Notärztin Andrea Bergen 1386 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1386 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Hilfe für Lotta


Nervös wartet die schöne Rosanna vor der Intensivstation auf Nachricht - und geht durch die Hölle. Denn hinter der Metalltür ringen die Ärzte verzweifelt darum, den Kreislauf ihrer kleinen Tochter zu stabilisieren! Seit Wochen leidet Lotta an einer mysteriösen Krankheit, die kein Arzt bisher erklären konnte: Blässe, Appetitlosigkeit und zunehmende Schwäche! Nun ist Rosannas schlimmster Albtraum Wirklichkeit geworden, denn Lotta hat plötzlich das Bewusstsein verloren und musste mit Blaulicht ins Elisabeth-Krankenhaus gebracht werden. Die Ärzte dort sind Rosannas letzte Hoffnung. Lotta, ihr Sonnenschein, muss einfach leben!
Als sich die Metalltür endlich öffnet, tritt niemand heraus - aber Rosanna hört die Stimme des Kinderarztes Dr. Roden, der ihre ganze Welt zum Einsturz bringt: "Wenn kein Wunder geschieht, dann stirbt uns Lotta unter den Händen weg - dann haben wir keine Chance mehr, ihr junges Leben zu retten ..."

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Seitenzahl: 138

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfe für Lotta

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: VGstockstudio / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8450-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hilfe für Lotta

Seit Stunden schon ringen meine Kollegen auf der Kinderintensivstation um das Leben der kleinen Lotta Kaden. Nachdem keiner der konsultierten Ärzte den Grund für Lottas zunehmende Kraftlosigkeit und Blässe feststellen konnte, ist die Achtjährige urplötzlich in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen! Meine einzige Hoffnung ist nun Dr. Konrad Roden, der sich mit seltenen, schwer zu diagnostizierenden Kinderkrankheiten auskennt. Doch ihm droht die Zeit davonzulaufen! Denn Lottas Vitalwerte verschlechtern sich immer weiter! Und wenn die Diagnose nicht innerhalb der nächsten Stunde gestellt und Lotta endlich medikamentös behandelt werden kann, besteht keine Hoffnung mehr für sie …

Lottas schöne Mutter Rosanna ist verzweifelt. Weinend läuft sie vor der Intensivstation auf und ab – unfähig, sich zu beruhigen. „Denken Sie ganz fest an Lotta“, habe ich ihr gesagt, „und schicken Sie ihr all Ihre Liebe! Das ist alles, was Sie tun können: Lassen Sie die Kraft des Herzens wirken ...“

Rosanna Kaden setzte ihre Tasse ab und verschüttete dabei ein wenig von ihrem Kaffee. Rasch wischte sie das Malheur mit ihrer Serviette auf.

„Du scheinst ja ganz schön aufgeregt zu sein“, stellte ihre Freundin Laura Langenau fest, mit der sie schon auf die Kunstakademie gegangen und auch heute noch befreundet war.

Sie saßen im Restaurant der Kunstgalerie „Art&Food“, wo sie sich zu Kaffee und Kuchen getroffen hatten. Anschließend wollte Laura Rosanna helfen, noch verschiedene Bilder aufzuhängen. Heute Abend sollte ihre neue Ausstellung eröffnet werden.

Rosanna machte eine fahrige Handbewegung und hätte dabei ihre Kaffeetasse fast noch einmal zum Schwanken gebracht. „Ach, das bin ich vor jeder Vernissage, das weißt du doch.“

„Aber du bist doch keine blutige Anfängerin mehr. Nach all den Jahren des Erfolgs könntest du wirklich etwas entspannter sein.“

„Jahre des Erfolgs? Laura, du übertreibst. So viele Jahre sind das noch gar nicht, dass man in der Kunstwelt Notiz von mir nimmt. Und Erfolg – na ja, so toll ist es damit auch noch nicht.“

„Noch nicht, ganz richtig“, erwiderte Laura mit Betonung. „Aber du wirst es genauso schaffen wie ich.“

„Wobei es für dich wesentlich leichter war als für mich“, setzte Rosanna ihr entgegen. „Du hattest Mark, der dich unterstützt hat.“ Lauras Mann besaß eine gut gehende Zahnarztpraxis und nagte nicht gerade am Hungertuch.

