Notärztin Andrea Bergen 1356 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1356 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Nicht bloß ein Schnupfen!

Schnupfen, Husten und leichtes Fieber machen der jungen Helena das Leben schwer, doch ein Lungenfachmann, den sie schließlich konsultiert, gibt Entwarnung: Helena leidet an einer hartnäckigen Erkältung und soll sich nicht so viele Sorgen machen. Doch ausgerechnet auf dem Ärztedinner, zu dem sie ihren heimlichen Schwarm, den gut aussehenden Erik Thaler, begleitet, bricht sie zusammen! Dr. Bergen hat einen ganz schlimmen Verdacht ...


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Seitenzahl: 132

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Inhalt

Cover

Impressum

Nicht bloß ein Schnupfen!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: vladans / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6654-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Arme Helena! Heute Abend beim Ärztedinner ist die hübsche Helena Schäfer unerwartet zusammengebrochen, nachdem sie etwas Wein getrunken hatte! Alkoholschmerz! Gleich kam mir ein böser Verdacht – und ich habe mich gefragt, ob Helena, die wochen-, wenn nicht monatelang an einer vermeintlich hartnäckigen Erkältung gelitten hat, von ihrem Arzt möglicherweise die ganze Zeit über völlig falsch behandelt worden ist. Ein akuter Schmerz beim Genuss von Alkohol gilt als sicheres Indiz für den lebensbedrohlichen Morbus Hodgkin – Lymphdrüsenkrebs …

Gerade haben meine Kollegen im Krankenhaus die Diagnose bestätigt: Helena leidet am Hodgkin-Lymphom und kämpft um ihr Leben! Auch meinem jungen Kollegen Dr. Erik Thaler gehört all mein Mitgefühl, denn er ist verzweifelt: Nach einer schweren Lebenskrise war es Helena, die ihm neue Hoffnung geschenkt hat. Sie ist sein Ein und Alles, seine heimliche große Liebe …

Rasant fuhr der Rettungswagen durch die Straßen der Stadt. Jupp Diederichs, der Rettungssanitäter, starrte hoch konzentriert auf die Straße. Er gab alles, um den Einsatzort so schnell wie möglich zu erreichen, denn in einem Notfall konnte jede Sekunde zählen.

Ganz besonders in einem Fall wie diesem, denn schon beim Notruf hatte die aufgeregte Anruferin – eine Arbeitskollegin des Patienten, soweit das Notarztteam wusste – Symptome geschildert, die unter Umständen auf einen Herzinfarkt hinwiesen. Je schneller die Therapie eingeleitet wurde, desto mehr Herzmuskelgewebe konnte dann im Allgemeinen gerettet werden, und desto weniger Komplikationen traten auf.

Die Notärztin Andrea Bergen bemühte sich um eine gleichmäßige Atmung, obwohl sie innerlich angespannt war. Es war wichtig, dass sie so ruhig und konzentriert wie möglich blieb, um ihre Arbeit gut erledigen zu können. Menschen zu helfen und Patientenleben zu retten war das, was ihr am meisten am Herzen lag. Darum hatte sie sich für diesen Beruf entschieden, der oft so hart und anstrengend war, und bereute diese Wahl niemals.

Ewald Miehlke, der Rettungsassistent, schien die Ruhe selbst zu sein. Jetzt gerade schenkte er Andrea ein Lächeln. Aber die Notärztin wusste, dass auch er dem Einsatz angespannt entgegensah und von ganzem Herzen hoffte, dass es sich um keinen allzu schlimmen Fall handelte. Mit schwer verletzten oder kranken Menschen zu tun zu haben ließ eben niemanden kalt, auch jene nicht, die schon lange in einem solchen Berufsfeld arbeiteten und abgehärtet waren. Die Menschen gehen nur auf unterschiedliche Weise mit solchen Erlebnissen um, überlegte Andrea.

Ihr Blick streifte Erik Thaler von der Seite. Der junge Assistenzarzt begleitete sie momentan zu den meisten Einsätzen, auch heute war er mit von der Partie. Andrea sah viel Potenzial in ihm, er hatte das Zeug zu einem großartigen Arzt.

