Nie wieder Blähbauch - Dr. med. Martin Wilhelmi - E-Book
SONDERANGEBOT

Nie wieder Blähbauch E-Book

Dr. med. Martin Wilhelmi

0,0
16,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 15,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nie wieder Blähbauch            Völlegefühl, lästige Blähungen oder Luft im Bauch. Millionen von Menschen leiden unter Problemen mit dem Magen und Darm. Der neue Titel von GU spricht die Symptome offen an und zeigt wirkungsvolle Konzepte und Lösungsansätze. Geballtes Expertenwissen Ein erfahrenes Team aus zwei Ärzten und einer Ernährungsberaterin erklärt leicht verständlich mögliche Ursachen der Beschwerden. Das Konzept: einfache, alltagstaugliche Tipps, Maßnahmen und Rezepte, die Bauch, Magen und Darm entlasten. Ob zum Frühstück, Lunch oder Abendessen: Die Gerichte sind leicht zu kochen und besonders lecker. Gesunde Ernährung und bewusster Lebensstil sorgen für Energie und Vitalität. Mit diesem Buch kommt die Freude am Essen und Genießen zurück. Für ein gutes Bauchgefühl. Inhalt: - "Darmgas ganz natürlich", "Beeinflussung des Mikrobioms", "Wie entstehen Blähungen?", "Das Reizdarm-Syndrom", "Und was ist mit der Ernährung", "Therapie", "Das FODMAP-Konzept", "SIBO", "Das Gluten-Problem: Zöliakie, NCGS, Weizenallergie", "Antinährstoffe", "Rezepte" - Hilfreiche Tabellen für Lebensmittel - Infos zu Allergien und Unverträglichkeiten - FODMAP-Konzept mit Einführung und praktischen Tipps

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 241

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

 

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

 

Projektleitung: Elke Sieferer

Lektorat: Dr. Stefanie Gronau

Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München

eBook-Herstellung: Anja Dengler, Werkstatt München

Covergestaltung: Yuliia Antoniuk, Bianca Isack

 

ISBN 978-3-8338-7003-3

1. Auflage 2019

 

Bildnachweis

Coverabbildung: Dmitri Broido, (Ballon: Fotolia)

Illustrationen: Ela Strickert (Innenteil und vordere Buchklappe), The Noun Project (hintere Buchklappe)

Autorenfotos: privat; Rezept-Fotos: Silvio Knezevic

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-7003 05_2019_01

 

Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.

 

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

 

www.facebook.com/gu.verlag

 

 

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

 

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteuren/innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Haben Sie weitere Fragen zu diesem Thema? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung, auf Lob, Kritik und Anregungen, damit wir für Sie immer besser werden können. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem online-Kauf.

 

KONTAKT

GRÄFE UND UNZER VERLAG LeserservicePostfach 86 03 1381630 MünchenE-Mail: [email protected]

 

Telefon: 00800 / 72 37 33 33*Telefax: 00800 / 50 12 05 44*Mo-Do: 9.00 – 17.00 UhrFr: 9.00 bis 16.00 Uhr (*gebührenfrei in D,A,CH)

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Autoren dar. Sie wurden von ihnen nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen weiterhin selbst verantwortlich. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle Nachteile und Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Backofenhinweis

Die Backzeiten können je nach Herd variieren. Die Temperaturangaben in unseren Rezepten beziehen sich auf das Backen im Elektroherd mit Ober- und Unterhitze und können bei Gasherden oder Backen mit Umluft abweichen. Details entnehmen Sie bitte der Gebrauchsanweisung Ihres Herds.

WENIGER FODMAP IN 5 SCHRITTEN:

• FODMAP-ARME GEMÜSE UND FRÜCHTE WÄHLEN;Zwiebel und Knoblauch (auch in Pulverform in Gewürzen) konsequent meiden

• Weizen und seine Urformen DURCH DINKEL und andere glutenfreie Getreidearten ERSETZEN, auf Brote mit langer Teigführung achten

• LAKTOSEFREIE Milch, Joghurt- und Frischkäseerzeugnisse wählen

• auf zuckerfreie Kaugummis und BonbonsVERZICHTEN

• Fenchel- und Kamillentee weglassen und aufPFEFFERMINZTEE umsteigen

VORWORT

»Wie schwanger« fühlt es sich für viele Menschen an, wenn sie einen riesigen Blähbauch haben. Am Morgen ist der Bauch meist noch flach, wird dann im Laufe des Tages größer und größer, bis am Abend Kleidung oder Gürtel nicht mehr so recht passen. Damit einher gehen oftmals Unwohlsein, »peinliche« Verdauungsgeräusche oder gar Bauchschmerzen und Veränderungen des Stuhlgangs. Das Ablassen von Luft nach oben oder unten kann kurzfristig helfen, löst aber nicht das grundsätzliche Problem und ist meist auch wenig sozialverträglich. Oft sind die Beschwerden so stark, dass sich die Betroffenen zurückziehen oder schämen, in Gesellschaft zu sein. Unzählige Patienten haben uns aufgrund dieser Problematik in den vergangenen Jahren aufgesucht und eindrückliche Fotos auf ihren Smartphones dargeboten: schwangere Bäuche ohne Schwangerschaft.

