Notärztin Andrea Bergen 1406 - Daniela Sandow - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1406 E-Book

Daniela Sandow

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Beschreibung

Bangen Herzens sucht Tom den Blick seines besten Freundes Dr. Ben Chapman. Doch als der Onkologe die Röntgenbilder studiert hat, sagt Tom der betroffene Ausdruck in Bens Gesicht alles - und eine Welt bricht für ihn zusammen! Der Krebs, den er beinahe fünf Jahre für besiegt hielt, ist zurück und bedroht ihn wieder - ihn und seine Liebe zu der schönen Rebecca, die doch gerade erst begonnen hatte und die Tom so glücklich gemacht hat. Aber einen todkranken Mann will und kann Tom ihr nicht zumuten, dafür liebt er sie zu sehr ...
Ben Chapman, der die Chemotherapie in seinem Therapiezentrum selbst durchführen will, bestärkt Tom in dem Entschluss, sich von Rebecca zu trennen, und schürt Toms Angst vor der Zeit, die ihm bevorsteht. Dass Ben, sein bester Freund seit Kindertagen, ein perfides Spiel mit ihm treibt, kann Tom nicht ahnen. Erst Notärztin Andrea Bergen kommt dieser schreckliche Verdacht, doch da scheint es schon zu spät zu sein ...

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Seitenzahl: 125

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Inhalt

Cover

Impressum

Unter Männern

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Syda Productions / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9713-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Unter Männern

Liebste Rebecca,

der Krebs ist zurückgekehrt. Er zerstört mein Leben – und all das, was uns verbindet. Ich will nicht zulassen, dass du an meiner Seite durch diese Hölle gehst. Dafür liebe ich dich zu sehr. Und deshalb bitte ich dich, mir meinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen: Vergiss mich und werde mit einem anderen glücklich …

Diese bewegenden Zeilen hat Tom Benecke seiner Freundin geschrieben – und die junge Frau damit in die totale Verzweiflung gestürzt. Sie will und kann Tom nicht aufgeben, denn er ist die Liebe ihres Lebens! Doch Tom hat sich in die Obhut seines besten Freundes Ben Chapman gegeben, der in der Stadt eine Praxis für Krebspatienten führt. Und er reagiert nicht mehr auf Rebeccas Anrufe und Nachrichten. Nur eine Sache macht mich stutzig: Warum sucht Dr. Chapman die wohlhabende Rebecca ständig in ihrer Villa auf? Wirklich nur, um sie zu trösten und ihr beizustehen? Ich traue dem Kollegen nicht über den Weg! Spielt er ein falsches Spiel?

Tom Benecke strich den vergangenen Tag durch. So wie er alle vergangenen Tage des Jahres durchgestrichen hatte. Nur für diesen Zweck hatte er Anfang des Jahres den großen Wandkalender gekauft.

Er atmete tief durch. Genau heute in vier Monaten war der Fünf-Jahres-Zeitraum verstrichen, ab dem er als geheilt galt. Wahrscheinlich würde sich die Anspannung in ihm erst dann vollständig lösen, wenn die fünf Jahre vorüber waren und er seine Abschlussuntersuchung hinter sich gebracht hatte.

„Du hast es geschafft!“ Mark Vossen trat neben ihn und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Noch nicht!“ Tom wies auf den Kalender, doch Mark winkte ab.

„Die wenigen Wochen stehen wir doch problemlos durch.“

Tom registrierte das Wort „wir“, und er wusste, dass sein Freund es genau so meinte. Während sich seine damalige Lebensgefährtin Angela bereits kurz nach der Diagnose von ihm getrennt hatte, war Mark immer an seiner Seite gewesen.

Tom und Mark hatten zusammen Gartenbauarchitektur studiert und inzwischen ein Unternehmen gegründet. Sie erstellten Planungen für Parks und Gartenanlagen, die von ihren Mitarbeitern ausgeführt wurden.

Doch dann erkrankte Tom an Morbus Hodgkin.

