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Wie motiviert man Menschen, die das sonst niemals tun, eine Geschichte zu schreiben und gemeinsam ein Buch zu verfassen? Indem man ihnen plausibel erklärt: Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das Geschichten erfindet und diese gerne untereinander erzählt. Unser tägliches Dasein ist nichts weiter als eine Verkettung solcher Geschichten. In diesem Buch erzählen sie nun ihre Lieblingsgeschichten umrahmt von Lieblingsbildern
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Seitenzahl: 88
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Vorwort
We will
Rönna – der kleine Drache
Ob früher, ob später
Ursulas Tag
Meine Katzen
Der Zug ins neue Leben
Spannendes Kreta
Komm mit mir
Kleine Umwege
Kindermund
Alles läuft bestens
Erlebnis mit einem Rotkehlchen
Was im Leben zählt
Das Element
Traumreise
Ich geh‘ immer weiter
Die Fledermaus
In dieser schwierigen Zeit
Zeilen zur rechten Zeit
Das Glück des Lebens
Goldener Oktober
Frau Brummbär findet die Musik
Gemeinsam nicht alleine
Ich mag Sonnenuntergänge und Regenbögen
Wir fühlen uns gut
Das Leben ist so wunderschön
Bella Italia
Die Gärtnersfrau
Göttliche Momente oder Lug und Trug?
Wenn der Mond zwinkert
Bis zur Eiche
Der geheime Rosengarten
Wie motiviert man Menschen, die das sonst niemals tun, eine Geschichte zu schreiben und gemeinsam ein Buch zu verfassen?
Indem man ihnen plausibel erklärt:
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das Geschichten erfindet und diese gerne untereinander erzählt.
Unser tägliches Dasein ist nichts weiter als eine Verkettung solcher Geschichten.
In diesem Buch erzählen sie nun ihre Lieblingsgeschichten umrahmt von Lieblingsbildern…
Joy C. Green
Foto: K.S.
von Joy C. Green
Viele Tage voller Not und Leid
wie soll man da nicht verzagen?
Es schien keine Hoffnung weit und breit
wie soll man sich da nicht beklagen?
Wir geben nicht auf, we will go ahead, we’ll go right ahead.
Will noch so viel Dinge tun -
so viele Dinge tun...
Neue Wege tun sich vor mir auf,
ich will nicht mehr verzagen.
Ich hab‘ Hoffnung und vertrau darauf:
ich brauche mich nicht mehr beklagen.
Ich will ferne Länder sehen,
mit denen, die ich liebe Essen gehen,
will die umarmen, die immer zu mir hielten
und zu mir steh‘n.
von Joy C. Green
Bild: Alvin G.
Katharina schloss die Wohnungstüre so leise wie möglich, denn sie wollte niemanden wecken. Es war ja schon nach 22 Uhr! Sie seufzte; ja manchmal waren ihre Arbeitstage eben sehr lang. Aber kaum war die Türe im Schloss, hörte sie einen spitzen Schrei: “Mamiii!“ Eilige Barfußschritte auf dem Parkett und eine große Umarmung an ihrem Bein von der 3-jährigen Erika, ihrer Tochter.
Jürgen stand in der Wohnzimmertür und zuckte entschuldigend die Schultern: “Ich hab‘s versucht, aber sie wollte partout auf dich warten…wegen morgen.“
Na klar! Morgen war Erikas erster Kindergartentag und sie war sehr aufgeregt. Und nicht nur das. Erika machte sich auch Sorgen. Sie war klein, kleiner als fast alle anderen Kinder draußen im Hof und sehr zierlich. Wenn sie geschubst wurde, fiel sie schnell hin und wenn sie hinfiel, hatte sie viele grüne und blaue Flecke, die nur ganz langsam wieder weg gingen. Was, wenn nun die Kinder im Kindergarten sie ganz viel schubsen würden und sie immer blaue Flecke haben würde? Erika war nicht sicher, dass dieser Kindergarten eine gute Idee war. Sie hatte Angst davor.
„Erzählst Du mir eine Geschichte?“ Erikas Augen waren groß und bittend. Katharina stellte die Schultasche vorsichtig ab und hob Erika zu sich hoch: “Hast Du schon Zähne geputzt?“, fragte sie streng. Erika machte den Mund weit auf: “Jaaaa, ganz fest“. Katharina lächelte: “Darf ich mir noch die Jacke ausziehen? - In 2 Minuten im Bett!“ Erika flitzte los.
