Notärztin Andrea Bergen 1398 - Daniela Sandow - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1398 E-Book

Daniela Sandow

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Beschreibung

Für Florian und Sonja ist heute der schönste Tag ihres Lebens: Sie heiraten und feiern ihre Liebe ausgiebig mit ihren Familien und Freunden. Nach der Trauung bemerkt Sonja eine blasse Frau in der Nähe der Kirche. Als sie von Florian wissen will, ob er die Frau kennt, ist sie bereits wieder verschwunden. Was Sonja nicht ahnt: Die blasse Frau war Valerie, eine frühere Affäre von Florian. Die junge Mutter hat erfahren, dass ihr Brustkrebs gestreut hat und sie nur noch palliativ behandelt werden kann. Nun kennt sie nur noch ein Ziel: ein gutes Zuhause für ihre Tochter Charlotta zu finden. Am liebsten wäre ihr, Charlottas Vater würde das Kind zu sich nehmen. Doch Florian hat keine Ahnung von der Existenz seiner Tochter und heiratet heute eine andere Frau ...

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Seitenzahl: 117

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Inhalt

Cover

Impressum

Heute ist unser Glückstag!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: baranq / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9328-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Heute ist unser Glückstag!

Große Sorge im Elisabeth-Krankenhaus: Die todkranke Valerie Bäumer ist von der Onkologie verschwunden! Ihre behandelnde Ärztin Dr. Lore Keller ist außer sich vor Angst, und auch ich sorge mich um Valerie. Doch ich weiß, was die verzweifelte Patientin veranlasst hat zu gehen: Bevor sie stirbt, will sie unbedingt noch ein neues Zuhause für ihre geliebte Tochter Charlotta finden – ein Zuhause und Menschen, die die Kleine lieben …

Und ich glaube auch zu ahnen, an wen Valerie sich wenden wird – an Florian Bomann, Charlottas Vater, der bis zum heutigen Tag nichts von der Existenz des Mädchens weiß. Valeries überraschende Neuigkeit und ihre verzweifelte Bitte werden für den jungen Polizisten wohl zur größten Prüfung seines Lebens werden – für ihn und seine hübsche Frau Sonja, die nie von seinem Seitensprung erfahren sollte …

„… und so frage ich dich, Florian, willst du Sonja als deine Ehefrau lieben und ehren und die Ehe mit ihr führen in guten und in bösen Tagen, bis der Tod euch scheidet?“

Sonja spürte, wie sich ihre Augen vor Rührung mit Tränen füllten, als Florian sie strahlend anschaute und mit fester Überzeugung in der Stimme antwortete: „Ja, ich will!“

Der Pfarrer wandte sich an Sonja. „Ebenso frage ich dich, Sonja, willst du Florian als deinen Ehemann lieben und ehren und die Ehe mit ihm führen in guten und in bösen Tagen, bis der Tod euch scheidet?“

„Ja, ich will!“

Ein leises Schluchzen war zu hören.

„Oma Gertrud“, formten Florians Lippen, ohne das Wort auszusprechen.

Sonja nickte und war froh, dass sie selbst die Tränen zurückhalten konnte.

Das Schluchzen hinter ihnen wurde lauter, als sie die Ringe tauschten, die Florians Trauzeuge Robert bereithielt.

„Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden!“ Der Pfarrer lächelte. „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Ganz fest schloss Florian sie in die Arme. Tief schaute er ihr in die Augen, bevor sein Mund sanft ihre Lippen berührte.

Sie war erfüllt von einem unbeschreiblichen Glücksgefühl. Seit sie Florian vor zehn Jahren das erste Mal begegnet war, hatte sie von diesem Tag geträumt. Sie hatte immer gewusst, dass er der Mann war, mit dem sie ihr ganzes Leben lang zusammen sein wollte.

Florian umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen. „Jetzt gehören wir für immer zusammen“, sprach er das aus, was sie gerade gedacht hatte. „Und das werden wir nun mit unseren Familien und Freunden feiern.“

„Nicht nur unsere Hochzeit.“ Sonja lächelte. „Ich kann es kaum erwarten, es den anderen mitzuteilen.“

Die Glocken begannen zu läuten. Arm in Arm schritten Sonja und Florian durch den Mittelgang. Ihre Gäste schlossen sich an und folgten ihnen nach draußen, strömten rechts und links an ihnen vorbei und verteilten sich auf dem kopfsteingepflasterten Platz vor der kleinen Kapelle. Ein eigens für diesen Anlass gebuchter Fotograf machte Aufnahmen von dem strahlenden Brautpaar und der ganzen Hochzeitsgesellschaft.

Florian bekam davon offensichtlich wenig mit. Er schaute nur Sonja an. „Du bist wunderschön“, sagte er.