„Stadium II“, hatte ihm Ben damals mit sorgenvoller Miene mitgeteilt. Ebenso wie Mark war auch Ben ein sehr guter Freund von Tom. Ihn kannte er bereits seit Kindertagen.

Tom konnte damit nichts anfangen. Er hatte keine Schmerzen, litt allerdings an einem Müdigkeitssyndrom und hatte fühlbar vergrößerte Lymphknoten. Damals war er davon ausgegangen, dass er eine vorausgegangene Erkältung verschleppt hatte.

„Morbus Hodgkin, Stadium II, das bedeutet den Befall von zwei oder mehreren Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells“, hatte Ben ihm erklärt und sofort alles Erforderliche in die Wege geleitet, damit die notwendige Behandlung durchgeführt werden konnte.

Ben war Onkologe und damit genau der Spezialist, den Tom gebraucht hatte. Er vertraute Ben vollkommen, ebenso wie er Mark vertraute.

Leider mochten sich seine besten Freunde überhaupt nicht. Ben war Mark zu großspurig, während der Onkologe Mark umgekehrt für einen Spinner hielt, weil er sich vehement für den Umweltschutz einsetzte. Während Toms Krankheit hatten sie sich zusammengerissen und sich ihre gegenseitige Abneigung nicht zu sehr anmerken lassen.

„In drei Wochen habe ich noch einmal eine Untersuchung bei Ben, dann nur noch die Abschlussuntersuchung.“ Er bemerkte selbst, dass in seiner Stimme Angst mitschwang.

Völlig unnötig, versuchte er sich selbst einzureden. Er fühlte sich blendend, nicht so wie vor fünf Jahren, als er immer das Gefühl gehabt hatte, den Anforderungen an den ganz normalen Alltag nicht mehr gerecht zu werden. Weil ihm einfach die Kraft dazu gefehlt hatte.

„Alles wird gut.“ Mark lächelte ihn beruhigend an.

„Ja, das sagt Ben auch immer.“ Tom bemerkte, dass kurz ein Schatten über das Gesicht seines Freundes zog, als er Bens Namen erwähnte. „Er ist wirklich in Ordnung“, versicherte er nicht zum ersten Mal. „Schade, dass du ihm nicht die Gelegenheit gibst, dir das auch zu beweisen.“

„Ich hoffe, er beweist dir nicht irgendwann das Gegenteil“, erwiderte Mark ernst. Gleich darauf schüttelte er den Kopf und lächelte, als wollte er seine Worte damit entschärfen. „Ich respektiere deine Freundschaft zu ihm“, sagte er. „Aber du solltest mit den Versuchen aufhören, auch aus ihm und mir beste Freunde zu machen. Manchmal stimmt die Chemie zwischen zwei Menschen einfach nicht, und bei Ben und mir ist das eindeutig so.“

„Schade.“ Tom zuckte mit den Schultern. „Dann muss ich das wohl so akzeptieren.“

Mark grinste. „Schön wäre es, aber ich bezweifle ernsthaft, dass du das kannst.“

***

Notärztin Andrea Bergen klopfte an die Tür des Krankenzimmers und trat ein.

„Hallo, Frau Dr. Bergen.“ Rebecca Weiß kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Auf dem Bett stand eine gepackte Reisetasche.

Andrea erwiderte den Händedruck. „Ich wollte mich von Ihrem Vater verabschieden.“

„Dr. Keller wollte vorsorglich noch eine Ultraschalluntersuchung vornehmen. Papa ist aber schon eine ganze Weile weg. Ich hoffe, er kommt gleich zurück.“

„Ihr Vater hat mir erzählt, dass Sie ganz aus Hamburg zurückgekommen sind.“

Rebecca Weiß nickte zustimmend. Ihr hübsches Gesicht wirkte bedrückt. „Ich glaube, Papa freut sich darüber. Er sagt es zwar nicht, sondern betont immer wieder, ich soll mein eigenes Leben leben, aber ich habe es in Hamburg einfach nicht mehr ausgehalten. Im Notfall will ich schnell bei ihm sein.“

Andrea lächelte mitfühlend. „Ich hätte an Ihrer Stelle nicht anders gehandelt. Und ich weiß, dass Ihr Vater sich über Ihre Entscheidung freut. Er hat es mir gesagt, und gleichzeitig hat er zugegeben, dass er ein schlechtes Gewissen hat, weil er findet, dass Sie ein Recht auf Ihr eigenes Leben haben.“

„Ich habe wenigstens noch ein Leben“, flüsterte Rebecca. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel und rollte über ihre Wange.

