Notärztin Andrea Bergen 1414 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1414 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Wimmernd vergräbt Alina Grimm ihr Gesicht im Kissen. Blitze aus purem Schmerz fluten ihren Kopf, und sie spürt, wie sich die gefürchtete Aura herausbildet, die sie völlig lähmen wird. Doch das darf nicht sein! Ihr Töchterchen Marie ist allein im Wohnzimmer und weint bitterlich! Sie muss sich um die Kleine kümmern!
Aber Alina kann nicht aufstehen. Unerträgliche Migräneschmerzen halten sie gefangen und machen jede Bewegung unmöglich! Als Maries Weinen plötzlich verstummt, beginnt Collie Goethe immer nachdrücklicher zu bellen, und Alinas Sorge um ihr Kind wächst ins Unermessliche ...
Später kann sie nicht mehr sagen, wie sie es aus dem Bett und ins Wohnzimmer geschafft hat. Doch das Bild, das sich ihr da bietet, übersteigt ihre schlimmsten Befürchtungen: Marie liegt reglos und totenbleich auf dem Boden, neben sich eine Flasche mit Putzmittel, von dem sie offenbar getrunken hat ...


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Seitenzahl: 125

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Inhalt

Cover

Impressum

Explosion im Kopf

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: B-D-S Piotr Marcinski / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0498-4

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Explosion im Kopf

Seit ihrer Jugend wird Alina Grimm immer wieder von Migräneattacken gepeinigt, die sie völlig außer Gefecht setzen! Mittlerweile überschatten sie ihr ganzes Leben – ihren Beruf, ihr Zusammensein mit ihrem Töchterchen, ja, sogar ihre Ehe! Inzwischen traut Alina sich rein gar nichts mehr zu. Die Angst vor einem erneuten Anfall ist stets präsent und nimmt ihr jede Lebensfreude. Sie glaubt, als Mutter zu versagen und sich nicht richtig um die kleine Marie kümmern zu können. Dabei kann man sich keine liebevollere Mama als Alina vorstellen.

Doch gerade hat uns ein Notruf zu ihr geführt. Bei meiner Ankunft war sofort klar, dass etwas ganz Schlimmes passiert sein muss! Alina hockte schluchzend mitten im Wohnzimmer, Mariechen leblos in ihren Armen! Offenbar hat das Kind während eines Migräneanfalls der Mutter von einer giftigen Substanz getrunken! Werden Alinas ärgste Befürchtungen wahr? Hat sie ihr Kind in Lebensgefahr gebracht? Bin ich zu spät gekommen?

Gründlich desinfizierte Notärztin Dr. Andrea Bergen ihre Hände und Unterarme, bevor sie den OP betrat. Mit fachmännischen Bewegungen legte ihr die Operationstechnische Assistentin einen sterilen Kittel an. Rasch zog Andrea die Handschuhe über.

Alles musste schnell gehen, aber trotzdem war Sauberkeit von allergrößter Wichtigkeit. Jede kleinste Verunreinigung könnte dem kleinen Jungen, der narkotisiert auf dem OP-Tisch lag, zum Verhängnis werden.

Ihr Herz raste, Adrenalin flutete ihren Körper. Gerade war sie mit ihrem Notarztteam auf einem Einsatz gewesen, hatte den Jungen erstversorgt und mit Blaulicht ins Elisabeth-Krankenhaus gebracht.

Doch jetzt gab es für sie keine Verschnaufpause: Sie würde das Kind auch operieren. Manchmal kam es vor, dass sie nach ihren Einsätzen mit dem Rettungswagen noch im OP stand. Sie hatte ein Händchen für filigrane Nähte, bei denen später kaum sichtbare Narben zurückblieben. Und in dem Fall war das bitter nötig.

Armer Junge!, schoss es ihr durch den Kopf, während sie durchatmete und sich geistig auf den Eingriff vorbereitete.

Er war gerade einmal neun Jahre alt und hatte übermütig mit seinem Bruder gespielt, bevor sein Tag eine dramatische Wende nahm. Er war so unglücklich durch ein bodentiefes Fenster gestolpert, dass ihn die scharfkantigen Scherben übel verletzt hatten. Seine Arme und sein Gesicht waren von unzähligen stark blutenden Wunden übersät: manche kaum mehr als Kratzer, andere bedrohlich tief.

Die schockierte Mutter war – angelockt vom gellenden Schrei des Bruders – herbeigerannt und hatte ihr blutüberströmtes Kind auf der Terrasse vorgefunden. Am Rande der Hysterie hatte sie den Notruf gewählt. Bis Andrea Bergen mit ihrem Team vor Ort war, hatte der Junge bereits so viel Blut verloren, dass Transfusionen nötig waren.

Dr. Patrick Grimm nahm Blickkontakt zu Andrea Bergen auf und nickte entschlossen. Der Eingriff begann.

Unendlich behutsam befreiten Andrea und Patrick die Schnitte von Glassplittern, desinfizierten die Verletzungen und nähten die Wunden. Andreas Aufregung verflog wie auf Kommando, ihr Herz hörte auf, so wild zu rasen. Sie war ganz ruhig und konzentriert.