Das champagnerfarbene Kleid ließ Sonjas Schulterpartie frei, schmiegte sich eng an ihren Oberkörper und betonte ihre schmale Taille. Der weit auslaufende Rock war mit kleinen Glitzersteinen bestickt.

Die zierliche Sonja wirkte neben Florian wie eine zarte Elfe. Ihr blondes Haar war im Nacken locker zusammengefasst und fiel als dicker, lose geflochtener Zopf über ihre Schulter.

„Du siehst auch gut aus.“ Sacht strich Sonja über das Revers seines dunklen Anzugs. Sie hatten beide einander in ihren Hochzeitsoutfits erst gesehen, als Sonja von ihrem Vater vor der Trauung in die Kirche geführt worden war.

Ihre Gäste drängten vor, um sie zu umarmen und ihre Glückwünsche auszusprechen. Sonjas Mutter Heike vergoss ein paar Tränen, während Großmutter Gertrud auch jetzt wieder lautstark schluchzte.

„Das geht mir immer so auf Hochzeiten.“ Sie wischte sich mit einem Spitzentaschentuch über die Augen.

Roland, Sonjas Vater, nahm sie und Florian zusammen in die Arme. Auch ihm war die Rührung deutlich anzusehen. „Wehe, du bist nicht nett zu meinem Mädchen!“, drohte er Florian scherzhaft. Dabei wussten sie alle drei, dass Roland seinen Schwiegersohn ebenso liebte wie seine eigenen Kinder.

Nun drängten Florians Eltern, Gabi und Klaus Bomann, vor. Anschließend seine beiden Brüder, Dennis und Dominik, sowie Sonjas Schwester Kathrin.

Anschließend umringten die Freunde sie. Jemand ließ weiße Luftballons aufsteigen.

Plötzlich bemerkte Sonja die Fremde, die ein wenig abseits stand. Sie war sehr blass und nicht so festlich gekleidet wie die anderen Gäste. Sonja war sich sicher, dass sie diese Frau noch nie gesehen hatte. Gehörte sie zu Florians Familie?

Sie wandte sich zu ihrem Bräutigam um, der gerade mit seinem Trauzeugen sprach. „Wer ist die Frau, die dahinten neben der Buche steht?“

Florian schaute in die angegebene Richtung. „Wen meinst du?“

In den wenigen Sekunden, in denen Sonja nicht auf die Fremde geachtet hatte, war sie verschwunden. „Komisch“, sagte sie. „Sie hat eine ganze Weile dort gestanden und zu uns herübergeschaut.“

„Vielleicht war es nur eine Passantin, die zufällig hier vorbeikam“, mutmaßte Florian.

Sonja nickte zustimmend, und kurz darauf hatte sie die Frau bereits wieder vergessen. Das Brautpaar fuhr nun zusammen in der Limousine, die Roland Jentsch gemietet hatte. Die anderen Gäste folgten in ihren Fahrzeugen zu dem Schlossrestaurant am Stadtrand.

Zunächst gab es einen Sektempfang im Foyer des Schlosses. Danach wurde im Festsaal an die gedeckten Tische gebeten. Zwischen Vorspeise und Hauptgericht hielten Sonjas und Florians Väter eine gemeinsame Rede, in der sie launig über das erste Zusammentreffen des jungen Paares berichteten. Florian hatte damals noch die Polizeihochschule besucht. Während seines Praktikums hatte er eine Autofahrerin anhalten müssen, die zum Wenden über eine durchgezogene Straßenmarkierung gefahren war.

Obwohl die Autofahrerin, Sonja, ziemlich unwirsch reagierte, hatte er sich ihre Adresse gemerkt und ein scheinbar zufälliges Treffen herbeigeführt.

„Der Beginn einer großen Liebe“, sagte Klaus Bomann schmunzelnd.

„Die niemals enden soll.“ Roland erhob sein Glas. „Darauf trinken wir!“

Nach dem Essen erhob sich Florian und ergriff das Wort. Er bedankte sich bei allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen hatten. Für die Geschenke, die lieben Glückwünsche. „Bevor wir nun den fröhlichen Teil des Abends beginnen, haben Sonja und ich euch noch etwas zu sagen.“ Er streckte seiner Braut die Hand entgegen. Sie ergriff sie und erhob sich.

„Es gibt noch etwas, was wir heute zu feiern haben.“ Die beiden schauten sich strahlend an. „Vielleicht ist dem einen oder anderen aufgefallen, dass ich bei dem Empfang keinen Sekt getrunken habe. Und auf den hervorragenden Wein zum Essen habe ich auch verzichtet.“

Ein Raunen ging durch den Saal.

„Wir beide werden nämlich Mama“, sagte Sonja.

„Und Papa“, fügte Florian lachend hinzu.

