Mykonos Love Story 7 - Die Rückkehr der Leoparden - Michael Markaris - E-Book

Mykonos Love Story 7 - Die Rückkehr der Leoparden E-Book

Michael Markaris

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Beschreibung

Siebter Band der Mykonos Love Story Noch immer sind Paul und Angelos, die beiden schwulen Ermittler aus Mykonos, hinter den libyschen Drogenhändlern her, die die Insel mit einer neuen Substanz überschwemmen. Und mit Folterdrohungen ganz Mykonos in Angst und Schrecken versetzen. Doch dann wird Angelos entführt und gefoltert. Als sich Paul auf die Suche begeben will, geschieht auf Mykonos ein Mord auf einem Kreuzfahrtschiff. Was hat Priorität für Kommissar Markaris? Natürlich sein Mann.

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Seitenzahl: 106

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Bisher erschienen:

Band 1 „Griechische Brandung“

Band 2 „Jenseits von Mykonos“

Band 5 „Mykonos Love Story 1“

Band 6 “Mykonos Love Story 2 – Das Goldene Ei”

Band 7 “Mykonos Love Story 3 – Morgenröte über Mykonos”

Band 8 “Mykonos Love Story 4 – Mykonos Speed”

Band 9 “Mykonos Love Story 5 – Rape”

Band 10 “Mykonos Love Story 6 – Der rosa Leopard”

Jeder Band behandelt einen

abgeschlossenen Fall, sodass die Bände nicht

in der Reihenfolge gelesen werden müssen.

Zum Verständnis der Beziehung ist es aber von

Vorteil.

Am Ende von „Mykonos Love Story 1“ sind Kommissar Pandis und Angelos gestorben. Der siebte Teil ist das sechste Prequel und behandelt die (meist glücklichen) Monate vor den tragischen Ereignissen.

Während Band 1 auf wahren Begebenheiten beruht, sind die Prequels hinsichtlich der Kriminalfälle natürlich Fiktion.

Dort, wo private Momente zwischen Paul Pandis und Angelos geschildert werden, entsprechen die Darstellungen aber ohne Abstriche der Wahrheit.

Paul Pandis (jetzt Markaris), 53, ist Leiter der Polizei Mykonos.

Angelos Markaris, 28, ist Mitarbeiter beim Geheimdienst EYP und – wohl wichtiger – Pandis´ Ehemann.

Für Angelos

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

PROLOG

Der Flug von Athen nach Beirut verlief problemlos. Wenn man das von einem Flug nach Beirut sagen kann. Middle East Airlines. Im Vergleich zu Flügen in Europa ist auf dieser Strecke der Lärm durch die Passagiere dreimal so hoch. Und die Vielfalt der Stimmen variantenreicher.

Angelos war genervt. Die Sitzreihen waren angeordnet wie die Käfige in einer Legebatterie. Und Angelos, Codename „Rosa Leopard“, war 1,85 cm groß, ein Herunterklappen des Tisches nicht möglich. Gut, Business wäre wahrscheinlich keine gute Deckung. Aber das nächste Mal wäre es ihm egal. Er würde aufzahlen.

Wenn er denn nach Hause käme.

Gegenüber Paul hatte er seine Ängste teilweise verbergen können, allein schon, um diesen nicht noch weiter zu belasten. Er konnte sich vorstellen, wie Paul in diesem Moment in den Seilen hing. Aber es war auch ein schöner Gedanke. Wie viele Ehepartner sind froh, wenn der Andere auf Dienstreise geht – also verschwindet. In Pauls Fall wusste Angelos, dass er litt, richtig litt. Gewöhnlich sitzt er dann apathisch zu Hause und isst fast nichts, bis Angelos zurückkommt. Ein schönes Gefühl, geliebt zu werden und zwar aufrichtig. Es gab Angelos Kraft.

Und die Tatsache, dass Paul gelernt hatte anzuerkennen, dass Angelos Beruf anspruchsvoll und nicht nur Herumballern mit Präzisionsgewehren war. Er war lernfähig – mit 53. Eine reife Leistung. Und ein weiterer Grund, warum Angelos Paul liebte. Und umgekehrt war es genauso. Paul liebte ihn abgöttisch.