Normalerweise war er immer voll bei der Sache, beeindruckte durch seine rasche Auffassungsgabe und sein entschlossenes Handeln, wann immer es darauf ankam. Mit seinen Scherzen und den charmanten Komplimenten war er im Elisabeth-Krankenhaus der unangefochtene Schwarm der jüngeren Ärztinnen und Schwestern.

Aber heute wirkt er irgendwie geistesabwesend, dachte Andrea. Etwas schien den gut aussehenden dunkelhaarigen Mann zu beschäftigen. Statt sich wie üblich an den Gesprächen des Teams zu beteiligen, war er schon den ganzen Tag still und in sich gekehrt.

Doch darüber konnte sie sich nun nicht länger den Kopf zerbrechen. Etwas ganz anderes hatte jetzt Priorität, und zwar das Wohl des Patienten.

»Wir sind da«, kommentierte Jupp knapp, als er den Rettungswagen mit quietschenden Reifen knapp vor dem Eingang eines großen Bürokomplexes anhielt.

Andrea holte tief Luft, sie war bereit. Nun musste sie alles geben, um dem Menschen zu helfen, der ihre Hilfe brauchte. Sie schnappte sich ihren Notarztkoffer, sprang aus dem Wagen und eilte auf die Eingangstür zu. Um sich zu orientieren, blickte sie sich rasch um, doch sie musste nicht lange suchen.

Eine aufgebrachte junge Frau in Bleistiftrock und hohen Pumps lief Andrea entgegen und winkte sie eilig herbei. Ihre Augen waren geweitet, nervös gestikulierte sie mit den Händen.

»Bitte kommen Sie rasch! Herr Burkhardt braucht dringend Ihre Hilfe«, stieß sie hervor. Dann eilte sie voraus eine Treppe hoch.

Andrea verlor keine Zeit. Mit großen Schritten stürmte sie die Stufen empor, gefolgt von Erik Thaler, Jupp und Ewald Miehlke. Vor einer der Bürotüren hatte sich eine Menschentraube gebildet, aber die Leute wichen zur Seite, als sich die Notärztin näherte.

»Da ist er«, schnaufte die Dame, die Andrea unten in Empfang genommen hatte, atemlos.

Aber dieser Hinweis wäre unnötig gewesen, denn Andrea konnte auf Anhieb erkennen, wer der Patient war: Herr Burkhardt lag flach am Boden, jemand hatte ihm ein zusammengeknülltes Jackett als Kissenersatz unter den Kopf geschoben. Sein Gesicht war kreidebleich, die Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Die Hände drückte er sich krampfhaft auf die Brust. Große Schweißflecken zeichneten sich auf seinem Hemd ab, er atmete ganz flach und mühsam.

»Herr Burkhardt, keine Sorge. Ich bin Dr. Andrea Bergen. Mein Team und ich kümmern uns jetzt um Sie«, sagte Andrea mit aller Zuversicht, die sie aufbrachte.

Es war ihr wichtig, ihn zu beruhigen. Im Falle eines Herzinfarkts litten die Patienten oft unter Todesangst. Auch in Herrn Burkhardts Blick las sie nun deutlich, was für eine Panik er hatte.

»Er wurde mitten in der Besprechung plötzlich ganz fahl, hat sich an die Brust gefasst und über ein Engegefühl und Schmerzen geklagt«, berichtete ein Kollege mit zitternder Stimme. »Dann hat er sich übergeben. Wir haben ihm sofort geholfen, sich auf den Boden zu legen, und den Notruf gewählt.«

»Können Sie mir beschreiben, wo der Schmerz liegt?«, wandte sich Andrea direkt an den Patienten, während sie ihn mit Ewalds Hilfe leicht aufrichtete und stützte, um seinen Oberkörper hoch zu lagern.

»Hier – und da«, brachte Herr Burkhardt mühsam und kurzatmig hervor, während er zeigte, wo er Schmerzen hatte: nicht nur in der Brust, sondern auch im linken Arm, in den Schultern und sogar dem Unterkiefer. »Mein Brustkorb – alles fühlt sich so eng an, als würde ich in einem Schraubstock stecken«, fügte er dann noch stockend hinzu.

