New York Affair - Manhattan für immer - Louise Bay - E-Book

New York Affair - Manhattan für immer E-Book

Louise Bay

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Beschreibung

Sie hatte klare Regeln. Doch Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden.

Ethan und Anna sind vielleicht durch mehrere tausend Meilen voneinander getrennt, aber ihre Regeln haben sie hinter sich gelassen. Doch es ist nicht nur die Entfernung, die ihrer gemeinsamen Zukunft im Weg stehen. Können sie die Vergangenheit wirklich hinter sich lassen und zusammen glücklich werden?

"Sehr, sehr heiß und so unterhaltsam!" Bookbitches Blog

Letzter Teil der New York Affairs.


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Inhalt

TitelZu diesem Buch 12345678910111213LeseprobeDie AutorinDie Romane von Louise Bay bei LYXImpressum

LOUISE BAY

New York Affair

Manhattan für immer

Ins Deutsche übertragen von Anja Mehrmann

Zu diesem Buch

Ethan und Anna sind vielleicht durch mehrere tausend Meilen voneinander getrennt, aber ihre Regeln haben sie hinter sich gelassen. Doch es ist nicht nur die Entfernung, die ihrer gemeinsamen Zukunft im Weg stehen. Können sie die Vergangenheit wirklich hinter sich lassen und zusammen glücklich werden?

1

Anna

Wie lange ich bereits dort gestanden hatte, wusste ich nicht. Ich betrachtete die Köpfe der Passagiere, die auf der anderen Seite der Sicherheitskontrolle auf den Duty-Free-Bereich zusteuerten. Vielleicht würde er seine Meinung ja noch ändern und wieder umkehren. Vielleicht würde er nachsehen, ob ich noch da war und nach ihm Ausschau hielt. Und falls er das tat, wollte ich sichergehen, dass es auch tatsächlich so war.

Ein kleines Kind rannte in mich hinein, und ich trat einen Schritt zurück, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als ich in die Hocke ging, um das kleine Mädchen zu beruhigen, rannte es davon. Der Vorfall hatte mich aus meinen Grübeleien gerissen, und ich blickte auf die Uhr. Fünf Minuten nach der Abflugzeit. Ich überprüfte die Anzeigetafel. Keine Verspätungen. Er war bereits in der Luft. Verschwunden.

Die dumpfen Magenschmerzen, die schon seit der Nacht zuvor in mir rumorten, kamen jetzt richtig durch. Mit unsicheren Schritten ging ich zu einer nahe gelegenen Bank, setzte mich und stützte den Kopf in die Hände. Er war tatsächlich weg.

Endlich hatten wir unser Gespräch über die Zukunft geführt. Ethan hatte mich nicht gebeten, nach New York zu ziehen. Ich hatte mir gewünscht, dass er das tun würde, aber den Gefallen tat er mir nicht. Andererseits hatte er die Sache zwischen uns auch nicht beendet. Er hatte gesagt, dass er mich liebte. Er hatte gesagt, er wünsche sich, dass es funktionierte, und ich beteuerte, dass auch ich mir das wünschte. Wir würden eine Fernbeziehung führen. Erleichterung und Euphorie hatten mich einige Stunden lang von den Komplikationen abgelenkt. Bis zu diesem Augenblick. Nun war ich wieder mit der Wirklichkeit konfrontiert, und die bestand darin, dass er in ein anderes Land ging. Wir lebten auf verschiedenen Kontinenten, was bedeutete, dass es Komplikationen geben würde. Diese Realität war nahezu unerträglich für mich.

Ich durchwühlte meine Tasche und holte Schlüssel und Handy heraus. Was musste ich als Nächstes tun? Ich konnte mich nicht mehr erinnern.

Entschlossen stand ich auf. Nach Hause fahren. Das musste ich jetzt tun. Ich ging zum Ausgang und nahm ein Taxi. Hatte ich dem Fahrer eigentlich gesagt, wohin die Reise gehen sollte? Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Rückbank.

»Miss? Hallo, Miss?«

Ich hob den Kopf. Es war der Taxifahrer. Er hatte angehalten. Ich blickte aus dem Fenster. Zu Hause.

