Ninas Rache - Axel Fischer - E-Book

Ninas Rache E-Book

Axel Fischer

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Beschreibung

Nina Brennan, MI6 Agentin, fällt bei der Durchführung ihres letzten Auftrages in die Fänge des Khan und wird von dessen Schergen erbarmungslos geschändet und verstümmelt. Sie überlebt nur knapp und schwört gnadenlose Rache. Während Nina sich auf ihr Vorhaben vorbereitet, orientiert sich der Khan nach Südafrika und verbreitet dort Angst und Schrecken. Als Ninas Rachepläne dem Chef des MI6 in London zu Ohren kommen, setzt dieser seinen Nummer eins Agenten Peter McCord auf Nina an, um sie auszuschalten, damit für den Fall der Ermordung des Khan keine Rückschlüsse auf die britische Regierung gezogen werden können. Doch Ninas Jagd auf den asiatischen Clanchef nimmt unerwartet eine völlig andere Wendung.

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Seitenzahl: 226

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ein Roman von Axel Fischer

Alle Rechte vorbehalten

Die Geschichte sowie alle Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.

Copyright © Axel Fischer 2025

Covergestaltung: Heike Fischer

E-Mail: manax22@web.de

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Inhaltsverzeichnis

Ninas Rache

Kapitel: 1

Kapitel: 2

Kapitel: 3

Kapitel: 4

Kapitel: 5

Kapitel: 6

Kapitel: 7

Kapitel: 8

Kapitel: 9

Kapitel: 10

Kapitel: 11

Kapitel: 12

Kapitel: 13

Kapitel: 14

Kapitel: 15

Kapitel: 16

Kapitel: 17

Kapitel: 18

Kapitel: 19

Kapitel: 20

Kapitel: 21

Kapitel: 22

Kapitel: 23

Kapitel: 24

Kapitel: 25

Kapitel: 26

Kapitel: 27

Kapitel: 28

Kapitel: 29

Kapitel: 30

Kapitel: 31

Kapitel: 32

Kapitel: 33

Kapitel: 34

Kapitel: 35

Kapitel: 36

Ninas Rache

1

„Hallo, Peter, schön, dass Sie gleich nach Ihrer Rückkehr bei mir vorbeischauen. Ist in Nicaragua alles glattgegangen?“

„Nun, Sir, glattgegangen wäre die falsche Bezeichnung. Es ist alles gut gegangen. Ich konnte verhindern, dass sich das Kartell mit schmutziger Munition eindecken konnte. Das Waffenlager ist durch eine unsichtbare Hand in die Luft geflogen. Den britischen Waffenhändler habe ich gefasst und an die Behörden übergeben.“

„Sehr gut gemacht, Peter. Wir haben damit unsere Pflicht als MI6 erfüllt und sind aus dem Schneider. Kaffee, Peter?“

„Ja, gern, Sir.“

„Kommt sofort.“

„Ich wollte nicht allzu lange bleiben, Sir, weil ich mich unbedingt ausschlafen muss. Die letzten sechsunddreißig Stunden waren verdammt hektisch.“

„Tja, mein Lieber, Sie werden auch nicht jünger. Und die Einsätze verlangen Ihnen immer mehr ab.“

„Stimmt. Ich werde jedoch das Gefühl nicht los, dass Sie mir etwas erzählen möchten.“

Simon Sharp, der Chef des MI6, lächelte seinen Nummer eins Agenten Peter McCord süffisant an.

„Mittlerweile kennen Sie mich wirklich gut, Peter. In der Tat gibt es etwas, dass Sie im Höchstmaß interessieren wird, zumal Ihr nächster Auftrag daraus resultiert.“

„Nun, Sir, dann lassen Sie hören.“

„Sie erinnern sich an Ihren Auftrag in Thailand vor gut einem halben Jahr?“

„Sehr ungerne, aber ich habe ihn sehr gut im Gedächtnis.“

„Dachte ich mir. Tut mir auch sehr leid für Sie und Agentin Nina Brennan.“

„Aber Sie wollten mir sicher nicht Ihr Mitleid aussprechen, ist es so?“

„Das mir die Entwicklung sehr nahe gegangen ist, können Sie mir durchaus abnehmen, Peter. Miss Brennan war eine hervorragende Kollegin, mit der Sie im Team nahezu unschlagbar agierten.“

„Sir, bitte kommen Sie auf den Punkt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas faul ist.“

