Nigrum - Prof. Dr. Mandy Roheger - E-Book

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Prof. Dr. Mandy Roheger

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Beschreibung

Nach dem Tod ihres Vaters, Privatdetektiv Stephan Sonderberg, bricht die mittellose Künstlerin Maja in dessen Detektei ein, um dort nach Geld zu suchen. Hierbei wird sie von den letzten Klienten ihres Vaters überrascht: das Ehepaar Römer, deren 18-jährige Tochter Jasmin in der Nacht vor ihrer ersten Vorabi-Klausur spurlos verschwand. Obwohl Maja keinerlei Erfahrung als Detektivin hat, gibt sie sich fälschlicherweise als Kollegin ihres Vaters aus und übernimmt den Fall. Majas brachiale Art und ihre unkonventionellen Methoden führen sie schnell zu Jasmins heimlichen Hobby: als Geisterjägerin erkundet sie illegal verlassene Gebäude, sogenannte "LostPlaces", in ganz NRW

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Seitenzahl: 242

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Mandy Roheger
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14

Mandy Roheger

Nigrum

Sonderberg ermittelt, Teil 1

Ruhrkrimi-Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2023 Prof. Dr. Mandy Roheger

© 2023 Ruhrkrimi-Verlag

Taschenbuch: ISBN 978-3-947848-83-6

Auch als e-Book erhältlich

Originalausgabe /09/2023

Titelfoto: ©Kevin Schmidt, Tim Schwarz

Alle Personen, Namen und Ereignisse sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen, Namen und Ereignissen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten!

Die Verwendung von Text und Grafik ist auch auszugsweise ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

https://www.ruhrkrimi.de

Mandy Roheger

Im November 1992 wurde ich in Herne, im Ruhrgebiet geboren und habe meine Liebe für die schroffen, aber ehrlichen, herzlichen Leute und die Industriekultur dort nie verloren.

Als Juniorprofessorin der Psychologie habe ich das Glück eines meiner Hobbys zum Beruf machen zu können: Das Erforschen und Verstehen der menschlichen Psyche. Das ist es, was mich auch in Kriminalfällen am meisten interessiert: Was treibt die Täter an? Welche Motivationen haben die einzelnen Protagonisten? Während meines Studiums in Köln konnte ich meine zweite große Leidenschaft, das Schreiben, weiter fördern: beim Autor Stefan Keller belegte ich verschiedene Kurse zum Schreiben von Kriminalromanen, bei denen auch die Figur von Maja Sonderberg entstanden ist.

Prolog

»Schon seit Jahren erzählen sich die Menschen die schlimmsten Geschichten über diesen Ort. Was ist wahr? Was ist eine Lüge? Keiner kann mehr dazwischen entscheiden. Ist es wichtig? Wir wissen, in jeder Lüge, in jeder Geschichte steckt auch immer ein Funken Wahrheit.«

Eine Frauenstimme, unterlegt von hohen, disharmonischen Geigentönen. Das Kamerabild zeigt ein altes, mehrstöckiges Gebäude. Es ist nachts. Die graue Fassade ist an vielen Stellen bröckelig, ein Fenster im Obergeschoss ist eingeschlagen. An der rechten Seite, neben dem Eingang mit geschwungener Treppe, rankt Efeu einen kleinen Turm hoch. In mehreren Fenstern scheint Licht, obwohl das Gebäude verfallen und von einem Bauzaun abgesperrt ist.

»Das Hotel, mittlerweile nur noch ›das Horror-Hotel‹ genannt, umgibt eine düstere Geschichte. In den 1990er Jahren wurde der damalige Besitzer, samt Familie, kaltblütig ermordet. Einige Jahre später wurde das Hotel wieder eröffnet - unter neuer Führung, doch etwas hatte sich verändert.«

Dieselbe Frauenstimme, diesmal flüsternd, angespannt. Das Kamerabild zoomt immer näher auf den Eingang.

Schwarz. Szenenwechsel.

Das Kamerabild zeigt nun den Eingang des Hotels und ein Mädchen, klein, dunkelbraune Haare, mit einem Pullover, auf dem ein großes rotes Logo gedruckt ist »LostPlaces NRW by Jas – Believe in the unseen«. Das Mädchen, Jas, wird aus einem Winkel schräg unten gefilmt. Sie lächelt in die Kamera.

»Hey Leute, ich bin es, Jas, und ich bin hier heute an einem ganz besonderen Gebäude. Und, ich verspreche euch, es wird heute ein ganz besonderes Video. Ich stehe hier am Eingang des Horror-Hotels in Oberhausen. Und, vermutlich habt ihr schon mitbekommen, dass es bald abgerissen werden soll, aber vorher muss ich natürlich noch einmal rein und sehen, welche dunklen Geheimnisse es verbirgt. Es ist jetzt 3 Uhr nachts und obwohl das Hotel seit 2014 leer steht, brennt in vielen Zimmern noch Licht. Und, ja, ich würde sagen, ich schaue mich mal nach einem Eingang um.« Das Mädchen lächelt kurz und hält still, kommt dann auf die Kamera zu, beugt sich runter.

