Notärztin Andrea Bergen 1404 - Daniela Sandow - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1404 E-Book

Daniela Sandow

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Beschreibung

Bei einem fatalen Autounfall hat die junge Martina alles verloren, was ihr lieb und teuer war: ihren Mann Fabian und ihre geliebten Kinder Jana und Linus. Seither führt sie ein Leben auf der Straße, ohne Halt und Orientierung. Nur ein einziger Wunsch treibt sie noch um: Sie will ihren Herzensmenschen einen letzten Liebesdienst erweisen! Um das nötige Geld für einen strahlend weißen Grabstein aufzutreiben, lässt sich Martina, wie andere Obdachlose zuvor auch, auf das Angebot eines dubiosen Pharmakonzerns ein und stellt sich für nicht genehmigte Medikamententests zur Verfügung! Ihre Freunde sterben nach und nach an den Folgen der verbotenen Injektionen - aber das hält Martina nicht davon ab ...
Durch Zufall werden Dr. Andrea Bergen und ihre Kollegen auf die rätselhaften Todesfälle unter Wohnungslosen aufmerksam. Die Spur führt sie zu Beitz Pharmaceutical Industries. Doch es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Kommen sie zu spät für die verzweifelte Martina?

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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Impressum

Wir lassen uns nicht kaufen!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Africa Studio / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9711-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wir lassen uns nicht kaufen!

Heute habe ich einen Obdachlosen aus einem pharmazeutischen Labor befreit – in allerletzter Sekunde. Denn er litt nach der Injektion eines dubiosen Medikamentencocktails an akuten Herzrhythmusstörungen. Ihm drohte ein schwerer Herzinfarkt –  wie vielen anderen Wohnungslosen in letzter Zeit, die weniger Glück hatten als er und starben! Ich bin sicher, dass es zwischen meinem Patienten und den Toten einen Zusammenhang gibt und dass die Medikamente, die bei Beitz Pharmaceutical Industries verabreicht werden, noch gar nicht für den Versuch am Menschen zugelassen sind. Wie verabscheuungswürdig, für diese illegalen Tests die Not mittelloser Menschen auszunutzen, die auf jeden Cent angewiesen sind!

Bisher kann ich dieses verbrecherische Vorgehen nicht beweisen, aber ich bin fest entschlossen, dem Firmenchef Beitz das Handwerk zu legen. Vor allem, nachdem er unserer Klinik ein empörendes Angebot gemacht hat – wenn ich dafür im Gegenzug zu allem schweige …

Andrea Bergen schloss die Augen des Mannes. Das war das Letzte, was sie für ihn tun konnte. Wie immer, wenn sie vergeblich um das Leben eines Menschen gekämpft hatte, spürte sie eine tiefe Erschöpfung.

Nachdenklich betrachtete sie den Mann. Der Todeskampf hatte Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Es wirkte verzerrt.

Es war das traurige Ende eines traurigen Lebens.

„Einer weniger, der auf der Straße herumlungert“, vernahm sie eine Stimme hinter sich.

Andrea Bergen fuhr herum, sah in ausdruckslose Mienen. Wie so oft, wenn etwas in der Öffentlichkeit passierte, hatten sich Schaulustige eingefunden, aber das Schicksal des Obdachlosen, der auf der Straße einen Herzinfarkt erlitten und nicht überlebt hatte, berührte diese Menschen anscheinend nicht.

„Wer hat das gesagt?“, fragte sie aufgebracht.

Niemand bekannte sich zu diesen Worten, aber einige der Schaulustigen schauten zu einem untersetzten Mann mittleren Alters. Sein feistes Gesicht nahm einen arroganten Ausdruck an, als Andreas ihn nun ebenfalls ansah.

Die Notärztin sagte kein Wort, bis er den Blick senkte. „Hoffentlich kommen Sie nie in eine Situation, die Ihnen alles nimmt“, sagte sie leise. „Und wenn es Ihnen passiert, hoffe ich, dass Sie auf mitfühlendere Menschen treffen.“

Jetzt wirkte er beschämt. Er murmelte etwas, drehte sich um und ging.

