Neue Börsenstrategien für Privatanleger - Sander Beate - E-Book

Neue Börsenstrategien für Privatanleger E-Book

Sander Beate

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Beschreibung

Der Klassiker "Börsenstrategien für Privatanleger" stellt sich in seiner kompletten Neubearbeitung mit frischem Gewand und Bezug zur aktuellen Marktlage unter dem Namen "Neue Börsenstrategien für Privatanleger" vor. Die Neubearbeitung rückt die aktuellen Anlageformen wie die boomende Geldanlage in Gold, Silber, Platin, das wachsende Interesse an ETFs/ETCs und nachhaltige Anlageformen wie Solarstrom und Windkraft, Biomasse und Erdwärme in den Vordergrund. Ob Fundamentalanalyse oder Charttechnik, Dividenden-, Value- oder Growthstrategien, zyklisches oder antizyklisches Handeln, Daytrading, Umgang mit Börsenmänteln, Mid Caps, Small Caps und Micro Caps, Penny Stocks, Aktienclubs oder Börsenbriefe: Beate Sander greift in ihrem Buch auf, was den Anleger heute interessiert und ihm in der Praxis nützt, und führt ihn Schritt für Schritt zum Erfolg.

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Seitenzahl: 478

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Beate Sander

Neue Börsenstrategien

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.ddb.deabrufbar.

Für Fragen und Anregungen: [email protected]

2., aktualisierte Auflage 2011

© 2010 FinanzBuch Verlag, ein Inprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089651285-0 Fax: 089652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Satz: HJR, Manfred Zech, Landsberg am Lech Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany

ISBN 978-3-89879-482-4 eISBN 978-3-86248-317-4

Weitere Infos zum Thema

www.finanzbuchverlag.de

Inhalt

Vorwort

1. Einführung: Grundsätzliches zur Aktienanlage

1.1 Sich über die eigenen Beweggründe klar sein

1.2 Konsequenzen aus dem magischen Dreieck ziehen

1.3 Die Frage nach dem Anlegertyp beantworten

1.4 Die Aufgaben der Börse kennen lernen

1.5 Die Regionalbörsen als Handelspartner nutzen

2. Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen

2.1 Börsenrückblick: Das Anlegerverhalten hinterfragen

2.2 Das Marktgeschehen genau beobachten

2.3 Die Demografie in die Aktienstrategie einbeziehen

2.4 Die Erkenntnisse der Börsenpsychologie nutzen

2.5 Gewinne laufen lassen – Verluste begrenzen

2.6 Stoppkurse diszipliniert und marktbezogen einsetzen

2.7 Die passende Depotbank finden

2.8 Die Aktienbesteuerung in die Strategie einbeziehen

2.9 Mutig und nervenstark Crashsituationen überstehen

2.10 Übernahmefantasien im Vorfeld nutzen

2.11 Richtige Schlüsse aus Rückkaufprogrammen ziehen

2.12 Sich über den Insiderhandel informieren

2.13 Ethisch-sozial-ökologische Standards beachten

2.14 Mit billigem Einkauf und teurem Verkauf Gewinne realisieren

2.15 Nicht alles auf eine Karte setzen

2.16 Kauf- und Verkaufsempfehlungen richtig deuten

2.17 Über alle Transaktionen genau Buch führen

2.18 Die Struktur der WKN und ISIN erkennen

2.19 Jede Order richtig vorbereiten

2.20 Wissen, was die Börsenkürzel bedeuten

2.21 Day-Trading – nichts für undisziplinierte Anleger

2.22 Sich vor Anlagebetrug schützen

2.23 Mit Börsenmänteln spekulieren

3. Die richtige Strategie in jeder Marktlage

3.1 Die Konjunktur und den Markttrend im Auge behalten

3.2 Keine Abkopplung des DAX vom DOW erwarten

3.3 Sich über die fundamentalen Daten informieren

3.4 Die Charttechnik als Orientierungshilfe nutzen

3.5 Gute und schlechte Börsenmonate hinterfragen

3.6 Wann Value und wann Growth einsetzen?

3.7 Dividenden-Strategie: langfristig erfolgreich

3.8 Mut haben zum antizyklischen Handeln

3.9 Weniger Risiko mit prozyklischen Anlagen

3.10 Breit gestreut – nie bereut

3.11 Richtige Erkenntnisse aus Aktiensplits ziehen

3.12 Mit Augenmaß limitieren

3.13 Mit Kapitalerhöhungen klug umgehen

3.14 Börsengang: Wann zeichnen? Wann Finger weg?

3.15 Auf den Börsenerfolg von Familienfirmen setzen

3.16 Familienindizes im Blickpunkt

3.17 Spekulation mit Penny-Stocks

3.18 Fußballaktien – eine eigene Welt

3.19 Börsenbriefe kritisch betrachten

3.20 Aktienclubs – gut bei Kommunikationsbedarf

3.21 Wann, was und wie viel kaufen und verkaufen?

4. Aussichtsreiche Indizes und Märkte

4.1 Der DAX – der deutsche Leitindex ist über 20 Jahre alt

4.2 Die DAX-Familie mit ihren Nebenwerte-Indizes

4.3 Wichtige ausländische Indizes

4.4 Biotechaktien: Warten auf den Durchbruch

4.5 Rohstoffe: Ein interessantes Anlagethema

4.6 Erneuerbare Energie: Vom Zukunftsmarkt profitieren

4.7 Gold – Silber – Platin im Trend

5. Unterschiedliche Investmentformen nutzen

5.1 Mit Managed Futures das Depot absichern und bereichern

5.2 Hedge-Fonds richtig einsetzen

5.3 Mit Spezialfonds die Erfahrung von Profis nutzen

5.4 Zugang zur spannenden Welt der Zertifikate finden

5.5 Den Anleihenmarkt beobachten und Chancen nutzen

5.6 Die Vorteile der ETFs nutzen

5.7 Mit Optionsscheinen für Spannung im Depot sorgen

6. Die richtige Strategie beim neuen Aktiensteuerrecht

6.1 Wie mit den Investments vor 2009 umgehen?

6.2 Was tun seit dem Jahr 2009/2010?

6.3 Die wichtigste strategische Neuerung: das Zweitdepot

7. Dokumentation meiner Hoch/Tief-Mutstrategie

7.1 Was geschah 2006? Mit Auswertung 2008

7.2 Wie sieht die Hoch/Tief-Mutstrategie seit 2008 aus?

8. Die Innovation: Ein Punktesystem für die eigene Aktienauswahl

8.1 Das Punktesystem

8.2 Praktische Anwendungshilfen für das Aktienauswahl-Punktesystem

8.3 Was vier international angesehene Vermögensverwalter gegenwärtig empfehlen

9. Stichwortverzeichnis

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

vermutlich werden Sie sich fragen: Warum soll ich gerade dieses Buch aus dem großen Angebot auswählen? Die kurze Antwort lautet: weil es auf Sie, auf Ihre Bedürfnisse und Ziele ausgerichtet ist; weil es Sie nicht mit Fachchinesisch langweilt oder überfordert; weil es Ihnen all jenes Rüstzeug auf spannende und leichtverständliche Form vermittelt, das nun einmal notwendig für den Börsenerfolg ist. Vor allem aber: weil es auf falsche Versprechungen verzichtet und Ihnen Wege aufzeigt, die nicht nur für Weltmeister, sondern für Menschen wie Sie und ich begehbar sind.

Bei der Frage nach der Performance und dem eigenen Anlageerfolg sucht so mancher Anleger, dessen Strategie nicht sonderlich erfolgreich verlief, Trost in der Aussage: »Andere waren viel schlechter als ich!« Damit wird die Aufarbeitung von Fehlern behindert, die Chance vertan, einen brauchbaren Lösungsweg zur Ergebnisverbesserung zu finden. Es ist so, als ob ein Schüler seinen Eltern eine Mathematikarbeit mit der Note »mangelhaft« vorlegt und zur Beschwichtigung und Rechtfertigung seines Versagens erklärt, dass einige Mitschüler sogar eine Sechs bekommen hätten. Wohlweislich verschweigt er, dass es auch etliche Arbeiten gab, die mit sehr gut, gut oder befriedigend bewertet wurden.

Wer sich an den Besseren misst, für den wird es zwar schwieriger. Aber um auch anspruchsvolle Ziele zu erreichen, sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser, Ihre Kräfte mobilisieren. Beobachten Sie den Markt, seien Sie lernbereit und offen für Anregungen, setzen Sie sich mit unterschiedlichen Strategien kritisch und gründlich auseinander. Entscheiden Sie sich für eine Marschroute und Methode, die Ihrem Naturell, Ihrem Risikobewusstsein entspricht und die Sie innerlich bejahen. Dann werden Sie auch in schwierigen, von großen Kursschwankungen und Crash geprägten Börsenzeiten wie wir sie 2008 und 2009 erlebten, nicht von Ihrem Weg abkommen und in unkontrollierbare Hektik verfallen. Sie werden Fehlentscheidungen nicht verdrängen und nicht Ihrem Bauchgefühl vertrauen, sondern Ihre Handlungen aufarbeiten. Keine Strategie zu haben oder diese ständig zu wechseln wie ein Hemd, kennzeichnet die Verlierer. Sie, liebe Leserinnen und Leser, wollen jedoch zu den Siegern an der Börse zählen – nicht nur heute, sondern auch morgen. Denken Sie daran, dass man in schwierigen Zeiten nicht nur die Krise, sondern auch die sich bietenden Chancen sehen und wahrnehmen sollte!

Dieses Buch will Ihnen helfen, erfolgreich an der Börse zu sein, jede Marktlage für vernünftige Entscheidungen zu nutzen. Statt zu jammern und zu klagen, eröffnet selbst ein Crashszenario gewinnbringende Chancen.

Machen Sie es wie ich selbst: »Kaufen bei Angst – Verkaufen bei Hoffnung«. Freilich gibt es die absolut verlässliche Einschätzung, die unfehlbare, im Bullen- wie im Bärenmarkt gleich gut funktionierende Strategie nicht. Selbst begnadete Börsenexperten liegen mitunter schief. Das Börsengeschehen ist von so vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig, dass hundertprozentig gültige Aussagen zur Kursentwicklung der Indizes und einzelner Aktien nicht möglich sind. Wer von sich behauptet, schon im Vorfeld alles zu wissen, sollte, um glaubwürdig zu sein, zu den Börsenmilliardären zählen. Dennoch beruht dauerhafter Börsenerfolg weniger auf Zufall, sondern ist der verdiente Lohn für Lernbereitschaft und Disziplin.

