Nathaniel und Victoria: Alle fünf Bände in einer E-Box - Natalie Luca - E-Book
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Nathaniel und Victoria: Alle fünf Bände in einer E-Box E-Book

Natalie Luca

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Beschreibung

Wer hätte gedacht, dass man als Normalsterbliche nicht nur EINEN Schutzengel zur Verfügung hat, sondern gleich mehrere? Oder gar, dass man sich in einen davon ziemlich heftig verlieben kann…? Seit Victoria an ihrem achtzehnten Geburtstag gegen eine Friedhofsmauer gefahren ist und dabei seltsamerweise nicht einen Kratzer abbekam, hat ihr Leben auf einen Schlag eine völlig andere Richtung genommen. Plötzlich kann sie den jungen blonden Mann, der schon seit Jahren an ihrer Seite wacht, tatsächlich sehen. Und findet ihre große Liebe ausgerechnet in ihrem Schutzengel Nathaniel… Alle fünf Bände der Geschichte von Nathaniel und Victoria in einer E-Box! //Die E-Box zur »Nathaniel und Victoria«-Reihe enthält folgende Romane: -- Nathaniel und Victoria 1: Unter goldenen Schwingen -- Nathaniel und Victoria 2: Unter höllischem Schutz -- Nathaniel und Victoria 3: Unter irdischem Siegel -- Nathaniel und Victoria 4: Unter venetischer Sonne -- Nathaniel und Victoria 5: Unter südlichen Sternen//

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Im.press Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2013, 2014 Text © Natalie Luca, 2013, 2014 Lektorat: Christin Ullmann Umschlagbild: shutterstock.com / © Oleg Gekman / © vs148 / © ESOlex Umschlaggestaltung: formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck Schrift: Alegreya, gestaltet von Juan Pablo del Peral Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund

PROLOG

Man sagt, dass im Augenblick des Todes das eigene Leben an einem vorbeizieht – was in diesem Augenblick an mir vorbeizog, erklärte auf jeden Fall, warum ich an einer Friedhofsmauer sterben würde.

Als ich merkte, dass die Reifen auf dem Asphalt nicht mehr griffen, wusste ich noch nicht, dass ich Sekunden später tot sein sollte. Ich hatte die Kontrolle über den Wagen verloren – das kommt vor, wenn man auf einer regennassen Straße wie eine Idiotin das Gaspedal durchtritt – und das Auto schlitterte über die Fahrbahn. Meine Hände krampften sich wie Eisenklammern um das Lenkrad, während ich versuchte, mich an irgendetwas aus dem Führerscheinkurs zu erinnern, das mich davor bewahren würde, mich bei meiner ersten Autofahrt umzubringen. Während das Auto rutschte und das Heck ausscherte, zerrte ich das Lenkrad in die Gegenrichtung und trat panisch aufs Bremspedal. Doch die Reifen griffen nicht und der Wagen schlitterte ungebremst auf die Böschung zu.

Ich versuchte verzweifelt, das Auto auf der Straße zu halten, und trat das Bremspedal durch. Hinter der Böschung ragte die Friedhofsmauer bedrohlich auf, als würde sie nur darauf warten, dass mein Wagen daran zerschmetterte. Und plötzlich begriff ich, dass diese Mauer das Letzte war, was ich jemals sehen würde.

Obwohl es sinnlos war, stemmte ich meine Arme mit aller Kraft gegen das Lenkrad, so als könnte ich die heranrasende Gefahr von mir fortdrücken. In diesem Moment schleuderte mein Auto von der Straße und schoss über die Böschung.

Ich schloss die Augen. Der Tod also … er konnte nicht so schlimm sein. Nicht schlimmer als die Hölle in meinem Innern.

Ich erwartete den Aufprall – doch was ich stattdessen wahrnahm, war ein goldener Funke. Das sanfte Schimmern war so wunderschön, dass es meine Aufmerksamkeit im letzten Augenblick meines Lebens vollkommen fesselte. Ein Gedanke kam mir in den Sinn, es war eigentlich nur ein Gefühl, ein gutes Gefühl, das erste gute Gefühl seit Monaten – doch es dauerte nur den Bruchteil eines Augenblicks. Dann zerschellte mein Wagen an der schwarzen Mauer.

Ich dachte, das wäre das Ende.

Es war der Anfang.

DER TAG, AN DEM ICH STERBEN SOLLTE

13 Stunden, 27 Minuten früher.

In dieser Nacht kehrten die Albträume zurück. Ich wachte wieder schreiend auf, keuchend und schweißgebadet. Panisch schlug ich auf den Lichtschalter und sah mich im Zimmer um.

Ich war allein. Ich erschrak, als ich die Schritte auf dem Flur hörte, doch es war nur mein Vater, der im nächsten Moment seinen Kopf zur Tür hereinstreckte. Ich war es nicht gewohnt, dass er zu Hause schlief.

»Alles in Ordnung?« Er blinzelte müde gegen das schwache Licht meiner Nachttischlampe.

»Albtraum«, stieß ich hervor und ließ mich zurück in die Kissen sinken.

»Schon wieder? Willst du nicht endlich zum Arzt gehen?«

»Es geht schon«, murmelte ich.

»Ich habe einen 16-Stunden-Tag vor mir, Vicky, ich brauche meinen Schlaf …«

»Tut mir leid«, sagte ich leise.

Er schüttelte den Kopf und schloss die Zimmertür. Ich schaltete das Licht aus und starrte in der Dunkelheit an die Zimmerdecke.

Dieser Albtraum war bisher der Schlimmste gewesen. Ich wischte mir den kalten Schweiß von der Stirn.

In dieser Nacht schlief ich nicht wieder ein.

Da es mein Geburtstag war, konnte der Tag wohl nicht noch schlimmer werden; davon war ich fest überzeugt, als ich mich ein paar Stunden später mit dunklen Ringen unter den Augen durch den Schultag quälte.

Ich ahnte noch nicht, wie sehr ich mich irren sollte.

»… und weil Chrissy nicht weiß, dass Mark auf sie steht, und er das allein nie auf die Reihe kriegen wird, müssen wir eben Amor spielen.«

»Was?«, murmelte ich. »Lass mich raten: wieder ein Spruch von deiner Oma?«

Anne zuckte mit den Schultern und grinste verlegen. Sie war bei ihrer Großmutter aufgewachsen und gab ständig Ausdrücke von sich, die kein Mensch mehr verwendete. Einige der anderen fanden sie deshalb uncool. Ich fand das nicht. Sie war meine beste Freundin.

»Ich soll also so tun, als wäre ich ein kleiner fetter Engel?«, fragte ich.

Anne nickte enthusiastisch. »Wenn es hilft, die beiden zusammenzubringen? Ich weiß genau, wie wir das anstellen werden.«

Meine Müdigkeit war schlagartig verschwunden. »Nein. Vergiss es.«

»Aber deine Geburtstagsparty ist dafür ideal!«

Ich stöhnte. »Nein. Keine Party.«

»Es ist alles schon geplant! Und ich habe das perfekte Outfit.«

Ich stopfte meine Schulbücher in die Tasche, während hinter uns die anderen Schüler aus dem Physiksaal hinausströmten. Annes Enthusiasmus machte mir ein schlechtes Gewissen.

»Hör mal, ich bin einfach nicht in Stimmung für eine Party. Tut mir leid.«

Anne sah mich mit einer Mischung aus Mitleid und Ungeduld an. Sie schüttelte den Kopf und ihre kurzen blonden Locken hüpften. »Es wird Zeit, dass du aus deinem Schneckenhaus herauskommst. Du kannst dich doch nicht ewig verstecken.«

»Ich weiß«, sagte ich leise.

Genau genommen konnte ich mich überhaupt nicht verstecken. Das, was mich verfolgte, fand mich überall.

Nahezu überall.

»Also abgemacht?«, drängte Anne. »Heute um sieben Uhr im Charley's?«

»Victoria? Kannst du mir bitte helfen?«

Ich blickte auf. Herr Wagner, der Physiklehrer, sah mich auffordernd an.

»Geh schon vor«, sagte ich zu Anne und ließ meine Tasche auf den Tisch sinken. »Ich komme gleich nach.«

»Warte, bis du die Stiefel siehst, die ich für die Party gekauft habe.« Anne zwinkerte mir zu und verließ mit den anderen Schülern die Klasse. Das Thema war definitiv nicht beendet. Seufzend wandte ich mich zum Lehrertisch.

Herr Wagner, groß und schlaksig, mit runder Hornbrille und blauen Augen, war jenseits der Vierzig, und hatte trotzdem erstaunliche Ähnlichkeit mit einem neugierigen Kind. Seit ich ihn kannte trug er karierte Hemden, die nie ganz in seiner Hose steckten, und eine altmodische Wuschelfrisur, die seinen seltenen Friseurbesuchen trotzig standhielt. Er unterrichtete Physik und Religion mit chaotischer Hingabe, und er war der einzige Lehrer, den ich mochte.