„Leider haben Sie recht, Peter, und es stinkt ganz gewaltig.“

„Dann schießen Sie mal los.“

„Erinnern Sie sich an den Khan?“

„Ja, sicher. Er ist der Boss des größten Verbrechersyndikats in Thailand. Wahrscheinlich sogar über die Grenzen nach Laos, Vietnam und Kambodscha hinaus. Prostitution, Waffenhandel, Geldwäsche, Menschenhandel, Drogen und Schutzgelderpressung gehören zum Portfolio des Kartells. Der Khan geht äußerst brutal gegen seine Gegner vor. Ich erinnere nur daran, wie er Miss Brennan und einige weitere Gegner irgendwo im Dschungel Thailands kopfüber von den Bäumen herabhängen ließ, bis sie starben.“

„Genau diesen Khan meine ich, Peter. Zwar hat Miss Brennan keine Aussagen zu den Foltern gemacht, mit denen man sie traktiert hatte. Doch die beiden fehlenden Zehen und die darüber hinaus abgeschnittenen beiden Finger an der rechten Hand sind Zeichen genug der unglaublichen Brutalität, mit der dieser Mann zur Sache geht.“

„Das ist beileibe nicht alles, Sir. Sie wurde hundertfach vergewaltigt, mit irgendwelchen Gegenständen traktiert, die man ihr in ihre Körperöffnung steckte und darüber hinaus auch noch unfruchtbar gemacht. Außerdem entfernte man ihr die Brustwarzen. Die psychischen Folgen sind meiner Meinung nach überhaupt noch nicht absehbar.“

„Das sehe ich genauso, Peter, und deshalb sitzen wir hier zusammen. Der Khan hat seinen größten Geschäftspartner in Südafrika ermorden lassen und seinen Firmensitz von Thailand nach Südafrika verlagert. In Thailand wurde ihm wohl auch der Boden zu heiß, nachdem ein Regierungswechsel stattgefunden hat und jetzt Männer an der Macht sind, die sich nicht einfach kaufen lassen. Der Khan hat innerhalb weniger Tage seine Zelte in Thailand abgebrochen und ist mit seiner ganzen Entourage nach Südafrika ausgewandert. Dort hat er die riesige Farm seines ehemaligen Geschäftspartners angegriffen und übernommen. Dessen Ehefrau und deren gemeinsame Kinder sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.“

„Alle auf einmal?“

„Genau, Peter, alle gleichzeitig.“

„Wie praktisch. So erspart man sich Erbschaftsprobleme.“

„So war es wohl auch von diesem Khan gedacht. Von Südafrika aus mischt er jetzt aggressiv im Drogengeschäft und im weltweiten Waffenhandel mit. Außerdem sind bereits alle Bordelle in Johannisburg und Umgebung fest in seiner Hand. Es hat eine Menge Tote bei der Übernahme der Etablissements gegeben. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn und seine Gegner schlachtet er skrupellos ab. “

„Nun, Sir, Sie erzählen mir das alles ganz sicher nicht, weil Sie sich an seinen Geschäften beteiligen möchten.“

„In der Tat nicht, Peter. Nein, das möchte ich ganz sicher nicht. Aber das, was ich Ihnen jetzt erzähle, dürfte Sie interessieren und wird darüber hinaus wie schon angedeutet, Ihr nächster Auftrag. Können Sie sich noch gut an Ihre ehemalige Kollegin Nina Brennan erinnern?“

„Ja, natürlich, Sir. Sie war eine top ausgebildete Kollegin und absolut zuverlässig. Ich habe sehr viel für sie empfunden, hätte sie sogar zu meiner Frau gemacht. Doch nach dem furchtbaren Einsatz in Thailand und den grausamen Folterungen, die diese Schergen des Khans ihr angetan haben und der Tatsache, dass sie keine Kinder mehr bekommen konnte, wollte sie mich nicht mehr wiedersehen. Mein Gott, das ist jetzt etwa ein knappes halbes Jahr her. Wie schnell, die Zeit vergeht. Aber warum fragen Sie?“

„Wir haben Ihre Spur verloren. Nach ihrer Reha hat sie noch ihren Master als Flugzeugingenieurin abgelegt. Mit ihrer Abfindung und der Invalidenrente hat sie sich abgesetzt. Wir vermuten nach Schottland in ihre alte Heimat, wo sie wohl ein altes Cottage geerbt haben soll.“