Andrea Bergen konnte für den Toten nichts mehr tun. Sie durfte ihn nicht mehr im Rettungswagen transportieren und musste ihn auf der Straße liegen lassen, bis ein Leichenwagen ihn abholte. Doch um ihn vor weiteren neugierigen Blicken zu schützen, deckte sie ihn mit einer Rettungsdecke zu und blieb bei ihm, bis er abgeholt wurde.

***

Christian Beitz grinste, als Kathrin Deckert ihren weißen Kittel mit einer lasziven Bewegung über die Schulter streifte und einfach zu Boden fallen ließ. Darunter trug sie nur einen Hauch von BH und einen String. Die weiße Farbe ihrer Dessous wirkte in ihrer Unschuld besonders aufreizend.

Er lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, als sie langsam näher kam. Sie umrundete seinen Schreibtisch und beugte sich über ihn. Dabei stützte sie sich mit den Händen auf den Armlehnen seines Stuhls ab. Ihre Lippen strichen sanft über seine Schläfen. Der Duft ihres teuren Parfüms umschmeichelte ihn.

Als ihr Mund auf seinen traf, umfasste er ihre Hüfte, doch als er Kathrin auf seinen Schoß ziehen wollte, entzog sie sich ihm. Sie ging zurück zu ihrem Kittel und hob ihn auf. „Ich nehme an, deine Frau wartet auf dich“, sagte sie mit einem maliziösen Lächeln. „Ich will dich nicht unnötig aufhalten.“

„Laura ist heute Abend nicht zu Hause.“ Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter. „Ich habe Zeit.“

„Aber ich nicht. Ich habe heute Abend noch einen Patiententest.“

„Du bist also nur gekommen, um mich ein wenig anzuheizen?“, fragte er amüsiert. Kathrin liebte solche Spielchen.

Sie drehte sich nicht mehr um, hob nur die winkende Hand und verließ sein Büro.

Das Lächeln auf seinem Gesicht schwand, als er auf die Tür schaute, die Kathrin hinter sich geschlossen hatte. Diese Frau war anstrengend, aber er schätzte ihre Loyalität und den Sex mit ihr. Mit Kathrin konnte er das Projekt verwirklichen, das ihm wirklich wichtig war. Dabei ging es ihm nicht einmal um die Millionen, die er zweifellos nach erfolgreichem Abschluss verdienen würde.

Christian wollte mehr Ansehen für Beitz Pharmaceutical Industries. Sein Vater war mit der Herstellung von Generika zufrieden gewesen, aber Christian wollte mehr für den Pharmakonzern erreichen. Er strebte eigene Patente an, und der Anfang sollte ein wirksames Rheumamittel sein. Allerdings hatten sich in den Tierversuchen problematische Auffälligkeiten gezeigt, und deshalb wurde die Zulassung für Tests an Menschen noch nicht erteilt.

Seine Miene wurde hart. Es lag ausschließlich an Robert, dass sich die Produktion des Rheumamittels verzögerte!

Als es an der Tür klopfte, trat nach Christians Aufforderung genau der Mann in sein Büro, an den er gerade gedacht hatte: Dr. Robert Bergmann. Die beiden Männer kannten sich bereits seit ihrem gemeinsamen Studium.

Christian wusste, dass sein Vater Robert und dessen moralische Ansichten, die mit seinen eigenen übereinstimmten, sehr geschätzt hatte. Manchmal hatte Christian sich sogar des Eindrucks nicht erwehren können, dass sein Vater es sogar bedauerte, dass nicht Robert sein Sohn war.

Und dann war er plötzlich und unerwartet gestorben. Da Christians Mutter zu dieser Zeit auch nicht mehr gelebt hatte und er keine Geschwister hatte, war er der einzige Erbe gewesen. Der Pharmakonzern ging an ihn.

Allerdings hatte sein Vater es anders geplant. In den Unterlagen fand Christian Hinweise darauf, dass sein Vater sein Testament hatte ändern und Robert als Miterben hatte einsetzen wollen, um so zu verhindern, dass Christian alleine Entscheidungen treffen konnte.