»Ich fürchte, die räumen sich nicht von selbst weg, obwohl Schüler das immer noch zu hoffen scheinen.« Wagner deutete auf mehrere Stapel Experimentierkästen, die wir während der Stunde benutzt hatten, und die sich nun auf dem Lehrertisch türmten. »Tut mir leid, dass ich dich aufhalte«, sagte er, während er etwas unbeholfen einen Kasten nach dem anderen auf seinen Arm stapelte.

»Nicht so schlimm.« Ich schob die Kästen rasch gegen seine Ellenbeuge, als der Stapel zu kippen drohte. Dass ich froh war, dem Geburtstagspartygespräch mit Anne entkommen zu sein, behielt ich für mich – obwohl ich das Gefühl hatte, dass Wagner mich nicht zufällig genau in diesem Moment gerufen hatte.

Gemeinsam trugen wir die Kästen zu der kleinen Kammer hinter dem Lehrerpult. Wagner warf mir einen Blick von der Seite zu. »Schlechter Tag?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Schlechtes Jahr.«

Wagner schwieg. Er betrat die Kammer und hielt mir umständlich die Tür auf, als ich mich hinter ihm hineinzwängte. Der kleine Raum war mit Kisten vollgeräumt und roch nach Staub.

»Mein Geburtstag«, sagte ich.

»Das tut mir leid«, sagte Wagner betroffen.

Ich hob überrascht den Kopf, doch Wagner bemerkte es anscheinend nicht. Er schwieg eine Weile und stapelte seine Kästen auf ein Regal.

»Weißt du, was das Beste an dieser Kammer ist?«, fragte er plötzlich.

Ein wenig überrumpelt blickte ich mich in dem engen Raum um. Die Regale waren bis zur Decke vollgestopft mit alten Büchern und sperrigen Kisten. Von der Decke hing eine einzelne Glühbirne, die hin und wieder flackerte, und es roch nach Generationen staubiger Physikstunden.

»Keine Ahnung.« Ich bemühte mich, nicht unhöflich zu klingen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendetwas an dieser miesen kleinen Kammer ›gut‹ war, geschweige denn ›das Beste‹.

Wagner blickte mich über den Rand seiner runden Brille an. »Der Rest der Welt bleibt draußen.«

»Oh.« Ich sah mich nochmals um. Irgendwie hatte er Recht, und plötzlich erschien mir der kleine Raum viel einladender.

»Jeder von uns braucht hin und wieder so einen Ort«, sagte Wagner. »Einen Ort, an dem alles, was wir nicht wollen, draußen bleibt.«

Ich lächelte schwach. »Wann kann ich einziehen?«

»Ich fürchte, dieser hier ist nur für Notfälle bestimmt. Keine Dauerresidenz.« Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand. »Es ist gut, dass du heute trotzdem zur Schule gekommen bist.«

»Ich hatte die Wahl zwischen schlimm und schlimmer.«

»Es gibt ein ›schlimmer‹ als die Schule?«

Ich machte eine vage Kopfbewegung.

Wagner fuhr fort, Kästen in das Regal einzuräumen. »Zu Hause?« Er nahm mir zwei Kästen aus den Armen.

»Mein Vater hat viel zu tun im Büro. Er arbeitet bis spätnachts und ist oft unterwegs.« Ich ärgerte mich über mich selbst, als mir auffiel, wie entschuldigend meine Worte klangen.

Wagner neigte nachdenklich den Kopf zu Seite. »Es ist seine Art, mit eurem Verlust umzugehen.«

»Es ist seine Art, mit allem umzugehen«, murmelte ich.

Der Lehrer blickte mich lange an. »Ich kann verstehen, wenn du dich verletzt fühlst. Oder zornig, oder traurig, oder enttäuscht. Aber du darfst nicht zulassen, dass diese Gefühle dich beherrschen, verstehst du?«

Sein intensiver Tonfall verwirrte mich. Ich schluckte und starrte auf die Kästen vor mir im Regal. Meine Augen waren fest auf die Beschriftungen an ihren Seiten geheftet. »Mein Vater ist die meiste Zeit fort, und meine Freunde …« Ich brach ab und schüttelte den Kopf.

» … verstehen dich nicht?«

Ich zuckte mit den Schultern.

»Und deshalb bist du enttäuscht?«

Ich schwieg.

»Du solltest froh darüber sein. Es bedeutet, dass sie sich nicht vorstellen können, was du durchmachst. Oder wäre es dir lieber, sie hätten ähnliche Erfahrungen wie du?«

Ich erstarrte entsetzt. »Nein. Natürlich nicht. Es ist nur … manchmal ist es so schlimm, dass ich nicht mehr weiß, was ich tun soll …« Ich verstummte, als ich meine eigenen Worte hörte. Es war die Wahrheit, doch ich hatte sie noch nie ausgesprochen, erst recht keinem Lehrer gegenüber.

Wagner nickte nachdenklich. »Ich verstehe. In solchen Fällen …« Er streckte die Hände zu den Seiten aus. »Ich präsentiere: den ›Ort-ohne-den-scheußlichen-Rest-der-Welt‹, wir haben von Montag bis Freitag geöffnet.«

Ich schmunzelte leicht. »Danke.« Nach kurzem Nachdenken fügte ich hinzu: »Ich glaube, ich habe meinen eigenen ›Ort-ohne-den-scheußlichen-Rest-der-Welt‹.«

»Sehr gut! Geh dorthin, wenn es schlimm wird. Das hilft.«

Dass Wagner nicht fragte, um was für einen Ort es sich handelte, war einer der Gründe, warum ich ihn mochte. Ich fragte mich, ob ich mit ihm auch darüber sprechen konnte, was mich an meinen geheimen Ort trieb. Würde er verstehen, was niemand sonst verstand?

»Danke für deine Hilfe, Victoria.« Wagner räumte den letzten Kasten in das Regal. »Ist noch etwas?«

Ich zögerte einen Moment. »Nein. Alles okay«, murmelte ich dann und verließ rasch den Physiksaal.

Draußen stieß ich mit Anne zusammen, die vor der Tür auf mich gewartet hatte.

»Also nochmal zu der Party …«

»Hör mal, Amor, selbst wenn ich wollte, ich habe gar keine Zeit. Mein Vater hat etwas geplant.«

Anne blickte mich überrascht an. »Der Workaholic ist in der Stadt?«

Ich nickte. »Schlechtes Gewissen, nehme ich an.«

»Was habt ihr vor?«

Ich zuckte mit den Schultern.

»Egal, wir schmeißen die Party auf jeden Fall.« Anne blieb hartnäckig, während wir auf den Ausgang zusteuerten. »Das sind wir Mark und Chrissy schuldig.«

»Ich glaube, sie würden es überleben.«

Anne warf mir einen strengen Blick zu. »Nur weil dich keiner der Jungs interessiert, müssen wir anderen nicht auch wie im Kloster leben.« Sie imitierte die Stimme ihrer Großmutter. »›Der Himmel weiß, du brichst Herzen, Schneewittchen.‹«

Schneewittchen – so nannte mich Annes Oma seit meiner Kindheit. Vermutlich lag es an meinen langen, dunklen Haaren, meinem hellen Teint und meinen blauen Augen.

Im Gegensatz zu Anne, die ständig mit ihrer Figur auf Kriegsfuß stand, hatte ich wenig für Styling übrig. Ich hatte mir nie viel aus Make-up gemacht, trug am liebsten Jeans und T-Shirts, und meine Haarmähne ließ ich meistens einfach offen. In den letzten Monaten hatte ich mir jedoch noch weniger Gedanken um mein Äußeres gemacht, als davor.

In meinem Leben gab es nämlich ein davor und ein danach.

Davor war alles in Ordnung gewesen.

Danach …

Genau genommen gab es in meinem Leben nur ein davor.

Anne kicherte noch immer, als wir auf den Schulhof traten, doch der stürmische Wind fegte ihr Lachen von den Lippen. Ich warf einen unbehaglichen Blick nach oben. Schwarze Wolken jagten über den Himmel. Während wir uns über den Schulhof Richtung Busstation kämpften, wickelte ich mich in meine Jacke und schlug den Kragen hoch.

»Ich hasse dieses Wetter«, schimpfte Anne durch ihren Schal hindurch. »Oh nein, auch das noch! A-Liga voraus.«

Ich folgte ihrem Blick. Auf dem Schulparkplatz standen zwei neue BMW Sportwagen mit laufenden Motoren. Ihre Bässe vibrierten mit der Art von Clubmusik, für die Jugendliche in unserem Alter nicht einmal einen Namen hatten. Die Wagen waren umringt von Gruppen von Schülern, und in der Mitte standen, sich in den Blicken der anderen sonnend, die Mädchen der A-Liga.

»Wie nett von euch, uns auf die Semesterbeginn-Party eurer Fakultät einzuladen!«, flötete Ariana gerade dem jungen Mann im vorderen Wagen zu und warf ihre langen blonden Haare über die Schulter. Das Mädchen neben ihr, Katharina, in einem pinkfarbenen kurzen Trenchcoat, lachte. Sarah, die Dritte, beugte sich zum Fenster der beiden Jungs im hinteren Wagen hinunter und unterhielt sich kichernd mit ihnen.

»Diese Art von Gewerbe ist auf dem Schulgelände verboten«, zischte Anne giftig, als wir uns an den Schülern vorbeischoben, die immer noch die Autos angafften.

