Notärztin Andrea Bergen 1409 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1409 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Glücklich lässt die junge Ilka die Blicke über das blaue Meer schweifen. Neben ihr unter dem Sonnenschirm ihre besten Freundinnen Miriam und Sarah, unter ihr der warme Sand und vor ihr zwei herrliche Wochen auf der schönsten aller Urlaubsinseln! Ilka ist ganz sicher, den Urlaub ihres Lebens vor sich zu haben. Unter der glühenden Sonne Spaniens hofft sie, endlich ihren Ex-Freund Justus vergessen zu können!
Als die drei jungen Frauen eine nette Männerclique kennenlernen, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Vor allem der gut aussehende Elias hat es Ilka angetan. Doch plötzlich steht sie völlig unvermutet auf einem Ausflugsschiff Justus gegenüber! Er ist in Begleitung einer atemberaubend schönen Frau, seiner neuen Freundin!
Alte Wunden brechen wieder auf - und Ilka, die an Epilepsie erkrankt ist, erleidet einen schweren Anfall. Weit draußen auf dem Meer, ohne ihre Medikamente ringt sie mit dem Tod ...

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Seitenzahl: 121

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Sommer ihres Lebens?

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Syda Productions / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0054-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Sommer ihres Lebens?

Sommer, Sonne und viel Zeit für Zweisamkeit – Werner und ich genießen unseren Urlaub in vollen Zügen, und auch meine Bekannte Ilka, die mit zwei Freundinnen hier ausspannt, scheint endlich wieder zur Ruhe zu kommen. Seit der Trennung von ihrem Freund Justus war Ilka lange schwerem psychischem Druck ausgesetzt. Ständig fürchtete ich einen neuen Anfall bei meiner Epilepsie-Patientin. Doch seit sie hier Elias begegnet ist, ist Ilka wie ausgewechselt. An seiner Seite scheint sie aufzublühen, wieder zu lieben, zu lachen und wirklich zu leben …

Oje! Mein Optimismus war verfrüht! Der Traumurlaub schlägt jäh in einen Albtraum um, als ausgerechnet Justus mit seiner neuen Freundin im Hotel auftaucht! Das ist zu viel für Ilka: Seelischer Stress, Zweifel an der neuen Liebe und Eifersucht lösen einen lebensgefährlichen Anfall aus …

„Das Übliche?“, fragte der Apotheker scherzhaft und zwinkerte Ilka zu.

Sie seufzte und rang sich ein Lächeln ab. Seit vielen Jahren kaufte sie regelmäßig die gleichen Medikamente, mittlerweile kannte man sie in der Apotheke um die Ecke.

„Ja, bitte. Einmal Vimpat und Topamax“, antwortete sie und legte die entsprechenden Rezepte auf den Verkaufsschalter. Und aus Prinzip, nur um auch einmal etwas anderes zu sagen, fügte sie hinzu: „Und dann noch eine Packung Aspirin, bitte.“

Zu ihrem Leidwesen zählte sie nicht zu den siebzig Prozent der Epilepsie-Patienten, die es schafften, durch medikamentöse Behandlung ganz anfallsfrei zu werden. Zumindest vertrage ich meine Langzeitmedikamente gut, dachte sie, während sie die Apotheke verließ und hinaus in den Sonnenschein trat. Erst kürzlich war sie bei der Blutbildkontrolle gewesen, die wichtig war, um mögliche medikamentös bedingte Langzeitschädigungen zu vermeiden – aber alles war in bester Ordnung gewesen.

Mit der Kombination aus Vimpat und Topamax gelang es ihr, die Anfälle in Schach zu halten. Nur noch selten wurde sie davon überrumpelt, und darüber war sie heilfroh. Sie tat auch alles, was in ihrer Macht stand, um weitere epileptische Anfälle zu verhindern.

In der Vergangenheit hatte sie festgestellt, dass psychischer Stress bei ihr ein Auslöser zu sein schien. Das sei gar nicht so abwegig, hatte der Arzt ihr gesagt. So etwas komme durchaus vor, sie sei da nicht die Einzige.

Natürlich konnte sie nicht jedem Stress aus dem Weg gehen, aber sie bemühte sich nach Kräften, ein ausgeglichenes Leben zu führen, regelmäßig Sport zu treiben, gelegentlich zu meditieren und einfach gut auf sich zu achten. Die Furcht vor einem schweren Anfall, der womöglich Folgeschäden haben könnte, schwebte immer wie eine dunkle Gewitterwolke über ihr, aber davon wollte sie sich nicht die Lebensfreude nehmen lassen.