Für uns Grund genug, ein Buch zu schreiben, das sich umfassend mit diesem Thema befasst. Im theoretischen Teil erhalten Sie einen Überblick, was wir zum derzeitigen Stand der Forschung über Ursachen und Entstehung des Blähbauchs wissen. Gleichzeitig versuchen wir dabei die Thesen und Theorien abzugrenzen, die bislang (noch) nicht wissenschaftlich bewiesen werden konnten. Besonderes Augenmerk liegt aber auf den praktischen Hinweisen, wie Sie Ihre Beschwerden mittels Ernährungsanpassung lindern oder sogar vollständig beseitigen können. Diese basieren zum einen auf wissenschaftlichen Daten, zum anderen auf unserer langjährigen Erfahrung in der gastroenterologischen und ernährungsmedizinischen Praxis. Gerade diesen gemeinsamen Ansatz einer Betreuung durch Arzt und Ernährungsberatung möchten wir besonders hervorheben, da unserer Erfahrung nach hierdurch die größten Erfolge in der Behandlung von Patienten erzielt werden können.

Daher stellt dieses Buch ein Gemisch beider Sichtweisen dar, vertreten durch den Arzt Dr. med. Martin Wilhelmi und die Ernährungsberaterin Diana Studerus, die jeweils in dasselbe Ziel münden: den Blähbauch zu vertreiben und Beschwerdefreiheit zu erreichen durch fundiertes Wissen und eine individuell angepasste Ernährung. Inspiriert und mitgestaltet ist unser Buch durch Prof. Peter Gibson, der mit seinem Team in Australien die FODMAP-Diät erfunden hat – die derzeit stärkste Waffe im Kampf gegen den Blähbauch. Insgesamt soll eine praxisnahe und leichte Hilfe für alle Betroffenen angeboten werden. Kommen Sie daher mit auf unseren Flug durch die Welt der Darmgase, Blähbäuche und der Ernährungsmedizin: »Sit back, relax and enjoy your flight!«

FODMAP – DOWN UNDER

Der Pilot des Airbus A380 drückt die Schubhebel nach vorne. Das Kerosin strömt in die Triebwerke, beschleunigt die Luft und schiebt die schwere Maschine immer schneller werdend über die Startbahn, bis sie sich langsam in die Luft hebt – in Richtung Australien. Mehr als 800 Passagiere sitzen auf ihren Plätzen. Der Umgebungsdruck nimmt ab und das Gas in ihren Därmen beginnt sich mit jedem gewonnenen Höhenmeter langsam auszudehnen. »Jet bloat«, meint eine der Stewardessen und lacht. Trinkt man am Boden ein Glas Mineralwasser, hat man in 10 km Höhe einen Gasballon im Bauch. »Wie schwanger fühlt man sich dann«, ergänzt sie.

Später sitzen wir an der Bar und sprechen schon wieder über Gas im Magen-Darm-Trakt. Die Stewardessen kichern und berichten, dass sie alle während der Flüge sehr häufig pupsen müssen. Es ist kaum zu vermeiden. Das Thema ist tabu und doch betrifft es alle. »Es kommt aber auch darauf an, was man isst und trinkt«, bemerkt die Chef-Stewardess. »Und man darf sich das Pupsen nicht verkneifen«, fügt eine andere hinzu, »sonst bläht man auf wie ein Ballon.« Noch zwölf Stunden bis Australien.

Wir sind auf dem Weg nach Down under, dem Land, in dem das Gas im Magen-Darm-Trakt erforscht wird wie nirgendwo sonst auf der Welt. Wir müssen ganz hinunter an den Südzipfel des Kontinents, nach Melbourne. Das Land ist riesig und der Flug endlos. Wenn man schon fast nicht mehr daran glaubt, erreicht man dann doch endlich die große Stadt direkt am Meer. In Melbourne treffen wir an der Monash University Professor Peter Gibson und sein Team, die »Entdecker« der FODMAP.

Gut gelaunt führt uns der sympathische Magen-Darm-Spezialist durch seine Sprechstunde. Immer sind eine Ernährungsberaterin und eine Psychologin an seiner Seite. Ein Psychoanalytiker erklärte uns dazu, dass dies unbewusst einer familiären Betreuung ähnele mit Vater- und Mutterfiguren und deshalb helfen kann, die Botschaften mit der nötigen familiären Autorität glaubwürdig und wirksam zu übermitteln – aha! Viele der Patienten und Patientinnen klagen über geblähte Bäuche, Flatulenz (übermäßiges Pupsen), aber auch Bauchschmerzen, Durchfall und andere Beschwerden. »Vor allem abends fühle ich mich wie schwanger«, wissen viele der Betroffenen zu berichten. Reizdarmsyndrom (RDS) oder im Englischen irritable bowel syndrom (IBS) ist die häufigste Diagnose bei diesen Patienten.

