Notärztin Andrea Bergen 1407 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1407 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Als Dr. Andrea Bergen mit ihren Sanitätern die Unfallstelle erreicht, bietet sich ihr ein Bild des Schreckens: Eine junge Frau ist offenbar mit voller Wucht mit ihrem Wagen gegen die Friedhofsmauer geprallt! Die Feuerwehr kann sie nur bewusstlos bergen - bewusstlos, aber völlig unverletzt. Doch wenig später kommt die Patientin zu sich: verwirrt und offenbar ohne jede Erinnerung! Sie kennt nicht einmal ihren Namen!
Dr. Bergen und ihre Kollegen im Elisabeth-Krankenhaus stehen vor einem Rätsel. Wie kann ein so schwerer Unfall ohne Folgen geblieben sein? Und wieso kehrt auch nach Tagen die Erinnerung der Patientin nicht zurück?
Immer wieder murmelt die rätselhafte Frau einen einzigen Namen: Elmar Schreiber! Dr. Schreiber ist seit Kurzem Internist am Elisabeth-Krankenhaus - und sein Schicksal ist auf geheimnisvolle, unausweichliche Weise mit dem der Fremden verbunden ...

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Seitenzahl: 132

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Inhalt

Cover

Impressum

Bloß ein mieser Trick

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Monkey Business Images / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9714-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Bloß ein mieser Trick

Was für ein rätselhafter Fall! Selbst nach eingehenden Untersuchungen konnten wir keinerlei Verletzungen bei der auffallend schönen Patientin feststellen, die ich kürzlich mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht habe. Aber woher rührte die tiefe Bewusstlosigkeit, in der sie lag, und – noch seltsamer – wieso kann sie sich an rein gar nichts mehr erinnern? Kann die Amnesie eine Folge des Schocks sein, den die junge Frau erlitten hat, als sie mit überhöhter Geschwindigkeit mit ihrem Wagen gegen eine Mauer fuhr?

Aber offenbar steht sie in irgendeiner Verbindung zu unserem neuen Internisten Dr. Elmar Schreiber, denn während ihrer Bewusstlosigkeit hat sie immer wieder flehentlich nach ihm gerufen. Sein Name ist das Einzige, das sie nicht vergessen hat.

Als ich Elmar davon erzählte, erschrak er bis ins Mark. Doch warum? Nun soll er sich Hals über Kopf von seiner Freundin Dana getrennt haben, die er mehr liebt als sein Leben …

„Guten Morgen, die Herren“, begrüßte Dr. Andrea Bergen ihre beiden Sanitäter, als sie den Bereitschaftsraum betrat.

„Guten Morgen, Chefin“, gab Ewald Miehlke zurück, der Rettungssanitäter im Team.

Jupp Diederichs, der Fahrer des Rettungswagens, gähnte erst einmal ausführlich, bevor er den Gruß der Notärztin mit einem lahmen „Morgen“ erwiderte.

Andrea Bergen warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Na, sehr ausgeschlafen scheinen Sie heute ja nicht zu sein, Jupp. Nehme an, das Fußballspiel im Fernsehen hat bis in die späte Nacht gedauert?“

„Nix Fußball. Hab mich mit einem alten Kollegen von der Feuerwehr getroffen.“ Der sympathische Familienvater grinste etwas schief. „Späte Nacht stimmt allerdings. Wir waren in Harrys Pilsbar, und da ist es tatsächlich etwas spät geworden. Sehr spät.“

„War doch sicher nett, mit einem früheren Kollegen zu plaudern“, meinte Notärztin Andrea Bergen verständnisvoll.

Jupp nickte. „Sie wissen ja, dass ich mit Bernd Herzog befreundet bin, dem Bruder von unserer Frau Herzog.“

„Oh, richtig.“ Dana Herzog arbeitete als Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin im Elisabeth-Krankenhaus. Andrea erinnerte sich daran, dass ihr Bruder bei der Feuerwehr war. Sie hatte ihn kurz kennengelernt, als er zu ihnen ins Krankenhaus gekommen war, um mit Dana essen zu gehen. Andrea musste lächeln, als sie an diese Begegnung dachte. Dana Herzog war eine zierliche junge Frau, ihr Bruder hingegen ein Bär von einem Mann. Die beiden, die ihre Eltern früh verloren hatten, standen sich sehr nahe.

Ewald Miehlke machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.