»Tut mir leid, dass ich Sie wecke, Schätzchen«, sagte er. »Schlimmer Fall von Jetlag?«

Dabei hatte er mich gar nicht geweckt, jedenfalls nicht aus dem Schlaf.

Ich murmelte etwas Unverständliches und drückte ihm ein paar Geldscheine in die Hand.

Als ich die Wohnung betrat, beruhigte mich die vertraute Umgebung sofort. Es war zwar im Grunde kein Zuhause, kam dem aber immerhin recht nahe. Der Schmerz in meinem Magen wurde stärker, als mir einfiel, dass ich mir eine neue Wohnung würde suchen müssen. Diese hier blieb mir noch bis Ende März. Was würde bis dahin alles passieren? Zwischen Ethan und mir war nichts entschieden; wir wussten nur, dass wir irgendwie zusammen weitermachen wollten.

Ich streifte die Schuhe ab, ging ins Schlafzimmer und kroch vollständig angezogen unter die Decke. Ich konnte ihn immer noch riechen. Und fühlen.

Das gedämpfte Klingeln meines Telefons, das ich unter ein Kissen geschoben hatte, weckte mich. Es war immer noch dunkel. Ich strich mit dem Finger über das Wort »Sexgott« auf dem Display.

»Hey«, krächzte ich.

»Himmel, du klingst wahnsinnig sexy, wenn du gerade erst wach geworden bist.«

Obwohl ich noch halb schlief, musste ich grinsen.

»Du klingst immer sexy«, sagte ich. »Wo bist du?«

»In einem Taxi. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.«

»Das muss dir nicht leidtun. Ich habe dich vermisst.«

»Jetzt schon?«

Ich nickte. »Ja.«

»Nur drei Wochen, meine Schöne.«

Sobald wir Weihnachten hinter uns gebracht hatten, würde ich nach New York fliegen. »Ja, drei Wochen«, wiederholte ich.

»Und ich werde dich immer noch jeden Tag kommen lassen.«

Stöhnend presste ich die Schenkel zusammen. Ethan hatte mir versichert, dass diese Fernbeziehungsgeschichte funktionieren würde, weil er wusste, wie guter Telefonsex geht, aber der Gedanke, dass wir einander drei Wochen lang nicht berühren würden, war einfach schrecklich.

»Wenn ich dich so stöhnen höre, bekomme ich augenblicklich eine Erektion. Das ist unfair, du weißt doch, dass ich in einem Taxi sitze.«

Erneut musste ich grinsen. Ich konnte ihn also auch auf fünftausend Kilometer Entfernung scharf machen – das linderte meinen Trennungsschmerz ein wenig.

»Tut mir leid. Das wollte ich nicht.«

»Musst du auch nicht. Es reicht, dass du existierst.«

»Gott, Ethan, ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch. Und jetzt geh duschen. Du hast doch dieses Meeting um 8 Uhr 30.« Es gefiel mir, dass er meinen Terminplan kannte. Wie lange das wohl so bleiben würde? Er wusste, was ich in dieser Woche vorhatte, aber galt das auch für die folgende?

»Wie spät ist es?«

»Kurz vor sieben in deiner Zeitzone«, antwortete er.

Ich stöhnte erneut. Ich könnte eine ganze Woche schlafen, oder vielleicht sogar, bis es Zeit war, nach New York zu fliegen.

»Hör auf damit, Anna.«

»Entschuldige. Bitte, leg nicht auf.«

»Du musst jetzt unter die Dusche. Ich rufe dich wieder an, wenn ich geschlafen habe. Und hör auf zu schmollen.«

Ich musste lachen, denn ich schmollte tatsächlich.

