Notärztin Andrea Bergen 1373 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1373 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

... und dann kam die Nachricht

Ungewöhnlich hektisch geht es an diesem Tag in der Notaufnahme des Elisabeth-Krankenhauses zu. Ein Noteinsatz folgt auf den nächsten. Trotz der vielen Arbeit hat die schöne Krankenschwester Maria für jeden Patienten ein aufmunterndes Wort und ein strahlendes Lächeln - denn sie ist fest entschlossen, ihr neues Glück mit allen Menschen zu teilen. Seit Maria vor einigen Wochen unvermutet ihre Jugendliebe Niklas wiedergetroffen hat, schwebt sie nur noch durch den Tag. Erst recht, seitdem sie weiß, dass auch Niklas bereit ist, ihrer Liebe eine zweite Chance zu geben ...
Mitten in ihre Träume von einem Glück mit Niklas, das auch ihre achtjährige Tochter Luisa einschließt, schrillt das Telefon im Schwesternzimmer - und wenig später klingt Luisas verzweifeltes Stimmchen an Marias Ohr: "Mama, Mama! Du musst kommen! Niklas ist auf dem Spielplatz einfach umgefallen! Er atmet nicht mehr - und er guckt so komisch starr ..."

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Seitenzahl: 128

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Inhalt

Cover

Impressum

…und dann kam die Nachricht

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Minerva Studio / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7873-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

…und dann kam die Nachricht

Arme Schwester Maria und arme kleine Luisa! Noch immer habe ich das verzweifelte Schluchzen des achtjährigen Mädchens im Ohr, das hilflos mit ansehen musste, wie Niklas Probst, ihr heißgeliebter „neuer Papa“, auf dem Spielplatz im Park leblos zusammensackte. Alle ihre rührenden Versuche, den Mann „aufzuwecken“, schlugen fehl, und als ich mit meinen Sanitätern den Spielplatz erreichte, konnte ich bei dem Patienten nur noch den Herzstillstand diagnostizieren!

Zwar ist es mir gelungen, den jungen Rechtsanwalt wiederzubeleben – doch die Kollegen von der Intensivstation können leider keine Entwarnung geben: Das Herz des Patienten ist schwer geschädigt, und wenn nicht ein Wunder geschieht, wird unsere Schwester Maria den Mann, den sie über alles liebt und den sie gerade erst wiedergefunden hat, nun endgültig verlieren …

„Helga, ich bin wieder zu Hause!“ Niklas Probst drückte die Tür hinter sich ins Schloss und stellte seine Aktentasche ab. „Helga? Bist du da?“ Er lauschte in die Stille. Seltsam, wo war seine Großtante denn nur? Hoffentlich war ihr nichts passiert!

Niklas wickelte den Schal von seinem Hals und hängte den Mantel an die Garderobe.

„Ah, Junge, hallo.“ Helga kam mit beschwerlichen Schritten in den Flur geschlurft.

Niklas war erleichtert, seine Tante zu sehen. Auch wenn die ältere Dame an sich, bis auf ein paar Alterszipperlein, noch recht rüstig war, machte er sich immer ein wenig Sorgen um sie, denn Helga war seine Familie.

„Entschuldige, ich bin vor dem Fernseher eingeschlafen.“

„Das macht doch nichts.“ Niklas lächelte. „War der Krimi so langweilig?“

Helga winkte ab. Sie liebte ihre Vorabendkrimis, aber wenn die Handlung zu abstrus oder langweilig wurde, ärgert sie sich. „Reden wir besser nicht darüber. Wie war’s bei dir in der Kanzlei?“

„Auch nicht viel besser“, gab Niklas zu. „Ständig hat das Telefon geklingelt, und dann gab es noch einen brisanten Nachbarschaftsstreit wegen einer Thujahecke zu klären. Ich hatte nicht einmal Zeit, etwas Anständiges zu essen.“

„Na, na, du weißt aber schon, dass das nicht gut ist.“ Helga hob mit gespielt ernstem Blick den Zeigefinger, und Niklas sah seine Tante schuldbewusst an. „Zufälligerweise habe ich Kartoffelgratin im Ofen, das jeden Augenblick fertig sein müsste.“

„So ein Glück!“ Niklas schmunzelte. Seine Großtante ließ es sich nicht nehmen, etwas für ihn zu kochen, wenn er am Abend von der Arbeit nach Hause kam. Lediglich mittwochs, an ihren Bridge-Abenden, musste er sich selbst versorgen, aber selbst dann hatte Helga meist etwas für ihn vorbereitet, was er nur noch aufwärmen musste.