***

Von so einem Tag hatte Valerie Bäumer immer geträumt. Von einem Brautkleid und einem Mann an ihrer Seite, der sie liebte. Schon als kleines Mädchen hatte sie diesen Traum gehabt, wie viele andere Mädchen auch.

Einmal hatte sie geglaubt, der Erfüllung ihres Traumes ganz nahe zu sein. Nie zuvor und nie wieder danach hatte sie einen Mann so geliebt, doch er war in einer festen Beziehung gewesen.

Valerie hatte so sehr gehofft, dass er sich trennen würde, um für immer bei ihr zu bleiben.

Er ging, und zurück blieb dieser Schmerz, der nie ganz verheilt war. Anfangs hatte sie geglaubt, dass sie die Sehnsucht nach ihm nicht mehr würde aushalten können. In vielen schlaflosen Nächten war sie in einem Meer von Tränen versunken. Sie wusste, dass seine Entscheidung endgültig war und er nie zu ihr zurückkehren würde.

Valerie hatte sich oft gefragt, was mit ihr passiert wäre, wenn sie nicht plötzlich die Veränderung ihres Körpers gespürt hätte. Anfangs dachte sie, es läge an ihrem Kummer. Sie vermutete, dass sie ihre Periode nicht mehr bekam, weil sie kaum etwas aß. Doch dann wurde ihr klar, dass sie schwanger war. Dass sie ein Kind von dem Mann erwartete, den sie immer noch über alles liebte.

Sie spielte nicht eine Sekunde mit dem Gedanken, dieses Kind nicht zur Welt zu bringen. Es war ihr Trost, ihr ganzes Glück, wahrscheinlich sogar ihre Rettung.

Valerie lächelte, als sie an Charlotta dachte. Vor der Geburt ihres Kindes war sie davon überzeugt gewesen, dass sie niemals einen Menschen so sehr würde lieben können wie Charlottas Vater. Doch als ihr das kleine Bündel in die Arme gelegt wurde und sie in das winzige, zerknautschte Gesichtchen sah, erkannte sie, dass es eine Liebe gab, die größer und allumfassender war als jedes andere Gefühl: die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.

Ihre Schritte wurden langsamer, ihr Lächeln wirkte verzerrt. Valerie wurde klar, dass sie sich mit diesem Ausflug zu viel zugemutet hatte. Obwohl sie wusste, dass sie den nächsten Bus verpassen würde, setzte sie sich auf eine niedrige Mauer, die ein Grundstück einfasste.

„He, was machen Sie da?“

Valerie wandte den Kopf. Ein älterer Mann kam aus dem Haus und wedelte aufgebracht mit beiden Armen. „Das ist mein Grundstück!“ Er wies auf die Mauer.

Mühsam erhob sich Valerie. „Entschuldigung, ich wollte mich nur einen Moment ausruhen.“

„Aber nicht hier!“

Eine Frau kam hinter dem Mann aus dem Haus. „Worüber regst du dich denn schon wieder so auf, Arthur?“ Ihr Blick fiel auf Valerie, ihr Gesicht verzog sich mitleidig. Offensichtlich nahm sie Details wahr, die ihrem Mann entgangen waren. Valeries blasses Gesicht, die zitternden Hände und die Mütze, die ihren kahlen Schädel bedeckte.

„Geht es Ihnen nicht gut?“, erkundigte sie sich. „Wollen Sie einen Augenblick ins Haus kommen und sich setzen?“ Sie ignorierte ihren Mann, der empört nach Luft schnappte.

„Vielen Dank.“ Valerie schüttelte den Kopf. „Ich muss weiter.“

Sie setzte ihren Weg fort, Schritt für Schritt. Nur gut, dass es direkt vor dem Elisabeth-Krankenhaus eine Haltestelle gab!

Valerie wusste nur zu gut, dass es keine kluge Entscheidung gewesen war, heute Morgen hierher zu fahren. Es war erschreckend, wie schwer ihr der Weg fiel. Damit hatte sie nicht gerechnet. Zum Glück gab es an der Bushaltestelle einen überdachten Unterstand mit einer Sitzgelegenheit. Sie atmete schwer, als sie sich auf die Metallbank setzte.

Den Bus zurück in die Stadt hatte sie verpasst. Sie musste fast eine Stunde bis zur Abfahrt des nächsten Busses warten.

Und wenn schon!, dachte Valerie. Ich verpasse nichts mehr in diesem viel zu kurzen Leben. Eigentlich wäre es egal, wenn ich gleich hier an Ort und Stelle für immer einschlafe …

Sie zuckte erschrocken zusammen. „Nein“, stieß sie leise hervor. Sie durfte noch nicht sterben. Erst musste sie sicher wissen, dass für Charlotta gesorgt wurde, wenn sie nicht mehr da war.