Schwarz. Szenenwechsel.

Ein eingeschlagenes Kellerfenster, dahinter nichts als Dunkelheit. Ein Taschenlampenstrahl erleuchtet den erdigen Boden voller Glasscherben davor und das kaputte Fensterglas.

»Sieht aus, als wäre dies hier unser Eingang, mal schauen, was man im Inneren sieht.«

Die Taschenlampe wird aufgehoben und leuchtet in das zerschlagene Fenster hinein. Dahinter sieht man nun einen kahlen, weiß verputzen Raum voller schwerer Spinnenweben und haufenweiser Umzugskartons, die teilweise ausgekippt auf dem Boden liegen, teilweise am Rand des Raumes aufgestapelt sind.

»Okay, dann mal rein!«

Schwarz. Szenenwechsel.

Die Kamera streift verschiedene Kisten und man sieht die Hand des Mädchens, wie sie verschiedene Dinge aus den Kisten nimmt und in die Kamera hält: Alte Kassetten, Spielsachen, Dokumente. Aus dem Off hört man Jas sprechen: »Nachdem der neue Besitzer das Hotel gekauft hatte, kamen schon bald die ersten Beschwerden: Die Gäste störten sich an einem fauligen Geruch, der nicht verfliegen wollte, egal, wie häufig das Hotel und das Abwassersystem überprüft und gereinigt wurden. Und einige Gäste beklagten sich über lautes Kinderweinen und Klageschreie mit unerklärlichem Ursprung in der Nacht, wieder andere behaupteten, nicht schlafen zu können, weil sie laute Fußstapfen in den Fluren hörten, obwohl diese verlassen schienen.« Das Kamerabild gleitet weiter über die verschiedenen Kisten entlang des Kellerraumes und bleibt dann an einer braunen Eichentür hängen, die in den nächsten Raum zu führen scheint. »Manche sagen, dass hinter diesen Türen die Familie des einstigen Hotelbesitzers spukt – und wir werden dies heute Nacht gemeinsam herausfinden!«

Schwarz. Szenenwechsel.

Die Kamera schwenkt durch einen Raum, dessen untere Wandhälfte komplett in Eichenholz vertäfelt ist. Auf der rechten Seite von der Tür befindet sich eine alte Bar; Gläser liegen zerbrochen auf dem Boden, die Barhocker umgefallen im Gang. Gegenüberliegend sieht man in die Wand eingefasste Sitzecken, an den Wänden hängen eingerahmte Fotos. Über den einzelnen Sitzecken, drei an der Zahl, hängen Deckenlampen aus den 80ern, die alle noch brennen. Das Kamerabild wackelt und im nächsten Moment sieht man Jas, die sich auf einen der Barhocker gesetzt hat. Ihr Gesicht ist groß in dem Kamerabild zu sehen, im Hintergrund erkennt man schlecht ausgeleuchtete Teile der Bar. Sie streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht und erzählt mit flüsternder Stimme:

»Diese alte Kellerbar ist einer der Räume, in denen permanent Licht brennt – und das, obwohl das Hotel seit Jahren verlassen ist. Komisch, oder? Aber das ist nicht alles, was an diesem Hotel seltsam ist. Es wurde auch nach der Wiedereröffnung immer wieder von seltsamen Vorkommnissen und Unglücken heimgesucht. Das Böse scheint hier zu wohnen. Und ich habe etwas ganz Besonderes rausgefunden. Nach wochenlangen Recherchen...« Ein lautes Klirren, wie von zerbrechendem Glas ertönt. Jas verstummt und sieht erschrocken zu einem Punkt außerhalb der Kamera, dann wird die Kamera hochgerissen und man sieht die offene Eingangstür, dahinter kann man nur die Umrisse eines Gangs erkennen.

»Hallo? Ist da wer?«, hört man Jas rufen. Stille. »Ole? Bist du das? Das ist nicht witzig!«. Minutenlange Stille, man hört nur Jas stoßweisen Atem und sieht, wie das Kamerabild immer näher an die offene Tür zoomt, hinein in die Dunkelheit.

Schwarz. Szenenwechsel.

Jas sitzt auf einem gemachten Doppelbett in einem winzigen Zimmer. Die Wände sind gelb gestrichen, die Deckenlampe hell erleuchtet, über dem Kopfteil des Bettes hängt ein großer Acryldruck, der eine Vase voller Sonnenblumen zeigt. Ihr Atem geht ruhig, es scheint etwas Zeit vergangen zu sein.