Er folgte ihr in die Küche, in der es schon herrlich nach dem Auflauf duftete. Auf der Anrichte stand eine Schüssel mit geputztem Salat, daneben hatte Helga ein Schälchen mit dem fertig vorbereiteten Dressing bereitgestellt, das man nur noch über den Salat geben musste.

Mit wenigen Handgriffen hatte Niklas den Tisch gedeckt und den Salat angerichtet, während Helga den Backofen öffnete und das Kartoffelgratin prüfend begutachtete.

„Ich glaube, das können wir so essen“, entschied sie. Sie nahm ihre zwei selbst gehäkelten Topflappen, holte die Auflaufform heraus und stellte sie in die Tischmitte. Der Auflauf hatte eine herrlich goldbraune Kruste.

Niklas setzte sich, und auch Helga nahm Platz.

„Ach, jetzt habe ich das Vorlegebesteck vergessen“, seufzte sie. Sie wollte gerade wieder aufstehen, aber Niklas legte ihr sanft den Arm auf die Schulter.

„Bleib sitzen, ich hole es.“

„Danke schön.“ Helga seufzte. „Ach, das ist schrecklich, ich werde immer tüdeliger.“

„So ein Unsinn“, widersprach Niklas sanft. „Jeder von uns vergisst mal etwas. Sogar mir passiert das gelegentlich.“

„Lieb von dir, dass du mich trösten willst, Niklas, aber ich merke schon, dass das bei mir häufiger vorkommt. Meine alten Knochen wollen ja auch nicht mehr so mitspielen, wie ich das gerne hätte.“

Niklas sah sie nachdenklich an. Auch ihm war nicht entgangen, dass es ihr zunehmend schwerer fiel, allein zurechtzukommen, und sie eigentlich mehr Unterstützung bräuchte. Das bereitete ihm Sorgen. „Hast du denn noch mal über meinen Vorschlag nachgedacht, eine Haushaltshilfe einzustellen?“

Helga verzog das Gesicht. „Mir ist einfach nicht wohl bei dem Gedanken, jemand Fremdes im Haus zu haben.“

„Aber ihr würdet euch doch nach und nach kennenlernen.“

„Das ist nicht dasselbe.“ Helga nahm den großen Löffel und verteilte das Kartoffelgratin. „Doch jetzt lass uns essen und die Zeit nicht mit trüben Gedanken verschwenden.“

Niklas nickte leicht. Er wusste, wie schwer seiner Großtante dieses Thema fiel. Natürlich wäre es schöner, wenn jemand aus der Familie da wäre und sich ein bisschen um sie kümmern könnte. So gerne hätte er ihr eine Frau in seinem Leben präsentiert. Er wusste, dass sich Helga nichts mehr für ihn wünschte. Aber er konnte ja schließlich keine Partnerin aus dem Hut zaubern.

Seine Arbeit nahm ihn viel zu sehr in Anspruch, als dass er jemanden kennenlernen würde, und seine letzte Beziehung mit Sahra war daran gescheitert, dass sie sich nicht vorstellen konnte, zu ihm in das Haus seiner Großtante einzuziehen. Sie hatte lieber ihre Unabhängigkeit genießen wollen und sich kontrolliert gefühlt, wenn Helga liebevoll gefragt hatte, wann sie denn nach Hause komme, damit sie etwas für sie kochen konnte.

„Der Kartoffelauflauf schmeckt sehr lecker“, sagte Niklas. „Ist das ein neues Rezept?“

Helga nickte. „Ich habe es von Hilde Bergen bekommen, als ich sie neulich in der Stadt getroffen habe. Sie kam gerade aus der Bibliothek mit einem ganzen Stapel neuer Krimis.“

Niklas schmunzelte. Hilde Bergen, eine rundliche Frau Anfang sechzig, war für ihr Faible für Krimis bekannt. Helga und sie verstanden sich gut, aber Niklas wusste, dass seine Großtante die Freundin um ihre Familie beneidete.