Ich bin keine Euro-Börsen-Millionärin, bin nicht unfehlbar und mache solche Versprechen nicht. Was ich Ihnen aber zusichern kann, liebe Leserinnen und Leser: Mit Leidenschaft, Wissbegier, gründlicher Recherche und viel Engagement habe ich dieses Buch in seiner kompletten Neubearbeitung geschrieben in der Hoffnung, dass das Lesen Freude und Mut macht, dass es nützlich ist und Sie alles verstehen. Es ist ein ehrliches Buch aus der Praxis für die Praxis mit Überlegungen und Tipps für den Börsenalltag. Zahlreiche Anleger haben das Skript für die Neufassung gelesen und Anregungen gegeben, die ich freudig und gern aufgegriffen habe.

Auch die Zerstörung der Festplatte und der Verlust der Diskette mit dem kompletten Drucksatz ist als Chance zu verstehen, ein noch besseres Buch zu schreiben. Das Strategiebuch wendet sich an alle am Börsengeschehen interessierten Privatanleger, die künftig die ganz großen Fehler vermeiden wollen und aus den kleinen zu lernen bereit sind. Sie wollen ja an der Börse ordentlich Geld verdienen, auch wenn dies wegen des veränderten Aktiensteuerrechts schwieriger geworden ist.

So hoffe ich, dass Sie sich bereits in den letzten Jahren einen Aktienaltbestand mit Qualitätstiteln ins Depot gelegt haben, um auch fortan steuerfreie Kursgewinne erzielen zu können. Wie damit am besten umzugehen ist, wird eines der neuen Kapitel in diesem Buch sein. »Besser spät als gar nicht!« Ich zeige Ihnen an praktischen Beispielen auf, was Sie mit relativ wenig oder auch mit reichlich verfügbarem Geld nun am besten machen. Schon von daher lohnt es sich, dieses Buch zu lesen – jetzt, hier und heute.

Der Verlagschef Herr Christian Jund, die Lektorinnen Fatima Cinar, Kerstin Weigel und weitere Mitarbeiter vom FinanzBuch Verlag haben dieses Buchprojekt in seiner kompletten Neubearbeitung mit viel Engagement begleitet und mich hilfreich und großzügig unterstützt. Erfreut und dankbar bin ich, dass Herr Manfred Zech, Leiter im Bereich Buchvorstufe, dieses Werk gesetzt hat.

Als besonders hilfreich erwies sich für mich im Anlegermagazin BÖRSE ONLINE die umfangreiche Datenbank im Schlussteil. So konnte ich immer wieder auf wichtige Kennzahlen bei Indizes und Einzelaktien zugreifen und in zahlreichen Tabellen die für mich so wertvolle Datenbank nutzen.

Ich wünsche Ihnen viel Lesefreude und ein glückliches Händchen an der Börse insbesondere in diesen schwierigen Zeiten der Finanz- und Weltwirtschaftskrise.

Ulm, im Herbst 2010 und im Sommer 2011

Beate Sander

1

Einführung: Grundsätzliches zur Aktienanlage

Ob Börsen-Arbeitsgemeinschaften in der Schule, Börsenseminare an der Volkshochschule oder Hochschule, Vorträge bei Vermögensverwaltern oder Beantwortung von Leserzuschriften auf meine Präsentations- und Hauptversammlungsberichte: Es stellt sich die Frage nach der richtigen Aktienstrategie. Und oft werde ich Zeuge haarsträubender Strategiefehler. So ist es viel zu riskant, sein gesamtes Vermögen in einen einzigen DAX-Titel zu investieren, sich allein auf Autoaktien zu konzentrieren oder einseitig auf eine Turnaround-Story zu vertrauen.

Deutsche Anleger wissen zu wenig über Aktien

Eine unzureichende ökonomische Bildung in Deutschland verhindert die bestmögliche Nutzung der Renditechancen bei Aktien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI).

30 % der in Sachen Aktien unerfahrenen Investoren halten eine Anlage in Aktien und Fonds für »kompliziert«. Und 35 % dieser Gruppe mit mangelndem Fachwissen schätzen ein Investment in Aktienfonds riskanter ein als eine Anlage in Einzelaktien.

Völlig zu Recht fordert das Deutsche Aktieninstitut (DAI) Wirtschaft als Pflichtfach an allen Schulen.

Sie, lieber Leser, würden dieses Buch nicht aufschlagen, wären Ihnen Aktien und strategische Überlegungen gleichgültig. Die einzig richtige, den Erfolg garantierende Aktienstrategie gibt es nicht. Da muss ich Sie als Autorin enttäuschen. Selbst die besten Börsenstrategien sind nicht in jeder Marktlage gleichermaßen erfolgreich. Wer in der Hausse die Rangliste anführt, kann in der Baisse zum unteren Mittelfeld gehören. Das Markt- und Börsengeschehen wird von zahlreichen Faktoren geprägt. Wäre der Aktienerfolg garantierbar, würden sich selbst namhafte Aktienexperten, führende Fondsmanager und Analysten nicht so oft in ihren Markteinschätzungen und Anlageempfehlungen irren. Zumindest den Experten würde sich ein Füllhorn von Wohlstand und Reichtum eröffnen. Wir fänden unter den Profis nur Gewinner und keine Verlierer. Umgekehrt: Gäbe es die unfehlbare Strategie für den Bullen- und Bärenmarkt, wären viele Seminare, Börsenbriefe, Börsenmagazine und Fachbücher überflüssig. Eine Menge Arbeitsplätze ginge verloren.

Die vielschichtige Börsenwirklichkeit sieht anders aus. Freilich gibt es sie, die großen, berühmten Sieger, deren Erfolgsgeschichten um die Welt gehen und den einzelnen Anleger motivieren, es ihnen ansatzweise gleichzutun. Über das Heer der Verlierer wird selten berichtet. Die Opfer verkriechen sich, ist doch Schadenfreude für die Betroffenen schmerzhaft. Ich bekenne, am Ende des dreijährigen Börsencrashs von 2000 bis 2003 wegen meiner Vorliebe zum Neuen Markt zu den Verlierern zu gehören. Glücklicherweise konnte ich aber längst das Minus in ein mehrfaches Plus umwandeln. Oft wird ein möglicher Börsenerfolg durch psychologische Faktoren ausgebremst. Der einzelne Anleger weiß, dass er etwas falsch macht, kann sich aber von seinen Verhaltensmustern nicht lösen. So macht er die entscheidenden Fehler nicht nur einmal, sondern mehrmals – wider besseres Wissen und entgegen aller guten Vorsätze.

Wem gehören in Deutschland die Aktien?

Unternehmen:

43 %

Institutionelle Investoren:

21 %

Privatanleger:

15 %

Banken:

7 %

Staat:

7 %

Versicherungen:

4 %

Fondsgesellschaften:

4 %

Es wäre unredlich, Ihnen zu versprechen: »Jetzt wird für Sie alles besser. Sie erkennen Ihre Fehler, machen künftig alles richtig, reagieren clever und werden an der Börse reich.« Zusichern kann ich nur eines: Wenn Sie die Grundregeln beherzigen, unterlaufen Ihnen nicht die großen Fehler wie mangelnde Diversifikation (Streuung), eine verfrühte Gewinnmitnahme und die immer wieder verschobene Verlustbegrenzung bis zum bitteren Ende.

Sie verringern Ihre Fehlerquote, erkennen falsche Entscheidungen schneller und lernen daraus. Sie beachten im alltäglichen Börsengeschehen die wichtigsten Strategiegrundsätze, verfallen nicht länger dem Herdentrieb und können den Markt besser beurteilen. Selbstreflexion verhilft Ihnen, rational statt emotional, mit Verstand statt allein über das Bauchgefühl zu ordern.

Am ehesten funktioniert dies, wenn Sie sich über Ihre Beweggründe für die Aktienanlage klar sind, wenn Sie sich als Anlegertyp von risikoscheu über chancenorientiert und risikobewusst bis spekulativ richtig einordnen. Seien Sie mutig! Langfristig eröffnen Aktien große Chancen auf hohe Renditen. Die Börse ist spannend, sorgt für Abwechslung, eröffnet Ihnen Kontakte zu Gleichgesinnten. Es kann Spaß machen, mit im Boot zu sein und sich ein neues Wissens- und Anlagefeld zu erschließen. Die Börse hält geistig fit. Im Ruhestand eröffnen sich neue Perspektiven und Aktivitäten.

»Ein alter Börsianer kann alles verlieren, nur nicht seine Erfahrung.«

André Kostolany

»An der Börse gibt es viele Vokabeln. ›Hätte‹ gehört nicht dazu.«

Steffen Bork

Vergleichen Sie Ihr Aktiendepot mit einem Fußballbundesligateam, das mit Kampfkraft, Elan, der richtigen Einstellung, Strategie und einer geschlossenen Mannschaftsleistung die drei Punkte einfahren will. Es ist nicht zu erwarten, dass jeder Mitspieler stets eine Topleistung erbringt. Selbst der Tabellenführer muss damit leben, gelegentlich Ausfälle im Team zu haben. Die Leistungsträger stellen die drei Punkte sicher und bügeln die Schwäche einzelner Mitspieler aus. Erfolgreich spielt eine Fußballmannschaft, wenn sie neben erfahrenen Spielern junge, hungrige Akteure, die Stars von morgen, mit einsetzt. Ohne eine sichere Abwehr, ein kreatives Mittelfeld und torhungrige Stürmer geht wenig. Wer nur Defensivkräfte einsetzt, spielt oft Null zu Null. Wer zu offensiv ausgerichtet ist, schießt viele Tore, fängt dafür aber etliche Gegentreffer ein.

Ähnlich verhält es sich mit Ihrem Aktienportfolio. Neben den in DAX, EURO STOXX und DOW JONES gelisteten Dickschiffen, den Aktien der internationalen Großkonzerne, brauchen Sie wendige, manövrierfähige Schnellboote. Diese sind vergleichbar mit den in margenstarken Nischen erfolgreich operierenden Mittelständlern, gelistet in den Nebenwerteindizes wie TecDAX, MDAX und SDAX. Diversifikation bringt Kursmusik in Ihr Depot! Drei Siegpunkte statt ein langweiliges Null zu Null, mit dem niemand auf Dauer Meister wird!

