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Von Besteller Krimi- und Thrillerautor Blake Pierce erscheint eine neue, fesselnde Bücherreihe: May Moore, 29, eine durchschnittliche Frau aus dem Mittleren Westen und Stellvertreterin des Sheriffs, hat immer im Schatten ihrer älteren, brillanten FBI-Agentin Schwester gelebt. Doch der ungeklärte Fall ihrer vermissten jüngeren Schwester verbindet die Schwestern – und als ein neuer Serienmörder in Mays ruhiger Stadt am See zuschlägt, ist es an May, sich zu beweisen, ihre Schwester und das FBI in den Schatten zu stellen und in diesem actiongeladenen Thriller einen teuflischen Killer zu überlisten und ihn zur Strecke zu bringen, bevor er erneut zuschlägt. "Ein Meisterwerk, wenn es um Thriller und Mystery geht." – Books and Movie Reviews, Roberto Mattos (über Vor Langem Verschwunden) Nach einer lokalen Fahndung nach einer vermissten Frau führt ein Rudel Leichenspürhunde die Polizei zur Quelle. Doch als die Hunde eine Leiche nach der anderen ausgraben, stellt May bald fest, dass sie über einen Massengrab gestolpert ist – und es mit einem Serienmörder zu tun hat, der tödlicher ist, als sich irgendwer hätte vorstellen können. Die Zeit läuft May davon. Kann sie ihn finden, bevor er sie findent? Ein packender und spannender Krimi mit einer ebenso brillanten wie gequälten stellvertretenden Sheriffin. Die MAY MOORE-Reihe ist ein fesselnder Krimi, vollgepackt mit ununterbrochener Action, Spannung, überraschenden Wendepunkten und einem halsbrecherischen Erzählstil, der Sie bis spät in die Nacht auf den Seiten blättern lässt. Weitere Bände der Reihe werden bald erhältlich sein! "Eine neue Thrillerreihe, bei der man einfach nicht aufhören kann! So viele Drehungen und Wendungen und subtile Hinweise … Ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, was als nächstes passiert." – Rezension (Ihr Letzter Wunsch) "Eine starke, komplexe Geschichte über zwei FBI-Agenten, die einen Serienmörder aufhalten wollen. Wenn Sie nach einer Autorin suchen, die einen gerne in die Irre führt, ist Pierce die Richtige!" – Rezension (Ihr Letzter Wunsch) "Ein typischer Blake Pierce Thriller – wie eine Achterbahnfahrt! Man kann bis zur letzten Seite einfach nicht aufhören!!!" – Rezension (Beutestadt) "Von Anfang an ist klar, dass wir so eine Protagonistin noch nie gesehen haben. Die Action reißt nicht ab … Ein äußerst atmosphärischer Roman, bei dem man sich jedes Mal aufs Neue sagt: 'Nur noch eine Seite …'" – Rezension (Beutestadt) "Alles, was ich von einem guten Buch erwarte … Eine tolle Geschichte, interessante Charaktere und spannend bis zum Schluss. Von Anfang an bis zum Ende rasant. Und jetzt muss ich gleich mit dem zweiten Band weitermachen!" – Rezension (Ihr Letzter Wunsch) "Spannend, herzergreifend und rasant … Ein Muss für jeden Fan von Mystery und Spannung!" – Rezension (Ihr Letzter Wunsch)
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Veröffentlichungsjahr: 2024
NIE WIEDER
EIN SPANNUNGSGELADENER MAY MOORE THRILLER - BAND 6
Blake Pierce
