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Es wird wieder mörderisch im beschaulichen Münsterland. Zwischen Yoga und Kaffeekränzchen müssen Inge und der Miss-Marple-Club wieder in gewohnter Manier ermitteln Inzwischen mit Unterstützung von Inges Enkelin, Leonie, die von Chemnitz zu ihrer Oma nach Rhede gezogen ist. Und dann stoßen die Damen bei ihren Ermittlungen auf die Bhagwan-Sekte... Es wird spannend und wie immer lustig, rund um den Miss-Marple-Club in Rhede.
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Seitenzahl: 173
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Vorwort
Handelnde Personen
Weitere Personen
Kapitel 1 – Samstag, 30. Juli 2022
Kapitel 2 – immer noch Samstag, 30. Juli
Kapitel 3 - Sonntag 31. Juli 2022
Kapitel 4 – Montag, 01. August 2022
Kapitel 5 – Dienstag, 02. August 2022
Kapitel 6 – Mittwoch, 03. August 2022
Kapitel 7 - Donnerstag, 04. August 2022
Kapitel 8 - Freitag, 05. August 2022
Kapitel 9 – Samstag, 06. August 2022
Kapitel 10 – Sonntag, 07. August 2022
Kapitel 11 – Montag, 08. August 2022
Kapitel 12 – immer noch Montag, 08. August
Kapitel 13 – Dienstag, 09. August 2022
Kapitel 14 – immer noch Dienstag, 09. August
Kapitel 15 - Mittwoch, 10. August 2022
Kapitel 16 - Donnerstag, 11. August 2022
Kapitel 17 - Freitag, 12. August 2022
Kapitel 18 – immer noch Freitag, 12. August
Kapitel 19 - Samstag, 13. August 2022
Kapitel 20 – immer noch Samstag, 13. August
Kapitel 21 – Sonntag, 14. August 2022
Kapitel 22 – immer noch Sonntag, 14. August
Kapitel 23 – Montag, 15. August 2022
Kapitel 24 – immer noch Montag, 15. August
Kapitel 25 – immer noch Montag, 15. August
Kapitel 26 – immer noch Montag, 15. August
Kapitel 27 – Dienstag, 16. August 2022
Nachwort
Ich freue mich riesig, dass du meinen dritten Krimi in der Hand hältst.
Nach einem Jahr Pause, in dem ich zusammen mit meiner Schwester, Damaris Meyer, das Kurzgeschichtenbuch Kunterbunt veröffentlichte, ermittelt nun der Miss-Marple-Club wieder in Rhede.
Vielleicht fragst du dich, was dieses „Namasté“ bedeutet. Keine Sorge, das erklärt dir Irmgard in ihrer gewohnt liebevollen Art - du kennst sie ja inzwischen…
Lieber männlicher Leser, nimm es mir nicht übel, wenn Inge bei ihren Recherchen auf Frisuren, Schminke und Klamotten der Protagonisten eingeht – sieh es mir bitte nach! Lies einfach darüber hinweg und schmunzele über uns Frauen.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen.
Deine Eva Bennemann
Miss-Marple-Club
Ich, Inge Schneider
68 Jahre, urspr. Erzgebirge
Gudula Hartmann
80 Jahre
Frieda Kowalski
70 Jahre
Irmgard Willing
74 Jahre
Marianne Reismann
73 Jahre
Inges Familie
Leonie (Leo)
Enkelin Chemnitz - Rhede
Leon
Enkel aus Chemnitz
Sven + Peggy
Sohn + Gattin in Chemnitz
Anja + Alexander
Tochter + Gatte in Rhede
Emma und Alexander
Enkelin, Tochter von Anja
Haustiere
Bambina + Renate
Inges Hündinnen
Rudolf
Inges Balinesenkater
Hallo zusammen, schön dass ihr wieder da seid. Ich kann euch sagen, bei mir ist wieder was los. Eigentlich dachte ich ja, nach den zwei turbulenten Anfangsjahren hier in Rhede, wird jetzt alles etwas ruhiger. Falsch gedacht…
Seit vorigem Herbst gehört zu meiner Familie nicht nur meine Shepadoodle-Hündin Bambina sondern nach den letzten Mordfällen, auch noch die Mischlingshündin Renate und der Balinesenkater Rudolf. Mit den Dreien hab ich mich ganz gut eingerichtet, wir gehen auch zu viert Gassi, fein an einer Koppelleine. Wobei Rudolf das Gespann anführt und die Damen hinterherlaufen. Das klappt normalerweise sehr gut, allerdings bin ich mit den Viechern nicht gerade unauffällig. Ich habe bisher noch keine Katzen an der Leine laufen sehen, aber Rudolf fand es total blöd, wenn ich mit den beiden Hunden rauswollte und er nicht mitgehen durfte. Er stand dann maunzend an der Tür. Das tat mir so leid, dass ich beim Kiebitzmarkt in Rhede so eine Dreierleine gekauft habe.