Warum Aktien und ETFs statt Sparbuch?

Wer derzeit 1.000 Euro im Sparkonto (Sparbuch) anlegt, vernichtet schleichend sein Geld. Nach Steuern, bei Verzinsung von 1,5 % und jährlicher Inflationsrate von 2,0 % sind nach 30 Jahren noch 768 Euro übrig.

Wer den Betrag in einen führenden Aktien-Indexfonds (ETF) anlegt, kann nach Steuern und Gebühren mit einer Verdopplung seines Einsatzes (im Schnitt: 1.950 Euro) rechnen.

Fußball und Börse haben noch weitere Gemeinsamkeiten, beispielsweise bei der bequemen Sündenbocksuche. Geht ein Spiel verloren, wird meist dem Trainer oder Schiedsrichter die Schuld zugeschoben. Verspekuliert sich ein Anleger, will er von Eigenverantwortlichkeit meist nichts mehr wissen und meldet gegenüber seiner Depotbank Schadenersatzansprüche wegen mangelnder Beratungsqualität an. Sie, liebe Leserinnen und Leser, sollten nicht zu solchen Ausweichmanövern greifen und sich für Ihr Handeln verantwortlich fühlen – nicht aus Rücksicht auf Ihre Bank, sondern im Eigeninteresse. Zu dem stehen, was man tut, bedeutet, überlegt, statt leichtfertig zu entscheiden.

1.1  Sich über die eigenen Beweggründe klar sein

Warum interessieren Sie sich für Aktien? Was versprechen Sie sich von dieser Anlageform? Welches sind Ihre hauptsächlichen Motive?

Nach dem Börsencrash von Frühjahr 2000 bis März 2003 – dem verlustreichsten Absturz seit Aufzeichnung des Aktienhandels in Deutschland im Jahr 1870 – sind Euphorie und Gier zunehmend dem Streben nach Sicherheit und Kapitalerhalt gewichen. Im Fahrwasser der sich zu einem globalen Finanzdesaster ausgeweiteten Subprimekrise und dem damit verbundenen weltweiten Konjunktureinbruch führten Vertrauensverlust, Angst und Panik zum neuerlichen Aktiencrash im Herbst 2008 und März 2009. Wie groß die Unsicherheit war und ist, zeigt das Barometer des Goldpreises. Eine Unze Gold kostet momentan mehr als 1.200 US-Dollar.

Dazu bemerkt der Amerikaner Warren Buffett, der als der wohl weltweit erfolgreichste Investor gilt:

»Die meisten Leute interessieren sich für Aktien, wenn alle anderen es tun. Die beste Zeit ist aber, wenn sich niemand für Aktien interessiert.«

Gold gilt als sicherer Hafen vor allem bei akuter Inflationsgefahr und heftigen Crashszenarien. Die Pleiten einiger Hypothekenbanken und Hedge-Fonds sowie eine sich vertiefende Rezession haben die Aktienkurse zunächst in den Keller getrieben. Danach folgte eine in diesem Ausmaß doch eher überraschende massive Hausse. So bleibt trotz der Verwerfungen im Zuge der Weltwirtschaftskrise über einen Zeitraum von Jahrzehnten die Vormachtstellung der Aktien als renditestärkste Anlageform unangetastet. Viele Anleger verharren während der Bodenbildungsphase und nach einem Crash zu lange passiv an der Seitenlinie des Börsenfeldes stehen und begnügen sich mit Gold, Sparbuch und Anleihen. Angesichts vorhandener Risiken stellt sich die Frage: Warum überhaupt in Aktien investieren?

Das Hauptmotiv, Aktien zu kaufen, ist die Aussicht auf üppige Kursgewinne. Daneben interessiert eine attraktive Dividende, die den Sparbuchzins mehrfach schlägt. Es geht um die Einhaltung des kaufmännischen Grundprinzips: Im billigen Einkauf und im teuren Verkauf liegt der Gewinn! Mag auch als verhängnisvoller Fehler in der Praxis oft gegenteilig gehandelt werden. In den Zeiten von Korrektur und Crash trennen sich ängstliche Anleger zu Niedrigpreisen von ihren Papieren. Oft geschieht die Depotausräumung über computergesteuerte Verkaufsaufträge, Stop-Loss-Orders genannt. Eine Transaktion zur Verlustbegrenzung löst die nächste aus – der ideale Nährboden für einen Kursverfall mit Kettenreaktion. Seien Sie mutig, steigen Sie ein, wenn die Kurse niedrig, die Aktien günstig bewertet und die fundamentalen Daten positiv sind. Sie handeln im Bereich der Bodenbildung antizyklisch, vertrauen auf Erholung, anziehende Kurse und gute Gewinnchancen. Wer seine Verluste aussitzt, wird häufig für seine abwartende, unschlüssige Haltung bestraft. Treue zu »seinem« Unternehmen wird an der Börse nicht als moralisch anständiger Charakterzug geschätzt, der immer belohnt wird. Läuft es an der Börse wieder besser, sind – mit den richtigen Aktien und einer durchdachten Portfoliostruktur – hohe Kursgewinne möglich.

Einen weiteren Anreiz zum Aktienkauf bildet die Empfehlung, breit zu streuen und sich nicht auf eine einzige Anlageform zu beschränken, seien es Immobilienerwerb, eine Anlage in Staats- und Unternehmensanleihen, Geldmarktprodukte, Anlage-Zertifikate oder derivative Hebelprodukte. Bildet sich in einem Bereich eine Spekulationsblase, ist bei geringer Korrelation (Wechselwirkung) der Verlust bei deren Platzen weniger groß, als wenn Sie eine einzige Karte spielen.

Einen hohen Anreiz zum Aktienkauf bildet eine attraktive Dividende. Das Unternehmen beteiligt Sie in Deutschland einmal im Jahr, in den USA vierteljährlich mit der Ausschüttung an den erzielten Gewinnen, meist mit einer Quote zwischen 30 und gut 50 Prozent. Zudem fördern hohe Dividenden die Performance und sichern den Kurs nach unten ab. Im Bullenmarkt schaut kaum ein Anleger auf die Ausschüttung. Der Kursgewinn steht im Fokus. In schwierigen Börsenzeiten ist die Dividende wichtig. Dies umso mehr, wenn die Ausschüttung weit über dem Zinssatz auf dem Sparkonto liegt, was unter Einbezug der Inflationsrate schon eher einem Kapitalvernichtungssparen gleichkommt.

Wichtige Beweggründe für den Kauf von Aktien:

Kursgewinn

Dividende

Streuung der Anlageformen

Spaß und Interesse an Aktien

Wer die Aktie am Tag der Hauptversammlung (HV) besitzt, erhält die gesamte Dividende am nächsten Werktag ausgezahlt, selbst wenn er das Papier erst am HV-Tag gekauft hat. Der Bankzinssatz bezieht sich dagegen auf ein Jahr (per annum). Trotzdem ist es unvernünftig, Aktien nur wegen einer hohen Ausschüttung zu kaufen. Läuft das operative Geschäft schlecht, sieht sich das Unternehmen vielleicht gezwungen, die Dividende empfindlich zu kürzen oder ganz zu streichen, wie 2010 zum Beispiel bei Daimler oder Lufthansa geschehen.

1.2  Konsequenzen aus dem magischen Dreieck ziehen

Behalten Sie bei der Geldanlage immer die drei Sachverhalte des magischen Dreiecks im Auge. Sie stehen zueinander in enger Wechselwirkung und erleichtern Ihnen die Selbsteinschätzung: »Wer bin ich wirklich? Was will ich? Was erwarte ich? Was verkrafte ich?« Es geht einerseits um die Höhe der Rendite, die Rentabilität bzw. Ertragsmarge. Andererseits erscheinen die Sicherheit, der Grad des Anlagerisikos und schließlich die Verfügbarkeit bzw. Liquidität wichtig.

Conergy, ein trauriges Beispiel zum Nachdenken

Die Aktie des Hamburger Photovoltaik-Unternehmens CONERGY wurde im März 2005 zu einer Handelsspanne von 48 bis 54 € angeboten. Wer bei der Zeichnung ein Limit setzte, hatte keine Chance auf Zuteilung. Der Eröffnungskurs lag bei 71 €. Danach stieg der Kurs zeitweilig bis auf über 90 €.

Wer sich im Aussitzen übte und den Titel trotz Gewinnwarnung und massiver Kurseinbrüche immer noch hält, verlor aktuell rund 99 %. Heute, im August 2011, fristet die CONERGY-Aktie das triste Dasein als Penny-Stock.

Die Risikobereitschaft wird vom Anlagezeitraum mitbestimmt. Wer kurzfristig ein- und aussteigt, dessen Risikoneigung ist oft höher, als wenn er langfristig anlegt und selten umschichtet. Möglicherweise führen die Zielsetzungen dazu, dass jemand bei der unverzichtbaren Altersvorsorge langfristig plant und sichere Anlageformen bevorzugt. Kurzfristig setzt er vielleicht nicht benötigtes Kapital, so genanntes Spielgeld, spekulativ ein. Er akzeptiert ein höheres Risiko, um die Chancen auf üppige Renditen wahrzunehmen. Vielleicht zählen Sie zu den Investoren, die für den langfristigen Vermögensaufbau physisches Gold, Silber und Platin, Blue-Chips-Fonds, Indexzertifikate, Indexfonds (ETF) und bei Einzelaktien Standardwerte auswählen. Für risikoreichere Investments favorisieren Sie vielleicht Nebenwerte und sind an Aktien aus den Sektoren erneuerbare Energien, Biotechnologie und Nanotechnologie interessiert.

Das Dreieck heißt »magisch«, weil man zwar alle drei Ziele auf niedrigem, nie aber gleichzeitig auf höchstem Niveau erreichen kann. Wer auf Sicherheit, also Kapitalerhalt setzt, muss Einbußen bei der Rendite hinnehmen. Wem es um eine hohe Rendite geht, wie sie der Mid-Caps- und Small-Caps-Sektor und die Transaktionen in Schwellenländern bieten, muss ein größeres Risiko akzeptieren. Selbst die tägliche Verfügbarkeit hat beim Vermögensaufbau ihren Preis.