»Lasst mich euch eine Geschichte erzählen, die, soweit meine Recherchen ergeben haben, sich hier so zugetragen hat. Sie handelt von einem kleinen Jungen, dessen Namen ich hier nicht erwähnen will, um ihn zu schützen. Er war nachts wachgeworden, weil er laute Geräusche auf dem Flur gehört hatte. Ein Schreien, ein Rumpeln. Und, er schlich sich also aus dem Bett. Vielleicht genau dieses Bett hier, auf dem ich gerade sitze.«

Sie streicht mit der Hand über die Bettdecke.

»Er schlich sich in den Flur.«

Die Kamera wird aufgehoben, das Kamerabild zeigt die Zimmertür, die langsam geöffnet wird und dann einen langen, kahlen Flur, auf dessen Boden ein paar alte Dosen und weiterer nur als Schemen angedeuteter Dreck zu sehen ist.

»Und dort sieht er es, halb an der Wand heruntergesackt, mit großen starren Augen: Die Leiche einer Frau. Der Junge bekam Panik, schrie, und rannte zu seinen Eltern. Doch als diese in den Flur kamen, war von der Leiche keine Spur und der einzige Hotelangestellte, der in dieser Nacht Dienst hatte, versicherte den Eltern, dass sie allein im Hotel seien.«

Die Kamera schwenkt auf Jas Gesicht, ihre Augen sind weit aufgerissen. »Was hatte der kleine Junge also gesehen? Einen Geist?«

Schwarz. Szenenwechsel.

Tiefschwarzes Bild. Man hört schnelles Atmen und hektische, polternde Schritte. Man sieht ein paar verwackelte Schemen, dann kommt das Bild zum Stillstand. Die Kameralinse ist von etwas bedeckt, fast das gesamte Bild ist dunkel. Man sieht nur einen Teil von einer kahlen weißen Wand, die von dem flackernden Schein der Taschenlampe erleuchtet wird.

»Was wollen Sie?« Jas Stimme ist hoch, panisch. Die Andeutung eines Schattens an der Wand, schnell, gleich wieder weg.

»Wieso nehmen Sie ... ?«

Ein dumpfer Schlag, ein erstickter Schrei, ein Rumpeln. Der Taschenlampenschein an der Wand erlischt. Dunkelheit. Ein schleifendes Geräusch, lautes Poltern, Schritte, Schnaufen. Danach tödliche Stille.

Kapitel 1

Das Haus war in einem schmutzigen rostbraun gestrichen. Wenn Maja es malen müsste, würde sie einen satten dunkelroten Ton, vielleicht Karminrot, nehmen, nur um dann eine große Menge an Braun- und Schwarztönen hineinzumischen. Achatbraun und Holzkohlenschwarz. Farben, die den Dreck darstellten, der sich im Laufe der Jahre durch die Kohleabgase der alten Zechen und die fahrenden Autos in die Fassade gefressen hat. Kurz bevor sie die Eingangstür des Hauses erreichte, öffnete sich diese und ein Mädchen mit pinkfarbener Kurzhaarfrisur huschte heraus. Aus ihren Kopfhörern wummerte ein dumpfer Bass, der sogar den Lärm der Baustelle auf der anderen Straßenseite kurzfristig übertönte. Maja betrat das Gebäude. Im Treppenhaus roch es nach altem Kohl und Waschpulver. Maja rümpfte die Nase und stieg schnellen Schrittes die Treppenstufen hinauf. Sie überprüfte die Klingelschilder und in der zweiten Etage wurde sie fündig: »Stephan Sonderberg, Privatdetektiv« stand auf einem goldfarbenen, über die Jahre schon angelaufenem Schild neben der Klingel.

Nun kommt der schwierige Teil, mal sehen, wie gut Stephan seine Tür gesichert hat, dachte Maja. Die letzten 15 Jahre hatte sie ihren Vater nur mit Vornamen angesprochen. Wenn er denn mal zuhause gewesen war, was nach dem Tod ihrer Mutter nur selten vorgekommen war. Schnell holte Maja eine Haarnadel aus ihrer Hosentasche, schob sie ins Schloss, bewegte sie flink hin und her - und hörte nach nur einigen Sekunden ein vertrautes Klicken. Die Tür sprang auf. Zufrieden grinsend ließ Maja die Haarnadel wieder in ihrer Tasche verschwinden und betrat die kleine Wohnung. Für einen kurzen Moment blieb sie überrascht stehen. Der Raum, in dem sie nun stand, sah aus wie der Vorraum einer Arztpraxis. Er war lichtdurchflutet und strahlte Professionalität aus. Ein großer, dunkelbrauner Schreibtisch stand in der Mitte, darauf ein geordneter Stapel Papiere neben einem Laptop und einer Kaffeetasse. Beim Anblick der benutzten Tasse spürte Maja für einen kurzen Moment Traurigkeit in sich hochsteigen. Doch schnell verdrängte sie dieses Gefühl, welches ihr Vater nicht verdient hatte. Sie war wegen etwas Anderem hier, nicht wegen fehlgeleiteter Gefühlsduselei. Also, wo könnte Stephan seinen Notgroschen aufbewahren? Sie entschied sich, als Erstes in den Schubladen des Schreibtisches zu schauen, bevor sie die anderen Räume absuchte. Gerade, als sie sich hinkniete, um die unterste Schublade zu öffnen, hörte sie es. Ein Klopfen. An der Tür der Detektei.Und ein zögerlicher Ruf.

