Nostalgia Magica: The Taste of Love - Morven Hikara - E-Book

Nostalgia Magica: The Taste of Love E-Book

Morven Hikara

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nachdem Maron das baufällige Haus ihrer Großeltern geerbt hat, muss sie ihre beste Freundin Miranda bei sich aufnehmen, die gerade von ihrem Freund verlassen wurde. Die beiden Frauen wollen das Haus, welches für Maron voller wunderbarer Kindheitserinnerungen steckt, wieder auf Vordermann bringen und tun ihr Bestes, um dies zu bewerkstelligen. Bald findet Maron das alte Kochbuch ihrer Großmutter. Und trotzdem sie eigentlich nicht allzu viel Freude am Kochen hat, beginnt sie damit „zauberhafte“ Gerichte zustande zu bringen, die ihr so manche Lebenssituation erleichtern zu scheinen. Kurz darauf taucht ein schwer misshandeltes Mädchen in ihrem Garten auf, welches sie ebenfalls bei sich aufnimmt und versorgt. Als wäre das noch nicht Ärger genug, tritt auch noch der leibliche Vater des Mädchens auf den Plan und will sie mit nach Schottland nehmen, woraufhin Maron sich heftig mit ihm anlegt. Gemeinsam mit Miranda, dem störrischen Schotten Gavin und Mirandas Tierarztbekanntschaft Marek, stürzt sie sich in ein dramatisches Abenteuer voller Nostalgie, Wärme, und verführerischer Romantik. Dieses Buch ist für jeden etwas, der sich an herzerwärmenden, nostalgischen Geschichten voller Liebe, Verwicklungen und Humor erfreut und es genießt, sich in verführerische Szenen einzufühlen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Nostalgia Magica – the taste of love

Morven Hikara

 

 

Für Veronika und Klaus.

Dank euch war meine Kindheit voller Liebe und Wärme.

 

 

 

-Kapitel 1-

Heute war einer dieser seltenen Tage, an denen sie das Morgengrauen in vollen Zügen genießen konnte. Um diese Zeit lagen sanft die Nebelschwaden auf dem Waldboden und schlichen bis zu den Wiesen, wo der Tau auf den Grashalmen ruhte. Langsam begann die Sonne in rötlichem Licht aufzugehen und ließ die kleinen Wassertropfen regelrecht glitzern. Sie genoss die gereinigte Luft an diesem Morgen sehr und sog den Duft nach frischem Regen tief ein. Um 6 Uhr in der Früh war alles noch so friedlich und still, bevor bald das allgemeine Treiben und die Hektik losgehen würden.

Maron saß in einem bequemen Stuhl aus Rattan auf ihrer kleinen Terrasse und blickte in den Garten. Gedankenverloren hielt sie ihre Tasse Tee in beiden Händen. Zusätzlich hatte sie eine Decke über dem Schoß, da es noch recht kühl war. Die halbe Nacht hatte sie sich umhergewälzt und war schließlich um 5 Uhr aufgestanden. Zu viele Dinge gingen ihr durch den Kopf.

Wie sollte es nun eigentlich weitergehen? Sie hatte vor knapp einem Monat ihre Wohnung aufgeben müssen, um in das Haus ihrer Großeltern zu ziehen. Diese waren kurz nacheinander verstorben und hatten ihr, als einziger Enkeltochter, alles hinterlassen. Da sie alleinstehend war, konnte sie es sich nicht leisten großartig zu renovieren oder alles neu einzurichten. Also hatte sie die alten Möbel in der Küche und im Wohnzimmer übernommen. Nur das Schlafzimmer hatte sie vollständig neu eingerichtet, weil sie es seltsam gefunden hätte im Bett ihrer Großeltern zu schlafen. Es gab noch eine Menge zu tun, bis sie sich hier auch nur im Ansatz heimisch fühlen würde. Im Moment lasteten ihr hauptsächlich alte Erinnerungen an und sie war sehr traurig, dass sie ihren Opa und ihre Oma nie wieder sehen würde. Schon den Duft, der immer durchs Haus geströmt war, wenn ihre Großmutter gekocht hatte, konnte sie nie vergessen. Oder wie ihr Opa immer »Mach‘s Brett ran!« geschimpft hatte, wenn jemand vergaß die Küchentür hinter sich zu schließen.

Wehmütig seufzte sie und beschloss sich langsam für die Arbeit fertig zu machen. Trotz des Stresses, den sie hatte sich einzugewöhnen, war keine Zeit Urlaub zu machen und sich auszuruhen. Es war bald Sommerbeginn und daher Urlaubszeit bei ihr auf der Arbeit. Sie war erst im Herbst wieder an der Reihe. Zudem wollte sie auf ihre Kolleginnen Rücksicht nehmen, die schulpflichtige Kinder oder Enkel hatten. Sie war erst Mitte 20 und machte daher auch manchmal freiwillig ein paar Überstunden in der Praxis. Als Arzthelferin kam das häufiger vor. Und nun, da sie hierher, etwas außerhalb der Stadt gezogen war, hatte sie es weiter zur Arbeit, musste eher aufstehen und losfahren. Mit dem Fahrrad war sie etwa eine halbe Stunde lang unterwegs.

Nachdem sie die Terrasse verlassen hatte, ging sie rasch Zähne putzen, band sich die braunen, Locken zu einem Zopf und machte sich gleich darauf auf den Weg. Draußen hatte die Sonne den Horizont überwunden und man merkte deutlich, dass es heute warm werden würde. Maron schwang sich mit ihren kurzen Hosen und einem Top bekleidet auf ihr Fahrrad und legte ihre Tasche ins vordere Körbchen. Mit Musik in den Ohren sauste sie los und fuhr in straffem Tempo Richtung Stadt. Die Häuser des Dorfes zogen schnell an ihr vorbei. Die Leute schliefen entweder noch oder waren zeitiger als sie zur Arbeit gefahren. Es brannte nirgendwo Licht, die Fenster waren verschlossen.

So richtig gut aufgenommen hatte man sie bisher nicht. Sie alle hier kannten sie zwar seit ihrer Kindheit, aber in den letzten Jahren war sie nicht mehr so häufig hergekommen, weil sie ihre Ausbildung hatte machen müssen. Daher schienen einige der Bewohner den Eindruck zu haben, dass sie nur eine kleine Erbschleicherin war, die hoffte Profit aus dem Haus zu schlagen. Maron hatte keine Lust gehabt mit ihnen darüber zu diskutieren, also war sie ihnen einfach aus dem Weg gegangen.

Gerade hatte sie das letzte Gebäude des Dorfes hinter sich gelassen und wollte in den Kreisverkehr einbiegen. Da schoss ihr plötzlich von links ein Auto entgegen, nahm ihr die Vorfahrt und fuhr so knapp an ihr vorbei, dass es ihr Vorderrad streifte. Maron verlor das Gleichgewicht und stürzte. Die Tasche flog auf die Straße und das Fahrrad lag auf ihrem rechten Bein. Der Autofahrer hatte nicht einmal angehalten und war einfach davongefahren. Nun bildete sich ein kleiner Stau, weil Maron einen Moment brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen. Langsam hob sie alles auf und schob ihr lädiertes Fahrrad zur anderen Seite. Dann blieb sie kurz an einem Baum am Straßenrand stehen und klopfte sich ihre Sachen sauber so gut es ging. Sie sog scharf Luft ein, als sie ihr verletztes Bein berührte. Das würde schön blau werden und sicher eine Weile schmerzen. Aber mehr als eine Prellung hatte die Arzthelferin hoffentlich nicht davongetragen.

»Was für ein wahnsinniger Start in den Tag«, sagte sie, bevor sie vorsichtig wieder aufstieg und ihren Arbeitsweg fortsetzte.

Sie ärgerte sich maßlos über die feige Flucht des Autofahrers, aber auch über sich selbst, weil sie nicht besser aufgepasst hatte, auch wenn ihr die Vorfahrt genommen worden war. Immerhin war sie mit kleineren Blessuren davongekommen. Nun musste sie sich noch mehr sputen, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Es war zwar nicht gerade ihr Traumjob, aber die Kolleginnen waren nett und die Arbeitszeiten vertretbar. Meist war sie gegen 19.30 Uhr daheim und mittwochs und freitags hatte sie den Nachmittag frei. Es war in Ordnung.

Als sie dann endlich die Praxis erreichte, war es bereits 7.35 Uhr und sie war etwas zu spät. Sogleich flitzte sie zur Tür hinein und begrüßte sowohl Kollegen als auch Patienten nur mit einem kurzen »Morgen«. Dann verschwand sie in den Aufenthaltsraum und zog sich rasch um. Gleich danach ging sie ins Praxislabor und begann die Patienten zum Blutabnehmen aufzurufen. Ihre Kollegin Greta teilte sich die Arbeit mit ihr. Maron war zwar um die 30 Jahre jünger als sie, aber dennoch verstanden sie sich hervorragend. Greta hatte ihr einen halbernst gemeinten tadelnden Blick zugeworfen, als sie zu spät hineingestürmt war.

»Du kannst dir nicht vorstellen, wie bescheiden mein Start in den Tag heute war«, sagte Maron, als sie gerade einer Frau mittleren Alters Blut abnahm.

Hier war sie schon so routiniert, dass sie nicht stillschweigend ihre Arbeit machen musste. Und auch Greta plauschte ab und zu gern mit ihr.

