz der stetigen Veränderung, alles verpackt in einer lustigen und positiven Erzählweise.
Die Geschichte dreht sich um die Diagnose und die Behandlung von Brustkrebs, eingefangen in den täglichen Aufzeichnungen der Autorin. Sie beschreibt unverfälscht ihre Momente der Zuversicht, aber auch des Zweifels und verrät wertvolle Methoden ihrer Selbsthilfe.
Denn sie hat lediglich ein Ziel vor Augen: zu gewinnen! Mit dieser sportlichen Einstellung möchte sie andere Betroffene und ihre Angehörige anregen, mehr zu tun, als sich allein auf die Wirkung der Behandlung zu verlassen.
»Mut ist pink« ermuntert, Vertrauen in unser begrenztes Leben zu finden und es voller Freude, Dankbarkeit und Leidenschaft zu leben. Ein absolutes Muss für alle, die ihr Rückgrat stärken wollen, in einer Welt des unaufhaltsamen Wandels.
Wir bitten um Berücksichtigung des Haftungsausschlusses auf Seite 286!
© 2024 Katja Stelzer
Lektorat von: Dr. Hans Dittrich
Coverdesign von: Katja Stelzer, Jason Sanders, Vanessza SzmrtykaDruck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Für Fritz.
Ein Leben ohne Dich ist für mich unvorstellbar …
1. Kapitel
Wann ist endlich dieser schreckliche Winter vorbei? Lächelnd erinnere ich mich, dass ich wenige Tage zuvor bei eisigen fünf Grad Außentemperatur in unserem Pool geschwommen bin. Okay, ich hatte keinen Mumm für einen eleganten Kopfsprung, es war eher ein schnelles in das eiskalte Nass Rennen, doch auf keiner der vier Stufen habe ich gezögert. Mein Begleiter war ein spitzer Schrei, den mein Mann Fritz als den Ruf einer mutigen Kriegerin interpretierte. Mein Ziel war es, diese elende und andauernde Kälte aus meinem Körper zu verscheuchen. Und was ist da hilfreicher, als mit Extremen zu arbeiten? Jedenfalls habe ich auf meinem Insta-Profil ständig Aufrufe zum »Eisbaden« erhalten und feige bin ich nun wirklich nicht.
Ich bin also abgehärtet, wie ich es mir einbilde, und trotz des kalten Märzwindes mit dem Rad zum Ärztehaus unterwegs, denn wie immer bin ich zu spät dran. Hektisch springe ich in die Praxis und hoffe, dass mein Termin noch nicht vergeben wurde.
Kurze Zeit später befinde ich mich auf einer mit Papier ausgelegten Liege und setze mein Vertrauen in Dr. Kling, meinen langjährigen Radiologen. Meine linke, kritische Brustseite wurde bereits gründlich durchleuchtet und ich atme auf. Die Zyste, die wir schon seit gefühlten zwei Ewigkeiten im Auge behalten, hat sich kein bisschen verändert. Doch wir Frauen haben meistens zwei Brüste und so wird die Untersuchung fortgesetzt. Eher zufällig fällt mir der Ausdruck der Sorge auf Dr. Klings Gesicht auf. Seine Stirn ist in Falten gelegt und seine Augen zeigen Konzentration und Besorgnis. Was sieht er, was ich nicht sehe? Das Bild auf dem Sonogerät ist für mich wie immer ein Buch mit sieben Siegeln. Ich beschließe, nachzufragen:
»Wann ist dann die nächste Sonografie fällig?«
Das scheint ja eine harmlose Frage zu sein. Schließlich habe ich gelernt, immer positiv zu denken, in der Hoffnung, dass sich das auch in meiner Realität widerspiegelt. Doch Pustekuchen, Herr Dr. Kling ist ein Experte, nicht nur im Entdecken von verunglückten Zellkopien, sondern auch in klaren und unmissverständlichen Diagnosen. Sein Blick zielt nicht in meine Augen, sondern auf seinen Terminkalender.
»Ich verkürze meine Mittagspause und verschiebe meine Termine. In 30 Minuten machen wir sicherheitshalber eine Mammografie, in 60 Minuten führen wir eine Biopsie durch.«
Das war leider nicht die richtige Antwort auf meine gestellte Frage. Unruhe breitet sich schlagartig in mir aus.
Was? Ich wollte heute mit der Sonne im Rücken ins Büro radeln, einen grandiosen Workshop für unsere Mitarbeiter abhalten und danach einen entspannten Abend mit meinem ohnehin schon gestressten Mann verbringen. Das passt so gar nicht in meinen Plan. Aber okay, ich muss ruhig bleiben … er hat dieses böse »K«-Wort nicht ausgesprochen.
Ich erinnere mich, wie bei mir vor zwei Jahren eine Hautbiopsie gemacht wurde. Da war auch nichts, nur eine Woche voller Nervosität, bis das Ergebnis kam. Damals ruinierte die Biopsie unseren Urlaub, das »K«-Wort schlich sich ständig in meine Gedanken ein und verdarb meine sonst so leichte Urlaubsstimmung.
Ich verlasse die Praxis, brauche dringend frische Luft, bevor die nächsten Untersuchungen anstehen. Draußen in der Sonne konfrontiert mich die Realität: Ich muss alle Termine absagen – mein vollgepackter Terminkalender war mein ganzer Stolz. Während des folgenden notwendigen Telefonats komme ich emotional das erste Mal ins Schlingern, meine Tränen sind deutlich zu hören und treffen meinen Mitarbeiter etwas unvorbereitet, mich aber noch viel mehr. Er unterstützt mich sofort, hält alle Termine und Anrufe für den Tag fern. Morgen? Das fühlt sich noch in weiter Ferne an. Ich melde mich.
So stehe ich auf der Prinzregentenstraße, umgeben vom Autolärm, Passanten eilen an mir vorbei. Mein Körper ist hier, doch mein Blick geht ins Nichts, denn meine Gedanken dominieren all meine Sinne.
Soll ich meinen Mann Fritz informieren? Er ist heute so gestresst und fokussiert, dass er sogar unsere Wohnung für ein Coachinggespräch benötigt. Ich kann mir im Moment gar nicht vorstellen, den ganzen Tag in der Stadt zu warten. Ich sehne mich nach einem ruhigen und sicheren Ort, an dem ich mich fallen lassen kann. Hier auf der Straße fühle ich mich so verletzlich und habe keinen Plan, wo ich hingehen soll. Also muss ich Fritz anrufen, ganz cool bleiben, damit ich ihm nicht den ganzen Tag vermiese.
»Schatz, ich wollte dir nur sagen …« - nach einer kurzen Pause spüre ich die Tränen aufsteigen.
»Kati, bist du noch dran? Ich kann gerade nicht, ich bin mitten im Termin …«
Ich merke, dass ich ihn störe und komme schnell zur Sache: »Du, ich wollte dich nur bitten …« Verdammt, schon wieder diese Tränen, meine Stimme bricht ab und er reagiert besorgt.
