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My Bloody Love Psycho-Thriller · Queer · Horror · Drama · Coming of Age Ein Kuss, der alles verändert. Ein Schatten, der nie verschwunden ist. Und ein Albtraum, der mit jedem Herzschlag näherkommt. John dachte, er hätte die Hölle hinter sich gelassen, doch sie stand längst wieder vor seiner Tür. Als er sich in Alex verliebt, fühlt es sich zum ersten Mal nach Rettung an. Doch Liebe allein reicht nicht, wenn dein eigenes Trauma blutet. Denn jemand will Rache. Und sie ist bereit, alles zu zerstören, was ihm geblieben ist. Was folgt, ist ein Abstieg in die Dunkelheit: Zerschnittene Erinnerungen. Verstümmelte Wahrheiten. Eine Spirale aus Schuld, Verlangen und eiskaltem Blutrausch. MY BLOODY LOVE ist ein schonungsloser Trip durch Schmerz, Sehnsucht und Wahnsinn. Wie weit kannst du fallen, bevor du dich selbst verlierst? Das Buch zum Film von Pascal Bornkessel. Mit Manoush, Sabrina Arnds, Pascal Bornkessel u.a. Hinweis: Dieses Buch enthält verstörende Inhalte, darunter psychisch belastende Szenen sowie Gewalt- und Krankheitsschilderungen. Nicht empfohlen für Jugendliche unter 16 Jahren.
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Seitenzahl: 79
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Kapitel 1: Der letzte Lauf
Kapitel 2: Die Schatten der Stille
Kapitel 3: Die Flucht
Kapitel 4: Das Überleben
Kapitel 5: Das Erwachen
Kapitel 6: Die andere Frau
Kapitel 7: Die Wahrheit im Bild
Kapitel 8: Der Abschied
Kapitel 9: Neue Wege, alter Schatten
Kapitel 10: Die Selbstfindung
Kapitel 11: Sie ist zurück
Kapitel 12: Das Outing
Kapitel 13: Sie ist hier
Kapitel 14: Das Blutbad
Zum Autor: Pascal Bornkessel
Die Sonne warf goldene Lichtflecken auf den Waldboden. Mary spürte das weiche Moos unter ihren Schuhen, während sie sich ihre Kopfhörer aufsetzte und auf „Play“ drückte. Der erste Beat der Musik vibrierte durch ihren Körper – ein vertrauter Rhythmus, der sie in eine andere Welt versetzte. Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete tief die frische, würzige Luft ein. Vögel zwitscherten hoch oben in den Bäumen, irgendwo knackte ein Ast. Doch es störte sie nicht. Es war ihr Moment, ihr Morgen.
Mary lief los. Der Kiesweg unter ihren Füßen knirschte leise, als sie durch das grüne Blätterdach joggte. Die Äste über ihr bewegten sich kaum – kein Wind, nur die warme Frühlingsluft und die Musik in ihren Ohren.
„Freue mich, euch später die neue Wohnung zu zeigen“, hatte sie kurz vor dem Lauf noch getippt. An Hanna. Und an John.
Sie grinste in sich hinein. Endlich ein Neuanfang. Alles war frisch gestrichen, neu möbliert. Sie hatte es sich so schön gemacht. Schlicht, stilvoll – ganz Mary eben. Und heute Abend würden ihre besten Freunde es endlich sehen.
Sie joggte weiter, nun direkt am Rhein entlang. Das Wasser glitzerte in der Morgensonne. Der Fluss rauschte sanft neben ihr, begleitete ihren Lauf.
Ihre Schritte wurden schneller, sie spürte das Adrenalin, die Energie.
Sie hielt inne.
Sie beugte sich vor, stützte die Hände auf die Oberschenkel und atmete tief durch. Der Schweiß rann ihr von der Stirn, ihr Herz klopfte heftig. Plötzlich…Ein Schatten.
Aus dem Augenwinkel sah sie eine Bewegung. Etwas – oder jemand – rannte zwischen den Bäumen hindurch. Von einem Stamm zum nächsten, kaum sichtbar, aber eindeutig. Ihr Magen zog sich zusammen.
Langsam nahm sie die Kopfhörer ab.
Stille.
Nur das Rauschen des Flusses, das Zwitschern, ein paar entfernte Autogeräusche… und dann – wieder ein Rascheln.
Mary sah sich um. Ihr Atem ging schneller. Ihr Blick huschte zwischen den Bäumen umher. „War da jemand?“ Ihre Gedanken versuchten die Panik zu verdrängen. Wahrscheinlich nur ein Reh, redete sie sich ein. Oder ein Hund. Ein Jogger. Irgendetwas Banales.