»Naja, wenn du mal zu spät bist, dann muss dich schon ein Auto überfahren haben. Deine Pünktlichkeit ist geradezu gruselig«, scherzte die ältere Kollegin und lachte.

Auch die Patientin musste schmunzeln. Maron lächelte nur verschmitzt.

»Ganz falsch liegst du gar nicht. Das Auto hat mich aber nur gestreift. Mir tut vielleicht das Bein weh!«

Greta sah sie geschockt, aber auch entschuldigend an.

»Oh, das tut mir leid. Ich wollte nur einen Scherz machen.«,

Maron zuckte die Achseln und meinte nur, dass sie sich keine Gedanken machen sollte. Die paar blauen Flecken würden schnell wieder verheilen. Kurz darauf schickte Maron die Patientin nach draußen und kümmerte sich später noch darum, die genommenen Blutproben ans Außenlabor zu senden.

Nachdem ihre Schicht beendet war und alle Patienten versorgt worden waren, konnte Maron endlich in den Aufenthaltsraum, um sich umzuziehen. Ihre beiden anderen Kolleginnen, Greta und Hannelore, welche in der Anmeldung tätig war, waren bereits am Plaudern beim Umkleiden.

»Also ich glaube, wenn es noch wärmer wird, dann schmelze ich da vorn. Die Sonne brütet nachmittags so richtig schön durchs Fenster rein«, klagte Hannelore und Greta stimmte ihr voll und ganz zu.

Maron schmunzelte nur darüber und zog sich die weiße Arbeitshose aus. Mit einem Mal hörte sie entsetzte Laute. Mist, sie hatte vergessen sich wegzudrehen, damit man nicht sah, dass ihr Bein mittlerweile grün und blau geworden war. Es sah schlimm aus. Vom Oberschenkel bis zur Wade zog sich ein einziger, langer, blauer Fleck, der ihr wohl noch eine Zeitlang »Freude« machen würde. Sie versicherte ihren Kolleginnen, dass alles halb so wild war und verließ eilig die Praxis.

In aller Ruhe und dieses Mal auch unfallfrei, fuhr sie wieder nach Hause. Die Hitze des Tages war noch nicht ganz vergangen und so standen einige Dorfbewohner in ihren Gärten und wässerten die Pflanzen. Maron grüßte sie freundlich, aber die meisten von ihnen nickten ihr nur desinteressiert zu. Nun ja, in eine eingeschworene Gemeinschaft zu ziehen war nicht einfach. Schon gar nicht, wenn man erst 26 war und im abgelegensten Haus des Ortes wohnte. Selbst ihre Großeltern hatten nicht andauernd mit den Bewohnern in Kontakt gestanden. Aber immer, wenn ein Dorffest stattfand und Marons Großmutter dafür backte oder einen schönen Salat zurecht zauberte, dann hatten sie alle in höchsten Tönen gelobt und wie verwandelt gewirkt. Das hatte Maron immer sehr genossen. Wie würden die Feste zukünftig wohl ohne ihre Großeltern ablaufen? Das konnte sie sich kaum vorstellen. Bis zur nächsten Feier war allerdings auch noch eine Weile Zeit. Sie musste sich hier schließlich erst einmal richtig einleben, ihren Alltag finden und managen.

Daheim angekommen war es schon fast 19.30 Uhr und sie erwartete dieses große, leere Haus, mit dem viel zu großen Grundstück. Wenigstens den Rasen im Garten musste sie noch ein wenig wässern, sonst wurde er braunfleckig. Viele andere Pflanzen gab es hier nicht. In den letzten Jahren hatte ihr Opa nicht mehr die körperliche Kraft gehabt sich darum zu kümmern, also hatte er alle pflegeintensiven Pflanzen dem Erdboden gleich gemacht. Nur ein paar Pfirsichbäume und ein riesiger alter Kirschbaum standen noch. Maron brachte ihr Fahrrad, das vom Unfall eine leichte Acht im Vorderrad hatte, in den Schuppen und stellte den Timer des Rasensprengers auf zehn Minuten. Bloß gut, dass sie nicht noch mit dem Gartenschlauch überall lang musste. Dazu wäre sie heute viel zu geschafft gewesen. Müde ging sie ins Haus, die alte Steintreppe hinauf, schloss die weiße Eingangstür mit den kleinen Milchglasfenstern auf und hinter sich gleich wieder zu. Es war so still. Geradezu deprimierend. Dieses Heim war viel zu groß für einen allein. Eigentlich sollte hier eine Familie wohnen. Immerhin hatte sie zwei Etagen zur Verfügung.

Unten war ein großes Wohnzimmer, die schöne Landhausküche mit Gasherd und viel Arbeitsfläche, eine riesige Speisekammer und das Schlafzimmer, welches sich direkt an die Küche anschloss. Oben gab es noch ein großes Schlafzimmer, einen Vorraum, der ein Wohnzimmer hätte sein können und ein kleines Bad mit Toilette und Dusche. Das größere Badezimmer war unten, direkt neben der Eingangstür. Es war früher eine Waschküche gewesen. Als Kind hatte sie in diesen Räumen sehr viel Zeit verbracht und es sehr genossen. Aber jetzt fühlte es sich nur noch einsam an.

In den paar Wochen, die sie nun schon hier wohnte, war sie lediglich von ihrer Mutter kurz besucht worden, die nach dem Rechten hatte sehen wollen. Auch sie hatte es als erdrückend empfunden.

»Ach das wird schon noch alles. Ich entrümple hier nach und nach, richte die Räume hübsch her und mache mich an den Garten«, sagte Maron zu sich selbst.

Sie würde es sich bald schön machen und mit der Zeit würde auch das Gefühl der Einsamkeit vergehen. Vielleicht sollte sie sich ein Haustier zulegen. Für heute war sie allerdings viel zu erschöpft, um sich darüber groß Gedanken zu machen. Jetzt wollte sie nur noch kalt duschen und nach dem Essen rasch ins Bett. Die Woche hatte gerade erst begonnen und Maron war bereits gestresst ohne Ende.

 

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Sobald sie mit der Arbeit fertig war, werkelte Maron im Haus und Garten weiter, machte was sie konnte, mit ihrer geringen Erfahrung, was Gärtnern und Nägel in die Wand schlagen anging. Der kleine Kräutergarten nahm allmählich Gestalt an und auch das Blumenbeet würde sicher bald schön werden, wenn die Samen erst zu keimen begannen.

Es gab noch mehr als genug zu tun. Allein die Arbeit, die mit dem Gemüsebeet und im Gewächshaus auf sie wartete, war erschreckend. Doch sie wollte den Garten pflegen und zudem konnte sie mit einer eigenen Ernte auch gut Geld sparen, bei Gewürzen, Kräutern und Gemüse oder Obst. Nur war es nahezu unmöglich, das alles allein zu bewältigen. Aber da würde sich sicher eine Lösung finden. Sie war mittlerweile sehr optimistisch und freute sich auf viele schöne Momente hier, nachdem irgendwann alles fertig war. Auch wenn das noch Jahre dauern konnte.

Als endlich das Wochenende gekommen war und Maron samstags ausgeschlafen hatte, freute sie sich auf eine schöne Tasse Tee auf der Terrasse. Am Vormittag war es noch nicht so heiß, da konnte man noch draußen sitzen.

Doch noch bevor sie den Tee aufgegossen hatte, klingelte das Telefon. Maron hastete ins Wohnzimmer und nahm ab.

»Hier bei Maron?«

Ein Schluchzen war in der Leitung zu hören. Sie musste mehrfach nachfragen, bevor sie eine verständliche Antwort bekam.

»Hier…ist…Mi-Miranda.«

Sorge machte sich in Maron breit. Was konnte nur geschehen sein? Ihre beste Freundin klang sehr aufgewühlt und fertig. Sie war eigentlich nicht so einfach aus der Bahn zu werfen. Da musste schon einiges passieren.

»Schätzchen, was ist denn los? Beruhige dich erst einmal und erzähl mir was ist.«

Wieder verging eine gewisse Zeit. Dann hörte sie wieder nur unverständliches Schluchzen und Schniefen. Sie beschloss das Ganze abzukürzen.

»Miranda, das bringt so nichts. Schwing dich auf dein Fahrrad oder setz dich ins Auto und komm auf ein schönes Frühstück her«, sagte sie so ruhig es ging, damit ihre Freundin nicht dachte, dass sie störte.

»…Okay…bin gleich…da«, war zwischen etlichen Schluchzern zu verstehen.

Dann klackte es am anderen Ende und sie hatte aufgelegt. Nun musste Maron sich beeilen. Sie band sich rasch die Haare hoch, zog sich zu dem Schlafshirt eine bequeme Jogginghose an und machte sich bei peppiger Radiomusik daran ein leckeres Frühstück zu zaubern.

Skeptisch warf sie einen Blick in den altmodischen, mintgrünen Kühlschrank. Auf der rechten Seite waren noch einige Eier, deren Verfallsdatum vertretbar war. Dazu fand sie etwas Schinken, Basilikum und Tomaten.

Ja, das war eine gute Idee. Zudem hatte sie noch einiges an Wurst, Käse und etwas selbstgemachte Marmelade ihrer Oma da. Damit konnte sie zu den Aufbackbrötchen prima etwas zurechtzaubern.