»Also gut. Ich liebe dich. Schlaf gut.«

»Das werde ich. Und ich werde von dir träumen.«

Wie die meisten Londoner fuhr ich mit der U-Bahn zur Arbeit, aber ich fühlte mich nicht so wie die meisten Londoner. Irgendwie kam mir die Stadt weniger strahlend vor als sonst, es war, als hätte jemand den Kontrast runtergedreht – die Menschen waren von einem leichten Grauschleier überzogen. Ich fühlte mich ausgeschlossen, so als wüsste ich etwas, was sie nicht wussten. Ich bewegte mich in meinem eigenen Tempo, und die Leute, die rechts und links an mir vorbeigingen, rempelten mich an, aber das war in Ordnung, denn ich war anders. Ich wusste es. Ich wusste, wie es war, jemanden wirklich und wahrhaftig zu lieben. Es war unglaublich und ließ mich vor Angst erstarren. Noch nie hatte ich mich derart ausgeliefert und verletzbar gefühlt.

Wir hatten nicht über Dinge gesprochen, die noch in ferner Zukunft lagen, aber wir hatten einige Grenzen festgelegt und Regeln aufgestellt. Natürlich hatten wir das.

Regel Nummer eins war, dass wir jeden Tag miteinander sprechen würden. Und wenn es nur für zwei Sekunden wäre. Regel Nummer zwei lautete, dass wir uns jeden Monat sehen und immer wissen würden, wann wir uns das nächste Mal trafen. Regel Nummer drei war absolute Ehrlichkeit. Wenn einer von uns meinte, dass etwas nicht funktionierte, dann würden wir darüber reden und dafür sorgen, dass es wieder besser lief.

Aber Regeln waren da, um gebrochen zu werden, oder etwa nicht?

»Nicht zu fassen, dass ich ins Büro muss, obwohl ich mir Sexy Scott nicht mehr ansehen kann.« Kaum war ich von meinem Meeting zurück, pflanzte Lucy schon ihren Hintern auf meinen Schreibtisch.

Glaubte sie etwa, dass ich sie mochte? Ich war mir ziemlich sicher, ihr niemals Grund zu dieser Annahme gegeben zu haben.

Ich berührte den Hermès-Schal, den ich trug, um etwas von Ethan bei mir zu haben, und versuchte sie zu ignorieren. Während ich meinen Posteingang öffnete und meine E-Mails durchsah, plapperte sie weiter, aber ich schaffte es, sie auszublenden.

»Anna? Hörst du mir zu? Er war richtig scharf auf mich.«

»Wenn du meinst, Lucy«, sagte ich, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen.

»Meine Güte, du bist ja echt ’ne Zicke.«

»Wenn du meinst.«

Schließlich ließ sie mich in Ruhe, und ich umgab mich mit einem Kokon aus Schweigen, der hoffentlich deutlich signalisierte, dass sie mich nicht erneut ansprechen sollte. Ich wollte einfach nur meine Arbeit erledigen und nach Hause gehen. Doch obwohl Lucy mir auf die Nerven ging, hatte sie recht: Ohne Ethan gab es hier keine Freude. Nicht für mich. Nicht in diesem Moment.

Leah rief an, vermutlich, weil ich auf ihre E-Mails und Textnachrichten nicht geantwortet hatte.

»Wie wär’s mit einem Mädelsabend bei mir? Daniel ist bei einem Geschäftsessen«, sagte sie.

»Ich muss noch jede Menge Wäsche waschen und meine Eltern anrufen. Vielleicht an einem anderen Tag in dieser Woche?« Ich wimmelte sie ab, und das merkte sie. Ich wollte einfach keine Gesellschaft. Ich wollte Ethan um mich haben. Und in der Wohnung fühlte ich mich ihm nahe, auch wenn er nicht dort war.

»Entwickele dich bloß nicht zur Einsiedlerin. Das würdest du mir nicht erlauben, und umgekehrt gilt das genauso.«

»Ich weiß deinen Dienst bei dem Eremiten-Spähtrupp zu schätzen und bin dir dankbar dafür, aber es ist alles in Ordnung. Wir sprechen uns später.«

Ich tauchte wieder in die Arbeit ab, wo ich allein sein konnte.

Am frühen Nachmittag summte mein Handy. »Hey«, flüsterte ich.

»Ich habe von dir geträumt«, sagte er.

Ich stand auf und schloss die Tür zu meinem Büro.

»War es ein schöner Traum?«, fragte ich.