Hildes Sohn Werner Bergen hatte eine Kinderarztpraxis im eigenen Haus, und seine Frau Andrea arbeitete als Notärztin am Elisabeth-Krankenhaus. Zu dem Haushalt in der Beethovenstraße gehörte auch noch die Adoptivtochter Franzi, die Hilde ganz besonders ins Herz geschlossen hatte. Das zwölfjährige Mädchen war ein richtiger Wirbelwind und brachte ganz schön Leben ins Haus. Er wusste, dass auch Helga gern ein „Enkelkind“ gehabt hätte, aber ohne Freundin … Niklas seufzte.

Manchmal wünschte auch er sich eine Familie wie die der Bergens, doch seitdem seine Beziehung mit Sahra in die Brüche gegangen war, schien dieser Wunsch in noch weitere Ferne gerückt zu sein. Selbst mit Sahra hätte sich das schwierig gestaltet, denn sie hatte keine Kinder gewollt.

Nach dem Essen räumten sie gemeinsam den Tisch ab. Helga spülte das Geschirr, und Niklas trocknete ab. Dabei fiel sein Blick auf das Familienfoto, das mit einem Magneten zwischen Postkarten und weiteren Fotografien an der Kühlschranktür befestigt war.

Es zeigte seine Eltern und ihn vor vielen, vielen Jahren. Es war auf einem Ausflug in die Berge aufgenommen worden. Niklas war damals neun Jahre alt gewesen. Sie hatten gerade das Picknick ausgepackt; er saß in der Mitte auf der blau-rot karierten Decke, sein Vater kniete auf der einen Seite neben ihm und hielt lachend eine Dose mit Trauben-Käse-Spießchen und kleinen Salamiwürsten in die Kamera, während seine Mutter auf der anderen Seite Teller aus einem geflochtenen Picknickkorb räumte. Ein Passant hatte das Foto gemacht.

Niklas versetzte der Anblick einen Stich ins Herz. Das Foto war wie ein Tor zu einer anderen Welt. Es war in einer Zeit entstanden, in der er geglaubt hatte, dass nichts Böses geschehen könnte. Nie im Leben hätte er damals geahnt, dass sich nur wenige Monate später alles ändern würde.

Plötzlich spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter liegen. Für einen kurzen Augenblick glaubte er, dass es wie auf dem Foto die Hand seiner Mutter wäre, doch es war nur Helga. Seine Helga, die seit dem schrecklichen Unfall alles für ihn war.

„Ich vermisse sie auch“, flüsterte sie mit einem wehmütigen Lächeln.

Niklas legte seine Hand auf ihre und drückte sie sanft. „Zum Glück haben wir uns.“

„Komm, der englische Krimi fängt gleich an. Den möchte ich unbedingt sehen. Da fand ich schon die Vorschau so spannend. Vielleicht schaffen wir es, vorher die Einkaufsliste fürs Wochenende fertigzustellen. Ich brauche unbedingt noch eine Schachtel Pralinen für Johanna aus dem Bridge-Klub. Sie hat kommende Woche Geburtstag. Und in der Metzgerei habe ich einen Sonntagsbraten vorbestellt. Den magst du doch so gerne.“

„Ich kann ihn am Samstag nach dem Training im Fitnessstudio mitbringen“, schlug Niklas vor. Er war es gewohnt, für Helga einzukaufen. Besonders die Dinge, die für sie schwer zu erreichen waren, erledigte er gerne für sie.

„Das wäre wunderbar. Und vielleicht kannst du mir auch den neuen Krimi von dem schwedischen Autor aus der Bibliothek mitbringen. Ach, wie heiß er doch gleich?“ Helga wedelte mit der Hand in der Luft herum, als wollte sie eine lästige Fliege vertreiben. „Warte, ich komme bestimmt gleich auf den Namen.“

„Andy Holmberg“, half Niklas seine Großtante.