Trotzdem es ihrer Freundin schlecht ging und das Gespräch mit ihr wohlmöglich deprimierend werden würde, war Maron richtig glücklich, dass sie Besuch bekam und dafür etwas Schönes herrichten konnte. Sie ging mit allem nach draußen auf die Terrasse, welche extra angelegt war und die man nicht durch eine Tür erreichen konnte. Aber wenn man zu zweit war, dann konnte einer alles durchs Fenster heraus reichen.

Maron legte eine schöne Blumentischdecke auf, stellte eine Vase mit Sonnenblumen hin und deckte den Tisch mit dem Porzellan ihrer Großmutter. Sie liebte diese altmodische Atmosphäre, die das alles verbreitete sehr und lächelte, als die Sonne hinter einer Wolke hervorkam.

Als sie gerade alles rausgebracht und auch die Omeletts fertig gebraten hatte, klingelte es schon an der Tür. Sie stellte alles ab und rannte nach vorn, wo Miranda schon tränenverschleiert und mit zwei großen Reisetaschen bepackt stand und furchtbar bemitleidenswert aussah. Maron öffnete ihr das Tor, nahm ihr die Taschen ab und stellte vorerst keine Fragen, bis sie beide am Frühstückstisch saßen und Tee tranken. Sie tat ihrer Freundin etwas von dem Omelett auf und nahm sich selbst ein Brötchen. Es duftete herrlich frisch, auch wenn es nur aufgebacken war.

Nach einer ganzen Weile des Schweigens und Herumstocherns im Essen, hielt Maron das Ganze nicht mehr aus.

»Mira, komm schon. Du hast kaum einen Bissen gegessen und ich weiß, dass du meine Omeletts sonst nie ablehnst. Was ist passiert?«

Ihre Freundin legte die Gabel zur Seite und sammelte sich, bevor sie erzählte, was sie auf dem Herzen hatte.

»Also, es ist total blöd und ich will dich nicht belästigen, aber ich bin so fertig und verzweifelt…«

Wieder brauchte sie einen Moment, um sich zu fangen. Maron reichte ihr ein Taschentuch und sie nahm es dankend an.

»Es ist so…Eyan hat…er hat mich…wegen einer anderen…sitzengelassen.«

Und sie brach schluchzend in Tränen aus. Maron strich ihr beruhigend über den Rücken und musste sich arg beherrschen, sie nicht mit Fragen zu löchern oder ganz laut »Waaas!?« zu brüllen. Denn das konnte doch wirklich nicht wahr sein!

Dieser arrogante Mistkerl hatte damals von Glück reden können, dass eine klasse Frau wie Miranda sich für ihn entschieden hatte und dann schoss er sie einfach so ohne Weiteres, ab? Das war der Gipfel! Schließlich unterbrach ihre Freundin Marons wütende Gedanken und erzählte weiter.

»Ich kam gestern von der Arbeit nach Hause und er sagte so: ‚Wir müssen reden‘ und hat sich mit mir hingesetzt. Dann meinte er, dass er schon länger nicht mehr so viel für mich empfindet, aber nichts sagen wollte, weil bei mir auf Arbeit so viel Stress war. Und jetzt, wo ich Urlaub habe, dachte er, dass es günstig wäre.«

Sie machte eine kurze Pause und atmete einen Moment durch. Dann fuhr sie fort.

»Er hat das alles so sachlich und ruhig über die Bühne gebracht, dass ich gar nichts darauf sagen konnte. Und dann meinte er, dass er vorerst die Wohnung verlässt, damit ich meine Angelegenheiten regeln kann und dabei in meinem gewohnten Umfeld bin.«

Maron sah sie ungläubig an, als ihre Freundin sich ein paar Tränen wegwischte. Was sie da hören musste, war schlicht unfassbar. Tröstend legte sie ihr eine Hand auf die Schulter und streichelte sie.

»Aber da konnte ich nicht bleiben…auf keinen Fall. Deswegen habe ich meine Reisetaschen dabei…kann ich ein paar Tage bei dir schlafen, bis ich mir etwas überlegt habe? Bitte, Maron!«, fragte Mira zögerlich und sah ihre beste Freundin durch nasse Wimpern flehend an.

Wie hätte sie da noch nein sagen können? Das Haus war schließlich groß genug und ein Bett war in jedem Fall noch frei. Außerdem würde sie niemals eine Freundin im Stich lassen, schon gar nicht in so einer Situation.

»Süße, bleib solange du willst. Meine Tür steht dir immer offen, jederzeit.«

Dafür bekam sie eine feste Umarmung und einen dankbaren Schluchzer. Dann, nachdem Maron gefragt hatte, wie nun alles weitergehen soll, räumten sie gemeinsam den Tisch ab.

»Danke, das war ein sehr schönes Frühstück. Ich werde dir natürlich beim Abwaschen und im Haushalt helfen. Und wenn du willst, kann ich auch einige meiner Möbel herholen und vorübergehend zur Verfügung stellen. Die Wohnung löse ich definitiv auf.«

Maron schmunzelte. Das war eine schöne Idee. Und so wie es momentan aussah, würden sie vielleicht längere Zeit zusammenwohnen.

»Hei, ich denke mal früher oder später musst du dir doch eh eine neue Wohnung suchen. Also warum ziehst du nicht einfach richtig bei mir ein, solange du niemanden hast? Dann können wir endlich die Mädels-WG gründen, die wir als Kinder immer geplant haben.«

Maron machte eine kurze Pause und zeigte auf das Haus.

»Ich meine, ja, hier ist noch eine Menge zu tun und das neueste Haus ist es auch nicht gerade. Aber wenn du magst, heiße ich dich gern als meine Mitbewohnerin willkommen«, sagte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht und hoffte auf Zustimmung.

Tatsächlich nickte Miranda eifrig und wirkte sehr gerührt von diesem Vorschlag.

»Ja, sehr gerne. Sollen die Männer doch zur Hölle fahren!«

Beiden lachten zwanglos, wobei Mira immer noch etwas schluchzte, und freuten sich schon darauf, sich gemeinsam einzurichten. Dafür musste Maron zwar die eigentlichen Arbeiten am und im Haus hintenanstellen, aber das nahm sie gern in Kauf. Immerhin war sie so nicht mehr allein, auch wenn die Umstände eher traurig waren. Sie hätte im Leben nicht gedacht, dass ihre Woche so enden würde, nachdem sie echt bescheiden begonnen hatte.

»Komm, meine Liebe. Starten wir unseren Neuanfang«, sagte Maron und ging nach dem Abwaschen mit Miranda nach oben ins Gästeschlafzimmer.

Sie trug ihr die Taschen und stellte sie im Vorzimmer auf einen Stuhl. Dann legte sie frische Bettwäsche für eine der Doppelbettseiten raus, machte im Kleiderschrank eine Hälfte frei und zeigte ihrer Freundin das kleine Badezimmer.

»Also hier oben ist nur eine Dusche. Aber wenn du mal schön baden magst, dann kannst du runter zu mir kommen. Da steht dann auch eine große Eckbadewanne. Außerdem findest du dort im Hinterzimmer Waschmaschine und Trockner«, erklärte Maron und Miranda nickte.

Dann zeigte sie auf den Fernseher auf dem Kleiderschrank. Vom Bett aus konnte man perfekt zu ihm hochsehen.

»Der Fernseher ist zwar echt alt, aber wenn du abends in Ruhe was gucken willst, ist er noch gut. Bis auf eine Küche hast du hier oben eigentlich alles, was du brauchst. Es ist eben nur noch ein wenig, naja.«

Sie zeigte auf die leicht rumplige Couch im Vorraum und die alte Kleidung aus dem Schrank, welche sie noch der Wohlfahrt spenden wollte. Und was sich alles auf dem Dachboden verbarg, wollte sie eigentlich gar nicht wissen. Miranda umarmte sie plötzlich wieder.

»Es ist perfekt, so wie es ist. Ich bin nur froh, dass ich hierbleiben kann. Vielen Dank.«

Für die junge Arzthelferin war es selbstverständlich, dass sie einer Freundin half. Wenigstens hatte trotzdem jeder seinen eigenen Bereich.

»So, jetzt pack du erst mal in Ruhe aus, richte dich etwas ein und dann machen wir uns ein schönes Wochenende. Und Mittwoch, wenn ich nachmittags frei habe, miete ich einen Transporter und wir holen deine Möbel aus der Wohnung«, sagte Maron.

Der Großteil der Sachen gehörte ohnehin Mira, also konnte sie auch einfach alles mitnehmen.

»Sollte Eyan wirklich da sein, dann werfe ich ihm meinen ‚du bist für mich gestorben‘ Blick zu und er wird auf der Stelle das Weite suchen. Soll er doch weiter Miete zahlen. Er hat eh ständig damit geprahlt wie viel Kohle er verdient und dass du ohne ihn nichts wärst, oder?«

Miranda schmunzelte schwach.

»Ja, stimmt schon. Dann machen wir das so. Der Mietvertrag läuft eh auf seinen Namen, also hat er eben Pech!«, sagte sie.

Kurz danach ging Maron nach unten und ließ ihre Freundin sich erst einmal einrichten und zur Ruhe kommen. Maron war sich sicher, dass bald alles wieder in geregelten Bahnen laufen würde, wenn sie erst den Umzug fertig hatten.