Blake Pierce ist der USA Today-Bestsellerautor zahlreicher Krimireihen. Zu seinen Werken gehören die RILEY PAGE-Reihe mit siebzehn Bänden, die MACKENZIE WHITE-Reihe mit vierzehn Bänden, die AVERY BLACK-Reihe mit sechs Bänden, die KERI LOCKE-Reihe mit fünf Bänden, die MAKING OF RILEY PAIGE-Reihe mit sechs Bänden, die KATE WISE-Reihe mit sieben Bänden, die CHLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe mit sechs Bänden, die JESSE HUNT Psychothriller-Reihe mit 24 Bänden, die AU PAIR Psychothriller-Reihe mit drei Bänden, die ZOE PRIME-Reihe mit sechs Bänden, die ADELE SHARP-Reihe mit sechzehn Bänden, die gemütliche EUROPEAN VOYAGE-Reihe mit vier Bänden, die neue FBI-Thriller-Reihe LAURA FROST mit neun Bänden (weitere folgen), die neue FBI-Thriller-Reihe ELLA DARK mit elf Bänden (weitere folgen), die gemütliche A YEAR IN EUROPE-Reihe mit neun Bänden, die AVA GOLD-Reihe mit sechs Bänden (weitere folgen), die RACHEL GIFT-Reihe mit sechs Bänden (weitere folgen), die VALERIE LAW-Reihe mit neun Bänden (weitere folgen), die PAIGE KING-Reihe mit sechs Bänden (weitere folgen), die MAY MOORE-Reihe mit sechs Bänden (weitere folgen), die CORA SHIELDS-Reihe mit drei Bänden (weitere folgen) und die NICKY LYONS-Reihe mit drei Bänden (weitere folgen).
Als leidenschaftlicher Leser und lebenslanger Fan des Krimi- und Thriller-Genres freut sich Blake über Ihre Nachricht. Besuchen Sie www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.
Copyright �� 2022 von Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verbreitet oder übertragen oder in einem Datenbanksystem gespeichert werden, es sei denn, dies ist nach dem US-amerikanischen Urheberrechtsgesetz von 1976 zulässig. Dieses E-Book ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch lizenziert und darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit jemandem teilen möchten, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Falls Sie dieses Buch lesen, ohne es gekauft zu haben, oder es nicht ausschließlich für Ihren eigenen Gebrauch erworben wurde, geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren.
Dies ist ein fiktionales Werk. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder Produkte der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.
PROLOG
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
KAPITEL DREIßIG
KAPITEL EINUNDDREIßIG
KAPITEL ZWEIUNDDREIßIG
EPILOG
„Komm schon, Indiana.” Hundeführer Rolf Coombes klatschte in die Hände, als der goldene Labrador schwanzwedelnd aus dem Polizeifahrzeug sprang. Indiana, ein Hund mit hoher Arbeitsmoral und überschäumender Energie, freute sich auf seine Aufgabe, auch wenn die meisten Menschen sie bestenfalls als unangenehm, schlimmstenfalls als grauenvoll empfinden würden.
Rolf befestigte die Leine am Geschirr des Hundes und ging hinüber zu der kleinen Gruppe, die ein paar Meter von der Straße entfernt auf dem Grashügel stand.
An diesem strahlenden Spätsommertag schien die friedliche Umgebung mit dem Blick auf den nahe gelegenen Indian Lake und den Wald jenseits der Felder im krassen Widerspruch zum Zweck ihrer Mission zu stehen, dachte Rolf. Die Kleinstadt Lakeside war zweifellos einer der malerischsten Orte im Tamarack County.
Es war bedauerlich, dass sie wegen einer so ernsten, ja herzzerreißenden Aufgabe hier waren. Sie suchten nach einer vermissten Person, einer zweiundzwanzigjährigen Frau aus Lakeside, Lily Gregory, die seit mehr als zwei Wochen verschwunden war.
Nachdem alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft waren, musste ihre Familie nun die düstere Realität akzeptieren, dass sie möglicherweise Opfer eines Verbrechens geworden war.
Rolf ging zu den anderen hinüber, darunter zwei Polizeibeamte aus Lakeside, zwei freiwillige Helfer aus derselben Gemeinde und Mr. Gregory, der Vater der Vermissten.
„Danke, dass Sie gekommen sind.” Rolf fand, dass Mr. Gregory blass und übermüdet aussah, als hätte er in den letzten zwei Wochen kaum ein Auge zugemacht.