Ach, ich verzettel mich schon wieder, wollte euch ja erzählen, dass ich ab heute nicht mehr alleine wohne, also rein menschlich gesehen. Nein, bei mir zieht kein Mann ein, keine Sorge, mir kommt kein Mannsbild mehr ins Haus. Aber da muss ich jetzt bissel ausholen.
Vor ungefähr zwei Wochen hat mich mein Sohn Sven mit seiner Frau Peggy und den Zwillingen besucht. Die wollten eigentlich in unserem neuen Hotel in der Stadt unterkommen. Da musste ich ihnen sagen, dass es das Hotel an sich schon gibt, nur halt nicht fertig… Sie waren etwas verwundert und ich quartierte sie kurzerhand bei Anja, meiner Tochter und mir ein. Die Zwillinge sind inzwischen schon 18 Jahre alt und heißen Leon und Leonie. Ja, ich weiß, bei der Namensfindung waren sie nicht ganz so kreativ. Aber stellt euch mal vor, sie hätten noch mehr Kinder bekommen, die würden wahrscheinlich Leonidas und Leonida heißen…
Aber es war ganz schön, als sie hier waren. Das Weinfest fand gerade statt und nach den ganzen Corona-Beschränkungen konnten Rhedenser endlich wieder mal richtig feiern. Wir sind alle zusammen mit meinen Freundinnen hingegangen, es war richtig lustig. Wir saßen in der Nähe des Kinderbrunnens an einem großen Tisch, die „Lustigen Egerländer“ haben Musik gemacht und der Wein war süffig, vielleicht etwas zu süffig. Die Peggy saß gegenüber von Marianne. Ich hab immer mal rübergeguckt und war ganz überrascht, dass sich die beiden mindestens eine halbe Stunde angeregt unterhalten haben. Hinterher fragte ich Marianne, was sie so mit Peggy geredet habe, ihr wisst vielleicht noch, dass sie nicht unbedingt meine Wunsch-Schwiegertochter ist und sehr sächselt, sie kommt nämlich ursprünglich aus Dresden.
Ich lachte mich fast tot, als Marianne meinte, „Keine Ahnung, ich hab‘ fast nichts verstanden“. Peggy hat mir hinterher zu gelallt, dass sie sich richtig wohlgefühlt hätte und Marianne sehr nett wäre.
Auf jeden Fall haben Leon und Leonie jetzt ihr Abi in der Tasche. Sven und Peggy möchten gern, dass sie ein tolles Studium hinlegen. Leon hat sich für BWL entschieden, aber Leonie hat dazu keine Lust. Ihre Eltern konnten sie gerade noch überreden, die Schule nicht abzubrechen. Sie hat wohl ständig Knatsch mit Mutti und Vati und wollte deshalb unbedingt weg. Im Internet hat sie sich dann in Rhede über Ausbildungsplätze im Handwerk schlaugemacht. Schließlich bewarb sie sich schließlich heimlich bei der Schreinerei Niehaus auf einen Lehrstelle zur Tischlerin. Mir hat sie natürlich Bescheid gesagt, aber ich hab nichts verraten. Als sie mit ihrer Familie dann hier war, fand das Vorstellungsgespräch bei Christoph, dem Chef, statt und Leonie ist prompt angenommen worden.
Ich hätte nicht in ihrer Haut stecken wollen, als sie das ihren Eltern bekannt gegeben hat. Heute Morgen ist sie ganz früh in Chemnitz mit ihrem Trabant 601 losgedüst, obwohl das nicht ganz das richtige Wort ist, eher losgehoppelt. Ich kann euch sagen, die Leonie ist eine hübsche, die könnte problemlos diese komische Modellsendung im Fernsehen aufmischen. Schlank ist sie, 1,80m groß, lange glatte blonde Naturmähne… Die wird sich vor Verehrern nicht retten können, aber im Moment ist sie noch ganz mädchenhaft und schminkt sich nur ganz dezent. Nur die jetzige Mode gefällt mir gar nicht. Leo (sie möchte gern so genannt werden) trägt immer so komische weite Jeans, sehen aus wie unsere Polen-Jeans in der DDR damals, dazu enge, kurze Oberteile. Naja, das versteh ich wohl nicht mehr, bin halt doch langsam alt.