Zunächst suchte sie im Telefonbuch nach der Nummer einer Transportervermietung. Um diese Zeit am Samstag, waren die sicher noch zu erreichen. Nach etlichem Klingeln ging endlich jemand ans Telefon. Sie fragte, wie teuer es wäre, für den Mittwochnachmittag in der darauffolgenden Woche, einen Transporter zu mieten. Für den ganzen Tag sollte es 45 Euro kosten. Das war sicher nicht ganz billig, aber sonst hatte sie auf Anhieb keine andere Idee. Sie bedankte sich für die Auskunft und erklärte, dass sie sich später noch einmal melden würde. Gleich darauf besprach sie sich mit Mira wegen dem Preis. Diese war nicht begeistert davon, waren sie doch beide recht knapp bei Kasse. Und eine Kaution von 200 Euro sollten sie auch noch hinterlegen.

»Vielleicht können wir uns irgendwo privat was leihen. Also einen Anhänger oder sowas. Hat in deiner Familie niemand einen?«, fragte sie.

Maron überlegte einen Moment. Ein Anhänger war natürlich auch eine Möglichkeit. Ja, sie würden öfter fahren müssen, aber mit ein paar starken Helfern war das sicher kein Problem. Da fiel ihr etwas ein. Damals hatte ihr Großvater einen Hänger besessen, als er noch Auto gefahren war. Sie ließ ihre Freundin mit fragendem Blick stehen und rannte nach unten. Von den letzten beiden Holzstufen der Treppe, sprang sie mit einem Satz hinunter. Dann riss sie die Haustür auf, rannte die Stufen hinunter und hastete zur Garage. Seit ihrem Einzug hatte sie hier noch nicht reingeschaut. Sie wusste, dass ihr Opa sein Auto kurz vor seinem Ableben noch verkauft hatte, um den letzten Teil des Hauskredites zu tilgen. Denn er hatte ihr keine Schulden hinterlassen wollen. Mochte er auch oft einen schroffen Ton gehabt haben, er war ein gütiger und fürsorglicher Mann gewesen.

So ganz war die Rechnung jedoch nicht aufgegangen, denn die Bank hatte in ihren Unterlagen noch einen Restkredit von 10.000 Euro gefunden. Somit hatte Maron leider doch noch eine Weile an dem Haus zu zahlen und an die ganzen Renovierungs- und Reparaturkosten hatte auch niemand gedacht. Aber mit genug Biss und der richtigen optimistischen Einstellung, würde sie auch diese Zeit überstehen. Schließlich wollte sie das Haus um jeden Preis behalten.

An der Garage angekommen, klinkte sie an der Tür und machte sie einen Spalt breit auf. Das bisschen Tageslicht erhellte den Raum nur teilweise und zeigte das Chaos in der Werkstatt, beziehungsweise Garage ihres Großvaters. Sie sah eine sehr unordentliche Werkbank, viele alte Sägeblätter, Schraubenschlüssel und Glühbirnen. Und zu ihrer großen Freude, stand inmitten des Ganzen ein kleiner Anhänger fürs Auto, der sogar noch ganz fahrtüchtig aussah. Sie musste laut lachen und schüttelte den Kopf. Manchmal hatte sie eben doch Glück. Gut gelaunt schloss sie die Garage wieder und ging zurück ins Haus, wo sie die gute Nachricht verlauten ließ.

»Mira, wir haben einen Anhänger!«

Von oben konnte Maron ein halbwegs gut gelauntes »Juhu!« hören und war froh, jetzt einen Schritt weiter zu sein. Man musste sich eben nur zu helfen wissen und auch etwas Glück haben. Jetzt, da sie schon einen Anhänger zur Verfügung hatten, fehlten nur noch ein paar starke Helfer, die ihnen mit den schweren Sachen zur Hand gingen. Da würde sie sich später noch einmal mit Miranda kurzschließen. Jetzt war Wochenende angesagt und das hieß, dass sie den Vormittag noch nutzen konnte, um ein wenig Entrümplungsarbeit zu leisten.

 

Im Wohnzimmer sahen die Schränke furchtbar aus. Maron öffnete die grobe Glastür zu dem Raum und ließ ihren Blick über die große, dunkelbraune Schrankwand, sowie die altmodischen Möbel schweifen. Hier war die Zeit stehen geblieben. All die Jahre hatte sich nie etwas verändert. Selbst die Gardienen waren noch dieselben, wie vor fast 20 Jahren. Barfuß ging sie über den grauen Teppich und setzte sich rechts vor das erste Schrankteil, über welchem der Fernseher stand. Sie öffnete die zwei kleinen Türchen mit den schwarzen Kugelgriffen.

Sofort flog ihr ein Haufen Papier entgegen. Es waren eine Menge Unterlagen und alte Zettel ihrer Großeltern. Na, da hatte sie sich wohl gleich das richtige Schrankteil ausgeguckt.

Oh Mann, ich hasse Papierkram…., dachte Maron genervt.

Aber irgendwo musste sie schließlich einen Anfang machen. Sie holte alles zusammen aus dem Fach und legte es auf den Teppichboden. Dazu suchte sie aus einem ihrer noch vollen Umzugskartons einige Ordner, damit sie alles ordentlich verstauen konnte. Dann begann sie die Sachen auseinander zu sortieren. Etliche Papiere waren noch Schreiben vom Auto oder alte Quittungen von den Küchengeräten, Waschmaschine und Co. Allerdings war das Zeug bereits weit über 10 Jahre alt. Zu guter Letzt war da noch ein Stapel Unterlagen, der das Haus und das Grundstück betraf. Er war vielfach größer als die restlichen Haufen. Maron heftete nach und nach alles fein säuberlich ab und war erstaunlicherweise nach 1 ½ Stunden fertig mit dem ersten Fach. Sie stellte die drei Ordner hinein und war ein bisschen stolz auf sich selbst. Sie hatte immerhin etwas mehr Platz geschaffen.

Bei den anderen sieben Teilen stellte sich die Platzschaffung allerdings als Problem heraus. Denn ihre Großeltern hatten dort größtenteils gute Gläser, also Wein-, Schnaps- und Sektgläser, sowie Kaffeeservices gelagert. Dann gab es noch ein Fach mit etlichen Fotoalben, die Maron nie im Leben wegwerfen würde, aber sie wollte einige der Sachen vorsichtig in Kartons verpacken und auf dem Dachboden lagern. Denn es sollten auch viele ihrer eigenen Sachen ins Wohnzimmer kommen. Schließlich sollte es einmal nur noch ihr und Miras zu Hause sein, auch wenn sie nie die Zeit mit ihrer Oma und ihrem Opa vergessen würde. Denn ein großer Teil ihrer Kindheit hatte sich bei ihnen abgespielt. Manchmal erwartete sie halb, dass ihr Opa in der Küche mit ihrer Oma schimpfte, weil sie wieder nicht zuhören wollte, wenn Maron sagte, dass sie satt sei und ihre Oma ihr dennoch mehr auf den Teller tat.

»Mensch Hannchen, lass das Kind in Ruhe!«, hatte er immer gesagt und dabei grimmig geguckt.

»Aber sie kanns doch vertragen«, hatte ihre Oma darauf gemeint, während Maron, egal wie alt sie schon gewesen war, doch noch eine zweite Portion bekommen hatte.

Schmunzelnd ging sie nach oben und holte ein paar leere Kartons. Dabei sah sie gleich nochmal nach Mira.

»Na, kommst du zurecht hier oben?«, fragte sie.

Ihre Freundin war gerade dabei ihr Bett zu beziehen. Die Reisetaschen waren auch schon geleert und auf dem Nachttischchen stand ein kleiner grüner Wecker, mit einem Klöppel in der Mitte, welcher beim Klingeln an zwei Alukappen schlug. Miranda lächelte leicht und machte den letzten Knopf des Kissenbezuges zu. Die Bettwäsche mit dem orangenen Laken und den rotgestreiften Bettbezügen ließ alles schon viel heimischer und gemütlicher wirken. Vorher war der Raum mit dem weißen Bett aus Holz, den hellen Wänden und Kleiderschränken, sowie den Nachttischchen in Holzoptik ihr immer so kahl und unbewohnt vorgekommen. Gut, er war auch weitestgehend ungenutzt gewesen. Und das bereits zu Lebzeiten ihrer Großeltern.

»Ja, ich habe meine paar Sachen eingeräumt, die Reisetaschen verstaut, das Bett bezogen, meinen Wecker aufgestellt und sogar schon ein Buch als Abendlektüre in den Nachttisch gelegt. Jetzt fehlt nur noch meine persönliche Note im Badezimmer.«

Maron schmunzelte. Es freute sie, dass ihre neue Mitbewohnerin sich gleich häuslich einrichtete und nicht ewig schüchtern herumdruckste, weil sie nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Aber vielleicht wollte sie auch nur überspielen, dass sie seelisch eigentlich völlig fertig war.

»Na gut, dann richte du dich hier weiter ein und ich räume unten noch ein bisschen. Wenn du fertig bist und möchtest, komm einfach runter und ich mach uns was Kleines zum Mittag.«

Mira nickte. Dann ging Maron wieder nach unten und verstaute alles Unnötige vorerst in den Kisten.

Das Bücherregal über dem Sofa ließ sie jedoch unberührt. Sie mochte den Charme von älteren Büchern, deren Einbände ausgeblichen und deren Seiten schon vergilbt waren.