Ariana lehnte sich gegen die Kühlerhaube des vorderen Wagens, lächelte und spielte mit einer Haarsträhne.

»Wie affig«, zischte Anne.

»Einfach ignorieren«, flüsterte ich zurück. Doch es war zu spät. Ariana hatte uns entdeckt.

»Seht nur, wer zum Bus geht! Sollen wir euch mitnehmen?« Arianas Stimme klang spottend.

»Nein, danke!«, schoss Anne zurück, und murmelte leiser: »Wir stehen nämlich nicht auf betrunkene Studenten, die uns flachlegen wollen.«

»Oh, doch nicht auf die Party!« Arianas falsches Lachen klang glockenhell über den Parkplatz. Sarah und Katharina stimmten mit ein. »Nein, Dummerchen. Aber wir können euch bis zur Bushaltestelle mitnehmen!«

»Einfach ignorieren«, insistierte ich und zog Anne weiter, die ›arrogantes Aas‹ murmelte. »Einfach ignorieren …«

Als wir außer Hörweite der Drei waren, fauchte Anne ärgerlich: »Wenn wir wenigstens auch ein Auto hätten …« Dann hellte sich ihr Blick plötzlich auf. »Warte! Du bist achtzehn! Du darfst ab heute fahren!«

»Genau. Dürfen. Nicht können.«

Anne überhörte diesen Einwand. »Ihr habt doch noch das Auto deiner Mutter, oder? Das ist doch jetzt deins – tut mir … leid …«

Ein Blick in mein Gesicht hatte genügt. Anne verstummte und starrte den restlichen Weg zur Bushaltestelle betreten zu Boden.

Ich rammte meine Stiefel härter als notwendig auf den Asphalt. Meine Finger schlossen sich in der Jackentasche um meinen Schlüsselbund und fanden den Schlüssel mit dicker schwarzer Plastikverschalung, der seit Juni daran hing. Ich hatte ihn dabei, um einige Dinge aus dem roten Mini Cooper zu holen, der vor unserem Haus parkte – den Glücksbringer meiner Mutter, und einige DVDs, von denen Anne wahrscheinlich gar nicht mehr wusste, dass ich sie mir geliehen hatte. Seit Juni ging ich jeden Tag an dem Wagen vorbei und brachte es nicht übers Herz, mich dem Auto zu nähern, geschweige denn, die Sachen herauszuholen. Und Anne erwartete tatsächlich, dass ich diesen Wagen fuhr?

»Was ist denn mit euch los?« Chrissys Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie und Mark standen an der Bushaltestelle. Chrissys Bruder Tom, der nicht auf unsere Schule ging, war auch dabei.

»A-Liga«, murmelte ich rasch. Ich spürte Annes Blick auf mir, doch ich sah bewusst nur Chrissy und Mark an.

»Die blöden Ziegen«, sagte Mark. »Vergesst die doch.« Auf seinem runden, sonst meist gutmütigen Gesicht erschien ein verächtlicher Ausdruck. Er strich sich seine dunkelblonden Haarsträhnen aus der Stirn, die unter seiner Kappe hervorlugten.

»Warum nennt ihr sie eigentlich ›A-Liga‹?«, fragte Tom. Er war größer und sportlicher gebaut als seine zierliche Schwester, hatte stachelige, dunkle Haare und die gleichen Lachgrübchen wie Chrissy.

»Weil sie sich für etwas Besseres halten, so etwas wie die ›Elite der Schule‹«, sagte Chrissy. Sie machte mit ihren Fingern Anführungszeichen in die Luft und verzog dabei das Gesicht, so dass sich die Sommersprossen auf ihrer Nase kräuselten. Ihre buschigen, rotbraunen Haare quollen unter ihrer Kapuze hervor. »Und weil in ihren Namen so viele ›A‹ vorkommen.«

»Und weil noch eine Menge anderer Worte mit ›A‹ auf sie zutreffen«, fügte Anne hinzu. »Wie affektierte Angeber.«

»Das ist ihr Hobby«, sagte ich zu Tom.

»Nicht bloß Hobby«, sagte Anne. »Ich hab's zu einer Kunstform erhoben!«

Tom grinste und Anne strich sich verlegen ihre kurzen blonden Locken hinters Ohr.

»Was machst du eigentlich hier?«, fragte ich Tom.

»Letzte Stunde ist ausgefallen.« Er zuckte mit den Schultern und boxte Mark vorsorglich in die Rippen, bevor der ›Schweinerei‹, murmeln konnte. »Ich fahre mit meinem besten Kumpel hier in die Stadt.«

»Vergesst aber nicht, heute Abend zu Vics Party zu kommen«, sagte Anne. »Um sieben im Charley's, alles klar?«

»Kommst du auch?«, fragte Mark Chrissy.

»Wenn ich rechtzeitig vom Training wegkomme«, seufzte sie. »Julius Caesar ist in der letzten Zeit so eine Diva …«

»Mach Leberkäse aus ihm, Schwesterherz«, grinste Tom.

»Das ist ein hoch prämiertes Dressurpferd, du Idiot. Und ich fürchte, das ist ihm völlig bewusst.«

Anne machte eine nicht gerade unauffällige Kopfbewegung in meine Richtung.

» … was mich natürlich nicht davon abhalten wird, zur Party zu kommen«, fügte Chrissy rasch hinzu.

Anne nickte zufrieden und wandte sich an mich. »Geburtstagskind?«

Ich zögerte. Dann fiel mir wieder ein, was Herr Wagner zu mir gesagt hatte: dass ich mich von dem, was mich verfolgte, nicht beherrschen lassen durfte.

Leicht gesagt.

Ich riss mich zusammen und setzte ein Lächeln auf. »Also gut, ich werde da sein.«

»Versprochen?«

»Versprochen.«

Der große weiße Karton stand noch genau so auf dem Wohnzimmertisch, wie ich ihn an diesem Morgen vorgefunden hatte. Mein Vater musste ihn gestern spätabends mitgebracht haben, denn als ich morgens aufgestanden war, war mein Vater bereits auf dem Weg ins Büro gewesen.

Doch wenigstens hatte er die Nacht zu Hause verbracht.

Ich hatte den Karton am Morgen ignoriert, in der Hoffnung, dass es sich dabei nicht um die einzige Reaktion meines Vaters auf meinen Geburtstag handelte.

Schließlich war es mein erster Geburtstag danach.

Nun stand ich allein im Wohnzimmer und starrte den Karton an. Auf der Vorderseite prangte der Name der besten Konditorei der Stadt, und daneben lag ein schlichter weißer Umschlag.

Ich schluckte. Enttäuschung machte sich in mir breit und mit einem Kloß im Hals hob ich den Deckel des Kartons an. Darin war eine perfekte Schokoladentorte mit makelloser Glasur. So anders als meine letzte Geburtstagstorte … die Glasur war klebrig gewesen und zerlaufen, und meine Mutter und ich hatten lachend in der Küche gestanden und uns die Schokolade von den Fingern geleckt …

Etwas schnürte mir die Kehle zu. Ich schluckte. Tränen stiegen mir in die Augen, und ich schloss rasch den Karton.

Zögernd griff ich nach dem weißen Umschlag. Etwas Kleines, Schweres lag darin, und als ich ihn öffnete, glitten eine Karte und ein Schlüssel heraus.

»Liebe Viktoria, alles Gute zum Geburtstag. Papa.«

Selbst wenn ich Ritas Handschrift nicht erkannt hätte, wäre es offensichtlich gewesen, dass mein Vater die Karte nicht selbst geschrieben hatte. Erstens nahm ich an, dass er wenigstens meinen Namen richtig geschrieben hätte, und zweitens nannte ich ihn seit Jahren nicht mehr Papa. Ich nannte ihn Ludwig.

Ich drehte den Schlüssel in meinen Händen. Er war in schwarzen Kunststoff einfasst und darauf waren zwei Buchstaben eingeprägt.

VW.

Ludwig hatte mir … ein Auto geschenkt?

Im nächsten Moment schreckte mich das Klingeln meines Telefons auf. Ludwigs vorwurfsvolle Stimme dröhnte vom anderen Ende der Leitung.

»Ich habe mich schon gefragt, ob mein Geschenk nicht angekommen ist!«

»Ich habe es gerade erst aufgemacht«, erwiderte ich.

»Jetzt? Um halb sechs Uhr nachmittags?«

»Ich war in der Schule.«

»Richtig …« Ludwig zögerte. Seine Stimme zeigte eine Spur von Unsicherheit und er bemühte sich um einen scherzenden Ton. »Dann sind die Ferien wohl wieder vorbei, was?«

»Seit vier Wochen.«

»Tatsächlich?«

»Es ist Ende September. Sogar in Hong Kong.«

Ich atmete lang und lautlos aus, um meinen aufsteigenden Zorn unter Kontrolle zu bringen. Es gibt nur noch euch beide, dachte ich. Reiß dich zusammen.

