Notärztin Andrea Bergen 1412 - Daniela Sandow - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1412 E-Book

Daniela Sandow

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Beschreibung

Als Benedikt Lorenz das Zimmer der hübschen jungen Nina im Elisabeth-Krankenhaus betritt, meint sie, einen schönen Traum zu träumen. Die Jahre, die seit ihrer Trennung vergangen sind, lösen sich beim ersten Blick in seine Augen in Luft auf, und ihre leidenschaftlichen Gefühle für diesen attraktiven, sensiblen Mann flammen jäh wieder in ihr auf. Und Benedikt, der von nun an kaum noch von ihrer Seite weicht, gelingt das Wunder: Dank ihm wagt Nina nach ihrem Schlaganfall wieder an eine Zukunft voller Liebe und Glück zu glauben - einer Zukunft an Benedikts Seite ...
Benedikt Lorenz ist fest entschlossen, Nina zurück ins Leben zu helfen, denn er hat nie aufgehört, sie zu lieben. Und doch weiß er tief in seinem Herzen, dass er diese Liebe niemals leben darf. Denn er ist Priester und ein Mann der Kirche, und dieser Berufung muss er immer folgen ...


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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Impressum

Ich helfe dir zurück ins Leben!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Syda Productions / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0057-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ich helfe dir zurück ins Leben!

Was habe ich getan? Um unserer schönen Schlaganfallpatientin Nina Brell zu helfen, wieder zurück ins Leben zu finden, habe ich unseren jungen Krankenhauspfarrer Benedikt Lorenz zu ihr geschickt, denn niemand kann einen Menschen besser aufbauen als er – normalerweise … Ich konnte ja nicht ahnen, was sich daraus entwickeln würde! Denn Benedikt ist niemand anders als Ninas erste große Liebe, und ihr unvermutetes Wiedersehen bei uns im Krankenhaus hat die alten, leidenschaftlichen Gefühle zwischen den beiden wieder neu entflammen lassen.

Benedikt ist dadurch in eine tiefe Sinnkrise gestürzt! Sein Beruf, der für ihn bisher Berufung war, wird für ihn nun mehr und mehr zum Gefängnis. Wird er die Aufgabe, für die er brennt, für die Frau, die er liebt, hinter sich lassen? Oder wird der Ruf des Glaubens stärker sein?

Ich weiß nicht, wie Benedikt sich entscheiden wird. Aber eines weiß ich ganz genau: Wenn er Nina ein zweites Mal verlässt, wird sie sich nicht mehr von diesem Schlag erholen …

„Herr Pfarrer, dass Sie wirklich noch gekommen sind.“ Nur die schwache Lampe an der Leiste über dem Bett war eingeschaltet und erfüllte das Krankenzimmer mit Licht und Schatten. Hinter den Fenstern herrschte tiefe Dunkelheit. Es war weit nach Mitternacht.

Benedikt Lorenz lächelte. „Ich habe es Ihnen doch versprochen.“

Seine Besonnenheit und Ruhe erfüllten den Raum. Seine Anwesenheit ließ Charlotte Hermann offensichtlich ein wenig vergessen, dass ihre Kinder nicht einmal die Zeit aufgebracht hatten, zu ihrer sterbenden Mutter zu kommen.

Notärztin Andrea Bergen musste sich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie mochte die ältere Frau sehr, hatte ihr langsames Sterben seit Jahren begleitet. Seit ihrer letzten Einlieferung war klar, dass sie das Elisabeth-Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen würde. Sie selbst wusste es ebenfalls, betrachtete den Tod nach vielen leidvollen Jahren und ausgestandenen Schmerzen als Geschenk.

Andrea sah, dass sich Charlotte Hermanns Brust schwerer hob und senkte. Ihr Gesicht wirkte eingefallen, war sehr blass. Die Blässe zeichnete sich vor allem um Lippen und Nase herum ab. Ein Anzeichen, das bei vielen Sterbenden zu beobachten war und zeigte, dass nicht mehr viel Zeit blieb.