„Ich hoffe, wir können Ihnen einige Antworten liefern, Sir. Ich bin Officer Coombes, und das ist Indiana.”
Den Spitznamen des Leichensuchhundes, Indiana Bones, verschwieg er wohlweislich. Nicht vor dem Vater der vermissten Frau. Das wäre taktlos gewesen.
Manchmal brauchte man Galgenhumor, um mit der schwierigen Aufgabe umzugehen, Opfer zu identifizieren, indem man diese hochqualifizierten Hunde nach menschlichen Überresten in der Umgebung suchen ließ.
Der Labrador saß gehorsam da und wedelte fröhlich mit dem Schwanz. Indiana Bones liebte seine Arbeit und lebte dafür, Ergebnisse zu erzielen. Selbst wenn das bedeutete, alte Knochen, weggeworfene Leichen und den Hauch von verrottendem oder verwesendem Fleisch in der Gegend aufzuspüren, so subtil oder tief vergraben, dass es für die menschliche Nase nicht wahrnehmbar war.
„Lily Gregory wurde zuletzt gesehen, als sie an der Ecke der Creek Road aus einem Bus ausstieg.” Der Polizist deutete auf die Straße, wo Rolf einige Fahrzeuge durch den Sommerdunst fahren sah. „Aber sie ist nie zu Hause angekommen. Wir haben die Stadt und die Wälder durchkämmt. Wir haben sogar die alten Scheunen in der Gegend durchsucht. Aber keine Spur von Lily. Unsere bisherigen Bemühungen waren leider erfolglos.”
„Verstanden, Sir”, erwiderte Rolf.
„Jetzt stellen wir uns die Frage: Wurde sie ermordet? Und wenn ja, könnte sie irgendwo in der Nähe ... entsorgt worden sein?”, fragte der Beamte.
Rolf nickte ernst und sah, wie Mr. Gregory bei dem Gedanken erbleichte und sichtlich mit seiner Fassung rang.
„Indiana ist einer unserer besten und fleißigsten Hunde”, sagte er. „Wir werden das weitere Gebiet absuchen und sehen, ob er etwas aufspürt. Wir werden Sie so bald wie möglich über die Ergebnisse informieren, aber es könnte eine Weile dauern.” Er sah dem Vater in die Augen und wollte ihm versichern, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um Antworten für ihn zu finden.
Der sichtlich mitgenommene Mann nickte. „Danke.”
„Okay, Indiana, lass uns loslegen.” Rolf drehte sich um und ging den grasbewachsenen Hang hinauf, in Richtung der Bäume.
Dort angekommen, wandte er sich dem Hund zu, löste die Leine und gab das Kommando zum Suchen. Der Labrador sprang aus dem Gras und begann zu rennen, wobei sein langer Schwanz enthusiastisch wedelte.
Rolf wusste, dass dies wahrscheinlich eine Weile dauern würde. Das Gebiet zwischen der Bushaltestelle und der Farm, auf der die Familie Gregory lebte, war auf der Karte, die er bei sich hatte, eingezeichnet und erstreckte sich über mehrere Kilometer. Der See grenzte an die unbefestigte Straße, und es gab einige Pfade, die durch den nahe gelegenen Wald und weiter durch die Felder führten.
Es kam Rolf immer irgendwie befremdlich vor, wenn man ihn bat, in einer so idyllischen Gegend zu suchen. Aber er wusste, dass gerade an diesen abgelegenen Orten Leichen entsorgt wurden. Obwohl er und Indiana ihren Teil der Arbeit in alten Lagerhäusern, in Abwasserkanälen, auf Baustellen und in verlassenen Gebäuden erledigten, war es doch so, dass die meisten Leute, wenn sie eine Leiche verstecken wollten, aus der Stadt herausfuhren.
Er wusste, dass Indiana ein gründlicher Hund war, der ein Gebiet systematisch absuchte, die Fährte aufnahm und sie dann sorgfältig prüfte, bevor er zum nächsten Abschnitt überging. Diesem Vierbeiner entging kein Detail.