Die Risikoneigung hängt von mehreren Faktoren ab:

Alter und Geschlecht,

Marktlage und Börsenklima,

Renditeerwartungen,

Börsenpsychologie,

Empfehlungen der Experten,

Vermögensdecke,

familiäre Pflichten,

Anlageziele und Anlagezeitraum

Günstig kaufen und verkaufen heißt also stets, das magische Dreieck mit einzubeziehen. Alles zusammen können Sie nicht gleichzeitig haben. Spekulieren Sie auf den niedrigsten Kaufkurs innerhalb einer Talsohle, so verpassen Sie diesen vielleicht, weil die Trendumkehr früher einsetzte als von Ihnen erwartet. (Dies geschah mir kürzlich selbst beim Nachkauf vom DAX-Titel K+S.) Wollen Sie zum Höchstpreis verkaufen und gehen Sie wegen der Rendite ein hohes Risiko ein, stürzt der Kurs eventuell schon vorher ab. Setzen Sie beim Kauf das Limit zu eng, um möglichst billig zu ordern, kommt es möglicherweise zu gar keinem Abschluss. Dies passiert ebenso, wenn Sie das Limit bei einer Verkaufsorder zu hoch ansetzen. Limitieren Sie gar nicht, haben Sie mit der Liquidität vermutlich keinerlei Probleme.

Blue-Chips-Orders aus DAX & Co. werden wegen hoher Handelsumsätze meist sekundenschnell ausgeführt. Sie können auf den Bildtafeln 215/216 des Nachrichtensenders n-tv die aktuellen DAX-Kurse live verfolgen. Bei vernachlässigten, niedrig kapitalisierten Nebenwerten aus dem General oder Entry Standard mit geringem Streubesitz kann es länger als einen Tag dauern, bis eine Order ausgeführt wird. Steht die Rendite im Vordergrund, und Sie limitieren zu hoch, fließt der Geldsegen durch den geplanten Verkauf erst später, vielleicht auch gar nicht.

1.3  Die Frage nach dem Anlegertyp beantworten

Bei einer ernsthaften Vermögensberatung geht es vorrangig darum, den Anleger in das Grundmuster einer bestimmten Gruppierung einzuordnen. Als Groborientierung gilt eine Einteilung in den

konservativen, sicherheitsbewussten, risikoscheuen Typ,

den neutralen, chancenorientierten Typ und

den risikobewussten, spekulativen Anlegertyp.

Seit dem Tiefstand im März 2003 erzielten deutsche Indizes bis zum Jahresende 2007 folgende Performance:

TecDAX:

+272 %

DAX:

+279 %

MDAX:

+326 %

SDAX:

+340 %

GEX:

+387 %

Die Praxis sieht oft anders aus. Während des Börsenbooms Ende der 1990er-Jahre bis zum Platzen der Spekulationsblase im Frühjahr 2003 waren die meisten Börsianer risikobereit und kauften selbst dann noch Aktien, als sie extrem teuer waren. Sie investierten in den risikobehafteten Neuen Markt und zeichneten in grenzenlosem Optimismus alles, was an die Börse kam, inbegriffen die kleinen Garagenklitschen mit schönen Wachstumsvisionen, aber ohne nennenswerte Umsätze und mit tiefroten Zahlen ausgestattet. Gier und Euphorie bestimmten den Markt, und Aktienkäufe florierten auch auf Kredit. Seit dem Platzen der Spekulationsblase, als der DAX von über 8.100 Zählern auf unter 2.200 Punkte und der NEMAX 50 von rund 9.650 auf unter 300 Punkte fiel (Absturz um 97 %), hat sich das Anlegerverhalten grundlegend gewandelt. Viele Aktionäre haben sich von der Börse verabschiedet; oder sie stehen unschlüssig an der Seitenlinie des Börsenfeldes. Sicherheit ist Trumpf. Physisches Gold und Silber, Sparbuch, Geldmarkt, festverzinsliche Staatsanleihen, Total-Return-Fonds sowie Garantiezertifikate sind gefragt. Die Risikoneigung ist stets auch ein Spiegelbild der Marktlage und wird vom Massenphänomen Herdentrieb bzw. dem Einfluss der Börsenpsychologie mitbestimmt.

Es wäre vernünftiger, im Bereich der Höchststände den Aktienbestand herunter- und im Crashszenario, in der Phase der Bodenbildung wieder hochzufahren (Kaufen bei Angst, Verkaufen bei Hoffnung). Doch wer tut dies schon? Und wer weiß schon, wann der beste Zeitpunkt gekommen ist, ob es nicht noch weiter hoch oder runter geht? Meist merkt man es erst hinterher, wann die Blase vollständig geplatzt ist. Insbesondere 2003, aber auch noch 2004 gab es glänzende Gelegenheiten, die hohen Verluste nach dem Platzen der Spekulationsblase teilweise bis großteils wettzumachen. Und auch der mutige Einkauf von Qualitätstiteln während der Finanzkrisenjahre mit den Tiefpunkten im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 wurde mit hohen Kursgewinnen belohnt. Doch viele Anleger denken, wie Professor Rüdiger von Rosen vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) recherchiert hat, heute eher an schnelle Gewinnmitnahmen als an ein langfristiges Aktienengagement.

Gegenwärtig boomen am Markt Garantie-, Discount- und Bonuszertifikate, mit denen der Kapitalerhalt außer bei Insolvenz des Emittenten (siehe Großbank Lehman Brothers) nicht gefährdet ist und sich auch ansehnliche Gewinne erwirtschaften lassen. Steuerfreie Kursgewinne und die ganz großen Renditen sind aber nicht zu erzielen. Warum schreibe ich dies? Die Zuordnung in bestimmte Anlegertypen ist nicht zementiert, sondern hängt von der Marktlage und Börsenstimmung ab. Sie wird beeinflusst durch das Verhalten der Fondsgesellschaften, Vermögensberater und Banken. Die Produktbezogenheit steht nicht selten vor der Kundenorientierung.

Ebenso ist es möglich, dass der einzelne Anleger sowohl sicherheits- als auch risikobewusst reagiert, um sein Depot zu diversifizieren, Chancen wahrzunehmen, aber auch Risiken abzusenken. Zum einen werden für die Altersvorsorge und andere größere Vorhaben bevorzugt internationale Blue Chips mit hoher Dividendenrendite bevorzugt, seien es Einzeltitel, ETFs oder Aktienfonds. Zum anderen wird mit einem wesentlich geringeren Vermögensanteil kurzfristig in riskantere Werte investiert. Dazu zählen deutsche und ausländische Mid- und Small-Caps-Indizes ebenso wie chancenreiche, aber gleichermaßen sehr risikobehaftete Branchen, wie regenerative Energien, Biotechnologie, Nanotechnologie, Medizintechnik, Internet und Medien. Auch ein BRIC-Investment (Brasilien, Russland, Indien, China) gehört in diese Kategorie.

Anlegerverhalten – geprägt durch Nachwehen vom dreijährigen Börsencrash. Zahl der Aktionäre in Deutschland in Millionen

1998

6,8

Nur Aktienfonds:

2,3

Nur Einzelaktien:

3,6

Aktien und Aktienfonds:

0,9

2001

12,2

Nur Aktienfonds:

6,8

Nur Einzelaktien:

2,9

Aktien und Aktienfonds:

2,5

2004

10,4

Nur Aktienfonds:

5,8

Nur Einzelaktien:

2,7

Aktien und Aktienfonds:

1,9

2007

10,5

Nur Aktienfonds:

6,2

Nur Einzelaktien:

2,5

(6,7 % der über 14-Jährigen) Aktien und Fonds:

1,8

2008

9,3

Nur Aktienfonds:

5,8

Nur Einzelaktien:

2,2

Aktien und Aktienfonds:

1,4

2009

8,8

Nur Aktienfonds:

5,2

Nur Einzelaktien:

2,2

Aktien und Aktienfonds:

1,4

2010

8,2

Quelle: Deutsches Aktieninstitut

Wie entwickelt sich die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer?

In Deutschland hat sich die Zahl der Aktionäre und Aktienfondsbesitzer seit dem 2. Halbjahr 2009 stabilisiert. 8,8 Mio. Anleger sind investiert. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von knapp 14 %.

Dabei greifen die Anleger bevorzugt zu Einzeltiteln, während Aktienfonds leicht einbüßen. Vom Rekord von 2000 bis 2002 mit jeweils über 11,8 bis 12,8 Millionen Anteilseignern ist jedoch noch ein weiter Weg. Hier beträgt der Rückstand fast 42 %. Bei der Direktanlage handelt es sich um 738.000 Belegschaftsaktionäre, wovon 1,3 % der Bevölkerung Nutznießer sind.

Aktionärsanteil nach Art des Schulabschlusses

Quelle: Deutsches Aktieninstitut (DAI)

Unterschiedliche Risikoneigung und Verhaltensmuster bei Kursgewinnen und Kursverlusten

Dass die so einfach erscheinende Zuordnung in bestimmte Anlegertypen in der Praxis oft nicht richtig funktioniert, zeigen typische Verhaltensreaktionen bei Kursgewinnen und -verlusten. Viele Privatanleger setzen widersprüchliche Strategien ein. Bei Gewinnen reagieren sie übervorsichtig und verkaufen meist viel zu früh getreu dem Motto: »An Gewinnmitnahmen ist noch niemand verarmt!« Umgekehrt sitzen sie einen Kursabsturz oft bis nahe dem Totalverlust aus. Manch einer spricht sich selbst Mut zu mit der tröstlichen, aber trügerischen Prognose: »Die Aktien werden sich schon wieder erholen!«

Anteil der Aktienanleger nach dem monatlichen Haushalts-Nettoverdienst in Euro

Quelle: Deutsches Aktieninstitut (DAI)

Professor Terrance Odean von der Universität Berkeley hat bei einer Umfrage unter 163.000 US-Brokerkunden ermittelt, dass Gewinne um 1,7mal häufiger als Verluste realisiert werden. Und Joachim Goldberg von Cognitrend, einem Finanzdienstleister für Behavioral Finance1, stellt fest, dass Investoren auf Verluste mit einer deutlich höheren Risikobereitschaft reagieren:

Der Experte und Buchautor Goldberg (»Behavioral Finance«, FinanzBuch Verlag) führt folgendes Beispiel an: Könnten Anleger zwischen einem sicheren Gewinn über 5.000 Euro und einer 25-Prozent-Chance auf 25.000 Euro (75 % gewinnen nichts) wählen, entschied sich der Großteil für 5.000 Euro. Müssten sie entscheiden zwischen einem sicheren Verlust von 5.000 Euro und einer Wahrscheinlichkeit von 25 %, dass sie alles verlieren (nämlich 25.000 Euro) und zu 75 %, dass sie verlustfrei blieben, dann gehe die Mehrheit die zweite Wette ein.

