Notärztin Andrea Bergen 1342 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1342 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Tränenblind starrt die schöne Claire in den regnerisch grauen Klinikpark hinaus. Sie hat seit Tagen nicht gesprochen - seit ihr Verlobter Gregor vor ihren Augen vom Pferd gestürzt und verstorben ist. Und nur wenige Stunden später hat Claire ihr ungeborenes Kind verloren, ihr Ein und Alles, ihr "Sternchen"! Claire hat nun nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt, meint sie und droht sich jetzt ganz aufzugeben ...

Gregors bester Freund Richard will das nicht zulassen. Tag für Tag wacht er an Claires Krankenbett und versucht verzweifelt, der jungen Frau wieder Mut zu machen - denn er liebt sie schon lange heimlich. Doch gerade als er zu hoffen wagt, dass Claire ihr Leben wieder in die Hand nimmt, findet sie Briefe einer unbekannten Frau an Gregor - Briefe, die ihr Glück mit ihm und ihre Liebe, die ihr so kostbar war, Lügen strafen ...

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Seitenzahl: 125

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Schicksal hat es so gewollt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Nomad / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5791-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Der jungen Claire Rosegger ist wohl das Schlimmste passiert, was einer Frau geschehen kann: Vor ihren Augen ist ihr Verlobter, der blendend aussehende, brillante Dressurreiter Gregor Liebig, vom Pferd gestürzt und verstorben, und kurz darauf hat sie auch noch ihr ungeborenes Kind verloren! Ja, man kann wohl sagen, dass Claire in den letzten Monaten durch die Hölle gegangen ist. Inzwischen scheint sie allmählich wieder den Weg zurück ins Leben zu finden, was sicher nicht zuletzt Gregors bestem Freund Richard zu verdanken ist. Seit dem doppelten Schicksalsschlag steht er Claire selbstlos zur Seite. Er ist ihr Halt, ihre Stütze, ihr Fels …

Doch gerade hat mich Claire schluchzend und völlig aufgelöst angerufen. Ich fürchte, sie hat einen schweren Rückschlag erlitten! Offenbar hat sie in den Sachen ihres verstorbenen Verlobten die Briefe einer anderen Frau an ihn gefunden – Briefe, die ihr verlorenes Glück mit Gregor und ihre Liebe als eine einzige riesengroße Lüge entlarven …

Summend wirbelte Claire Rosegger in der Küche umher. Liebevoll bereitete sie ein dreigängiges Menü für ihren Freund Gregor zu, schaute nach dem Braten im Ofen, verfeinerte die Soße mit ein paar frischen Kräutern. Die Pilzcremesuppe köchelte auf dem Herd vor sich hin, die Mousse au chocolat war bereits kalt gestellt.

Weil sie in der Regel früher als Gregor von der Arbeit nach Hause kam, kümmerte sie sich meist um das Abendessen. Begeistern konnte sie sich fürs Kochen nicht, darum gab es normalerweise schnelle, einfache Gerichte.

Doch heute sollte es etwas ganz Besonderes sein. Claire hatte Kochbücher gewälzt und im Internet recherchiert, um für Gregor ein Menü zu zaubern, das ihn wirklich begeisterte. Alles sollte perfekt sein.

Als die Lage in der Küche unter Kontrolle war, eilte sie gut gelaunt ins Esszimmer, wo sie den Tisch besonders sorgfältig deckte. Sie benutzte das gute Geschirr und die Stoffservietten, die sonst nur ungebraucht in der Schublade lagen, zündete sogar Kerzen an und legte leise Klaviermusik auf.

Dann war alles vorbereitet. Immer wieder blickte Claire ungeduldig zur Uhr. Sie konnte es kaum erwarten, dass Gregor endlich nach Hause kam, doch sie hatte sich zu sehr beeilt und musste nun noch eine geschlagene Viertelstunde warten, während sie das Essen in der Küche warm hielt.