Katharina hängte ihre Jacke auf und schob die Schuhe ins Regal. Sie gab Jürgen einen Kuss auf die Backe und holte sich in der Küche ein Glas Wasser. An der Tür zum Kinderzimmer verharrte sie - das Bett war leer!
Ja, natürlich, wie konnte sie das nur vergessen haben! Sie hatte ja nicht explizit „Dein Bett“ gesagt. Also ging sie in ihr Schlafzimmer und da lag Erika, gemütlich eingewickelt in Katharinas Schlafanzug („weil das so gut nach Mama riecht“) unter der Decke. Sie klopfte auf die Stelle neben sich im Bett. „Komm, Mama.“
Katharina stellte das Glas ab und kuschelte sich neben Erika. Sie konnte ihren Atem an ihrer Backe spüren als sie einen Augenblick die Augen schloss und nachdachte. Dann begann sie zu erzählen.
„Das kleine Drachenmädchen Rönna war sehr aufgeregt. Die letzte von unzähligen Flug-Lern-Stunden war vorüber und nun standen sie auf diesem zugigen Felsen und sahen hinab. Ihr war bang. Wie hoch das war! Ihre Augen begannen zu brennen und das war nicht nur der kalte Wind, der hier oben noch kälter zu blasen schien. Sie schielte aus dem Augenwinkel hinüber zu den anderen Drachenkindern, die mit ihr auf dem Felsen standen und - wie es schien - kaum erwarten konnten, endlich zum ersten Mal richtig fliegen zu dürfen.
Rönna erinnerte sich gut an alles, was Bastian ihnen in den letzten Stunden alles eingebläut hatte: klick- klick rechter Flügel auf, klick- klick linker Flügel auf, Kopf gerade, Blick nach vorne, Füße ganz nah am Körper. Jeder Drache kann fliegen!
Rönna drehte den Kopf nach hinten. Da standen die Drachenmamas und nickten ihren Sprösslingen aufmunternd zu! Was für ein aufregender, toller Tag! - fanden alle, nur Rönna war sich da nicht so sicher.
Dann kam das Kommando von Bastian und alle stießen sich vom Felsvorsprung ab, auch Rönna. Und sie fiel vornüber. Ihre Augen brannten noch mehr als vorher und füllten sich mit so vielen Tränen, dass sie gar nichts mehr sehen konnte. Sie fiel schwer wie ein Stein, so schwer wie sich ihr Herz anfühlte, und mit Macht fiel sie Richtung Boden.
„Rönna!“ fuhr ihr ein scharfer Schrei von oben durch Mark und Bein. Da passierte es. Klick-Klick rechter Flügel, klick-klick linker Flügel- wie von selbst öffneten sich ihre Flügel, so wie sie es tausendmal geübt hatte.
Der feste Ruck nahm ihr fast den Atem, als der Fall zum Stillstand kam, und sie schwebte - auf den Thermen der Luft. Der kleine, zierliche Drachenkörper mit seinen kleinen, zierlichen Drachenflügeln, Rönna schwebte.
Die Tränen hörten auf zu fließen und als ihr Blick ganz klar wurde, sah sie erstaunt um sich. Wie wunderbar es hier oben war!
Berge und Täler, Seen und Flüsse, was für ein unglaubliches Bild!
Rönna knickte den linken Flügel leicht ab und drehte eine Kurve. Sie jauchzte vor Freude! Sie konnte fliegen! Sie, Rönna, die kleinste aller Drachenkinder, konnte fliegen! Sie konnte fliegen!! Wie unglaublich.
Und sie flog und flog und flog noch den ganzen Tag - bis sie müde und erschöpft und überglücklich am späten Nachmittag zum Felsen zurückkehrte.“
Katharina spürte die gleichmäßigen Atemzüge von Erika an ihrer Wange, die Augen waren ihr längst zugefallen.
Sie kuschelte sich an Erika und schloss ebenfalls die Augen. Es war ein langer Tag gewesen.
Und sie flogen zusammen über Berge und Täler und Seen und Wälder.
Jürgen schloss leise die Zimmertüre und schlupfte vorsichtig unter die Bettdecke zu den beiden ins Bett.
von Micha B.
Dort gibt es keinen Schmerz, nur Freude- da bist du nun…
Dort fällt der Regen immer warm und milde- da bist du nun…
Ich möchte dort sein, wo der Wind weht- sanft und sachte- denn da bist du nun…
Der Ort, wo das Geheimnis ganz offenbar wird- da bist du nun.