»Und die Umstellung der Ernährung ist der Königsweg, um diese Beschwerden zu lindern oder sogar vollständig zu vermeiden«, meint Peter Gibson lachend. In seiner Abteilung am Alfred Hospital in Melbourne türmen sich Lebensmittel aus aller Welt. »Wir messen den Gehalt an FODMAP in diesen Lebensmitteln und kennzeichnen sie«, erklärt die Laborassistentin, während wir durch die Kellergewölbe an vielen Maschinen vorbeikommen, die alle auf Hochtouren laufen. »Das ist zwar sehr aufwendig, aber so können wir den Menschen helfen, besser einzuschätzen, welche Lebensmittel mehr Beschwerden auslösen als andere«, fährt sie fort.

»Was sind denn nun diese FODMAP?«, frage ich Peter Gibson beim Kaffee. Eigentlich weiß ich das ja schon und kenne alle seine Veröffentlichungen, möchte aber seine Erklärung hierzu einfach mal persönlich hören. »Ganz einfach, das sind blähende Lebensmittel«, ist die Antwort. »Bestimmte Zuckerarten führen bei Menschen mit Reizdarm häufig zu Beschwerden.« FODMAP ist hierbei eine Abkürzung für fermentable oligo-di-monosaccharide and polyole. Diese Stoffe sind in vielen sehr verschiedenen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Milch- und Getreideprodukten enthalten.

Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen, wusste schon der Volksmund, genauso, dass Zwiebeln und Knoblauch zu Gas im Magen-Darm-Trakt führen. Was ist also neu an der Geschichte? »Neu daran ist, dass man praktisch alle Lebensmittel auf den Gehalt an FODMAP prüfen kann«, meint Peter Gibson. Die Studien hierzu waren dann aber auch entsprechend aufwendig. Patienten mit dem typischen Reizdarmsyndrom bekamen über mehrere Wochen Mahlzeiten entweder mit hohem FODMAP-Gehalt (eine standardisierte australische Diät mit viel Gemüse) oder eine Diät mit reduziertem FODMAP-Gehalt. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Gruppe der Versuchspersonen, denen eine Ernährung mit niedrigem FODMAP-Gehalt zugeteilt wurde, hatte kaum Beschwerden. Aufgrund dieser Untersuchungen wird die sogenannte Low-FODMAP-Diät in Großbritannien als Erstlinientherapie bei Reizdarmbeschwerden empfohlen. Andere Länder werden dieser Empfehlung wahrscheinlich folgen. Im praktischen Teil des Buches führen wir daher mit vielen Tipps und Tricks durch diese Diät.

Diana: »Ich muss mich hier einmal einschalten. Wenn Martin Diät sagt, meinen wir keine Abmagerungskur. Wir denken dabei an eine gezielte Ernährungsanpassung (englisch: diet) und erklären Ihnen im theoretischen Teil des Buches, wie Sie mit einer cleveren Nahrungsmittelauswahl dazu beitragen können, weniger unter Blähungen zu leiden. Mit einer Schlankheitskur hat das nichts zu tun, Sie werden mit einer FODMAP-armen Ernährung nicht abnehmen, aber Sie fühlen sich mit Sicherheit weniger ›wie schwanger‹!«

Martin: »Das stimmt! Wenn Sie abnehmen möchten, sind Sie bei uns falsch! Wir wollen den Blähungen den Garaus machen. Peter, wie seid ihr eigentlich auf die Abkürzung FODMAP gekommen?«

Peter: »Wir hatten ein Konzept entwickelt, das alle kurzkettigen Kohlenhydrate (bestimmte Zuckermoleküle), die im Darm nur sehr langsam aufgenommen oder auch gar nicht verdaut werden können, zusammenfasst. Diese Stoffe werden dann im Dickdarm von Bakterien fermentiert und führen bei Menschen mit hoher Empfindlichkeit zu Beschwerden. Hierbei traten insbesondere zwei Probleme auf: Zum einen handelt es sich bei den Bezeichnungen dieser Moleküle allesamt um Zungenbrecher, darum brauchte es ein einfach verständliches Wort. Zum anderen war es ein grundsätzliches Problem, von Begriffen wie Fruktoseintoleranz oder Laktoseintoleranz wegzukommen – und das ist es teilweise immer noch. Wir wollen, dass Menschen eher in Lebensmittelgruppen denken, nicht in einzelnen Substanzen. Also haben wir einen internen Wettbewerb in unserer Forschungsgruppe ausgeschrieben, um das beste Wort hierfür zu finden. FODMAP hat gewonnen! Man sagte uns zu Beginn, das sei ein hässliches Wort und niemand werde es sich merken können. Aber das Gegenteil war der Fall. Der Name war einprägsam und etablierte sich.«

Martin: »Ja! FODMAP ist der Hoffnungsschimmer für alle Blähbäuche und wir sind froh, dass das Konzept den Weg von Australien nach Europa fand. Eine weite Reise.«

THEORIE

DIE BASICS

BLÄHBAUCH UND REIZDARM

»Wie schwanger« fühlt es sich für viele Menschen an, wenn sie einen riesigen Blähbauch haben. Begleitet wird dieser häufig von Unwohlsein, peinlichen Verdauungsgeräuschen, Bauchschmerzen und Veränderungen des Stuhlgangs. Hinzu kommt, dass sich viele Betroffene mit ihrem Problem nicht ernst genommen fühlen. Doch diese Zeiten sind vorbei! Dank wissenschaftlicher Forschung weiß man inzwischen mehr über die Ursachen des Blähbauchs – und wie man dagegen vorgehen kann! Die Anpassung der Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Alles, was Sie wissen müssen, um Blähbauch und Reizdarm in den Griff zu bekommen!