„Stimmt“, gab Laura zu. „Mark war wunderbar. Ich habe ihm viel zu verdanken. Er hat mich in jeder Hinsicht unterstützt.“

„Während Bernd mein Studium nie ernst genommen hat.“ Rosanna versuchte, die Bitterkeit aus ihrer Stimme zu vertreiben. „Er hat mich auch sonst nicht ernst genommen. Er war ja auch etwas Besonderes, der angehende Herr Lehrer, dessen Eltern die renommierte Internatsschule Eichenwald besitzen. Und ich, das Nichts.“

„Denk nicht mehr an ihn“, riet Laura ihr und fuhr mit der Gabel in den Sahneberg, der auf ihrer Erdbeerschnitte thronte.

„Du bist gut!“ Rosanna schnaubte leise. „Schließlich ist er der Vater meiner Tochter, bei dem sie aufwächst. Ich sehe ihn jedes Mal, wenn ich Lotta übers Wochenende zu mir hole.“

„So habe ich es auch nicht gemeint“, sagte Laura entschuldigend. „Vergiss die Zeit mit ihm und was damals war. Das war es, was ich damit sagen wollte.“

Rosanna aß einen Bissen von ihrem Apfelkuchen. „Auch das ist nicht so einfach.“ Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Manchmal denke ich, dass ich alles falsch gemacht habe. Dass alles hätte anders laufen können.“

„Ach was. Ich weiß, du hattest es nicht leicht. Aber du hast nichts falsch gemacht. Welche eine andere Wahl hättest du denn gehabt? Du musstest dir dein Studium hart verdienen und warst auf jeden Job angewiesen, den du bekommen konntest. Nachtwachen im Elisabeth-Krankenhaus und so, das war bestimmt nicht leicht für dich. Oft hatte ich ein richtig schlechtes Gewissen, weil mein Studium mir praktisch in den Schoß fiel.“

Rosanna musste lächeln. „Ach Laura.“ Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee. „Ja, es war schwer. Aber am schwersten war für mich, mein Kind herzugeben. Ich weiß nicht, ob ich mir das jemals verzeihen werde.“

Laura schüttelte den Kopf. „Du hast Lotta schließlich nicht einfach zur Adoption freigegeben, irgendwohin, wo du sie nie wiedersehen wirst. Du hast lediglich dem Drängen ihres Vaters nachgegeben, ihm das Sorgerecht zu überlassen, weil du nicht in der Lage gewesen wärst, dich um Lotta zu kümmern. Mitten im Studium und darauf angewiesen zu arbeiten … Wie hättest du das schaffen sollen?“

„Ich weiß. Es war verdammt schwer im ersten Jahr. Als Bernd sah, wie bescheiden ich mit Lotta lebte und wie schlecht ich zurechtkam, machte er den Vorschlag, sie zu sich zu nehmen. Damals erschien es mir als die beste Lösung.“

„Das war es auch, glaube mir.“ Laura nickte ihr aufmunternd zu.

Rosannas Gedanken wanderten in die Vergangenheit. Damals war sie sehr verliebt in Bernd gewesen und hatte von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm geträumt. Doch für ihn war sie wohl nicht die ideale Partnerin gewesen. So hatte er sich letzten Endes auch von ihr getrennt, wegen einer anderen Frau, die er später geheiratet hatte.

Zum Zeitpunkt ihrer Trennung hatte Rosanna noch nicht gewusst, dass sie schwanger war. Als sie es dann erfahren hatte, beschloss sie, Bernd nichts davon zu sagen. Er hatte ihr sehr wehgetan, und sie wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben. Ihr Kind würde sie auch allein durchbringen. Doch das war leichter gesagt gewesen als getan.

Als Lotta ein Jahr alt gewesen war, hatte Bernd sie mit dem Kinderwagen zufällig in der Stadt gesehen und sie angesprochen. Natürlich hatte er sich ausrechnen können, dass es sein Kind war, und es ihr auf den Kopf zugesagt. Rosanna hatte nicht die Nerven gehabt, es zu leugnen. Bernd hatte Ansprüche gestellt und wollte seine Tochter regelmäßig sehen.

Rosanna hatte es ihm nicht verwehren können. Auch seine Eltern wollten nicht auf ihre Enkeltochter verzichten. Inzwischen hatte sich herausgestellt, dass Bernds Frau keine Kinder bekommen konnte. Nun wollten sie auf Lotta zurückgreifen. Bernd wollte sie jedes Wochenende zu sich holen, was Rosanna ihm dann auch gestattet hatte. Sie musste zugeben, dass es eine Erleichterung für sie war, denn sie konnte in dieser Zeit arbeiten und Geld verdienen und brauchte keinen Babysitter zu bezahlen.