Es wäre alles perfekt, wenn er nicht nach Beirut müsste.

Noch immer wurmte ihn dieser bescheuerte Codename. Besonders die Farbe. Die Erklärung der Israelis für die verschiedenen Farben interessierte ihn wenig. Es blieb eine Frechheit, andererseits war es nur ein Name.

Zwei Wochen war es her, dass das Schiff der Drogenhändler in der Ägäis versenkt wurde, samt Drogen und Besatzung. Momentan glaubten die Hintermänner in Beirut noch, es wären die Amerikaner gewesen. Tatsächlich waren es die Griechen, die auf den Beschuss durch die Drohne bestanden. Das Drogenboot war zu stark bewaffnet, als dass man es ohne Blutbad hätte stoppen oder entern können.

Angelos hoffte, dass es noch nicht durchgedrungen war, wer wirklich alles hatte auffliegen lassen. Auf Mykonos waren es Paul und Angelos gewesen, die das Verteilersystem über die Besitzer der Beachclubs aufdeckten und dann stoppten.

Aber die CD mit den Folterbildern, die die Drogenhändler allen Beteiligten zukommen ließen, machte klar: Diese Männer schrecken vor nichts zurück. Nicht mal vor der Vergewaltigung eines zehnjährigen Mädchens.

Auch Angelos wurde schon vergewaltigt, es war jetzt drei Jahre her. Aber er war ein Mann. Für ein zehnjähriges Mädchen? Gut, man hatte sie hinterher bestimmt ermordet.

1

Endlich in Beirut gelandet, atmete Angelos auf. Er hasste Menschenmengen. Es musste – auch beruflich bedingt – alles übersichtlich sein. Doch der Rafiq-Hariri-Flughafen war im Grunde genommen immer noch der gleiche wie beim Bau 1953. Eng und unkomfortabel.

Er kannte Beirut bereits von einem früheren Einsatz. „Kannte“ war natürlich übertrieben. Sagen wir es so: grobe Orientierungspunkte hatte er im Kopf und in der Vorbereitungszeit noch einiges hinzugelernt. Aber Beirut war nicht mehr die europäische Stadt, die sie früher einmal war. Sie war – durch den Einfluss des Irans - eine arabische Stadt geworden.

Erleichtert stellte Angelos fest, dass er die Sprache noch immer problemlos verstand und auch sprechen konnte. Tatsächlich könnte er als Araber, aber auch als Israeli „durchgehen“. Dunkler Teint, schwarze Haare und dunkle Augen – blond und blaue Augen wären nicht hilfreich gewesen.

Um möglichst unauffällig zu sein, sollte man immer auf sein Gepäck achten. Nichts ist verdächtiger als zu wenig Gepäck, und so hatte Angelos einen normalen, schwarzen Koffer bei sich. Natürlich ohne Waffen, denn ein zerlegtes Gewehr sorgt am Zoll für die sofortige Verschiebung des Passagiers in das dunkelste Loch des jeweiligen Landes.

Angelos sollte seine Waffe von den Israelis nach dem Treffen im Hotel erhalten. Er fühlte sich nackt. Für jemanden, dessen Beruf das Tragen von Waffen war, ist es ohne, als würde ein Körperteil fehlen.

Er verließ das Terminal und wurde überwältigt von dem infernalischen Lärm, der jede größere arabische Stadt kennzeichnet. Selbst Menschen, die direkt nebeneinanderstanden, brüllten, als wären sie Kilometer voneinander entfernt.

Und Chaos. Von Verkehr konnte keine Rede sein. Jeder erfand seine eigene Fahrspur und verteidigte diese zur Not mit Gewalt. Am Taxistand der gleiche Zustand: Heftiges Gerangel unter den Fahrgästen. Entgegen allen Regeln bestieg Angelos das hinterste Taxi. Als der Fahrer zu fuchteln begann, zog Angelos einen 50-Euro-Schein und sagte nur:

„Sofitel!“

2

Vor dem Hotel begab er sich auf die Suche nach einem Handyladen. Eine solche Suche dauert in unseren Städten ein paar Minuten, in Afrika und Asien ein paar Sekunden. Es ist dort schwieriger, etwas zu Essen zu kaufen als eine SIM-Card.