Sie müsste jetzt bald bei mir eintreffen, das Gästezimmer hab ich schon für sie vorbereitet, bin gespannt, wie es in einer WG mit meiner Enkelin laufen wird…
Also, ich warte jetzt schon den ganzen Nachmittag. Leonie hat mir vorhin eine Whatsapp geschrieben, da war sie gerade in Borken, hat sich wohl trotz Navi verfahren. Moment, ich höre da was knattern.
Endlich ist sie da, ich freu mich so. Der Trabi, schilfgrün mit pergament-beigem Dach, steht in der Einfahrt, ich wusste gar nicht mehr, dass er so laut ist und so stinkt… Aber egal, Leonie liebt ihn.
Ich geh schnell mal raus, meine Vierbeiner folgen. Leonie schält sich gerade aus ihrer Rennpappe. Leonie? Wie, was, hää?
Das Mädel hat sich die Haare abgeschnitten, mir steht der Mund offen. Sie trägt jetzt einen giftgrünen, schräg angeschnittenen Bob und ist plötzlich geschminkt, nicht so dezent, sondern definitiv richtig geschminkt.
„Hallo Omi“, begrüßt sie mich und nimmt mich in den Arm. „Du kannst den Mund ruhig wieder zumachen. Ich dachte, bei einem Neuanfang muss man sich auch neu machen. Brauchte eindeutig ein Umstyling, zu Hause mit Vati hätte das nur ständig ein Riesendrama gegeben. Da hab ich mich nur heimlich aufgepimpt.“
Nach meinem Drücker sind die Tiere dran. Mit denen schmust sie eindeutig länger als mit mir. „Boah, dos war echt heftig. Is mei Zimmer schu fertsch?“, fragt sie mich. „Ach Mensch! Ich geb‘ mir Mühe hier ohne Dialekt zu reden, aber es klappt noch nicht richtig.“
„Das wird schon noch. Ab und zu rutscht mir auch noch was Erzgebirgisches raus, wenn ich aufgeregt bin. Wenn ich zum Beispiel eine Leiche finde, oder ein Mörder hinter mir her ist, sowas halt. Ja, natürlich hab ich dein Zimmer fertig. Hab sogar echte Bettwäsche aus Rhede draufgezogen.“
„Na, das mit den Morden wird sich wohl jetzt erledigt haben, hier passiert bestimmt nichts mehr. Ich bin ja jetzt da. Eigentlich schade, ich fand eure Storys echt krass. Hab total mit meiner coolen Oma angegeben.“
„Das haben wir im vorigen Jahr auch gedacht… Aber du hast recht, ich glaube heuer wird’s ruhiger. Lass uns erstmal dein Auto leer machen.“
Der Trabi ist randvoll mit ihren Sachen. Klamotten, Krimskrams, eine halbe Drogerie hat Leonie auch eingepackt. Wir räumen alles in ihr Zimmer, die Tiere tapern hinterher. Renate hat sich gleich schockverliebt in Leo, geht wie selbstverständlich in ihr Zimmer und legt sich auf den kleinen, weißen, flauschigen Teppich, den ich vor ihr Bett gelegt habe.
„Willst du bei mir bleiben?“, schnurrt Leonie und hockt sich vor mein Zweithündchen. Als Antwort streckt Renate sich aus und guckt sie treuherzig an. „Du darfst ruhig hier bei mir bleiben“, sagt sie streichelnd.
„Okay, dann räumst du deine Sachen ein und ich mach uns Abendbrot?“
„Ja, gern. Ist Tante Anja gar nicht da?“
„Die sind eine Woche mit den Schwiegereltern im Urlaub.“, sag ich und lass Leonie erstmal allein. Bambina und Rudolf folgen mir nach unten. Ich glaube, meine Enkelin ist ganz schön geschlaucht von der langen Fahrt.