Nach den Ausräumarbeiten brachte Maron die Kisten in den Keller, um sie einzulagern. Der Dachboden war noch viel zu voll. Dort musste sie erst Ordnung machen, bevor sie etwas reinstellen konnte. Aus dem Keller brachte sie gleich noch ein paar Marmeladengläser mit rauf und schaute sich dann an, was eigentlich für Bücher im Wohnzimmer standen. Sie kannte nur sehr wenige der Titel. Unter Anderem standen dort ein altes Wörterbuch, wo die Rechtschreibung wohl schon länger nicht mehr aktuell war, Goethes »Faust«, »In Swans Welt« von Marcel Prust, Grimms Märchen und dann noch ein Buch mit der Aufschrift »Kräuterhexen leicht gemacht«. Sie nahm den dicken Wälzer vorsichtig aus der Reihe und pustete die Staubschicht von der Oberseite.

»Hatschi!«

Das hatte die Nase wohl etwas zu sehr gekitzelt. Oder aber jemand hatte schlecht über sie geredet, was sie nicht hoffen wollte. Sie nahm das alte Buch mit in die Küche und setzte sich an den dunklen Holztisch, welcher mit einer farbenfrohen Tischdecke aus abwischbarem Stoff bedeckt war. Der runde, große Esstisch zierte die Mitte der Küche und war etwas näher ans Fenster gerückt, damit man gut am Herd vorbeilaufen konnte.

Der dunkelblau gepolsterte Holzstuhl knarrte leicht, als Maron sich zurechtrückte. Sie schlug die erste Seite auf und war erstaunt, was sie dort las. Auf der Innenseite des Buches standen fünf Namen, vier davon waren durchgestrichen. Maron hatte nur zwei davon schon einmal gehört. Zum einen den von ihrer Urgroßmutter Marion und zum anderen von ihrer Oma, die Mirabella geheißen hatte.

Die Namen darüber kannte sie zwar nicht, aber da sie auch alle mit »M« begannen, nahm sie an, dass das Buch zuerst ihrer Urururgroßmutter, dann ihrer Ururgroßmutter, danach ihrer Urgroßmutter und zuletzt ihrer Oma gehört hatte. Es war also schon seit vier, nein sogar fünf Generationen in ihrer Familie. Es war wohl immer von Mutter zu Tochter weitergereicht worden. Nur eine Generation hatte es ausgelassen, denn ihre Oma hatte lediglich Söhne gehabt. Das hieß also, dass es nun quasi an Maron weitervererbt worden war.

Wie aufregend!, dachte sie und fühlte sich ein wenig wie ein neugieriges Kind, das auf Omas Dachboden einen kleinen Schatz entdeckt hatte.

Sogleich suchte sie einen Stift, strich ganz sauber und etwas traurig den Namen ihrer Großmutter durch und schrieb ihren Eigenen darunter. Blitz! Mit einem Mal sah Maron bloß noch Sternchen. Sie musste einige Male blinzeln, bis sie wieder gut sehen konnte.

Wo war das nur hergekommen? Vielleicht bahnte sich draußen ein Gewitter an, obwohl sie es nicht hatte donnern hören. Sie hob den Stift wieder auf, der ihr aus der Hand gefallen war und legte ihn zur Seite.

Während sie das Buch weiter durchblätterte, hörte sie im Hintergrund die schwere Küchenuhr ticken, die römische Zahlen und ein Lavendelmotiv aufgedruckt hatte. In dem Werk standen sicher um die 200 Rezepte zum Kochen, Backen, für Teemischungen und einiges mehr. Überall standen Untertitel, die beschrieben wie das Essen wirkte, wenn es richtig gewürzt und mit den perfekten Kräutern versehen wurde. Viele der Sachen wirkten lecker und sie würde sicher vieles davon probieren. Auch wenn manches seltsam klang, weil es mit Sprüchen versehen war, die man vor oder während des Zubereitens aufsagen sollte. Wirklich niedlich diese Sprüche. Aber ob das nicht alles Humbug war? Als ob ein einfaches Essen und ein kleiner Vers wirklich so große Wirkung haben konnten. Eine nette Idee war es trotz allem. Man konnte gut erkennen, dass jede der Vorbesitzerinnen dem Buch einiges hinzugefügt hatte. Die Rezepte waren alle mit der Hand geschrieben worden. Maron lächelte gerührt darüber, dass ihre Vorfahrinnen mit so viel Liebe ihre eigenen Ideen ergänzt hatten, um ihren Töchtern und Enkelinnen etwas wertvolles zu hinterlassen. Es waren sogar noch ein paar Seiten frei.

Davon werde ich auf jeden Fall heute Abend etwas ausprobieren, dachte sie bei sich und lachte leise.

Dann legte sie ihre neueste Errungenschaft vorerst beiseite und kochte für sich und Miranda Tee. Zudem machte sie einen Salat aus den Gemüseresten, die sie noch im Haus hatte. Sie musste dringend einkaufen. Nun ja, das konnte man am Nachmittag immer noch in Angriff nehmen.

Wie aufs Stichwort kam Mira in die Küche geschlichen und lugte vorsichtig um die Ecke.

»Komm ruhig rein. Wie gesagt: Mein Heim ist dein Heim.«

»Ok, ich bin noch am Eingewöhnen. Aber das wird schon«, beteuerte Marons Freundin und setzte sich mit an den Küchentisch.

Lächelnd stand die Hausherrin auf, goss den frisch gebrühten Kräutertee ein und tat den Salat auf.

»Mehr hab ich gerade nicht da. Nachmittag muss ich noch Einkaufen fahren. Willst du mitkommen? Dann stimmen wir uns ab, was wir alles brauchen.«

Miranda nickte und sie aßen ihr schmales Mahl. Zum Abendbrot wollten sie beide etwas Deftiges. Am besten etwas aus dem Kochbuch ihrer Oma. Sie hatte sich gedacht, dass man Salbeibrötchen und Basilikumravioli ausprobieren könnte. Die Kräuter dazu hatte sie alle noch da. Ihre Großeltern hatten getrocknete Kräuter und Gewürze en mass. Daher wollte Maron auch weiterhin selbst Kräuter und Gemüse anpflanzen. Der Garten sollte wieder schön werden. Mit Miras Hilfe, wenn sie denn Lust dazu hatte, konnte sie das sogar recht bald verwirklichen.

Aber nun war erst einmal dieses Wochenende dran und das wollte sie nutzen, um Mira wieder etwas aufzubauen. Liebeskummer war immer schlimm und sie und Eyan waren immerhin fast vier Jahre zusammen gewesen.

Maron war schon ganz kribbelig, wenn sie ans Kochen dachte. Etwas Neues auszuprobieren, freute sie immer unheimlich, obwohl sie bisher wahrhaft keine begnadete Köchin gewesen war.

Dann wird es Zeit, dass ich genau das werde.

Sie stand auf und räumte den Tisch ab. Als ihre Freundin ihr helfen wollte, winkte sie ab und erklärte, dass sie für dieses Wochenende noch ihr Gast sei und keinen Finger rühren brauchte. Ab nächster Woche konnten sie sich dann einteilen, wer welche Arbeiten im Haus und auf dem Grundstück übernahm. Wenigstens gab es hier keine Hühner oder andere Tiere mehr, die sie betreuen mussten. Diese hatte ihr Opa nach dem Tod ihrer Oma abgeschafft, weil er es allein nicht mehr bewältigen hatte können und wollen.

Maron erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie als kleines Mädchen einmal in den Hühnerstall gegangen war, um ins Nest zu schauen, ob Eier darin lagen. Sie hatte sich immer gefreut, wenn sie welche fand. Und eines Tages, als sie wieder nachsehen wollte, saß eine Henne neben den Eiern im zweiten Nest und gackerte. Die kleine Maron wollte die gelegten Eier jedoch trotzdem holen, und griff ins Nest. Das fand die Henne allerdings nicht so lustig und fing an mit den Flügeln zu schlagen und wollte nach ihr hacken. Mit ihren 6 Jahren, rannte sie damals schreiend davon und ging von da an nur noch mit ihrem Opa in den Hühnerstall.

Bei der Erinnerung musste sie schmunzeln und schüttelte den Kopf.

»Was ist denn los Maron?«, fragte Miranda irritiert.

»Ach nichts, ich habe mich nur an etwas erinnert«, sagte sie.

Dennoch blickte ihre Freundin sie misstrauisch an. Maron verdrehte die Augen und lächelte.

»Keine Angst, es war eine schöne Erinnerung«, beteuerte sie und Mira schien etwas beruhigter zu sein.

Dann zückte sie einen Stift plus Zettel und sie schrieben gemeinsam ihre Einkaufsliste, bevor sie losfuhren. Mit Miras Auto waren sie wesentlich schneller in der Stadt und konnten auch viel mehr transportieren. Wenn Maron mit ihrem Fahrrad allein losfuhr, dann brauchte sie fast zwei Stunden hin und zurück, plus Einkaufen. Zudem kam sie sich immer vor wie ein alter Packesel, so voll waren ihre Fahrradkörbe und der Lenker dann. Dadurch musste sie oftmals laufen, damit sie nicht noch mit ihrem Rad umkippte. Doch heute war alles anders. Sie war nicht allein, sondern mit ihrer Freundin unterwegs. Dies war ein schönes Gefühl, das gern noch länger anhalten durfte.