Angelos kaufte zwei Handys und vier Karten.

In einem nahegelegenen Café baute er ein Handy zusammen und legte eine der Karten ein. Paul hatte er eingeschärft, er möge zuhause das Gleiche tun. Keine Telefonate über Festnetz oder das normale Handy. Neues Handy und ein paar SIM-Cards, lautete Angelos´ Anweisung.

„Hallo, Paul!“

„Mein Großer. Gott bin ich froh, Deine Stimme zu hören. Noch alles in Ordnung?“

„Jawoll, Herr Kommissar! Ich bin auf dem Weg ins Hotel. Die Kollegen kommen nachher zu mir. Furchtbar laut. Ich dachte immer, lauter als in Athen geht es nicht.“

„Und auf jeden Fall lauter als Kalafati“, Paul lachte. Kalafati ist der östlichste Strand von Mykonos. Dort wohnten die Herren Paul und Angelos Markaris.

„Was würde ich jetzt für eine Stunde Balkon zuhause geben“, sagte Angelos. Stille. Dann lachte Angelos. „Ich kenne Dich genau. Du denkst jetzt Sonne, es folgt Schweiß unter meiner Achsel, den Du dann ablecken darfst!“

Der Mann ist der Teufel. Nur der hat solche telepathischen Fähigkeiten. Paul hatte exakt diese Bilder im Kopf.

Auch Paul lachte.

„Entweder habe ich eine Wanze im Kopf oder ich bin so berechenbar wie ein Taschenrechner. Woher weißt Du immer, was ich denke?“

„Ich bin Dein Mann. Ich sollte immer wissen, was Du denkst! Seit wann hörst Du so laut Musik? Was ist es?“, fragte Angelos.

„Play me like a violin.” Es war ihr Lied.

„Quäle Dich nicht selber, Paul. Ich muss los. Ich versuche mich zu melden. Ich liebe Dich!“

3

Er war gerade 30 Minuten in seinem Zimmer, als es an der Tür klopfte. Das vereinbarte Klopfzeichen. Dennoch legte Angelos den Sicherheitsbügel vor. Waffe hatte er ja noch keine.

Er hatte die Türe kaum geöffnet, da wurde sie von außen eingetreten. Für die zwei Muskelpakete offensichtlich eine ihrer leichtesten Übungen.

Angelos war der obere Teil der Türe gegen den Kopf geknallt und er war noch benommen, als er einen weiteren Schlag erhielt. Wie durch einen Nebel hörte er noch auf Arabisch „Willkommen in Beirut, Leopard!“ Und dann ein höhnisches Lachen.

Es war 12.19 Uhr.

4

Zuhause in Kalafati saß Paul auf dem Balkon. Natürlich allein. Angelos´ Abwesenheit bescherte ihm – neben den seelischen Schmerzen – auch körperlich Pein. Er war wohl so abhängig von seiner Droge Angelos, dass der kalte Entzug dem eines Junkies glich.

Schweißausbrüche, Herzrasen, Übergeben – das volle Programm.

„Wie kann das sein?“, dachte Paul zwischen zwei Kotzgängen. Das Riechen an Angelos´ Wäsche half kurzzeitig, andererseits erinnerte der Geruch Paul daran, was er gerade nicht hatte. Aber das war nur der Punkt Abwesenheit.

Beim Thema „Einsatz“ brachen dann meist alle Dämme.

Wie geht es ihm? Ist er in Gefahr? Wird er verletzt oder gar getötet?

Er verfluchte Angelos Beruf, wusste aber, dass dieser niemals seinen Job wechseln würde. Was sollte man als ehemaliger Geheimdienstmann denn tun? Eine eigene Sicherheitsfirma? Wo das geeignete Personal finden? Und Security ist nicht per se sicherer.