»Du hast mir einen geblasen, also würde ich sagen, ja, es war ein schöner Traum.«

»Wie romantisch. Du sagst immer so süße Sachen.« Ich lachte.

»Es gefällt mir nicht, ohne dich aufzuwachen«, sagte er, und mein Herz setzte einen Schlag lang aus.

»Ich weiß. Ich mag es auch nicht, ohne dich aufzuwachen. Aber bis zu deinem nächsten Blowjob in der Wirklichkeit sind es nur noch drei Wochen«, sagte ich, um die Stimmung aufzuheitern.

Ich hörte ihn am anderen Ende der Leitung stöhnen und musste lachen. »Nimm eine kalte Dusche, du Faulpelz. Ich rufe dich an, wenn ich wieder zu Hause bin.«

Ethan

Ich legte das Handy weg und begab mich ins Badezimmer. Galt Masturbieren als Betrug, wenn sie dabei nicht am Telefon war? Ich musste dahingehend dringend noch ein paar Regeln festlegen. Ich hatte die härteste Erektion aller Zeiten, und das störte meine Konzentration. Erneut griff ich nach dem Handy, um nachzusehen, was für E-Mails über Nacht gekommen waren. Vielleicht würde das helfen, das Blut wieder gleichmäßiger in meinem Körper zu verteilen.

Seit meiner Abreise hatten wir nur zwei kurze Gespräche miteinander führen können. Würde das so weitergehen? Als wir endlich über unsere gemeinsame Zukunft gesprochen hatten, hatte ich mich verdammt zusammennehmen müssen. Am liebsten hätte ich sie mir einfach über die Schulter geworfen und mit nach New York genommen. Aber ich hatte es geschafft, mich unter Kontrolle zu halten. Offenbar war es ihr wichtig gewesen, zu verstehen, was ich wollte, und mir wiederum war es schwergefallen, genau zu begreifen, was sie glücklich machen würde. Als ich vorschlug, es mit einer Fernbeziehung zu versuchen, schien sie erleichtert.

Ich wusste nicht, welche Alternative ihr mehr Angst machte – der Gedanke, dass ich sie mitnehmen oder dass ich es beenden würde. Aber ich hatte Anna nicht unter Druck gesetzt. Vielleicht fürchtete ich mich nur vor ihrer Antwort. Wir hatten zwar absolute Ehrlichkeit vereinbart, aber ich spürte genau, dass sie etwas zurückhielt, und mir ging es genauso. Ich hatte nicht von ihr verlangt, mit mir nach New York zu gehen. Die Vorstellung, dass sie allein in London zurückbleiben würde, war jedoch verdammt erschreckend – sie konnte jederzeit ihre Meinung über uns ändern oder einen anderen kennenlernen. Auch die Vorstellung, ohne sie zu sein, war verdammt erschreckend – für mich war sie inzwischen fast so lebensnotwendig wie die Luft zum Atmen. An mein Leben vor ihr konnte ich mich kaum erinnern, und das Wenige, das ich noch wusste, gefiel mir nicht. Ich wollte nicht wieder zu komplikationslosem Sex ohne Unklarheiten zurück. Anna verkörperte alles, wogegen ich mein Leben lang angekämpft hatte, aber jetzt war sie alles, was ich wollte.

Drei Wochen. Wie sollte ich drei Wochen ohne sie überleben? Es fiel mir schon schwer, ein paar Stunden zu überbrücken. Ich brauchte einen Plan. Ich würde trainieren gehen. Das könnte funktionieren. Ich würde zahllose Stunden im Büro verbringen. Auch das war eine gute Ablenkung. Und ich könnte dieses Wochenende mit Andrew und Mandy, meinen Collegefreunden, abhängen. Ja, das war doch ein Plan. Jetzt musste ich nur noch dafür sorgen, dass Anna von nichts und niemand außer mir abgelenkt wurde. Ich würde dafür sorgen, dass sie ständig an mich dachte.

»Dann stehst du jetzt also offiziell unter dem Pantoffel?«, fragte Andrew. Ich lächelte und zuckte mit den Achseln. »Ich wusste, dass das irgendwann passieren würde«, sagte er.