„Die Wundhaken bitte“, sagte sie knapp, und schon wurden ihr die geforderten Instrumente gereicht, mit denen sie die Wundränder fixieren konnte.

Im Gesicht des Jungen gab sie sich ganz besondere Mühe. Der arme Kleine sollte nicht dazu verdammt sein, den Rest seines Lebens mit auffälligen Narben herumzulaufen. Behutsam sorgte die Notärztin dafür, dass später allerhöchstens noch feine, helle Linien zu sehen sein würden.

Die Anästhesistin Dr. Jenny Krottenbaum begleitete den Eingriff. Sie überwachte genauestens die lebenswichtigen Funktionen des Jungen. Es gab Andrea ein gutes Gefühl, Jenny an ihrer Seite zu wissen. Die Narkoseärztin verstand ihr Handwerk. Bei ihr war der junge Patient in den allerbesten Händen.

Und die Anästhesistin war nicht die Einzige, die Können bewies. Obwohl Andrea zum ersten Mal gemeinsam mit Dr. Grimm im OP stand, verstanden sie sich blind. Er ist wirklich ein ausgezeichneter Chirurg, dachte sie anerkennend. Sein guter Ruf war ihm vorausgeeilt, als er vor einigen Wochen hier im Elisabeth-Krankenhaus zu arbeiten begonnen hatte.

Und er wurde diesem Ruf mehr als gerecht! Jeder seiner Handgriffe saß. Er besaß ein unglaubliches Fingerspitzengefühl und viel Talent.

Als hätte er ihre Gedanken gespürt, schaute er kurz von seiner Arbeit auf. Obwohl sein Mund unter einer OP-Maske steckte, verrieten die hauchfeinen Fältchen um seine himmelblauen Augen, dass er ihr zulächelte.

Andrea erwiderte das Lächeln. Es sah gut aus – sie hatten alle Splitter entfernt und alle Wunden versorgt! Das verletzte Kind konnte in den Aufwachraum transportiert werden.

Erleichtert atmete die Notärztin auf, als sie den OP verließ. So dramatisch das blutüberströmte Kind auch im ersten Moment ausgesehen hatte: Bald würde es wieder wohlauf sein.

„Gute Arbeit, Dr. Grimm“, sagte sie lächelnd, nachdem sie die OP-Maske abgenommen hatte. „Das gesamte Elisabeth-Krankenhaus kann sich glücklich schätzen, Sie jetzt zur Belegschaft zu zählen.“

Er lachte. Ohne die OP-Haube glänzte sein schwedenblondes Haar im Kunstlicht. Er hatte ein offenes, sympathisches Lächeln.

„Danke – aber ich bin es, der froh sein muss, dass ich die Stelle hier bekommen habe! Mir gefällt es hier ausgesprochen gut. Übrigens, wollen wir einander nicht duzen?“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Patrick.“

„Nur zu gern! Andrea.“ Sie ergriff seine Rechte.

„Also, Andrea, ich könnte jetzt einen Kaffee vertragen. Wie sieht es mit dir aus? Schließt du dich an?“

Sie seufzte. „Oh ja, Kaffee wäre jetzt ein echter Lebensretter.“

Während sie zum Casino gingen, dem Personalrestaurant des Elisabeth-Krankenhauses, entgingen Andrea die Blicke nicht, die dem talentierten Chirurgen folgten. Viele der jüngeren Ärztinnen und Schwestern schauten ihm verstohlen hinterher.

Andrea konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Kein Wunder, dass die Damen so hingerissen waren: Es kam nicht alle Tage vor, dass ein so gut aussehender, charismatischer Arzt hier zu arbeiten begann. Da konnte man schon mal neugierig werden.

Andrea Bergen selbst hegte natürlich kein derartiges Interesse für den Neuzugang, immerhin war sie glücklich verheiratet. Der einzige Mann, der in ihrem Leben eine Hauptrolle spielte, war Werner. Sie amüsierte sich einfach nur insgeheim über das Aufsehen, das Patrick erregte.

Aber die Ärztinnen und Schwestern, die jetzt gerade so schmachtend seufzten, hatten leider Pech. Patrick war verheiratet und hatte sogar ein kleines Kind, ein Töchterchen.

Seine Frau ist ein ganz schöner Glückspilz, dachte Andrea lächelnd, als auch die Bedienung im Casino bei Patricks Anblick errötete. Ein gut aussehender Chirurg, der noch dazu einen so sympathischen Eindruck machte – da konnte man es wahrlich schlimmer treffen.

***

„Jetzt bin ich aber wirklich gespannt auf diesen Dr. Patrick Grimm“, brummte Werner Bergen und zupfte etwas unbehaglich am Kragen seines Hemdes herum. Eigentlich bevorzugte der Kinderarzt legere Kleidung, aber für diesen Anlass hatten sich die Bergens herausgeputzt. „Mittlerweile werde ich ja fast eifersüchtig, so, wie du von ihm schwärmst.“

Lachend hakte sich Andrea bei ihrem Mann unter.