»Vicky, du weißt, dass diese Dienstreisen für meine Arbeit wichtig sind. Wir haben darüber gesprochen.«

Darüber gesprochen? Mir blieb fast die Luft weg. Die Hälfte der Zeit wusste ich nicht einmal, ob Ludwig in Hong Kong war oder in Wien, und alles, was er mir gegeben hatte, war die Telefonnummer seiner Sekretärin Rita – für Notfälle.

Doch ich hatte keine Lust auf Streit. Nicht schon wieder. Nicht heute.

»Danke für die Torte«, sagte ich. »Und für den … äh … Schlüssel.«

»Richtig!« Ludwigs Tonfall änderte sich schlagartig. »Ich dachte mir, dass dir mein Geschenk gefallen wird! Zu schade, dass ich nicht da bin, um dein strahlendes Gesicht zu sehen. Damit hast du nicht gerechnet, nicht wahr?«

Ich biss die Zähne zusammen und starrte auf das Bild über dem Sofa, um weder den Schlüssel noch die Torte ansehen zu müssen. Es war ein Druck von Klimt, dem Lieblingsmaler meiner Mutter. Dieses Bild hatte sie besonders geliebt. Es zeigte eine dunkelhaarige Frau, die ein prachtvolles, goldenes Kleid trug. Das Licht brach sich in den unterschiedlichen Goldtönen und erweckte den Eindruck, als würde das Bild strahlen.

»Du bist jetzt achtzehn, es ist Zeit, dass du ein Auto hast.«

»Ich habe ein Auto.«

»Du hast ein …? Ach, du meinst … aber du fährst den Wagen doch nicht. Es ist besser, wenn du deinen Eigenen hast. Ich werde den Alten verkaufen …«

»Nein!« Ich brauchte einen Moment, um mich zu fassen. »Ich behalte Mamas Auto! Ich werde es fahren, ich wollte nur noch nicht … ich meine, ich habe es noch nicht gebraucht – jedenfalls gebe ich es nicht her …«

»Schon gut«, erwiderte Ludwig beschwichtigend. »Wir müssen das nicht sofort entscheiden. Sieh dir doch mal dein neues Auto an. Es ist ein hellblauer VW, steht unten auf dem Parkplatz, zwei Autos hinter dem Wagen deiner Mu…, hinter dem Mini Cooper. Die Papiere sind im Handschuhfach.«

»Ich … ich sehe ihn mir an.«

»Du solltest noch ein paar Fahrstunden nehmen, deine Führerscheinprüfung ist ja schon eine Weile her. Ich werde Rita bitten, die Fahrschule anzurufen …«

»Nicht nötig, ich kümmere mich schon darum.««

»Aber such dir einen schöneren Tag als heute aus, bei Unwetter fahren die Leute immer wie die Irren.« Im Hintergrund läuteten Telefone. »In der Firma machen sich alle verrückt wegen des Vertragsabschlusses. Ich muss morgen wieder nach Hong Kong fliegen.«

»Mh.« Was änderte es, ob er in Hong Kong schlief, oder bei einer seiner Affären? Er war nicht da und ein Kontinent mehr oder weniger zwischen uns machte keinen Unterschied.

»Tut mir leid, dass ich heute nicht da sein kann, Vicky. Wir holen das nach, in Ordnung? Wir gehen essen, oder … «

Es würde wahrscheinlich nie passieren.

»In Ordnung«, sagte ich. »Kein Problem.«

»Was hast du denn heute noch Schönes vor? Feierst du mit deinen Freunden?«

»Ja«, sagte ich leise. »Sie geben eine Party für mich.«

»Großartig! Erzähl ihnen von deinem neuen Auto, sie werden dich alle beneiden.«

Ich schluckte und presste die Lippen zusammen. »Ich muss jetzt Schluss machen, ich komme zu spät«, murmelte ich. »Sie warten schon auf mich.«

»Genieß die Torte, und viel Spaß bei der Party!«

»Ludwig?«

»Ja?«

Ich zwang mich zu dem nächsten Wort. »Danke.«

Im Hintergrund hörte ich Ritas Stimme, und dann Ludwigs, als er ihr antwortete.

»Schon gut«, sagte er abgelenkt zu mir. »Bei uns ist gerade die Hölle los. Mach's gut, Vicky.«

»Ja …«

Klick.

Ich starrte das strahlende Gemälde der Adele an und drehte gedankenverloren den Autoschlüssel in meinen Händen. Und plötzlich fiel mir auf, was fehlte.

Es gab keine Blumen.

Ich ließ meinen Blick über den Wohnzimmertisch schweifen, die Anrichte, bis hinüber ins Esszimmer – es waren überhaupt keine Blumen da. Meine Mutter hatte Blumen geliebt. Sie hatte stets dafür gesorgt, dass auf dem Wohnzimmertisch ein blühender Stock gestanden hatte, einer auf der Anrichte neben dem Bücherregal, und auf dem Esszimmertisch eine Vase mit einem liebevoll arrangierten Strauß.

Jetzt gab es nichts Lebendiges mehr in dieser Wohnung. Das einzige Geräusch kam von der Wanduhr, und das monotone Ticken erdrückte mich. Ich ertrug die Stille nicht, denn mit ihr kamen die Erinnerungen. Sie überschwemmten mich, wie ein Sumpf, der immer höher und höher stieg, bis ich das Gefühl hatte, darin zu ertrinken. Wagner hatte Recht. Die Einsamkeit machte es noch schlimmer. Ich ertrug die Gesellschaft anderer kaum noch, aber genauso wenig ertrug ich es, allein zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass ich überhaupt nichts mehr ertrug, denn egal, was ich tat, etwas zog mich in die Tiefe, wie ein Strudel, dem ich nicht entkommen konnte.

Wie so oft, versuchte ich auch jetzt, mein Herz zu verschließen. Ich versuchte, die schrecklichen Gedanken aus meinem Kopf zu zwingen. Ich versuchte, mir einzureden, wie viel Glück ich doch hatte. Ich hatte ein Auto bekommen, und Freunde, die eine Party für mich schmeißen wollten, wenn ich es nur zuließ. Warum fühlte ich mich dann so elend?

Nüchtern griff ich nach meinem Handy und suchte Annes Nummer im Kurzwahlspeicher. Vielleicht konnten wir uns schon eher treffen. Das war besser als hier herumzusitzen, gefangen in Erinnerungen.

Mein Blick fiel auf die Torte, und plötzlich schossen Bilder durch meinen Kopf. Ich war wieder siebzehn, die Glasur war eine Katastrophe, und Mama und ich alberten mit schokoladeverschmierten Löffeln herum …

Nur ein paar Monate später hatte sie kaum noch die Kraft gehabt, sich in die Küche zu schleppen. Was ihr der Krebs an Energie gelassen hatte, hatte die Chemotherapie aus ihrem sterbenden Körper gesaugt.

Ich legte das Handy zur Seite. Ich fühlte Zorn in mir brodeln und kämpfte die Tränen zurück. Warum musste mein verdammtes Leben nur so sein? Ich hasste es. Ich hasste, dass meine Mutter nie wieder zurückkommen würde. Ich hasste, dass es meinem Vater egal war. Ich hasste die Düsternis, die mich einschloss wie eine zähe Masse, in die kein Tageslicht drang.

Jetzt gab es nur noch einen Ort, an den ich gehen konnte. Ich warf einen raschen Blick auf die tickende Wanduhr. Die Tore des Friedhofs schlossen um 18 Uhr. Mir blieben noch 25 Minuten.

Kalter Wind peitschte mir den Regen ins Gesicht, während ich zur Bushaltestelle rannte. Der Himmel hatte sich weiter verdunkelt, schwarze Wolkenfetzen jagten über mich hinweg, und Wind und Regen mischten sich zu einer grauen Wand, durch die ich mich kämpfen musste.

Es waren nicht nur die Kälte und der Zeitdruck, die mich antrieben. Es war das Gefühl, dass mir etwas im Nacken saß. Ich kannte dieses Gefühl, doch so schlimm wie an diesem Tag war es noch nie gewesen.

Als ich bei der Haltestelle ankam, warteten dort bereits mehrere Leute zusammengedrängt im Wartehäuschen. Ich spähte nervös die Straße hinunter. Es war kein Bus in Sicht, und plötzlich ertönte eine Stimme aus einem Lautsprecher, der am Wartehäuschen montiert war.

Die Frau von der Leitstelle sagte irgendetwas über schlechtes Wetter und die Behinderung des Fahrbetriebs, doch die Durchsage war kaum zu verstehen, so sehr rauschte die Verbindung.

Ich fluchte leise und schaute auf die Uhr. Mir blieben weniger als zwanzig Minuten. Wenn der Bus sich verspätete, würde ich es nicht schaffen. Aber ich musste es schaffen … ich ertrug den Gedanken nicht, in die Wohnung zurückzukehren. Etwas trieb mich, hetzte mich, jagte mich, und es gab nur einen Ort, an dem ich sicher war.

In dieser Sekunde traf ich meine Entscheidung. Den neuen Schlüssel in meiner Tasche, rannte ich los.

Auf der Straße, direkt vor der Parkanlage, die mein Wohnhaus umgab, stand ein nagelneuer, hellblau glänzender VW, zwei Plätze hinter dem roten Mini Cooper, der seit Juni unbewegt auf dem Parkplatz stand.