Die Notärztin nickte Benedikt Lorenz zu und erkannte an den Augen des Geistlichen, dass er verstand.

„Ich beginne jetzt mit der Krankensalbung“, sagte er sanft zu Charlotte Hermann.

„Vielen Dank für alles“, flüsterte die Frau. Ihr Blick fing Andrea Bergen mit ein.

Benedikt salbte Charlotte Hermanns Stirn und die Innenflächen ihrer Hände. „Durch das Gebet der Kirche und durch diese Salbung stärke dich der barmherzige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, im Heiligen Geist. Er richte dich auf und schenke dir sein Heil. Amen.“

„Amen.“ Mit letzter Kraft brachte Charlotte Hermann dieses Wort hervor.

„Amen“, sagte auch Andrea leise. Sie sah, dass der Blick der Frau brach. Der Schmerz verschwand aus ihrem Gesicht und machte einem stillen Lächeln Platz.

Benedikt Lorenz bekreuzigte sich und sprach ein Gebet für die Tote. Dann schloss er ihr die Augen, faltete ihre Hände und wandte sich Andrea zu. „Danke, dass Sie mich abgeholt haben.“

„Ich mochte sie sehr.“ Andrea ließ die Trauer zu, die sie erfüllte. Trotz aller ärztlichen Professionalität gab es immer wieder diese ganz besonderen Patienten, die ihr am Herzen lagen.

„Für den Heimweg lasse ich mir ein Taxi kommen. Jetzt habe ich ja alle Zeit der Welt.“ Benedikt Lorenz lächelte. Für die Herfahrt zum Krankenhaus hätte er so lange auf ein Taxi warten müssen, dass er es wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig geschafft hätte.

Andrea schüttelte den Kopf. Sie war jetzt viel zu aufgewühlt, um nach Hause zu fahren und sich ins Bett zu legen. „Ich fahre Sie.“ Unschlüssig schaute sie auf die Tote. „Fällt es Ihnen auch so schwer, zu gehen und sie alleine zu lassen?“

„Nein.“ Benedikt Lorenz schüttelte den Kopf und warf ebenfalls einen Blick auf Charlotte Hermann. „Ihre Seele hat die sterbliche Hülle längst verlassen.“

Andrea wunderte sich selbst darüber, dass diese Worte sie trösteten. Nicht zum ersten Mal stellte sie fest, dass dieser Pfarrer immer wieder die richtigen Worte zur richtigen Zeit fand.

***

„Ein Duft voller Raffinesse. Zeitlos und elegant“, murmelte Nina Brell. „Das neue Parfüm von La Beauté …“ Sie brach ab und schüttelte den Kopf. Nein, das war es nicht!

Sie stand auf und trat an das Fenster ihrer Wohnung. Dunkel breitete sich die Stadt vor ihr aus. Nur hier und da war das erleuchtete Viereck eines Fenster zu sehen. Es war spät oder vielmehr bereits recht früh, wie sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr feststellte. Drei Uhr! Spätestens um acht Uhr wollte sie im Büro sein und sich auf das Meeting vorbereiten, das eine Stunde später stattfinden sollte.

Nina wandte sich ab und ging zurück an den Schreibtisch. Noch einmal las sie den Werbetext durch, aber dadurch wurde er auch nicht besser. Kurz entschlossen schaltete sie den PC aus. Nach einer Katzenwäsche ging sie ins Bett, doch danach wälzte sie sich lange schlaflos herum.

Als der Wecker um sieben Uhr klingelte, fühlte sie sich wie gerädert. Am liebsten wäre sie liegen geblieben. Sie spürte dieses leise Pochen, mit dem sich meist starke Kopfschmerzen ankündigten. Deshalb nahm sie zum Kaffee gleich zwei Aspirin. Das musste zum Frühstück reichen. Appetit verspürte sie sowieso nicht.

Nina wusste nur zu gut, dass sie Raubbau mit ihrer Gesundheit trieb, aber im Moment konnte sie einfach nicht anders. Sobald sie den Vertrag mit der Kosmetikfirma abgeschlossen hatte, wollte sie wieder ein wenig mehr auf sich achten.