„Wir haben ein Problem im Labor“, kam Robert gleich zur Sache. „Warum hast du Kathrin aus meinem Team abgezogen?“

Christian runzelte ärgerlich die Stirn. „Als Inhaber des Unternehmens bin ich dir keine Rechenschaft schuldig.“

„Nein, das bist du nicht. Aber du bist verantwortlich für die Probleme, die uns durch deine Entscheidungen entstehen. Wir können ohne Katrin die Termine der mikrobiologischen Testverfahren nicht einhalten.“ Robert warf die Mappe, die er in einer Hand hielt, auf Christians Schreibtisch. „Kümmer dich bitte darum, wenn du die Ergebnisse pünktlich haben willst.“ Er nickte knapp und verließ das Büro wieder, ohne Christians Antwort abzuwarten.

Eine Welle des Hasses schoss in ihm auf. Christian schloss sekundenlang die Augen und fragte sich, wie Robert es immer wieder schaffte, dass er, Christian, sich ihm unterlegen fühlte. Mir gehört der Konzern, sagte er sich selbst. Ich bin sein Vorgesetzter. Ich könnte ihn einfach feuern …

Christian öffnete die Augen wieder. Nein, das kann ich nicht, korrigierte er sich. Robert war als Laborleiter unersetzbar – jedenfalls im Moment. Er atmete tief durch, dann verzogen sich seine Lippen zu einem hässlichen Lachen. Es gab einen Punkt, in dem er sich überlegen fühlte: Er war mit der Frau verheiratet, die Robert liebte und begehrte. Und auch wenn Robert sich nie etwas anmerken ließ, so war das doch sicher ein Stachel, der tief und schmerzhaft in seinem Herzen saß.

***

„Henning Plaß, Kripo.“ Der untersetzte Mann mit der Halbglatze präsentierte Andrea Bergen seinen Ausweis. „Haben Sie einen Moment Zeit?“

Die Notärztin war überrascht. Sie wies auf einen der beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch und wartete, bis der Kriminalbeamte Platz genommen hatte, bevor sie sich selbst setzte. „Ich habe Zeit bis zum nächsten Notruf. Worum geht es?“

„Um Ihren Einsatz heute Morgen. Den Obdachlosen.“

„Der Mann ist an akutem Herzversagen gestorben“, sagte Andrea beunruhigt. Hatte sie etwas übersehen?

„Sie haben keinen vorläufigen Totenschein ausgestellt“, sagte Kommissar Plaß.

„Weil es für mich keinen Zweifel an der Diagnose gab. Der Mann lebte noch, als ich mit meinem Team eintraf. Alle Symptome wiesen auf einen Herzinfarkt, den er leider nicht überlebte. Der Mann befand sich in einem schlechten Allgemeinzustand und schien regelmäßig Alkohol zu konsumieren. Sein Ernährungszustand hingegen schien nicht so gut gewesen zu sein.“

„Sie haben also keine Zweifel an der Todesursache?“

„Zweifeln Sie an meiner Diagnose?“, antwortete Andrea mit einer Gegenfrage.

„Nein“, erwiderte der Kommissar zögernd. „Ich weiß es nicht“, schränkte er gleich darauf ein. „Ist Ihnen etwas an dem Mann aufgefallen?“

Andrea überlegte kurz, bevor sie den Kopf schüttelte. „Nichts, außer seiner schlechten körperlichen Verfassung. Aber das ist oft so bei den Menschen, die auf der Straße leben.“ Fragend schaute sie den Kripobeamten an. „Wieso ermitteln Sie in diesem Todesfall?“

„Hubert Kranz, so hieß der Tote, hatte fast zweitausend Euro bei sich.“ Kommissar Plaß lächelte knapp, als Andrea einen erstaunten Laut von sich gab.