Als Bernd und seine Eltern mitbekamen, in welchen mehr als bescheidenen Verhältnissen sie mit der kleinen Lotta lebte, bedrängten sie sie, ihm das Sorgerecht zu überlassen. Rosanna wollte erst nicht darauf eingehen, denn der Gedanke erschreckte sie. Sie konnte sich nicht vorstellen, ihre Kleine nicht mehr jeden Tag um sich zu haben. Doch wie hätte sie ihr Studium mit dem Baby zu Ende bringen können, wenn sie nebenbei auch noch Geld verdienen musste?

So hatte sie Lotta schweren Herzens ihrem Vater und ihren Großeltern überlassen, wo sie ein geregeltes Leben hatte. Man hatte vereinbart, dass Rosanna sie jederzeit sehen konnte. Allerdings hatte das Anke nicht gefallen, Bernds Frau. Eifersüchtig verfolgte sie jedes Wort, jede Geste zwischen ihnen. Rosanna wiederum war nicht mit Ankes Erziehungsmethoden einverstanden. So kam es immer wieder zu Spannungen.

Inzwischen war Lotta acht Jahre alt und ging in die zweite Klasse der Internatsschule Eichenwald, wo Bernd als Lehrer tätig war. Anke arbeitete dort im Sekretariat. Seitdem sah Rosanna ihre Tochter nicht mehr so oft, was ihr und auch der Kleinen nicht gefiel. Arbeitsmäßig ließ es sich leider nicht immer vereinbaren. Rosanna hatte auch Ausstellungen in anderen Städten, sogar im Ausland, und war entsprechend beschäftigt.

„Hallo, wo bist du mit deinen Gedanken?“ Laura wedelte mit der Hand vor der Nase ihrer Freundin herum.

„In der Vergangenheit“, erklärte Rosanna mit einem leicht verrutschten Lächeln.

„Dann wird es Zeit, dass du wieder in die Gegenwart zurückkehrst und in die Zukunft blickst. Und diese liegt genau hinter dieser Tür dort, durch die wir jetzt gehen sollten.“ Laura deutete auf die breite gläserne Verbindungstür, die das Restaurant von den Ausstellungsräumen trennte.

Rosanna blickte auf die Uhr. Ja, es war an der Zeit, in die Galerie hinüberzugehen und die restlichen Bilder aufzuhängen. Sie hatte vor Kurzem eine neue Stilrichtung eingeschlagen und hoffte, damit Erfolg zu haben. Und sie wünschte sich, dass Laura mit ihren Worten recht behalten würde, dass hinter dieser Tür ihre Zukunft lag.

***

Die Vernissage war gut besucht. Rosanna freute sich über das rege Interesse, das ihre Acrylbilder bei den Galeriebesuchern weckten. Sie schlenderte zwischen ihnen umher, beantwortete Fragen und war ganz die charmante Künstlerin. Auf ihrem attraktiven Gesicht lag ein ständiges Lächeln, das die Besucher anzustecken schien. Auch sonst sah Rosanna bezaubernd aus in dem schicken roten Hosenanzug und mit dem locker hochgesteckten dunklen Haar.

Es dauerte nicht lange, bis das erste Bild verkauft war. Voller Freude sah Rosanna, wie Klaus Bredenkamp, der ältere bärtige Galeriebesitzer, ein entsprechendes Schild anbrachte. Als sie seinem Blick begegnete, zwinkerte er ihr zu und reckte kurz den Daumen in die Höhe.

„Läuft doch prima“, bemerkte Laura, die sich zu ihr gesellt hatte. „Ich fand auch die Begrüßungsansprache super, die Klaus gehalten hat.“

„Es hat mich fast ein wenig verlegen gemacht, wie er mein Talent herausgekehrt und meine Bilder gelobt hat“, meinte Rosanna mit gesenkter Stimme. „Ich frage mich, ob die Galeriebesucher das auch so sehen. Bestimmt nicht alle.“

Laura hob die Schultern. „Nun, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Aber dass du Talent hast, kann dir niemand absprechen. Wenn ich die Leute so beobachte, komme ich zu dem Schluss, dass den meisten deine Bilder gefallen.“

„Danke, dass du das sagst.“ Rosanna drückte ihr kurz den Arm.

Eine Weile schlenderten sie gemeinsam umher und plauderten mit den Gästen. Vielen von ihnen war Laura ebenfalls bekannt. Sie hatte ihre Bilder und Skulpturen schon öfter bei „Art&Food“ ausgestellt.