»Gewinne an der Börse sind wie Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen und dann das Geld.«

André Kostolany

Daniel Kahneman und Amos Tversky ermittelten in einer Studie, dass Verluste die Emotionen der Anleger zweieinhalbmal stärker berührten als die Freude über einen Gewinn. Die Unfähigkeit, so Joachim Goldberg, Verluste einzugestehen und einfach abzuschreiben, anstatt sie zu verdrängen oder zu ignorieren, führt oft dazu, den Einstandskurs als dauerhaften Referenzpreis zu betrachten. Dreht die Aktie ins Minus, werden oft weitere Stücke hinzugekauft, um im Schnitt den Einstiegskurs zu verbilligen. In Erholungsphasen kann dies bei qualitativ hochwertigen Aktien, die nur wegen eines Gerüchtes, aufgrund von »Sippenhaft« oder in einem Crashszenario abgestraft wurden, funktionieren, nicht aber, wenn es für den Kursabstieg fundamentale Gründe gibt.

Dass von psychologisch bedingten Verhaltensmustern auch institutionelle Investoren nicht frei sind, zeigen die 1995 weltweites Aufsehen erregenden Machenschaften des jungen Händlers Nicholas Leeson von der traditionsreichen Barings-Bank. Nicholas Leeson wollte anfangs mit seiner Spekulation nur die verlustreichen Fehler seiner Mitarbeiter ausbügeln und scheiterte dabei. Um die neuerlichen Verluste auszugleichen, erhöhte Leeson das Risiko, und das Minus dehnte sich aus. Er trieb dieses Spiel aus Verzweiflung weiter, bis seine Abteilung im Jahr 1995 mit 1,4 Milliarden Dollar in der Kreide stand und das mehr als 200 Jahre alte Traditionshaus in Insolvenz geriet. Dabei wollte der junge Händler mit seinen immer riskanteren Anlagemanövern seine Bank retten. Erinnerungen an ein Roulette-Spiel werden wach.

Auch Alter und Geschlecht beeinflussen die Risikoneigung – aber oft anders als die Lehrbuchmeinung widerspiegelt

Wichtige Einflussfaktoren auf die Anlagestrategie

Die Rheinbacher Anlageberatung Frauinvest hat im Frühjahr 2005 ermittelt, dass Frauen pro Jahr eine um durchschnittlich drei Prozent bessere Rendite erzielen, weil sie mit ihren Anlagen weniger zocken als Männer, Durststrecken länger aushalten und sich eher am nachhaltigen Erfolg orientieren. Renate Kewenig, die Geschäftsführerin von Frauinvest, empfiehlt einer 30-jährigen Frau zur Altersvorsorge sogar ein Portfolio, das zunächst zu 100 Prozent aus Aktienfonds besteht.

1.3.1  Der sicherheitsbewusste, risikoscheue Investor

Jeder Anleger, der sich nach aufrichtiger Selbstanalyse als überwiegend sicherheitsbewusst und risikoscheu einstuft, sollte ganz bestimmte Anlageformen favorisieren und andere meiden. Eine Anlagestrategie, die der eigenen Persönlichkeit zuwiderläuft, lässt sich schon bei den ersten Fehlschlägen kaum durchhalten.

Sollte es soweit kommen, dass Sie wegen etwaiger Kursverluste Magenschmerzen bekommen, nachts nicht mehr schlafen können, Ihre gute Laune und Lebensfreude verlieren, dann ist es sicherlich besser, sich konsequent von allen risikobehafteten Anlageformen zu trennen, auch wenn darunter stets die Rendite leidet. Sofern dann überhaupt noch Aktien in Frage kommen, war es vor 2009 klug, Indexfonds (ETF) bzw. Aktienfonds mit internationalen Standardwerten auszuwählen, um beim Aktienaltbestand steuerfreie Kursgewinne zu nutzen.

Konservative Sparer 2007

Kapitallebensversicherung:

56 %

Sparbuch, Geldmarkt:

53 %

Bausparen:

43 %

Klassische Rentenversicherung:

34 %

Eigenheim:

34 %

Riester-Rente:

23 %

Investmentfonds, Fondssparpläne:

19 %

Wertpapierdepot, Aktien:

18 %

Banksparpläne, Sparbriefe:

17 %

Vermietete Immobilie:

11 %

Beteiligungen, geschlossene Fonds:

4 %

Rürup-Rente:

1 %

Rekordsparquote in Deutschland

2000:

9,2 %

2002:

9,9 %

2005:

10,5 %

2007:

10,8 %

2008:

11,2 %

2009:

11,7 %

2010:

11,2 %

Seit 2009 bieten sich Index-, Garantie-, Discount- und vielleicht auch Bonuszertifikate an, um das Risiko hoher Kursverluste in schlechten Börsenzeiten mit starken Korrekturphasen oder einem Crash möglichst gering zu halten. Die Börse Stuttgart bietet allein fast 172.000 Rabatt-Papiere an.

Empfehlenswert ist die Orientierung an hohen Dividenden

Ideal vor 2009 war wegen der niedrigen Gebührenstruktur ein Indexfonds-Engagement (ETF) in den von der Deutschen Börse AG im März 2005 neu aufgelegten Div-DAX. Er setzt sich aus den 15 DAX-Werten mit der höchsten Dividende zusammen und wird alljährlich den veränderten Ausschüttungen angepasst. Zu überlegen war vor 2009 auch ein ETF-Investment in den Dividenden-EURO STOXX, zumal Sie durch das Re-Investment der Gewinnausschüttungen auch hier die Abgeltungsteuer von 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer geschickt umgehen konnten.

Sehr dividendenstark bei einem DAX-Kursniveau von knapp 6.000 Punkten mit einer Rendite zwischen 4,5 und 7,0 Prozent sind BASF, Deutsche Post, Deutsche Telekom, E.ON, Munich Re (vormals Münchner Rück) und RWE. Bei diesen Titeln steigt die Dividende kontinuierlich und liegt mehrfach über dem Sparbuchzinssatz. Die Konzentration auf den DivDAX stellt sicher, dass selbst eine Dividendenkürzung bei einem einzelnen Titel kaum ins Gewicht fällt, zumal die Deutsche Börse AG alljährlich eine Anpassung vornimmt.

Für jeden risikoscheuen Anleger ist Diversifikation oberstes Gebot

Vorrangiges Ziel ist der Kapitalerhalt, gewährleistet durch Voll- und Teilschutz-Zertifikate, Dachfonds, Staatsanleihen, Barren und Anlagemünzen aus Gold, Silber und Platin. Eine ausreichende Streuung erreichen Sie durch die Berücksichtigung unterschiedlicher Anlageformen und die Abdeckung wichtiger Märkte über einen preiswerten Exchange Traded Funds (ETF). Bei all diesen Investments liegt die durchschnittliche Performance deutlich über dem Sparbuchzinssatz. Managed Futures-Fonds und Hedge-Fonds, die auch Erträge in fallenden Märkten erlauben und als Depotbeimischung zur Risikoabsicherung taugen, werden von den meisten konservativen Investoren allerdings mangels Verständnis verschmäht. Die folgende Balkengrafik auf S. 31 zeigt Ihnen die durchschnittlichen Ansparergebnisse bei Einzahlungen von 50 Euro monatlich, ergänzt durch eine vorangestellte Tabelle mit der Rendite bei einem Einsatz von 10.000 Euro in unterschiedliche Anlageformen.

Zwischen Flop und Top: Ein Blick in die Statistik

Wie wichtig es ist, nicht blindlings irgendwelchen Freunden, Bekannten und Verwandten bezüglich Kapitalanlage zu vertrauen, sondern überlegte Entscheidungen zu treffen, zeigen die folgenden Zahlen. Wer 2003 auf Standardaktien im DAX setzte, buchte mit seinem Depot »Heimatliebe« trotz unzureichender Streuung 30 Prozent Gewinn. Wer dies 2002 tat und sein Geld zum Jahresende wieder abzog, kam mit 40 Prozent tief in die Miesen. Ihn machte nicht nur die allgemeine Marktschwäche zu schaffen. Die bei der einseitigen Anlage vernachlässigte Streuung erhöhte sein Risiko. Auf Sicht von 20 Jahren sieht wieder alles ganz anders aus. Je länger der Anlagezeitraum, umso unwichtiger wird das Timing. Mit einer Ein-, Zwei- oder Dreiwert-Strategie war mit bestem Timing beim DAX 2005 ein üppiger Gewinn, mit Pech aber auch ein empfindliches Minus möglich. Schließlich ist Börsenerfolg nicht nur eine Sache des perfekten Timings, der breiten Streuung und einer guten Marktkenntnis, sondern wird auch vom Zufall bestimmt.

Welche Rendite brachte eine monatliche Einzahlung von 50 Euro?

Quelle: Handelsblattgrafik

Exkurs: Sicherheitsstreben – oft ein teures Ruhekissen fürs Depot

Nennenswerte Erträge erzielen ohne dabei ein Risiko einzugehen! Dieser Gedanke lässt die Anleger nicht mehr los nach dem gesteigerten Misstrauen gegenüber Aktien, ausgelöst durch den dreijährigen Crash von 2000 bis 2003 und das neuerliche Crashszenario im Herbst 2008 und Frühjahr 2009. Seit dem Ende des Aktienhypes zur Jahrtausendwende sollten Investoren aber genau prüfen, ob ein solches Pufferprodukt tatsächlich die Erwartungen erfüllt. Schließlich gibt es die Garantie für den Kapitalerhalt keineswegs gratis. Der Anleger bezahlt sie mit verringerten Ertragschancen und oft auch mit mehr oder weniger versteckten Gebühren. Genau dieses psychologisch zu erklärende starke Bedürfnis nach Kapitalerhalt als Reaktion auf erlittene Verluste ist die Triebfeder für den Absatzerfolg von Nischenprodukten wie Garantiefonds und Garantiezertifikate. Sie versprechen bei Rückzahlung des eingesetzten Kapitals mäßige Renditen. Seit 2000 hat sich die Zahl der entsprechenden Produkte vervielfacht. Das Begriffswirrwarr, die Riesenauswahl und die unübersichtliche Struktur der Produkte bereiten Probleme. Der DAX notiert nicht mehr wie bis Mitte März 2000 bei 2.200, sondern trotz des Crashszenarios im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 in einer Bandbreite zwischen 5.500 und über 6.000 Punkten. Der MDAX, TecDAX und SDAX liegen trotz der Kurseinbrüche im Zuge des am Abgrund stehenden Finanzsystems gegenüber 2000 noch satt im Plus.