„Das ist in der Tat sehr ungewöhnlich“, stellte sie fest. „Glauben Sie, dass der Tod des Mannes mit dieser Geldsumme in Verbindung steht?“

„Ich weiß es nicht.“ Der Kommissar zuckte hilflos mit den Schultern. „Im Moment habe ich nicht mehr als einen toten Obdachlosen mit sehr viel Bargeld in der Tasche. Und ein komisches Gefühl.“ Kommissar Plaß erhob sich. „Danke für die Informationen.“

Andrea stand ebenfalls auf. „Die Ihnen aber nicht wirklich weiterhelfen. Was unternehmen Sie jetzt?“

„Ich habe den Mann in die Gerichtsmedizin bringen lassen. Nun warte ich auf die Antwort des Gerichtmediziners.“

„Es wäre nett, wenn Sie mich danach ebenfalls informieren“, bat Andrea. „Ich wüsste gerne, ob ich etwas übersehen habe.“

Der Kommissar versprach es mit einem knappen Lächeln und verabschiedete sich.

Nachdem er ihr Büro verlassen hatte, setzte Andrea sich wieder hinter den Schreibtisch. Lange dachte sie nach und ließ den Einsatz des Vormittags in ihren Gedanken noch einmal Revue passieren. Sie war nach wie vor sicher, dass sie nichts übersehen hatte. Es hatte sich um einen Herzinfarkt gehandelt, der leider tödlich geendet hatte. Aber trotz dieser Sicherheit blieb nun auch in ihr ein winziger Rest des Zweifels, und sie war gespannt auf das Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchung.

***

Martina Wies steuerte den Wagen durch die Dunkelheit. Fabian saß neben ihr auf dem Beifahrersitz und schnarchte leise. Wenn sie in den Rückspiegel schaute, konnte sie die Gesichter der schlafenden Kinder sehen. Der achtjährige Linus und seine zwei Jahre ältere Schwester Jana. Beide waren angeschnallt, ihre Oberkörper waren jedoch so weit zur Mitte gerutscht, dass sich ihre Köpfe berührten. Ein Bild voller Eintracht, obwohl sie vor nicht einmal einer Stunde noch heftig gestritten hatten.

Sie lächelte, weil ihr in diesem Moment wieder einmal bewusst wurde, wie glücklich sie war. Ihr Mann Fabian und sie liebten einander, ihre Kinder waren gesund. Hinter ihnen lagen zwei wundervolle Wochen an der Costa Brava und vor ihnen das Abenteuer eines Umzugs – eines Umzugs in ihr eigenes Haus.

Martina war eigentlich der Meinung gewesen, dass sie sich einen Urlaub wegen des Hauskaufs nicht leisten konnten, doch da hatte sich Dietmar, ein Kollege Fabians, ein Bein gebrochen. Dietmar hatte das Ferienhaus in Spanien bereits gebucht und konnte es so kurzfristig nicht mehr stornieren. Deshalb bot er es Fabian zu äußerst günstigen Konditionen an, und der griff sofort zu.

Zuerst war Martina nicht begeistert gewesen. Es gab noch so viel auf der Baustelle zu tun. Und auch wenn das Ferienhaus äußerst erschwinglich war, so mussten sie doch jeden Cent sparen.

Fabian hatte sie einfach in den Arm genommen und ihre Bedenken weggeküsst. „Wir können nicht immer nur arbeiten und sparen“, hatte er ausgerufen. „Ich will das Leben mit dir genießen.“

„Aber das Geld …“

„Dietmar verlangt doch kaum etwas dafür“, war Fabian ihr ins Wort gefallen. Dann gab er mit einem zerknirschten Lächeln zu: „Eigentlich wollte er keinen Cent. Er meinte, er bekäme sowieso nichts von der Vorauszahlung zurück und müsse auch noch den Rest bezahlen, weil er vergessen hatte, eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen. Ich habe dann von mir aus angeboten, dass wir wenigstens die restlichen dreißig Prozent für den Urlaub übernehmen.“

Martina hatte tief Luft geholt, doch Fabian war noch nicht fertig gewesen. „Ich habe es genau ausgerechnet“, hatte er weiter versucht, sie zu überreden. „Wir fahren mit dem Auto und sparen uns so die Flugkosten und einen Mietwagen in Spanien. Außerdem meiden wir die Autobahnen und müssen keine Mautgebühren zahlen.“

Sie war immer noch unschlüssig. „Aber das Benzin. Und im Urlaub gibt man doch sowieso immer mehr Geld aus, als man sich vornimmt.“

Inzwischen waren die Kinder dazugekommen. Als sie hörten, worum es ging, versuchten sie ebenfalls, Martina umzustimmen.