Doch ihr Körper reagierte instinktiv.
Sie setzte sich wieder in Bewegung – diesmal schneller, die Beine angespannt, der Schritt flacher. Sie lief.
Dann – ein Schlag.
Etwas Hartes traf sie seitlich am Kopf.
Sie schrie auf, verlor das Gleichgewicht.
Der Waldboden kam ihr plötzlich viel zu schnell entgegen. Sie schlug auf, ihre Nase knirschte unter dem Aufprall, Blut schoss ihr ins Gesicht. Tränen stiegen ihr in die Augen, unkontrolliert.
Sie keuchte, kroch nach vorne, versuchte mit den Armen den Waldboden zu greifen, wegzukommen.
Ein Schatten über ihr. Ein Griff an ihren Knöcheln. Grob.
Sie schrie.
„Nein! Bitte!“
Doch da war niemand mehr, der sie hörte.
Mary wurde rückwärts gezogen.
Ihre Fingernägel krallten sich verzweifelt in den Waldboden, doch der Griff war stärker.
Ihre Schreie verhallten zwischen den Bäumen, vermischten sich mit dem Wind und dem Rauschen des Rheins.
Und dann – wurde sie in ihr Verderben gezerrt.
Sanftes Licht fiel durch die halb geöffneten Jalousien und zeichnete zarte Muster auf die weiße Bettwäsche. Die Morgenstille wurde nur von einem leisen Rascheln unterbrochen – John, der sich schlaftrunken auf die Seite drehte. Hanna lag bereits wach neben ihm, ihr Blick schweifte über sein Gesicht. Für einen Moment wirkte er friedlich, ganz in sich versunken. Sie lächelte.
Dann beugte sie sich vor, gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Guten Morgen, Baby“, flüsterte sie.
John blinzelte, als müsse er aus einem zu tiefen Traum auftauchen. Seine Augenlider flatterten kurz, bevor er sie öffnete.
„Morgen…“, murmelte er verschlafen und erwiderte ihren Blick.
Sie lächelte wieder, zärtlich, fast schon verliebt, als wäre jeder Tag mit ihm ein kleines Geschenk.
„Hast du gut geschlafen?“
Er zögerte kurz.
„Nicht wirklich“, sagte er schließlich, seine Stimme etwas rau.
Hanna legte den Kopf schräg.
„Warum nicht?“
John runzelte die Stirn, als würde er etwas verdrängen.
„Ich hatte einen komischen Traum… aber ich kann mich nicht mehr wirklich daran erinnern.“
„Dafür hast du aber ganz schön lange geschlafen.“
Ein sanftes Lachen füllte das Zimmer, beide kicherten leise. Es war dieses vertraute Lachen, das Beziehungen über Jahre trug – leicht, echt, warm.
„Ich freue mich, Mary heute Abend wiederzusehen“, sagte Hanna nach einer kleinen Pause. Man hörte in ihrer Stimme eine gewisse Aufregung – die Art Vorfreude, die man für jemanden empfindet, den man lange nicht gesehen hat.
John nickte.
„Ich mich auch. Aber besonders bin ich auf ihre neue Wohnung gespannt.“
„So wie ich Mary kenne, sieht alles perfekt aus.
Schlicht, stilbewusst… bestimmt hat sie wieder jeden Zentimeter farblich abgestimmt.“
John grinste. „Und alles neu, natürlich.“
Sie lachten wieder. Doch das warme Gefühl, das sich gerade noch im Raum ausgebreitet hatte, wurde durch ein elektronisches Geräusch unterbrochen – Johns Handy vibrierte auf dem Nachttisch.
Er griff danach, entsperrte den Bildschirm, und seine Stirn legte sich in Falten.
Er las eine Nachricht von Kevin. Nur ein paar Zeilen, aber genug, um etwas in seinem Gesicht zu verändern.
Hanna bemerkte es sofort.
„Baby, wer ist das?“
Er reagierte einen Moment zu schnell. „Ach… niemand.“
Dann legte er das Handy weg, als wäre es bedeutungslos. Hanna ließ ihren Blick auf ihm ruhen, suchte in seinem Gesicht nach der Wahrheit. Doch sie sagte nur:
„Okay.“
Ein stilles Schweigen legte sich über die beiden. Nicht unangenehm – aber auch nicht vertraut.
Es war das Schweigen, das Dinge zwischen zwei Menschen wachsen ließ, die keiner aussprechen wollte.