Anschließend essen wir zusammen und machen eine kurze Runde mit den Vierbeinern. Danach geht sie mit Renate im Schlepptau in ihr Zimmer. Ich habe ihr auch einen Fernseher reingestellt, aber heute Abend will sie nur noch ins Bett. Ich bekomm sogar noch ein Küsschen von ihr. So langsam hab ich mich auch an ihre neue Frisur gewöhnt, sieht eigentlich ganz cool aus.
Ich hab eine tolle Enkelin.
Ich hatte gerade einen ganz komischen Traum. Ich war in einer Disco mit blauem Stroboskoplicht und ganz komischer Musik. Dazu hab ich getanzt wie ne Bekloppte.
Moment, das Licht und die komische Musik sind ja echt. Ich guck mit einem Auge auf den Wecker, 7.02 Uhr. Ich mach die Augen ganz auf, ein entrüstetes Miauen ertönt, als ich den Kater am Fußende mit meinem ausgestreckten Bein erwische. Jetzt bin ich ganz bei mir. Das Licht und die „Musik“ stammen von einem Rettungswagen, der eben vor dem gegenüberliegenden Haus gehalten hat. In diesem Haus wohnt eine alleinstehende Frau, Hannelore Benning, ein paar Jahre jünger als ich.
Da muss ich gucken gehen, ich bin ja nicht neugierig, aber ich muss schon wissen, was da passiert ist. Also schnell Jogginganzug über den Schlafanzug gezogen und Hausschuhe an. Leonie kommt mir an der Treppe entgegen. „Was is de do lus, su e Krawall da draußn.“ Sie reibt sich verschlafen die Augen und wechselt ins Hochdeutsch. „Gehst du gucken? Sei doch nicht so neugierig und denk dran, den Rettungswagen nicht zu behindern! Sonst gibt’s Beef mit den Bullen!“
„Nein, ich behindere niemanden, ich will nur mal schauen.“
Leo bleibt am Fenster, ich geh raus und die Frieda kommt auch schon vom Nachbarhaus angerannt. Ein Auge geschminkt, (sie geht eigentlich nie ohne Kriegsbemalung raus) das andere noch nackt. Sie hat sich einfach ein Strickjäckchen übers Nachthemd gezogen. „Was ist denn mit der Hanni passiert? Hast du schon was gesehen?“
„Nein, bin auch gerade erst vom Martinshorn wach geworden. Vielleicht ist ja auch was mit dem Wolfgang, ihrem Sohn.“
„Wieso mit Wolfgang?“, fragt Frieda, die mich ja immer etwas an Margot Honecker erinnert, allerdings in nett, sie hat einen leichten Lila-Stich in ihrer grauen, welligen Kurzhaarfrisur.
„Na, der wohnt doch seit ein paar Tagen wieder bei seiner Mutter. Seine Frau hat ihn rausgeschmissen, hat mir Hannelore erzählt. So ein gut aussehender Mann, vielleicht ein bisschen zu gut aussehend – seine Frau hat ihn wohl in flagranti mit ihrer besten Freundin erwischt.“
„Ich hab keine Ahnung, hab schon länger nicht mehr mit Hanni gesprochen. Das ist ja heftig. Wolfgang sieht aber auch wirklich schnucklig aus, wenn ich dreißig Jahre jünger wäre… Der hat total Ähnlichkeit mit diesem Volksmusiksänger. Weißt du, wen ich meine? Dieser Blonde.“
„Ja jetzt wo du es sagst. Der, der immer so grinst. Wie heißt der doch gleich? Ich komm auch nicht drauf. Der hat doch auch so ne Volksmusiksendung. Spielt der nicht jetzt beim „Traumschiff“ mit?“
„Ja, ich glaub. Und Trompete spielt er auch. Ich komm partout nicht auf den Namen…“
„Ne ich auch nicht.“, gebe ich zu. Jetzt wird es interessant. Die Sanitäter kommen mit einer Trage raus, man kann allerdings die Person nicht erkennen. Wolfgang läuft leichenblass hinterher und steigt in sein Auto. Der RTW fährt mit Blaulicht und Martinshorn los und Wolfgang hinterher.