2

Die junge Frau im dunkelblauen T-Shirt mit der kurzen Laufhose und den Nikes hetzte sich wieder wie jeden Morgen die Steilküste entlang. Der alte Stanwyk, der gerade nach seiner Herde Schafe schaute, schüttelte nur den Kopf. Wie kann man bei so einem Nieselregen nur freiwillig durch die Gegend rennen, ging ihm durch den Kopf. Es war wie jeden Morgen. Und jedes Mal winkte sie ihm kurz lächelnd zu, während sie weiter rannte. Natürlich erwiderte er ihren Gruß. Wohin sie lief, wusste er nicht. Woher sie kam, schon. Sie hatte das gut gepflegte, kleine Landhaus von der alten Hexe Callaghan geerbt, die wohl ihre Tante war. Doch so richtig interessieren tat es den alten Stanwyk nicht. Hier weit weg von jeglicher Zivilisation gingen die Uhren ohnehin anders. Die Höfe lagen kilometerweit auseinander. Man half sich, wenn Hilfe nötig war. Aber wirkliche Kontakte pflegte man nicht.

Nach ihrem Zwanzigkilometer Lauf erreichte sie den menschenleeren Strand. Sie schlüpfte wie jeden Morgen aus ihren Laufschuhen und den Strümpfen, streifte Shorts und Slip herunter sowie T-Shirt und BH ab und rannte völlig nackt in den gurgelnden Atlantik. Stanwyk trieb seine Schafherde wie jeden Morgen den Hügel hinauf und gönnte sich den allmorgendlichen Anblick der hübschen, jungen Frau, die sich ihm völlig nackt präsentierte.

„Schaust du dir schon wieder die kleine Nackte an, Sherman? Du solltest lieber deiner Frau auf die Brüste schauen. Da gibt es mehr zusehen, du geiler Bock. Die Kleine lässt dich sowieso nicht ran.“

Sherman Stanwyk ignorierte das Geschwätz seiner Frau. Das Mädel gefiel ihm halt und ihre Brüste lagen nicht auf der zweiten Bauchfalte auf, wie bei Mary. Doch die Kleine verbarg irgendetwas. Ihr Körper wies eine Menge Narben auf, Spuren von unendlichem Leid, das ihr irgendwann einmal widerfahren sein musste. Doch sie anzusprechen, traute er sich nicht.

Wie ein Fisch schwamm sie los und der winzigen, unbewohnten Insel in etwa zehn Kilometern Entfernung entgegen. Immer wieder wechselte sie die Art zu schwimmen. Sie startete mit kräftigem Kraul, um rasch voranzukommen. Zur Entspannung drehte sie sich um und schwamm auf dem Rücken. Das letzte Stück zurück bis zur Insel bewegte sie sich gern wie ein Delphin. Häufig auch wie eine klassische Brustschwimmerin. Wenn sie den Strand der kleinen Insel betrat, schüttelte sie zuerst ihre Beine und Arme aus, um einem Krampf vorzubeugen. In den ersten Wochen ihres Aufenthaltes hier schluckte sie gewaltige Mengen an hochdosiertem Magnesium, damit sie nicht ständig von Wadenkrämpfen geplagt wurde. Außerdem stellte sie ihre Ernährung entsprechend ein. Heute machten ihr die Strapazen längst nichts mehr aus. Ob Regen, Schnee oder Sonnenschein sie spulte ihr Programm ab und stählte auf diesem Weg ihren Körper. Auf der Insel floss ein winziges Süßwasserrinnsal, dass nur mäßig nach Meersalz schmeckte, aber dem ausgelaugten Körper alles bot, wonach er sich sehnte. Wie eine Raubkatze schlich sie sich, auf allen vieren an das plätschernde Nass heran und schleckte so viel Wasser wie eben möglich in sich hinein. Wenig später ging es dann in Rekordzeit zurück zum Strand. Ohne Scham entstieg sie splitternackt dem Atlantik. Mit ihrem ohnehin schweißnassen T-Shirt wischte sie durch ihr Gesicht, um es sich dann wieder anzuziehen. Der alte Stanwyk winkte ihr kurz zu, bevor er glücklich seine Herde zurück auf die große Wiese vor seinem Haus trieb.