Seufzend setzte sie sich auf einen Stuhl, hielt es aber keine fünf Sekunden aus. Sie konnte einfach nicht stillsitzen. Kribbelnde Aufregung und Vorfreude erfüllten sie. Sie sprang auf, drehte eine Pirouette und summte wieder eine Melodie. Ihre langen dunkelblonden Haare schwangen um ihre Schultern, als sie sich drehte. Die klaren, blauen Augen funkelten vor Glück.

Wenn Gregor nur endlich da wäre! Sie hatte eine wunderbare Neuigkeit für ihn, die schönste Neuigkeit von allen. Selig lächelnd legte sie beide Hände schützend über ihren Leib. Noch war da nichts zu sehen, ihr Bauch war so flach wie eh und je, doch schon bald würde sich hier eine süße Kugel wölben.

Sie hatte es kaum glauben können, als sie erfahren hatte, dass sie schwanger war. Minutenlang hatte sie den Schwangerschafts-Teststreifen angestarrt, um sicherzugehen, dass sie das Ergebnis nicht falsch ablas. Zur Sicherheit war sie dann noch einmal in die Apotheke gelaufen und war mit zwei weiteren Tests verschiedener Marken heimgekehrt.

Das Ergebnis war eindeutig, all diese Tests konnten sich nicht irren. Nun konnte Claire es kaum erwarten, ihrem Freund die frohe Kunde zu überbringen.

Als sie ihn an der Tür hörte, schlug ihr Herz höher. Da war er ja endlich! Sie stieß ein leises Jauchzen aus, dann eilte sie ihm entgegen.

Ihr Herz pochte vor Aufregung ganz schnell. Doch plötzlich mischte sich ein Anflug von Zweifel in ihre Euphorie. Wie würde Gregor die Nachricht wohl aufnehmen? Das fragte sie sich jetzt zum ersten Mal. Eigentlich zweifelte sie nicht daran, dass er sich ebenso freuen würde wie sie, aber waren sie denn wirklich schon bereit für so eine Verantwortung? Das Baby würde ihr ganzes Leben verändern.

Doch dann schob sie diese Gedanken beiseite. Alles würde einfach wunderbar werden, davon war sie felsenfest überzeugt.

In seinem dunklen Anzug, der einen starken Kontrast zu seinen hellblonden Haaren bildete, sah Gregor atemberaubend gut aus. Das Umwerfendste an ihm war jedoch sein jungenhaftes Lächeln, das er nun erstrahlen ließ, als er sie erblickte.

Den schmalen Aktenkoffer hatte er sich unter den Arm geklemmt, denn in den Händen trug er einen Strauß tiefroter Rosen und eine Rotweinflasche. Beides hielt er ihr nun entgegen. »Eine kleine Aufmerksamkeit für die wundervollste Frau der Welt«, sagte er zärtlich.

Sie nahm die Rosen entgegen und schnupperte daran. »Danke! Wie schön die sind«, staunte sie.

»Nicht halb so schön wie du«, gab er galant zurück.

Ein wenig wunderte sie sich, was der Anlass war. Es war nicht etwa so, dass Gregor ihr nie Blumen mitbrachte, aber meist gab es dafür einen bestimmten Grund: Geburtstag, Valentinstag, ihr Jahrestag.

Einen Moment lang fragte sie sich irritiert, ob er schon von der Schwangerschaft wusste, aber das war natürlich ausgeschlossen. Sie hatte es ja selbst vorhin erst erfahren, als er noch im Büro war, also woher sollte er es wissen? Außerdem hätte er dann wohl kaum Alkohol mitgebracht.

Er zog verblüfft die Augenbrauen hoch, als er den festlich gedeckten Tisch erblickte. Durch die offene Küchentür konnte er das aufwendige, liebevoll zubereitete Essen sehen.

»Gibt es etwas zu feiern?«, fragten sie beide wie aus einem Mund und blickten einander fragend an.