»Schatz, bist du noch da?« Ein Schluchzen entweicht mir.
»Was ist los?«, bohrt er besorgt nach, nun hat er seinen Termin unterbrochen. Wahrscheinlich fragen sich alle, was für eine hysterische Ehefrau ihn jetzt aus dem Meeting zieht.
»Sie müssen eine Biopsie machen … vor zwölf Monaten war da noch nichts …« - schluck - »es klingt alles nicht gut«, erzähle ich stockend das Geschehene.
»Soll ich kommen?« Natürlich will er für mich da sein, aber ich kenne seine wichtigen Termine heute. Also reagiere ich, wie ich es oftmals als unabhängige Frau tue, die Stärke zeigen möchte:
»Nein, nein, das ist nur eine Untersuchung, du hast einen stressigen Tag. Alles ist gut bei mir.« Okay, ein kleines bisschen gelogen. In mir braut sich ein Orkan zusammen, den ich aber alleine wieder besänftigen werde. Ich habe das gelernt, ein bisschen Meditation in der Sonne, meine Gefühle akzeptieren, beobachten und ziehen lassen. Das funktioniert immer, auch gegen das, äh, nicht aussprechbare böse Wort. Ja, genau so muss es sein!
Fritz legt auf und stürzt sich zurück in seinen Termin. Ich glaube zwar nicht, dass er sich jetzt gut konzentrieren kann, aber ich kann nach den Untersuchungen in unsere Wohnung gehen, mich in mein Schneckenhaus verkriechen und meine Wunden lecken. Obwohl mir unsere Hündin Luna jetzt helfen würde. Leider ist sie heute bei Fritz wegen meines Arzttermins. Ich freue mich schon darauf, später mit ihr zu kuscheln. Was für eine emotionale Wohltat.
Jetzt hole ich mir erst einmal eine Zimtschnecke bei Käfers - man gönnt sich ja sonst nichts - und genieße sie in der Sonne, bis die beiden Untersuchungen anstehen. Ich nehme mir also Zeit und schlendere zurück zur Praxis. Leider war die Zimtschnecke nicht so gut, der Bäcker hat wohl heute einen schlechten Tag. Das kann jedem mal passieren. Mein Tag ist ja auch nicht so toll verlaufen.
Dr. Kling kommt gerade auf seinem Fahrrad angeradelt, als ich zur Praxis zurückkomme. Ich bin stolz auf meinen Doktor, er wird mir immer sympathischer. Er lebt seinen Beruf mit echter Leidenschaft, eine lange Mittagspause ist weniger wichtig als ich.
Es geht nun rasant weiter mit Mammografie und Biopsie, alles so schnell, dass ich kaum nachdenken kann. Alle sind freundlich und zuvorkommend. Es hat nur minimal wehgetan. Ich hatte bereits zwei Mammografien in meinem Leben, das war nichts Neues. Die Biopsie hat dreimal geknackt und ein wenig geziept, aber ich war irgendwie neben mir und habe kaum darauf geachtet. Bevor ich darüber nachdenken konnte, war es schon vorbei. Aufgewacht aus meinen Gedanken bin ich dann bei der anschließenden Besprechung mit Dr. Kling.
Während der Untersuchungen habe ich heimlich ans Universum appelliert und um einen Irrtum gebeten. Positives Denken und das Gesetz der Anziehung - daran glaube ich fest. Und verdammt, ich sammle jeden Tag gutes Karma, denn ich weiß, dass es immer wieder zu mir zurückkommt. Also bitte Universum, meine Bestellung ist aufgegeben, bitte um schnelle Lieferung! Aber Dr. Kling ist schneller, ohne Umschweife, freundlich und faktenbasiert - genau, wie ich es liebe. Bitte nicht um den heißen Brei herumreden. Aber ich hätte gerne noch ein bisschen Zeit gehabt, denn die Lieferung vom Universum ist bis jetzt nicht eingetroffen!
Dr. Kling spricht bereits, aber ich war in Gedanken abwesend. Ich höre die Worte Mikrokalzium - das klingt doch gesund - und eine Drei-Zentimeter-Gewebestruktur in Kombination mit dem Mikrokalzium.
»Wir müssen uns wohl auf einen bösartigen Tumor oder dessen Vorstufe einstellen.« Stopp, es gibt doch noch die Option, auf die Ergebnisse der Biopsie zu warten. Es könnte immerhin auch ein gutartiger Tumor sein, oder? Was ist mit dieser viel schöneren Variante? Ich würde gerne noch zwischen »gut« und »böse« wählen können, aber er macht mir keine Hoffnung.
Das Ergebnis wird etwa fünf Tage dauern, wobei das Wochenende dazwischen liegt und sich so die Wartezeit auf eine lange Woche ausdehnt.
»Ich melde mich nächsten Mittwoch bei Ihnen.« Seine Hand schwebt über einem Brustkrebsheft neben sich - ich habe genau gesehen, dass er danach greifen wollte! Doch sie kehrt unvollendet zurück. In seinen Augen steht jedoch klar geschrieben: »Lass uns abwarten, vielleicht kann sie das Wochenende noch unbeschwert genießen.« Was für eine Scheiße! Die Botschaft ist angekommen, doch mein positiver Geist versucht, die Informationen gleich umzuwandeln. Es ist noch nicht sicher, es kann alles wie vor zwei Jahren ein großes Missverständnis werden. Dann umarmen wir uns alle, lachen, weinen und freuen uns darüber, wieder einmal mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Ich werde mir ein hübsches Schmuckstück kaufen, um diesen kleinen »Ausflug zur Insel der Angst vor dem Tod« nicht zu vergessen und ab jetzt mein Leben in vollen Zügen zu genießen. Ihr wisst schon: weniger Arbeit, mehr Freizeit, gesündere Ernährung, mehr gemeinsame Zeit mit meiner Familie. So ein kurzer Schock ist oft schmerzhaft, aber letztendlich doch wertvoll!
Ich schleppe mich nach Hause, die Aussicht auf Ruhe in unserer Wohnung ist einfach unbezahlbar. Ausnahmsweise beschließe ich, einen zweiten Tagebucheintrag zu wagen. Aber keine Sorge, ich habe meine glückseligen Worte vom Morgen nicht vergessen. Das Leben war wirklich wunderbar … bis jetzt! Da sitze ich nun wie angewurzelt am Fenster und starre hinaus. Keine Anrufe, mein Handy bleibt aus, ich brauche Zeit für mich.
Plötzlich öffnet sich die Tür und Lisa, die 21-jährige Tochter von Fritz, stürmt in meine selbst gebaute Festung. Die Umarmungen und Küsse tun so gut, dass ich vergesse, dass ich eigentlich alleine sein wollte. Lisa hat extra unsere Fellnase Luna mitgebracht, um mich aufzuheitern. Eine clevere Taktik!