John drehte sich auf die Seite, den Blick zur Wand.
„Wir haben ja noch ein bisschen Zeit, bis wir los müssen…“, sagte Hanna leise.
John antwortete nicht sofort.
„Das heißt?“
Sie lächelte, legte sich auf ihn, küsste ihn. Ihre Berührung war sanft, tastend, liebevoll. Doch John blieb zurückhaltend. Sein Blick war abwesend, als hätte etwas anderes in seinem Kopf bereits Raum eingenommen. Trotzdem erwiderte er ihren Kuss – flüchtig.
Kurze Zeit später stand Hanna im Badezimmer vor dem Spiegel. Sie putzte sich die Zähne, spülte den Mund aus, dann griff sie nach ihrem Lippenstift. Routiniert, fast schon mechanisch, trug sie ihn auf. Doch ihr Blick war nicht bei der Sache. Ihre Augen huschten immer wieder in Richtung Tür.
Draußen, im Schlafzimmer, hörte sie dumpfe Geräusche – Liegestütze. Dann das metallische Klirren von Hanteln. John versuchte sich offenbar abzulenken, in Bewegung zu bleiben, seinen Kopf zu beschäftigen. Doch etwas war anders heute. Seine Energie wirkte forciert. Getrieben.
Hannas Blick veränderte sich. Sie spürte es. Dieses feine Gespür, das man in Beziehungen entwickelt – wenn etwas nicht stimmt. Wenn jemand etwas verbirgt.
Im Schlafzimmer vibrierte Johns Handy erneut. Diesmal lauter. Unüberhörbar. John hielt inne. Sein Gesicht war schweißbedeckt, seine Brust hob und senkte sich heftig. Er griff nach dem Handy, las – dieselbe Nummer wie zuvor. Dieselbe Person. Seine Stirn legte sich in Falten. Kurz blinzelte er, dann schüttelte er den Kopf.
Wütend schleuderte er das Handy auf die Bettkante. Es fiel auf die Matratze, rutschte zur Seite. John setzte sich aufs Bett, legte die Hände auf die Stirn und verharrte.
Sekunden vergingen.
Dann stand er auf, fast mechanisch, verließ wortlos das Zimmer.
Im Flur begegnete er Hanna.
„Bist du fertig, Schatz?“, fragte sie, die Stimme sanft, aber forschend.
„In fünf Minuten. Gehe eben noch duschen“, murmelte er und wich ihrem Blick aus.
Er verschwand im Badezimmer. Kurz darauf hörte sie das Wasser rauschen.
Hanna stand regungslos im Flur. Ihre Lippen pressten sich aufeinander. Sie spürte ein ungutes Gefühl in der Brust – eine Mischung aus Sorge und Misstrauen.
John stand unter der Dusche. Das Wasser rann heiß über seinen Körper. Er presste die Hände gegen die Fliesen, beugte sich leicht nach vorne und ließ das Wasser über seinen Nacken laufen. Es war, als wolle er sich etwas abwaschen, das tiefer saß als Schweiß – als stecke da etwas in ihm, das nicht einfach verschwand.
Sein Blick war leer, nach innen gerichtet.
„Schatz, kommst du? Wir müssen gleich los.“
Hannas Stimme klang geduldig, aber mit einem Hauch Dringlichkeit.
„Ja, ich komme“, antwortete John und trat aus der Dusche. Er griff nach dem Handtuch, trocknete sich ab, starrte kurz in den Spiegel – sein Blick war gehetzt.
Wenig später stand er wieder vor Hanna. Ihre Blicke trafen sich. Hanna versuchte zu lächeln, doch ihre Augen waren wachsam.
„Was ist los?“, fragte sie.
„Es ist alles okay“, antwortete er schnell.
„Ich merke doch, dass du irgendwas hast.“
Er zuckte mit den Schultern. „Bin heute einfach nicht gut drauf, denke ich.“
„Was ist denn los?“
„Ach nichts… so Tage hat man doch mal, oder?!“ Er zwang sich zu einem Lächeln und küsste sie auf die Stirn.
Hanna seufzte leise. „Jetzt kannst du wieder gute Laune haben – wir fahren zu Mary.“
Sie hob die Sektflasche in die Luft und versuchte, eine fröhliche Stimmung zu erzeugen.
Wenig später saßen sie im Auto. John fuhr, konzentriert, schweigsam. Hanna hatte den Arm aus dem Fenster gelegt, ließ die warme Frühlingsluft ihre Haut streifen.
„Wo lang jetzt?“, fragte John.