„Ich will ans Meer“, hatte Jana ausgerufen und begeistert in die Hände geklatscht.

„Ich auch!“ Linus war nur selten einer Meinung mit seiner Schwester, aber diesmal grinsten die beiden sich an und schlugen die Handflächen gegeneinander.

„Wir hatten noch nie richtig Urlaub“, beschwerte sich Jana gleich darauf bei ihrer Mutter.

„Wir waren mit dir schon in Italien“, stellte Martina richtig. „Und streng genommen war Linus damals auch schon dabei.“

„In deinem Bauch.“ Jana grinste. „Und ich war da noch ein Baby.“

„Du warst damals schon fast zwei Jahre alt.“

„Aber ich kann mich nicht daran erinnern, also zählt das nicht“, behauptete Jana.

Letztendlich hatte Martina sich überreden lassen und es nicht bereut. Die Anreise auf den Landstraßen war zwar anstrengend gewesen, aber dafür entschädigte sie ihr Urlaubsdomizil.

Das Ferienhaus bot alle Annehmlichkeiten, die sie sich vorstellen konnten. Einen eigenen Pool, Meerblick und eine zauberhafte Terrasse, auf der Martina abends lange mit Fabian saß. Eng umschlungen lauschten sie dem Rauschen der Wellen, tranken Rotwein und hielten sich für die glücklichsten Menschen der Welt.

Und jetzt waren sie auf der Heimfahrt. Martina hatte Fabian vor ein paar Stunden abgelöst, nachdem sie selbst auf dem Beifahrersitz geschlafen hatte. Ihre Prophezeiung, dass sie im Urlaub mehr Geld als geplant ausgeben würden, hatte sich erfüllt. Deshalb waren sie sich einig gewesen, dass sie keine Zwischenübernachtung einlegen, sondern sich auf der Rückfahrt am Steuer abwechseln wollten.

Es war nicht mehr weit, bis sie endlich zu Hause waren. Martina freute sich auf das Gesicht ihres Mannes, wenn sie ihn gleich aufweckte und ihm dann sagen konnte, dass er nicht mehr fahren musste. Wenn sie Glück hatte, fand sie einen Parkplatz direkt vor dem Mehrfamilienhaus, in dem sie ihre Wohnung hatten.

Sie hatte die Autobahn bereits verlassen und steuerte langsam auf die Kreuzung zu. Als die Ampel auf Grün umschlug, trat sie das Gaspedal ein wenig tiefer durch. Sie war mitten auf der Kreuzung, als von rechts ein heller Lichtstrahl ins Auto fiel. Etwas kam auf sie zugeschossen!

Aber die Ampel war doch grün, waren Martinas letzte Gedanken, bevor der Aufprall erfolgte. Dumpf und schwer bohrte sich der Lkw in die Beifahrerseite, schob sie ein ganzes Stück über die Kreuzung, und dann wusste Martina nichts mehr …

Mit einem Aufschrei fuhr sie hoch.

„Was ist denn?“, brummte jemand neben ihr, aber sie reagierte nicht sofort darauf. Ihr Herz schlug heftig, ihr Gesicht war schweißnass.

Sie schaute auf, als Kuno sich neben ihr aus seiner alten, stinkenden Decke rollte. Er setzte sich auf und griff nach ihrer Hand. „Wieder dieser Albtraum?“

„Der größte Albtraum ist das Erwachen.“ Martinas Augen füllten sich mit Tränen.

„Mädchen, du musst endlich mit dieser Sache abschließen.“

„Das kann ich nicht“, flüsterte Martina. Zwei Jahre waren inzwischen seit dieser verhängnisvollen Nacht vergangen. Martina hatte bei diesem schrecklichen Unfall alles verloren, was ihr Leben ausgemacht hatte. Fabian und die Kinder hatten den Unfall nicht überlebt. Immer wieder haderte Martina mit dem Schicksal, weil es sie hatte überleben lassen.