Eineinhalbstunden später warf sich Nina in den gemütlichen Schaukelstuhl, der verwaist auf ihrer Terrasse sanft von der Meeresbrise bewegt, hin und her schaukelte. Sie trug kein einziges Kleidungsstück mehr am Körper, dass nicht vollständig von Schweiß und Meerwasser durchnässt war. Als sie wieder zu Atem gelangt war, verschwand sie im Bad. Sie hatte im Haus selbst bis auf das Bad und einige Möbel alles so belassen, wie sie es von Tante Sophie geerbt hatte. Nina hatte alle Räume renoviert. Das Bad baute sie sich zum Luxustempel um. Den angrenzenden Schafstall entkernte sie und teilte den großen Raum in drei gleich große Räume auf. In einem Gebäudeteil errichtete sie einen Schießstand. Der zweite Raum wurde zum Fitnessraum mit Sauna und Whirlpool umgebaut und im dritten richtete sie sich eine Feinwerkstatt ein, die es locker mit jedem professionellen Handwerksbetrieb aufnehmen konnte. Nach der Körperpflege machte sie sich landfein. Sie holte ihre Enduro aus der Garage und fuhr zu ihrer besten Freundin Kate, die acht Kilometer von ihrem Heim entfernt mit sechs großen Hunden und ihren beiden Jungs lebte. Kate arbeitete als Lehrerin. Sie unterrichtete Sport und Mathematik an der einzigen weiterführenden Schule in der Umgebung. Kate war Kampfsportfan. Mindestens zwei Mal die Woche trafen sich die beiden Frauen, um ausgiebig zu trainieren. Eine Mischung aus Judo, Krav Maga, wie auch Jiu-Jitsu diente ihnen zur Anleitung. Häufig erhielten sie auch Unterricht von Sybel, einer ehemaligen schottischen Kampfsportmeisterin. Die drei Frauen waren ein großartiges Team. Alle drei teilten ein ähnliches Schicksal. Jede von ihnen hatte furchtbare Gewalt gegen den eigenen Körper ertragen müssen, allerdings nicht annähernd so brutal wie Nina. Ihr Motto lautete: Alles, was uns nicht umbringt, macht uns nur härter. Heute jedoch trainierte sie nur mit Kate allein. Hinterher gab es selbst gebackenen Kuchen und frisch aufgebrühten aromatischen Kaffee.

„Was hast du eigentlich noch vor, Nina? Du willst doch sicher nicht dein ganzes Leben hier in dieser Einöde verbringen.“

Nina war mit Abstand die Jüngste des Triumvirats und so war Kates Frage nicht unberechtigt.

„Ich habe in meinem Leben noch etwas sehr Wichtiges zu erledigen. Wenn ich das hinter mir habe und am Leben bleibe, dann mache ich mir Gedanken über meine Zukunft.“

„Du hörst dich sehr geheimnisvoll an. Also raus mit der Sprache, was hast du vor, Nina?“

„Ich werde einen Menschen töten.“

Kate erschrak ob Ninas empathieloser Aussage. Sie kannte ihre Freundin jetzt schon eine ganze Weile und wusste, dass sie keine Märchen verbreitete.

„Jetzt schau mich nicht so entgeistert an. Wenn der Typ tot ist, wird mich deshalb niemand zur Verantwortung ziehen. Ich muss diese Exekution halt nur selbst überleben.“

„Mein Gott, Nina, wer ist denn der Mann, den du hinrichten willst?“

„Es ist der Mann, der mein ganzes Leben zerstört hat. Er hat mich durch seine Schergen gedemütigt, vergewaltigt, verstümmelt und gefoltert und mir meine Zukunft als Frau an der Seite meiner großen Liebe zerstört. Wir haben uns Kinder gewünscht und ein Leben auf dem Land hier in Schottland in schöner Umgebung. Zwar wollte mich mein Traummann auch nach der Tortur immer noch heiraten, aber ich wollte es nicht. Und für all das muss der Khan büßen, dieses Schwein. “

„Ein merkwürdiger Name. Wo lebt er jetzt?“

„Er hat bis vor wenigen Monaten halb Asien beherrscht. Ob in Vietnam, Laos, Kambodscha oder Thailand, in allen schmutzigen Geschäften hatte er seine Finger im Spiel. Prostitution, Menschen- und Organhandel, Schutzgelderpressung, Waffen- und Drogenhandel. Es gibt eigentlich keine Straftat, die dieser Mann nicht begangen hat. Er hat auch meine Mutter töten lassen.“