Lisa und ich haben eine innige Beziehung, obwohl wir nicht blutsverwandt sind. Außenstehende sehen in uns oft Mutter und Tochter - beide sportlich schlank, mit langen blonden Haaren und einem empathischen Lächeln. Manchmal sind wir zu sensibel, um den Meinungen von außen auszuweichen. Vielleicht haben wir uns dies in unseren 18 gemeinsamen Jahren gegenseitig beigebracht? Wie auch immer, ich möchte keinen einzigen Tag missen.
Gestärkt von ihrer positiven und aufbauenden Reaktion, sammle ich meinen Mut und schreibe meiner besten Freundin Bianca eine WhatsApp-Nachricht.
»Hast du kurzfristig Zeit für mich? Ich brauche dringend frische Luft …«
Das ist das Codewort für einen BFF-Notfall (Best Friend Forever), der nach einem Spaziergang ruft - auch Luna wird sich darüber freuen. Ich sehne mich danach, in der Natur meine Gedanken zu sortieren und meine Beine rennen zu lassen. Meistens komme ich ruhiger und fokussierter zurück.
Bianca reagiert sofort auf meine Nachricht und steht wenig später mit laufendem Motor vor unserer Haustür. Sie weiß von meinem Vorsorgetermin, da wir gestern gemütlich Thaicurry gegessen haben. Der Abend mit Mangolassi und vertrauter Ausgelassenheit scheint Lichtjahre entfernt zu sein.
Ich bin unsicher, wie ich das Thema, das meinen Tag überschattet, ansprechen soll.
Schon beim Einsteigen fängt sie verwirrt meinen verkrampften Blick ein. Sie sieht meinen inneren Orkan, vielleicht auch meine roten Augen und meine Worte folgen stürmischer, als ich sie mir vorgenommen hatte: »Es sieht so aus, als müsste ich mich von meinen Brüsten verabschieden – à la Angelina Jolie.«
Ich habe versucht, es mit Humor zu sagen, doch das lustige Echo meiner Worte verhallt ungehört, meine Stimme kann wohl gerade nicht auf witzig machen. Weder sie noch ich finden daran Gefallen; das Lachen bleibt uns im Halse stecken. Statt Humor umhüllen uns nun Tränen - eine stille Solidarität. Es ist so schön, eine wahre Freundin an meiner Seite zu wissen. Manchmal ist Lachen eben nicht die beste Medizin, sondern authentisches Mitgefühl und ein wortloser, aber ehrlicher Händedruck.
Bianca und ich sind bereits seit unseren wilden Zwanzigern befreundet. Wir kennen und respektieren die jeweils individuelle Art, mit Ängsten, Unsicherheiten und Kritik umzugehen. Dadurch können wir einander so akzeptieren, wie wir sind, und offen über unsere Gefühle und Bedürfnisse sprechen. Ich schätze es von ganzem Herzen, dass ich bei ihr meine Gedanken frei äußern kann, ohne mir Sorgen machen zu müssen, sie vielleicht später zurücknehmen zu wollen. Sie ist wie ein Tagebuch, dem ich mich öffnen kann, um es dann wieder später ein wenig schlauer zu verschließen. Ich wünsche jedem, einen solchen Seelenfreund an seiner Seite zu haben, mit dem man sich entfalten und wachsen kann, ohne durch Neid, Macht oder Gier eingeschränkt zu werden.
Die kühle Luft des sonnigen Frühlingstages tut mir gut. Wir gehen unendliche Schleifen rund um den Friedensengel und beobachten das vorbeiziehende Wasser der Isar. Luna kann es kaum glauben, wie viel Zeit sie zum Toben hat.
Unser Spaziergang ist von vielen Fragezeichen geprägt. Weder Bianca noch ich kennen uns mit dem Thema Krebs aus, daher können wir nur spekulieren und unsere Gedanken austauschen.
Zum Aufwärmen finden wir einen freien Fensterplatz in einem nahen Café. Bei einer heißen Schokolode haben wir uns wohl mein vorerst letztes Tiramisu geteilt. Denn ich habe gehört, dass Zucker ideales Futter für Krebszellen ist. Heute macht mich dieser süße Verführer für einen Moment glücklich.
Der Name »Tiramisu« bedeutet übersetzt so viel wie »Zieh mich hoch« oder »Mach mich glücklich« – wie passend!
Als ich zu Hause die Türe öffne und Luna freudig nach vorne stürmt, treffe ich völlig unerwartet auf meinen Mann. Er hat alles abgesagt, was möglich war und kommt mir entgegen, bevor ich mich aus meinem Mantel schälen kann. Ich habe ihn so noch nie erlebt. Er wirkt unsicher, erst zögerlich, als wäre ich zerbrechlich. Endlich nimmt er mich fest in die Arme, und es schüttelt ihn am ganzen Körper. Zum ersten Mal seit wir uns kennen, weinen wir gemeinsam eng umarmt. Das wird das einzige Mal sein, dass wir der Angst erlauben, sich Raum zu nehmen und sich uns offen zu zeigen – nur dieses eine Mal! Danach übernehmen wir wieder die Kontrolle!
Ich bin dankbar, dass ich einen Mann habe, der auch diese Seite seiner Gefühle offenlegen kann. Als wir uns voneinander lösen, brauchen wir keine weiteren Worte. Wir gehen wieder in unseren positiven Modus, der uns als Team unschlagbar macht, und ich freue mich über den bunten Blumenstrauß, der mich erwartet.
Alles wird gut, es ist noch nichts bestätigt. Wir müssen warten.
Es sind lange Tage vergangen und ich habe immer noch keinen Anruf von meinem Radiologen erhalten. Die Spannung in der Luft ist förmlich greifbar. Dr. Kling war zwar klar in seinen Worten, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Über das Wochenende konnte ich meine positive Stimmung aufrechterhalten. Vielleicht ist es nur ein schlechter Witz, eine böse Verwechslung. Ich telefoniere mit meiner Familie: meine Eltern mit ihren neuen Partnern an ihrer Seite und meinem Bruder. In diesem Moment fühle ich mich optimistisch und bereit für alle Abenteuer, die das Leben mir bietet. Aber das Drama bei Dr. Kling lasse ich lieber aus diesen Gesprächen heraus. Mein Bauchgefühl sagt mir eindeutig: Es ist weder der richtige Zeitpunkt noch das passende Medium, um darüber zu plaudern. Meine Eltern und mein Bruder leben gesund und glücklich in meiner alten Heimat bei Fulda, hunderte Kilometer entfernt. Wir telefonieren regelmäßig, aber ein Treffen zu koordinieren, gleicht einer Odyssee - anscheinend haben wir alle viel zu viel um die Ohren!
Ich sende weiterhin stille Wünsche ans sogenannte Universum, in der Hoffnung, dass alles nur ein großer Irrtum ist. Ich meine, ich bin fit wie ein Turnschuh! Ich habe all die Jahre auf gesunde Ernährung und regelmäßigen Sport geachtet. Mein Stressniveau war stets auf einem positiven Level, nie so hoch, dass es mir den Schlaf raubte. Jedenfalls nicht mehr in den letzten Jahren. Ich habe mich an den hektischen Zeitplan meines Jobs gewöhnt. Nach zwei Jahrzehnten in der Baufinanzierungsvermittlung bin ich beinahe ein alter Hase in der Branche und habe dabei früher so manche schlaflose Nacht durchlebt. Der Beruf ist für mich emotional, weil ich die Verantwortung für die Verwirklichung der Träume meiner Kunden oft sehr persönlich nehme.
