Notärztin Andrea Bergen 1350 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1350 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Verflixt! Ratlos beißt die hübsche Evelyn sich auf die Unterlippe. Um einer unliebsamen Verabredung aus dem Weg zu gehen, die ihre Freundin Marlies ungefragt für sie getroffen hat, hat Evelyn behauptet, für das große Sommerfest schon längst einen charmanten Begleiter zu haben. In Wahrheit hat Evelyn nach einer bitteren Enttäuschung allen Männern abgeschworen. Doch nun ist guter Rat teuer: Wo soll sie auf die Schnelle einen echten Traummann herzaubern? Bis zum Fest ist es nicht mehr lange - und sie ist noch eine Weile ans Krankenbett gefesselt!

Gerade als Evelyn klar wird, dass sie jetzt nur noch ein Wunder retten kann, betritt ein dunkelhaariger Fremder ihr Krankenzimmer im Elisabeth-Krankenhaus. Er wird ihr Begleiter auf dem Sommerfest - und ihre neue große Liebe. Doch dabei gerät Evelyns armes Herz erneut in allergrößte Gefahr ...

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Seitenzahl: 125

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Wahrheit will ich gar nicht wissen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Paul Bradbury / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6358-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Ich kann den Kummer meiner jungen Kosmetikerin Evelyn kaum noch mit ansehen. Schon wieder hat ein Mann ihr das Herz gebrochen – und diesmal ist es schlimmer, viel, viel schlimmer! Nach der Trennung von ihrem Exfreund hatte Evelyn der »Männerwelt abgeschworen«, wie sie lange sagte. Doch ganz gegen ihren Willen hat sie dann dem schüchternen Henry Röss ihr Herz geschenkt. Wie sehr hatte ich mich für Evelyn gefreut, und wie schön war es, sie wieder so strahlend und verliebt zu sehen! Aber auch Henry hat ihr übel mitgespielt! Ausgerechnet auf dem Sommerfest des Elisabeth-Krankenhauses wurden Evelyn die Augen über Henrys falsches Spiel geöffnet: Nur um eine schnöde Männerwette zu gewinnen, soll er um sie geworben haben! Evelyns Enttäuschung ist verständlicherweise grenzenlos – und diesmal, so fürchte ich, wird sie sich nicht mehr davon erholen …

»Der Chef will uns sehen.«

Henry Röss sah von seinem Schreibtisch auf.

Sein Kollege Sven Wehrkamp lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen und verzog den Mund. »Ich bin gespannt, was er jetzt wieder will«, murrte Sven. »Bestimmt hat er was wegen der Baustelle zu meckern.«

Henry wischte vorsichtig die Reste des Radiergummis von seiner Zeichnung und legte den Stift beiseite. »Wir werden es sehen«, entgegnete er gelassen und stand auf. Er richtete Anzug und Krawatte und ging gemeinsam mit seinem Kollegen in das Büro des Vorgesetzten.

Reinhard Mechler, ein stämmiger Mann Anfang sechzig, saß in dem eindrucksvollen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch und drückte gerade ein paar Tabletten aus einer Blisterverpackung. Mit einer raschen Handbewegung warf er sich die Pillen in den Mund und trank einen großen Schluck Wasser hinterher.

»Ah«, sagte er, als er auf seine beiden Bauzeichner aufmerksam wurde. »Bitte, setzt euch. Ich habe etwas mit euch zu besprechen.« Er wartete, bis Henry und Sven ihm gegenüber Platz genommen hatten, dann stand er schwerfällig auf, wobei er sich mit leisem Stöhnen an den Rücken griff.

Henry beobachtete es mit Sorge. Ihm war schon öfter aufgefallen, dass es seinem Chef nicht gut zu gehen schien, doch bisher hatte er sich nicht getraut, ihn darauf anzusprechen.

