Notärztin Andrea Bergen 1397 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1397 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

"Ceci, lass das Training heute mal ausfallen!", ruft die hübsche Maike Wissmann ihrer siebzehnjährigen Tochter nach. Doch da ist die Haustür schon ins Schloss gefallen, und Maike entfährt ein besorgter Seufzer. Seit Cecilia sich in den Kopf gesetzt hat, bei den Meisterschaften der Tanzmariechen eine Medaille zu holen, trainiert sie täglich viele Stunden. Viel zu hart, wie Maike angesichts von Cecis Krankheitsgeschichte findet, doch ihre Tochter ist keinem vernünftigen Wort mehr zugänglich! Der Karneval ist ihr Leben, und ein Sieg bei den Meisterschaften ist ihr großer Herzenswunsch ...
Nur eine Stunde später schrillt Maikes Telefon: Cecilia ist beim Training unter quälenden Schmerzen zusammengebrochen und mit den Rettungswagen ins Elisabeth-Krankenhaus gebracht worden! Sie kann die Beine nicht mehr bewegen! Die Diagnose der Notärztin ist niederschmetternd und droht alle Träume der hübschen Cecilia jäh zu zerstören ...

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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Impressum

Lachen ist meine Medizin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Photographee.eu / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9327-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Lachen ist meine Medizin

Ganz nah vor dem Ziel muss die junge Cecilia Wissmann ihre Medaillenträume bei den Landesmeisterschaften der Tanzmariechen endgültig aufgeben, denn nach einem erneuten Zusammenbruch beim Training ist eine Teilnahme ausgeschlossen! Dabei hatte sich Cecilia mit ihren siebzehn Jahren nach einem Bandscheibenvorfall im letzten Herbst wieder an die Spitze der Tänzerinnen zurückgekämpft – nur um jetzt alle Hoffnungen zerstört zu sehen! Und es kommt sogar noch schlimmer: Unter einem Tattoo an Cecilias Rücken hat sich eine Zyste gebildet, die nur operativ entfernt werden kann – unter größten Risiken! Denn bei dem Eingriff könnte sensibles Rückenmark irreparabel verletzt werden …

Um Cecilia von ihren Sorgen abzulenken, plant unser junger Chirurg Lars Rodenbach mit Cecis schöner Mutter Maike eine Überraschung für die Patienten der Kinderstation: ein rauschendes Karnevalsfest – genau so, wie Cecilia es seit Kindertagen liebt. Doch danach muss sich ihr Schicksal entscheiden …

„War das wirklich nötig?“ Maike Wissmann lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen im Zimmer ihrer Tochter.

„Ja, war es.“ Cecilia, die auf ihrem Bett saß, drückte das Plüschkissen fester an sich. „Er ist ein Idiot.“

„Markus wollte nur nett zu dir sein. Ich finde es eine schöne Idee, dass er dir einen Urlaub im Zeltcamp schenken wollte.“

„Was soll ich denn da?“

„Spaß haben, neue Leute kennenlernen …“ Maike seufzte. „Ich hätte mich gefreut, wenn mir jemand so etwas geschenkt hätte.“

„Mama, die Leute sind da bestenfalls vierzehn, ich bin siebzehn. Abgesehen davon hasse ich es zu zelten. Der einzige Grund, warum er mir das schenken wollte, war, damit er mit dir mal zwei Wochen ungestört sein kann.“

„Das ist doch Blödsinn“, wehrte Maike ab. „Markus hat es wirklich nur gut gemeint. Er wollte dir damit eine Freude machen. Er konnte doch nicht wissen, dass du nicht gern zeltest.“

„Wenn er mich gefragt hätte, hätte er es gewusst“, widersprach Cecilia.

Maike atmete tief durch. Natürlich hatte Cecilia damit nicht unrecht, aber es war egal, wie sich Markus verhalten hätte. Wenn er sie nach ihren Vorlieben gefragt hätte, hätte sie ihn als neugierig abgestempelt. Was Männer anging, gab es für Cecilia eine klare Regel: Alle Freunde ihrer Mutter waren ihrer Meinung nach unerträglich, egal, was sie taten.