„Für Sie auch ein Tässchen, Frau Doktor?“

„Danke, im Moment nicht“, lehnte Andrea Bergen ab. „Ich gehe mal rüber in die Verwaltung und werde sehen, ob wir einen dieser neuen Defibrillatoren für den Rettungswagen genehmigt bekommen.“

„Dann viel Glück!“, wünschte Ewald ihr, während er Wasser in die Kaffeemaschine füllte.

„Unsere Frau Doktor hat beim Müller-Klein doch einen Stein im Brett“, meinte Jupp augenzwinkernd. „Bisher haben wir alles genehmigt bekommen, was sie beantragt hat.“

„Stimmt, er schwärmt für unsere Notärztin, das wissen wir nicht erst seit heute“, fügte Ewald mit einem gutmütigen Grinsen hinzu.

Andrea Bergen verzog belustigt den Mund. Wie oft war sie schon damit aufgezogen worden, dass sie sich im Bedarfsfall nur an Arno Müller-Klein, den Verwaltungsassistenten, zu wenden brauchte. Von ihm würde sie alles bekommen. Was nicht ganz stimmte, denn am Ende musste auch Verwaltungschef Philip Grossert seinen Segen dazu geben.

„Na, wir werden sehen, was ich erreichen kann“, sagte sie und verließ den Bereitschaftsraum.

Arno Müller-Klein strahlte über das ganze Gesicht, als die Notärztin wenig später die Verwaltung betrat. Sigrid Kühnle dagegen, Philipp Grosserts Vorzimmerdame, begrüßte sie mit einem säuerlichen Lächeln. Andrea konnte deutlich die Missbilligung dahinter sehen. Offenbar hatten sie den Defibrillator genehmigt bekommen, was der Kühnle nicht ganz zu passen schien. In Grosserts Abwesenheit spielte sie sich gern als Chefin auf.

„Ende der Woche haben Sie ihn, Frau Dr. Bergen“, ließ Arno die Notärztin wissen und reckte den Daumen in die Höhe.

„Super, Arno.“ Andrea schenkte ihm ein nettes Lächeln. Sie freute sich über die Neuigkeit, aber im Grunde hatte sie auch nichts anderes erwartet. Auf Arno Müller-Klein konnte sie sich verlassen. Und sie hatte auch nichts Unsinniges beantragt; die Anschaffung war durchaus gerechtfertigt. „Danke, dass Sie sich für uns eingesetzt haben.“

„War doch selbstverständlich, Frau Dr. Bergen“, winkte Arno bescheiden ab.

Andrea musste sich ein Lächeln verbeißen, als sie sah, wie Sigrid Kühne mit verkniffener Miene auf ihrer Computertastatur herumhackte. Anscheinend war sie gegen diese teure Neuanschaffung im Rettungswagen gewesen und konnte nun die Niederlage nicht verwinden.

„Ach, übrigens“, redete Arno weiter. „Das Elisabeth-Krankenhaus soll eine neue Webpräsenz bekommen.“

Andrea hob die Augenbrauen. „Schon wieder? Unsere Webseite ist doch noch gar nicht so alt.“

„Aber es fehlen wichtige Informationen. Außerdem wirkt sie unmodern. Die letzte Webdesign-Firma war nicht gerade auf Zack.“ Arno betrachtete sie nachdenklich. „Haben Sie nicht mal was davon gesagt, dass Sie einen guten Webdesigner kennen?“

Andrea runzelte die Stirn. „Nein, keine Ahnung. Sie müssen sich irren.“

„Oder war das Ihr Mann?“

Andreas Mann Werner war Kinderarzt und hatte seine Praxis in ihrer Villa in der Beethovenstraße, war aber auch Belegarzt auf der Kinderstation des Elisabeth-Krankenhauses.

Die Notärztin schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste. Werner hat selbst nur eine sehr schlichte Webseite mit den wichtigsten Informationen. Wie stellen Sie sich denn die neue Web-Präsenz vor? Einen umfangreichen, modernen Auftritt?“

„Genau. Die Leute erwarten das heutzutage einfach. Und man will ja auch mit den anderen Krankenhäusern mithalten können.“

Sigrid Kühnle, die gerade ein Telefongespräch beendet hatte, drehte sich zu ihnen um.