Seit drei Jahren verbringe ich zunehmend mehr Zeit an der italienischen Luft, mit atemberaubendem Blick auf den Gardasee und den bis in den Frühling oft schneebedeckten Monte Baldo.
Diese zauberhafte zweite Heimat in Tremosine sul Garda, teile ich mit meinem Mann Fritz und unserer spielsüchtigen, cremefarbenen Labradoodle-Hündin Luna. Hier haben wir unser Traumhaus verwirklicht, ein Resultat von so vielen Jahren harter Arbeit und zahlreichen Herausforderungen. Gemeinsam waren wir bislang ein hervorragendes Team und konnten alles erreichen, was wir uns vorgenommen haben. Ohne Fritz an meiner Seite hätte ich wahrscheinlich in meinem Leben viel weniger auf die Reihe gebracht. Er ist mein ehrlicher Coach, sowohl in beruflicher als auch persönlicher Hinsicht. Auch wenn seine treffenden Worte mich oftmals ärgern und ich dann zickig reagiere, da ich mit Kritik noch nie gut umgehen konnte.
Jedoch trieb mich seit einiger Zeit eine innere Unruhe um; gerade an dem drei Monate zurückliegenden Neujahrstag - während wir am Strand von Limone spazierten - äußerte ich zum ersten Mal meinen aufkeimenden Wunsch, im Leben etwas Neues zu wagen. Vielleicht sogar meine Firma zu schließen.
Das waren völlig unerwartete Worte von mir und Fritz schaute mich erstaunt an.
Er hackt nach: »Brauchst du diese Arbeit nicht für deine Bestätigung? Deine Kunden haben dir immer so viel bedeutet, oder?«
Mit einem Lächeln antworte ich: »Du kennst mich echt gut! Ich kann mein Gefühl schwer formulieren, es ist wie eine innere Unruhe in mir. Es ist nicht so, dass ich meinen Beruf nicht mehr mag oder keine Anerkennung mehr brauche, aber es gibt noch so viele andere Dinge zu entdecken. Ich fühle mich irgendwie leer, als wenn mir etwas Wesentliches fehlt.«
Während wir weiter am Ufer des Gardasees entlang schlenderten, erklärte ich ihm genauer meine Gedanken. Ich sprach davon, wie schnell die Zeit vergeht und wie kostbar sie ist, gerade jetzt im neuen Jahr wurde mir das besonders bewusst.
»Ich möchte neue Erfahrungen machen«, fuhr ich fort. »Vielleicht etwas ganz anderes ausprobieren.« Die Vorstellung von Veränderungen machte mich aufgeregt und zugleich ängstlich.
Fritz nickte nachdenklich und sagte schließlich: »Ich unterstütze dich, was immer du machen magst.« Sein Zuspruch gab mir damals Mut. Ich konnte noch nicht wissen, wie schnell eine radikale Umsetzung folgen sollte …
Mein Leben war eingespielt und abwechslungsreich. Unsere Arzttermine nahmen wir ernst, aber offen gestanden, habe ich nie ernsthaft über Krebs nachgedacht. Ich war mit 46 Jahren noch viel zu jung. Wir haben natürlich schon Schicksalsschläge erlebt. Uli, unser smarter Freund und Nachbar, hat 15 Jahre gegen den Krebs gekämpft und war für mich ein echtes Vorbild, wie man mit dieser Krankheit auch positiv leben kann. Ich habe sein spezielles Lachen immer noch in meinen Ohren.
Auch Vera, eine langjährige Freundin, verlor nach einer dreijährigen, zuerst homöopathischen Behandlung den Kampf gegen den Brustkrebs. Wir haben sie auf ihrem Weg häufig begleitet und ihre gewählten Behandlungsmethoden bestmöglich unterstützt.
Vera legte mir nachdrücklich Vorsorgeuntersuchungen in kurzen Abständen und wenn möglich bei einem Radiologen ans Herz. Aus diesem Grund entschied ich mich im Alter von 44 Jahren für eine erste Mammografie. Dabei wurde auf der linken Seite eine Zyste entdeckt, die eine folgende intensive Überwachung notwendig machte und letztendlich mein Leben rettete. Ich habe weder einen Knoten gespürt noch irgendeine Veränderung der Brust oder gar Schmerzen. Nicht in den letzten zwölf Monaten und auch nicht davor. Wie hätte ich früher darauf kommen können, dass sich eine lebensbedrohliche Krankheit in mir ausbreitet?
Meine Gedanken schweifen zurück in die Gegenwart.
Meist blicke ich abwesend aus dem Fenster oder gehe lange Stunden mit Luna in den Bergen spazieren. Ich möchte kein Selbstmitleid zulassen, ich will keine Schwäche zeigen und vor allem nicht an das denken, was in ein paar Tagen auf mich zukommen kann.
Das Wochenende ist wie in einem Vakuum gefangen, weder in meiner alten Welt noch in einer neuen.
Auch mein Mann Fritz ist unruhig. Er hat sich eine Erkältung eingefangen und verbringt unser vielleicht letztes sorgloses Wochenende im Bett. Er möchte für die kommenden Tage fit sein – das bedeutet jedoch, dass wir in unserer freien Zeit nichts zusammen unternehmen können. Offen gestanden ärgere ich mich darüber. Es könnte mein letztes gesundes Wochenende sein. Ein wenig trotzig gehe ich am Samstagabend alleine auf die Geburtstagsfeier von Freunden. Doch ich fühle mich etwas neben der Spur. Ursprünglich wollten wir Mädels uns schick machen. Das wird mir bewusst, als ich in einem weißen Hemd und modisch zerrissenen Jeans vor den anderen in schicken Kleidern stehe. Ups, das habe ich im ganzen Gedankenkarussell vergessen. Aber egal, ich kann mich nicht mehr darum kümmern. Gleich zur Begrüßung wird mir ein alkoholfreier Drink serviert, wie aufmerksam! Ich bin gerührt - ein Cheers auf die Prinzipien meiner bisherigen Welt, auf die ich so stolz war. Jetzt scheinen sie mir immer noch wichtig, aber nicht mehr so wertvoll. Die Gespräche der Frauen drehen sich gleich zu Beginn um Wechseljahre, Hormonspiralen und unweigerlich um das Thema Brustkrebs. Puh, das kann doch nicht wahr sein, das schaffe ich jetzt wirklich nicht zu überspielen. Über meine jüngsten Befürchtungen möchte ich nicht sprechen. Schnell lenke ich das Gespräch in eine andere Richtung, bevor ich meine Fassung verliere.