Da dürfte sich so mancher Aktionär fragen: »Warum habe ich nicht stärker an der Erholung der Aktienmärkte partizipiert? Warum habe ich große Chancen ausgelassen und nutze sie auch momentan nicht, um alte Verluste zumindest spürbar zu verringern? Warum war mir während des Aktienbooms kein Risiko zu hoch, während ich jetzt passiv an der Seitenlinie verharre? Warum kaufe ich nicht wenigstens gelegentlich bei niedrigen Kursen und verkaufe nicht hier und da bei Hoffnung, das heißt, wenn die Bullen das Börsengeschehen dominieren?«

Die Fondsgesellschaften bieten Garantiefonds in Form von zwei Grundstrukturen an. Mit dem ersten Typus setzt das Management vor allem auf den Aktienmarkt und sichert sich über Verkaufsoptionen oder Futures gegen Verluste ab. Mit dem zweiten Typus investiert der Anleger in den Rentenmarkt und nimmt über Kaufoptionen gebotene Renditechancen wahr. Dabei werden die Kapitalgarantie, der Partizipationsgrad und der Einsatz von Derivaten eventuell variiert. Der Kapitalerhalt wird je nach Produkt zu 100 Prozent oder darunter garantiert. Entsprechend wird der Gewinn oben gedeckelt und bei Aktien oftmals die Gewinnausschüttung einbehalten. Während einfachere Fondstypen Derivate enthalten, die bis zum Ende der Laufzeit des Fonds verbleiben, werden sie in anderen Anlageprodukten kurzfristig und damit flexibler eingesetzt. Bei Garantiezertifikaten besteht allerdings ein Emittentenrisiko. Geht die ausgebende Großbank Pleite, wie Lehman Brothers aus den USA, ist das Geld, sofern nicht besichert, weg.2

Ein realer Verlust ist auch bei Garantieprodukten möglich

Selbst wenn ein Anleger 100 Prozent seines eingesetzten Kapitals zu-rückbekommt, macht er ein Minus in Höhe des gezahlten Ausgabeauf-schlags, der bis zu fünf Prozent betragen kann. Möglicherweise fällt zu-sätzlich eine Management- bzw. Verwaltungsgebühr an. Außerdem ist die jährliche Inflationsrate von durchschnittlich ein bis über drei Prozent mit einzukalkulieren.

Die Renditechancen bleiben schon deshalb dürftig, weil die Kapitalgarantie und die Gebühren einen Teil des möglichen Ertrages auffressen.

Bei einem höheren Anlagevolumen ist der seit 1. Januar 2009 geltende Sparer-Pauschalbetrag von 801 Euro für Alleinveranlagte und 1.602 Euro für Verheiratete schnell aufgebraucht. 2009 trat die Abgeltungssteuer mit 25 Prozent in Kraft. Zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer sind rund 28 Prozent fällig. Was bleibt letztlich übrig? Bei dieser eher schleichenden Kapitalvernichtung oft nichts!

1.3.2  Der neutrale, chancenorientierte Investor

»Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, dann ist die Börse ein kostspieliger Ort, es zu erlernen!«

David Dreman

»Ein Seemann, der nicht weiß, welches Ufer er ansteuern soll, für den ist kein Wind der richtige.«

Sander-Knöpfel

Wer sich diesem Anlegertyp zugehörig fühlt, macht sich – abhängig von Marktsituation und Börsenstimmung – eine große Bandbreite von Anlagemöglichkeiten zunutze. Er investiert nicht nur in Garantieprodukte, sondern ebenso in Indexzertifikate, Indexfonds und Aktienfonds, die führende in- und ausländische Indizes abbilden. Bei positiver Börsenstimmung ist er mutig genug, auf Trends zu reagieren und bei Einzeltiteln nicht nur auf das »Heimatliebedepot DAX« zu setzen. Dem chancenorientierten Anleger reicht es nicht, sein Kapital zu erhalten. Mithilfe der Rendite will er ein Vermögen aufbauen, Anlageziele verwirklichen und Verluste aus früheren Börsencrashs wettmachen, sofern er zu den Opfern zählt. Möglicherweise hat ihn aber sein gebremstes Risikobewusstsein daran gehindert, zwischen 2003 bis 2007 mutig einzusteigen, als sich der DAX – ausgehend vom Tiefststand bei 2.200 Punkten – bis auf zeitweilig 8.000 Punkte fast vervierfachte. Gleiches gilt für die imposante Kursrallye ab April 2009 bis Jahresanfang 2010. Da konnte auch eine Perlensuche in Nebenwerteindizes richtig Freude machen. Die zweite und dritte Börsenliga erreichten bis 2007 neue Allzeithochs und sind erneut auf gutem Weg. Herausragend ist die Performance im Jahr 2009 bei den beiden TecDAX-Aktien Dialog Semiconductor (+1.023 %) und Aixtron (+413 %).

»Frage nicht nach dem Preis, den du für ein Unternehmen zahlst, sondern nach dem Wert, den du für dein Geld bekommst!«

Warren Buffett

Sofern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, diesem chancenorientierten Typ zuordnen, ist aber zu bedenken, dass Vermögensberater oft produktbezogen statt kundenorientiert handeln. Eine maßgeschneiderte Anlageberatung gibt es meist nur bei größerem Vermögen. Höchste Zeit also, sich selbst fachkundig zu machen. Betrachten Sie das Marktgeschehen; vertrauen Sie nicht nur einer einzigen Empfehlung; bilden Sie sich ein eigenes Urteil. Befassen Sie sich mit denjenigen Anlageformen gründlich, die Sie für interessant halten und Ihrem Naturell entsprechen.

Unter dem Leitwort »No risk, no fun« haben in der von BÖRSE ONLINE veranstalteten Expertenrunde 2010 der Goldman-Sachs-Aktienstratege Peter Oppenheimer, Kapitalmarktexperte Philipp Vorndran von Flossbach & von Storch, DWS-Chef Klaus Kaldemorgen und Fiduka-Gründer Gottfried Heller ihre Favoriten für 2010 genannt. Die Experten sehen bei Aktien viel Potenzial und rechnen bis zum Jahresschluss mit einer DAX-Performance zwischen 6.300 und 6.900 Punkten.

Fragen an die Leser:Schauen Sie in Ihr eigenes Depot, und beantworten Sie folgende Fragen: Welche von den hier aufgeführten Expertenempfehlungen haben Sie gekauft? Wann und weshalb geschah dies? Wie sieht seitdem die Kursentwicklung aus? Wie hoch ist die Dividendenrendite bei Ihrem Kaufpreis (Formel: Dividende multipliziert mit Hundert dividiert durch den Kurs)? Warum blieb Apple außen vor?

Es gilt, den Cost-Average-Effekt zu nutzen

Insbesondere in jüngeren Jahren sind Sparpläne interessant, mit denen der Cost-Average-Effekt bestmöglich nutzbar ist. Die Durchschnittskosten sinken, weil durch gleich hohen Einsatz bei fallenden Preisen mehr Wertpapiere und bei steigenden Kursen weniger Anteile erworben werden. Durch Kauf in mehreren Tranchen lässt sich der Cost-Average-Effekt auch losgelöst von Sparplänen bei Einzelaktien nutzen. Chancenorientierte Anleger bevorzugen bei einem längeren Anlagezeitraum insbesondere die weitgehend konjunkturunabhängigen Value-Titel (Energie, Versorger, Konsumwerte, Pharma) gegenüber den konjunkturabhängigen zyklischen Aktien, zu denen die Autohersteller, die Großchemie, die Maschinenbauer, die Computerindustrie und die IT-Dienstleister zählen.

»Wenn der Börsenzug auf dem falschen Gleis steht, erübrigt sich jede Diskussion über den Fahrplan.«

Tim Baechle

»Im Unterschied zur Straßenbahn wird an der Börse zum Ein- und Aussteigen nicht geklingelt.«

Carl Fürstenberg

1.3.3  Der risikobereite, spekulative Investor

Die Zuordnung:»Ich bin ein risikobereiter, spekulativer Anleger«verlangt eine besonders gründliche Selbstanalyse

Eine risikoreiche Ausrichtung setzt voraus, sowohl mit realisierten hohen Chancen als auch mit erheblichen Kurseinbrüchen bis hin zum

Totalverlust umgehen zu können. So wie manche Menschen gute oder schlechte Sieger wie auch Verlierer sind, ist es nicht jedermanns Sache, cool und beherrscht zu handeln und sein inneres Gleichgewicht zu bewahren, wenn sich hohe Gewinne oder empfindliche Verluste einstellen. Wer sich auf der einen Seite leichtsinnig, überheblich und prahlerisch verhält, jegliche Vorsicht missachtet und sich einbildet, der hohe Gewinn an der Aktienbörse sei einzig allein die Bestätigung seiner Klugheit und Cleverness, ist gefährdet, alles wieder zu verspielen. Erinnert sei an den Neuen Markt vor und nach dem Platzen der Spekulationsblase und im Zuge der sich ausweitenden Finanzkrise im Oktober 2008 und März 2009. Wer über den erlittenen Verlusten Gesundheit, ruhigen nächtlichen Schlaf, Nervenstärke und Lebensfreude verliert, sollte bestenfalls mit Spielgeld seinen Spekulationshunger befriedigen. Dies gilt ebenso, wenn man bei Misserfolgen und Fehlentscheidungen die Ursachen verdrängt, äußere Umstände oder andere Personen dafür verantwortlich macht und nach Sündenböcken sucht. Besser ist es, aus seinen Fehlern zu lernen und seine Strategie neu zu überdenken. Spekulatives Handeln schließt einen kurzfristigen Anlagezeitraum, das »schnelle Rein und Raus« mit ein. In extremer Form wird Day-Trading betrieben oder bei Derivaten ein hoher Hebel angesetzt. Die Anlageinstrumente sehen anders aus als bei sicherheitsbewussten Anlegern, zumal sich oft Spannung und Nervenkitzel dazugesellen.