 

Als die beiden gerade mit ihrem Einkaufswagen um die Ecke in die Backabteilung bogen, um nach Mehl und Hefe zu suchen, kam ihnen Miras Exfreund Eyan entgegen. Dieser war in Begleitung einer wasserstoffblonden Schönheit, die wohl die Maße 90x60x90 erfüllte. Und ihrem knappen Outfit zufolge, war sie auch nicht gewillt das irgendjemandem zu verheimlichen.

Wer hat der kann, hm?, dachte Maron so bei sich.

Miranda, die selbst ein ganz anderer Typ war – dunkelhaarig, mit glatter brauner Haarpracht, bis zum unteren Teil ihres Rückens – blieb wie angewurzelt stehen.

Sie strich sich die Sachen glatt und schien sich mit ihrem großen, eher durchschnittlichen Körperbau, gerade sehr unwohl zu fühlen. Maron empfand diese Szene als sehr unangenehm, zumal sie hier die Außenstehende war und gerade absolut nichts für ihre Freundin tun konnte. Sie hasste sich dafür, dass sie nicht allein gefahren war, damit Mira nicht in die Gefahr gekommen wäre, ihrem Verflossenen nach so kurzer Zeit wieder zu begegnen. Aber nun war es zu spät dafür. Nur einen Moment später entdeckte auch Eyan seine Ex und bekam große Augen.

Langsam kamen sie näher und Maron sah, wie ihre Freundin den Einkaufswagengriff fester umklammerte und mit den Tränen kämpfte. Er blieb mit seiner neuen Freundin vor ihnen stehen und Maron hatte Mühe nicht an die Decke zu gehen. Dann machte erstaunlicherweise Mira zuerst den Mund auf und nicht er.

»Dir scheint es ja gut zu gehen. Das freut mich«, sagte sie mit leicht zittriger Stimme, bemüht, nicht zu verletzt zu klingen.

Eyan lächelte nur, schien sich aber ebenfalls nicht besonders wohlzufühlen in dieser Situation. Es wirkte, als würden sie gleich weitergehen, denn der hochgewachsene, hellblonde Exfreund senkte die Lider über den kalten Augen und wandte sich gerade ab. Doch leider ließ es sich seine Neue nicht nehmen auch noch ihren Senf dazu geben. Sie klammerte sich fester an seinen Arm, warf Mira und Maron einen abschätzigen Blick zu und sagte:

»Sag bloß, das ist deine Ex? Man die sollte mal Mode aus diesem Jahrhundert tragen. So kriegt die nie nen Mann.«

Eyan kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Das war offenbar sogar ihm peinlich. Denn es zeigte überdeutlich, dass ihr IQ nicht höher war als bei einem Klumpen Lehm. Das reichte Maron. Mochte ihre Freundin auch etwas altbacken sein, mit ihren Strickjacken, großen Holzhaarspangen mit Blumenmuster und den immer perfekt lackierten Nägeln in zartem Rot. Aber sie war eine wunderbare, intelligente Frau und jeder Mann konnte sich glücklich schätzen, wenn sie ihm ihre großen, grau-grünen Augen zuwandte.

Und jetzt, wo dieses Weibsstück, diese aufgetakelte Blondine mit falschen Fingernägeln und drei Zentimeter langen Wimpern, mit Eyan an ihr vorbeistolzierte und ihre Freundin ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, war Marons Grenze überschritten. Sie ließ Mira kurz stehen und holte das Paar nach einigen Schritten ein. Dann griff sie Eyan an die Schulter, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste, und zog ihn herum. Seine Schnalle gab nur ein dümmlich klingendes »Ey!« von sich.

»Du hast jetzt Sendepause, Missi«, fuhr Maron sie an.

Sie war zu wütend für Höflichkeiten. Dann war sie ganz auf ihn fixiert.

»Eyan ich rate dir eines: Halte dich Mittwoch von eurer Wohnung fern und wage es bloß nicht, Miranda wegen irgendwas das dir daran nicht passt anzurufen! Sie ist diejenige der hier das Herz gebrochen wurde und ich lasse nicht zu, dass du noch mehr kaputt machst!«

Er sah sie groß an. Dann gab er ein einfältiges »Tss…« von sich und lachte.

»Ist ja niedlich. Kann sie mir das nicht selbst sagen? Muss ihr Wachhund erst losrennen und bellen?«

Oh, dieser ekelhafte Typ! Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Er war so dermaßen fies. Es war besser, dass es zwischen ihm und Mira aus war.

»Halt dich einfach fern, Eyan. Und bleib bei deiner Schoßmieze, dann könnt ihr geistreiche Gespräche führen, die ohnehin nicht über drei Sätze hinausgehen werden. Und tschüss!«

Damit ließ sie ihn, gemeinsam mit seiner Freundin, stehen. Zwei Minuten später war sie wieder bei Mira angekommen, die gerade Mehl und Hefe in den Wagen gelegt hatte. Sie blickte zu Maron und lächelte erstaunlicherweise.

»Denen hast du es ja gegeben.«

Sie lachte und wischte sich die letzten Tränen weg. Na, wenigstens hatte sie etwas bewirken können.

»Ja, es war wohl nicht mein intelligentester Einfall, aber wenn ich wütend bin, dann sprudelt alles aus mir raus, was mir in den Sinn kommt.«

»Trotzdem danke«, sagte Mira dann und drückte sie kurz.

 

-Kapitel 2-

Das Wasser köchelte, in einem der Töpfe ihrer Großmutter und brodelte seicht vor sich hin. Die Luft war getränkt vom Duft nach Salbei, Basilikum und frischem Hefeteig. In der Küche war es nun richtig warm geworden und Maron musste ein Fenster öffnen, damit es wieder angenehmer wurde.

Inzwischen war es Abend geworden und die Sonne versank langsam hinter den umliegenden Häuserdächern des Dorfes. Sie hatte Mira aus der Küche »verbannt«, weil das Essen eine Überraschung werden sollte. Außerdem brauchte Maron dafür das Kochbuch ihrer Oma und das wollte sie ihr noch nicht zeigen, bevor sie sich nicht über eine Sache klar war.

Vorsichtig schaute sie in den Backofen. Die Salbeibrötchen sahen schon schön gebräunt aus und nach dem Test mit einem dünnen Holzstab war sie sicher, dass sie gut waren. Auch die Basilikumravioli brauchten nicht mehr lange. Dazu hatte sie eine Käse-Sahnesoße gemacht. Sie deckte den Tisch, tat die warmen Brötchen in einen kleinen Korb aus Holz und tat ihnen beiden die Ravioli auf. Dann schaute sie noch einmal unschlüssig ins Buch. Sollte sie es wirklich versuchen? Eigentlich kam es ihr albern vor.

»Ach was solls. Es gehört zum Rezept!«, sagte sie zu sich selbst und hielt das Buch hoch. Sie streckte eine Hand über Miras Essen, sowie den Brötchen aus und sprach:

 

»Kleiner Trostbringer, rund und frisch,

vertreibt die Traurigkeit.

Auf das die Freude nie erlischt,

es kommt bald gute Zeit.«

 

Sie ging über zu den Ravioli. Maron blickte nochmal zur Tür und aus dem Fenster, ob auch wirklich niemand zuhörte. Dann räusperte sie sich und fuhr fort.

 

»Kraft der Kräuter, heilend und erweckend,

durchströmt sie ganz und gar.

Soll sich Heiterkeit in ihr recken,

wie fort, was vorher Kummer war.«

 

Mit hochrotem Kopf schlug sie das Buch wieder zu und legte es beiseite. So halb hatte sie erwartet, dass es einen kleinen »Puff« oder sowas geben würde, damit sie wusste, ob der Spruch wirkte. Aber nichts geschah. Kopfschüttelnd ging Maron zur Küchentür und musste über sich selbst schmunzeln, dass sie geglaubt hatte, es könnte klappen. Das war wohl eher ein Scherzbuch als alles andere.

»Mira du kannst kommen. Das Essen ist fertig!«

Zumindest sah es schön aus und duftete herrlich. Die Mitbewohnerin kam die Treppe hinuntergeeilt und schnupperte anerkennend, als sie die Küche betrat. Dann nahmen sie Platz und aßen.

»Wow, die Ravioli sind ja der Wahnsinn, Maron! Echt lecker«, meinte Miranda auf einmal, nachdem sie einige Bissen probiert hatte.

Die Köchin fühlte sich sehr geschmeichelt und lächelte.

Auch sie fand, dass ihr alles sehr gut gelungen war. Für den ersten Versuch war es grandios. Zum Nachtisch schnitten sie sich die Salbeibrötchen auf und aßen sie mit etwas Butter.

Hm…ist das lecker. Erstaunlich womit man Hefeteig so aufwerten kann.

Marons Gedanke folgte ein anderer. Ob die Brötchen und die Ravioli ihrer Freundin halfen? Sie selbst hatte ihr Essen unberührt gelassen und naja, bei ihren Brötchen konnte das angenehme Gefühl der Zufriedenheit auch daherkommen, dass es einfach nur sehr gut schmeckte. Sie blickte ihr Gegenüber eindringend an. Wirkte sie verändert? Nein. Sie seufzte zwar nicht mehr, aber heiter war sie nicht gerade.

Na gut, also ein Fehlschlag.