»Stephan?«

Kurz flammte Panik in Maja auf, doch dann entschloss sie sich zur Flucht nach vorne. Sie erhob sich hastig und dort standen sie auch schon vor ihr: Ein Ehepaar vermutlich, Sie schmächtig, mit wunderschönem, kakaobraunem Haar und mit auffallend geröteten Augen, Er groß, schlank, aber muskulös wie ein Triathlet, der es mit dem Training übertreibt und ebenfalls den Eindruck erweckend, die letzten Tage nicht geschlafen zu haben.

»Stephan, deine Tür war offen, da dachten wir, wir kommen einfach ...«, begann die Frau und verstummte, als sie Maja sah. Irritiert flackerte ihr Blick von Majas mit Acrylfarbe beschmutzen Hände zu ihren wilden, mit einem Pinsel zusammengesteckten hennaroten Haaren. Der Mann ließ sich davon nicht beirren.

»Wir suchen Herrn Sonderberg, Frau …?« Hier ließ er eine Pause.

»Auch Sonderberg.«, antwortete Maja. »Ich bin die Tochter. Herr Sonderberg ist… also … er ist unabkömmlich.«

»Unabkömmlich? Das soll wohl ein Scherz sein, ich bezahle ihren Vater! Unabkömmlich, dass ich nicht lache.«, brauste der Mann direkt auf und warf seiner Frau einen giftigen Blick zu.

»So viel zu der Verlässlichkeit deines alten Schulfreundes! Ich wusste gleich, dass das eine bescheuerte Idee war!«

Die Frau wurde unter seinem Blick immer kleiner.

Verdammter Mist, das läuft ja völlig schief, dachte Maja.

»Nein, sie haben das falsch verstanden. Mein Vater ist tot. Herzinfarkt. Vor zwei Tagen. Ich bin hier, um mich um seine Hinterlassenschaften zu kümmern.«

Und leider musste ich dafür einbrechen, da der Notar das Testament noch nicht geöffnet hat und ich ganz dringend Geld brauche, damit man mir meine Galerie nicht schließt, fügte sie in Gedanken hinzu. Doch etwas an der bedrohlich pochenden Ader auf der Stirn des Mannes ließ sie vermuten, dass sie sich diesen Zusatz besser schenken sollte. Ihre Worte blieben jedoch nicht ohne Wirkung. Der Mann, der wohl gerade zu einer weiteren cholerischen Tirade ansetzen wollte, verstummte. Die Frau brach in Tränen aus.

»Mein herzliches Beileid, Frau Sonderberg.«, brachte der Mann schließlich förmlich hervor, während er seiner Frau, die immer lauter weinte, einen Arm um die Schulter legte und sie erstaunlich sanft zu sich zog.

»Entschuldigen Sie die Reaktion meiner Frau, aber wir sind beide gerade in keiner guten Verfassung. Wir hatten ihren Vater mit einem Fall beauftragt, aber das hat sich ja nun erledigt. Entschuldigen Sie die Störung. Wegen der Rechnung melde ich mich dann später bei Ihnen, wenn Sie Ihre Angelegenheiten geklärt haben.«

Rechnung? Majas Gedanken überschlugen sich. Vielleicht ergab sich doch noch ein Weg an Geld zu kommen. Sie wusste nicht, über wie viel Vermögen ihr Vater verfügte, aber ihre Galerie war hoch verschuldet und die Kosten für die Beerdigung musste sie als einzige lebende Angehörige auch tragen. Blitzschnell fasste sie einen Entschluss.

»Nein, warten Sie. Wir haben uns falsch verstanden. Ich kümmere mich auch um seine noch nicht abgeschlossenen Fälle. Ich arbeite selbst auch als Privatdetektivin und sollte irgendwann die Detektei von meinem Vater übernehmen. Nun ist es wohl schneller eingetreten, als erhofft.«, log sie und hoffte, eine überzeugende Mischung aus Trauer und Selbstsicherheit in ihre Stimme zu legen. Die Frau hörte auf zu schluchzen und schaute Maja aus verquollenen Augen an.