Mit der kleinen Plastiktüte voller Medikamente in der Hand stand sie einen Moment lang unentschlossen da. Um schon nach Hause zu gehen, war das Wetter eigentlich zu schön, also spazierte sie kurzerhand drauflos und ließ sich einfach treiben. Die laue Sommerbrise pustete durch ihre honigblonden Haare und wirbelte den Rock ihres leichten Blumenkleides auf. Angenehm warm schien die Sonne auf ihre Haut.

Sie schlenderte durch den schönen alten Stadtkern und durch die Fußgängerzone, bummelte an Schaufenstern vorbei und bestaunte die schicken Kleider und Bikinis, die in den Boutiquen ausgestellt wurden. Dann führte ihr Weg sie an den Rhein, an dessen Ufer sie eine Weile entlangspazierte und den Ausblick aufs Wasser genoss. Ihre Schritte wurden immer langsamer, sie ließ die Gedanken schweifen.

Ein Paar kam ihr entgegen: Er hatte den Arm um sie gelegt, sie schmiegte sich an ihn und himmelte ihn unverhohlen an. Sein Lächeln war so zärtlich, als wäre die junge Frau an seiner Seite das Einzige auf der Welt, was wirklich für ihn zählte.

Ein tiefes Seufzen entrang sich Ilkas Kehle. Noch vor wenigen Monaten waren sie und Justus am Rhein entlangspaziert, Hand in Hand und ebenso verliebt wie dieses Pärchen.

„Zumindest ich war so verliebt. Und er? Er hat vermutlich schon nach anderen willigen Frauen Ausschau gehalten, während ich blind vor Liebe war und es nicht gemerkt habe“, murmelte sie bitter und so leise, dass niemand ihre Worte hören konnte.

Für sie war die Trennung aus heiterem Himmel gekommen. Sie waren doch immer so glücklich gewesen! Aber Justus hatte das scheinbar anders gesehen und ihr den Laufpass gegeben.

Und doch blieb die Hoffnung am Leben. Sie umfasste mit einer Hand das Geländer, legte sich die andere flach auf die Brust und spürte ihr Herz flattern. Die glitzernden Lichtreflexionen auf der Wasseroberfläche verschwammen vor ihrem Blick zu einem goldenen Schimmer. Der Wind schien Justus’ Namen zu flüstern, und die Sehnsucht loderte schmerzhaft in ihr auf.

„Er wird zu dir zurückkommen“, wisperte ein Stimmchen in ihrem Hinterkopf, an das sie sich verzweifelt klammerte. „Er denkt auch an dich, er vermisst dich, er wird seinen Fehler einsehen! Er wird erkennen, was er an dir hatte und dass du die Richtige für ihn warst. Du musst nur warten, nur Geduld haben, dann wird er sich bei dir melden und dich um Verzeihung bitten. Und dann, ja, dann werdet ihr wahrhaft glücklich miteinander sein.“

Als er aus ihrem Leben verschwunden war, hatte er eine Lücke hinterlassen. Wenn sie jetzt allein zu Hause war, fiel ihr manchmal die Decke auf den Kopf. Die Einsamkeit war erdrückend, obwohl ihre besten Freundinnen Sarah und Miriam ihr Bestes taten, um sie zu trösten und aufzubauen.

Auch heute wollten die beiden zu ihr kommen, um gemeinsam zu kochen und auf dem Balkon zu essen und zu quatschen. Die Pannacotta hatte Ilka morgens schon vorbereitet und kalt gestellt, die übrigen Zutaten wollten ihre Freundinnen nachher mitbringen. Doch bis dahin musste Ilka einige einsame Stunden überbrücken. Und abends würden Sarah und Miriam nach Hause gehen, und Ilka würde wieder allein mit ihren Gedanken und Erinnerungen an die zerbrochene Beziehung sein.

Das war der wahre Grund, warum sie noch durch die Stadt spazierte, statt einfach nach Hause zu gehen, gestand sie sich selbst widerstrebend ein. Sie ertrug die Leere der kleinen Wohnung nicht, in die sie nach der Trennung gezogen war.

„Ilka? Hey, Ilka! Das ist ja eine Überraschung“, rief in dem Moment eine bekannte Stimme.

Sie blinzelte, Ihr Herz machte einen Satz, ihr Bauch fühlte sich plötzlich flau an. Kurz glaubte sie, sich Justus’ Stimme nur einzubilden, weil sie gerade so intensiv an ihn gedacht hatte. Konnte er es wirklich sein? Das war ja, als hätten ihre sehnsüchtigen Gedanken ihn durch Magie herbeigerufen!

„Das liegt daran, dass wir füreinander bestimmt sind. Das Schicksal führt uns zueinander“, wisperte die Stimme der Hoffnung.

Langsam drehte sie sich um und blickte in sein attraktives, etwas schmales Gesicht mit den hellgrauen Augen. Die schwarzen Haare, die er wie üblich mit Gel aus der Stirn gestylt hatte, glänzten in der Sonne.