»Man kann keinen schlechteren Gebrauch von seinem Erfolg machen, als sich damit zu brüsten.«

Sir Arthur Phelps

Penny-Stocks werden ebenso wenig tabuisiert wie derivative Produkte am Terminmarkt (Futures und Optionen), seien es Optionsscheine oder Hebelzertifikate sowie CFD3 (Contract for Difference). Wer beispielsweise mit Rohstoffderivaten handelt, muss die Finanztermingeschäftsfähigkeit nachweisen und zwecks Einschätzung seiner Risikoneigung bei der Depotbank die höchste Risikostufe ankreuzen.

Dem risikofreudigen Anleger ist zu empfehlen, folgende Sicherheitsvariante zu fahren: Er investiert den Großteil des Anlagekapitals längerfristig in einheimische und ausländische Blue Chips mit hoher Dividendenrendite oder in ETF, ist aber auch mutig genug, mit Spielgeld in kleineren Positionen etwas zu wagen. Bei manchem spekulativen Anleger ist die Risikofreude Ausdruck seiner Spielernatur, was gern verborgen bleibt und abgestritten wird. Dazu gehört bei gründlicher Marktbeobachtung das antizyklische Handeln. Sobald erste Anzeichen auf eine Trendumkehr hindeuten, gilt es, im Bereich der Höchststände zu verkaufen und in der Phase der Bodenbildung zu kaufen. Da der niedrigste Kaufpreis und der höchste Verkaufspreis jedoch nur ganz selten erreichbar sind, ist Disziplin angesagt. In der Praxis heißt dies, auch zeitlich zu diversifizieren, also die einzelnen Trades zu verteilen. Letztlich weiß niemand, ob es noch weiter nach unten oder nach oben geht und wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Auch Neuemissionen können interessant sein. Wie gestaltet sich die Kursentwicklung im vorbörslichen Handel? Wie chancen-, aber auch risikoreich erscheint das Geschäftsmodell? Wie sehen die Umsatz- und Gewinnentwicklung, die Bilanz und die Prognose aus? Wie beurteilen die Analysten den Börsengang? Gut zu wissen, dass im Bullenmarkt bei einem IPO (Initial Public Offering) höhere Preisspannen durchsetzbar sind als im Bärenmarkt und dass in der Baisse nur erstklassige Unternehmen mit einer gesunden Bilanzstruktur die Chance haben, einen erfolgreichen Börsengang hinzulegen.

»Es ist oft produktiver, einen Tag lang über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat für Geld zu arbeiten.«

Heinz Brestel

»Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht spekuliert hat.«

Sébastien Roch de Chamfort

Keineswegs darf der spekulative Anleger auf ein breit gestreutes Depot verzichten, zu dem eben nicht nur Aktien und Hebelzertifikate, sondern auch andere Anlageformen gehören. Hedge-Fonds und Managed Futures-Fonds bieten sich als Depotbeimischung und zur Risikominimierung an. Hier kann wie bei CFD, Put-Optionsscheinen und Bär-Zertifikaten auch in fallenden Märkten Geld verdient werden.

Vermutlich haben es nur sehr risikobewusste Anleger geschafft, ihre in dem langgezogenen Crash von 2000 bis 2003 sowie 2008 erlittenen herben Verluste wettzumachen und in die Gewinnzone zu gelangen. Es gibt schon zu denken, dass von 2000 bis 2010 der MSCI World, der Vergleichsindex für den weltweiten Aktienmarkt, ein Minus von 3,32 Prozent erzielt hat. Nur wenige Aktienfonds schafften es in diesem Zehn-Jahres-Zeitraum, die Benchmark, den Vergleichsindex, zu schlagen.

1.4  Die Aufgaben der Börse kennen lernen

Die Wertpapierbörse entstand vor ungefähr 400 Jahren

Beispiel: Vor mehr als 400 Jahren, am 20. März 1602, verbündeten sich einige niederländische Kaufleute. Sie wollten den Pfefferhandel selbst organisieren und gründeten deshalb die Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC). So entstand die erste Aktiengesellschaft mit frei handelbaren Anteilen, und die Besitzer wurden bereits in einem Aktienbuch registriert. Aus dem »Kontor VOC« entwickelte sich die erste Aktienbörse. Bei der Erstnotiz stieg der Kurs um 15 Prozent. 20 Jahre später, im Jahr 1622, betrug der Kurszuwachs bereits 300 Prozent, und rund 100 Jahre danach beim Allzeithoch stolze 1.200 Prozent. Ab dann ging es steil abwärts. 1799 kam durch Missmanagement das Aus für die AG. Die Entwicklung vom Top zum Flop gab es nicht erst zu den Zeiten am Neuen Markt.

Wirtschaftshistoriker leiten das Wort »Börse« von dem alten Patrizierhaus Beurse in Brügge aus dem 14. Jahrhundert ab. Die Hausfassade war mit dem Geschlechterwappen, drei Geldbeuteln, verziert. Das lateinische Wort »bursa« und der griechische Begriff »byrsa« bedeuten Leder- oder Geldtasche. In diesem Anwesen ließen sich reisende Kaufleute nieder und bildeten den Treffpunkt von Angebot und Nachfrage.

Die heutige Börse als Ort des Kapitals präsentiert sich als hoch organisierter Handelsplatz für Wertpapiere. Hier finden regelmäßig Kauf- und Verkaufsorders statt, Transaktionen genannt. Je nach Art der Wertpapiere unterscheiden wir die Aktienbörse (Anteilscheine, Dividendenwerte) und Rentenbörse (verzinsliche Wertpapiere, Rentenpapiere, Staats- und Unternehmensanleihen). Wie bei anderen Kaufverträgen sind auch die Transaktionen an der Wertpapierbörse zweiseitige Verpflichtungs- und Erfüllungsgeschäfte mit Einigung über Art, Menge und Preis des betreffenden Wertpapiers. Der Verkäufer veräußert zum Beispiel seine Aktien persönlich über einen Bankberater bzw. telefonisch oder online über seine Depotbank. Bei erfolgreichem Abschluss wird der Verkaufspreis abzüglich Spesen und Gebühren seinem Giro- bzw. Depotkonto gutgeschrieben. Der Käufer erhält die gewünschten Wertpapiere in sein Depot gebucht. Sein Konto wird mit dem Kaufpreis sowie den anfallenden Transaktionskosten belastet.

Der Finanzmarkt Börse weist folgende wichtige Merkmale auf:

Die gehandelten Wertpapiere sind »vertretbar«, d. h. untereinander austauschbar.

Sie sind physisch abwesend, liegen an der Börse nicht als Dokumente vor.

Es herrschen verbindliche Marktbräuche (Usancen), und die Geschäfte laufen standardisiert über ein elektronisches Handelssystem ab wie XETRA.

Die hauptsächliche Bedeutung liegt in der Marktfunktion, der marktgerechten Preisbildung und der von den Medien unterstützten Markttransparenz.

Der Handel geschieht an mehreren Börsenplätzen. In Deutschland sind dies neben Frankfurt die sechs Regionalbörsen Berlin-Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart.

1.5  Die Regionalbörsen als Handelspartner nutzen

Die Leitbörse in Frankfurt behauptet ihre führende Marktposition und ist mit ihrem leistungsfähigen elektronischen Handelssystem XETRA auf die Bedürfnisse der institutionellen Anleger ausgerichtet. Die Skulpturen von Bulle und Bär als Markenzeichen präsentieren sich am Börsenplatz vor ihrem Eingang. Wegen der geringeren Gewerbesteuer wurde jedoch der Geschäftssitz in das nahe Eschborn verlagert. Zuständig für die Organisation und Abwicklung ist die im DAX gelistete Deutsche Börse AG. Der schöne, von Grund auf erneuerte Börsensaal dient künftig nur noch als Platz für die Medienpräsenz. Der Parketthandel wird demnächst eingestellt.

Bulle und Bär als Symbole am Börsenplatz vor der Frankfurter Leitbörse

Die sechs Regionalbörsen Berlin-Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart konzentrieren sich auf die Privatanleger als Hauptzielgruppe. Sie stehen miteinander im harten Wettbewerb, etablieren sich in bestimmten Nischen und locken mit speziellen anlegerfreundlichen Angeboten. Die Privatanleger profitieren von einem preiswerten Service und dem verbesserten Anlegerschutz. Während Frankfurt die Handelszeit im elektronischen XETRA-System auf 09:00 Uhr bis 17:30 Uhr begrenzt, nehmen die Regionalbörsen Transaktionen bis 20:00 Uhr oder noch länger vor. Nach Frankfurt sind Stuttgart und dann München am besten positioniert. Einige kleinere Regionalbörsen kämpfen hart ums Überleben. Wer mehr wissen und den großteils hervorragenden Service testen will, sollte die Webseite der entsprechenden Regionalbörse anklicken.

Die Regionalbörsen positionieren sich in Marktnischen und spezialisieren sich auf bestimmte Anlageformen. So ist die Stuttgarter Börse durch den Zusammenschluss mit der EUWAX AG marktführend im Handel mit allen gängigen Zertifikaten, Optionsscheinen und Anleihen mit verbindlichen An- und Verkaufspreisen. Ende Juli 2010 betreute die EUWAX AG rund 420.000 Wertpapiere. EUWAX übernimmt die Skontroführung (Vermittlung von Börsengeschäften) und stellt gemeinsam mit der Stuttgarter Börse die Privatanleger mit den institutionellen Investoren bezüglich Transparenz, sekundenschneller Abwicklung und Preisgestaltung (»beste Preise«, niedrige Courtage) gleich. Einige Regionalbörsen versprechen günstigere Preise als XETRA, bieten verbindliche Kauf- und Verkaufskurse an mit garantierten Stückzahlen und dem besten Preis aus Anlegersicht.