DARMGASE – ALLES GANZ NATÜRLICH

Zunächst die gute Nachricht: Gasbildung im Verdauungstrakt ist ein ganz natürlicher Prozess, und zwar bei jedem Menschen, egal, ob mit oder ohne Blähbauch!

Die »Luft« im Darm ist ein Gemisch verschiedener Gase, darunter vor allem Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid und Fäulnisgase, wie z. B. Methan und Schwefelwasserstoff. Letztgenannte sind auch die Ursache für den üblen Geruch mancher Fürze, der an faule Eier erinnern kann.

Diana: Ja, liebe Leser, wir nennen das Kind hier beim Namen! Ein Furz, ein Pups, eine Flatulenz – nennen Sie es, wie Sie wollen, wir wissen ja alle, worum es geht.

Durchschnittlich finden sich 50–200 ml Gas im Magen-Darm-Trakt. Die tägliche Ausscheidung über den Enddarm beläuft sich auf ca. 600 ml, kann aber nahrungsbedingt sehr stark variieren und bis zu 2 l betragen! Dies bedeutet, dass wir bis zu 2 l Luft ablassen müssen am Tag – stellen Sie sich das ruhig mal vor! Ein Furz entweicht uns mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3 m/s aus dem Enddarm, und das im Durchschnitt 14-mal pro Tag. Der Klang wird dabei durch die Geschwindigkeit des Auspressens und den Druck des Schließmuskels bestimmt und variiert daher in weiten Grenzen. Vom hohen Piepser bis zum tiefen Grollen kann das gesamte Tonspektrum auftreten und die Menschen erheitern oder entsetzen. Je nach Betrachtungsweise.

Der moderne Mensch hat seine Gasausscheidung zum größten Teil tabuisiert, daher ist es schwierig, Gasansammlungen gesellschaftskonform loszuwerden. Sprich, Pupsen gehört sich einfach nicht! Doch woher stammt eigentlich das ganze Gas?

WO KOMMT DIE LUFT HER

Ein großer Teil der Darmgase kommt auf natürlichem Wege durch das Verschlucken von Luft über den Mund und die Speiseröhre in den Magen (Aerophagie). Dabei wird das Luftschlucken meist durch zu schnelles Essen oder Trinken verursacht. Häufig geschieht dies unbewusst. Auch über kohlensäurehaltige Getränke oder das Kauen von Kaugummi gelangt überschüssige Luft in den Magen. Eine verstopfte Nase oder andere Atemprobleme führen über eine gesteigerte Mundatmung gleichfalls zu unkontrollierter Luftaufnahme, genauso Stresszustände, die mit erhöhter Nervosität und Anspannung einhergehen.

Diana: »Martin, ehrlich gesagt glaube ich ja nicht an die Luftschluck-Theorie. Wir haben doch im Magen einen Bereich (Fundus), der die Luft sammelt und dann wieder nach oben abgibt, oder? Jedenfalls hat mir das mein Professor so während des Studiums erzählt. Wie siehst du das?«

Martin: »Das stimmt! Ich denke aber, die Menge der Luft ist entscheidend. Ab einem gewissen Volumen oder durch das Unterdrücken von Rülpsern (weil sich dies nicht schickt) muss sich ein Teil der Luft den Weg nach unten suchen und kann zu Blähungen führen. Aber es gibt noch weitere Einflüsse.«

VERDAUUNGSTRAKT DES MENSCHEN

› Auf einen Blick

Der Verdauungstrakt besteht aus spezialisierten Organen, die der Aufnahme, Zerkleinerung und dem Aufschluss der Nahrung dienen, der Resorption von Nährstoffen und Wasser sowie der Ausscheidung nicht verwertbarer Bestandteile.

Metagenomik und Enterotypen

Untersuchungen zu den Erbanlagen unseres Mikrobioms (Metagenomik, Forschungszweig der Biowissenschaften) haben ergeben, dass ein Drittel des Mikrobioms bei allen Menschen gleich ist, zwei Drittel sind individuell verschieden. Je nachdem, welche Gattungen von Mikroorganismen dominieren, können verschiedene Enterotypen differenziert werden, ähnlich der Einteilung in Blutgruppen. Hieraus abzuleiten, welcher Mensch welche Ernährung bevorzugen sollte, ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch zu früh und schlichtweg nicht möglich.