Claire machte den Anfang. Sie konnte die großen Neuigkeiten, die sie seit Stunden mit sich herumtrug, einfach nicht länger für sich behalten.

»Danke für den Wein«, sagte sie lächelnd mit einem Blick auf die Flasche, »aber ich fürchte, den wirst du allein trinken müssen. Ich muss aussetzen.«

Irritiert legte er den Kopf schief und warf einen Blick auf das Flaschenetikett, als befürchtete er, aus Versehen die falsche Sorte gekauft zu haben.

»Aber das ist doch dein Lieblingswein.«

Ihr Lächeln reichte mittlerweile fast von einem Ohr bis zum anderen.

»Ja, das stimmt. Aber es wäre gar nicht gut, wenn ich Alkohol trinke – in meinem derzeitigen Zustand«, sagte sie bedeutungsvoll.

Es dauerte einen Moment, bis er verstand, was sie meinte. Dann sah sie ihm förmlich an, wie bei ihm der Groschen fiel.

»Claire! Wirklich? Ist das dein Ernst?«, keuchte er überwältigt.

»Ja! Ja, es stimmt. Ich bin schwanger«, jauchzte sie. »Wir bekommen ein Baby!«

Stürmisch zog er sie in seine Arme und wirbelte sie herum, bis sie kichernd protestierte. Dann stellte er sie ganz vorsichtig wieder auf den Boden, als wäre sie zerbrechlich wie Glas.

»Entschuldige«, sagte er grinsend. »Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass sich etwas geändert hat.«

Er kniete sich vor sie und legte behutsam eine Hand auf ihren Bauch.

»Da wirst du noch nichts merken«, sagte sie lachend. »Es wird eine Weile dauern, bis wir das Baby spüren.«

Immer noch vor ihr kniend, griff er plötzlich nach ihrer Hand.

»Claire, es gibt etwas, was ich dich fragen will. Ich weiß, es ist vermutlich nicht so, wie du es dir vorgestellt hast – keine spektakuläre Szenerie, keine große Rede, nicht einmal einen Ring habe ich. Wenn du trotzdem Ja sagst, machst du mich zum glücklichsten Mann der Welt. Noch glücklicher, als ich es jetzt schon bin, wenn das überhaupt möglich ist! Meine geliebte Claire, willst du mich heiraten?«

Sie wagte ihren Ohren kaum zu trauen. Keine andere Frage aus seinem Mund hätte sie so überglücklich gemacht.

»Ja! Hundertmal ja«, jauchzte sie und ließ sich in seine Arme fallen. Er verschloss ihre Lippen mit einem Kuss, der ihr Herz höherschlagen ließ.

Claire fühlte sich wie im Rausch. Beim Essen konnte sie nicht aufhören, übers ganze Gesicht zu strahlen. Über den Tisch hinweg blickten sie einander tief in die Augen. Gregor griff nach ihrer Hand und küsste sie sanft.

»Du wirst meine Frau«, sagte er lächelnd. »Und wir werden Eltern.«

»Das ist der schönste Tag in meinem ganzen Leben«, seufzte sie.

Nach dem Essen sprang er auf. »Das muss ich unbedingt Richard sagen! Er soll der Erste sein, der die tollen Neuigkeiten erfährt.«

Claire schmunzelte. »Tu das.«

Vermutlich hätte so manche Frau ein Problem damit gehabt, diesen besonderen Moment mit dem besten Kumpel des Partners zu teilen, statt den Augenblick in Zweisamkeit zu genießen. Aber Gregors Freund Richard Fonken genoss einen Sonderstatus. Die beiden Männer waren seit der Kindheit sehr eng miteinander befreundet. Claire kannte Richard ebenso lange, wie sie Gregor kannte.

Von Beginn an war Richard gewissermaßen ein Teil ihrer Beziehung gewesen. Wann immer es etwas Wichtiges gab, war er mit dabei. Claire kannte es gar nicht anders, und es machte ihr nichts aus. Sie mochte und schätzte Richard sehr.