„Genau!“ Helga lächelte, doch dann fielen ihre Mundwinkel traurig herunter. „Siehst du, ich habe es dir doch gesagt, ich werde tüdelig.“

„Jetzt sei mal nicht so streng mit dir selbst“, entgegnete Niklas. „Du wärst bestimmt gleich selbst darauf gekommen.“

***

„Was willst du auf deinem Pausenbrot haben?“

„Salami!“, kam die Antwort aus dem Kinderzimmer.

Maria belegte das Brot mit der Wurst und legte es in die Brotdose.

„Und auf dem anderen?“, wollte sie von ihrer Tochter wissen.

„Eins reicht mir.“

„Luisa, ich arbeite heute doch bis siebzehn Uhr. Du musst in die Hausaufgabenbetreuung und dort noch etwas essen. Ich kann dich nicht früher abholen.“

„Och, nööö!“ Luisa, die jetzt aus dem Kinderzimmer kam, zog eine Schnute. „Da ist es blöd!“

„Ich weiß, aber ich habe aktuell noch keine Tagesbetreuung für dich gefunden.“ Maria schnitt eine Paprika in kleine Streifen und gab diese ebenfalls in die Brotdose. Dann legte sie noch einen kleinen Schokoladenriegel dazu.

„Kann ich nicht zu Merle gehen?“, quengelte Luisa. „Da kann ich wenigstens mit jemandem spielen. Und ihre Mama guckt auch bestimmt unsere Hausaufgaben nach. Dann brauchst du das heute Abend nicht mehr zu machen.“

„Ich weiß, mein Schatz, aber bei Merle warst du erst letzte Woche, als ich Nachtdienst hatte. Ich kann dich nicht jedes Mal dort vorbeibringen. Das ist ihrer Mama bestimmt nicht recht.“

„Andere Kinder in meiner Klasse haben einen Papa, bei dem sie bleiben können“, protestierte Luisa.

Maria seufzte innerlich auf. Dieses Thema hatten sie schon so oft durchgekaut, und nie konnte sie ihrer Tochter etwas Zufriedenstellendes sagen.

„Ich weiß, aber dein Papa hat sich leider aus dem Staub gemacht, als du noch ganz klein warst.“

„Kann Oma nicht mal wieder vorbeikommen?“, maulte Luisa.

Maria schüttelte den Kopf. „Oma muss sich doch um Opa kümmern, seitdem er so krank geworden ist. Doch bestimmt kannst du in den Schulferien mal zu ihr fahren, wenn du willst.“

„Kommst du auch mit?“

„Ich weiß es noch nicht“, gab Maria ehrlich zu. „Ich muss erst sehen, wie die anderen Kollegen Dienst haben.“

Luisa stützte ihr Kinn auf beide Hände und schob die Unterlippe vor. „Ich finde das voll blöd, dass ich keine richtige Familie habe!“, brummte sie.

„Du hast doch mich“, versuchte Maria, ihre Tochter aufzumuntern.

„Ich weiß, aber ich meine so eine richtige Familie. Mit einer Mama und einem Papa. Und nicht nur mit einem, der vielleicht mal zum Geburtstag oder zu Weihnachten eine Karte schreibt. Und das hat er letztes Mal auch vergessen.“

Maria presste die Lippen aufeinander. Sie wusste, wie verletzt Luisa gewesen war, als ihr Vater ihr dieses Jahr nicht einmal zum Geburtstag geschrieben hatte. Früher hatte er sich wenigstens die Zeit genommen und hin und wieder mal angerufen, doch selbst das war ihm mittlerweile zu viel. Es wurde höchste Zeit, dass sie ihm wieder einmal hinterhertelefonierte und ihn daran erinnerte, dass er ein Kind hatte. Die Unterhaltszahlungen fehlten auch schon wieder seit drei Monaten.

„Und ich will auch eine Oma und einen Opa in der Nähe haben“, erklärte Luisa. „Oma Elena und Opa Dieter wohnen so weit weg. Ich kann sie immer nur in den Ferien oder ganz selten mal am Wochenende besuchen. Das ist total blöd! Und weißt du, was richtig blöd ist? Andere Kinder in meiner Klasse haben sogar zwei Omas und zwei Opas!“

Auch das war ein wunder Punkt in Marias Leben. Eriks Familie machte sich nach ihrer Trennung ebenfalls rar.