WO KOMMT DAS GAS HER

Darmgase entstehen einerseits aus verschluckter Luft, vor allem aber beim Abbau von Nahrungsbestandteilen durch die Bakterien im Darm, unserer Darmflora, neuerdings auch Mikrobiom genannt. Der Begriff Gärung oder Fermentation beschreibt einen Prozess, bei dem Mikroorganismen, also meist Bakterien, organische Stoffe wie bestimmte Zucker zum Zwecke der Energiegewinnung unter Ausschluss von Sauerstoff abbauen – und das auch im Verdauungstrakt des Menschen.

DAS MIKROBIOM

Ob wir es wollen oder nicht – Pilze, Viren, vor allem aber Bakterien leben auf unserer Körperoberfläche in guter und nützlicher Gemeinschaft mit uns, sie alle zusammen bezeichnet man als Mikrobiom. Schätzungen von Experten zufolge finden sich allein im menschlichen Darm gut 1000 verschiedene Bakterienarten und eine absolute Zahl von mindestens 100 Billionen Bakterien. Es leben also mehr Mikroorganismen in uns, als es Menschen auf der Erde gibt. Gemeinsam bringen sie etwa 1,5 kg Gewicht auf die Waage. Diese Bakterien

modulieren die Durchlässigkeit des Darms,fördern die Aufnahme von Nährstoffen,bauen unverdauliche Kohlenhydrate ab, optimieren den Fett- und Gallensäure-Stoffwechsel und beeinflussen die Produktion bestimmter Hormone,fördern die Entwicklung des Immunsystemsund kommunizieren über die Darm-Hirn-Achse mit unserem Gehirn. Weitergedacht könnte man formulieren, dass die Keime so auch unsere Psyche beeinflussen.

Der Großteil der Bakterien ist in unserem Dickdarm angesiedelt, im Dünndarm nimmt ihre Zahl zum Magen hin immer weiter ab, in Letzterem finden sich kaum noch Bakterien.

Die Zusammensetzung der Darmbakterien kann durch verschiedenste Faktoren verändert werden. Vorrangig sind hier die Ernährung und die Einnahme bestimmter Medikamente zu nennen (insbesondere Pro- und Antibiotika), sie hängt aber auch davon ab, welche Luft wir atmen, welche Menschen wir berühren, kurz, mit welchen Keimen wir in Kontakt kommen. Diverse andere Einflüsse wie etwa das Lebensalter, (Leistungs-)Sport, Rauchen, Form der Geburt (natürliche Geburt versus Kaiserschnitt) oder durchgemachte Infektionen mit Parasiten (Würmern) scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen.

Wahrscheinlich ist das Mikrobiom umso gesünder, je mehr verschiedene Arten von Keimen es beinhaltet. Jede starke Verschiebung zugunsten bestimmter Gruppen von Keimen wird als Dysbiose bezeichnet und kann Verdauungsstörungen (Blähungen, Reizdarmsyndrom), aber auch Gelenkbeschwerden und psychische Störungen auslösen.

Weiterhin gilt als erwiesen, dass bakterielle Stoffwechselprodukte und hier insbesondere kurzkettige Fettsäuren über bestimmte Rezeptoren mit dem Nervensystem des Darms kommunizieren. So konnte gezeigt werden, dass Buttersäure dessen Bewegung (Peristaltik) und Schmerzwahrnehmung beeinflusst. Auch andere bakterielle Abbauprodukte wie Nitrit, Endotoxine oder schwefelhaltige Aminosäuren könnten die Empfindlichkeit im Magen-Darm-Trakt erhöhen und damit zu Beschwerden führen.

Diana: »Puh, das war ein Brocken! Können wir das hier nochmals zusammenfassen? Kurz gesagt haben wir etwa 1,5 kg Bakterien und andere Mitbewohner im Darm – das Mikrobiom, früher Darmflora genannt –, die vergären, was wir nicht verdaut haben.«

Martin: »So ist es, grob gesagt.«

Diana: »Die Fermentation findet primär im Dickdarm statt, weil dort die meisten Bakterien ansässig sind. Und je nachdem, welche Bakterien in welcher Zusammensetzung in unserem Verdauungstrakt vorkommen, nimmt das Einfluss darauf, wie viel Darmgas gebildet wird, wie sich der Darm bewegen und das Gas weitertransportieren kann und wie wir Schmerz im Darm wahrnehmen.«

Martin: »Exakt.«

Diana: »Könnte man denn die Zusammensetzung des eigenen Mikrobioms so verändern, dass man weniger Blähungen bekommt? Wissen wir da auch schon etwas?«