Eine halbe Stunde später stand sie vor einem der Aufzüge in dem Hochhaus, in dem sich auch die Büros ihrer Webeagentur befanden. Zwei Männer in eleganten Anzügen, Aktentaschen in der Hand, warteten ebenfalls. Ein kurzes Nicken zur Begrüßung. Man kannte sich vom Sehen, mehr nicht. Nina glaubte zu wissen, dass die Männer in der Versicherungsagentur eine Etage unter ihr arbeiteten.

Der Aufzug hielt, die Metalltür schob sich lautlos auf. Die beiden Männer ließen Nina den Vortritt, dann betraten sie selbst den Aufzug. Die beiden unterhielten sich über einen Fall, der Nina in ihrer Vermutung bestätigte. Die beiden arbeiteten in der Versicherungsagentur.

Die Aufzugtür schloss sich bereits, als sich eine Hand von außen in den noch offenen Spalt schob und die Lichtschranke unterbrach. Die Tür öffnete sich wieder.

Nina verzog keine Miene, obwohl Ärger in ihr aufstieg, als sie ausgerechnet in Chris’ grinsendes Gesicht schaute.

„Guten Morgen“, grüßte er. Er war laut wie immer, polternd wie immer, als er die Kabine betrat … und unglaublich attraktiv wie immer. Er schob sich an den beiden Männern vorbei, die seinen lauten Gruß nur mit einem zurückhaltenden Nicken beantworteten, und stellte sich neben Nina.

Nina schaute starr geradeaus, doch sie spürte, dass er sie von der Seite her anschaute, und sie wusste genau, wie er dabei aussah. Sie kannte dieses Grinsen zur Genüge. Früher hatte sie es geliebt, jetzt hasste sie es regelrecht.

In der fünften Etage stiegen die Männer, die Nina der Versicherungsagentur zugeordnet hatte, mit einem gemurmelten Abschiedsgruß aus dem Aufzug. Sie spürte, dass Chris sie immer noch musterte, doch sie wartete, bis sich die Tür wieder geschlossen hatte.

Ihr Kopf fuhr herum. Es war so, wie sie vermutet hatte. Er grinste. Auf diese ganz besonders perfide, hinterhältig verwegene Art. Alles in ihr zog sich zusammen. Purer Hass durchflutete sie. Sie ließ es zu, weil sie den Hass besser ertragen konnte als den Schmerz, den er ihr zugefügt hatte.

„Was?“, herrschte sie ihn an.

„Warum tust du dir das an?“, fragte er mit leiser, beinahe schon zärtlicher Stimme.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

Chris Hertz lachte leise, und dieses Lachen bewirkte genau das, was sie vermeiden wollte. Es trieb den Schmerz in ihr wieder hoch, weil sie dieses Lachen aus ganz anderen Situationen kannte. Zärtlichen, leidenschaftlichen Momenten, die er aber nun nicht mehr mit ihr teilte.

„Ich weiß genau, wie du aussiehst, wenn du ganze Nächte durchgearbeitet hast. Ich weiß, dass du auch die Kampagne von La Beauté haben willst.“

Nina zuckte mit den Schultern. „Na und?“

„Ich mache mir Sorgen um dich“, behauptete er.

Nina glaubte ihm kein Wort. Er hatte sie verletzt, gedemütigt, und sie war sicher, dass er sich jetzt über sie lustig machte. Auch wenn er nicht mehr lachte und sie stattdessen mit ernster Miene anschaute. Seine nächsten Worte bewiesen ihr, dass er seine vorgebliche Sorge um sie nicht ernst meinte. „Du hast sowieso keine Chance gegen mich. Ich bekomme den Auftrag.“

Der Aufzug hielt in der siebten Etage. Nina atmete erleichtert auf. Sie hätte seine Gegenwart keinen Moment länger ertragen.

„Das werden wir ja sehen“, erwiderte sie beim Verlassen des Aufzuges. Sie drehte sich nicht mehr um, wollte sein Gesicht nicht mehr sehen, doch sein Lachen folgte ihr.