Maike trat in das Zimmer ihrer Tochter und setzte sich zu Cecilia auf die Bettkante. „Es ist wegen Papa, oder?“, fragte sie nach kurzem Schweigen.

Cecilia verdrehte die Augen und warf einen Blick auf das Foto, das auf ihrem Nachttisch stand. Es zeigte sie und ihren Vater am Tag ihrer Einschulung. Ihre Schultüte war beinahe genauso groß wie sie selbst gewesen, aber Joachim hatte ihr geholfen, sie zu tragen. Damals hatte niemand geahnt, dass ein Herzinfarkt die junge Familie wenige Monate später so jäh auseinanderreißen würde. Zehn Jahre war das jetzt her, seitdem waren Maike und Cecilia auf sich allein gestellt.

Die meiste Zeit klappte das ganz gut, nur wenn Maike an die ersten Jahre zurückdachte, verließ sie der Mut. Damals hatte sie versucht, Cecilia zu trösten, obwohl sie selbst kaum Worte für das gefunden hatte, was passiert war. Und an Tagen wie heute, wenn Cecilia es wieder einmal geschafft hatte, einen Mann aus ihrem Leben zu vergraulen, mit dem sich Maike eine gemeinsame Zukunft hätte vorstellen können. Ob sich das jemals ändern würde?

„Weißt du, ich vermisse Papa auch, doch ich glaube, dass er nicht gewollt hätte, dass ich allein bleibe“, sagte Maike, und ihre Stimme klang jetzt viel sanfter als noch zu Beginn des Gesprächs.

„Es ist gar nicht wegen Papa“, brummte Cecilia. „Und ich will auch nicht, dass du allein bist. Aber du sollst eben nicht mit dem blödesten Typen der Welt zusammen sein.“

„Und Markus ist der blödeste Typ auf der ganzen Welt?“, hakte Maike behutsam nach.

Cecilia nickte.

„Komisch, ich dachte, das wäre Paul gewesen.“

Jetzt huschte doch ein Lächeln über das trotzige Gesicht ihrer Tochter. Paul war nämlich der Mann gewesen, den Cecilia vor gut drei Jahren vertrieben hatte.

„Na ja, der war auch ziemlich doof“, sagte sie, jetzt ein wenig besänftigt. „Der hat versucht, mir Nachhilfe in Mathe zu geben! Mathe! Mein Lieblingsfach! Nur weil er davon ausgeht, dass alle Mädchen darin schlecht sind.“ Cecilia schnaubte abfällig und steckte ihr Smartphone in die Haltevorrichtung ihrer Stereoanlage. „Und Wolfgang hat mich behandelt, als wäre ich vier. Da hab ich ja nicht mal den aktuellen Tatort gucken dürfen, als du länger in der Agentur bleiben musstest.“

„Da warst du auch erst zwölf“, versuchte Maike halbherzig zu widersprechen. Sie wusste, dass die meisten Männer es bei Cecilia äußerst schwer hatten. Ihre Tochter unterzog sie einer strengen Prüfung.

„Na und? Den hab ich schon mit zehn geguckt!“

„Ja, und deshalb musste ich zwei Wochen lang jeden Abend hinter dem Vorhang und unter dem Bett nachsehen, ob auch keine Einbrecher in deinem Zimmer sind.“

Cecilia schob schmollend die Unterlippe vor und startete die Musik. Ein Zeichen dafür, dass für sie die Unterhaltung beendet war. Aus den Boxen drang sofort lauter Punkrock, eine weitere rebellische Facette ihrer Tochter.

Maike unterdrückte ein Stöhnen. Sie wusste, dass sie jetzt nichts gegen die Musik sagen durfte, aber es ärgerte sie. Für sie war das Thema an dieser Stelle nämlich noch lange nicht abgeschlossen.