Martin: »Leider nein. Wirklich aussagekräftige Studien fehlen hierzu noch. Obwohl die Erforschung der Magen-Darm-Welt boomt und beinahe jede Zivilisationskrankheit auf eine Dysbiose zurückgeführt wird, ist man von fundierten Empfehlungen noch weit entfernt. Auch wenn verschiedenste Seiten für eine genaue Analyse des Mikrobioms(Darmökogramm) plädieren, sehen wir zum jetzigen Zeitpunkt der Forschung nicht, was genau die Konsequenz dieser Information wäre. Eine gezielte Beeinflussung des Mikrobioms ist derzeit noch nicht möglich und empfohlene Diäten oder Ernährungsumstellungen hierzu sind selbst erdacht und eventuell sogar gefährlich. Es ist jedoch sicher bewiesen, dass der Einsatz von Antibiotika zu Überwucherungen des Darms mit bestimmten Keimen und Hefepilzen führen kann. Dieses Problem ist mit Prä- bzw. Probiotika (>) oder Medikamenten gegen Pilze oft gut in den Griff zu bekommen.«

Stoffgruppe

Charakteristika

Beurteilung

PRÄBIOTIKA

nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile, die das Wachstum und/oder die Aktivität einer oder mehrerer Bakterienarten im Dickdarm gezielt anregen und damit das Mikrobiom günstig beeinflussen

können zur Stuhlregulation hilfreich sein, bewirken jedoch kaum eine Besserung bei Blähungen

PROBIOTIKA

Bakterienarten, die als gesundheitsfördernd angesehen und darum gezielt zugeführt werden

unterschiedliche Aussagen der Studien; selten hilfreich für Blähungen, können diese sogar auslösen

SYNBIOTIKA

Kombinationspräparate aus Präbiotika und Probiotika

selten hilfreich für Blähungen, können diese sogar auslösen

FERMENTIERTE LEBENSMITTEL

Lebensmittel, die von Bakterien oder Pilzen vergoren wurden

prinzipiell gesundheitsfördernd, können aber Blähungen auslösen

WIE ENTSTEHEN BLÄHUNGEN

› To bloat or not to bloat

Damit wäre dann also geklärt, woher das Gas in unseren Därmen kommt: eventuell durch das Abschlucken von Luft, vor allem aber durch die bakterielle Fermentation von Nahrungsbestandteilen, bei der Gase entstehen. Doch wohin nun damit?

Die geschluckte Luft wandert als kleine Blase durch die Speiseröhre in den Magen. Schnell dichtet der untere Schließmuskel der Speiseröhre den Magenausgang nach oben hin ab. Im Magen wird die Blase mit der Nahrung verknetet, mit Säure versetzt und irgendwann durch den Magenpförtner in den Dünndarm entlassen. Hier gesellen sich die Gallenflüssigkeit und die Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse hinzu, bevor der Dünndarm den Inhalt mittels wellenförmiger Bewegungen durch seine bis zu sieben Meter Länge treibt. Auf diesem Weg kann die geschluckte Luft und das eventuell durch Gärungsprozesse entstandene Gas zur Dehnung des Dünndarms und zu den berüchtigten Blähungen führen, bis sie endlich in den Dickdarm gelangen, wo sie unter Umständen sehr lange verweilen, jedoch selten Beschwerden auslösen. Das Ende des Dickdarms heißt Rektum (lat. rectus: gerade) und ist unsere Abfalltonne. Hier wartet der Stuhl darauf, dass er entleert wird. Der Darmausgang steuert dies auf eine komplexe Art und Weise. Der unterste Teil kann hierbei genau erkennen, ob der herannahende Inhalt fest, flüssig oder eben unsere Luftblase ist. Die Luftblasen in der Ingesta entsprechen im Enddarm dann einem Furz. Ob und wann sich die Schließmuskeln am Darmausgang entspannen und die Luft aus dem Darm entlassen, können wir willentlich beeinflussen, je nachdem, wie sozialverträglich dies gerade ist. Ob eher laut oder leise, hängt von Druck und Öffnungsweite des Anus ab. Der medizinisch korrekte Ausdruck wäre Flatus oder Flatulenz. Der Einfachheit halber bleiben wir jedoch beim Terminus Furz oder Pups.

GASANSAMMLUNG

Vom Mund bis zum Darmausgang ist der Magen-Darm-Trakt im Prinzip ein Schlauch mit unterschiedlicher Weite, mehreren Öffnungen und einigen Klappen (Ventilen), der über ein eigenes Muskel- und Nervensystem verfügt. Durch permanente Bewegung der Muskeln wird Darminhalt und Darmgas zum Ort der Ausscheidung transportiert.

Irgendwo auf diesem Weg muss es bei Menschen mit Beschwerden Blockaden geben, welche zu einem »verklemmten Furz« führen können – das war jedenfalls lange Zeit die Annahme. Um diese These zu stützen, wurden Tests durchgeführt, wobei Gas in den oberen Dünndarmbereich der Versuchspersonen eingebracht und gemessen wurde, wie schnell es den Darmtrakt wieder verließ, die Menschen also pupsen mussten.