„Ist schon erledigt“, erklärte sie und wedelte mit ihrer ringgeschmückten Hand. „Wir haben eine tüchtige Webdesignerin gefunden, die nächste Woche zu einem Gespräch vorbeikommen und Fotos machen wird.“

„Na, das ist ja prima“, meinte Arno. „Dann wollen wir mal sehen, was die Dame kann.“

Andrea bedankte sich bei ihm noch einmal für seine Mühe und verabschiedete sich dann wieder.

Draußen vor den Fahrstühlen überlegte sie, ob sie zur Inneren Station hinauffahren und ihrer Freundin Lore Keller einen kurzen Besuch abstatten sollte oder ob sie sich erst auf der Chirurgie nach einem Patienten erkundigen sollte, den sie am Vortag nach einem Unfall eingeliefert hatte. Dann meldete sich unversehens ihr Pager und nahm ihr die Entscheidung ab. Sie musste zu einem neuen Einsatz ausrücken.

***

„Ich vermisse euch. Wir vermissen euch.“ Dana Herzog standen Tränen in den Augen, als sie das Bild ihrer Eltern, das auf dem Sideboard stand, mit Blumen schmückte und die Kerze davor anzündete.

Hinter sich hörte sie Schritte. Gleich darauf spürte sie die Arme ihres Bruders um ihre Schultern.

„Ja, wir vermissen euch, Mama und Papa“, sagte er zu dem glücklich lächelnden Paar auf dem Foto. Es war an ihrer Silberhochzeit aufgenommen worden. Zwei Wochen später waren sie tot gewesen, gestorben bei einem Seilbahnunglück in den Tiroler Alpen.

Dana schmiegte den Hinterkopf an die breite Brust ihres Bruders.

„Es könnte so schön sein, wenn sie noch am Leben wären“, sagte sie leise. „Dann würden sie jetzt mit uns frühstücken.“ Sie blickte hinüber zur Essecke, wo sie zum Todestag der Eltern eine Kerze auf den Tisch gestellt hatte. Sechs Jahre war es nun her, dass sie die schreckliche Nachricht von dem Unglück erhalten hatten. Nie würden sie diesen furchtbaren Tag vergessen.

„Das tun sie auch so.“ Bernd drückte Dana kurz an sich. „Komm, setzen wir uns zu ihnen.“

Dana wischte ihre Tränen weg und folgte ihrem Bruder zum Tisch. Auch sie empfand es oft so, als wären die Eltern noch bei ihnen. Dann glaubte sie deren Anwesenheit im Haus deutlich zu spüren.

Bernd goss den Kaffee, den er zubereitet hatte, in die Tassen und schob seiner Schwester Sahnekännchen und Zuckerdose hin. Er selbst trank ihn schwarz wie sein Vater früher.

„Danke.“ Dana lächelte ihm liebevoll zu. Bernd und sie hatten das Frühstück gemeinsam zubereitet, wie auch die meisten ihrer Mahlzeiten. Allerdings konnten sie diese ihrer unterschiedlichen Dienstzeiten wegen nicht immer gemeinsam einnehmen.

Bernd war nach dem Tod der Eltern wieder zurück ins Elternhaus gezogen. Dana hatte damals noch zu Hause gewohnt, während ihr Bruder sich nach Beendigung seiner Ausbildung zum Feuerwehrmann zusammen mit seiner damaligen Freundin eine eigene Wohnung genommen hatte. Inzwischen war er wieder Single und hatte nicht vor, dies in absehbarer Zeit zu ändern.

Während des Frühstücks würdigten die Geschwister ihre Eltern an ihrem Todestag und plauderten von früher, als sie noch eine glückliche Familie waren. Dann war es für beide an der Zeit, zum Dienst zu fahren. Dana hatte ihrem Bruder noch ein Vesperpaket gerichtet, und er bedankte sich dafür mit einem herzlichen Küsschen.

„Pass auf dich auf“, sagte sie zu ihm, als er als Erster das Haus verließ.

„Du auch, meine Kleine.“ Mit einem kurzen Winken ging Bernd aus der Haustür.

Dana musste lächeln. Bernd war zwei Jahre älter als sie, doch im Gegensatz zu ihr von beinahe hünenhafter Gestalt. Sie reichte ihm gerade bis an die Schulter. Da konnte sie es sich schon gefallen lassen, dass er sie „Kleine“ nannte. Und er war „ihr Großer“, der verlässliche große Bruder, der immer für sie da war.