Doch es war nicht die Begegnung, die Ilka sich erträumt hatte. Er war nicht allein, da war jemand bei ihm. Eine wunderhübsche Frau mit kupferroten Locken, verführerischen grünen Augen und kecker Stupsnase stand neben ihm und schmiegte sich an ihn.

„Justus“, krächzte Ilka, mehr brachte sie nicht hervor.

Doch aus ihm sprudelten die Worte nur so heraus, er schien bester Laune zu sein. „Das ist ja ein Zufall“, sagte er unbeschwert. „Darf ich vorstellen? Das ist Veronika. Veronika, das ist Ilka, meine Ex-Freundin.“

Die Worte trafen Ilka wie eine schallende Ohrfeige. Sie fühlte sich wie betäubt, als sie Veronika die Hand schüttelte. Er hatte eine neue Freundin? Er dachte gar nicht an sie, Ilka, vermisste sie nicht, wollte nicht zu ihr zurückkehren? Irgendwie gelang es ihr, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zwingen, doch es fühlte sich wie eine schlecht sitzende Maske an.

„Sehr … erfreut“, brachte Ilka schwach hervor, obwohl es das Letzte war, was sie sagen wollte.

„Und, was hat sich in letzter Zeit so bei dir getan? Wie läuft es mit dem Studium?“, fragte Justus, strich sich lässig übers Haar und wartete ihre Antwort gar nicht ab, bevor er erzählte: „Stell dir vor, Veronika und ich waren gestern beim Fallschirmspringen. Das ist der absolute Hammer! Ich kann es dir nur empfehlen. Veronika kennt überhaupt keine Angst.“

Weitere Worte, die Ilka wie Ohrfeigen trafen und schmerzten. Mit sichtlichem Stolz legte er den Arm um Veronika und zog sie demonstrativ an sich. Die hübsche Rothaarige lehnte den Kopf an seine Schulter, als wollte sie aller Welt und vor allem Justus’ Ex-Freundin klarmachen, dass er jetzt zu ihr gehörte.

Nur zu deutlich erinnerte sich Ilka an das, was ihr Justus bei der Trennung an den Kopf geworfen hatte: Sie sei ihm zu langweilig, zu wenig abenteuerlustig. Die Erinnerung brannte wie flüssiges Feuer. Wie blanker Hohn hallten seine Worte jetzt in ihrem Kopf wider. Offensichtlich hatte er in Veronika genau das gefunden, was er an ihr, Ilka, immer vermisst hatte.

Verzweifelt versuchte sie, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, obwohl ihr Herz raste und ihr zum Heulen zumute war. „Das klingt spannend“, stieß sie hervor.

Veronika lächelte strahlend. „Es ist ein atemberaubendes Gefühl, so über sich hinauszuwachsen und den Mut aufzubringen.“

Ilka gab sich größte Mühe, freundlichen Small Talk zu machen und sich nicht anmerken zu lassen, was in ihr vorging, doch wenig später wusste sie schon gar nicht mehr, worüber sie geredet hatten. Es gelang ihr, das Lächeln aufrechtzuerhalten, solange sie vor Justus und seiner Neuen stand. Doch sobald sie sich voneinander verabschiedet hatten, schossen ihr Tränen in die Augen. Plötzlich konnte sie den Sonnenschein nicht mehr ertragen – sie wollte nur noch nach Hause.

Immer schneller und schneller wurden ihre Schritte, bis sie rannte, so schnell sie konnte. Ihre Sandalen klackerten über den Asphalt. Passanten schenkten ihr irritierte Blicke, doch sie kümmerte sich nicht darum.

Sie hörte ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen. Ihr Herz hämmerte, als wollte es ihren Brustkorb sprengen. Alles drehte sich um sie, die Welt ringsumher verschwamm vor ihren Augen. Zitternd schaffte sie es zu ihrer Wohnung und schlug die Tür hinter sich zu, doch ihr Puls jagte immer noch wie verrückt. Ein bitterer, metallischer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Sie hörte ein schrilles Klingeln, erst ganz leise und kaum wahrnehmbar, dann immer unangenehmer.

Ein seltsamer Schauer durchfuhr sie, rauschte von ihren Füßen bis in ihren Kopf.

Ein Anfall!, kam es ihr siedend heiß in den Sinn. Ein epileptischer Anfall kündigte sich an.

Angst wallte in ihr auf. Hektisch sah sie sich nach der Handtasche um, in der ihr Handy steckte und die sie es achtlos fallen gelassen hatte, als sie in die Wohnung gekommen war. Sie wollte Hilfe rufen, doch es war zu spät. Alles verschwamm vor ihrem Blick, und sie wusste gar nicht, wie ihr geschah, als sie hart auf den Boden prallte und zu zucken begann.