Valerie lehnte ihr Gesicht gegen die kalte Glaswand des Haltestellenhäuschens.

Lautes Hupen schreckte sie auf. Die Hochzeitsgesellschaft fuhr an ihr vorbei. Vorneweg die Limousine mit dem Brautpaar.

Kurz konnte Valerie einen Blick in das Gesicht des Bräutigams erhaschen, doch er sah sie nicht. Und dann war der Wagen auch schon vorbeigefahren.

Valerie lehnte ihr Gesicht wieder an die Glasscheibe. Sie schloss die Augen und träumte sich in das Leben, das sie sich einst für sich selbst gewünscht hatte. Mehr als diese Träume blieb ihr nicht mehr, aber inzwischen hatte sie gelernt, sich damit zu begnügen.

***

Notärztin Andrea Bergen hatte ihre Kollegin und Freundin Lore Keller selten so aufgebracht erlebt. Die Oberärztin der Inneren knallte wütend die Krankenakte auf den Schreibtisch.

„Helmut Anger?“, fragte Andrea Bergen. Erfahrungsgemäß war es der Oberarzt der Chirurgie, der alle Kollegen, Andrea eingeschlossen, derart auf die Palme brachte.

„Der wäre mir so viel Aufregung überhaupt nicht wert“, erwiderte Lore mürrisch. „Nein, es geht um eine Patientin, Valerie Bäumer.“

„Oh!“ Andrea war bestürzt. Sie wusste um das schwere Schicksal der jungen Patientin und hatte Valerie Bäumer sogar selbst einmal ins Krankenhaus gebracht, als sie nach einer Chemotherapie kollabiert war. Seitdem wurde sie für jede Chemo ein paar Tage stationär aufgenommen.

„Geht es ihr schlechter?“

„Woher soll ich das wissen?“, grollte Lore. „Sie hat das Krankenhaus einfach verlassen.“ Die Oberärztin holte tief Luft. „Ich wette, sie wollte nach ihrer Tochter sehen. Das Mädchen wird von einer Cousine Valeries betreut, scheint sich da aber nicht wohlzufühlen.“

Andrea dachte an ihre eigene Tochter Franzi und empfand nichts als Mitleid. Mit Valerie Bäumers Tochter, aber auch mit der Patientin. „Ich würde nicht anders handeln, wenn es um Franzi ginge“, sagte sie leise.

„Ich weiß.“ Lore atmete tief durch. „Ich wahrscheinlich auch nicht, wenn ich Kinder hätte. Aber ich mache mir nun einmal in erster Linie Sorgen um Valerie Bäumer. Ihr Zustand ist nicht sehr stabil.“ Lore schaute Andrea ernst an. „Der Krebs hat weiter gestreut. Wir haben bei der letzten MRT Hirnmetastasen entdeckt. Du weißt, was das bedeutet.“

„Heilung ausgeschlossen.“ Andrea nickte erschüttert. „Wir können sie nur noch palliativ behandeln. Hast du mit ihr gesprochen?“

„Sie kennt das Ergebnis, und ihre größte Sorge gilt jetzt ihrer Tochter. Sie will das Kind gut versorgt wissen, wenn sie nicht mehr …“ Lore brach ab, aber Andrea verstand auch so, was sie sagen wollte. Wieder musste die Notärztin an ihre eigene Tochter denken. Wenn ihr etwas passieren würde und sie von heute auf morgen nicht mehr da wäre, hätte Franzi immer noch ihren Vater und ihre Großmutter.

„Was ist mit dem Vater des Kindes? Oder mit Frau Bäumers Eltern?“

„Ich weiß nur, dass ihre Eltern nicht mehr leben“, berichtete Lore. „Über Charlottas Vater will Valerie Bäumer nicht reden.“

„Charlotta.“ Andrea lächelte. „Das ist ein schöner Name.“

Auch Lore verzog das Gesicht zu einem Lächeln. „Sie ist ein zauberhaftes Mädchen.“ Die Miene der Oberärztin wurde wieder ernst. „Es ist tragisch, dass ein achtjähriges Kind das langsame Sterben seiner Mutter so hautnah miterleben muss, und gleichzeitig quält Charlotta wahrscheinlich auch die Angst, was mit ihr wird.“

Sekundenlang war es still im Büro der Oberärztin, bis Lore plötzlich so laut mit der Faust auf den Schreibtisch schlug, dass Andrea erschrocken zusammenzuckte. „Sie kann in ihrem Zustand doch nicht einfach das Krankenhaus verlassen, ohne sich abzumelden! Ich werde ihr nachdrücklich klarmachen, dass sie damit ihren Versicherungsschutz aufs Spiel setzt.“ Lore machte eine kurze Pause. „Eigentlich müsste ich das der Krankenhausleitung melden.“