»Sie würden weiter nach Jasmin suchen?«, fragte sie so hoffnungsvoll, dass Maja direkt von ihrem schlechten Gewissen heimgesucht wurde.

»Ja, natürlich. Ich bin gerade dabei, mich in die Akten meines Vaters einzuarbeiten.«, log sie weiter und hoffte inständig, dass ihr Vater überhaupt Akten über seine Fälle geführt hatte. Der Mann schaute sie prüfend an, seine Stirn war gerunzelt.

»Ich kann Ihnen auch gerne meine Qualifikationen später aus meinem Büro per Mail senden.«, fügte Maja hinzu.

Jetzt übertreib es nicht! Wo zur Hölle willst du denn Qualifikationen herholen? Die musst du doch alle fälschen!

Doch das schien den Mann zu beruhigen. Zumindest etwas.

»Nun gut. Dann tun Sie das bitte.«

»Mach ich. Und wenn das okay ist, schicke ich Ihnen auch die neue Überweisungsadresse für die Rechnung, die Bank macht im Moment noch Probleme mit dem Konto meines Vaters«, fügte Maja hinzu und hoffte inständig, es nicht übertrieben zu haben. Doch die Schultern des Mannes sackten plötzlich nach unten und er sah mit einmal wesentlich älter aus als noch bei seinem wütenden Ausbruch. Eher resigniert. Traurig.

»Machen Sie das. Hauptsache, Sie finden unsere Tochter. Komm, Judith, wir gehen und lassen Frau Sonderberg in Ruhe, damit sie sich einarbeiten kann. Noch einmal unser herzliches Beileid.«, sagte er an Maja gewandt und zog seine Frau in Richtung Tür, ohne sich umzusehen. Maja murmelte ein »Danke«. Kaum, dass sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, sackte sie auf dem Schreibtischstuhl zusammen. Was habe ich da gerade gemacht?

Eine gefühlte Stunde später, der Lichtstrahl war schon ein beachtliches Stück durch das Zimmer gewandert und ließ gelbliche Schimmer durch den Raum tanzen, hatte Maja einen riesigen Stapel an Fallakten vor sich, alle in kleiner, akkurater Schrift beschriftet, voller Fotos, Notizzettel - nur über eine Jasmin war nichts dabei. Langsam bekam Maja Kopfschmerzen und sie stand auf, um ihren Rücken durchzustrecken und ihre Schultern kreisen zu lassen. Just in diesem Moment klopfte es erneut an der Tür.

Etwa noch ein Mandant? Bitte nicht, ich schaffe es ja noch nicht mal, die Akte von den Ersten zu finden, dachte Maja beklommen und durchquerte den Raum, um die Tür zu öffnen. Draußen stand eine kleine Frau, die so farbenfroh und schrill gekleidet war, dass Maja erstmal Zeit brauchte, um ihre Erscheinung zu verarbeiten. Die bekam sie jedoch nicht, denn die Frau nahm sie direkt in die Arme und drückte sie so stark an sich, dass sämtliche Luft aus Majas Lungen entwich. Beim Einatmen schlug ihr ein schweres, blumiges Parfum entgegen.

»Es tut mir so Leid, meine Kleine, so Leid! Aber jetzt bin ich ja da und gemeinsam kümmern wir uns um alles!«, sagte die Frau, ließ von Maja ab und hob eine Kuchenform von dem Fensterbrett im Flur runter, die sie Maja sogleich in die Hand drückte. Perplex hielt Maja die Form in der Hand, während die Frau schon an ihr vorbei in die Detektei stürmte, die Tür zu Majas Rechten öffnete und darin verschwand.

»Ich mach uns erstmal nen Tee und dann könn’n wir in Ruhe quatschen!«, rief sie aus dem Raum. Kurz darauf hörte Maja das Wasser rauschen. Wer ist diese Frau? Maja stellte die Kuchenform auf dem Schreibtisch ihres Vaters ab und ging zu dem Raum, in dem die Frau verschwunden war.