Es musste eine Tätigkeit sein, bei der Angelos seine Fähigkeiten einsetzen konnte. Naheliegend wäre auf Mykonos die Eröffnung der 433. Aber als Barkeeper braucht man weder Arabisch, noch Präzisionsgewehre.

Auch wenn man sicher täglich manche Gäste hinausschießen wollte. Paul hatte die Option Bar allerdings schnell verworfen. Seine Eifersucht würde zur sofortigen Schließung führen. Trotz seines Versprechens, an sich zu arbeiten, könnte Paul noch immer jeden, der seinem Angelos zu nahe kam, auf die Bretter schicken. Aber in letzter Zeit hatte er den Eindruck, dass sich Angelos insgeheim darüber freute. Auch wenn sie manchmal nervt: In Maßen ist Eifersucht doch ein Zeichen von Liebe.

Plötzlich wurde ihm übel. Nicht nur vom Magen her, sondern auch vom Kopf. Sein Gehirn schien zu krampfen und ihm wurde schwindlig.

Es war 12.19 Uhr. Und er WUSSTE, es war etwas passiert.

5

Paul hatte schlecht geschlafen, weil alleine. Er war nicht mehr daran gewöhnt.

Dabei kannte er jahrelang nichts anderes und hatte auch jede Hoffnung verloren, dass es je anders kommen würde.

Dann kam er. Und alles änderte sich. Und ausschließlich zum Guten.

Die zwei großen Krisen waren nicht Angelos´ Schuld. Es waren Versuche von außen, die beiden zu trennen.

Erfolglos.

Paul war sich zwischenzeitlich sicher, dass es so war, wie Angelos Mutter sagte. Er braucht mich, genauso wie ich ihn brauche.

Seitdem dies klar war, wurden Pauls Verlustängste kleiner. Und die Eifersucht.

Angelos registrierte es und honorierte es. Nicht durch Duschen, nein, nicht nur. Er war ohne Ausnahme immer rücksichts- und gefühlvoll. Wäre nur nicht sein dämlicher Job.

Mit DER Angst kam Paul nicht zurecht und würde er auch nicht. Nie.

Beirut. Der letzte Ort, wo man sich aufhalten sollte. Gut, Kabul, Bengasi oder Gaza wären auch nicht besser.

Es klingelte an der Tür. Gänsehaut. Ahnung.

Es war Nikos, der sofort loslegte.

„Beruhige Dich. Ihm ist nichts passiert.“

Und leise fügte er hinzu: „Zumindest noch nicht!“

„Was ist passiert?“, fragte Paul und ließ die Schultern hängen.

„Er ist aus dem Hotel verschwunden. Kein Kontakt. Ich befürchte, er wurde entführt!“ „Bravo. ‚Wir passen auf ihn auf. Die Israelis können das‘ Das waren DEINE Sprüche“, brüllte Paul.

„Man wird ihn foltern, dann das Gesicht abziehen…“

Er brach in Tränen aus.

Wie durch einen Nebel hörte er Nikos´ Stimme.

„Alle suchen nach ihm. Israelis, Amerikaner, Deutsche …“

„Ich kann ihn da nicht alleine lassen!“, sagte Paul. Nikos blickte ihn entgeistert an.

„Bist Du verrückt? Was könntest Du erreichen, glaubst Du? Als Rambo ins Hisbollah-Hauptquartier gehen und sagen ‚Hallo, ich bin der Polizeipräsident von Mykonos und Ihr seid alle verhaftet?‘“

„Nein. Aber er soll spüren, dass ich da bin.“

„Seit wann glaubst Du an Telepathie oder Esoterikkram? Der Pandis von früher …“

Weiter kam Nikos nicht.

„Den gibt es nicht mehr“, sagte Paul.

Nikos rastete fast aus.

„Du bringst ihn in noch größere Gefahr. DU!

Du sprichst kein Wort Arabisch, wahrscheinlich auch kein Französisch, es ist absurd!“

Aber Pauls Entscheidung stand fest.

„Ich kann ihn dort nicht alleine lassen.

Ich liebe ihn. Und ich fahre nach Beirut. Oder nach Timbuktu. Wo immer ich ihn finden kann.