Erst als es verstummte, warf sie einen Blick zurück. Der Aufzug war wieder geschlossen und auf dem Weg in die achte Etage, wo Chris seine Büros hatte.

Wieder spürte sie diesen glühenden Hass in sich, der den Schmerz überdeckte. Chris hatte ihr so viel angetan. Er hatte sie belogen, betrogen. Er hatte sich von ihr getrennt, privat und beruflich. Und dann hatte er allem die Krone aufgesetzt, indem er ein Konkurrenzunternehmen eröffnet und dafür ausgerechnet die Büros über ihrer Agentur angemietet hatte. Das würde sie ihm nie verzeihen!

Langsam wandte sie sich um und ging weiter. Das Pochen in ihrem Kopf wurde wieder stärker.

***

„Die Werkstatt hat angerufen. Du kannst deinen Wagen heute abholen.“ Hanna Petri setzte sich zu ihrem Bruder an den gedeckten Frühstückstisch.

„Danke, das erledige ich nach der Beerdigung.“ Vor drei Tagen war die achtundneunzigjährige Frieda Guthmann gestorben, die am Ende der Straße gewohnt hatte, in der sich auch das Pfarrhaus befand.

„Im Schatten der Kirche geboren, werde ich nun auch im Schatten der Kirche sterben“, hatte sie lächelnd zu Benedikt gesagt. „Danke, Herr Pfarrer, dass Sie mir alten Frau so viel Zeit gewidmet haben!“

Benedikt Lorenz hatte die alte Dame sehr gemocht. Ihr Verstand, eingebettet in einem kraftlosen Körper, war bis zum Ende glasklar gewesen. Deshalb hatte er auch abgewunken und ihr zum wiederholten Male versichert, dass er sie sehr gern wieder besuchen würde.

„Du siehst müde aus.“ Hanna nahm eines der Brötchen aus dem Korb, die Benedikt nach der Frühmesse mitgebracht hatte.

Er schaute sie fragend an. „Schläft Noah noch?“

Hanna nickte mit besorgter Miene. „Er hatte letzte Nacht wieder einen Albtraum.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich bin sicher, er vermisst Oliver immer noch.“

Benedikt griff behutsam nach ihrer Hand.

„Hanna, Oliver ist seit zwei Jahren tot. Damals war Noah drei. Ich glaube nicht, dass seine Erinnerung an ihn so stark sind, dass er ihn vermisst.“

Ihr Herz zog sich bei seinen Worten zusammen. Umso mehr, da sie sich selbst immer öfter anstrengen musste, um sich sein Gesicht in Erinnerung zu rufen. Sein Lächeln, den Klang seiner Stimme …

„Du musst endlich loslassen“, vernahm sie Benedikts Stimme. „Noah braucht eine Mutter, die sich dem Leben stellt.“

„Wenn es dir zu viel ist, dass wir hier bei dir sind, musst du nur ein Wort sagen. Wir gehen dann sofort“, erwiderte sie steif, obwohl sie keine Ahnung hatte, was sie machen sollte, wenn er sie beim Wort nahm.

„Natürlich seid ihr mir nicht zu viel.“

Im Grunde ihres Herzens wusste sie das. Seit zwei Jahren lebte sie zusammen mit ihrem Sohn im Pfarrhaus. Seit jenem Abend, als die Polizei vor ihrer Tür gestanden hatte, um ihr zu sagen, dass Oliver von seinem Motorradausflug nicht mehr zurückkehren würde.

Hanna hatte nicht gewusst, wie sie ohne Oliver weiterleben sollte. Zum Glück war Benedikt sofort an ihrer Seite gewesen. Wie in Trance waren die ersten Wochen an ihr vorbeigeglitten. Nur mit starken Beruhigungsmitteln hatte sie die Beerdigung aushalten können. Danach war sie sofort zu Benedikt ins Pfarrhaus gezogen. Wegen Noah. Trotz ihres Ausnahmezustandes hatte sie erkannt, dass sie sich nicht ausreichend um ihren damals dreijährigen Sohn kümmern konnte.