Ok, so schlimm war es nicht. Das Essen war gut gewesen und wenigstens wusste sie nun, dass die Rezepte etwas taugten und sie würde auf jeden Fall noch Weitere ausprobieren.

»Möchtest du heute Abend noch etwas Bestimmtes machen, Mira? Sollen wir was unternehmen?«

Die Mitbewohnerin schüttelte schwach lächelnd den Kopf.

»Nein, mir ist noch nicht so danach. Aber danke, dass du gefragt hast. Das Essen war wirklich lecker. Und vielleicht darf ich ja das nächste Mal mit kochen«, meinte sie darauf und zwinkerte Maron zu.

Diese lachte kurz und versprach Mira, dass sie bald auch gemeinsam kochen würden. Anschließend wuschen sie zusammen das ganze Geschirr ab und schauten einen Film. Damit ließen die beiden den Abend ruhig und entspannt ausklingen. Maron war schon froh, dass ihre Freundin nach dem Desaster im Supermarkt nicht noch geknickter war. Und wenn erst der Mittwoch der nächsten Woche durch war, würde es bergauf gehen mit ihr. Gegen 23 Uhr wünschten die zwei sich eine gute Nacht und jede ging in ihr Schlafzimmer. Nachdem sie sich schon bettfertig gemacht hatte und Zähne putzen war, schaute Maron nach der Haustür und prüfte, ob sie auch richtig verschlossen war. Hier auf dem Dorf, und gerade weil ihr Haus so abgelegen stand, wollte sie keine bösen Überraschungen erleben. Aber es war alles abgeschlossen und sicher. Beruhigt ging sie wieder in Richtung ihres Schlafzimmers. Von oben konnte sie leise Musik hören. Offenbar war Miranda noch nicht im Bett. Vielleicht machte sie sich noch immer alles zurecht oder las ein wenig vorm Schlafengehen. Sie kannte ihre abendlichen Gewohnheiten nicht.

Schmunzelnd ging sie weiter. Im Schlafzimmer angekommen, kuschelte sie sich in ihr Bett, schaltete das Licht aus und blickte noch etwas nach draußen in die sternenklare Nacht. Eine sanfte Brise kam durchs angekippte Fenster und sie konnte die Grillen von der Wiese her zirpen hören. Das war der Vorteil auf dem Land. Hier war nichts zu hören vom Verkehrslärm oder grölenden Jugendlichen, die zu viel getrunken hatten. Das Einzige, was man außer den Grillen hier vernehmen konnte, war das Fauchen und Mauzen der Katzen, die manchmal herumstreunten und sich balgten. Ansonsten schien es absolut friedlich zu sein. Maron ging in Gedanken den Tag durch. Es war eine ganze Menge passiert, dafür dass es ein ganz normales Wochenende hätte werden sollen. Noch vor wenigen Stunden hatte Miranda völlig aufgelöst und hilflos vor dem Tor gestanden. Sie hatte Maron so leidgetan.

Aber an sich, nun wo ihre Freundin hier erst einmal mit einzog, war sie richtig froh, dass es so gekommen war, mit ihr und Eyan. Dieser überhebliche Kerl hatte ohnehin nicht zu ihr gepasst. Mira hatte sich viel zu sehr von ihm unterbuttern lassen. Er hatte sie klein gehalten und sich nicht verwirklichen lassen. Jetzt konnte sie vielleicht endlich etwas mehr Selbstbewusstsein entwickeln und seelisch genesen.

Eine Weile hing Maron ihren Gedanken nach, überlegte wie sie den Sonntag gestalten konnten oder ob sie vor Mittwoch schon beginnen sollten Miras Möbel und die restlichen Sachen zu holen. Aber sie musste lange arbeiten, da konnten sie maximal ab 19.30 Uhr etwas tun.

Ach, das ist doch jetzt erst mal nicht wichtig. Ich sollte schlafen und morgen machen wir weiter, dachte sie noch, bevor sie in einen unruhigen Schlaf fiel.

Sie träumte nur wirres und zusammenhangloses Zeug.

Erst von Mira und ihrem Einzug, dann von einer Amsel mit gebrochenem Flügel, von den Kräutern im Garten, die wie verrückt wuchsen und von verschiedenen Dorffesten, auf denen sie als Kind gewesen war. Es war ein bunter Mix aus Erinnerungen und neuen Dingen, die sie noch nicht kannte.

Am Morgen erwachte sie dadurch, dass sie auf ihrem verletzten Bein lag und es stark schmerzte. Die Prellung war wohl doch nicht ganz ohne gewesen. Noch völlig verschlafen drehte sie sich auf den Rücken und musste einige Male blinzeln, um eine klare Sicht zu bekommen. Sie sah auf ihren kleinen roten Hundewecker, den sie seit ihrem 8. Lebensjahr hatte und musste feststellen, dass es erst 7 Uhr war.

Oh man, so früh. Da kann ich mich ja nochmal umdrehen.

Gerade wollte sie genau das tun, als sie Geräusche aus der Küche hörte. Sie fragte sich, ob sie wohl vergessen hatte die Fenster zu schließen. Neulich hatte sich nämlich eine Fledermaus ins Haus verirrt und sie hatte zu tun gehabt, das Tier wieder hinauszubekommen. Aber dann war deutlich die Kühlschranktür zu hören.

Nein, Fledermäuse konnten keine Kühlschränke öffnen. Jedenfalls nicht in ihrer Welt. Dann konnte es wohl nur eine Person sein. Langsam trottete Maron also in die Küche und staunte nicht schlecht, als ihre neue Mitbewohnerin schon hellwach und ordentlich angezogen dastand. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und strahlte ihre Wohngenossin regelrecht an.

»Guten Morgen kleine Schlafmütze! Los werd wach, die Sonne scheint und es ist noch angenehm kühl draußen, also perfekt für ein Terrassenfrühstück, oder?«

Maron nickte nur verschlafen und brummte ein »Morgen«, bevor sie ins Bad schlurfte. Wie konnte dieses Mädel an einem Sonntag um diese Zeit nur schon so gut drauf sein? Das war ja regelrecht gruselig! Aber manch einer schien nun einmal Frühaufsteher und Antimorgenmuffel zu sein. All das war Maron ganz und gar nicht. Aber die Hauptsache war, dass Mira lächeln konnte.

Noch immer mit halb geschlossenen Augen zog sie sich aus und stieg in die Dusche. Bevor überhaupt irgendetwas passierte, musste sie richtig wach sein und ordentlich um die Haare aussehen. Bei der unruhigen Nacht, die sie gehabt hatte, konnte das ein wenig dauern.

Ich habe aber auch einen Hang zu verrückten Träumen. Wenn ich wenigstens wüsste, was das sollte, überlegte sie.

Man hatte immer so ein unschönes Gefühl und war verwirrt, wenn man nach sowas aufwachte. Das hing ihr meist den ganzen Tag nach.

Beim Einseifen strich sie dann ganz vorsichtig über ihr Bein. Immerhin waren die blauen Flecken schon wesentlich heller geworden und nun nur noch gelb bis grün. Die Haare hochgesteckt, damit sie nicht nass wurden, genoss Maron ihre morgendliche Dusche in vollen Zügen. Das warme Wasser prasste auf ihren Rücken und sie hatte das Gefühl massiert zu werden. Zu lange duschte sie allerdings nicht, da sie auch ein wenig an die Wasserrechnung denken musste.

Schon etwas wacher und besser gelaunt als vorher, kehrte Maron in die Küche zurück. Doch dort war niemand mehr. Es war auch kein Tisch gedeckt oder eine Bratpfanne benutzt. Hatte sie sich etwa nur eingebildet, dass Mira hier gestanden hatte und viel zu gut drauf gewesen war? Kopfkratzend ging sie in den Flur. Dann schaute sie im Vorbeigehen aus dem Fenster neben der Haustür und staunte nicht schlecht, als sie ihre Freundin dort sitzen sah, an einem voll gedeckten Tisch. Der Tee war schon aufgebrüht, frisch aufgebackene Brötchen, Marmelade, Wurst und all solche Dinge waren da. Völlig perplex ging Maron nach draußen und setzte sich wortlos zu ihrer Mitbewohnerin. Diese lächelte sie fröhlich an.

»Na bist du jetzt etwas wacher?«

Maron nickte lächelnd und schnitt sich ein Brötchen auf. Nach einem Schluck Kräutertee fand sie auch endlich ihre Stimme und redete mit ihr.

»Sag mal, also versteh mich nicht falsch. Das Frühstück ist toll und ich will mich ja nicht beschweren. Aber wie kannst du so zeitig schon so fit sein? Und das am Sonntag. Es ist noch nicht mal 8 Uhr.«

Mira schmunzelte entschuldigend und wirkte etwas verlegen.

»Um ehrlich zu sein: ich bin eigentlich auch ein echter Langschläfer. Aber ich war gestern Abend mit einem Mal so aufgekratzt und energiegeladen, dass ich kaum schlafen konnte. Und sobald die Sonne aufgegangen war, konnte ich nicht anders als aufzustehen und loszulegen. Keine Ahnung, vielleicht ist das die frische Luft hier«, zwinkerte sie ihr zu.

Natürlich, die Landluft konnte schon wahre Wunder wirken bei den Stadtkindern. Maron musste grinsen, aber sie sagte nichts weiter dazu und biss beherzt in ihr Marmeladenbrötchen. Ein bisschen hatte es ja auch was den Tag so zeitig zu beginnen. Man konnte viel mehr schaffen, wenn man nicht bis mittags schlief.