Sie sehnte sich danach, wieder jemanden in ihrem Leben zu haben, mit dem sie ihre Sorgen, aber auch die schönen Momente teilen konnte. Sie wünschte sich, dass es endlich wieder einen Mann an ihrer Seite gab, der da war, wenn sie abends aus der Agentur nach Hause kam, oder der längst schon zu Hause in ihrem Bett schlief, wenn sie spät in der Nacht von einer Feier, die sie organisiert hatte, zurückkehrte. Jemanden, an den sie sich morgens im Bett schmiegen konnte, nachdem der Wecker geklingelt hatte, um der Welt noch für ein paar Minuten zu entfliehen, und der ihr Herz zum Flattern brachte, wenn sie seine Lippen auf ihren spürte.

Aber mit Cecilia schien das alles in weite Ferne zu rücken. Ihrer Tochter war kein Mann gut genug. An jedem hatte sie etwas auszusetzen.

„Okay, ich mache uns die Gemüselasagne warm“, rief Maike gegen die Musik an. „Willst du ein Stück?“

„Ich hasse Auberginen“, brummte Cecilia und nahm sich ihren Zeichenblock zur Hand. „Auch etwas, was Markus schon längst hätte wissen müssen.“

Zähl jetzt einfach leise bis zehn!, sagte sich Maike in Gedanken. Bloß nicht explodieren! Cecilia mochte nämlich exakt seit einem halben Jahr keine Auberginen mehr – um genau zu sein, seit dem Tag, an dem Markus ihr erzählt hatte, dass mit Käse überbackene Auberginen sein absolutes Leibgericht waren.

„Es sind auch noch Spaghetti mit Bolognese-Sauce von gestern da“, wagte Maike einen letzten verzweifelten Vorstoß.

„Mama! Ich bin doch seit drei Wochen Vegetarierin!“, rief Cecilia empört. „Hast du das etwa schon wieder vergessen?“

Vielleicht sollte ich besser bis zwanzig zählen, überlegte Maike und stand auf. „Nein, mein Schatz, natürlich nicht. Ich kann die Sauce auch weglassen und über die Nudeln einfach ein Ei geben.“

Cecilia schüttelte den Kopf. „Ich hab keinen Hunger“, lehnte sie ab, aber Maike wusste, dass das nur ein Vorwand war, um nicht zugeben zu müssen, wie gerne sie von der Gemüselasagne gegessen hätte.

„Okay, dann komm einfach später runter, wenn du willst. Du kannst dir ja ein Brot schmieren.“ Maike stand auf und verließ Cecilias Zimmer. Die Musik hörte sie allerdings noch unten im Wohnzimmer, wo sie sich wenig später mit einem Teller aufgewärmter Lasagne und einem Glas Weißwein an den Esstisch setzte. Sie hasste es, wenn Cecilia nicht mit ihr zusammen aß, aber sie wusste, dass sie nur auf Trotz stoßen würde, wenn sie ihre Tochter jetzt dazu zwang. Am besten, sie dachte nicht weiter darüber nach.

Später würde sie es sich dann vor dem Fernseher oder mit einem Buch in ihrem Lesesessel bequem machen und warten, bis Cecilias Hunger größer als ihr Schmollen war. Ein Abend wie so viele in den letzten Jahren, dachte Maike betrübt.

Sie seufzte tief. Sie hatte es so satt! Aber es half nichts. Dank Cecilia war sie jetzt wieder Single.

***

„Wie war die Schule?“, fragte Maike, als ihre Tochter an diesem Nachmittag zur Tür hereinkam.

„Super. Ich hab ’ne Vier in Deutsch bekommen!“, verkündete Cecilia stolz.

Maike hätte am liebsten aufgeschrien. Sie hatte gestern Abend zwei Stunden damit zugebracht, Cecilia den Inhalt von Wilhelm Tell vorzubeten, damit ihre Tochter heute auf das Referat vorbereitet war, das sie hatte halten müssen, und dann hatte sie doch wieder nur eine Vier bekommen? Es war zum Verrücktwerden!

Markus hatte ihr das Buch sogar in einzelne Leseabschnitte unterteilt, damit sie während der Herbstferien jeden Tag nur ein paar Seiten lesen musste, doch Cecilia hatte die Lektüre danach natürlich nicht einmal mehr angerührt und sich im Internet eine Zusammenfassung durchgelesen, die den Inhalt mehr schlecht als recht wiedergab.