„Sag mal, kennen wir die beiden dort hinten nicht?“, bemerkte Laura. „Den Dunkelblonden im navyblauen Sakko und die ältere Frau, die seine Mutter sein könnte?“

Rosanna blickte zum Ende des Ganges, wo das Paar, das Laura gerade beschrieben hatte, eins ihrer Bilder besonders intensiv betrachtete und darüber diskutierte. Es war der „Clown mit Schirm“, ein Bild, das sie mit viel Herzblut gemalt hatte. Freude stieg in Rosanna auf. „Oh, das sind die Grabows vom ‚Künstler-Shop Grabow‘. Nikolas und Barbara Grabow, Mutter und Sohn. Ich hatte dir doch erzählt, dass der alte Laden mit dem Mal-und Zeichenbedarf in der Kaiserstraße von jemandem übernommen worden ist.“

„Richtig. Ich bin kürzlich dort gewesen und habe meinen Vorrat an Malutensilien wieder aufgestockt. Erstaunlich, was sie aus dem Laden gemacht haben! Sie haben ihn total modernisiert.“

„Das ist auch nötig gewesen. Ich finde, er sieht jetzt toll aus.“ Während Rosanna sprach, war ihr Blick auf Nikolas Grabow gerichtet, der noch immer mit seiner Mutter über ihr Bild diskutierte. Sie würden es doch nicht kaufen wollen?

Jetzt wandte er den Kopf. Rosannas Herzschlag beschleunigte sich, als er ihr lächelnd zuwinkte. Wie gut er aussah in seiner modischen Kombination! Bisher hatte sie ihn nur in Jeans und Pullover erlebt.

„Ich geh mal zu ihnen.“ Rosanna nickte Laura zu.

„Schön, dass Sie gekommen sind“, sagte sie einen Augenblick später zu Nikolas und seiner Mutter und reichte beiden die Hand.

„Aber natürlich wollten wir Ihre Werke sehen, nachdem Sie erwähnt hatten, dass Sie diesen Monat bei ‚Art&Food’ ausstellen“, erwiderte Barbara Grabow. „Wir finden Ihre Bilder sehr ansprechend.“

„Besonders dieses hier“, fügte Nikolas hinzu und deutete auf das Bild mit dem Clown. „Ich denke, das werden wir auch kaufen. Nicht wahr, Mutter?“

Barbara Grabow nickte. „Es würde gut in den Wintergarten passen.“

„Vor allem farblich wäre es perfekt.“ Nikolas betrachtete es noch einmal eingehend. „Erzählt dieser Clown eine bestimmte Geschichte?“, wollte er dann von Rosanna wissen.

„Nicht unbedingt. Ich stellte mir vor, dass es ein Clown ist, der das Leben eines Clochards führt und unter den Brücken von Paris lebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Auftritten als Clown. Von seinem Publikum wird er umjubelt, aber sonst ist er ein einsamer alter Mann.“

„Also doch eine Geschichte“, meinte Nikolas lächelnd. „Sie gefällt mir sehr. Mutter, umso mehr ein Grund, das Bild zu kaufen …“ Als er sich zu ihr umdrehte, war der Platz, an dem sie gerade noch gestanden hatte, leer. „Na, so was!“

Barbara Grabow war inzwischen weitergegangen. Sie hatte schon im Künstler-Shop bemerkt, dass Nikolas und Rosanna Gefallen aneinander gefunden hatten, und wollte den beiden Gelegenheit geben, sich allein zu unterhalten.

„Dort ist sie“, sagte Rosanna, nachdem sie Nikolas‘ Mutter im Gespräch mit einem Paar entdeckt hatte. Gerade zog sie ein Kärtchen aus ihrer Tasche und reichte es der jungen Frau.

„Ah, Mutter wirbt um Kunden“, bemerkte Nikolas und grinste. „Die beiden scheinen ebenfalls Künstler zu sein. Ich habe sie schon zuvor mit ihnen sprechen sehen.“

Rosanna lächelte ihm zu. „Ihr Laden ist aber auch ganz toll geworden. Das umfangreiche Sortiment, das Sie anbieten, lässt jedes Künstlerherz höherschlagen.“

„Nett, dass Sie das sagen – danke.“ Nikolas erwiderte ihr Lächeln. Einen Moment lang verfingen sich ihre Blicke ineinander, und Rosanna spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte.

Langsam gingen sie weiter. Nikolas zeigte auch an ihren anderen Bildern Interesse, und Rosanna erklärte sie ihm alle. Denn natürlich versteckte sich hinter jedem eine kleine Geschichte.

Einer der Kellner aus dem Restaurant jonglierte Tabletts durch die Besuchermenge, auf denen sich gefüllte Sektgläser und Kanapees befanden.