Noah hatte es nicht verstanden, wieso seine Mutter plötzlich nur noch weinte oder mit versteinertem Gesicht herumlief. Es verwirrte ihn, dass sein Papa nicht mehr da war. Er war zu klein, um die Bedeutung des Todes zu verstehen.

„Jetzt sei nicht sauer“, durchdrang Benedikts Stimme ihre Gedanken. Nun klang er verärgert. „Ich versuche doch nur, dir zu helfen.“

Nein, sie hatte keinen Grund, auf ihren Bruder sauer zu sein. Sie verdankte ihm unendlich viel. Hanna lächelte, auch wenn es ihr schwerfiel. „Ich bin nicht sauer“, sagte sie leise. „Ich … ich …“ Sie zuckte mit den Schultern, weil sie sich selbst nicht erklären konnte, was da in ihr vorging. Sie verdrängte jedes Gefühl, das Schmerz erzeugte, aber wahrscheinlich konnte sie deshalb auch andere Gefühle kaum noch zulassen. Und gleichzeitig reagierte sie überempfindlich auf alles, was nach Kritik klang.

„Schon gut.“ Benedikt nickte besänftigt. „Ich will dich nicht unter Druck setzen. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst.“ Er zögerte einen Moment, bevor er wiederholte: „Aber du musst dich dem Leben irgendwann wieder stellen.“

„Ich weiß“, murmelte sie. „Für Noah.“

„Ja, für Noah.“ Er griff über den Tisch nach ihrer Hand. „Aber auch für dich.“

***

Franzi Bergen war ungewöhnlich still und in sich gekehrt. Andrea warf ihrer Adoptivtochter immer wieder prüfende Blicke zu. Auch ihre Schwiegermutter Hilde bemerkte, dass mit dem Mädchen etwas nicht stimmte.

„Schreibt ihr heute eine Arbeit?“

Franzi bekam nicht einmal mit, dass Hilde ihr eine Frage gestellt hatte.

„Franzi!“ Werner sprach sie jetzt direkt an. „Was ist los mit dir?“

Franzi schaute auf. Sie lächelte, als sie alle Blicke auf sich gerichtet sah.

„Nichts. Es ist alles klar.“

Das war so offensichtlich gelogen, dass Werner und Andrea sich einen besorgten Blick zuwarfen.

„Du weißt, dass du über alles mit uns reden kannst“, sagte Andrea.

Franzi nickte.

„Auch wenn du etwas angestellt hast“, ergänzte Werner.

„Ich …“ Ein kurzes Zögern. „… habe nichts angestellt“, versicherte Franzi.

„Aber dich beschäftigt etwas.“ Hilde legte einen Arm um die Schultern des Mädchens. „Du bist doch sonst nie so still.“

„Können wir noch einen Hund nehmen?“ Franzi schaute ihre Eltern nacheinander flehend an. „Bitte!“

„Ich weiß nicht“, erwiderte Andrea unschlüssig. Sie suchte Werners Blick. „Was meinst du?“

Er hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.

„Das hatten wir doch schon, als unsere Anuschka noch lebte. Ich finde, ein Hund reicht.“

„Ja, das finde ich eigentlich auch“, stimmte Hilde ihm sofort zu. „Zumal die meiste Arbeit an mir hängen bleibt.“

Franzi nickte nur, sah dabei aber sehr unglücklich aus.

„Wie kommst du so plötzlich darauf?“, hakte Andrea nach.

Franzi zuckte mit den Schultern. „Einfach nur so“, behauptete sie. „Und eigentlich reicht mir unsere Dolly ja auch.“ Sie lächelte strahlend in die Runde, doch Andrea fand, dass es kein echtes Lächeln war. Am liebsten hätte sie mit ihrer Tochter ein Gespräch unter vier Augen geführt, aber dazu blieb keine Zeit. Franzi musste in die Schule und sie selbst ins Krankenhaus.