Andrea nickte und unterdrückte ein Seufzen. Das hatte sie befürchtet: Tatsächlich sah alles nach einem Herzinfarkt aus. Diese Schmerzen, die in die Arme und Schultern ausstrahlten, waren kennzeichnend. Mit dem transportablen EKG-Gerät maß sie die Herzstromkurve, was ihren dringenden Verdacht bestätigte. Das EKG, an das Herr Burkhardt angeschlossen war, überwachte nun seine Herzfrequenz, den Herzrhythmus, die Sauerstoffsättigung des Blutes und den Blutdruck.

Nun musste alles ganz schnell gehen, das Team arbeitete perfekt zusammen. Ewald Miehlke bereitete den Defibrillator vor, der jedoch nur zum Einsatz kommen würde, falls Kammerflimmern auftrat. Jupp legte einen intravenösen Zugang, durch den dem Patienten die wichtigen Medikamente verabreicht werden konnten.

»Erik, das Nitroglycerin«, sagte Andrea knapp, während sie dem Patienten über eine Nasensonde Sauerstoff zuführte.

Dann riss sie die Augen auf, als sie bemerkte, dass der junge Assistenzarzt statt der geforderten Nitroglycerin-Kapsel nach einem ganz anderen Medikament gegriffen hatte.

»Nein, doch nicht das!«, sagte sie erschrocken. Die Kapsel, die er dem Patienten unter die Zunge hatte legen wollen, hätte die Symptome vermutlich sogar noch verstärkt.

Jetzt erst erkannte Erik Thaler seinen Fehler, seine Wangen färbten sich flammend rot. Von seinem Selbstbewusstsein, das er sonst zur Schau stellte, war jetzt nichts zu bemerken. Ihm musste klar sein, dass eine kleine Unachtsamkeit in so einer Situation verheerende Folgen haben konnte.

»Tut mir leid«, sagte er rasch, dann verabreichte er dem Patienten die richtige Kapsel.

Kurz darauf befanden sie sich bereits mit Blaulicht und Sirene auf dem Weg zum Krankenhaus, wo eine Koronarangiografie eingeleitet werden würde. Die verantwortlichen Ärzte waren bereits über den Patienten informiert, der gleich eintreffen würde, und konnten alles vorbereiten, um das betroffene Herzgefäß wieder zu öffnen.

Während des Transports zum Krankenhaus war Andrea Bergen ganz auf Herrn Burkhardt konzentriert. Erst nachdem ihre Arbeit erledigt war und Dr. Keller und Dr. Anger den Patienten übernommen hatten, atmete die Notärztin auf.

Jetzt erst hatte sie die Gelegenheit, sich Erik Thaler zuzuwenden. Der Assistenzarzt ließ sich auf einen Stuhl fallen und barg stöhnend das Gesicht in den Händen. »Oh Gott, ich hätte es mir nie verziehen, ihm das falsche Medikament zu verabreichen. So etwas ist unverzeihlich. Ich war einfach … irgendwie weggetreten«, brachte er schwach hervor.

Andrea lächelte aufmunternd. »Ich war ja da. Du hast kürzlich erst angefangen und bist nervös; da ist ein kleiner Fehler am Anfang noch verzeihlich. Ich bin dabei, um dich anzuleiten, damit du dazulernen kannst.«

Doch so ganz überzeugt war sie selbst nicht davon, dass nur die typische Nervosität eines unerfahrenen Assistenzarztes dahintersteckte. Erik Thaler hatte sich bisher so gut und kompetent angestellt, dass sie einen solchen Fehler gar nicht von ihm erwartet hätte. Nein, es musste daran liegen, dass ihn irgendetwas beschäftigte. Irgendetwas Bedrückendes, was er auch während der Arbeit nicht beiseiteschieben konnte.

Forschend sah sie ihn an. Unter seinen grünen Augen lagen Schatten, seine Lippen waren zusammengepresst. Die dichten dunklen Haare waren zerzaust, als hätte er unzählige Male mit der Hand hindurchgestrichen. Er war nicht so sorgfältig rasiert wie sonst.

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie ihn direkt.

Er zuckte zusammen und zwang sich zu einem Lächeln, das nicht sonderlich überzeugend ausfiel. »Ja, klar«, behauptete er, ohne Andreas Blick zu erwidern.