Interessanterweise fand sich bei den meisten Menschen eine sehr schnelle, fast sofortige Ausscheidung der Gase. Bei einem kleinen Teil bestand jedoch ein »Gasverhalt«, der sich durch Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und eine Zunahme des Bauchumfangs äußerte. Noch interessanter war die Erkenntnis, dass fast alle Menschen, bei denen ein Reizdarmsyndrom (>) vermutet wurde, zur Gruppe der »Gasverklemmer« gehörten. Ein willentliches Zurückhalten konnte man ausschließen, daher nahm man eine motorische Störung des Gastransports als wahrscheinlichste Erklärung an. Trotzdem ist bis heute unklar, warum genau dies passiert. Bleiben Fürze hängen, beispielsweise durch Transportstörungen, und werden sie durch den Zusammenschluss mit anderen Blasen größer, führt dies zu einer Dehnung der Darmwände und zu Blähungen. Meteorismus ist der medizinische Begriff hierfür, wir nennen es »wie schwanger«.

Umweltfaktoren

ErnährungMedikamente (Antibiotika u.a.)Infektionen im Magen-Darm-Trakt

Gaswahrnehmung

Innere Faktoren

Vererbung/Genetik Zusammensetzung des Mikrobioms, Dysbiose?vom Mikrobiom gebildete Produkteviszerale HypersensibilitätStörungen der Darmbewegunggestörte Barrierefunktion (Leaky Gut)Immunsystem der DarmschleimhautStörungen der Darm-Hirn-Achse

Wie stark das Gas im Magen-Darm-Trakt wahrgenommen wird, hängt von vielen äußeren und inneren Faktoren ab.

GASWAHRNEHMUNG

Erschwerend kommt hinzu, dass verschiedene Anteile des Darmtrakts auch unterschiedlich auf Gas reagieren und dieses teils besser, teils schlechter weitertransportieren. So ist der Dünndarm vermutlich der Darmabschnitt, der am schlechtesten mit Gasansammlungen umgehen kann, der Dickdarm hat diesbezüglich eine etwas ausgeprägtere Fähigkeit und toleriert auch mal die Kohl- und die Zwiebelsuppe.

In allen Untersuchungen wurde jedoch deutlich, dass es keinen klaren Zusammenhang zwischen der Gasmenge und dem Ausmaß der Beschwerden zu geben scheint. Selbst bei den Versuchspersonen, deren Bauchumfang nach der künstlichen Einleitung von Gas stark zunahm, löste dies nicht immer Unwohlsein und Bauchschmerzen aus. Bei Patienten mit Reizdarmsyndrom können dagegen schon »normale« Mengen an Gas im Magen-Darm-Trakt zu einer starken Beeinträchtigung des Wohlbefindens führen.

Es muss daher noch mindestens ein zusätzliches Kriterium geben, warum für einige Menschen Blähungen kein Problem sind, während andere stark darunter leiden. In diesem Zusammenhang wird in Fachkreisen eine veränderte Wahrnehmung von Darmgas diskutiert, also eine erhöhte Empfindlichkeit, welche man dementsprechend als viszerale Hypersensitivität bezeichnet.

Diese Überempfindlichkeit des Darms wird durch zahlreiche äußere und innere Faktoren beeinflusst. So nimmt sie z. B. während des Essens oder bei Stress zu. Auch bestimmte Stoffwechselprodukte des Mikrobioms wirken sich auf die Schmerzwahrnehmung des Darms aus (>).

Diana: »Wow! Das finde ich spannend! Bildet sich Gas am falschen Ort, also im Dünndarm, macht das mehr Beschwerden als im Dickdarm, und geht es dann weder vor noch zurück, haben wir den Blähbauch. Wie schmerzhaft dieser empfunden wird, ist individuell verschieden. Wissen wir denn, wieso es bei manchen Menschen ›Gasverhalt‹ gibt und bei anderen nicht?«

Martin: »Das ist die große Frage!«

Atemtests – was die Ausatemluft über die Verdauung verrät

Gase im Verdauungstrakt haben eigentlich nur die Möglichkeit, nach oben über die Speiseröhre und den Mund oder nach unten über den Darmausgang zu entweichen. Ein kleiner Teil wird jedoch von den Darmzellen aufgenommen, mit dem Blut zur Lunge transportiert und dort abgeatmet (z. B. Wasserstoff und Methan). Diese Gase können dann mittels Atemtest gemessen werden und Aufschlüsse über Lebensmittelunverträglichkeiten (> Fruktose, Laktose, > oder die Verteilung von Bakterien im Dünndarm (> SIBO, >) geben.

WO GEHT DAS GAS HIN?

Schon Martin Luther soll gesagt haben: »Warum rülpset und furzet Ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?« Wenngleich nicht gesichert ist, ob er dies wirklich sagte, spricht aus dieser Aussage zumindest die Überzeugung, dass Darmgase und deren Ausscheidung natürlicherweise zu einem guten Essen gehören. Ob dies nun lobenswert oder zu verurteilen ist, bleibt eine Sache der Epoche, Kultur und Einstellung. Die Frage, zu welchem Ende des Magen-Darm-Trakts die Gase entweichen, bleibt unentschieden.

VON RÜLPSERN & PUPSERN

Bedingt durch den Aufbau unseres Magen-Darm-Trakts können Gase aus dem Magen häufig noch über die Speiseröhre und den Mund entweichen. Gelangen oder entstehen sie hingegen im Dünndarm, müssen sie meistens den ganzen Weg bis zum Darmausgang nehmen – mit allen Konsequenzen.