Andrea schwieg bedrückt. Es gab nichts, was sie sagen konnte, um Rebecca zu trösten. Sie alle wussten, dass Ulrich Weiß’ Zeit nur noch sehr begrenzt war. Sein Pankreaskrebs hatte inzwischen in Leber und Knochen gestreut. Es war nur noch eine palliative Behandlung möglich, die darin bestand, den Patienten möglichst schmerzfrei zu halten.

Immer wieder kam es vor, dass einer der Tumoren einen der Gallengänge blockierte. Mehrfach war Ulrich Weiß deshalb schon als Notfall ins Elisabeth-Krankenhaus eingeliefert worden.

„Ich wünschte, Papa könnte sich auch ambulant hier behandeln lassen. Er hat großes Vertrauen zu Frau Dr. Keller.“ Jetzt lächelte die junge Frau. „Und von Ihnen schwärmt er geradezu.“

Andrea musste lachen. „Ihr Vater ist sehr charmant. Und unglaublich tapfer. Wenn er schmerzfrei ist, lässt er sich nichts anmerken. Niemand würde auf die Idee kommen, dass er unheilbar krank ist.“

„Ich frage mich oft, wie es wirklich in ihm aussieht.“ Rebecca zuckte mit den Schultern. „Er will nicht darüber reden.“

„Dann sollten Sie das akzeptieren“, erwiderte Andrea ernst.

„Das mache ich auch. Aber oft denke ich mir, dass er vielleicht jemanden zum Reden braucht und nur deshalb nichts sagt, weil er mich schonen will.“

„Das mag durchaus eine Rolle spielen“, gab Andrea zu. „Doch es ist nicht so, dass Ihr Vater niemanden zum Reden hat. Wir alle hier sind immer für ihn da.“ Ganz besonders sie selbst und die Oberärztin der Inneren, Dr. Lore Keller. Mit ihr war Andrea Bergen auch privat befreundet.

„Deshalb wünschte ich ja, Sie könnten ihn weiterhin ambulant behandeln.“

„Ihr Vater ist doch bei Dr. Chapman in Behandlung. Bisher hatte ich den Eindruck, dass er mit ihm sehr zufrieden ist.“

„Ja, das stimmt.“ Rebecca lächelte. „Ich habe keinen Grund für irgendwelche Vorbehalte. Es liegt wahrscheinlich einfach daran, dass ich Sie und Dr. Keller sehr mag. Wäre ich in der Situation meines Vaters, würde ich auch am liebsten Ärztinnen wie Sie um mich haben. Diesen Dr. Chapman kenne ich nicht.“

„Ich kenne ihn selbst nur flüchtig“, erwiderte Andrea. „Aber er hat als Onkologe einen ausgezeichneten Ruf. Ich bin sicher, dass Ihr Vater auch bei ihm gut aufgehoben ist.“

„Ich hoffe, es geht Papa in den nächsten Tagen gut.“ Rebecca runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich muss noch einmal nach Hamburg, um alles für meinen Umzug zu regeln. Außerdem muss ich dringend einen Reiterhof finden, auf dem ich mein Pferd unterstellen kann.“

„Reiterhof Burkhardt“, schlug Andrea spontan vor. „Meine Tochter nimmt da Reitunterricht. Doch ich weiß nicht, ob da noch Boxen vermietet werden.“

„Ich versuche es. Vielen Dank für den Tipp.“ Rebecca gab den Namen in ihr Handy ein.

Kurz darauf kam Ulrich Weiß zurück. „Meine Lieblingsärztin“, freute er sich, als er Andrea Bergen erblickte. Er war blass; dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, doch er strahlte, als wäre alles in bester Ordnung.