Aber trotzdem wollte sie das nicht jedes Wochenende mitmachen müssen. Dennoch war es erst einmal beruhigend zu sehen, dass ihre Freundin nicht mehr am Dauerseufzen war.

Nach dem Frühstück schlug Maron vor, dass sie den Tag doch etwas für Plauderei und ein wenig Gartenarbeit nutzen konnten. Das war entspannend und genau das Richtige, um das Wochenende ausklingen zu lassen. Mira hatte zwar noch eine Woche Urlaub, aber Maron musste am Montag wieder arbeiten. Ihre Freundin stimmte dem Vorschlag begeistert zu.

»Ja, das find ich klasse! Auf meinem Balkon habe ich schon einen kleinen Kräutergarten, da freue ich mich schon richtig auf einen großen Garten zum Bewirtschaften. Vielleicht können wir meine Pflänzchen auch hier unterbringen?«

Natürlich war das überhaupt kein Problem. Je mehr Pflanzen im Garten waren desto besser. Wenigstens hatte Mira schon ein bisschen Erfahrung mit dem Gärtnern. Zudem meinte sie noch, dass Maron sich wegen des Umzuges keine Gedanken machen sollte. Sie wollte am Montag und Dienstag schon die ersten Kisten holen. Eben alles, was man mit dem Auto wegbekam. Es war schließlich nur unnötiger Stress, wenn ihre Freundin nach der Arbeit noch zusätzlich in der Wohnung mit anpackte. Dennoch bot Maron ihre Hilfe gerne an, auch wenn es nicht gebraucht wurde. Das würde schon alles irgendwie klappen. Sie sollte sich nur nicht übernehmen mit den ganzen Sachen und dem Kleinkram.

»Brauchst du eigentlich noch Umzugskartons?«, fiel Maron gleich darauf ein.

Denn soweit sie wusste, hatte Mira sich damals nur welche von ihren Eltern ausgeliehen. Und sie war sich nicht sicher, ob diese überhaupt schon von der Trennung erfahren hatten. Eyan war immer der Traumschwiegersohn schlechthin für sie gewesen, soweit Mira ihr erzählt hatte. Sie mochten ihn, weil er immer fein aussah und gut verdiente. Er hatte ihrer Tochter ein gutes Leben bieten können. Doch das auch Mira selbst sehr gut verdiente, fiel regelmäßig unter den Tisch. Laut ihren Eltern hätte sie eher an Familie, als an Karriere denken sollen. Und das hatte ihr nie gepasst.

Maron verstand so viel schwarz-weiß Denken nicht.

»Das wäre nett. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht«, sagte Miranda verlegen. Wahrscheinlich hätte sie morgen in ihrer Wohnung gestanden, ohne Kartons oder andere Behältnisse und ihre Schusseligkeit verflucht. Ja, manchmal hatte sie ihre unorganisierten Momente. Aber ansonsten stand sie mit beiden Beinen fest im Leben.

Nach dem leckeren Frühstück räumten sie gemeinsam wieder alles in die Küche und anschließend suchte Maron ihrer Freundin einige Kartons zusammen. Die Ausbeute von 10 Stück konnte sich sehen lassen. Nun ja, es war zumindest besser als nichts. Alle anderen Kisten waren entweder noch nicht ausgeräumt oder schon wieder voll. Für Klamotten und Bücher sollte es reichen.

Nachdem dann alles in Miras Auto verstaut war, zogen sich die beiden ein paar ältere Sachen und Gartenhandschuhe an. Sie griffen sich aus dem Schuppen, der gegenüber der Garage am Zaun stand, einige Eimer und machten sich daran, die unbepflanzten Beete von Unkraut zu befreien. Zudem mussten auch neue Flächen umgegraben werden, da Marons Opa zu seiner Zeit die meisten Beete dem Erdboden gleich gemacht hatte, um Rasen zu säen. Das war pflegeleichter gewesen. Dies fand sie mehr als verständlich. Denn ihre Oma war immer die gewesen, welche im Garten gewirtschaftet hatte. Bei ihr hatte alles hübsch geblüht. Rosen, Geranien, Dahlien, Lilien, sowie vielfältige Kräutersorten und Gewürze hatte sie je nach Saison angebaut.

Soweit Maron wusste, hatte ihre Großmutter sich beim Gärtnern sogar nach den Mondphasen gerichtet. Das hatte sie immer seltsam gefunden, aber vielleicht machte es doch irgendeinen Unterschied, den sie nur noch nicht kannte. Nun galt es jedoch erst einmal, sowohl den Haupt-, als auch den Vorgarten wieder auf Vordermann zu bringen. Die Frauen teilten sich auf und jede übernahm einen Teil.

 

Mira kümmerte sich um den Hauptgarten und nahm sich zuerst die vorhandenen Beete vor. Immerhin gediehen Marons Kräuter soweit ganz gut, auch wenn sie noch ganz und unscheinbar waren.

»Naja, wenn erst meine Balkonpflanzen hier sind, dann sieht das doch schon ganz schick aus«, meinte sie zu sich selbst und zupfte beherzt die ersten Unkräuter aus.

Es dauerte nicht lange und sie hatte die kleinen, mit Steinen abgeteilten Beete fertig, welche rechts am Gartenzaun entlanggingen. Dann blickte sie sich um und sah, dass ganz hinten im Garten ein kleines Gewächshaus stand, vor welchem noch ein großes Blumenbeet war. Links daneben machte sie noch eine überdachte Gartenterrasse aus, die sich mit Holzschiebetüren schließen ließ, damit man vor Wind und Wetter geschützt war. Sie war durch die Jahre schon etwas mitgenommen, aber ansonsten noch ganz schön, mit den gepolsterten Gartenstühlen und einem kleinen Tisch. An der offenen Front des Häuschens waren verzierte Holzplatten angebracht und am Rand hingen leere Blumenkästen, die früher sicher einmal schön bepflanzt gewesen waren. Es sah ein wenig trostlos aus. Aber schon bald würde es wieder viel hübscher sein.

Ihr Blick glitt weiter nach links, wo neben dem Hühnerzwinger noch ein Extraabteil für Tomatenpflanzen war. Mira konnte noch alte Schilder von den längst vertrockneten Pflanzen sehen. Sie seufzte, da es noch so viel zu tun gab und machte sich an die Arbeit. Schritt für Schritt ans Ziel kommen war ihre Devise.

Inzwischen war Maron vor dem Haus, in dem zwar kleinen, aber unglaublich stark zugewachsenen Vorgarten beschäftigt. Hier war nur das allerschlimmste Unkraut vertreten. Sie konnte sich kaum retten vor Disteln, Kletten und Brennnesseln. Sicher konnte man nicht all diese Pflanzen wahrhaft Unkraut schimpfen, denn immerhin konnte man aus Brennnesseln unter anderem Tee machen, aber momentan wollte sie das alles nur loswerden, um neu anfangen zu können. Das war eine Heidenarbeit! Und alles nur, für so ein kleines Stück Vorgarten. Das Einzige, was man hier noch gut sehen konnte, war der alte Apfelbaum, dessen Zweige auf einer Seite schon abgestorben waren. Aber bisher hatte er auf der anderen Seite noch jedes Jahr Früchte getragen. Und die waren himmlisch! So leckere Äpfel konnte man in keinem Supermarkt kaufen. Maron dachte daran zurück, wie ihre Oma immer Apfelmus aus ihnen gezaubert hatte. Mit einem Hauch von Vanille und einer Prise Zimt, hatte es unverwechselbar geschmeckt.

Vorsichtig kämpfte sie sich durch das ganze Gestrüpp und fluchte jedes Mal lauthals, wenn sie eine Brennnessel erwischte. Der Unkrauteimer war bald schon übervoll und sie musste ihn mehrfach auf dem Komposthaufen ausleeren gehen. Dabei musste sie durch den Hauptgarten und sah, wie Mira ebenfalls eifrig Unkraut jätete.

Nach einer Weile ging sie kurz rüber zu ihr. Miranda war gerade dabei, die alten Tomatenpflanzen rauszureißen.

»Na, wie kommst du voran? Ist eine ganz schöne Arbeit, oder?«, fragte sie.

Ihre Freundin blickte schulterzuckend auf. Dann musterte sie Maron von oben bis unten und prustete mit einem Mal lauthals los.

»Ha ha ha! Wie siehst du denn aus?! Ahhahaha!«

Sie verstand nicht gleich, was das sollte und schaute erst einmal an sich herunter. Überall hatte sie Kletten, Schürfwunden und rote Flecke am Körper, da sie keine langärmeligen Sachen trug. Die Brennnesseln hatten sie voll erwischt. Selbst, als sie sich mit der Hand durchs Haar fuhr, merkte sie noch einige Kletten darin hängen. Dann konnte auch sie nicht mehr anders und lachte los. Es sah ganz sicher zum Schießen aus, wie sie da mit zerzausten Haaren, ganz zerkratzt und mit Schmutz an den Sachen stand. Aber Mira war auch nicht sauber geblieben. Sie hatte sich mit den schmutzigen Handschuhen übers Gesicht gewischt, sicher weil die Nase gejuckt hatte und nun war sie ganz schwarz von der Erde. Beide lachten noch eine Weile, bis die Tränen flossen.