Später sitzen wir in einem kleinen und gemütlichen Lokal namens »La Mingla« in Gargnano. Marco, der Chefkoch und Unterhaltungskünstler in Personalunion, serviert uns mit Leidenschaft und einem Augenzwinkern Köstlichkeiten aus der Region und amüsante Anekdoten. Ich mag seine besonnene und wertschätzende Art, wie er uns die regionalen Gerichte vorstellt. Er erzählt voller Stolz von ihrer Herkunft und ich spüre die Liebe, die er beim Kochen als ganz spezielle Zutat hinzufügt. Wir lassen uns durch ein sinnliches Menü treiben und fühlen uns in unserer Runde verbunden, wir schätzen diesen Moment.
Die anderen sind laut und lustig, wir lassen unseren Freund hochleben und stoßen auf das Leben und seine Erfolge an.
Wir sind alle noch gefühlt jung, keiner von uns ist über 50 Lebensjahre alt. In dieser Gruppe von Unternehmern gibt es keinen Platz für das Thema Krankheit oder Schwäche. Wir führen ein großartiges Leben, es geht uns unglaublich gut. Durch unsere Arbeit haben wir viel erreicht, aber auch viel Zeit investiert. Nun könnten wir uns mehr und mehr zurücklehnen und uns Freiräume nehmen, wenn da nicht unser Ehrgeiz wäre.
Ich halte oft mitten im Geschehen inne, wie in Zeitlupe beobachte und genieße ich die Augenblicke beinahe ungeduldig.
Gelegentlich stoße ich an und sage: »Auf unser unglaublich schönes Leben, lasst es uns wertschätzen!«
Doch sie bemerken es nicht, fragen nicht nach. Hätten sie mir tief in die Augen geschaut, hätten sie meine bereits vergossenen Tränen gesehen. Aber ich konnte schon immer gut schauspielern …
Der Montag und Dienstag sind Geschichte. Mein Handy scheint sich über meine Ungeduld zu amüsieren, denn kein Anruf erreicht mich. Ich überprüfe mehrmals, ob ich es versehentlich auf lautlos gestellt habe. Selbst Freunde und Kunden, die mich anrufen, werden kurz abgefertigt. Meine Konzentration lässt nach und meine Fassade beginnt zu bröckeln.
Am liebsten verbringe ich meine Zeit draußen in der Natur, mache lange Spaziergänge mit Luna. Das satte Grün der Bäume und die Stille um mich herum tun mir gut. Ich lausche den Vögeln und beobachte Luna, wie sie versucht, mich zum Spielen zu überreden. In diesem Moment erscheint die Welt simpel und die Ärzte in München so weit weg. Es fühlt sich an wie ein Vakuum.
Ich setze mich auf einen sonnenbeschienenen Stein mit einem weiten Blick über den Gardasee. Die Sonnenstrahlen wärmen auch mein Gesicht und plötzlich überkommt mich eine unerwartete Stärke. Ich schließe meine Augen und lasse los – all die Ängste, Sorgen und Gedanken, die mich seit sechs Tagen quälen. Ich weiß, dass ich akzeptieren muss, was auch immer kommen mag. Diesen Moment möchte ich festhalten, also mache ich ein Foto von Luna und mir an diesem magischen Ort. Die Idee, jetzt zu meditieren, kommt mir in den Sinn. Da ich jedoch noch kein Profi darin bin, greife ich auf die Unterstützung meiner neuen Higher-Self-App von Laura Malina Seiler zurück und schnell finde ich den Einstieg.
Ich lasse mich von ihr an einen Strand entführen, wo mein Krafttier, ein Elefant, mich in seine Umarmung nimmt. Er schenkt mir Kraft und Zuversicht und als ich etwas später meine Augen öffne, spüre ich eine Veränderung in mir. Zum ersten Mal habe ich die stärkende Wirkung einer Meditation erlebt.
Jetzt kann kommen, was kommen mag. Ich bin bereit und kehre mit leichtem Schritt nach Hause zurück, um Fritz zu küssen. Er sieht mich erleichtert an, denn wenn ich glücklich bin, ist auch er es. Er kann meine Stimmung in meinem Gesicht ablesen, ich kann und möchte mich nicht vor ihm verstecken. Wir warten.
Nun ist auch der Mittwoch vergangen und die Nachricht steht immer noch aus. Langsam ärgere ich mich, denn hätte ich gewusst, dass es so lange dauert, hätte ich die letzten Tage leichter erleben können. Meine Unruhe steigt und ich frage mich, ob sie mich vergessen haben. Welch makabre Vorstellung in meiner Situation. Spontan beschließe ich, meinen Arzt selbst anzurufen. Warten war noch nie meine Stärke. Leider ist mein Doktor in einer Behandlung und ich hinterlasse eine Rückrufbitte bei den Assistentinnen.
Danach setze ich mich wieder in meinen Sonnenstuhl, ein Buch zur Ablenkung auf meinem Schoß und mein Handy griffbereit. Unten im Garten sind unsere beiden Gärtner mit dem Frühjahrsputz beschäftigt. Wir können sie durch unsere Scheiben beobachten und sie können auch uns sehen.
Leider haben weder Fritz noch ich einen grünen Daumen, daher sind wir dankbar für die Unterstützung dieser wertvollen und mittlerweile befreundeten Menschen. Wir kennen weder die Pflanzen hier noch ihre Bedürfnisse. Dank ihrer Hilfe erblüht unser Garten das ganze Jahr über, was für uns ein großes Geschenk ist. Schließlich verbringen wir hier unbeschwerte Monate und genießen die Freiheit, der Großstadt München mit all ihrem Smog und Chaos zu entkommen.
Fritz macht sich gerade einen Kaffee, als mein Telefon klingelt. Ein Stromstoß durchfährt mich – auf dem Display steht in großen Buchstaben der Name meines Radiologen. Alles, was ich jetzt noch tun muss, ist, das Telefonat anzunehmen, und mein Leben wird sich radikal verändern. Meine Hand zittert und im ersten Moment bekomme ich es nicht einmal hin, den runden Knopf korrekt zu drücken. Gleichzeitig rufe ich nach Fritz in einer viel zu hohen und schrillen Stimme und stürme die Treppe hinunter in seine Arme. Ich möchte jetzt nicht alleine sein, meine Kraft, meine Zuversicht, alles zerbricht in diesem Augenblick wie ein Glas, das auf den Boden fällt. Es scheint in Zeitlupe zu geschehen, während mein Radiologe das ausspricht, was keine Frau in meiner Situation hören möchte. Seine Worte klingen gehetzt, als wäre er zwischen zwei Terminen gefangen. Ich habe ihn mit meinem Anruf an die Überbringung der Biopsie Ergebnisse erinnert, Zeit dafür hat er eigentlich nicht:
»Es tut mir leid, die Diagnose wurde bestätigt. Sie müssen sich auf eine Chemotherapie einstellen. Bitte suchen Sie so schnell wie möglich ein Brustzentrum ihrer Wahl auf. Benötigen Sie Unterstützung dabei?« Meine letzte Hoffnung löst sich auf und ich zerbreche in tausend Scherben. Ich kann keine Worte finden und beende das Telefonat nach einer längeren Pause des Schocks mit einem kurzen »Nein, danke.«
So falle ich in die Arme meines Mannes, Tränen und Krämpfe durchzucken meinen Körper »Nein, nicht ich! Das kann nicht wahr sein!« Fritz lässt mich nicht los und hält mich fest in seinen Armen. Ich fühle mich geschützt und abgeschirmt vor dieser harten Realität. Die Blicke unserer Gärtner sehe ich nicht. Langsam beruhige ich mich, seine leisen Worte geben mir neuen Mut: »Wir schaffen das. Ich bin an deiner Seite, ich lasse dich nicht alleine!«
Schönere Worte hätte er nicht finden können. Sie sind wie Balsam für meine verängstigte und aufgewühlte Seele.