Andrew hatte ein gemeinsames Mittagessen vorgeschlagen, und ich hatte meinen Assistenten einen Tisch in dem Lokal reservieren lassen, in dem ich am Morgen nach unserer ersten gemeinsamen Nacht nicht ganz zufällig auf Anna und Leah gestoßen war. Schon damals war ich verrückt nach ihr gewesen.

»Was soll ich dazu sagen? Dieser Pantoffel ist es wert.«

»Und, kommt sie Weihnachten rüber?«

»Zum Jahreswechsel«, stellte ich richtig. »Ich lade meine Eltern über Weihnachten nach Aspen ein. Sie sind enttäuscht, dass Izzy nicht da ist, also dachte ich, Aspen macht es vielleicht wieder wett. Anna kommt am siebenundzwanzigsten dazu.«

»Und dann?«

»Wie, und dann?«

»Na ja, ich meine, zieht sie dauerhaft in die Staaten? Gehst du nach London? Wirst du sie heiraten?«

Ja, ja und ja? Nein, vielleicht und irgendwann? Ich kannte die Antworten nicht und zuckte erneut mit den Schultern.

»Aber du liebst sie doch, oder?«

Ich konnte nichts gegen das Grinsen tun, das sich in meinem Gesicht ausbreitete. »Ja, ich liebe sie.«

»Dann zieh es durch, Alter.«

Andrew war ein toller Freund. Er hätte unzählige Argumente anführen können, um mir Anna auszureden, aber stattdessen wollte er, dass ich mein Mädchen bekomme.

»Danke, Mann. Ich werde einen Weg finden, damit wir beide wieder auf demselben Kontinent zusammen sein können.«

»Gut so. Mädchen wie Anna und Mandy trifft man nicht allzu oft. Mach bloß keinen Mist.«

»Guter Tipp. Und so eloquent formuliert.«

»Also, wollt ihr Silvester mit Mandy und mir verbringen oder habt ihr andere Pläne?«

»Ich weiß, dass Anna euch gern sehen würde, aber können wir uns an einem anderen Abend treffen? Vielleicht am Tag davor? Zum Brunch oder so? An Silvester habe ich andere Pläne für uns.«

Ich hatte vor, den letzten Abend des Jahres zu etwas Besonderem zu machen, wusste aber noch nicht genau, wie.

»Viel zu tun bei der Arbeit?«, erkundigte sich Andrew.

»Ja, aber jetzt, wo ich wieder zurück in den Staaten bin, wird es hoffentlich besser. Die Mandanten sind verdammt anspruchsvoll. Es war schwer, alles von London aus zu managen, aber jetzt sollte es leichter werden.« An diesem Abend würde ich nicht lange bleiben. Um 19 Uhr wollte ich zu Hause sein, denn ich hatte ein Versprechen zu halten. Ich musste dafür sorgen, dass mein Mädchen jeden Tag ihren Orgasmus bekam. Fuck, bei dem bloßen Gedanken begann sich mein Schwanz zu rühren. »Wie geht es Mandy?«, fragte ich, denn ich wusste, dass ich mich wieder beruhigen würde, wenn wir über sie redeten.

»Gut. Sie will, dass wir zusammen essen gehen, damit sie dir die Hölle heißmachen kann, weil du Anna in London zurückgelassen hast.«

»Ich habe sie nicht zurückgelassen. Sie wohnt da.«

»Ich weiß, Mann, aber du kennst Mandy doch. Sie ist total begeistert, dass du endlich jemanden gefunden hast.«

Gegen meinen Willen musste ich grinsen. Auch ich war begeistert, dass ich Anna gefunden hatte. Jetzt mussten wir es nur noch schaffen, auf demselben Kontinent zu leben.

2

Ethan

Auf dem Rückweg ins Büro schrieb ich Anna eine Nachricht.

Ich: Bin um 19:00 Uhr zu Hause. Kannst du so lange aufbleiben?

Anna: Für dich die ganze Nacht.

Ich: Gut. Ich will, dass du nackt im Bett liegst, wenn ich anrufe.

Anna: Sehr wohl, Sir.

Ich: Hör mit dem »Sir« auf, ich werde hart.