Ich hatte meine Führerscheinprüfung vor Monaten bestanden und war seither nicht mehr gefahren. Die Vorstellung, meine erste Autofahrt bei starkem Regen zu machen, war wenig verlockend. Doch ich hatte keine Wahl.

Ich hielt die Luft an, drückte auf den neuen Schlüssel und der hellblaue VW entriegelte die Türen. Bevor ich einstieg, wandte ich mich noch einmal zu dem roten Mini um, und zögerte. Etwas drängte mich gewaltsam in meinen neuen Wagen, und ich spürte Widerstand in mir. Ich riss mich los und zog meinen Schlüsselbund aus der Tasche. Bebend öffnete ich die Fahrertür des Minis und lehnte mich hinein. Der vertraute Geruch des Wagens, jetzt kalt und abgestanden, schlug mir entgegen wie eine Mauer aus Erinnerungen. Ich zwang mich, meinen Blick starr auf die Windschutzscheibe gerichtet zu halten, und fädelte mit tauben Fingern einen Anhänger vom Rückspiegel. Ein kleiner goldener Flügel – der Glücksbringer meiner Mutter.

Eine dumme Idee, jetzt Auto zu fahren, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Du wirst dich umbringen.

Doch als sich meine Finger um den kalten Anhänger schlossen, brachen Erinnerungen mit neuer Kraft über mich herein. Viele Stunden hatten meine Mutter und ich in diesem Wagen verbracht, geredet und gelacht … einmal so sehr, dass Mama ihren Kaffee verschüttet hatte, ich erinnerte mich an den Tag, als mein Blick auf die Flecken auf dem Sitz fiel.

Es würde nie wieder so sein. Nie wieder. Ich fühlte mich elend und mein Magen drehte sich um. Ich kämpfte die Übelkeit nieder, stolperte aus dem Mini heraus und stieg in meinen neuen VW ein. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich es kaum schaffte, den Anhänger an meinem Rückspiegel zu befestigen.

Dann startete ich den Motor.

Der Regen wurde stärker und ich konnte nur hoffen, dass Ludwig Recht behielt. Wenn die Leute tatsächlich wie die Irren fuhren, würde ich nicht weiter auffallen.

Ich kannte den Weg auswendig, was sehr hilfreich war, da ich vollkommen damit beschäftigt war, den Wagen unter Kontrolle zu bringen. Ich musste es vor 18 Uhr schaffen, sonst würde ich vor verschlossenen Toren stehen. Als der Motor zum dritten Mal abstarb, stiegen mir Tränen der Wut in die Augen.

Die Sicht war schlecht, der Regen war jetzt sintflutartig und der Verkehr stockte. Ich fluchte, während ich erfolglos versuchte, mich zwischen den Autos nach vorne zu schlängeln. Mein Blick klebte an der Uhr auf dem Armaturenbrett.

Noch 14 Minuten.

Wieder eine rote Ampel.

Noch 12 Minuten.

Ich würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen. Bei diesem Gedanken schnürte sich mir die Kehle zu und ich fühlte einen bitteren Geschmack im Mund. Mir wurde heiß und ich lockerte hastig meinen Schal. Ich spürte, wie Tränen über meine Wangen liefen.

Als ich endlich auf die einsame Straße neben den Gärtnereien einbog, zeigte die Uhr sieben Minuten vor 18 Uhr. Die Straße lag schnurgerade vor mir. Das heftige Unwetter machte es unmöglich, weiter als ein paar Meter zu sehen, doch ich kannte diese Straße genau. In den vergangenen Monaten war ich fast jeden Tag hier gewesen. Es war dieselbe Strecke, die der Bus nahm. Links neben der Fahrbahn lagen die Gärtnereien mit ihren Gewächshäusern, und rechts erstreckten sich hinter der Böschung brachliegende Felder. Mir blieb nur noch wenig Zeit, denn ich wusste, dass der Friedhofswärter das Tor jeden Tag pünktlich schloss.

Noch fünf Minuten. Ich starrte durch die Windschutzscheibe auf die graue Masse vor mir und trat aufs Gas.

EIN GOLDENER SCHILD

Die Nadel auf dem Tachometer schoss nach oben. 50 … 60 … 70 km/h. Vier Minuten vor 18 Uhr.

Das Unwetter peitschte gegen die Fenster, so dass ich den Wagen fast blind steuerte. Ich bemerkte die Friedhofsmauer erst, als sie direkt neben mir auftauchte. Lang und schwarz erstreckte sie sich hinter der Böschung entlang der Straße. Das Tor war nicht mehr weit.

Und dann passierte es. Mein Wagen begann zu schlittern. Die Reifen griffen nicht mehr und rutschten über die glatte Straße. Etwas durchriss den Nebel in meinem Verstand. In Panik versuchte ich, gegenzulenken, doch der Wagen schleuderte unkontrolliert über den nassen Asphalt. In diesem Augenblick realisierte ich, dass es zu spät war. Ich hatte die Kontrolle verloren.

Eiskalte Angst überwältigte mich, als ich in den Sitz gedrückt wurde, und der Wagen unaufhaltsam auf die Friedhofsmauer zu schoss. Adrenalin jagte durch meinen Körper. Der dumpfe Schleier, der mein Bewusstsein vernebelt hatte, zerriss, ich war wieder ich selbst, und meine Gedanken waren messerscharf – gerade rechtzeitig, um zu begreifen, dass ich gleich sterben würde.

Der Wagen drehte sich um die eigene Achse. Gelähmt vor Entsetzen, erwartete ich hilflos den Aufprall.

Ich sah die dunkle Friedhofsmauer auf mich zu rasen und ich wusste, dass diese Mauer das Letzte war, was ich jemals sehen würde. Ich stemmte meine Arme gegen das Lenkrad und der Wagen schoss mit voller Wucht über die Böschung. Ich schloss die Augen.

Dann, plötzlich, war da ein sanftes, goldenes Schimmern. Ich hatte noch nie zuvor etwas Ähnliches wahrgenommen. Es war so wunderschön, dass es meine Aufmerksamkeit vollkommen fesselte. Die winzige Ahnung eines Gefühls – meines letzten Gefühls – erwachte in mir, doch bevor sich ein Gedanke bilden konnte, schmetterte mein Wagen gegen die Mauer. Mit einem lauten Knall explodierte der Airbag.

Es war nicht schmerzhaft.

Es war einfach vorbei.

Nicht, dass mir klar war, was ich erwartet hatte. Einen Tunnel? Helles Licht?

Doch da war gar nichts.

Ich trieb mitten in diesem Nichts, für einen Augenblick oder die Ewigkeit, ich wusste es nicht, denn Raum und Zeit waren bedeutungslos – bis plötzlich etwas erschien, eine winzige Wahrnehmung, schwach und undeutlich. Am Anfang noch sehr weit weg, näherte sie sich langsam …

Ich entschied, dass diese Wahrnehmung wohl ein Geräusch sein musste. Ein Geräusch, das immer lauter wurde. Es drang in mein Bewusstsein, störte die friedliche Ruhe, in der ich schwebte, und erzwang meine Aufmerksamkeit. Ich konzentrierte mich. Dieses Geräusch war seltsam … es hörte sich an wie Metall, das verbogen wurde. Nein, eher wie Metall, das zerrissen wurde. Und es war sehr nah – das Geräusch kam von irgendwo über meinem Kopf.

Bedeutete das, dass ich nicht tot war?

Plötzlich nahm ich noch etwas anderes wahr. Es war kein Geräusch, sondern etwas sehr viel Unangenehmeres. Es war ein starker Druck auf meinen Brustkorb. Nach und nach begann ich, auch den Rest meines Körpers zu fühlen. Es war nicht angenehm, denn ich konnte kaum atmen. Und ich konnte mich nicht bewegen.

Langsam, mit viel Mühe, öffnete ich die Augen. Verschwommen sah ich etwas Helles dicht vor mir. Ich blinzelte.

Ich spürte, dass ich eingeklemmt war. Verwirrt ließ ich meine Augen herumwandern in dem Versuch, mich zu orientieren.

Mein Blick wurde klarer. Das helle Etwas vor mir drückte gegen meine Brust. Ich sah mich weiter um, bis mein Blick an einem Gegenstand dicht vor meinem Gesicht hängenblieb. Das Ding hing schief und war zerbrochen, und es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, was darunter baumelte. Es war ein kleiner, goldener Flügel.

Ich starrte wie hypnotisiert auf das zerbrochene Glas und den Anhänger darunter, und in meinem Verstand formte sich ganz langsam die Erkenntnis.

Das war mein Rückspiegel.

Ich befand mich noch in meinem Auto.

Ich sah genauer hin und erkannte, dass da keine Windschutzscheibe mehr war. An ihrer Stelle hatten sich Teile der Karosserie und der Friedhofsmauer ineinander verkeilt. Ich drehte den Kopf ein wenig zur Seite und starrte auf die schwarze Mauer neben mir, dort, wo der Beifahrersitz hätte sein müssen.