Andrea bedauerte, dass sie sich nun ziemlich hastig von dem Patienten verabschieden musste, weil sich der Pager in ihrer Tasche meldete und sie zu einem Einsatz rief. Gleichzeitig wusste sie aber, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie Ulrich Weiß wiedersehen würde.

„Alles Gute, Herr Weiß!“, wünschte sie ihm, dann eilte sie aus dem Zimmer.

***

Wie zufällig berührte Ben Chapman die Hand seiner Sprechstundenhilfe, als sie ihm den Ausdruck der Rezepte für den neuen Patienten vorlegte. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Viola diese Berührung mit einem Lächeln quittierte.

Er vermied jeden Blickkontakt, seine Miene veränderte sich nicht. Er unterschrieb die Rezepte und reichte sie über den Schreibtisch hinweg dem Patienten. „Das hilf gegen die Übelkeit nach der Chemotherapie“, versicherte er dem Mann.

Der war nicht überzeugt. „Vielleicht sollte ich doch besser ins Krankenhaus gehen“, überlegte er laut.

Bildet er sich wirklich ein, dass ihm die Chemotherapie im Krankenhaus besser bekommt?, schoss es Ben durch den Kopf. Er ließ sich seinen Ärger jedoch nicht anmerken. „Es ist Ihre Entscheidung, Herr Lieck“, erwiderte er. „Ich stelle Ihnen gerne eine Überweisung aus.“

Martin Lieck dachte ein paar Sekunden über diesen Vorschlag nach, dann winkte er ab. „Ach was, ich komme doch lieber zu Ihnen. Hier muss ich immer nur ein paar Stunden bleiben, im Krankenhaus mindestens vierundzwanzig Stunden.“

Ben fragte sich, woher Martin Lieck diese Fehlinformation hatte. Auch im Elisabeth-Krankenhaus und im Städtischen Klinikum gab es die Möglichkeit für Krebspatienten, die Chemotherapie ambulant durchzuführen. Jedenfalls bei dem Mittel, dass Martin Lieck bekam.

Freilich wurden andere Patienten dafür manchmal sogar mehrere Tage im Krankenhaus aufgenommen; das war von Fall zu Fall verschieden.

Ben hatte keine Lust, sich darüber mit dem Mann auszutauschen. Seit er die Tagesklinik eröffnet hatte, war er froh über jeden Patienten, der sich bei ihm behandeln ließ. Es war ein anstrengendes, aber auch sehr lukratives Geschäft, und Ben benötigte dringend Geld!

„Ich fühle mich ja eigentlich auch gut bei Ihnen aufgehoben“, fuhr Manfred Lieck fort. „Wenn nur die verdammte Übelkeit nicht wäre! Ich habe gelesen, dass es inzwischen Chemotherapien gibt, die keine Übelkeit und auch keinen Haarausfall verursachen.“ Er strich sich über den kahlen Schädel.

„Ja, es gibt verbesserte Mittel“, bestätigte Ben, „doch nicht für Ihren Fall. Da müssen wir noch auf die herkömmlichen Präparate zurückgreifen. Es tut mir leid.“ Die letzten Worte waren schlicht und ergreifend gelogen. Ben besaß nicht die Empathie, um Mitgefühl für seine Patienten aufzubringen. Er verstand es lediglich sehr gut, diesen Umstand zu verbergen.

„Ist schon gut, Herr Doktor, Sie können ja nichts dafür.“ Martin Lieck erhob sich schwerfällig. Er verabschiedete sich und schlurfte aus dem Behandlungszimmer.

„Idiot!“, brummte Ben, nachdem der Mann die Praxistür hinter sich geschlossen hatte.