Skeptisch zog die Notärztin die Stirn kraus, hakte aber nicht weiter nach. Wenn Erik Thaler nicht mit ihr darüber sprechen wollte, akzeptierte sie das. Aber irgendetwas belastete ihn, da war sie sich ganz sicher.

***

»Das ist ja wieder so eine miese Absteige«, sagte Darian Rosenland. »Warum treffen sich deine Freunde eigentlich nie in schickeren Bars?«

Helena Schäfer verdrehte die Augen, musste aber schmunzeln. »Also erstens sind es unsere Freunde, nicht nur meine. Und zweitens finde ich es hier eigentlich ganz schnuckelig und gemütlich.«

Sie mochte die verwinkelte Kneipe mit dem schummrigen Licht, den unverputzten Ziegelwänden und der altmodischen Jukebox, die immer ein wenig verraucht wirkte, obwohl darin wegen des Verbots natürlich niemand rauchte. Hier konnte man herrlich gesellige Abende mit der Clique verbringen.

»Na, komm schon«, sagte sie, griff nach der gepflegten, schmalen Hand ihres Verlobten und zog ihn mit sich. Darian seufzte schicksalsergeben und folgte ihr ins Halbdunkel des Gebäudes.

Die meisten ihrer Freunde waren schon da und hatten in einer Ecke zwei der dunklen Holztische zusammengeschoben, damit die große Gruppe Platz fand. Erfreut erblickte Helena ihre Freundinnen Marie und Heike, die Brüder Markus und Thomas und die hübsche Larissa, die ihren neuen Freund mitgebracht hatte, mit dem sie gerade so enthusiastisch knutschte, dass sie ihre Umgebung gar nicht wahrzunehmen schien. Am anderen Ende des Tisches waren Mike, Gregor, Jan und Judith gerade in ein angeregtes Gespräch über Konzerte und Festivals vertieft.

Als sich Helena und Darian näherten, wurde ein Hallo laut, und die jungen Leute rückten zusammen, um ihnen Platz zu machen. Gut gelaunt setzte Helena sich auf die Bank. Darian wischte kurz mit der flachen Hand über das Holz, bevor er sich seufzend darauf fallen ließ. Dann studierte er mit missmutiger Miene die Getränkekarte, die vor allem Bier und Mixgetränke enthielt, keinen der guten Weine, die er eigentlich bevorzugte.

Wie immer sah er einfach blendend aus. Das schmal geschnittene Sakko, das er zur dunklen Jeans kombiniert hatte, betonte seine schlanke, hochgewachsene Statur. Sogar hier, im schlechten Licht, glänzten seine halblangen, gewellten Haare wie flüssiges Gold. Seine Gesichtszüge waren fein und elegant, die klaren blauen Augen blickten stets etwas melancholisch und nachdenklich drein.

Doch jetzt hatte er die Mundwinkel mürrisch nach unten gezogen, seine Stirn war gerunzelt. Er gab sich keine Mühe, seine schlechte Laune zu verbergen. Als die anderen versuchten, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, blieb er einsilbig.

Aber irgendwie konnte Helena ihm nicht so recht verübeln, dass er schlecht drauf war. Er hatte einen langen, anstrengenden Tag hinter sich. Als Pianist war er momentan mit dem Einspielen einer klassischen Musik-CD beschäftigt, abgesehen davon ging stets fast sein ganzer Tag für Proben drauf. Und statt den Abend nun entspannt zu Hause zu verbringen, war er mit hierhergekommen, um ihr einen Gefallen zu tun, obwohl er im Grunde genommen weder mit der Kneipe noch mit Helenas Freunden etwas anfangen konnte.

Insgeheim musste Helena zugeben, dass ihr Verlobter tatsächlich ein wenig fehl am Platz wirkte. Alle anderen trugen lässige Freizeitkleidung, er hingegen war trotz seiner Jeanshose wie aus dem Ei gepellt. Und obwohl sie gerade noch behauptet hatte, es sei ihr gemeinsamer Freundeskreis, sah sie doch ein, dass dies hier eher ihre Clique war.