Die Mauer war mir so nah, dass ich die feuchte Kälte der Steine spüren konnte. Unfähig, meinen Blick abzuwenden, formte sich der erste klare Gedanke in meinem Verstand.

Wie ist es möglich, dass ich noch am Leben bin?

Das kreischende Geräusch von Metall ließ mich erschrocken zusammenzucken. Ich drehte den Kopf ein wenig, blickte nach oben, und erstarrte. So dicht über meinem Kopf, dass ich beinahe dagegen stieß, befand sich das, was von meinem Autodach noch übrig war. Eingedellter Schrott, von der Wucht des Aufpralls zusammengepresst, hatte meinen Kopf nur um wenige Zentimeter verfehlt.

Als das Metall mit einem scheußlichen Geräusch zurückgebogen wurde, drang Regen durch das zerfetzte Autodach ins Innere des Wagens. Ich begriff, dass jemand versuchte, mich zu befreien.

Ein Ruck ging durch das Wrack und ich duckte mich erschrocken, als ein Teil des Dachs mit roher Gewalt weggerissen wurde und in einiger Entfernung auf dem Asphalt aufschlug. Ein zweiter gewaltsamer Ruck folgte, begleitet vom Geräusch zerreißenden Metalls, und der Rest des Dachs landete scheppernd auf der Straße.

Ich drehte meinen Kopf vorsichtig nach oben, um zu sehen, wer mein Retter war. Das Unwetter peitschte so viel Regen in mein Gesicht, dass ich kaum etwas erkennen konnte. Über mir nahm ich undeutlich die Gestalt eines jungen Mannes wahr, der breitbeinig auf der Karosserie des Wracks stand. Er beugte sich zu mir herunter und arbeitete mit raschen Bewegungen daran, mich zu befreien. Ich konnte kaum atmen, mein Kopf schmerzte und alles wurde wieder verschwommen und unscharf. Mit Mühe kämpfte ich gegen die Bewusstlosigkeit an.

»Hab keine Angst«, sagte der Fremde leise, dicht an meinem Ohr. Seine Stimme klang samten und melodisch.

Ich wollte ihm danken, aber ich brachte keinen Ton hervor. Ich bekam kaum noch Luft, eingeklemmt zwischen dem Sitz und dem Armaturenbrett, mit dem Rest des Airbags und dem Lenkrad, die gegen meine Brust drückten. Ich musste meinem Retter sagen, dass die Wrackteile mir die Luft abschnürten, doch ich konnte nicht. In Panik begriff ich, dass ich bereits in eine tödliche Ohnmacht glitt, ohne ihm verständlich machen zu können, dass ich erstickte – doch kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, drang das brutale Geräusch von knirschendem Metall und Kunststoff in mein schwindendes Bewusstsein. Das Armaturenbrett schien direkt vor mir zu zerbersten, und der Druck auf meiner Brust ließ augenblicklich nach. Keuchend sog ich kalte, feuchte Luft in meine Lungen. Mein Verstand wurde klarer, als frischer Sauerstoff in meinen Körper drang. Ich blinzelte; der Airbag war fort – und mit ihm der Großteil des Armaturenbretts. Lose Kabel baumelten aus dem vorderen Teil des Wagens, dort, wo sich vor einem Moment noch das Lenkrad befunden hatte. Ich starrte ungläubig auf den zerfetzten Kunststoffblock vor mir.

Mein Retter versuchte, meinen Sicherheitsgurt zu lösen, doch der Verschluss war unter dem zusammengepressten Wrackteil der Beifahrerseite begraben. Da griff er direkt nach dem Gurt, ein blitzschneller, kraftvoller Ruck, und der Riemen gab mich frei.

Ich blinzelte wieder und zwang mich, bei Bewusstsein zu bleiben. Der Rahmen der Windschutzscheibe war durch den Aufprall nach innen gebogen worden und das Metall ragte gefährlich nahe an meinen Kopf heran. Doch mein junger Retter umfasste den Rahmen und bog das Metall zur Seite, so als wäre es Papier. Dann schob er seine Arme vorsichtig um mich und zog mich zu sich heran. Er richtete sich langsam auf, und zog mich behutsam aus dem Fahrersitz. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust, als er auf den Sitz stieg und mit einem kraftvollen Satz aus dem Wrack auf die Straße sprang. Kein Ruck, kein Aufprall; seine Landung war so geschmeidig, dass ich sie nicht spürte.

Vorsichtig legte er mich auf den nassen Asphalt, kniete neben mir nieder und nahm meinen Kopf in seinen Schoß.

»Hab keine Angst«, sagte er leise. »Hilfe ist schon unterwegs.«

Unfähig zu sprechen, unfähig zu begreifen, was geschehen war, blickte ich in sein Gesicht. Ich blinzelte gegen den Regen, und er hob seine Hand, um meine Augen vor dem Unwetter abzuschirmen.

Ich fühlte keine Angst und keinen Schmerz. Ich fühlte nichts als unerklärliche Ruhe. Obwohl das Unwetter um mich herum tobte und ich auf der nassen Straße lag, fror ich nicht. Ich blickte in die Augen des Fremden und nichts anderes war von Bedeutung. Ich wäre zufrieden gewesen, hätte ich dort auf der Straße liegen und bis in alle Ewigkeit in das Gesicht meines Retters blicken können.

Er war kaum älter als ich selbst, und er war schöner als jeder Mann, den ich zuvor gesehen hatte. Sein Haar war blond und seine braunen Augen blickten mich ruhig an. Vermutlich lag es daran, dass ich mir den Kopf gestoßen hatte, doch es schien mir, als umgäbe ihn ein goldener Schimmer.

Ich wusste nicht, wie lange ich dort auf dem Asphalt gelegen hatte, bis ich irgendwann die quietschenden Bremsen eines Wagens hörte. Ein fremder Mann beugte sich über mich, sprach mich an, doch ich reagierte nicht auf ihn. Ich war vollkommen versunken in die Augen meines Retters, der mich schweigend in seinen Armen hielt.

Irgendwann in der seltsamen Zeitlosigkeit, in der ich trieb, ertönten die Sirenen von Einsatzfahrzeugen. Während das Unwetter tobte und der blonde Mann mich mit seinem Körper vor dem peitschenden Regen abschirmte, während er mir die Tropfen aus dem Gesicht wischte und mir Mut zuflüsterte, fühlte ich mich sicher und behütet, und vollkommen beschützt. Ich wollte nicht, dass dieser Moment jemals endete. Als die störenden Sirenen immer lauter wurden und die Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht neben uns hielten, als die Sanitäter aus den Wagen sprangen und zu uns liefen, flüsterte er mir sanft zu, die Augen zu schließen. Ich gehorchte – und das Gefühl der Geborgenheit in meinem Innern blieb.

Wieder war es zuerst ein Geräusch, das mich langsam aus der Bewusstlosigkeit zog.

Diesmal war es jedoch nicht das Zerreißen von Metall, sondern es war ein regelmäßiger Piepton, der unsanft in mein Bewusstsein drang. Ich öffnete meine Augen, blinzelte, folgte meinem ersten Impuls und blickte nach oben. Mein Blick suchte erwartungsvoll hellbraune Augen über mir. Doch stattdessen stach grelles Neonlicht von der Decke herab und ich schloss geblendet die Lider. Das störende Geräusch neben mir, das rhythmische Piepen, wurde schneller.

»Victoria?«

Ich spürte eine vorsichtige Berührung an meinem Arm.

»Vicky?«

Jetzt erkannte ich Ludwigs angespannte Stimme.

Ich zwang mich, die Augen zu öffnen, doch diesmal blickte ich nicht zur Decke, damit mich das grelle Neonlicht nicht wieder blendete. Ich befand mich in einem fremden, hellen Raum, und das Piepen kam von einem Monitor neben meinem Bett. Ich drehte meinen Kopf und sah meinen Vater an, der direkt neben mir stand, und jetzt meine Hand mit beiden Händen festhielt. Tiefe Falten gruben sich in sein Gesicht und ich erschrak darüber, wie alt er aussah.

»Krankenhaus?«, fragte ich matt.

Er nickte.

»Was ist passiert?«

Ludwig schluckte, bevor er antwortete. Seine Stimme klang gepresst. »Du hattest einen Autounfall.«

Ich schloss erschöpft die Augen. »Ich erinnere mich«, flüsterte ich langsam.

»Wie fühlst du dich?«, fragte er leise.

»Erledigt.« Ich hörte meine eigene Stimme kaum, so rau war mein Hals.

Ludwig betätigte die Klingel, und kurze Zeit später erschien eine Krankenschwester.

»Sie ist aufgewacht«, sagte mein Vater knapp, und die Frau nickte und verschwand.

Ludwig hatte schon immer die Art von Autorität ausgestrahlt, die andere Menschen tun ließ, was er von ihnen erwartete. Alles an ihm, von seinem maßgeschneiderten Anzug bis zu seinen graumelierten Haaren, von seinem ruhig-bestimmten Ton bis zu seinem stechenden Blick, machte ihn zum geborenen Geschäftsführer.

Leider war ich kein Geschäft, das er einfach abschließen konnte, um sich dem Nächsten zuzuwenden.