„Wollen wir etwas trinken?“, fragte Nikolas.

„Gern.“ Rosanna genoss seine Gesellschaft und freute sich über sein Interesse an ihren Bildern.

Nikolas erleichterte den Kellner um zwei Sektgläser und reichte ihr eins davon. „Auf diesen Abend und auf eine erfolgreiche Ausstellung!“, sagte er und ließ sein Glas gegen das ihre klingen.

Rosanna schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Danke. Zum Wohl!“

Mit den Sektgläsern in der Hand schlenderten sie weiter. Sie trafen auf Laura und plauderten kurz mit ihr, später liefen sie Nikolas‘ Mutter wieder in die Arme, die sich gerade ein Kanapee schmecken ließ.

Klaus Bredenkamp stand mit den Presseleuten zusammen und unterhielt sich mit ihnen. Als sie Rosanna erblickten, belegten sie sie gleich mit Beschlag. Sie musste ein kurzes Interview geben und sich fotografieren lassen. Und natürlich musste sie auch ihnen ihre Bilder erklären.

Als sie endlich wieder frei war, konnte sie Nikolas nirgendwo entdecken. Auch seine Mutter war verschwunden.

„Sie sind schon gegangen, nachdem du so beschäftigt warst“, sagte Laura. „Wahnsinn, wie gefragt du bist! Und da sagst du, mit deinem Erfolg wäre es nicht weit her.“

Rosanna lächelte flüchtig. „Du hast ja recht. Ich kann mich nicht beklagen. Vielleicht habe ich mit meiner neuen Stilrichtung genau ins Schwarze getroffen.“

„Ganz bestimmt hast du das. Also mach nicht so ein trauriges Gesicht.“ Laura runzelte die Stirn. „Hey, was ist plötzlich los mit dir?“

„Ach, nichts“, tat Rosanna mit einem Schulterzucken ab.

Laura glaubte zu ahnen, was die Freundin bedrückte. „Du bist enttäuscht, weil Nikolas gegangen ist, ohne sich von dir zu verabschieden, stimmt’s?“

„Okay, du hast’s erraten“, gab Rosanna mit einer kleinen Grimasse zu.

„Bestimmt wirst du ihn bald wiedersehen“, tröstete die Freundin sie.

„Bestimmt“, meinte auch Rosanna und lächelte schon wieder.

Sie ahnte nicht, unter welch grauenvollen Umständen dies schon bald der Fall sein sollte.

***

Die Internatsschule Eichenwald lag im warmen Abendsonnenschein, als Rosanna die Auffahrt hinauffuhr. Mit seinem ockerfarbenen Anstrich und den grünen Fensterläden machte das stattliche Gebäude im typischen Stil der Zwanzigerjahre einen freundlichen Eindruck.

Rosanna parkte und ging zur Eingangstür. Im Haus war es still, nur hier und da waren Geräusche und Stimmen zu hören. Es war Freitagabend, und die meisten Kinder waren abgeholt worden, um das Wochenende mit ihren Eltern zu verbringen. Nur einige, deren Eltern zu weit weg wohnten oder zurzeit nicht da waren, blieben im Internat.

Rosanna stieg die Treppe in den dritten Stock hinauf, wo sich die Privaträume befanden. Hier hatten Bernd und Anke ihre Wohnung, auf der anderen Seite des Treppenhauses seine Eltern.

Kaum hatte Rosanna an Bernds Wohnung geklingelt, da flog die Tür auf und Lotta fiel ihr um den Hals. „Schön, dass du da bist, Mama!“, rief sie aufgeregt. „Können wir gleich fahren? Ich hab schon meine Sachen gepackt.“

Rosanna begrüßte ihre Tochter mit einem liebevollen Küsschen und drückte sie einen Moment lang fest an sich. Sie freute sich ebenso, Lotta übers Wochenende mal wieder bei sich zu haben. Letztes Wochenende hatte es leider nicht geklappt, und zuvor hatte es nur kurze Treffen gegeben.

„Klar können wir das“, erwiderte sie. „Ich will nur rasch deinen Papa begrüßen.“

Zusammen mit Lotta ging sie ins Wohnzimmer. In der Essecke saßen Bernd und Anke gerade beim Abendessen. Rosanna begrüßte sie und bekam den üblichen kühlen Gruß zurück, vor allem von Anke. Dabei hatte sie nun wirklich keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Rosanna hatte längst jegliches Interesse an Bernd verloren, und er an ihr sicher ebenso.