Anna: So gefallen Sie mir, Sir.

Verdammt, mit einer Nachricht aus fünftausend Kilometern Entfernung verpasste sie mir eine Erektion. Wenn es um Anna ging, war ich wie ein Teenager. Vielleicht sollten wir eine »Keine-Nachricht-während-der-Arbeitszeit«-Regel einführen.

Allmählich fand ich zu meiner Arbeitsroutine zurück. Nachdem ich drei Monate lang alles von London aus geregelt hatte, schien in New York alles viel einfacher zu sein und viel schneller zu gehen. Um 20 Uhr hatte ich noch eine Telefonkonferenz, aber die konnte ich auch von zu Hause aus führen. Das bedeutete, dass ich eine Stunde mit Anna hatte. Der Gedanke an sie – wie sie nackt im Bett lag, ihre samtweiche Haut nur von unseren Laken bedeckt – ließ meinen Schwanz zucken, also unterdrückte ich die Vorstellung und widmete mich weiter dem Tagesgeschäft.

Es war kurz vor 19 Uhr, und ich steckte im Stau. Verdammt. Ich wollte keine einzige Minute mit ihr verlieren, also rief ich sie aus dem Taxi an.

»Hallo, mein stattlicher Mann.«

»O Gott, Anna, ich liebe dich.« Ich konnte nicht anders, ich liebte sie, und sie liebte mich.

»Ist alles in Ordnung?« Ihre Stimme klang besorgt. Aber warum? Weil ich ihr gesagt hatte, dass ich sie liebte? Wenn das Fragen aufwarf, tat ich es wohl nicht oft genug.

»Ja, ich wollte dir nur sagen, dass ich dich den ganzen Tag lang vermisst habe.«

»Ich habe dich auch vermisst. Ich bin nicht gerne ohne dich hier. Es fühlt sich irgendwie falsch an.« Mein Magen zog sich zusammen, als ich ihre Worte hörte. Offenbar vermisste sie mich genauso sehr wie ich sie.

»Wo bist du?«

»Ich bin im Bett.«

»Habe ich dich geweckt? Hast du schon geschlafen?«

»Nein, ich habe auf deinen Anruf gewartet. Du hast gesagt, ich soll nackt im Bett liegen, und genau das tue ich gerade.«

Ich stöhnte, und der Taxifahrer warf mir im Spiegel einen Blick zu.

»Verdammter Verkehr«, brachte ich hastig hervor.

»Wo bist du?«

»In einem Taxi. Der Verkehr ist zum Kotzen. Na ja, allzu lange kann es nicht mehr dauern. Ich konnte es nur nicht erwarten, deine Stimme zu hören.«

»Ist schon in Ordnung. Keine Eile.« Von der Telefonkonferenz um 20 Uhr hatte ich ihr nichts erzählt, denn sie sollte nicht glauben, dass ich sie zwischen zwei Termine quetschte oder dass es für unser Gespräch ein zeitliches Limit gab. »Wie war dein Tag?«

»Ganz okay. Ich war mit Andrew essen und habe eine Menge geschafft.«

»Wie geht es ihm und Mandy?«

»Gut. Sie wollen dich sehen, wenn du herkommst. Ich gehe irgendwann diese Woche mit den beiden essen.«

»Ich bin froh, dass du sie hast.«

»Ich auch. Ich habe dir etwas dagelassen, in der obersten Schublade, die, in der meine Sachen waren. Geh mal nachsehen.«

Anna

»Tatsächlich? Was denn?«, fragte ich.

»Geh nachsehen«, wiederholte er.

Ich kletterte aus dem Bett, ging zu Ethans Schublade und zog sie heraus. Beim Anblick der leeren Lade zog sich mein Magen zusammen. Noch eine Erinnerung daran, dass er nicht da war. Aber die Schublade war nicht ganz leer. Eine kleine orangefarbene Schachtel mit dem mittlerweile vertrauten Hermès-Logo lag darin. Ich grinste, nahm das Kästchen und ging wieder ins Bett.