„Und wie willst du den ganz allein zur Strecke bringen?“

„Daran arbeite ich noch. Ich habe herausbekommen, wohin sich dieses Schwein abgesetzt hat, als es ihm in Thailand zu heiß wurde. Ich werde wie eine Spinne sein, mein Netz unsichtbar verteilen und im entscheidenden Moment zuschlagen.“

„Aber, Nina, du alleine gegen ein Imperium? Wie soll das denn gehen?“

„Ich bin dafür ausgebildet Gegner aufzuspüren, zu enttarnen und auszuschalten. Der Khan wird schon sehr bald merken, dass ich ihm auf den Fersen bin. Er wird den kalten Hauch des Todes im Nacken spüren und dann hat er bereits sein Leben verwirkt. “

„Ich merke schon, Nina, du willst nicht mehr an Infos preisgeben. Ist aber auch nicht weiter tragisch. Du bist alt genug, um zu wissen, was du tust.“

3

„Ja und nein, Peter. Eine wirkliche Anschrift des Cottage existiert nicht. Ihre Post holt sie in Scourie in einem Lebensmittelgeschäft mit angrenzendem Postladen ab. Das Postfach ist namenlos und nur mit einer Nummer versehen.“

„Das liegt irgendwo im hohen Norden weit ab jeglicher Zivilisation. Dort gibt es ein paar Schafsfarmen mit angeschlossenen Weber- und Käsereien.“

„Dann schauen Sie mal, ob Sie Ihre Exkollegin dort aufspüren.“

„Woher wissen Sie das eigentlich alles über sie, Chief?“

„Sie hat sich über das Darknet einige Dinge bestellt, die man nicht unbedingt braucht, wenn man nicht gerade in den Krieg ziehen möchte. Außerdem hat sie sich alles über Südafrika und Kapstadt an Informationen besorgt, was es zu finden gab.“

„Aber wie will sie denn unbemerkt dorthin gelangen?“

„Dafür habe ich einen gut bezahlten Topagenten, der uns über alles aufklären wird. Waren Sie überhaupt schon einmal in Ihrer eigenen Heimat tätig, Peter?“

„Ehrlich gesagt nicht Sir. Es ist dem MI6 auch nicht erlaubt, im eigenen Land tätig zu werden. Zuständig ist dafür Scotland Yard.“

„Tja, Peter, es gibt immer ein erstes Mal und Vorschriften muss man auch mal umgehen, wenn es dem eigenen Land dient. Sie sind halt auf Urlaub zu Hause. Schauen Sie, dass Sie Miss Brennan aufspüren und von Ihren Mordplänen abbringen. Wird sie in Kapstadt bei irgendeiner Schweinerei, in die sie verwickelt ist, von den Behörden gefasst, fällt alles auf uns zurück. Wenn es nicht anders geht, müssen Sie Miss Brennan ausschalten, Peter.“

„Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, Sir?“

„Doch, Peter, leider schon. Für Dritte wird der Einsatz von Miss Brennan aussehen, als hätte der MI6 einen Killer ausgesandt den Khan umzubringen. Es sei denn, wir erhalten einen offiziellen Auftrag dazu. Das kläre ich noch, Peter. Viel Glück und grüßen Sie mir Miss Brennan.“

Peter McCord fuhr nach Hause, um ein paar Sachen zusammenzupacken. In seiner mondänen Wohnung direkt an der Themse, wo in grauer Vorzeit die Speicherstadt Londons lag, Schiffe be- und entladen wurden und eine Menge Kleinkriminelle und Schmuggler ihr Unwesen trieben und eine Vielzahl älterer Huren ihrem Gewerbe nachgingen, entstand vor wenigen Jahren einer der nobelsten Stadtteile Londons. Peters Vater hatte ihm diese Wohnung als Kapitalanlage gekauft und geschenkt. Seine Eltern gehören dem schottischen Hochadel an und waren sehr wohlhabend, was man ihnen jedoch überhaupt nicht anmerkte. Sie verzichteten auf die Anrede mit ihrem Titel und protzten nicht mit ihrem Geld. Eher das Gegenteil war der Fall. Alle Mitarbeiter wurden gut bezahlt und durften mit ihren Familien kostenlos in gutseigenen, geräumigen Wohnungen auf McCords Manor wohnen. Herr über alle Mitarbeiter, Gerätschaften und das Vieh war Angus, ein zwei Meter-Mann, muskelbepackt und eine Seele von Mensch, der wie seine ganze Familie aus den Highlands stammte. Peter freute sich schon, Angus wiederzusehen. Sie hatten während Peters Jugendzeit und auch später zusammen eine Menge Unsinn angestellt. Angus Familie arbeitete schon in fünfter Generation für die McCords.