Einige Wissenschaftler haben versucht, den Weg der Darmgase genauer zu analysieren und eine Einteilung zu schaffen in – grob gesagt – die Rülpser, die Pupser und die mit Gasverhalt (>). Ungefähr die Hälfte der Menschen können bei vermehrter Gasansammlung die »Luft im Darm« nicht in angemessenem Umfang loswerden und leiden dementsprechend unter Blähungen und einem aufgetriebenen Bauch – sie fühlen sich »wie schwanger«. Schon durch ein sorgfältiges Gespräch zwischen Arzt und Patient kann meist festgestellt werden, welche Art von Beschwerden vorliegt.

VERMEHRTES RÜLPSEN

Ob die Abgabe von Luft vermehrt nach oben erfolgt, lässt sich meist relativ rasch klären. Häufig berichtet schon der jeweilige Lebenspartner leidvoll von einem Rülps-Problem (belching). Da die Speiseröhre seitlich in den Magen einmündet, sind wir vor einer unwillkürlichen Abgabe von Luft nach oben einigermaßen gut geschützt. Das gilt selbst bei Druckerhöhung im Bauchbereich, wie z. B. beim Lachen. »Lachrülpser« sind vergleichsweise eine Rarität.

Schluckt man jedoch zu viel Luft oder ist der untere Schließmuskel der Speiseröhre geschwächt (z. B. durch eine Schädigung des Zwerchfells), tritt Rülpsen auch vermehrt spontan auf. Bei manchen Menschen kann sich diese Reaktion verselbstständigen und in schweren Fällen zu sozial unverträglichem Verhalten führen. Medizinische Abklärungen sind hier jedoch meist unauffällig. Eine Ernährungsberatung mit Reduktion gashaltiger Lebensmittel (Milchschaum, Kohlensäure) kann hilfreich sein, ebenso Verhaltenstherapien wie auch Sprach- und Atemübungen.

Wird die Speiseröhre jedoch im unteren Bereich operativ verengt – wie beispielsweise zur Behandlung schwerer Fälle von saurem Aufstoßen (Reflux) –, so ist der Weg der Luft nach oben blockiert. Schwere Blähungen, Bauchschmerzen und vermehrtes Pupsen sind die Folge. Das sogenannte Gas-Bloat-Syndrom bildet sich jedoch zumeist mit zunehmendem Abstand zur Operation von selbst zurück. Dennoch zeigt es, wie wichtig es ist, dass wir Luft über die Speiseröhre ablassen können. Rülpsen hat also durchaus seine Berechtigung, auch wenn es kulturell nicht überall anerkannt wird!

Diana: »Ich empfehle Menschen, die häufig rülpsen müssen, eigentlich genau dasselbe wie beim häufigen Pupsen: weniger FODMAP für zwei Wochen und schauen, was mit den Beschwerden passiert.«

Martin: »Ja, genau. Häufig sind Patienten, die immer wieder unkontrolliert rülpsen müssen (excessive belching) arm dran und leiden meist stärker als die Pupser. Nicht zuletzt ist das Rülpsen oft schwieriger zu beeinflussen. Peter, hast du Erfahrung mit FODMAP-Reduktion bei den Rülpsern?«

Peter: »Wir haben dieses Thema in Melbourne nie untersucht. Eine Gruppe in Hongkong, mit der wir zusammenarbeiten, konnte jedoch nachweisen, dass unter einer Low-FODMAP-Diät deutlich weniger Rülpsen auftrat als bei landestypischer Ernährung.«

VERMEHRTES PUPSEN

Enge Verhältnisse führten schon in der Geschichte immer wieder zu Problemen. Und so wie die Griechen die Perser mit ihren Schiffen in die Meerenge lockten, um sie dort zu schlagen, so bleibt das Darmgas gerne an den natürlichen Verengungen des Darmes hängen und führt dort zur Weitung der Darmwand und Krämpfen, wenn diese dagegen arbeitet. Hiervon ist vor allem der Dickdarm betroffen, der sich an zwei Stellen in enge Kurven (Flexuren) legt. Treten Blähungen und Schmerzen vorrangig auf der linken Seite auf, behindert die Milz-Flexur den Weitertransport der Darmgase, ist eher die rechte Seite betroffen, bleibt das Gas an der Leber-Flexur hängen. Dies erklärt, warum die Bauchschmerzen häufig vermehrt rechts oder links zu spüren sind, wenn die Blähungen ihren Anfang nehmen.

Diana: »Hmm, und was ist, wenn es um den Bauchnabel herum wehtut, oder in der Magengegend?«

Martin: »Dann sind vermutlich Gase im Dünndarm Auslöser der Beschwerden.«

Typen

Kennzeichen

Mögliche Ursachen

MAGENBLÄHER

Die Blähungen treten weniger als 30 Min. nach dem Essen auf.

Magenentleerungs-störungen (beispielsweise als Folge der Zuckerkrankheit/Diabetes)

DÜNNDARMBLÄHER