„Ich habe Fisch und Bratkartoffeln gemacht“, versuchte Maike, ein weniger heikles Thema anzuschlagen. „Wir können noch zusammen essen, ich muss erst in einer halben Stunde wieder in die Agentur.“

„Keine Zeit, ich muss zum Training.“ Cecilia warf ihre Schultasche unachtsam in eine Ecke der Küche und war schon wieder auf dem Weg in den Flur.

„Aber du musst doch etwas essen!“, rief Maike beinahe verzweifelt.

Cecilia seufzte genervt, griff nach einem Apfel aus der Obstschale auf der Küchenanrichte und lächelte ihre Mutter breit an. „Zufrieden?“, fragte sie, als sie den Apfel in ihrer Sporttasche verschwinden ließ.

Maike nickte ergeben.

„Keine Sorge. Nach dem Training gibt’s für alle Pizza.“

„Super“, presste Maike zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Kann ich mir dafür zehn Euro aus deinem Geldbeutel nehmen?“

„Klar“, sagte Maike matt. Sie beobachtete Cecilia dabei, wie sie an ihre Handtasche ging und einen Zehn-Euro-Schein ihrem Portemonnaie entnahm, während der Fisch und die Bratkartoffeln vor ihr auf dem Tisch allmählich kalt wurden.

Cecilia nahm ihre Sporttasche wieder auf, verschwand kurz nach oben in ihr Zimmer, um die nötigen Sachen zusammenzupacken, und polterte dann die Treppe wieder herunter. Auch so eine Eigenschaft, derentwegen Markus sie mindestens zehnmal am Tag ermahnt hatte, aber Cecilia schien sich einen Spaß daraus gemacht zu haben, dann nur umso lauter zu trampeln.

Maike rechnete damit, in den nächsten Sekunden die Haustür zu hören, doch zu ihrer Verwunderung kam ihre Tochter noch einmal in die Küche, lief zu ihr um den Tisch herum, umarmte sie von hinten und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Ich hab dich lieb, Mama!“, flüsterte sie, und jetzt musste Maike wirklich mit den Tränen kämpfen. Das wiederum waren die Momente, in denen sie sich ihrer Tochter ganz nah und verbunden fühlte. Leider gab es davon viel zu wenige für ihren Geschmack, aber es gab sie, diese kostbaren Sekunden, wo Cecilia einfach zu vergessen schien, die rebellische Tochter zu geben.

„Meine Trainerin sagt, dass wir dieses Jahr gute Chancen bei den Landesmeisterschaften haben. Sie meint, dass ich vielleicht sogar im Paartanz mit Tobi antreten kann. Aber sie sagt auch, dass ich dafür bis November noch ordentlich trainieren muss. Der Flickflack klappt noch nicht ganz.“

„Das schaffst du schon“, war Maike überzeugt. Sie streichelte über den Arm ihrer Tochter. „Für ein Tanzmariechen wie dich ist das doch kein Hindernis.“

Sie spürte, wie Cecilia ihr einen Kuss ins Haar gab, aber dann hatte sie sich auch schon wieder aus der Umarmung gelöst, und der wunderschöne Moment war vorüber.

„Bis heute Abend“, sagte Cecilia.

„Bis dann“, antwortete Maike. „Warte nicht auf mich. Wir haben eine Charity-Gala bei der Rheinbank. Das dauert sicherlich länger.“

„Tja, ja, die reichen Schnösel wollen eben auch auf ihre Kosten kommen.“

„Hey, meine Liebe. Diese ‚Schnösel’, wie du sie bezeichnest, sponsern immerhin deinen halben Karneval!“

„Trotzdem könnten sie meiner Mama auch irgendwann mal Feierabend gönnen!“, widersprach Cecilia, und dann zog sie die Tür hinter sich ins Schloss.