Peter rief am Flughafen Stansted an, um sich zu erkundigen, ob ein Flugzeug zur Überführung nach Edinburgh zur Verfügung stand, dass er kostenlos übernehmen konnte. Die Nutzungspauschale war sehr gering und er gelangte so auf direktem Weg nach Hause. Da er sämtliche Fluglizenzen besaß, war der Maschinentyp Nebensache. Peter hatte Glück. Eine fabrikneue Cessna 421 sollte von Stansted aus nach Edinburgh überführt werden. Die Maschine hatte eine kleine Inlandsfluggesellschaft gekauft und wartete auf die Auslieferung. Zwei Stunden später saß Peter im Cockpit der zweimotorigen Turboprop Maschine. Nach einer kurzen Einweisung wartete Peter nun auf sein Clearing für den Start. Er musste noch einige Passagiermaschinen an sich vorbeiziehen lassen, bis er endlich an der Reihe war. Dann jedoch erhielt er die ersehnte Startfreigabe. Sonor brummend nahmen die beiden Motoren Drehzahl auf und beförderten die Cessna schnurstracks in den Himmel.

Gute sieben Stunden Flug lagen nun vor ihm. Da die Maschine jedoch mit den neuesten Errungenschaften der Flugzeugtechnik ausgerüstet war, schaltete Peter den Autopiloten ein und trank einen Kaffee aus der Thermoskanne. Am frühen Abend setzte er die Cessna gefühlvoll auf der Landebahn des Flughafens Edinburgh auf. Er wurde zuerst herzlich von einer Mitarbeiterin der Fluggesellschaft begrüßt, die wissen wollte, ob mit dem Flieger alles in bester Ordnung sei. Peter konnte dies bestätigen und händigte alles aus, was er für die Überführung an Papieren mitgebracht hatte. Wenig später betrat er mit seiner Reisetasche in der Hand schwenkend den Ankunftsbereich. Dank der gewaltigen Körpergröße des Verwalters seines Vaters war dieser nicht zu übersehen. Angus zeigte eine Menge weißer Zähne, als er Peter erblickte.

„Hallo, altes Haus, endlich mal wieder zu Hause. Wir vermissen dich alle sehr, Peter. Wie geht es dir?“

„Angus, alte Nase. Gut geht es mir. Du lebst ja auch noch. Man ist das schön, dich wiederzusehen.“

Peter liebte die Herzlichkeit seines besten Freundes. Doch wenn Angus ihm herzlich und liebevoll auf die Schulter klopfte, war nicht auszuschließen, dass er sich dabei die Schulter auskugelte. Lachend und erzählend schlenderten die beiden Freunde dem schweren Range Rover SUV entgegen. Pünktlich zum Abendessen schloss Peter seine Eltern in die Arme. Vorspeise und Hauptgericht waren schon von bester Qualität. Doch Mutters selbst zubereiteter Schokoladenpudding war die Krönung des Menüs. Da ließ die Hausherrin auch nicht ihre gute Seele in der Küche dran, die schon seit vielen Jahren für die McCords kochte.

Nach dem Essen zogen sich Peter und sein Vater in die Bibliothek zurück. Dort wurden die neuesten, sehr lange herangereiften, Whiskysorten verkostet, die je Flasche ein Vermögen kosteten.

„Du bist aber ganz sicher nicht zur Erholung hier, Sohnemann, oder?“

„Eigentlich schon und doch wieder nicht.“

„Ich sehe schon, du darfst mal wieder nichts dazu sagen.“

„Du kennst doch meinen Job, Dad.“

„Ja, natürlich. Aber ihr dürft doch eigentlich gar nicht auf der Insel tätig werden.“

„Stimmt, Dad. Deshalb bin ich ja auch hier bei euch.“

„Etwas Unangenehmes?“

„Leider ja, Dad. Wenn alles vorüber ist, erzähl ich es dir.“

„Du wirkst bedrückt, Peter. Was ist los?“

„Ich muss gegen eine ehemalige Kollegin ermitteln, die ich gern zur Frau genommen hätte. Wir haben uns sehr geliebt und ich tue es immer noch.“

„Wie bitte?“

Dann erzählte Peter von Nina und ein wenig über den abgeschlossenen Fall. Doch worum es letztlich ging, darüber schwieg er sich natürlich aus.