Und dann stell‘ ich mir vor, dass du in Frieden ruhst,
wir vermissen dich so sehr, doch wir glauben ganz sicher daran:
Wir seh‘n uns, ob früher, ob später,
es spielt keine Rolle, wie lang oder weit das Leben ist.
Und aus der Sicht des Himmels ist‘s ein Freudenfest – Du kommst heim.
Wir seh‘n uns dort, ob früher, ob später…
Was kommt nach dem Tod? Ist er mehr als
nur unser Ende? Leben wir weiter?
Schicksal oder ergibt es Sinn?
Wir brauchen Glauben, Kraft und Zuversicht.
von Micha B.
Foto:Micha B.
Ursula seufzte, als sie mit dem Wäschekorb Stufe für Stufe die Treppe in den Waschkeller hinunterstieg. Das Leben war so beschwerlich geworden! Sie fühlte sich müde und erschöpft und konnte sich kaum noch aufraffen, ihren Haushalt in Ordnung zu halten.
Nun lag ihr auch noch ihre Tochter in den Ohren, um die Feier ihres 80. Geburtstags zu planen, und das schon seit Wochen. Ursula seufzte noch einmal, während sie die Wäsche in die Waschmaschine steckte. Und ein weiteres Mal, als sie das Waschmittel einfüllte. Dann setzte sie die Maschine in Gang.
Das Haus war ruhig, wie ausgestorben, um diese Zeit. Die Nachbarskinder waren in der Schule, die jüngeren Nachbarn in der Arbeit und die übrigen noch älter und gebrechlicher als Ursula selbst. Im Erdgeschoß öffnete sie den Briefkasten und entnahm ihm zwei Briefe. Der eine trug das Logo der Stadtwerke, auf dem anderen war der Absender nicht erkennbar. „Vermutlich nur eine Rechnung“, dachte Ursula. Sie kehrte in ihre Wohnung zurück, legte die Briefe auf dem Schuhschrank ab und hing ihren trüben Gedanken nach.
Sie war viel allein seit vor 2 Jahren ihr Mann gestorben war. Sicher, ihre Kinder gaben sich alle Mühe. Ihre Tochter Susanne, das Nesthäkchen, wohnte am Ort und kam fast täglich mit den beiden Enkelkindern vorbei. Ihr Sohn Rudi rief jeden Morgen an und auch Albert, der seit vielen Jahren weit entfernt im Ausland lebte, lud sie regelmäßig zu sich ein und kam jeden Sommer mit seiner Familie zu Besuch. Aber all das konnte ihr den Partner, mit dem sie über 50 Jahre verheiratet gewesen war, nicht ersetzen.
Sicher, als ihr Mann noch lebte, hatte sie oft unter seiner bestimmenden Art gelitten. Ihm hatten Frauen, die Hosen trugen, nie gefallen. Also hatte sie Röcke getragen. Er hatte auch nicht gewollt, dass sie sich in der Frauenhilfe engagierte. Dort hatte sie nun nach seinem Tod Anschluss gesucht, aber es war mühsam für sie neue Kontakte zu knüpfen. Ja, im Grunde hatte sie sich stets gerne angepasst, denn ihr Mann hatte sich um alle Dinge gekümmert, die ihr jetzt Unbehagen bereiteten. Wie zum Beispiel der Brief von den Stadtwerken, der ihr in diesem Zusammenhang wieder einfiel.
Sie holte die Briefe vom Schuhschrank, setzte sich an den Tisch im Esszimmer und öffnete sie. Die Stadtwerke baten aufgrund einer Umstellung um das Ablesen des Zählerstandes und Eintragung und Übersendung auf einer beiliegenden Postkarte. Ursula seufzte und setzte „Zählerstand ablesen“ und „Karte an Stadtwerke“ auf ihre Erledigungsliste. Sie musste sich alles aufschreiben, denn ihr Gedächtnis hatte deutlich nachgelassen und alles wurde ihr zu viel.
Dann öffnete sie den zweiten Brief. Darin fand sie den Ausdruck für eine Zugverbindung an den Rhein und eine Reservierung auf einem Campingplatz. „Überraschung“ stand darauf. Das hatte sich bestimmt eines ihrer Kinder ausgedacht. Erst kürzlich war ihre Schwiegertochter vorbeigekommen und hatte sie auf eine Wochenendreise nach Hamburg mitgenommen.