Gregor hatte schon nach dem Telefonhörer gegriffen.

»Richard, du glaubst nicht, was passiert ist!«, jubelte er. »Komm rüber, am besten sofort. Die Neuigkeiten werden dich umhauen.«

***

Es dauerte nicht lange, bis Richard da war. Er wohnte nur ein paar Straßen weiter. Weil er gerade nichts anderes vorhatte, machte er sich sofort auf den Weg.

Gregor wartete nicht einmal, bis sein Freund sich die Schuhe ausgezogen hatte.

»Wir bekommen ein Baby! Und das ist noch nicht alles. Ich habe Claire einen Antrag gemacht, und sie hat Ja gesagt!«, platzte er sofort heraus.

Richard stockte kurz. Er blickte von Gregor zu Claire und wieder zurück und schien für einen Moment zu überlegen, ob sein Freund ihn auf den Arm nahm. Dann erst gratulierte er ihnen herzlich.

Begeistert klopfte er Gregor auf die Schulter und drückte ihn dann kräftig. »Oh Mann, das ist ja kaum zu fassen. Du bist so ein Glückspilz! Ich freue mich für dich.«

Als er Claire umarmte, pochte ihr Herz eine Winzigkeit schneller – kaum merklich, doch sie konnte es nicht ignorieren. Wie dumm sie doch war, dachte sie augenrollend. Sie war mit Gregor glücklich, würde ihn heiraten und war mit seinem Kind schwanger. Und trotzdem schlug ihr Herz höher, wenn Richard ihr so nah war.

All die Jahre, in denen sie sich schon kannten, hatten daran nichts geändert. Sobald sie seine starken Arme fühlte und den Duft seiner Haut einatmete, der ihr in den vergangenen Jahren vertraut geworden war, reagierte ihr Körper auf diese Weise.

»Meinen herzlichen Glückwunsch«, sagte er leise. »Ihr beide seid ein tolles Paar und habt wirklich alles Glück der Welt verdient.«

»Und jetzt lasst uns feiern, darauf müssen wir anstoßen«, beschloss Gregor enthusiastisch. »So tolle Neuigkeiten gibt es schließlich nicht alle Tage.«

Die Männer tranken Wein, für Claire wurde Kirschsaft aus dem Kühlschrank geholt. Fürsorglich geleitete Gregor sie zum Sofa und legte ihre Beine gemütlich hoch, während Richard ihr eine Decke holte.

»Ihr spinnt doch, alle beide«, prustete Claire amüsiert los. »Ihr tut ja so, als wäre ich schwer krank. Oder schon im neunten Monat schwanger! Schonen und umsorgen dürft ihr mich in ein paar Monaten, wenn ihr das denn unbedingt wollt, aber jetzt ist das wirklich noch nicht nötig.« Doch insgeheim genoss sie es ein wenig, von den beiden Männern so in Watte gepackt zu werden. Die zwei übertrumpften sich förmlich mit ihren Aufmerksamkeiten.

»Du rechnest sicher schon damit, aber ich frage trotzdem offiziell«, wandte sich Gregor grinsend an Richard, nachdem sie alle wichtigen Informationen mit ihm geteilt hatten. »Willst du mein Trauzeuge sein?«

»Na klar! Ich wäre beleidigt gewesen, wenn du mich nicht gefragt hättest«, entgegnete Richard lachend. Und scherzend fügte er hinzu: »Was genau ist noch mal die Aufgabe des Trauzeugen? Möglichst vielen Brautjungfern die Köpfe zu verdrehen?«

Lächelnd betrachtete Claire die beiden jungen Männer. Obwohl sie sich so nahestanden wie Brüder und auch einige Gemeinsamkeiten hatten, waren sie in vielen Punkten doch sehr gegensätzlich. Das fing schon beim Aussehen an.