Ein paar Minuten später war auch Dana auf dem Weg zur Arbeit. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinisch-technischen Laboratoriumsassistentin hatte sie ein paar Jahre im Städtischen Klinikum gearbeitet und war dann ans Elisabeth-Krankenhaus gewechselt, wo es ihr ausnehmend gut gefiel.

Im Labor hatte sie einen modern ausgestatteten Arbeitsplatz mit allen technischen Raffinessen, interessante und spannende Aufgaben und nette Kolleginnen. Besser hätte sie es gar nicht treffen können. Auch mit Dr. Bergen, der Notärztin, verstand sie sich prima, und Jupp Diederichs, der Fahrer des Rettungswagens, war ein früherer Kollege von Bernd. Erst kürzlich hatten die beiden sich wieder mal auf ein Bier getroffen.

Nach kurzer Fahrt erreichte Dana die Rheinpromenade, an der das Elisabeth-Krankenhaus lag, und bog dann in die Zufahrt zu dem weitläufigen Klinikkomplex ein, der von einem Park umgeben war. Nachdem sie ihr Auto auf dem Personalparkplatz abgestellt hatte, betrat sie den modernen Anbau an der Rückfront, wo neben der Intensivstation und den ambulanten Therapien auch das Krankenhauslabor untergebracht war.

Dana betrat das Labor und ging als Erstes in den Umkleideraum, um sich umzuziehen. Dabei hörte sie rasch näher kommendes Sirenengeheul. Der Rettungswagen schien herzufahren. Als sie kurz darauf das Labor betrat und die Kolleginnen begrüßte, kam Gina Tendler, die Leiterin, auf sie zu.

„Guten Morgen, Dana. Gehen Sie gleich in den Schockraum, dort werden Blutkonserven gebraucht. Was für eine Nacht! Ich bin ganz fertig.“

Dana stellte keine weiteren Fragen. Sie holte Blutkonserven der Blutgruppe 0/Rhesus negativ aus dem Blutkonservenkühlschrank, denn die konnte man zur Not fast jedem Patienten geben. Später, wenn die Blutgruppe des Patienten feststand, konnte man ihm Plasma aus seiner eigenen Gruppe zuführen.

Dana eilte hinüber in die Notaufnahme. Gerade wurde der Patient vom Notarztteam in den Schockraum gebracht. Andrea Bergen lächelte ihr flüchtig zu, und Dana hob kurz die Hand.

Kurz nachdem sie die Blutkonserven abgeliefert hatte, wurde sie auf die Innere Station gerufen, um bei einem Neuzugang Blut abzunehmen. Gina Tendler war inzwischen nach Hause gegangen, dafür war Yvonne Heppner zum Dienst erschienen. Dana begrüßte sie und nahm dann ihren Phlebotomiewagen, der mit allen Utensilien bestückt war, die sie für eine Blutentnahme brauchte.

***

„Hast du unseren neuen Internisten schon kennengelernt?“, wurde sie von Schwester Thea empfangen, als sie die Innere Station betrat. „Dr. Schreiber. Attraktiv und super nett.“

Dana lächelte. „Du schwärmst ja richtig von ihm.“

„Warte nur ab, bis du ihn triffst. Dann wirst du für ihn ebenso schwärmen“, prophezeite Thea.

„Na, den muss ich mir erst mal anschauen“, gab Dana lachend zurück. Sie hatte schon gehört, dass es auf der Inneren Station einen neuen Arzt gab, doch zu Gesicht hatte sie ihn noch nicht bekommen. Sie war neugierig auf ihn. „Aber erst muss ich der Patientin Blut abnehmen. Wie heißt sie?“

„Regina Bartsch, Zimmer dreihundertdrei.“ Die Stationsschwester gab ihr ein Formular, in dem Dr. Schreiber eingetragen hatte, welche Bluttests er durchgeführt haben wollte.

Dana steckte es in ihren Wagen und ging dann weiter zum Zimmer der Patientin. Es handelte sich um eine nervös wirkende Frau mittleren Alters, bei der Verdacht auf eine Hashimoto-Schilddrüsenerkrankung bestand. Dana begrüßte sie freundlich und nannte ihren Namen.

„Dr. Schreiber möchte, dass ich Ihnen Blut für verschiedene Untersuchungen abnehme“, erklärte sie.