Doch zu seiner Überraschung zögerte der Hund dieses Mal kaum, als er ihn von der Leine ließ. Zielstrebig und hochkonzentriert schoss er los und wandte sich vom Wald ab.
Beunruhigt über dieses ungewöhnliche Verhalten trabte Rolf hinter ihm her und beobachtete, wie Indiana zielsicher den schmalen, gewundenen Pfad entlanglief, der durch ein grasbewachsenes Feld und in eine tiefer gelegene Wiese führte. Rolf war diese Wiese schon von der Straße aus aufgefallen, weil sie so farbenprächtig war.
Die grüne Fläche mit dem hohen, ungemähten Gras war übersät mit Sommerblumen, die in Rosa, Weiß, Rot und Gelb blühten.
Abrupt blieb er stehen und starrte überrascht, als Indiana Bones das Signal gab, dass er Überreste gewittert hatte.
Der Hund setzte sich hin und bellte einmal.
Menschliche Überreste? Hier? So nah an der Straße? Und so schnell gefunden?
Der Hund war darauf trainiert, zwischen menschlichen und tierischen Leichenteilen zu unterscheiden, und er hatte noch nie einen Fehler gemacht. Trotzdem war Rolf überrascht, als er zu ihm hinunterlief.
Eine Leiche – auf der Wiese entsorgt oder vergraben?
Als er näher kam und die Ecke der Wiese genauer betrachtete, sah Rolf, dass der Boden aufgewühlt aussah. Das Gras und die Blumen wuchsen über Erhebungen und Unebenheiten im Boden, aber zwischen den Blüten erkannte er Spuren frisch aufgeworfener Erde, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagten. Es handelte sich also zweifellos um ein flaches Grab, aber was noch wichtiger war, um ein kürzlich angelegtes.
Er spürte einen Anflug von Besorgnis. Nur wenige Kilometer vom Farmhaus der Gregorys entfernt und offensichtlich erst kürzlich vergraben – es war gut möglich, dass Indiana Bones das Grab ihrer ermordeten Tochter entdeckt hatte.
Und dann, zu seinem Erstaunen, stand Indiana Bones auf. Er ging ein paar Schritte, die Nase dicht am Boden.
Dann setzte er sich und bellte wieder.
Rolfs Augen verengten sich vor Verwunderung. Eine zweite Leiche? Sein Hund war gut darauf trainiert, mehrere Leichen aufzuspüren, aber er hatte noch nie die Gelegenheit gehabt, diese besondere Fähigkeit in der Praxis anzuwenden.
Hatte der Mörder das Gelände zuvor als Ablagestelle benutzt?
Verblüfft kam er näher, und dann weiteten sich seine Augen, als der Hund dasselbe noch einmal tat. Er ging noch ein paar Schritte weiter, diesmal zu einer Stelle, wo Gras und Blumen dicht wuchsen, und dort blieb er stehen, setzte sich und bellte erneut.
„Bist du dir sicher, Junge?”, fragte Rolf mit leiser, ungläubiger Stimme.
Am Ort des Geschehens angekommen, nahm Rolf, der inzwischen vor Anspannung schwitzte, die Details auf, als der Hund ein weiteres Mal signalisierte. Die Erde unter ihm war gut versteckt durch das wuchernde Gras und die Fülle der Sommerblumen. Aber trotzdem sandte sie seinem tapferen Kadaverspürhund eine unmissverständliche Botschaft.
Zweifellos befand sich auf dieser Wiese nicht nur ein Mordopfer, sondern ein Massengrab. Zahlreiche Leichen mussten hier begraben worden sein, und dem Zustand des Bodens nach zu urteilen zu unterschiedlichen Zeiten, denn es gab nur eine Stelle, die aussah, als sei sie erst kürzlich umgegraben worden.
Der süße Duft von Gräsern und Blumen in der Brise ließ Rolf übel werden.