Langsam beginne ich, die Dinge objektiver zu sehen.
»Was machen wir jetzt?«
Fritz übernimmt das Ruder in unserem Boot: »Wir packen jetzt und fahren sofort nach München. Vielleicht können wir morgen früh einen Termin im Brustzentrum Rechts der Isar bekommen. Du kennst doch jemanden dort, oder?«
Ja, ich kenne jemanden, ich könnte gleich seine Frau anrufen und um Hilfe bei der Terminvereinbarung bitten. Dennoch wehre ich mich dagegen, meinen sicheren Ort hier in Italien zu verlassen. Ich ahne, dass ich vielleicht nicht so schnell zurückkehren werde. Alles, was jetzt kommt, wird hart und ich möchte noch ein paar Stunden hier, fernab der Realität, den Frieden genießen.
Daher bitte ich Fritz: »Können wir auf der Fahrt noch einen Zwischenstopp in Torbole einzulegen, ich möchte noch kurz den See spüren.«
Torbole ist der letzte Ort am Gardasee, bevor eine steile Straße weg vom See Richtung Autobahn führt.
Dort machen wir einen kurzen Spaziergang entlang der Strandpromenade und der raue und stürmische Wind scheint meine Fragen und Befürchtungen für wertvolle 15 Minuten aus meinem Kopf zu blasen.
Unsere Natur ist so kostbar, sie zeigt uns die Unendlichkeit und wie unbedeutend und klein unsere Sorgen eigentlich sind. Auch kann sie hart und rau sein, aber trotzdem einzigartig schön. Ich beginne, meinem Schicksal zu vertrauen. Was bleibt mir auch anderes übrig?
In München angekommen erwarten uns Lisa und ihr Freund Jason bereits in unserer Wohnung. Die Atmosphäre ist zwar bedrückt, doch die Umarmungen sind intensiv. Sie haben für uns mein Lieblingsessen zubereitet und den Tisch festlich dekoriert. Dennoch will beim Essen ein ungezwungenes Gespräch einfach nicht in Schwung kommen. Ich möchte lieber früh ins Bett.
Trotz der liebevollen Atmosphäre kann ich keine Ruhe finden. An Schlaf ist nicht zu denken. Mein Kopf wirbelt umher, meine Emotionen fahren Achterbahn und nichts scheint geordnet zu sein - ein regelrechtes Chaos.
In dieser Situation schnappe ich mir um zwei Uhr nachts unsere Hündin Luna und mache mich auf einen langen Spaziergang durch das nächtliche Haidhausen. Ich hoffe, dass die Stille der Nacht mir dabei hilft, meine Gedanken zu sortieren und endlich zur Ruhe zu kommen. Während meine Schritte durch die leeren Straßen hallen, lasse ich meine Tränen fließen, ohne dass sie von anderen Augen gesehen werden. Es ist befreiend, meine Angst hat in dieser Stille einen eigenen Klang - sie darf einfach so sein, wie sie ist, ohne dass ich meine Lieben damit belaste.
Den einzigen Menschen, denen ich begegne, sind die Männer der Straßenreinigung, die Geräusche der sich drehenden Bürsten dieser kleinen orangenen Fahrzeuge werde ich wohl nie vergessen.
Drei Stunden später schlafe ich im Schneidersitz auf dem Sofa ein, Lunas Kopf ruht auf meinem Schoß.
Dieses Bild ist das Erste, was Fritz beim Erwachen am nächsten Morgen erblickt. Ich weiß nicht, was ihm wirklich durch den Kopf geht. Ich spüre, wie er kämpft, stark zu sein. Aber ich traue mich nicht zu fragen. Es wird den richtigen Zeitpunkt geben, an dem wir offen darüber sprechen können. Momentan stehen jedoch erst einmal die Arzttermine an.
Wir gehen Hand in Hand in die nahe gelegene Uniklinik. Hier befindet sich eines von mehreren Brustzentren in München. Mein Radiologe hat mir das Ärzteteam empfohlen und ich kenne dort auch den ein oder anderen Arzt persönlich, das ist vielleicht vorteilhaft. Jedenfalls bin ich gerührt und dankbar, dass ich schnell einen Termin bekommen kann, denn meine innere Unruhe wächst stündlich.
Die Ärztin erklärt mir in knappen, etwas zu schnellen Worten, während sie mein Biopsieergebnis betrachtet, was sich in meinem Körper abspielt. Ich spitze die Ohren, versuche alles zu behalten, was für mich neu und lebenswichtig ist.
Mein Tumor trägt den Namen:
NST, G2, ER 0%, PR 0%, Her2-3+, Ki-67 60%, iT2(3 cm), iN0, MX
Er wird nach S3-Richtlinien klassifiziert. Das macht man so in ganz Deutschland, um eine einheitliche und abgestimmte Behandlung sicherzustellen und ständig an deren Verbesserung zu arbeiten.
All diese Buchstaben verwirren mich, die Ärztin sieht mein Fragezeichen und erklärt mir das Buchstabengewirr: Die Zeichen bedeuten, dass mein Tumor nicht auf Hormone anspricht, aber glücklicherweise empfänglich für die sogenannten neuen Antikörper. Sie wurden vor etwa zehn Jahren entdeckt. Okay, die Rezeptoren an den Krebszellen waren schon länger bekannt, aber vor einem Jahrzehnt wurde ein Medikament entwickelt, das sich an diese Rezeptoren anheftet und damit den weiteren Teilungsprozess des Tumors stört. Gleichzeitig macht es die Zellen für mein Immunsystem sichtbar, sodass es sie erkennen und angreifen kann. Ihr habt sicher schon von den fleißigen Fresszellen gehört, oder? Das klingt für mich vielversprechend und ich bin stolz darauf, dass mein Immunsystem aktiv mithilft. Die Ärztin informiert mich, dass meine Tumorart früher als besonders gefährlich galt, da sie sich meist schnell wie der Teufel ausbreitet. Auch mein Wachstumsfaktor, das ist der Ki-67 Wert, ist hoch. Ab 13% nennt man den Krebs schnell wachsend. Da liege ich mit meinen 60% knapp drüber. Zuerst hat mich diese hohe Zahl erschreckt, aber sie hat einen entscheidenden Vorteil: Die Chemotherapie wirkt effektiver, da sie lediglich die sich gerade teilenden Zellen angreifen kann. Wenn sich also während meiner Chemo deutlich mehr Zellen teilen, ist das perfekt! Da kann ich mal wieder einen positiven Aspekt in diesem Schlamassel finden!