***

„Ich freue mich schon den ganzen Tag auf Ilkas berühmte Pannacotta“, sagte Miriam gut gelaunt, drehte sich einmal um die eigene Achse, sodass ihre langen, schokoladenbraunen Haare flogen, und hielt die Schale mit den frischen Erdbeeren, die sie gerade auf dem Markt gekauft hatte, mit beiden Händen hoch in die Luft.

Sarah, die zwei volle Einkaufstüten mit den restlichen Lebensmitteln trug, nickte lächelnd. „Und vor allem wird es nett, wieder ein bisschen zu plaudern. Mal im Ernst: Die Trennung von diesem Lackaffen Justus war das Beste, was passieren konnte. Und wenn noch etwas Zeit ins Land geht, wird Ilka das auch so sehen.

Zumindest hat sie jetzt wieder Zeit für uns. Solange sie zusammen waren, drehte sich für sie ja alles nur um diesen eingebildeten Kerl. Man durfte gar nichts gegen ihn sagen, für Ilka war er der absolute Traumtyp.“ Sie seufzte und fügte trocken hinzu: „Eigentlich dreht sich bei ihr nach wie vor alles um ihn. Aber das wird vergehen, wenn sie endlich über ihn hinweg ist.“

Miriam steckte sich eine kleine Erdbeere in den Mund und sinnierte: „Die Liebe macht nun einmal blind. Aber die Zeit heilt alle Wunden.“

„Du und deine Kalendersprüche“, moserte Sarah und wuchtete die schweren Einkaufstüten die Treppe hoch bis zu Ilkas Wohnung. Die kinnlangen dunklen Haare fielen ihr ins Gesicht, aber sie hatte keine Hand frei, um sie beiseitezuschieben. Sie kümmerte sich nicht darum, sondern lief voller Elan weiter die außenliegenden Treppen hinauf, die zu den einzelnen Wohnungen führten.

Miriam klingelte, doch in der Wohnung rührte sich nichts. Noch ein Klingeln, aber es kam keine Reaktion. Die beiden jungen Frauen tauschten einen verwirrten Blick aus, schauten auf ihre Armbanduhren, sahen einander wieder an.

„Das ist wirklich ungewöhnlich“, stellte Miriam zögerlich fest. „Wir sind exakt pünktlich. Ob Ilka wohl noch unterwegs ist?“

„Würde ihr gar nicht ähnlich sehen.“ Sarah zog die dunklen Augenbrauen zusammen. „Sie ist doch immer so pflichtbewusst.“

„Aber bei dem schönen Wetter kann man ja schon mal die Zeit vergessen, wenn man draußen herumspaziert“, unternahm Miriam einen halbherzigen Versuch, die Sache zu erklären. Doch sie beide waren beunruhigt. Vor verschlossenen Türen zu stehen, wenn man verabredet war – das konnte mal vorkommen, aber doch nicht bei der gewissenhaften Ilka! Es passte einfach nicht zu ihr.

Sarah stellte die Tüten ab und wollte gerade ihr Handy aus der Hosentasche ziehen, um Ilka anzurufen, als plötzlich ein Geräusch aus der Wohnung drang. Sarah und Miriam zuckten zusammen, sie waren wie elektrisiert.

„Ein Scheppern!“ Sarahs eisblaue Augen weiteten sich. „Das klang ja so, als wäre irgendetwas umgefallen … Ja, als hätte jemand etwas umgeworfen!“

Miriam ließ die Erdbeeren fallen und schlug sich schockiert die Hände vor den Mund. „Etwa ein Einbrecher?“, rief sie. Ihre veilchenblauen Augen, die sonst stets etwas verträumt dreinblickten, waren weit aufgerissen.

„Mitten am Tag? Glaube ich eher nicht“, antwortete Sarah grimmig und nagte vor Anspannung an ihrer Unterlippe. „Ich denke eher … Was, wenn Ilka einen epileptischen Anfall hat?“

Ein weiteres Poltern war aus dem Inneren der Wohnung zu hören.

„Ilka!“, japste Miriam erschrocken. „Ilka, geht es dir gut?“

Hektisch hüpfte sie auf der Stelle herum, pochte wild gegen die Wohnungstür und rüttelte an der Klinke, aber natürlich vergebens.

„Aus dem Weg, Miriam!“, rief Sarah.

Die Freundin sprang einen Schritt zur Seite, hörte aber nicht auf, nervös herumzuzappeln. „Was machen wir denn nur?“, fragte sie panisch und verhaspelte sich dabei mehrmals. „Wie sollen wir da hineinkommen? Rufen wir einen Schlüsseldienst? Aber die brauchen ja ewig! Oder … oder die Polizei! Ein Ersatzschlüssel? Sarah, weißt du, ob Ilka irgendwo einen Ersatzschlüssel versteckt hat?“