„Soll ich dir sagen, was ich vermute, Peter? Deine Nina ist auf dem Trip, Rache nehmen zu wollen und damit der MI6 aus dem Schlamassel heraus bleibt, sollst du sie daran hindern.“

„Ja, so ist es wohl, Dad.“

„Das ist eine verdammte Sauerei, die man dir da aufgedrückt hat.“

„Ich bekomme immer nur die Sauereien zu erledigen, Dad.“

„Wirst du damit klarkommen? Vor allem wenn es hart auf hart kommt?“

„Es ist mein Job, Dad.“

Eine ganze Zeit lang saßen sich Vater und Sohn schweigend gegenüber, bis sie nach einigen Gläsern bestem Whisky die nötige Bettschwere besaßen und ihre nächtlichen Ruhestätten aufsuchten.

4

Nina fuhr gemächlich mit ihrem alten Land Rover zurück nach Hause. Es war ein schöner Nachmittag gewesen. Doch um sich jetzt auf die faule Haut zu legen, wenn auch das schöne Wetter dazu einlud, kam für sie nicht in Frage. Sie musste weiter an ihrer Handschuhkonstruktion arbeiten. Die Schergen des Khans hatten ihr neben den beiden kleinen Zehen auch den Zeige- sowie den Mittelfinger an der rechten Hand abgetrennt. Doch gerade die Finger musste sie ersetzen, um mit der rechten Hand problemlos eine Waffe bedienen zu können. Da sich die im Endstadium befindliche Handschuhkonstruktion schon hervorragend bewährt hatte, galt es nun noch dem Handschuh den letzten Schliff zu verpassen. Die bestellte Ausrüstung an Waffen und Munition nebst Sprengmitteln war bereits eingetroffen. Es lag jetzt nur noch an ihr selbst, den Zeitpunkt zum Angriff auf den Khan zu bestimmen. Er wähnte sich bestimmt in Sicherheit. Doch der Tag der Abrechnung rückte unaufhaltsam näher.

Sie stellte ihren alten Geländewagen im Schuppen rechts neben dem Haus, der ihr als Garage diente, ab. Schwungvoll warf sie die Türe zu. Aus der Küche holte sie sich eine eiskalte Flasche Cola aus dem Kühlschrank, die sie mit in die Werkstatt nahm. Dort öffnete sie ihren Safe und entnahm diesem ein Meisterwerk britischer Ingenieurskunst. Das Grundgerüst des Handschuhs bestand aus einem schwarzen, fingerlosen Lederhandschuh, wie er von Fahrradsportlern und Kameraleuten getragen wurde. Nina hatte den Mittel- und Zeigefinger ihrer linken Hand in den PC eingescannt und mit einer Fotosoftware auf rechts umgearbeitet. So gewährleistete sie, dass ihre Hände später identisch zueinander passten. Über einen 3D-Drucker fertigte sie die beiden fehlenden Finger aus Titan an. Nina hatte Glück im Unglück gehabt. Die Folterknechte des Khans trennten die Finger gleich vor dem zweiten Fingerglied, von der Fingerspitze ausgehend, ab. Da die nach Wochen zugeheilten Wunden wie kleine Zigarrenstumpen aussahen, vereinbarte Nina mit dem plastischen Chirurgen, die Enden der Fingerstumpen im Verlauf der OP ein wenig spitz zulaufen zu lassen. Der behandelnde Arzt empfand diese Maßnahme als Modegag, tat aber wie ihm aufgetragen. Dass Nina sich bereits im Vorfeld Gedanken gemacht hatte, wie sie ihre fehlenden Fingergelenke wieder zum Leben erwecken konnte, ahnte der Chirurg natürlich nicht.