Sie waren kurz davor, hier etwas Großes aufzudecken. Er befürchtete, dass es etwas Schlimmeres sein würde als alles, was er in seiner zehnjährigen Polizeikarriere und seiner fünfjährigen Laufbahn als Hundeführer erlebt hatte.
Etwas Grauenhaftes, das seit Monaten oder Jahren auf dem friedlichen Feld in dieser beschaulichen Gegend verborgen war.
Der Boden, der diese Gräueltaten verbarg, war im Begriff, seine Geheimnisse preiszugeben. Diese unmarkierte und geheime Grabstätte wurde offensichtlich immer wieder genutzt.
Er wollte das Wort “Serienmörder” nicht laut aussprechen. Noch nicht, nicht bevor er sich sicher war, nicht bevor die Experten hier eingetroffen waren, um diesen Ort zu untersuchen und zu beurteilen, welches Ausmaß diese Katastrophe hatte.
Denn Rolf wusste mit erschreckender Gewissheit, dass Lily Gregory wahrscheinlich das letzte Opfer unter den vielen Leichen sein würde, die hier lagen.
Deputy May Moore stand am Tresen des Schlüsseldienstes und kaute nervös auf ihrer Lippe. Sie hoffte inständig, dass sie dieses Mal, beim dritten Anlauf, endlich eine Antwort auf das Problem bekommen würde, das sie so sehr beschäftigte.
Der Holztresen war abgenutzt, und der Laden selbst klein und stickig. Die Morgensonne fiel durch das Fenster und ließ Staubpartikel in der Luft tanzen. Es roch nach Öl und Metall.
Doch May nahm ihre Umgebung kaum wahr. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt den beiden Schlüsseln auf dem Tresen.
Es handelte sich eindeutig um ein zusammengehöriges Paar. Sie sahen ähnlich aus, waren gleich alt und aus demselben Stahl gefertigt, nur dass einer länger war als der andere.
May war sich sicher, dass diese Schlüssel etwas mit dem Verschwinden ihrer Schwester Lauren vor zehn Jahren zu tun haben mussten.
Der kleinere Schlüssel war in der Asservatenkiste von Laurens Vermisstenfalls gefunden worden. May hatte ihn entdeckt, als sie den Fall ihrer Schwester vor einigen Wochen wieder aufrollte. Er war nirgendwo im Inventar aufgef��hrt. Seine Existenz war rätselhaft.
Und dann nahm das Rätsel eine weitere seltsame Wendung, als May ein Drohvideo erhielt. Eine anonyme Stimme warnte sie davor, weiter in diesem alten Fall zu wühlen.
Sie war schockiert, als sie im körnigen Filmmaterial Lauren erkannte, die am Tag ihres Verschwindens aus dem Haus ihrer Eltern stürmte. Jemand hatte sie an diesem Tag beobachtet und gefilmt. Und dieser Jemand bedrohte nun May.
Verängstigt, aber entschlossen, mehr über den Absender dieser Drohungen herauszufinden, hatte May Nachforschungen angestellt. Sie fand den Ort, von dem aus das Video aufgenommen worden sein musste - ein alter, verlassener Friedhof ein paar Häuserblocks entfernt. Dort hatte sie auch den zweiten Schlüssel in einem Kieshaufen entdeckt. Er musste genau dort platziert worden sein, wo die Person gestanden hatte, die das Video aufgenommen hatte.
Das war vor zwei Wochen gewesen.
Seither versuchte May in jeder freien Minute herauszufinden, wie diese beiden Schlüssel zusammenhingen und was sie möglicherweise öffnen konnten.
Ihre Suche hatte sie zu zwei verschiedenen Schlüsseldiensten geführt, die nichts Genaueres herausfinden konnten, außer dass es sich wahrscheinlich um Tresorschlüssel handelte. Der zweite hatte ihr jedoch einen Spezialisten für Tresore in der Gegend empfohlen und May seine Adresse gegeben.