„Was hältst du davon, wenn ich das zweite Pausenbrot mit Omas Apfelgelee bestreiche?“, versuchte Maria, ihre Tochter abzulenken. „Das magst du doch so gerne.“

Luisa nickte geknickt.

„Hey, lass den Kopf nicht hängen. An meinem nächsten freien Tag gehen wir ins Kino. Das hast du dir ja schon so lange gewünscht.“

Jetzt huschte doch ein Lächeln über Luisas Gesicht. „Ehrlich?“, fragte sie aufgeregt, und jetzt hibbelte sie auf ihrem Stuhl herum. „Bekomme ich auch Popcorn und eine Limonade?“

„Nur, wenn du jetzt deinen Schulranzen packst“, entgegnete Maria. „Es ist kurz nach halb acht, und wenn wir uns jetzt nicht beeilen, komme ich zu spät.“

Luisa sprang auf und flitzte in ihr Kinderzimmer.

„Und vergiss dein Mathematikheft nicht!“, rief sie ihrer Tochter hinterher.

„Das finde ich nicht!“, kam es gedämpft zurück.

„Du hast es gestern Abend auf dem Wohnzimmertisch liegen lassen!“

Luisa lief auf Strümpfen an ihrer Mutter vorbei ins Wohnzimmer.

„Hast du deinen Wasserfarbkasten eingepackt?“, rief Maria ihr hinterher.

Jetzt sauste Luisa wieder in ihr Zimmer zurück.

„Und zieh dir endlich Schuhe an! Wir müssen los!“

Maria stellte die Teller ins Spülbecken und verstaute die Brotdose im Schulranzen ihrer Tochter. Dann nahm sie ihren Mantel von der Garderobe.

„Luisa, bist du fertig?“, fragte sie mit einem ungeduldigen Blick auf die Uhr.

Jetzt hüpfte Luisa auf einem Bein durch den Flur, während sie versuchte, sich an ihrem anderen Fuß einen Turnschuh anzuziehen und gleichzeitig in ihre Jacke zu schlüpfen. Ein wenig außer Atem und mit schräg sitzender Jacke, die sich im Gurt ihres Schulranzens verheddert hatte, stand sie dann vor ihrer Mutter. „Fertig!“

Maria schmunzelte, ging vor ihrer Tochter in die Knie, zog ihre Jacke zurecht und schloss den Reißverschluss. „Ich hab dich lieb“, sagte sie und streichelte ihrer Tochter über das weizenblonde Haar – eines der wenigen „Überbleibsel“ von Erik.

Maria selbst hatte rabenschwarze Haare, wie fast alle aus dem italienischen Familienzweig. Nur bei Luisa hatte sich das feine blonde Haar ihres Vaters durchgesetzt. Wenn man sie und Maria nebeneinander sah, glaubte man im ersten Moment gar nicht, dass sie miteinander verwandt waren. Erst auf den zweiten Blick erkannte man die feinen Gesichtszüge und die großen dunkelbraunen Augen, die sie dann doch unverwechselbar als Mutter und Tochter auswiesen.

Maria und Luisa verließen die Wohnung und machten sich dann gemeinsam auf den Weg zur Schule, die nicht weit vom Krankenhaus entfernt lag. Es war kein Problem, den Weg zu Fuß zu gehen, und Maria genoss die milde Luft, die den herannahenden Frühling ankündigte.

Vor der Schule angekommen, umarmte sie ihre Tochter zum Abschied. „Tschüss, mein Schatz“, sagte sie. „Und hab viel Spaß in der Schule.“

„Tschüss, Mama!“

Maria wartete, bis Luisa die Stufen zur Schule hinaufgegangen war. Dort drehte sich ihre Tochter noch einmal um und winkte ihr. Dann lief sie eilig auf Merle zu, die schon auf sie gewartet hatte.

Mit einem Lächeln ging Maria weiter. Sie vergrub ihre Hände in den Manteltaschen, wie meistens, wenn sie nachdachte.