»Wie ihr wisst, hat das Architekturbüro Mechler in den letzten Monaten einige neue Aufträge an Land gezogen, worauf ich sehr stolz bin.« Reinhard Mechler verschränkte die Hände hinter dem Rücken und sah einen Moment aus dem Fenster. »Auch heute haben wir wieder einen neuen Auftrag erhalten. Es geht um die Gestaltung eines Kindergartens, der hier ganz in der Nähe gebaut werden soll.«

»Das ist doch großartig«, freute sich Sven. »Je mehr Arbeit, desto besser.«

Henry sah seinen Chef an und schwieg. Im Grunde war er mit seinem Kollegen einer Meinung, doch er machte sich Gedanken, wie Reinhard Mechler bei seinem Gesundheitszustand noch ein weiteres Projekt betreuen sollte. Schon jetzt ging es in dem Architekturbüro zu wie in einem Bienenstock, und wenn man ehrlich war, brauchten sie dringend Unterstützung in der Führungsebene.

Doch Reinhard Mechler hatte keine Nachkommen, die sich für seinen Beruf interessierten. Seine einzige Tochter Marlies hatte Wirtschaftspsychologie studiert und arbeitete jetzt in der Unternehmensführung einer großen Möbelfirma.

»An sich gebe ich dir recht, Sven«, stimmte Reinhard Mechler seinem Bauzeichner zu. »Man kann nie genug Arbeit haben. Allerdings hatte ich vor, beruflich etwas kürzerzutreten und mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen.«

Henry nickte kaum merklich. Also hatte er mit seiner Vermutung, dass es seinem Chef nicht gut ging, doch recht. Dennoch war er froh, dass Reinhard Mechler endlich bereit war, jetzt auch mal an sich zu denken. Bisher hatte das Architekturbüro in seinem Leben immer an erster Stelle gestanden.

»Aus diesem Grund habe ich entschieden, das neue Projekt an einen von euch zu übergeben«, fuhr der Architekt fort.

Sven richtete sich auf. Sein Interesse schien geweckt zu sein. »Und wer soll es bekommen?«

Über Reinhard Mechlers Gesicht huschte ein Lächeln. Er schien mit der Frage gerechnet zu haben. »Das soll der bessere Entwurf entscheiden«, erklärte er. »Aber das ist noch nicht alles. Ihr werdet für die Durchführung des Projekts komplett eigenverantwortlich sein, von der Planung bis zum fertigen Bau.«

»Das ist ein großer Vertrauensbeweis und eine spannende Aufgabe«, stellte Henry nach kurzem Schweigen fest. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob wir dafür ausreichend qualifiziert sind.«

»Sehr gut aufgepasst, Henry«, lobte sein Chef. »Und damit ihr dafür ausreichend qualifiziert seid, werde ich einem von euch das Studium zum Architekten finanzieren. Und …«, er machte eine bedeutungsschwere Pause, »denjenigen werde ich dann auch Stück für Stück zum Co-Chef aufbauen und ihn in meine Aufgabenbereiche einarbeiten, sodass er mir zur Hand gehen und das Büro später einmal vielleicht sogar komplett übernehmen kann.«

Als Henry überrascht zu Sven sah, bemerkte er, wie dessen Augen glitzerten. Das war wirklich eine einmalige Chance, die ihr Chef ihnen da in Aussicht stellte.

Reinhard Mechler nahm zwei Mappen aus einer Schublade und ging um den Schreibtisch herum. Er reichte jedem der Bauzeichner eine davon und wies sie mit einem Nicken an, diese aufzuschlagen. »Hier steht alles drin, was ihr für euren Entwurf wissen müsst. Es gibt eine Liste mit Anforderungen, die der Auftraggeber stellt, eine Übersicht über das Grundstück, eine Auflistung der zur Verfügung stehenden Mittel und einen Termin, wann das Projekt fertiggestellt sein soll. Ich erwarte eure fertigen Pläne mit einer Kostenauflistung und einer Bauplanung in acht Wochen auf meinem Schreibtisch.«

Henry blätterte durch die Mappe und sah sich den Plan des Grundstücks an. Der Baugrund war eine große Fläche, die genügend Platz für ein durchdachtes Gebäude mit umliegendem Spielplatz und ausreichend Grünfläche bot, wenn man es geschickt anstellte. Sofort arrangierten sich in seinem Kopf einzelne Räume zu einem Gebäude, dem er eine freundliche und offene Außenfassade gab. Er konnte es kaum erwarten, mit dem Projekt zu beginnen. Acht Wochen, das musste neben seiner täglichen Arbeit zu schaffen sein.