Jetzt, an einem Samstagmorgen, hatte sie endlich Zeit gefunden, ihn aufzusuchen. Pete's Schlüsseldienst befand sich in Chestnut Hill, und dem Aussehen des Ladens nach zu urteilen, war Pete schon seit Jahrzehnten hier tätig.
May strich sich ihr sandblondes Haar zurück und beobachtete angespannt den schlanken, grauhaarigen Mann, während er die Schlüssel anstarrte, sie drehte, betrachtete und ihre Kanten und Stahlschäfte befühlte.
„Interessant”, murmelte Pete vor sich hin.
Sie sah zu, wie er eine Lupe zur Hand nahm, sich über den Tresen beugte und die beiden Enden untersuchte. Dann runzelte er die Stirn und blickte zu ihr auf.
„Diese Schlüssel gehören zu einem älteren Tresortyp”, sagte er.
„Ein älterer Safe?” fragte May. Sie fühlte sich ermutigt. Endlich gab es Antworten.
„Sie öffnen einen alten Safe mit zwei Schl��ssern. Einen, bei dem beide Schlüssel gleichzeitig benutzt werden müssen, um Zugang zu erhalten.”
„Sind solche Tresore üblich?”
Er hob eine graue Augenbraue und musterte sie mit stechend blauen Augen.
„Nein. Nicht so häufig, vor allem nicht die, die Schlüssel dieser Länge erfordern. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich sie gerne fotografieren. Ich habe schon an einigen dieser Tresore gearbeitet und könnte versuchen, meine Unterlagen durchzugehen, um die Möglichkeiten einzugrenzen.”
„Du meinst, du könntest tatsächlich herausfinden, woher er stammt?”
„Wenn er aus der Gegend kommt, besteht die Möglichkeit”, sagte er. „Verlassen Sie sich nicht darauf. Aber meines Wissens gab es hier nur wenige dieser speziellen Tresore. Sie waren groß und teuer, und oft ging der eine oder andere Schlüssel verloren, weil sie doppelt verschlossen waren. Wir haben also an vielen dieser Tresore gearbeitet, die hier waren. Lassen Sie mich eine Weile darüber nachdenken. Vielleicht finden wir ja Antworten.”
Er sah sie an, sein Gesicht war freundlich.
May verspürte einen Hauch von Dankbarkeit, dass sie unter diesen rätselhaften und seltsamen Umständen vielleicht eine klarere Antwort erhalten könnte. Auf jeden Fall war dieser Mann mit seinem Fachwissen über dieses Gebiet ihre beste Chance.
„Danke”, sagte sie. „Ich weiß das wirklich zu schätzen. Es bedeutet mir sehr viel, das herauszufinden.”
„Das kann ich sehen”, erwiderte er mitfühlend.
In diesem Moment piepste Mays Handy. Instinktiv warf sie einen Blick darauf, obwohl es Samstag war, um zu sehen, ob es etwas Wichtiges war, ob sie alles stehen und liegen lassen und zur Arbeit eilen sollte.
Aber es war ihre ��ltere Schwester Kerry, die ihr eine Nachricht geschrieben hatte.
Neugierig las May die SMS und dachte, dass es an einem Samstag wahrscheinlich um die Hochzeit gehen würde. Höchstwahrscheinlich ging es um einen Gefallen, den May erledigen sollte, einen dieser “schnellen Gefallen”, die am Ende den ganzen Tag in Anspruch nehmen würden. Doch als sie die Nachricht öffnete, runzelte sie die Stirn. Das war überhaupt kein Gefallen.
„May, es ist eine Katastrophe passiert! Können wir reden?”
May starrte auf die Nachricht und wünschte, sie könnte die Gedanken ihrer Schwester lesen, denn “Katastrophe” war ein dehnbarer Begriff. Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Hochzeit ihrer Schwester schien es, als gäbe es jeden Tag eine neue Krise, um die man sich einfach sofort kümmern musste.