Bei mir drehen sich schon wieder die Räder im Kopf. „Was wird sie wohl haben, die war doch quietschfidel, mit ihren 60 Lenzen.“
„Naja, das kann ja schnell gehen. Witterst du schon wieder einen Mord, Inge?“
„Ich sag ja nur, gestern hab ich noch mit ihr gesprochen und da war sie ganz fit…“
„Du witterst hinter jedem Strauch einen verrückten Axtmörder, Inge. Gib’s zu!“
„Du hast ja recht, Frieda. Wir werden sehen, vielleicht hat sie sich ja auch nur was gebrochen oder ihr Blinddarm muss raus. Bestimmt sehe ich wieder Gespenster. Ich geh mal rein zu meiner Enkelin.“
Wir gehen also wieder in unsere Häuser und auch die anderen Nachbarn hinter den Gardinen und auf der Straße, ziehen sich zurück. Leo muss ich nicht viel erzählen, sie konnte alles von ihrem Fenster im Obergeschoss beobachten.
„Na Omi, bist du schon wieder heiß auf Ermittlung?“
„Ach Leonie, ich mach mir einfach Gedanken. Es ist ja nicht so, dass ich neugierig bin. Es interessiert mich halt nur. Aber sie lebt ja, sonst wäre ein Leichenwagen gekommen und kein RTW. Vielleicht war es ja gar nichts schlimmes. Mal nicht den Teufel an die Wand.“
„Also ganz ehrlich, so wahnsinnig lebendig sah sie nicht aus. Sie hatten sie stabilisiert, ich hab‘s von oben ganz genau gesehen.“
„Au weia, wir konnten nicht auf die Trage gucken. Hoffentlich kommt sie im Krankenhaus wieder auf die Beine.“
Wir gehen erstmal rein und Leonie verschwindet im Badezimmer. Ich decke den Frühstückstisch für uns und danach machen wir eine Gassirunde bis in die Stadt.
„Du bist ja voll fame hier“, kommt von Leonie, als mich ein paar Bekannte grüßen.
„Was bin ich?“, dieses Neudeutsch versteh ich nicht.
„Na berühmt – oder vielleicht berüchtigt?“, sagt Leo lachend und nimmt mich am Arm. Das kann ja was werden…
Heute hat Leonie ihren ersten Tag in der Schreinerei Niehaus. Sie war schon etwas aufgeregt, bin extra mit ihr aufgestanden und hab uns ein schönes Frühstück gemacht. Sie schafft das schon, da bin ich sicher.
Danach bin ich mit meinem Trio Gassi gegangen, da treff ich doch den Wolfgang. Er kommt gerade angefahren. Sieht echt sch…lecht aus. Da muss ich ihn gleich mal ansprechen.
„Hallo Wolfgang, wie geht’s denn deiner Mama?“
„Meine Mutter ist heute Morgen leider verstorben“, sagt er mit einem unterdrückten Schluchzer.
„Was, aber wieso denn. Sie war doch total fit.“
„Sie ist in der Nacht wahrscheinlich die Treppe runtergefallen. Ich habe sie gefunden, als ich sie Sonntag zum Frühstück besuchen wollte. Im Krankenhaus konnten sie nicht mehr viel machen. Sie hat sich das Genick gebrochen.“
Er schwankt und muss sich am Auto abstützen, hoffentlich bricht der mir hier nicht zusammen. Irgendwie kommt mir das unecht vor. Oder bilde ich mir das nur ein? Aber wieso sollte sie einfach so die Treppe runterfallen, sie war doch nicht gebrechlich…
„Ich dachte, du wohnst wieder zu Hause, bzw. Sie?“ rutscht mir etwas unsensibel raus.
„Duzen sie mich ruhig. Ach wissen Sie, Frau Schneider. Meine Frau und ich wollen es doch noch einmal zusammen versuchen. Man schmeißt ja nicht so einfach eine langjährige Ehe weg.“
„Da hast du wohl recht. Ich bin übrigens die Inge“, sag ich und drücke ihm noch mein Beileid aus. Dann verabschieden wir uns voneinander. Das lässt mich jetzt nicht los. Ich muss erstmal dem Miss-Marple-Club schreiben. Die Antworten treffen auch ziemlich schnell ein.
Alle sind total geschockt.
Marianne:
Was? Die Hanni ist tot? Das gibt’s ja gar nicht?
Gudula:
Hannelore war, um mit einer alten Werbung zu sprechen, „quadratisch, praktisch, gut“, wieso fliegt die einfach so die Treppe runter?