Als er den Blick hob, fing er ein verschmitztes Lächeln seines Chefs auf. Reinhard Mechler bot ihm die Chance seines Lebens, und er war fest entschlossen, diese zu nutzen. Jetzt konnte er unter Beweis stellen, was in ihm steckte!

***

Dr. Andrea Bergen streckte sich ausgiebig und trank ihren Kaffee. Endlich war es geschafft, sie hatte die Patientenakten der letzten Nacht aufgearbeitet.

»Na, Chefin, sind Sie mit dem Papierkram durch?«, fragte Ewald Miehlke, der Rettungsassistent in Andrea Bergens Team.

Die Notärztin nickte, sammelte die Akten zusammen und stieß sie vorsichtig auf die Tischplatte, um sie zu einem glatten Stapel zu ordnen. »Alles dokumentiert und abgeheftet«, bestätigte Andrea Bergen und sah auf die Uhr. »Und das pünktlich zum Feierabend.« So mochte sie die Nachtschichten. Aber die Notärztin des Elisabeth-Krankenhauses wusste, dass es auch andere Tage gab, an denen sie um diese Uhrzeit noch einmal einen Rettungseinsatz fahren musste, wenn ein Notruf einging. Heute hatte sie Glück, alles blieb ruhig. Sie ging ins Dienstzimmer der Notärzte und legte die Unterlagen in den Postausgangskorb. Von dort würde im Laufe des Morgens eine Schwester sie mitnehmen und in die entsprechenden Patientenmappen sortieren.

»Ich freue mich jetzt richtig auf mein Bett«, brummte Jupp Diederichs, der Fahrer des Krankenwagens. »Hoffentlich bekomme ich wenigstens eine Mütze voll Schlaf. Ich habe Gisela nämlich versprochen, dass ich am Nachmittag mit den Kindern in den Zoo gehe. Bestimmt sind die beiden deswegen schon ganz aus dem Häuschen.«

»Dann pass bloß auf, dass du nicht bei der Fütterung der Raubtiere einschläfst und über das Geländer kippst«, neckte Ewald seinen Kollegen.

»Ha, ich wäre ein wahres Festmahl für die Löwen und Geparden!«, entgegnete Jupp lachend und klopfte sich auf den kleinen Bauch.

Andrea Bergen musste schmunzeln. Sie war es gewohnt, dass sich ihre beiden Kollegen hin und wieder kabbelten, aber wenn sie bei einem Einsatz waren, wusste sie, dass sie sich blind auf sie verlassen konnte.

»Wenn Sie mir das früher gesagt hätten, wäre ich vor der Arbeit in die Tierhandlung gefahren und hätte Ihnen etwas mitgebracht, damit Sie die Großkatzen in einem solchen Fall von sich ablenken können«, meinte die Notärztin. »Schließlich brauchen wir Sie ja noch als Fahrer.«

Jupp winkte ab. »Ich glaube nicht, dass man dort einen Anhänger voll Fleisch kaufen kann, der die Löwen von so etwas Schmackhaftem wie mir ablenkt.« Zufrieden sah er an sich herunter und strich sich über den Bauch. »Das ist alles erlesenste Qualität. Nur die besten Zutaten. Ach ja, wenn das letzte Stück Kuchen niemand mehr will, würde ich das übrigens mitnehmen.«

Jetzt mussten alle drei lachen.