Sie wollte nicht behaupten, dass die erfolgreiche FBI-Agentin Kerry zu einer Bridezilla mutierte. Aber es fühlte sich so an, nachdem die gesamte Familie in die Vorbereitungen für die Hochzeit, die in ihrer Heimatstadt Fairshore stattfinden sollte, hineingezogen worden war.
May konnte auf Anhieb zwei Möglichkeiten ausmachen, die diese “Katastrophen”-Nachricht ausgelöst haben könnten. Die erste war, dass die Frau, die die Einladungen von Hand gestaltete, kein ansprechendes Design geliefert hatte.
Der zweite Grund war, dass May am vergangenen Wochenende zehn verschiedene Menüs bei örtlichen Caterern bestellt hatte und ihrer Schwester keines der Angebote zusagte.
Sie fühlte sich im Moment nicht in der Lage, mit Kerry über eines von beiden zu sprechen. Nicht, wenn sie mit jemandem zusammen war, der buchstäblich den Schlüssel zu Laurens Verschwinden in der Hand haben könnte. Das hatte Vorrang vor Einladungen und Caterern.
Also schrieb sie zurück: “Ich kann gerade nicht. Ich bin mit der Recherche zu Laurens Fall beschäftigt.”
Kerry antwortete fast augenblicklich. „Oh.”
May runzelte die Stirn über die Nachricht, die so kurz und zurückhaltend war, dass es fast weh tat. Um was für einen Notfall handelte es sich überhaupt? May wollte diese Frage Kerry gegenüber nicht stellen. Sie wusste, dass sie es herausfinden würde, wenn es wichtig war. Einen Moment später piepste ihr Handy erneut.
Es war eine weitere Nachricht von Kerry.
„Okay, dann. Ich muss dringend reden. Es ist eine Krise! Ruf mich an, sobald du fertig bist.”
„Mach ich”, antwortete May per SMS.
Sie starrte wieder auf die Tasten und zwang sich, ihre Gedanken von einer möglichen Hochzeitskatastrophe weg und zurück zu dem brennend wichtigen Thema zu lenken, wegen dem sie hierher gekommen war.
„Was meinen Sie, wie lange es dauern wird? Um Antworten zu bekommen, meine ich”, fragte sie den Schlosser.
„Wenn ich Zeit habe, werde ich dieses Wochenende daran arbeiten”, sagte er. „Ich mag Rätsel. Es hält den Geist fit. Und wie gesagt, ich sehe, dass es Ihnen viel bedeutet.”
„Das tut es. Es ist eine Familienangelegenheit”, betonte May. Und um diesem freundlichen Mann gegenüber ehrlich zu sein, fügte sie hinzu: “Es ist eine persönliche Sache von mir selbst. Es hat nichts mit einem laufenden Fall zu tun, nur damit Sie Bescheid wissen.”
„Ich werde mein Bestes geben, egal worum es geht. Natürlich hängt alles davon ab, wer sonst noch um Hilfe bittet oder sich aus Versehen aus seinem eigenen Haus aussperrt.” Er lächelte verschmitzt. „Aber ich melde mich, sobald ich kann, Deputy Moore.”
Er warf noch einen Blick auf die Visitenkarte, die sie ihm gegeben hatte.
„Danke”, sagte May. Es war Zeit zu gehen. Sie wollte die Zeit dieses freundlichen Mannes nicht länger in Anspruch nehmen.
Als May nach draußen ging, begann ihr Handy zu klingeln. Sie war kurz davor, nicht ranzugehen, weil sie sich sicher war, dass es Kerry sein würde, die keine Geduld mehr hatte und sofort sprechen musste.
Aber ihre oberste Regel als Deputy war es, immer auf ihr Handy zu schauen, da sie nie wusste, wer sie brauchen könnte und wofür. Und tatsächlich war dieses Mal ihr Chef, Sheriff Jack, in der Leitung.
Schnell nahm May den Anruf entgegen.
„May. Tut mir leid, dass ich an einem Wochenende anrufen muss.” Ihr Chef klang angespannt und gestresst. May wusste sofort, dass es eine Krise gegeben hatte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen.