Frieda:
Also Gudula, du musst nicht so auf die etwas moppeligen Menschen herabsehen, das ist gemein. Außerdem kann das ja manchmal schnell gehen, auch wenn man jünger ist als wir. Vielleicht ist ihr einfach schwindelig geworden.
Gudula:
Entschuldige Frieda, war ja nicht böse gemeint.
Irmgard:
Ja, ja. Das ist ja jetzt vollkommen egal. Bleibt mal beim Thema. Habt ihr schon in Betracht gezogen, dass sie eventuell runtergefallen WORDEN ist?
Ich:
Ich hab da gleich dran gedacht. Der Wolfgang war mir echt zu traurig, ich finde, der hat die totale Show vor mir abgezogen. Außerdem könnte er dann einfach so bei seiner Mutter das Haus übernehmen und hätte seine Ruhe. Findet ihr auch, dass er dem einen Volksmusiksänger so ähnlich sieht?
Marianne:
Ja, dem blonden, der auch schauspielert. Wie heißt der noch gleich?
Gudula:
Ja, genau. Ich komm auch nicht drauf. Der Dings, ich war mal bei seiner Show. So ein schöner Mann - und dieses Lächeln…
Irmgard:
Na, nun bleibt mal bei der Sache. Ingeborg, wollen wir nicht mal bei unseren Kommissaren anrufen? Du hast doch noch ihre Kontaktdaten, oder?
Frieda:
Jetzt lasst mal die Kirche im Dorf! Hier wird doch nicht immer gleich gemordet. Der Wolfgang macht sowas nicht, der ist ein ganz lieber. Ich muss jetzt weg, bis später.
Gudula:
Also die Lieben sind immer die Gefährlichen, die, die wie verrückte Massenmörder ausschauen, tun sowas nicht! Ich hab den als Kind aufgepasst, wenn Hanni mal was zu erledigen hatte. So hab ich den nicht erzogen! Frieda hatte es jetzt aber eilig…
Ich:
Sorry, Gudula. Aber ich ruf gleich mal in Münster an. Man kann nie wissen…
Also kram ich die Karte von Evelyn Hülskamp raus, ich hab ja auch die vom Nuschel-Grummel-Wohlbeck, aber das trau ich mich nicht. Der meckert bestimmt nur wieder rum, von wegen Hobbyermittler, Polizei ins Handwerk pfuschen und sowas. Ohne uns hätten die diese zwei Mörder doch nie geschnappt.
Ich hab mir schon zurecht gelegt, was ich sagen will. Da meldet sich die Kommissarin auch schon.
„Kriminalpolizei Münster, Kriminaloberkommissarin Hülskamp am Apparat. Wie kann ich ihnen helfen?“
„Ja, hallo, hier ist Ingeborg Schneider aus Rhede.“
„Frau Schneider, na sowas. Wie geht es Ihnen denn? Alles okay im Münsterland?“
„Naja, so richtig nicht. Ich hab da so ein Problem und vielleicht können sie mir weiterhelfen.“
„Ich hoffe, da pflastern nicht schon wieder Leichen ihren Weg?“
„Ähm, wenn sie schon so fragen, nur eine. Also eine Leiche, die von einer Nachbarin.“
„Sie rufen mich jetzt aber nicht bei jeder Person an, die in Rhede das Zeitliche segnet, oder?“
„Nein, natürlich nicht. Wo denken sie denn hin. Aber das ist schon sehr komisch. Die Hannelore war total fit, dann zieht ihr erwachsener Sohn wieder bei ihr ein, dann wieder aus und schon ist sie tot. Angeblich ist sie einfach so die Treppe runtergefallen. Einfach so, also bitte, die war doch noch nicht tattrig und dement war sie auch nicht.“
„Also haben sie einen begründeten Mordverdacht gegen den Sohn?“
„Naja, so möchte ich es eigentlich nicht sagen, vielleicht war es ja auch ein Einbrecher oder sie hatte einen Liebhaber und hat mit ihm Schluss gemacht und der hat die Wut gekriegt, oder…“
„Jaja“, unterbricht sie mich. „Ich verstehe schon. Man kann nie wissen. Ich werde mich mal umhören, sie hatten mit ihrem Damenkränzchen ja schon zweimal den richtigen Riecher. Geben sie mir mal Namen und Anschrift durch, ich schau, was ich erreichen kann und melde mich dann bei ihnen. So ganz unter uns, kleiner Dienstweg sozusagen, hahaha.“