Es war eine sehr kleine Küche, mit beigefarbenen, alten Kacheln noch aus den 80er Jahren, als beige-orange wohl absolute Trendfarben waren. Die Küche stand in einem so starken Kontrast zum Arbeitszimmer ihres Vaters, dass Maja sich fragte, ob er die Küche wohl je benutzt hatte. Nun hatte sie auch Zeit, sich die Frau anzusehen, die gerade dabei war Teller und Kuchenbesteck aus den verschiedenen Schränken und Schubladen zusammen zu suchen. Die Frau war klein und stämmig, mit einem großen Busen und schrill gefärbten Haaren - in einem schreienden Orangeton. Sie trug riesigen Schmuck mit schweren Steinen, die aufdringlich funkelten und farblich überhaupt nicht zu ihr passten - weder zu den Haaren, noch zu ihrem mintgrünem Oberteil. Ihr Gesicht war von auffällig viel und auffällig buntem Make-up bedeckt: zu viel hennarotes Rouge, zu dunkler Kajal um die Augen, der Lidschatten in einem Persenningblau, so intensiv, dass Maja sich gut vorstellen konnte, den Lidschatten auszuborgen und für eines ihrer Bilder zu benutzen. Trotz ihrer schrillen Erscheinung strahlte die Frau etwas Warmes, Mütterliches aus und Maja schloss sie instinktiv in ihr Herz. Trotzdem musste sie eine naheliegende Frage stellen:

»Wer sind Sie?«

Die Frau schaute sie kurz irritiert an, ging dann zu ihr und kniff ihr tatsächlich in die Wangen.

»Ach Kindchen, ich weiß, wie schwer dich das alles getroffen hat.«, sagte sie und ging an Maja vorbei und zurück ins Arbeitszimmer, wo sie die Teller und das Besteck auf den Schreibtisch stellte. »Ich wette, dein Vater hat dir mindestens genauso viel von mir erzählt, wie er mir von dir erzählt hat. Ich hab schon so viele Bilder von dir geseh’n, dass ich fast das Gefühl hab, dich schon ewig zu kennen. Ich bin die Margret von eins drüber. Ich hab die Wohnung an dein’n Papa vermietet. Toller Mann, dein Papa wirklich. Alles eine große Tragödie. Schneid ma bitte den Kuchen an, während ich unser’n Tee hole.«

Bilder? Seit Jahren hatte Maja keinen Kontakt mehr mit ihrem Vater gehabt. Direkt nach der Schule war sie ausgezogen und hatte seitdem kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Irritiert begann Maja den Kuchen zu schneiden - Schokolade mit Nuss. Maja bemerkte erst jetzt, dass sie den ganzen Tag nichts gegessen hatte, und ihr lief bei dem satten Schokoladengeruch das Wasser im Mund zusammen. In der Küche plapperte Margret unterdessen weiter vor sich hin.

»Ich helf dir natürlich mit der Beerdigung, das ist Ehrensache. Ich hab auch schon `n paar Anrufe getätigt, den meisten Freunden und Bekannten Bescheid gesagt - nur deine Nummer hat ich nicht, hab ich nirgendswo gefund’n!«

Margret kam wieder aus der Küche, in der Hand zwei Teetassen. Maja war gerade fertig, den Kuchen zu schneiden und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Schreibtisch, was ihr einen kurzen tadelnden Blick von Margret einholte, bevor diese sich auf den Schreibtischstuhl setzte. Trotz der absurden Situation, in der sie sich befand, beschloss Maja erstmal zu essen. Zwischen zwei großen Bissen Schokokuchen, nuschelte sie:

»Super, danke äh fürs Bescheid geben. Ich bin ein wenig irritiert trotzdem, weißt du, mein Vater und ich hatten eigentlich nicht die beste Beziehung.«

»Erstmal, Mund leer mach’n, bevor du sprichst!«, sagte Margret, »und zweitens: wer denkt das nich´ über seine Eltern und sich selbst. Aber glaub mir, dein alter Herr hat dich geliebt und Punkt aus. Morgen solltest du dich um den Bestatter kümmern und dann sollten wir mal überlegen, was wir mit der Detektei mach’n. Dein Papa hat immer die Miete im Voraus gezahlt, wenn das Geschäft gerade gut lief und ich bin auch gerne bereit, dir was Zeit für’s Ausräumen zu lassen - außer du willst die Wohnung behalten?«, fragte Margret hoffnungsvoll. Bei den schnellen Themenwechseln wurde Maja ganz schwummrig. Diesmal schluckte sie ihren Bissen erst herunter, bevor sie antwortete:

»Nein, ich denke nicht, dass ich mir das leisten kann. Ich betreibe noch eine kleine Galerie und die läuft im Moment nicht so toll.«

»Stimmt, die Galerie! Dein Papa hat mir deine Bilder im Internet gezeigt, die sind wirklich super!«

Moment, was? Jahrelang kümmert er sich einen Scheiß um mich und jetzt zeigt er meine Bilder irgendwelchen alten Frauen? Warum? Um sie zu beeindrucken und zu demonstrieren, was für ein super Vater er doch ist, dass er so eine künstlerische Tochter hat? Auf einmal war Maja der Appetit auf ihr Kuchenstück vergangen, sie legte die Gabel auf den Teller und schob ihn zur Seite, griff nach dem Tee. Margret interpretierte die Zeichen falsch und legte ihr mitfühlend eine ihrer ringbesetzten Hände auf ihr Knie.