„Was ist los, Jack?”, fragte sie.
„Wir stehen vor einer äußerst ernsten Lage. Ein Leichenspürhund hat soeben ein Massengrab auf einer Wiese am Stadtrand von Chestnut Hill aufgedeckt. Bis jetzt wurden über zehn Leichen gefunden. Die jüngste ist kaum ein paar Wochen alt.”
May schnappte erschrocken nach Luft. Ihr war sofort klar, auf welche Leiche Sheriff Jack anspielte. Es musste sich um Lily Gregory handeln, die vor etwa zweieinhalb Wochen spurlos verschwunden war. May hatte von der Polizei in Chestnut Hill erfahren, dass der Leichenspürhund heute in der Gegend nach Überresten suchen würde.
Aber ein Massengrab? Das war eine Hiobsbotschaft sondergleichen. Es schien unvorstellbar, dass so etwas in Tamarack County existieren könnte. Wie lange lag es schon dort? Wer war dort verscharrt? Die Fragen wirbelten ihr durch den Kopf.
„Ich mache mich sofort auf den Weg”, erwiderte sie. „Bitte schick mir die Koordinaten. Ich werde so schnell wie möglich da sein.”
Ein ungutes Gefühl beschlich sie, als sie sich fragte, wie um Himmels willen aus einem Vermisstenfall mit nur einem möglichen Opfer so rasch eine derart brisante Situation entstehen konnte. Was ging hier vor sich?
Sie stürzte zu ihrem Wagen. Kaum war sie dort angekommen, vibrierte ihr Handy mit den eingehenden Koordinaten.
May raste über die ruhige Landstraße zu den Koordinaten, die ihr mitgeteilt worden waren. Sie konnte kaum fassen, dass sich eine solche Katastrophe hier abspielen sollte. In Tamarack County? Außerhalb der beschaulichen Stadt Chestnut Hill, in einer Gegend, die May schon immer als besonders idyllisch empfunden hatte?
Plötzlich sah sie, dass die Straße vor ihr mit Fahrzeugen zugeparkt war. Nicht nur PKWs, wie sie feststellte, sondern auch Lieferwagen. Ein Zaun war geöffnet worden, damit zwei Bagger auf die blumenübersäte Wiese gelangen konnten, die nur wenige Meter von der Straße entfernt lag und auf der es von Menschen nur so wimmelte.
In der Nähe des Tatorts tummelten sich Beamte der Polizei, des Bezirks, der Gerichtsmedizin und des Leichenbeschauamtes. Techniker in weißen Schutzanzügen scharten sich um den abgesperrten Bereich. Das Knistern von Funkgeräten erfüllte die Luft.
Beim Anblick der Wiese überkam May ein ungutes Gefühl. Sie erinnerte sich, dass Lily zuletzt hier in der Nähe gesehen worden war. Am Abend ihres Verschwindens war sie an der Bushaltestelle an der Hauptstraße ausgestiegen. Der Busfahrer hatte sich genau an sie erinnert. Diese Wiese lag ganz in der Nähe, wenn auch ein paar hundert Meter in die entgegengesetzte Richtung vom Hof von Lilys Eltern entfernt.
Offensichtlich war sie nicht weit gekommen, und der Mörder musste zum Zuschlagen bereit gewesen sein. Er musste sie beobachtet und auf den richtigen Moment gewartet haben. Ein solches Verbrechen konnte unmöglich ein Zufall sein, nicht bei der Anzahl der gefundenen Leichen.
Diese beunruhigende Erkenntnis ging May nicht aus dem Kopf, als sie über die Straße eilte und zum Tatort hastete. Sie hoffte, dass man mit so viel Personal vor Ort Antworten finden würde, denn die brauchten sie dringend.
Die Frage, an die sie nicht einmal zu denken wagte, nagte in ihrem Hinterkopf: Was, wenn Lauren unter diesen Opfern war? Wie weit zurück reichten diese Gräber? Ein Gefühl der Angst überkam sie, als sie sich dem Tatort näherte.