Die Schwester kehrte mit einem Arzt zurück. Er warf einen Blick auf den Monitor neben meinem Bett, und blätterte in einer Akte, die ihm die Schwester gereicht hatte.

»Wie fühlen Sie sich, Frau Winter?«, fragte er, während er die Akte überflog.

»Müde«, erwiderte ich und räusperte mich.

»Sie hatten einen schweren Unfall. Haben Sie Schmerzen?«

Ich schüttelte den Kopf. Der Arzt strich mit einem Stab über meine Hände und Füße.

»Spüren Sie das?«

Ich nickte.

»Können Sie sich aufrichten?«

Ich versuchte es – langsam, aber es gelang. Der Arzt untersuchte meine Wirbelsäule und meinen Kopf.

»Was ist mit mir los?«

Er überflog noch einmal das Krankenblatt, dann wandte er sich mir zu. »Nichts, soweit ich das sagen kann.«

»Was soll das heißen?«, fragte Ludwig stirnrunzelnd.

»Die Ergebnisse der Tests, die wir bei ihrer Einlieferung gemacht haben, sind alle negativ. Ihre Tochter weist weder äußere noch innere Verletzungen auf, keine Schädelverletzungen, die Wirbelsäule ist in Ordnung, und zurzeit besteht kein Verdacht auf eine Gehirnerschütterung.« Der Arzt blickte mich an. »Sie haben keinen Kratzer.«

Ich lehnte mich zurück in mein Kissen. Ludwig schien noch nicht überzeugt zu sein.

»Sind Sie ganz sicher?«, fragte er. »Haben Sie nichts übersehen?«

Der Arzt schüttelte den Kopf. »Wir behalten Ihre Tochter noch eine Nacht zur Beobachtung hier.« Er drehte sich zu mir. »Mit etwas Ruhe und Schlaf werden Sie sich morgen viel besser fühlen. Rein körperlich fehlt Ihnen gar nichts.«

»Gott sei Dank«, murmelte Ludwig und rieb sich die Schläfen.

»Sie können sie morgen früh mit nach Hause nehmen.«

Ludwig nickte.

»Läuten Sie, wenn Sie etwas brauchen«, sagte die Schwester in gelangweilt-professionellem Ton. »Im Übrigen ist die Besuchszeit seit über vier Stunden vorbei.« Sie warf Ludwig einen strengen Blick zu, bevor sie hinter dem Arzt das Zimmer verließ.

Wieder allein, sah ich meinen Vater vorsichtig an. Ich hatte meinen neuen Wagen zu Schrott gefahren und mich dabei fast umgebracht; und jetzt, da ich offiziell am Leben und unverletzt war, würde mein Vater mir den Kopf abreißen.

»Vicky …«

»Tut mir leid«, sagte ich schnell. »Tut mir wirklich, wirklich …«

Doch Ludwig hob die Hand und ich verstummte. »Als sie mich aus dem Meeting geholt haben und sagten, du hättest einen schweren Autounfall gehabt …« Ludwigs Stimme klang leise und gepresst. »Kannst du dir vorstellen, was in mir vorgegangen ist? Keine zwei Stunden, nachdem ich dir den Wagen geschenkt hatte?« Er ging im Zimmer auf und ab und fuhr sich durch die graumelierten Haare. »Wenn dir etwas geschehen wäre …« Er brach ab, schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster.

»Es geht mir gut«, sagte ich schnell. »Alles in Ordnung. Wie der Arzt gesagt hat.« Ich hatte meinen Vater lange nicht so verloren gesehen – nicht seit dem Tag, an dem meine Mutter gestorben war.

Ludwig presste die Lippen zusammen und nickte. Er brauchte nur einen Moment, dann richtete er sich auf und kehrte zurück zu seinem alten, selbstsicheren Ich. »Brauchst du etwas von zu Hause?«

Ich schüttelte den Kopf. »Es ist ja nur für eine Nacht. Morgen kann ich wieder nach Hause. Wie spät ist es eigentlich?«

»Kurz nach elf.«

»Elf Uhr nachts?«, fragte ich verblüfft.

Ludwig nickte. »Die Ärzte sagen, du warst ansprechbar, als du eingeliefert worden bist und sie dich untersucht haben.«

»Ich erinnere mich nicht«, murmelte ich.

Ludwig blickte mich lange an. »Ich bin sehr froh, dass es dir gut geht«, sagte er leise.

»Wann holst du mich morgen ab?«

»Ruf mich einfach an, ich habe meinen Flug nach Hong Kong erst mal abgesagt.«

»Oh … stimmt ja. Das hatte ich total vergessen.« Mir fiel unser Gespräch am Nachmittag ein. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. »Von mir aus kannst du ruhig fliegen.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, erst mal möchte ich mich davon überzeugen, dass ich dich auch wirklich guten Gewissens allein lassen kann.«

»Na schön, wenn du meinst.« Ich erkannte Ludwigs Tonfall. Es war die Mischung aus elterlichem Pflichtgefühl und schlechtem Gewissen.

Er trat zögernd auf mein Bett zu und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. »Wenn du etwas brauchst, dann melde dich, Vicky. Jederzeit.«

»In Ordnung«, murmelte ich.

Ludwig legte sich seinen Kaschmirmantel über den Arm. »Ruh dich aus. Ich werde noch einmal mit dem Arzt sprechen, um sicherzugehen, dass sie bei dir alle wichtigen Untersuchungen durchgeführt haben. Wir sehen uns morgen.« Er ging mit unentschlossenen Schritten zur Tür und sah mich noch einmal besorgt an. Dann verließ er das Krankenzimmer und ich blieb allein zurück.

Nachdenklich starrte ich an die Wand. Körperlich fühlte ich mich vollkommen in Ordnung. Doch etwas war anders als sonst, aber ich war mir nicht sicher, war es war. Ich verdrängte das unklare Gefühl und wandte mich einer viel wichtigeren Frage zu.

Was in aller Welt war bei dem Unfall geschehen?

Ich erinnerte mich nur vernebelt und bruchstückhaft daran, dass ich wie verrückt über die Landstraße gerast war, dass ich die Kontrolle über den Wagen verloren hatte und gegen die Mauer geprallt sein musste.

Doch alles, was danach passiert war, war erstaunlich klar. Ich erinnerte mich an jedes Detail meiner Rettung. An das Gesicht des jungen Mannes, an seine braunen Augen, an seine ruhige Stimme. Daran, dass er mich aus dem Wrack gehoben hatte, und auf der Straße bei mir geblieben war, bis die Sanitäter eingetroffen waren. Ich erinnerte mich genau an das Gefühl von Geborgenheit, das ich in seiner Nähe empfunden hatte.

Und plötzlich traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Ich wusste jetzt, was sich verändert hatte.

Die elenden Gefühle, die mich sonst immer wie ein Schraubstock erdrückten, waren verschwunden.

Ich setzte mich kerzengerade auf. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich nicht verfolgt oder bedrängt, und zum ersten Mal war mein Inneres kein dunkler, furchterregender Ort. Ich dachte an den Blick des jungen Mannes, der mich gerettet hatte, und fühlte etwas, das ich nicht sofort benennen konnte.

Es war ein Gefühl, das ich lange nicht mehr empfunden hatte. Und plötzlich begriff ich.

Was ich fühlte, war Vertrauen.

Auf wackligen Beinen tappte ich aus dem Zimmer. Im Vorbeigehen warf ich einen Blick in den Spiegel. Ich war noch blasser als sonst, und unter meinen Augen lagen dunkle Ringe. Meine langen Haare waren wirr und noch feucht – vom Regen, wie ich vermutete – und das Krankenhausnachthemd, das ich trug, schlackerte an meinem Körper. Ich sah wesentlich zerbrechlicher aus, als ich mich im Augenblick fühlte. Ein wenig schwindlig, doch mir tat nichts weh, und der Arzt hatte Recht: Ich hatte keinen Kratzer.

Ich spähte hinaus auf den Gang. Die Lichter waren gedimmt und kein Mensch war zu sehen. Das war mir nur recht. Ich stützte mich an der Wand ab, bis ich das Schwesternzimmer erreicht hatte. Die Nachtschwester – es war dieselbe, die mit dem Arzt in meinem Zimmer gewesen war – saß am Schreibtisch und blickte auf, als ich leise klopfte.

»Ja bitte?«

»Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht etwas wissen … über meinen Unfall, meine ich.«

Die Nachtschwester seufzte. »Sie sollten sich hinlegen und ausruhen.«

»Bitte. Es ist wichtig für mich.«

Die Frau blickte mich mit jenem Krankenschwesternausdruck an, der mir das Gefühl gab, als wäre ich eine Gefängnisinsassin. »Fragen Sie morgen früh den Arzt. Er wird Ihnen …«

»Aber ich werde morgen früh schon entlassen«, unterbrach ich sie. »Bitte, Schwester …« Ich spähte auf das Namenschild. » … Birgit. Es muss doch einen Bericht geben. Bitte sehen Sie nach.«

Im Laufe der monatelangen Krankenhausaufenthalte meiner Mutter hatte ich Übung darin bekommen, Informationen aus Krankenschwestern herauszulocken. Schwester Birgit schnaufte genervt, stand aber dennoch auf und holte eine Akte aus einem Schrank. Sie schlug sie auf und durchsuchte die Unterlagen.