Die Bayerische Börse bietet seit Juli 2011 mit ihrem Qualitäts-Marktsegment m:access aktuell 40 kleineren und mittleren Unternehmen einen transparenten Handelsplatz mit der Effizienz des Freiverkehrs bei vernünftigen Folgepflichten. Außerdem hat die Börse München gemeinsam mit Hauck & Aufhäuser Privatbankiers und der Baader Bank im November 2007 zwei Familienfirmen-Indizes entwickelt, nämlich die Deutsche Version HAFixD und die europäische Variante HAFixE. Die Börse München gewährleistet, dass bei Teilausführungen keine zusätzlichen Kosten anfallen, garantiert bei liquiden Titeln der führenden Indizes die sofortige Ausführung, verweist auf ihre hohe Spezialkompetenz bei Auslandsaktien und Renten, den fairen Handel mit Kontrolle des Bestausführungsprinzips sowie das breite Angebot von rund 11.000 Wertpapieren aus knapp 60 Ländern. Ab sofort kooperieren die Bayerische Börse, die Börsen Hamburg und Hannover im CFD-Handel miteinander.

Meine eigenen Testorders bei Regionalbörsen zeigen, dass nicht nur Transaktionen mit Aktien aus dem DAX und EURO STOXX 50, sondern ebenso mit Nebenwerten vom MDAX, TecDAX, teilweise auch SDAX und GEX sowie ausländischen Blue Chips sekundenschnell ausgeführt werden. Dies ist für all jene Privatanleger interessant, die ihre Wertpapiergeschäfte über eine Direktbank online oder telefonisch tätigen und sich beim Limit an den Echtzeitkursen orientieren.

Tipp: Die Aktien mittelständischer Unternehmen beispielsweise aus München, Stuttgart oder Hamburg sollten Sie am besten bei der dortigen Regionalbörse ordern, damit Ihr Auftrag rasch ausgeführt wird. Klicken Sie die Webseite der Regionalbörse Ihrer Wahl an, um sich über das aktuelle Angebot zu informieren.

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Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen

2.1  Börsenrückblick: Das Anlegerverhalten hinterfragen

Um zu begreifen, wie aus irrationalen Übertreibungen ein dramatischer Kursabsturz entsteht und warum ein Börsenboom in einem Crashszenario endet, zeige ich Hintergründe und Beispiele auf. Es geht um die Erkenntnis: Nach der Blase ist vor der Blase – abgeleitet von einer alten Fußballweisheit. Dass ein Crash zum Börsengeschehen gehört und letztendlich unvermeidbar ist, bestätigt der Rückblick auf ein Jahrzehnt. Der Crash zu Beginn des neuen Jahrtausends war die Folge sich auftürmender Spekulationsblasen im Zuge der Dotcom-Euphorie, begleitet von einer alle Maßstäbe sprengenden Überbewertung vieler Titel. Der jüngste Crash im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 wurde ausgelöst durch die sich zum größten Finanzdesaster seit 1929 ausweitende Subprimekrise. Hinzu kamen irrationale Faktoren, allem voran Herdentrieb, Angst und Panik.

Die Vorzeichen: Als 1995 der US-Browser Netscape seinen Börsengang antrat, verdoppelte das Internetunternehmen bereits am ersten Handelstag seinen Wert. Die Gründer waren plötzlich mehrfache Millionäre, obgleich sie in ihrer Firma noch keinen Gewinn erwirtschafteten. Netscape war der Funke, der den Ansturm auf das kalifornische Silicon Valley und die heute mit einigem Unverständnis betrachteten irrationalen Übertreibungen auslöste. Dies war die Geburtsstunde für die sich bildende und immer stärker aufblähende Internetblase. Selbst als sie platzte, nahmen dies viele Börsianer vorerst nicht wahr und gingen lediglich von einer überfälligen Korrektur aus.

DAX-Stationen

1. Januar 1998:

4.224 Punkte

1. Januar 1999:

5.006 Punkte

1. Januar 2000:

6.750 Punkte

Höchststand

7. März 2000:

8.064 Punkte

1. Januar 2001:

6.433 Punkte

1. Januar 2002:

5.160 Punkte

1. Januar 2003:

2.892 Punkte

Allzeittief

12. März 2003:

2.202 Punkte

1. Januar 2004:

3.965 Punkte

1. Januar 2005:

4.291 Punkte

Jahresende 2005:

5.408 Punkte

Jahresende 2006:

6.596 Punkte

Jahresende 2007:

8.067 Punkte

Jahresende 2008:

4.810 Punkte

Jahresende 2009:

5.957 Punkte

Jahresende 2010:

6.914 Punkte

Heute erscheint die »Goldgräberstimmung« des Internetbooms unwirklich, mag auch Google neue Fantasie schüren.

Fünf Jahre nach dem Gipfelsturm und dem sich anknüpfenden langgezogenen Crash zogen sich viele Anleger im Schatten wirtschaftlicher Unsicherheit und Terrorängste von der Börse zurück. Der damalige Wunsch: »Wie werde ich am Neuen Markt schnell reich?« wurde abgelöst von dem Ziel: »Wie sichere ich mein Anlagekapital vor Verlusten?« Heute ist die Markteinschätzung gespalten: hier die Hoffnung, dort die Angst.

Während der Interneteuphorie der späten 1990er-Jahre und auch noch Anfang 2000 kletterte der Dow-Jones-Index auf 11.900 Punkte, der DAX auf über 8.100 Punkte und der NEMAX 50 auf mehr als 9.600 Zähler. Ab Frühjahr 2000 war dieser Spuk vorbei. Die Spekulationsblase platzte. Die ganze Tragweite wurde anfangs unterschätzt; aber der schöne Traum vom anhaltenden Reichtum in der »New Economy« war vorbei. Die Börsenpresse sprach nun von der größten Geldvernichtung aller Zeiten statt wie zuvor von der wundersamen Geldvermehrung. Vielfach wurde übersehen, dass solche Krisen kein einmaliges Geschehnis sind, sondern sich früher oder später wiederholen.

Erinnert sei an die niederländische Tulpenmanie im 17. Jahrhundert, an die South-Sea-Bubble im 18. Jahrhundert, den Eisenbahn-Boom im 19. Jahrhundert, den überaus heftigen, in eine Weltwirtschaftskrise mündenden Börsencrash von 1929 sowie das Crashszenario 1987. Fast immer waren diese spekulativen Exzesse die Folge von Massenwahn, angeheizt durch Gier und Euphorie und eine danach ausufernde Angst und Panik. Irrationales Verhalten benebelt den Verstand und bewirkt hohe Vermögensverluste bis hin zum finanziellen Ruin. Die Internetblase wurde parallel zur Eisenbahnhysterie von einer technologischen Revolution begleitet.

Gedankensplitter rund um Spekulationsblasen

»Je neuer ein Trend ist und je mehr die Leute darüber reden, desto skeptischer sollten Anleger sein.«

Tobias Levkovich, Chefstratege Citigroup

Ein ungehörter Warnruf

Als die Aktienkurse in Deutschland den Höchststand erreichten, warnte die Finanzzeitschrift »Barron’s« vor der baldigen Zahlungsunfähigkeit etlicher Internetfirmen. Doch die als lästig empfundene Gefahr wurde verdrängt. Die Unternehmen verbrannten weiter das Geld ihrer Aktionäre.

Verzerrte Wahrnehmung

Pleiten im Internetsektor wie Gigabell, Kabel New Media oder Popnet am Neuen Markt kamen im Vergleich zur Anzahl von Insolvenzen in der Software- und IT-Branche seltener vor. Etliche der damals gegründeten Unternehmen waren noch nicht börsenreif. United Internet und Freenet schafften nach längerer Durststrecke den Turnaround. Seit ihren Tiefständen legten sie drei- bis vierstellig zu. Ganz zu schweigen von Googles fantastischem Börsendebüt. Jetzt aber zeigen sich erste Kratzer.

Viele Anleger glaubten in den 1990er-Jahren dass sich die Arbeitswelt in ein Onlineparadies verwandeln werde mit anhaltendem Aufschwung und Chancen auf Wohlstand für alle. Taxifahrer spekulierten mit Aktien, und die Boulevardpresse brachte Börsen-News auf der Titelseite. Heute stapeln selbst institutionelle Anleger ihr Kapital überwiegend in Anleihen. Die irrationelle Übertreibung kehrte sich ins gegenteilige Extrem eines Sicherheitsstrebens um jeden Preis, das den Blick für neue Chancen, für ein mutiges Stock-Picking verschleiert. So zeigt der Wegweiser klar in Richtung physisches Gold. Ein Allzeithoch jagt das nächste.

So haben viele Privatanleger, aber auch Banken und institutionelle Investoren die Rohstoffhausse verschlafen, obwohl sich das hier investierte Kapital seit 2002 trotz zeitweiliger Kurseinbrüche vervielfachte.

Dazu schreibt Max Deml, Finanzanalyst und Chefredakteur des Börsenbriefs ÖKO-Invest 2007: »Der Solaraktien-Index PPVX ist seit 2001 um 1.800 Prozent gestiegen. Wenn sich die Anleger vor zwei Jahren davon hätten abschrecken lassen, dass die Wertsteigerung schon damals bei 900 Prozent lag, hätten sie die weiteren starken Kursgewinne verpasst (Anmerkung: aber auch die darauf folgende heftige Durststrecke).« Hilmar Platz, Vorstand, Analyst und Umwelttechnik-Spezialist bei dem Münchner Finanzberater Kayenburg AG, empfiehlt: »Bei der Auswahl aussichtsreicher Investments sind viele Faktoren wichtig: Welche Märkte werden adressiert? Welches Geschäftsmodell, welche Technologien werden eingesetzt? Wie gut ist das Management? Für den Durchschnittsinvestor ist die Einschätzung dieser Aspekte eine große Herausforderung.«

Vertrauensbildende Maßnahmen in Deutschland

Mit einem Zehn-Punkte-Programm reagierte die Bundesregierung im Februar 2003 auf die dramatischen Kursverluste an den Kapitalmärkten. Der Anlegerschutz sollte gestärkt, verlorenes Vertrauen wieder aufgebaut werden. Dazu dienen die folgenden Gesetze:

Bilanzrechtsreformgesetz

Bilanzkontrollgesetz

Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes

Anlegerschutzverbesserungsgesetz

Und was geschieht heute?

Die sich seit Ausweitung der Finanzkrise verfestigende Risikoaversion, begleitet vom »Scheuklappensyndrom« (verdrängen, was der eigenen Sichtweise widerspricht), tut der Wirtschaft nicht gut, weckt Rezessionsängste und lähmt die Konjunktur durch zunehmende Kreditklemmen und ausbleibende Investitionen.