Nachdem sie ihre beiden Titanfinger in stundenlanger Kleinarbeit passend modelliert hatte, höhlte sie mittels einer computergesteuerten Fräse den hinteren Teil der Fingermodelle komplett aus. Wieder war Feinarbeit angesagt. Jetzt hieß es, die beiden Finger an die Stümpfe anzupassen. Dabei beschädigte Nina den Mittelfinger so stark, dass sie das ganz Procedere der Herstellung wiederholen musste. Doch Nina war zäh und von ihrem Vorhaben nicht mehr abzubringen. Als die beiden Fingerprothesen absolut passten, ließ Nina den nächsten Schritt folgen. Sie trennte die vorderen Fingerglieder in der Mitte durch. Wieder höhlte sie die Enden aus. Sie bereitete die winzigen Höhlen so auf, dass diese problemlos die Miniaturgelenke aufnehmen konnten, die sie der Feinmechanik aus dem Roboterbau entnommen hatte. Als alles zusammengebaut war, passte und funktionierte, trainierte sie wochenlang, die beiden Finger über die Muskeln und Sehnen des Handgelenks funktionsfähig zu machen. Sie schaffte es, ihren Zeigefinger so beweglich zu gestalten, dass sie ohne Schwierigkeiten eine Schusswaffe abdrücken konnte. Sie wusste, dass sie in einem Western ganz sicher kein Duell gewinnen würde. Dies war aber auch nicht die Feder, die sie antrieb. Schießen mit einer Faustfeuerwaffe oder einem Schnellfeuergewehr war nun wieder äußerst präzise möglich und genau darauf kam es ihr an. Nach ihrer Ingenieurmeisterleistung verbrachte sie viele Stunden auf ihrem Schießstand. Sie übte mit Pistolentypen verschiedener Hersteller, bis ihr der Vorgang des Abdrückens über eine Bewegung aus dem Handgelenk im wahrsten Sinne des Wortes in Fleisch und Blut übergegangen war. Was nun noch folgte, waren Übungen, die Waffen schnell aus verschiedenen Holstern herauszuziehen. Da sie ihre Titanfinger fleischfarben lackiert hatte, trug sie ihren Handschuh immer häufiger, was natürlich dazu führte, dass sie immer geschickter im Umgang mit ihrer Hand wurde.

Peter wachte mit einem dicken Kopf auf. Sicher war das letzte Gläschen am gestrigen Abend noch nicht durchgebrannt gewesen. Sein Dad und Angus, die gerade im Hof zehn neue Pferde begutachteten, lachten ihn aus, als sie in sein eher gequältes Gesicht sahen.

„Ist dir etwa ein Gläschen nicht bekommen oder bist du aus der Übung, Peter?“

„Wieso, mir geht es doch prima.“

„Bist halt ein wenig blass um die Nase, mein Sohn.

Angus holt dir einen Sattel, dann kannst du mit uns die Pferde testen.“

„Zu gütig, Dad. Ich geh mal in die Küche.“

Er hörte, wie Angus und sein Vater laut hinter ihm lachten. Peter lief zum Eingang der großen Küche, die auch einen Zugang zum Hof besaß und platzte dort in einen Vortrag seiner Mutter und der Köchin, die gerade acht jungen, weiblichen Auszubildenden die Kunst des Gemüseschneidens und das Zubereiten von leckeren Gemüsesuppen lehrten. Die Mädchen, alle im heiratsfähigen Alter, fielen beinahe in Ohnmacht, als sie Peter hereinstürmen sahen. Aber auch Misses Brighton, die gute Fee in der Küche, freute sich, den jungen Herrn einmal wieder zu Gesicht zu bekommen. Peter war natürlich nicht entgangen, dass bei den Damen heimlich einige Blusenknöpfe mehr geöffnet wurden.

Für die jungen Mädchen aus gutem Hause war es ungemein schwer, hier in den eher einsamen Gefilden der Highlands einen gut situierten und auch noch ansprechend aussehenden Mann zu finden. So nutzte man jede Chance. Peters Mutter kannte dieses Problem und schmunzelte nur, als sie sah, dass der zu ihrem Leidwesen immer noch nicht verheirateter Sohn Hahn im Korb war.

„Verdreh unseren Mädchen nicht den Kopf, Peter. Wir sind mitten in der Ausbildung.“

„Kopf verdrehen gehört aber sicher auch dazu, Mum. Das ist die Lehre des Lebens.“

„Oh, mein Sohn wird zum Philosophen. Hört erst gar nicht hin, Mädels. Peter ist sowieso nur unterwegs und hat keine Zeit für eine liebe Frau.“

„Nicht einmal für eine böse, Mama.“

Die Mädchen kicherten, während Peter sich einen Kaffee in der Kapselmaschine aufbrühte.

„Wer macht mir denn ein Frühstücksbrötchen mit Erdbeermarmelade? Ich prüfe hinterher die Qualität und benote sie.“

„Hier ist ein Messer, ein Brötchen, Butter und Marmelade, Sohnemann. Das schaffst du sicher auch allein.“



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