Gregor hatte hellblonde Haare, die in der Sonne fast weißlich leuchteten. Auch seine himmelblauen Augen waren so faszinierend hell, dass sie auffielen. Manchmal neckte sie ihn damit, dass er den stechend intensiven Blick eines Schlittenhundes hätte. Doch seine Haut war gebräunt, was daherkam, dass er viel Sport draußen an der frischen Luft machte. Haare und Augen leuchteten deshalb umso heller.

Das strahlende, breite Lächeln war sozusagen sein Markenzeichen, man erlebte ihn selten ernst. Er strahlte eine mitreißende Energie aus. Seinen schlanken Körper hielt er mit dem Springreiten fit, seinem großen Hobby, das er sehr erfolgreich betrieb.

Und auch wenn man es kaum glauben mochte, wenn man den attraktiven Gregor kannte: Richard sah sogar fast noch ein kleines bisschen besser aus, auch wenn Claire das ihrem Freund – nein, ihrem Verlobten, korrigierte sie sich in Gedanken – natürlich nie gesagt hätte.

Mit den Lederjacken, die er oft trug, hatte er etwas Verwegenes an sich. Dazu passte der Dreitagebart. Die tiefgrünen Augen blickten oft nachdenklich drein. Seine halblangen braunen Haare fielen ihm immer wieder in die Stirn, woraufhin er sie lässig beiseite strich.

Es war kein Wunder, dass diese beiden Männer damals auf der Party die Blicke aller jungen Frauen auf sich gezogen hatten. Doch die Einzige, die an jenem Abend mit ihnen ins Gespräch gekommen war, war Claire.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Wann immer sie daran zurückdachte, wurden die Erinnerungen in ihrem Kopf und in ihrem Herzen so lebendig, als wäre das alles erst gestern gewesen.

***

Sie waren damals noch Studenten gewesen. An der Uni hatte Claire die zwei jungen Männer oft gesehen und sie heimlich angeschmachtet. Auf einer Studienexkursion nach Italien, die von der Uni organisiert wurde, hatte es dann eine Strandparty gegeben. Ausgelassen feierten die Studenten, genossen das Meer und die schöne Zeit.

Claire erinnerte sich noch gut an das helle Sommerkleid, das sie damals trug, an den Wind auf ihrer Haut und den salzigen Meeresduft. Der Ozean war zu dieser Jahreszeit nicht sonderlich warm, doch einige Studenten hielt das nicht davon ab, sich in die erfrischenden Fluten zu stürzen.

Irgendwoher hatte Gregor ein Surfbrett organisiert. Lachend und johlend glitt er auf dem Board durchs Wasser und ritt auf den Wellen, begleitet von sehnsüchtigen Mädchenblicken. Es gab wohl keine Studentin im ganzen Jahrgang, die ihn nicht attraktiv fand. Die Sonne ließ seine gebräunte Haut golden schimmern und seine Haare silbrig leuchten. Die straffen Muskeln seines Oberkörpers arbeiteten bei jeder Bewegung.

Sein Blick fiel auf Claire, unwillkürlich lächelte sie ihm zu, und seine Augen weiteten sich. Er verlor auf dem Surfbrett das Gleichgewicht, ruderte mit den Armen und landete mit einem lauten Platschen im Wasser.

Später wurde am Strand ein Lagerfeuer entzündet. Die Holzscheite knackten in den tanzenden Flammen, glühende Funken stoben in den dunklen Himmel. Gedankenverloren blickte Claire ins Feuer, bis plötzlich Gitarrenklänge ertönten. Sie schaute hoch und begegnete Richards Blick.

Er hatte seine Gitarre auf die Studienreise mitgenommen. Nun spielte er ein romantisches Lied, das sie gleich erkannte. Eine Gänsehaut zog sich über ihre Arme, ihr Herz schlug höher. Während er spielte, schaute Richard immer wieder zu ihr, und jeder seiner Blicke zauberte ein Kribbeln in ihren Bauch. Die Luft schien mit einem Mal elektrisch aufgeladen zu sein.