»Nur zu!«, meinte Andrea Bergen, denn sie wusste, wie gern Jupp Diederichs Kuchen aß. »Bei mir zu Hause wartet Hilde bestimmt schon mit einem leckeren Frühstück auf mich.«

»Na, dann sollten Sie Ihre Schwiegermutter nicht warten lassen«, sagte Ewald Miehlke. »Und vergessen Sie nicht, Brötchen einzukaufen. Daran sollte ich Sie nämlich erinnern.«

»Stimmt. Vielen Dank, Ewald!«

Im selben Moment kam Notarzt Dr. Clemens Stellmacher mit seinem Team in den Bereitschaftsraum, um Andrea Bergen und ihre Sanitäter abzulösen. Die Notärztin übergab ihrem Kollegen den Pager und verabschiedete sich von ihrem Team. Endlich hatte sie Feierabend.

Sie ging in den Personalumkleideraum, zog sich um und frischte mit ein paar geschickten Handgriffen ihr Make-up auf. Dann hängte sie die orangefarbene Rettungsjacke in den Spind, schloss die Tür ab und verließ das Krankenhaus.

Auf dem Weg zum Parkplatz atmete sie die frische Morgenluft ein. Es war herrliches Wetter, der Himmel war schon jetzt blau und klar, und in den Hecken zwitscherten die Vögel, die es wohl kaum noch erwarten konnten, endlich die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrem Gefieder zu spüren.

Andrea Bergen freute sich schon darauf, später am Nachmittag, wenn sie ausgeschlafen hatte, gemeinsam mit Hilde die ersten Frühlingsblumen in die Beete hinter dem Haus zu setzen. Sie stieg in ihr Auto und fuhr los. Die Straßen waren noch nicht sehr belebt um diese Zeit, nur ein paar Frühaufsteher machten sich jetzt auf den Weg zur Arbeit. Sie konnte also noch in aller Ruhe beim Bäcker halten und die Brötchen für das Familienfrühstück kaufen, ehe die Tierhandlung öffnete.

***

Evelyn Marx schloss die Tür der Tierhandlung auf und drehte das Schild in der Glastür herum, sodass man nun von außen den Schriftzug Geöffnet lesen konnte.

»Haben Sie die Futterlieferungen schon geprüft?«, wollte ihr Chef wissen.

»Nein, noch nicht, aber ich kümmere mich gleich darum.« Evelyn gähnte verhalten und nahm das Klemmbrett mit der Checkliste vom Tresen. Sie wollte gerade nach hinten ins Lager gehen, als die elektrische Klingel der Eingangstür summte. Es war Andrea Bergen, die Notärztin des Elisabeth-Krankenhauses, die mit einem schwungvollen »Guten Morgen« die Tierhandlung betrat.

»Hallo, Frau Dr. Bergen«, grüßte Evelyn freundlich. Die Notärztin kam öfter hierher, wenn sie etwas für ihre Hündin suchte oder ihre Tochter Franzi neues Reitzeug brauchte. »Wie geht es Ihnen?«

»Danke, gut«, entgegnete die Notärztin. »Ich bin ein bisschen geschafft von der Nachtschicht, aber nach dem Frühstück kann ich mich ja für ein paar Stunden hinlegen. Und wie geht es Ihnen?«

»Na ja, es geht so.« Evelyn musste husten. »Ich glaube, mich hat eine Erkältung erwischt.«

»Oje, und das bei dem schönen Wetter!« Andrea Bergen sah die junge Frau besorgt an. »Hoffentlich ist es nichts Ernstes!«

»Nein, nein.« Evelyn winkte ab. »Ich fühle mich nur ein bisschen schlapp und habe Gliederschmerzen. Wahrscheinlich war ich beim letzten Spaziergang einfach zu leicht angezogen.«

»Sie sollten sich unbedingt schonen, wenn es Ihnen nicht gut geht«, riet die Notärztin. »Mit einer Erkältung ist nicht zu spaßen. Da kommt es schneller zu Komplikationen, als man denkt.«

»Ach, es geht schon«, meinte Evelyn, der die Sorge der Notärztin fast schon ein bisschen unangenehm war. »Aber wenn es schlimmer wird, gehe ich auf jeden Fall zum Arzt.«

Andrea Bergen nickte. »Das ist gut. Vielleicht hilft Ihnen ein Ingwertee oder ein Holunderbeersaft dabei, bald wieder gesund zu werden. Meine Schwiegermutter schwört auf diese Hausmittel, und ich kann tatsächlich bestätigen, dass beides sehr guttut. Vor allem das Vitamin C und die Anthocyane der Holunderbeeren wirken wahre Wunder bei einer Erkältung.«

Evelyn Marx lächelte dankbar.