Maike war wieder allein. Sie stocherte nachdenklich in ihrem lauwarmen Essen herum. Ihre Tochter hatte ja nicht unrecht. Es stimmte schon, dass die Galaveranstaltungen bei der Bank immer länger als angesetzt dauerten, aber das Unternehmen war nicht nur ein großer Sponsor der Region, sondern zählte in Maikes Event-Agentur auch zu den besten Kunden. Da war es nur selbstverständlich, dass sie ein paar Überstunden dranhängte. Und bei dem diesjährigen Motto „Beach-Party“ würde sie später mit Sicherheit mehrere Stunden die Halle kehren, bis sie auch das letzte Sandkorn wieder beseitigt hatte.

***

„Herr Dr. Rodenbach!“ Andrea Bergen lächelte dem Arzt freundlich zu, der ihr gerade auf dem Gang entgegenkam. „Wie war die OP?“

Lars Rodenbach, der als Chirurg am Elisabeth-Krankenhaus arbeitete, nickte zufrieden. „Sie ist erfolgreich verlaufen“, erklärte er der Notärztin. „Wir haben die Patientin eben auf die Aufwachstation verlegt.“

„Wie geht es ihr?“, fragte Andrea Bergen interessiert. Die junge Frau, die sie vorhin eingeliefert hatte, hatte einen Blinddarmdurchbruch erlitten und war von der Notärztin unter starken Schmerzen mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden.

„Den Umständen entsprechend gut“, erklärte Dr. Rodenbach. „Es hat eine Weile gedauert, bis wir sie stabilisieren konnten, und der Bauchraum war stark angegriffen, aber wir konnten die Organe spülen, sodass sie sich bestimmt bald wieder erholen wird.“

Andrea Bergen nickte ernst. „Das war wirklich kurz vor knapp. Ich dachte schon, sie kollabiert uns im Krankenwagen.“ Sie wollte noch etwas hinzusetzen, doch ihr Pager in ihrer Kitteltasche piepte. Rasch warf sie einen Blick darauf. „Oh nein, ich muss los! Ein neuer Einsatz.“

„Viel Erfolg!“, rief Lars Rodenbach ihr noch hinterher, als Andrea Bergen schon durch den langen Klinikflur zur Fahrzeughalle sprintete, in der der Rettungswagen geparkt war.

Dort traf sie auf ihr Team, Ewald Miehlke, den Rettungsassistenten, und Jupp Diederichs, den Sanitäter und Fahrer. Die beiden stiegen gerade ins Fahrerhäuschen und schnallten sich an. Andrea Bergen kletterte zu ihnen und schloss die Tür hinter sich.

„Was liegt an?“, erkundigte sie sich knapp.

„Ein Mädchen hat sich beim Sporttraining verletzt“, sagte Ewald Miehlke, während Jupp den Einsatzwagen aus der Halle lenkte und durch den unbehaglichen Herbstregen die Klinikzufahrt entlangfuhr.

„Wissen Sie Genaueres?“, fragte die Notärztin. Von einem verstauchten Knöchel bis zu einer Gehirnerschütterung oder gar Schlimmerem konnte das alles Mögliche bedeuten.

„Es klagt über starke Rückenschmerzen.“

Andrea Bergen nickte. Das war zwar nicht viel, was sie jetzt wusste, aber es reichte ihr, um sich wenigstens etwas auf den Fall vorzubereiten. Für sie war es immer wichtig, dass sie sich mental ein bisschen darauf einstellen konnte, was sie an einem Unfallort erwartete. Dann konnte sie vor Ort oftmals schneller reagieren und handeln.

„Wir nehmen auf jeden Fall die Vakuummatratze mit, wenn wir reingehen“, entschied sie. Mit dieser konnte sie ihre Patienten möglichst schonend transportieren, was vor allem bei einer Rückenverletzung von großer Wichtigkeit war. Nicht selten wurden bei solchen Verletzungen Nerven in Mitleidenschaft gezogen, und bei einer falschen Lagerung oder einem ungünstigen Transport könnte es dann beispielsweise zu einer Querschnittslähmung kommen.

Jupp Diederichs fuhr den Rettungswagen über die nassen Straßen der Stadt, die im Scheinwerferlicht der entgegenkommenden Autos spiegelten. Er erreichte die Turnhalle und hielt auf dem freien Platz vor dem großen Gebäude, der für Rettungsfahrzeuge vorgesehen war.