»Ich weiß, das is´ nicht einfach für dich, aber wir beide schaff’n das schon, okay?« Mit einem Mal wurde Maja das ganze Getue zu viel. Mit einem Satz hüpfte sie vom Schreibtisch, wobei sie Margrets Hand abschüttelte, ging ein paar Schritte zurück und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Durchatmen. Margret starrte sie mit so großen, erschrockenen Augen an, sodass Maja ihre Reaktion direkt wieder leid tat. Aber diese Frau verstand einfach gar nichts. Keine Ahnung, was mein Vater ihr erzählt hat, zumindest war nichts davon auch nur annähernd die Wahrheit, dachte Maja.

»Gerade waren zwei Mandanten von meinem Vater hier.«, sagte Maja, allein deshalb, um Margret abzulenken. »Sie wollten was zu ihrer Tochter wissen, Jasmin. Ich habe in Stephans Akten nachgesehen, aber keine gefunden. Weißt du, wo er seine Akten sonst noch aufbewahrt hat?«

Dass Maja sich als Privatdetektivin ausgegeben und den Fall angenommen hatte, verschwieg sie lieber. Wenn Margret einen schon tadelt, wenn man mit vollem Mund sprach, dann wollte Maja lieber erst gar nicht wissen, wie sie auf diese Lüge reagiert hätte. Außerdem: Sie kannte die Frau eigentlich gar nicht und war ihr keine Rechenschaft schuldig.

»Die Akten deines Papas war’n immer in dem Schreibtisch oder in dem Schrank in seinem Schlafzimmer, da vorne die zweite Tür neben der Küche. Aber ich weiß, von wem du redest. Die armen Eltern, die sind fast jed’n Tag hier gewes’n!« Überrascht horchte Maja auf. So geschwätzig wie Margret schien, hätte sie sich denken können, dass Margret über jeden Fall ihres Vaters Bescheid wusste.

»Wieso, was ist mit ihrer Tochter?«, fragte Maja, stieß sich von der Wand ab und setzte sich wieder auf den Schreibtisch. »Hast du es nich in den Nachrichten gehört?«, fragte Margret überrascht.

»Ich schaue kein Fernsehen und habe auch keine Zeitung.«, sagte Maja und fing wieder an, ihren Kuchen zu essen. Das schien Margret glücklich zu stimmen, sie lächelte, tätschelte schnell Majas Knie und sagte dann:

»Jasmin Römer heißt das Mädchen eigentlich. Is´ verschwunden, vor so circa ´ner Woche. Sie geht hier auf eine Schule direkt in der Nachbarstadt, in Herne. Sollte eigentlich ´ne Abi Klausur mitschreiben, Französisch, soweit ich weiß. Aber in der Nacht vorher hatte sie ´nen Streit mit ihren Eltern, is raus. Und seitdem nicht mehr aufgetaucht. Polizei denkt wohl, sie is abgehauen, mit irgend’ nem Typen. Is auch ´n hübsches Ding, diese Jasmin – und über 18, deshalb gibt sich die Polizei da nich so Mühe. Aber die Eltern sind ganz anderer Meinung. Glaub’n sie wurde entführt oder so. Sicherlich, man will ja nie, dass das eigene Kind einen absichtlich verlässt.«

»Hatte mein Vater schon eine Spur?«, fragte Maja und kam sich im selben Moment lächerlich vor. Eine Spur - das klang so abgedroschen wie in einem Kriminalroman.

»Weiß ich nicht.«, sagte Margret und wischte sich missbilligend die Krümel von ihrem Oberteil, »Über aktuelle Fälle hat er nie mit mir gesproch’n. Nur hinterher, da hat er immer alles erzählt. Hatte wohl Angst, ich könnte was verraten.«

Wen wunderts, dachte Maja und lächelte im Stillen in sich hinein.