„Spinnst du?“, fuhr Viola ihn an. „Herr Lieck ist ein äußerst bemitleidenswerter Mensch. Außerdem ist er ein sehr netter und geduldiger Patient.“

„Reg dich nicht auf“, knurrte Ben. „Und gewöhne dir gefälligst ab, mich in der Praxis zu duzen.“

„Wir sind allein.“ Viola zog ärgerlich die Brauen zusammen. „Ich achte schon darauf, dass niemand etwas von uns bemerkt. Obwohl ich es allmählich satthabe, mit dir eine heimliche Affäre zu führen. Ich verstehe auch den Sinn nicht. Wir sind beide ungebunden. Warum fällt es dir so schwer, offen zu mir zu stehen?“

„Du kennst den Grund“, erwiderte Ben ungeduldig. „Ich habe keine Lust, das Thema immer wieder durchzukauen.“

„Lange mache ich das nicht mehr mit“, stieß Viola hervor.

Auch diese Drohung kannte er zur Genüge. Ben war davon überzeugt, dass sie sich niemals von ihm trennen würde. Gleichzeitig war ihm klar, dass er sie bei Laune halten musste. Sie wusste zu viel von ihm. Sie kannte die gefälschten Abrechnungen an die Krankenkassen, und obwohl es ihr nicht gefiel, würde sie ihn niemals verraten.

Ben war sich aber nicht sicher, wie sie reagierte, wenn er ihr den Laufpass gab. Deshalb zwang er sich jetzt zu einem Lächeln. Er stand auf und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Ich will nicht, dass es Eifersüchteleien in der Praxis gibt“, benutzte er auch diesmal wieder seine Standardausrede. „Wenn die Kolleginnen wüssten, dass ich dich liebe, gäbe das nur Probleme.“

Ein zaghaftes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, so wie Ben es erwartet hatte. Er liebte Viola nicht, doch er wusste, dass er sie mit diesen Zauberworten immer wieder beschwichtigen konnte. Zärtlich küsste er sie auf den Mund, aber als sie sich an ihn schmiegte und die Arme um seinen Hals legen wollte, wehrte er sie ab. „Es könnte jemand reinkommen“, sagte er.

Sie seufzte tief auf.

„Holst du bitte den nächsten Patienten?“, bat er, bevor sie erneut ihrer Unzufriedenheit Luft machte.

Viola nickte und ging wortlos zur Tür, die kurz darauf von außen aufgestoßen wurde. Erschrocken zuckte Ben zusammen. Das war kein Patient, den Viola vergeblich aufzuhalten versuchte.

„Tut mir leid“, sagte sie zu Ben. „Ich habe keine Ahnung, wer das ist. Der Herr weigert sich, seinen Namen zu nennen. Er sagt, du kennst ihn.“

Ja, Ben kannte ihn, und dieser Mann war der letzte Mensch, den er sehen wollte.

„Du kannst gehen, Mädchen“, sagte der Besucher grob zu Viola. „Ben und ich haben etwas zu klären.“

Viola schaute Ben fragend an. Erst als der nickte, zog sie sich zurück.

Langsam kam der Mann auf den Schreibtisch zu. In seinen Augen lag ein gefährlicher Glanz, als er auf der anderen Seite des Tisches Platz nahm. Er ließ Ben nicht aus den Augen, sprach jedoch kein Wort.

„Ich habe das Geld noch nicht“, sagte Ben schließlich. „Aber du bekommst es zurück.“

„Wann?“

„Bald“, behauptete Ben, obwohl er keine Ahnung hatte, ob das stimmte. „Mach dir keine Sorgen, ich bekomme das Geld.“

Erik Kaschnitz beugte sich ein wenig vor und griff nach dem Brieföffner, der auf dem Schreibtisch lag. Er hielt ihn in der rechte Hand und drückte den Zeigefinder der linken Hand vorsichtig gegen die Spitze. „Ich mache mir keine Sorgen“, sagte er. „Aber du solltest dir Sorgen machen, wenn du nicht Wort hältst.“

Ben überlegte angestrengt, wie weit er sein überzogenes Konto noch belasten konnte. „Komm heute Abend zu mir, dann gebe ich dir eine Anzahlung von zweitausend Euro“, versprach er. Er grinste. „Als vertrauensbildende Maßnahme sozusagen.“

Erik ließ sich Zeit mit der Antwort. Dann legte er den Brieföffner zurück und erhob sich. „Zwanzig Uhr“, sagte er. „Ich bin pünktlich da.“