Die Ärzte raten mir eindringlich, unverzüglich mit einer Chemotherapie zu starten. Mein Tumor breitet sich rasant aus, daher ist eine schnelle Reaktion von entscheidender Bedeutung. Hierfür ist vorher der Einsatz eines sogenannten Ports wichtig, sie würden mir diesen bei meiner Therapie auf alle Fälle empfehlen. Durch einen glücklichen Zufall gibt es heute einen freien Termin und ich kann in zwei Stunden meinen neuen Zugang bekommen. Okay, das ist nun wirklich schnell, gerade weil ich noch eine zweite Meinung einholen wollte. Da ich den Port jedoch ohnehin benötige und es besser ist, wenn etwas Zeit zwischen Operation und erstem Einsatz liegt, bin ich dabei.
Der Port wird in dieser Klinik bei Frauen mit Brustkrebs am Unterarm platziert. Ob das nicht stört? Aber die Ärzte erklären mir, dass dieser Zugang viel kleiner ist als herkömmliche Methoden und deshalb von vielen jungen Frauen bevorzugt wird. Viele Patientinnen empfinden den Port dort als praktischer und angenehmer als unter dem Schlüsselbein.
Der größte Vorteil dieses neuen Verfahrens liegt darin begründet, dass es weniger invasiv ist und daher weniger Schmerzen verursacht. Doch warum brauche ich eigentlich diesen Plastikschlauch in meinem Körper, der direkt in die Vorkammer meines Herzens führt?
Die Antwort lautet: Er ermöglicht den direkten Zugang zur Blutbahn ohne weitere Nadelstiche oder Injektionen während jeder Sitzung der Chemotherapie – ein wahrer Segen, ich hasse Nadeln!
Dank diesem »Zugangs-System« werde ich nicht wie ein Schweizer Käse behandelt werden müssen. Vor allem aber ist der Plastikschlauch, der bis in die Vorkammer meines Herzens führt, ein Schutz vor möglichen Venenschädigungen durch die aggressiven Chemo-Medikamente. Im Herz angekommen können sie mit deutlich mehr Blut verdünnt werden.
Also mache ich mich auf den Weg zu den Radiologen. Diese Abteilung in der Klinik ist gerade renoviert und die Geräte sind supermodern. Ich kann alles auf dem Bildschirm mitverfolgen, was mir ein gutes Gefühl gibt. Auch die jungen Ärzte dort sind sympathisch; jeder Schritt wird freundlich und ruhig erklärt – keine 30 Minuten später ist meine »Steckdose« eingesetzt. Keine Schmerzen, puh, auch das ist geschafft!
Der Tag ist aber noch nicht vorbei. Gleich zu Beginn dieser Achterbahnfahrt habe ich mir geschworen, auch wenn es nicht leicht ist, eine zweite Meinung einzuholen. Ich verstehe gut, dass sich viele Patienten dagegen entscheiden. Für mich waren folgende Vorteile entscheidend: Die Diagnose wird von einem zweiten Arzt bestätigt und so fühle ich mich sicherer, dass kein Aspekt der Krankheit übersehen wird. Außerdem kann eine weitere Meinung zusätzliche Informationen über alternative Behandlungsmöglichkeiten liefern, die besser zu mir passen. Letztendlich kann ich - und das ist für mich das Wichtigste - eine aktive Entscheidung treffen, welcher Behandlungsplan für mich der richtige ist und wem ich mein Leben vertrauensvoll in die Hände legen möchte.
Mein Job als Baufinanzierungsberaterin erfordert, dass ich die Berufe meiner Interessenten und Kunden kenne. Es scheint fast wie Schicksal, dass ich nur wenige Wochen vor meiner Diagnose eine Onkologin kennengelernt hatte.
Claudia war mir von Anfang an sympathisch und wir fanden sofort eine gemeinsame Wellenlänge, als würden wir uns schon lange kennen. Am Morgen meiner Ankunft in München rief ich sie aufgeregt an und bat sie in einer privaten Angelegenheit um Hilfe. Sie verstand mich sofort und ermutigte mich in sicheren Worten: »Für Sie würde ich nach Rom und zurücklaufen, um die besten Spezialisten für Ihre Heilung zu finden. Vertrauen Sie mir, alles wird gut. Und eine Kältehaube habe ich auch gleich für Sie reserviert.« Zu diesem Zeitpunkt war mir das Wort »Kältehaube« noch unbekannt, aber ich war dankbar für einen Termin bei ihr und ihrem Chef-Onkologen Tim.
Trotzdem geht mein Weg erst in die Klinik und gleich danach in die Praxis von Claudia und Tim. So erhalte ich gleich zwei Meinungen an einem Tag und kann diese bestmöglich vergleichen. Wem schenke ich mein Vertrauen? Im Nachhinein bin ich froh, diese Vorgehensweise während meiner gesamten Akuttherapie beibehalten zu haben. Auch wenn ich mir oft bei der ersten Meinung bereits sicher war.
Also machen Fritz und ich uns auf den Weg in die Stadt. Nicht weit von unserem Büro entfernt befindet sich eine Praxis von Onkologen. Bis dahin war mir nie klar, wer bei einer Krebserkrankung welchen Part übernimmt. Das Thema ist Neuland für mich: Geht man eher in die Klinik oder zu einem niedergelassenen Arzt mit dieser lebensbedrohlichen Diagnose?
Schon beim Betreten der Praxisräume merkt man den Unterschied zur Klinik: Eine kleinere Arztpraxis mit vier separaten Räumen für Infusionen. Alles ist persönlicher und freundlicher. Keine langen weißen Korridore, wo ich mich verlieren kann und erst orientieren muss, wo ich mich ohnehin schon so verloren fühle. Es ist, als ob das Universum mir einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben will.
Die beiden Onkologen empfangen mich herzlich und wir unterhalten uns über unsere gemeinsame Leidenschaft für Italien, nicht über Brustkrebs. Mein Krebsthema scheint für sie praktisch bereits gelöst zu sein. Durch diesen Einstieg lockere ich mich innerlich und äußerlich. So kann ich die kommenden Informationen, die mein Leben verändern, besser aufnehmen: Sie empfehlen mir eine Therapie, die über viele Jahre erfolgreich angewandt wurde. Auch ihr Spezialist in Brustkrebsfragen richtet mir liebe Grüße aus, wir kennen uns. Ach, das muss wieder mein Schicksal sein! In meiner 20-jährigen Berufspraxis habe ich alles gegeben und meine Kunden wie beste Freunde behandelt. Heute erinnern sie sich oft an mich und möchten mir ebenfalls helfen. Vielleicht ist es dieses verrückte Ding namens Karma, das da am Werk ist. Sagt man nicht, dass man das Gute, das man sät, auch wieder ernten wird? Also liebevolle Karma-Manifestation, ich nehme dich gerne an!