Nachdem Margret weg war und ihr das Versprechen abgerungen hatte, sich morgen direkt als erstes beim Bestatter zu melden, (»Und nimm ja nich den Kowalski, der ist ´n Halsabschneider, ich sag dir das. Hat mich bei der Beerdigung meiner Mutter damals jeden Krümel Erde auf dem Grab extra zahlen lass’n.«), beschloss Maja nach Hause zu gehen. Ihre Galerie lag in einem der angesagteren Viertel Bochums, unweit vom Schauspielhaus entfernt. Da sie kein Geld für ein Bahnticket hatte, fuhr sie die vier Stationen von der Detektei ihres Vaters bis zum Hauptbahnhof schwarz. Den Rest des Weges beschloss sie zu Fuß zu gehen. Sie mochte es, abends durch das Bermudadreieck zu streifen, wenn die Kneipen und Restaurants langsam eröffneten und Horden von Junggesellenabschieden und überstylten Mitt-20ern die Bars belagerten, bevor sie zum Feiern in einen der naheliegenden Clubs zogen. Heute hatte wohl der VfL gespielt, denn überall traf sie auf Menschengruppen in blau-weißen Trikots, die grölend Fußballhymnen und Lieder von Grönemeyer sangen. Die Feiermeile roch nach Bier, Parfum, Currywurst und dazwischen der milde Geruch des anbrechenden Sommers. Maja ließ das Bermudadreieck hinter sich und bog hinter dem Riff in eine Seitenstraße ab, weg von dem Lärm und dem pulsierenden Leben, hin zu der kleinen Oase, die sie sich geschaffen hatte. Ihrer Galerie. Das Haus, in dem ihre Galerie war, sah von außen ein wenig heruntergekommen aus: Rote Backsteine, an einigen Stellen bröckelnder Putz. Der Efeu, der an der rechten Seite hochrankte, verlieh dem ganzen jedoch einen fast romantischen Charme, ebenso wie das Schild, welches Maja angebracht hatte: »gegenwART«. Sie schloss die Tür auf, ging, ohne Licht zu machen, durch die beiden Ausstellungsräume hindurch und direkt in ihre kleine Wohnung, die sich im hinteren Teil der Galerie anschloss. Ein Zimmer mit Kochnische, einer Matratze auf dem Boden, die als Bett fungierte, einer Hängematte in der anderen Ecke, daneben eine Tür, die zu ihrem kleinen Bad führte. Ein großer Schreibtisch nahm die restliche Fläche ein. Allerdings unterschied dieser sich massiv von dem ihres Vaters. Er war vollgekritzelt, unordentlich, voller Farbtupfer und Sprenkel. Die Wand, an der Majas Matratze lag, hatte sie begonnen zu bemalen. Große, bunte Muster zierten schon mehr als zwei Drittel der gesamten Fläche. Maja malte sie immer weiter, wenn sie Zeit zum Nachdenken brauchte. Etwas Warmes streifte um Majas Beine.

»Na du, du hast bestimmt Hunger, was?«, fragte sie ihren Kater Marvey. Majas Mutter hatte Marvey kurz vor ihrem Tod mit nach Hause gebracht und er war immer ihr Halt gewesen. Mittlerweile war Marvey einer der Stars ihrer aktuellen Kunstausstellungen. In schnellen Strichen gezeichnet und als Cartoon dargestellt, kommentierte Marvey in ihren Bildern aktuelle politische Situationen und Umweltproblematiken. Maja lief zu ihrem Küchenschrank, holte Marveys Futter hervor und füllte einen kleinen Haufen Pellets in Marveys Essensschale. Mauzend fiel er direkt darüber her. Maja nahm unterdessen ihren Laptop vom Schreibtisch, setzte sich in ihre Hängematte und begann, Jasmins Fall im Internet zu suchen. Nach kurzer Zeit kam Marvey zu ihr und kuschelte sich mit unter die Decke, die Maja um sich geschlungen hatte. Doch ihre Recherche ergab nichts Neues. Die Medien hatten am Anfang zwar sehr genau von Jasmins Verschwinden berichtet, doch nachdem jemand - Maja nahm an die Polizei - den Reportern gesteckt hatte, dass Jasmin wahrscheinlich einfach durchgebrannt war, akuter Abistress vermutlich, flaute das Interesse merklich ab. Nach etwa einer Stunde, Marvey war in der Zwischenzeit auf ihren Beinen eingeschlafen und Maja musste aufpassen, dass sie sich nicht zu stark bewegte, stieß Maja dann aber doch noch auf etwas, was ihr weiterhalf: Auf einem Foto, auf dem Jasmins Klassenkameraden abgebildet waren, erkannte sie den Herner Bahnhof im Hintergrund. Ihres Wissens gab es nur ein einziges Gymnasium, welches sich direkt in Bahnhofsnähe befand. Zufrieden klappte sie den Laptop zu und stelle ihn behutsam neben die Hängematte. Morgen würde sie sich als erstes Jasmins Mitschülerinnen vornehmen. Ein paar 18-Jährige zu befragen dürfte ja wohl keine große Herausforderung darstellen, dachte Maja, während sie leicht in der Hängematte hin- und herschaukelte. Und vielleicht bekomm ich ja schon einen Hinweis. Dann könnten die Römers die erste Rate zahlen. Vermutlich ist Jasmin wirklich nur abgehauen. Aber wenn mir das hilft, meine Galerie zu retten, umso besser.

Kapitel 2