Die Miene der Patientin erhellte sich etwas. „Ein netter Arzt, dieser Dr. Schreiber“, meinte sie. „Er scheint sehr kompetent zu sein. Zu ihm habe ich Vertrauen.“

„Er ist neu bei uns. Ich habe ihn noch gar nicht kennengelernt.“ Dana studierte das Formular und nahm dann die entsprechenden Reagenzgläschen aus ihrem Wagen, zusammen mit den anderen Utensilien, die sie benötigte. Dann legte sie der Patientin den Stauschlauch an, desinfizierte die Armbeuge, suchte nach einer guten Vene und stach routiniert mit der Nadel hinein.

„Das habe ich ja fast nicht gespürt“, bemerkte Regina Bartsch. „Sie müssen schon viel Übung haben, obwohl Sie noch so jung sind.“

„Einige Jahre“, erwiderte Dana lächelnd. So jung, wie sie oft eingeschätzt wurde, war sie gar nicht mehr. Mit ihrer zierlichen Figur und dem blonden Zopf sah sie nur so aus.

Sie klebte ein Pflaster auf die Einstichstelle und bat die Patientin, den Finger fest darauf zu pressen. Nachdem sie die Röhrchen mit den Blutproben beschriftet und im Wagen verstaut hatte, verabschiedete sie sich wieder.

Im Geist war sie bereits bei ihrer Laborarbeit. Bei Schilddrüsenerkrankungen konnte es sein, dass sie außer dem Blut auch Gewebeproben untersuchen musste. Dana liebte ihren Beruf und fand ihre Entdeckungen immer wieder spannend. Es tat ihr aber auch leid, wenn sie Blutproben von schwer kranken Menschen untersuchte, deren Werte so verheerend waren, dass kaum noch Hoffnung bestand.

Ein Stoß gegen ihren Phlebotomiewagen ließ sie zusammenzucken.

„Hoppla, Entschuldigung!“, sagte eine angenehme Männerstimme. Ein Arzt war gegen ihren Wagen gelaufen und hatte ihn bedenklich zum Schwanken gebracht. Gut, dass alle Reagenzgläschen in sicheren Ständern steckten.

„Nichts passiert“, erwiderte Dana. Sie zog die Hände wieder zurück, die sie wie schützend über ihren Wagen gehalten hatte. Das musste der neue Internist sein. Er erinnerte sie ganz stark an jemanden. Dr. Schreiber … doch nicht etwa … „Elmar?“, stieß sie ungläubig aus.

Verblüfft starrten sie sich an.

„Dana?“ Ein breites Lächeln zog über sein sympathisches Gesicht. Dann brachen sie beide in Lachen aus.

Dana fasste sich als Erste wieder. „Meine Güte, das gibt’s ja nicht! Bist du es tatsächlich?“

„In Lebensgröße. So eine Überraschung! Und ich hatte erst vor Kurzem noch an dich gedacht.“

„Wirklich?“ Danas Wangen röteten sich leicht.

„Wirklich. Niemals hätte ich gedacht, dass ich dich ausgerechnet im Elisabeth-Krankenhaus wiedersehen würde.“

Lachend schüttelte Dana den Kopf. Die Überraschung spiegelte sich noch auf ihrem hübschen Gesicht. „Das ist wirklich ein unglaublicher Zufall. Du bist also Arzt geworden, das finde ich toll.“

„Danke.“ Elmar Schreiber neigte leicht den Kopf. Er deutete auf ihren Wagen. „Und du bist unterwegs, um den Patienten Blut abzunehmen?“

„Ja. Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur MTLA gemacht.“

„Da haben wir also beide eine medizinische Laufbahn eingeschlagen.“ Elmar betrachtete sie lächelnd. „Du bist noch hübscher geworden, als ich dich in Erinnerung hatte.“

Dana bedankte sich für das Kompliment. „Du hast dich ebenfalls ziemlich herausgemacht, muss ich sagen. Es hat einen Moment gedauert, bis ich dich erkannt habe.“

Elmar verzog leicht das Gesicht. „Ich weiß, ich war der Streber mit der altmodischen Brille und der Zahnspange. Der Außenseiter mit den abgetragenen Klamotten, der keine Freunde hatte und über den sich die Mädchen nur lustig machten. Nur du nicht“, fügte er mit einem liebevollen Blick hinzu, den Dana fast wie ein Streicheln empfand.

Sie wurden unterbrochen, als Dr. Lore Keller, die Oberärztin der Inneren Station, um die Ecke kam.

„Haben Sie schon die Laborergebnisse von Frau Bartsch, Herr Kollege?“, wandte sie sich an Dr. Schreiber.