Die meisten Leute kannte sie noch aus der Uni, andere waren im Laufe der Jahre dazugestoßen. Aber während sie sich in dieser Runde pudelwohl fühlte, wurde Darian mit den meisten ihrer Freunde nicht so recht warm.

Und ihr ging es mit seinem Freundeskreis ja ganz ähnlich, musste sie zugeben. Sie gab sich Mühe, begleitete ihn immer wieder zu treffen und war freundlich und höflich zu allen, doch die Musiker, Manager und Firmenchefs, mit denen er verkehrte, waren ihr einfach nicht richtig sympathisch. Manche von ihnen erschienen ihr ein bisschen steif und versnobt, andere allzu exzentrisch und weltfremd.

»Hey, gibt es eigentlich etwas Neues von euren Hauskaufplänen?« Larissa hatte sich kurzzeitig von ihrem Freund gelöst, um sich zu Helena und Darian herüberzubeugen. Ihre Augen funkelten neugierig.

Ein freudiges Lächeln umspielte Helenas Lippen, als sie antwortete: »Ja, gibt es tatsächlich! Wir haben ja beim letzten Mal von diesem schnuckeligen kleinen Haus am Stadtrand erzählt, das wir in einer Anzeige entdeckt haben, nicht wahr?«

Eifrig nickte Larissa. »Genau, ich erinnere mich. Das wolltet ihr besichtigen, oder?«

Helena und Darian tauschten einen Blick aus, bevor sie breit grinsten und wie aus einem Mund verkündeten: »Ja, und jetzt kaufen wir es!«

»Alles Wichtige ist bereits unterschrieben«, erzählte Darian.

»Oh, das ist ja spannend!«, meinte Larissa. Auch der Rest der Gruppe wurde nun aufmerksam. Schon prasselten neugierige Fragen auf Helena und Darian ein, die sie sehr gerne beantworteten.

»Das Häuschen ist so süß und hat so viel Potenzial«, schwärmte Helena. »Na ja, es muss noch einiges daran gemacht werden … Und weil unser Budget nicht so hoch ist, werden wir beim Renovieren selbst Hand anlegen, soweit es in unserer Macht steht. Es gibt so einige Baustellen, aber darum war es nun einmal bezahlbar.«

Darians Schmunzeln zeigte eine Mischung aus Amüsement und Resignation. »Das kann ja heiter werden. Ich denke, für vieles werden wir uns besser Handwerker ins Haus holen. Aber Helena ist fest entschlossen, möglichst viel selbst zu erledigen.«

Sie zuckte unbeschwert mit den Schultern. »Ich freue mich schon wie verrückt! Das ist unser eigenes kleines Häuschen, unser ganz persönliches Projekt.«

»Aus dir wird noch eine richtige Handwerkerin. Wenn du nicht aufpasst, hast du bald hässliche dicke Hornhaut an den Händen«, neckte er sie.

In dem Moment öffnete sich die Tür erneut, jemand steuerte auf den Tisch zu: Erik Thaler. Obwohl auch er seit Jahren Teil der Clique war, war Helena mit ihm bislang nie so warm geworden wie mit dem Rest der Truppe. Das lag keineswegs daran, dass sie ihn nicht gemocht hätte – das Gegenteil war der Fall. Aber er war so charismatisch und selbstbewusst, dass er sie mit seiner Präsenz stets ein wenig einschüchterte.

Er war einer jener Menschen, die jeden Raum sofort beim Betreten für sich einnahmen. Die Damenwelt war verrückt nach ihm, obwohl er verheiratet war. Helena wusste, dass ihre Freundinnen insgeheim für den gut aussehenden Draufgänger schwärmten und dass die Männer aus der Clique ihn bewunderten und als Vorbild sahen.

Doch irgendetwas war heute anders, das bemerkte Helena auf Anhieb. Seine Miene war düster, die Augenbrauen waren finster zusammengezogen. Seine breiten Schultern in der schwarzen Lederjacke hingen kraftlos hinab.

»Hey, was ist los?«, rief Gregor ihm entgegen. »Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?«

Erik holte Luft und schien kurz zu überlegen, ob er die Frage beantworten sollte. Dann zuckte er seufzend mit den Schultern und rückte direkt mit der Sprache heraus: »Mona hat die Scheidung eingereicht.«