»Hast du es gefunden?«

»Ja. Aber du musst mir keine Geschenke machen.«

»Möchte ich aber. Ich glaube, du bist die einzige Frau auf der Welt, die sich darüber beschwert, Geschenke zu bekommen.«

»Ich beschwere mich ja gar nicht. Ich will nur nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, mir etwas zu schenken.«

»Ich tue das gern. Gefällt es dir?«

»Ich habe es noch nicht geöffnet.«

»Wir sollten das hier per Facetime machen. Ich will dich sehen.«

»Drei Wochen noch. Wo bist du jetzt?«

»Kurz vorm Ziel. Mach dein Geschenk auf.«

Ich gehorchte. Ich liebte es, dass er daran gedacht hatte, vor dem Abschied etwas für mich zurückzulassen. Er machte seine Sache als fester Freund sehr gut, obwohl er kaum Übung darin hatte. In dem Kästchen lag ein wunderschönes blaues Emaille-Armband. »Himmel, Ethan, es ist wunderschön. Danke, vielen Dank!«

»Leg es an. Ich möchte mir vorstellen, wie du aussiehst, wenn du außer dem Armband nichts trägst.«

Bei dem Gedanken, zugleich eine Fantasie und eine Realität für ihn zu sein, musste ich lächeln. »Es passt hervorragend, danke schön. Ich werde dir ein Bild schicken.«

Am anderen Ende der Leitung wurde der Straßenlärm nun lauter. »Wo bist du?«, fragte ich.

»Ich bin ausgestiegen und gehe zu Fuß. Bin gerade am Anfang des Blocks.«

»Ich will mehr über deinen Tag hören.«

»Komplett uninteressant verglichen mit dir … nackt in unserem Bett«, erwiderte er.

Unser Bett. Er sah es immer noch als unseres an.

»Erzähl schon. Ich will alles hören, so als lägst du neben mir«, sagte ich.

»Wenn ich bei dir wäre und du nackt wärst, würde ich bestimmt nicht von meinem Tag erzählen.«

Ich fragte mich, wie viele Frauen wohl heute mit Ethan geflirtet hatten, an einem Tag, an dem ich nicht die Hände um seinen Schwanz legen und dafür sorgen konnte, dass es meine Augen waren, in die er blickte, wenn er kam. Ich musste den Gedanken beiseiteschieben.

»Nein? Was würdest du denn tun? Sag’s mir.«

»Du wirst noch mein Tod sein, meine Schöne. Aber ich werde glücklich sterben, so viel ist sicher.«

Mir wurde am ganzen Körper heiß. Der Gedanke, die eine zu sein, die ihn glücklich machte … Konnte ich diese Frau wirklich sein? Es war alles, was ich mir wünschte. Der Straßenlärm wurde wieder leiser.

»Wenn ich jetzt da wäre«, fuhr Ethan fort, »dann würde ich dich auf den Rücken in unser Bett legen und eine Weile deinen Duft einatmen. Ich liebe deine Haut, wie weich sie ist, und wie sie schmeckt. Ich liebe das Gefühl, meine Finger auf dir zu haben, in dir … überall.«

Seine Worte riefen die vertraute Nässe zwischen meinen Schenkeln hervor. Es war, als würde er meinen Körper anbeten.

Seine Stimme und das Prickeln auf meiner Haut ließen mich seine Abwesenheit noch deutlicher spüren. Ich war mir all dessen bewusst, was ich nicht fühlen konnte. All dessen, was er mit meinem Körper gemacht hätte, wäre er hier bei mir gewesen. Der ein wenig zu feste Druck seiner Daumen an meinen Hüften. Wie er seine Lippen über jeden Zentimeter meiner Haut wandern ließ. Wie sich sein muskulöser Körper unter meinen Fingern, meinen Lippen, meiner Zunge anfühlte.

Meine Brustwarzen wurden hart und drückten sich in die Laken, unter denen ich lag. Ich presste die Beine zusammen. »Ich wünschte, du wärst hier bei mir.«

»Meine Schöne, in dieser Sekunde gibt es nichts, was ich mir mehr wünsche.« Am anderen Ende der Leitung klimperten Schlüssel, und eine Tür schlug zu.