Die Chemotherapie heißt TCHP und wird in sechs Dosen alle drei Wochen verabreicht. Obwohl noch einige Untersuchungen erforderlich sind, sehen sie keine Hindernisse, da ich jung und fit bin. Und das Beste daran ist: Mit dieser Therapie habe ich die Möglichkeit, meine Haare zu behalten, wenn ich während der Chemotherapie eine Kältehaube trage. Wir legen direkt die Termine für die noch ausstehenden Untersuchungen fest und können nächste Woche starten. Alles ist für mich bereit.
Als Fritz und ich die Räumlichkeiten verlassen, sehen wir uns an und verstehen uns: Es wird nicht leichter, wir stehen nun vor einer schwierigen Entscheidung, da beide Möglichkeiten Vor- und Nachteile haben, wir uns aber auch bei beiden gut aufgehoben fühlen. Ich bin froh, dass Fritz bei allen Terminen dabei war und wir jetzt gemeinsam besprechen können, welche Informationen wichtig waren und wo es noch Fragezeichen gibt. Es wird notwendig sein, eines der beiden Teams abzusagen, was mir schwerfällt, da sich beide ehrlich um mich bemüht haben.
Endlich ist es Wochenende und ich habe keine Arzttermine mehr. Was für eine Erholung! Die letzten Tage waren anstrengend, aber jetzt kann ich endlich zur Ruhe kommen und all das Geschehene verarbeiten. Es war einfach zu viel auf einmal. Ich sitze mit einer Tasse Tee in unserer Wohnung, Luna zu meinen Füßen und versuche mich mental auf das vorzubereiten, was in der nächsten Woche kommen wird. Der Port nervt mich und jede Armbewegung ziept und die Haut darüber ist empfindlich. Wenn das so bleibt, werde ich echt sauer. Ich wollte einen unauffälligen Zugang, der mich nicht bei jeder Bewegung an meine neue Situation erinnert.
Ich weiß jedoch, dass sich mein Körper daran gewöhnen wird und ich bald wieder Yoga machen kann. Doch heute ist das mit meinem neu geschmückten Arm undenkbar.
Sport hat mir stets geholfen, mich zu entspannen und meinen Geist zur Ruhe zu bringen, vor allem wenn ich mich richtig auspowern konnte. Das brauche ich jetzt mehr denn je. Es wäre für mich unvorstellbar, die nächsten zwölf Monate ohne Sport und Yoga auskommen zu müssen. Sie haben im Doppelpack so viele positive Auswirkungen auf meine körperliche und geistige Gesundheit!
Deshalb werde ich meinem Körper die notwendige Zeit zur Regeneration geben, um bald wieder meine geliebte Yogapraxis aufzunehmen. Trotz der Behandlungen will ich meine gewohnte Routine bestmöglich aufrechterhalten.
In einem aktuellen Brustkrebsmagazin lese ich von einem speziellen Yogakurs, welcher Krebspatienten hilft, ihren Körper zu entspannen, Stress abzubauen und das Immunsystem zu stärken. Auch Verspannungen der Muskeln, Faszien und Sehnen, die durch die Therapie entstehen können, lassen sich durch Yoga verbessern.
Zeit dafür habe ich mir freigeschaufelt. Im Büro habe ich meine Abwesenheit geregelt, um keinen Arbeitsdruck zu verspüren. Momentan könnte ich mich nicht auf meine Kunden konzentrieren. Meine Kollegen und Mitarbeiter kümmern sich um neue Baufinanzierungsanfragen, sodass mein Postfach zur Ruhe kommen kann. Die Anrufweiterleitung hilft mir dabei, mich völlig auf meine Genesung zu fokussieren.
Kann ich sagen, dass ich mich auf die kommende Zeit sogar freue? Nicht ganz, aber ich werde auf alle Fälle das Beste daraus machen!
Die Sonne scheint durch das Fenster und weckt mich. Ich lächle, aber plötzlich erfriert das Lächeln auf meinen Lippen. Die Erinnerung kommt zurück - nichts ist mehr wie früher, nichts ist normal. Aber dank eines Hypnose Podcast habe ich erholsamen Schlaf gefunden. Ein neuer Morgen beginnt und ich denke: »Alles wird gut.« Okay, was steht heute auf dem Plan für unseren klinikfreien Tag? Wir wollen nicht über die Diagnose sprechen, aber das Versprechen hält nur etwa fünf Minuten. Unsere Gedanken kreisen ständig darum. Aber hey, heute ist heute, morgen ist morgen und heute ist mein kostbarer Wochenendtag ohne Termine.
Auf der Suche nach neuer Musik, um mein aktuelles Leben stimmungsvoll zu bereichern, gebe ich »cancer« in die Suchleiste von Spotify ein. Und was finde ich? »Fuck cancer« - das ist definitiv eine passende Playlist! Da kommt mir eine glorreiche Idee: Ich möchte meine eigene Playlist zusammenstellen, die mich mit energiegeladenen Songs aus Stimmungstiefs reißt. So entwerfe ich meine persönliche »Mamma« Playlist auf Spotify. Mein erstes Lied ist »Fight Song« von Rachel Platten, ein Vorschlag meiner lieben Kollegin Doreen. Sie gibt den Song gerade mit ihrem Chor zum Besten und bei jeder Performance hat sie mich in Gedanken dabei – als würde sie mir mit jedem Ton neue Kraft und Energie direkt ins Herz singen.
»Mammakarzinom« ist der medizinische Ausdruck für Brustkrebs und wird symbolisch durch eine pinkfarbene Schleife repräsentiert. Sie ist ein einprägsames Zeichen der Solidarität, das viele betroffene Frauen tragen. Besonders im Oktober, dem Brustkrebsmonat, ist dieses Symbol des Zusammenhalts oft im Netz oder bei Informationsveranstaltungen zu sehen.
Gleich kommen mir weitere gute Ideen, um etwas Bleibendes zu hinterlassen, wenn ich mit 80+ von dieser Welt verschwinde. Definitiv nicht früher - da bin ich mir sicher!
Trotz der energetischen Musik bin ich bald genervt: Wo sind all meine positiven Gedanken hin? Meine überschäumende Energie und wilde Lebenslust? Ist es das wert, nur weil ich ständig an diese dumme Krankheit denke? Weil ich mir vorstelle, was kommen könnte? Was ich vielleicht vorbereiten muss? Welche Entscheidungen ich treffen und welche Fragen ich hierfür stellen muss? Ist es wirklich wert, mir heute Sorgen zu machen, wenn ich noch keine toxischen Mittel intus habe, sondern meine Zeit genießen kann? NEIN! So kann es nicht weitergehen. Ich werde mich nicht bemitleiden und mir von dieser dummen Krankheit nicht auch noch meine kostbaren Stunden vor Beginn der Behandlung stehlen lassen. Warum jetzt all meine Zeit dafür verschwenden, um im Internet zu recherchieren? Und damit noch verwirrter zu werden? STOP!