»Hier ist Ihr Aufnahmebericht. Und das ist der Bericht des Notarztes.« Sie reichte mir mehrere Seiten.

»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich …?« Ich deutete in die Richtung meines Krankenzimmers.

»Solange Sie die Berichte morgen früh wieder bei mir abgeben«, erwiderte sie und wandte sich wieder ihrem Computer zu. »Ihre Krankenakte muss vollständig sein, wenn Sie entlassen werden.«

Ich nickte rasch und wankte den Gang hinunter, ehe die Schwester es sich anders überlegen konnte.

Allein in meinem Zimmer, setzte ich mich auf mein Bett und überflog den Aufnahmebericht, bis ich den Teil über meine Einlieferung fand.

Der Bericht sagte aus, dass ich um 18.43 Uhr vom Rettungswagen gebracht worden war, nachdem ich einen Autounfall erlitten hatte. Ich hatte keine äußeren Verletzungen gehabt, doch man hatte mich für eine gründliche Untersuchung hergebracht. Dann folgte eine Auflistung der Untersuchungen, die der aufnehmende Arzt angeordnet hatte.

Der zweite Bericht, den die Schwester mir gegeben hatte, war der Bericht des Notarztes. Ich las das Papier gespannt durch. Darin stand, dass der Krankenwagen um 18.12 Uhr eingetroffen war, und dass man mich neben dem Autowrack auf der Straße liegend vorgefunden hatte. Ich hatte auf die Ansprache der Sanitäter reagiert, und man hatte keine äußeren Verletzungen festgestellt. Dann wurden einige medizinische Maßnahmen angegeben, die für den Transport durchgeführt worden waren.

Ich ließ das Papier enttäuscht sinken. Der Bericht enthielt keine Angaben über den Unfall selbst, ganz zu schweigen von der Information, auf die ich gehofft hatte. Nachdenklich lehnte ich mich zurück in die Kissen.

Am nächsten Morgen wurde ich durch Schwester Birgit, die immer noch Dienst hatte, unsanft aus dem Schlaf gerissen. Gerädert blinzelte ich in das grelle Neonlicht. Ich hatte stundenlang grübelnd wach gelegen und war erst am frühen Morgen eingeschlafen.

Die Schwester griff nach den Berichten, die ich auf den Nachttisch gelegt hatte.

»Ihre Entlassungspapiere werden gegen neun Uhr fertig sein«, sagte sie. »Bitte geben Sie den Schlüssel zu Ihrem Schrank bei meiner Kollegin ab, bevor Sie gehen.«

Sie war bereits an der Tür, als ich endlich meine Stimme fand. »Warten Sie! Wen muss ich fragen, wenn ich Informationen über den Unfall haben möchte? Es steht nichts in diesen Berichten über … Zeugen, oder …«

»Natürlich nicht«, erwiderte die Schwester irritiert. »Das sind ja auch medizinische Berichte. Was Sie brauchen, ist der Unfallbericht.«

»Woher bekomme ich den?«

Schwester Birgit zog die Brauen hoch. »Bei der Polizei?«

Von der Gefängnisinsassin zur Idiotin, dachte ich. Großartig.

»Danke«, murmelte ich zähneknirschend, doch die Schwester hatte das Zimmer bereits verlassen.

Missmutig stand ich auf und holte meine Sachen aus dem Schrank, um mich anzuziehen. Während ich darüber nachgrübelte, wie ich an diesen Unfallbericht herankommen konnte, schlüpfte ich mit einem Bein in meine Jeans – und erstarrte.

Was ich in der Hand hatte, war nicht meine Jeans.

Es war nichts als zerfetzter Stoff.

Die Jeans sah aus, als wäre sie von einer Granate zerrissen worden. Ungläubig griff ich nach den Stofffetzen, und setzte die Stücke zusammen, so, wie sie ursprünglich gewesen waren. Dann fuhr ich mit den Fingern an den Rissen entlang.

Meine Beine hätten eine einzige rohe Fleischmasse sein müssen.

Wie ferngesteuert stand ich auf und nahm meine Jacke aus dem Schrank – oder das, was von ihr übrig war. Ich schlüpfte in die Stofffetzen und starrte fassungslos mein Spiegelbild an.

Auch die Jacke sah aus, als wäre eine Bombe darin explodiert.

Plötzlich verstand ich, warum die Ärzte und Rettungssanitäter darauf bestanden hatten, mich so gründlich zu untersuchen. Diese Kleidung machte nicht den Eindruck, als wäre der Mensch darin in einem Stück geblieben.

Mit einer mechanischen Bewegung griff ich nach meinem Telefon. Ich hatte vier verpasste Anrufe und zwei Textnachrichten, vermutlich alle von Anne. Darum würde ich mich später kümmern. Ich suchte die Nummer, die ich jetzt brauchte, und drückte die Wähltaste.

»Ludwig?« Meine Stimme klang seltsam fremd. »Ich brauche wohl doch etwas von zu Hause. Ein paar Sachen zum Anziehen.«

Während wir nach Hause fuhren, blickte ich gedankenversunken aus dem Fenster. Ich trug die Kleidung, die Ludwig mir mitgebracht hatte, und auf der Rückbank lag ein Müllsack, den ich Schwester Birgit abgebettelt hatte, mit meiner Stofffetzensammlung. Ein Gefühl sagte mir, dass es keine weise Entscheidung gewesen wäre, meinem Vater von der zerstörten Kleidung zu erzählen – oder überhaupt irgendjemandem.

Ludwig schwieg während der gesamten Autofahrt und warf alle paar Minuten einen Blick auf die Uhr. Gegen halb neun hatte eine junge Ärztin mich nochmals untersucht, was meine Entlassung verzögert hatte. Bis die Ärztin mir dann den Arztbrief und Ludwig die Rechnung in die Hand gedrückt und uns zum Entlassungsmanagement geschickt hatte, waren zwei Stunden vergangen. Es war fast Mittag als wir endlich das Krankenhaus verließen.

Ich hatte genügend Zeit gehabt um Anne zu texten, und mich dafür zu entschuldigen, dass ich nicht auf der Party aufgetaucht war. Ich spielte den Unfall herunter und versicherte ihr, dass wir uns am nächsten Tag in der Schule sehen würden. Über meine geheimnisvolle Rettung schwieg ich.

»Willst du dich hinlegen?«, frage Ludwig, kaum dass wir die Wohnung betreten hatten.

Ich schüttelte den Kopf. »Es geht mir wirklich gut.«

Ludwig zögerte. »Rita hat mich jetzt auf einem anderen Flug untergebracht. Ich fliege morgen – wenn du einverstanden bist.«

»Großartig.«

»Du weißt, dass ich nicht fliegen würde, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.«

»Ich verstehe.«

Ludwig blickte mich mit einer Mischung aus Erleichterung und schlechtem Gewissen an.

»Ruf Rita an, wenn du etwas brauchst. Ich habe sie gebeten, sich um dich zu kümmern, falls es nötig sein sollte.«

Ich nickte, und schluckte meine Enttäuschung hinunter. Ich erwartete nicht viel von Ludwig, wenn es um väterliche Pflichten ging. Trotzdem tat es immer noch weh, wenn er mich an seine Sekretärin abschob. Ich griff nach dem schwarzen Müllsack mit meiner Kleidung. »Ich glaube, ich werde mich doch ein wenig hinlegen.«

»Victoria …«

Ich schloss die Tür zu meinem Zimmer, bevor Ludwig noch etwas sagen konnte.

Dann setzte ich mich auf mein Bett und zog die zerfetzte Kleidung aus dem Sack. Daneben legte ich den Entlassungsbrief vom Krankenhaus, der in zwei nüchternen Absätzen den gestrigen Tag zusammenfasste: Patientin nach Autounfall einliefert, alle Untersuchungen negativ, Patientin wurde unverletzt entlassen.

Grübelnd strich ich über den Haufen Stoff, der einmal meine Jacke gewesen war. Und fasste einen Entschluss. Ich würde alles daran setzen, herauszufinden, was hier vor sich ging.

Und ich hatte auch schon einen Plan.

MIT RAT UND WRACK

»Ihren Ausweis, bitte.«

Der Polizeibeamte mit der schnarrenden Stimme warf einen prüfenden Blick auf meinen Führerschein und verschwand dann in einem Büro hinter dem Schalter. Ich lächelte müde, während ich mich an das Glasfenster des Schalters lehnte.

Offenbar stand ich in Ludwigs Augen nicht mehr an der Schwelle zum Tod, denn er war am Nachmittag ins Büro gefahren, nachdem er wieder einmal einen dringenden Anruf erhalten hatte. (»Nur auf einen Sprung, Vicky. Du weißt, ich würde nicht fahren, wenn es nicht wichtig wäre…«) Was ich wusste, war, dass er nicht vor dem Abend nach Hause kommen würde, und so hatte ich mich zur lokalen Polizeidienststelle aufgemacht, gleich nachdem Ludwig die Wohnung verlassen hatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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