»Steh nicht nur da und schwatz mit der Kundschaft!«, schimpfte ihr Chef, der gerade mit einer Kiste Katzenfutter an ihren vorbeilief. Während er sich bückte, um das Regal direkt neben ihnen einzuräumen, ließ er Evelyn und die Notärztin nicht aus den Augen.

»Suchen Sie denn etwas Bestimmtes?«, wollte Evelyn wissen, die versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihr Chef sie einschüchterte.

»Ich brauche eine neue Hundeleine für Dolly«, erklärte Andrea Bergen. Sie nickte dem Geschäftsinhaber kurz zu und folgte Evelyn dann in die andere Ecke der Tierhandlung, wo sie sich von der jungen Frau ausführlich zum bestehenden Sortiment beraten ließ.

Andrea Bergen entschied sich für eine geflochtene Leine und ein neues Hundespielzeug. Sie nahm beides mit zur Kasse und zahlte. »Denken Sie daran, dass Sie unbedingt zum Arzt gehen, wenn es nicht besser wird«, erinnerte sie die junge Frau, als sie ihren Einkauf in eine Tasche packte.

»Mache ich«, versprach Evelyn. »Und richten Sie Ihrer Tochter schöne Grüße aus.«

»Da wird sich Franzi freuen. Bestimmt schaut sie demnächst auch mal wieder hier vorbei. Ich glaube, ihre Reitstiefel sind ihr zu eng geworden.«

»Das würde mich freuen. Wir haben erst vor ein paar Wochen eine neue Kollektion bekommen.«

Die beiden Frauen verabschiedeten sich, und Andrea Bergen verließ mit ihrem Einkauf den Laden.

Als die Notärztin gegangen war, kam Evelyns Chef mit dem leeren Karton hinter den Tresen zurück. »Wenn Sie die Futterlieferungen geprüft haben, können Sie im Anschluss die Internetbestellungen und die Briefe zur Post bringen«, ordnete er an.

Evelyn nickte und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich über ihren Chef ärgerte. Er sah es nicht gern, wenn sie mit der Kundschaft plauderte. Für ihn galt das, was Evelyn unter Kundenbindung verstand, als vertane Zeit. Sie nahm das Klemmbrett mit der Checkliste und machte sich auf den Weg ins Lager.

Als sie am Postausgangskorb vorbeilief, ließ sie den Blick über die Briefe und Päckchen schweifen. Zum Glück hatte nicht wieder jemand einen Kratzbaum bestellt, denn es war neulich wahrlich nicht einfach gewesen, ein so großes Paket mit dem Fahrrad zur Post zu bringen.

***

Henry war mit Sven auf die Baustelle gefahren, um zu sehen, ob der Bau des Modehauses wie geplant verlief. Ihr Chef hatte sie beide für dieses Projekt eingeteilt, und so waren sie zu zweit für den reibungslosen Ablauf des Bauvorhabens verantwortlich.

Henry war bereits in den letzten Tagen vor seiner Arbeit immer wieder bei der Baustelle vorbeigefahren und hatte sich beim Polier erkundigt, ob alles ohne Komplikationen verlief. Sven hingegen hatte sich mit einem Anruf einmal in der Woche begnügt. Er war der Ansicht, dass der Leiter der Baustelle schon auf ihn zukommen würde, wenn es Probleme gab.

Im Gegensatz zu dem Kollegen wusste Henry ganz genau Bescheid über den täglichen Fortschritt des Projekts, und er war sehr zufrieden. Alles lief nach Plan. Wenn es so weiterging, würden sie den Puffer, den er eingeplant hatte, gar nicht benötigen.