„Ach was, du und eifersüchtig. Ich sage ja nur, dass er ein glänzender Arzt und ein guter Kollege ist. Und nun komm, bevor die anderen Gäste den ganzen Champagner weggetrunken haben!“

Das Ärzte-Ehepaar hatte die letzten Tage auf einem Medizinerkongress verbracht. An diesem Abend fand die Abschlussfeier statt: ein gediegenes Fest, bei dem die Ärzte die Veranstaltung Revue passieren ließen, Smalltalk betrieben und Kontakte knüpften – das alles bei gutem Essen und Champagner.

Andrea trug ihre neue Errungenschaft, die sie in der „Boutique Melanie“ erstanden hatte: ein elegantes, knielanges Kleid aus jadegrüner Seide. Die Absätze ihrer Wildlederpumps klapperten über den Boden, als sie an Werners Seite durch den Raum schritt.

Sie trafen bekannte Ärzte aus dem Elisabeth-Krankenhaus, aber auch viele Mediziner aus anderen Städten und Ländern, die angereist waren, um an den Diskussionen, Vorträgen und Workshops teilzunehmen. Andrea genoss den fachlichen Austausch mit den Kollegen. Wie viel sie in den letzten Tagen dazugelernt hatte!

„Dort drüben ist unser Tisch.“ Werner deutete auf einen Tisch, an dem sich bereits bekannte Gesichter versammelt hatten: Dr. Albert Kranz mit seiner hübschen Frau Melanie, in deren Boutique Andrea das Kleid gekauft hatte. Der Notarzt Dr. Clemens Stellmacher, der heute ohne seine Gattin unterwegs war, obwohl die Einladung für die Abschlussfeier ausdrücklich auch für Partner galt. Dr. Dietmar Krug, der den Bergens jetzt fröhlich zuwinkte.

Amüsiert stellte Andrea fest, dass sich auf seinem Teller belegte Brötchen und Häppchen stapelten. Wie immer aß er unglaubliche Mengen, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen.

Und auch Patrick Grimm war hier. Der Chirurg unterhielt sich mit seinem Kollegen Dr. Anger, wie Andrea mit einem leisen Seufzen feststellte – sie war nicht Angers größter Fan. Zu Patricks anderer Seite saß eine wunderhübsche junge Frau.

Als sich die Bergens dem Tisch näherten, blickte Patrick lächelnd auf.

„Andrea! Sieh mal, ich habe dir und deinem Mann ein Plätzchen frei gehalten.“ Er deutete auf die beiden Stühle ihm gegenüber. „Darf ich dir meine Frau vorstellen? Das ist Alina, meine bessere Hälfte. Alina, das ist Andrea Bergen, die im Krankenhaus als Notärztin arbeitet.“

Nachdem Andrea Werner vorgestellt hatte, musterte sie Alina neugierig. Freundlich lächelnd schüttelte sie ihr die Hand und versuchte, sich ein Bild von Patricks Frau zu machen.

„Freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte diese mit einem etwas scheuen Lächeln.

Sie hatte sanfte, veilchenblaue Augen, die von langen Wimpern umkränzt waren. Ihre Lippen waren voll und rosig. In weichen Wellen fielen die schokoladenbraunen Haare, in deren Spitzen die Sonne – oder ein sehr geschickter Friseur – goldene Reflexe gezaubert hatte, über ihre Schultern. Das fliederfarbene Chiffonkleid schmeichelte ihrer zarten Figur.

„Mich freut es auch sehr“, antwortete die Notärztin herzlich. „Patrick hat schon ein wenig von Ihnen und der kleinen Marie erzählt. Sie scheint ja ein wahrer Engel zu sein.“

Alinas Lächeln wurde strahlender, in ihren Augen leuchtete es warm auf.

„Oh ja, das ist sie!“ Sie seufzte. „Wenn wir nach Hause kommen, wird die kleine Maus schon tief und fest schlafen. Das Kindermädchen passt heute auf sie auf, damit ich Patrick begleiten konnte.“ Federleicht legte sie die Hand auf den Unterarm ihres Mannes.

„Ich wette, unsere Franzi besiegt Werners Mutter Hilde gerade gnadenlos im ‚Mensch ärgere dich nicht‘“, sagte Andrea lachend. „Sie ist aber auch schon ein paar Jahre älter als Ihre Tochter.“

In dem Moment begannen die Reden anlässlich des Kongresses, die Gespräche verstummten. Danach wurde mit Champagner angestoßen.

„Alina, sind Sie eigentlich auch im medizinischen Sektor tätig?“, erkundigte sich Andrea Bergen freundlich.

Schmunzelnd schüttelte die junge Frau den Kopf, sodass ihre Ohrringe leise klimperten.

„Oh nein, ich mache etwas völlig anderes! Ich arbeite in einem Schmuckgeschäft.“

„Oh, sagen Sie bloß, Ihr schöner Schmuck ist von dort?“, hakte Andrea nach.

Alinas hübscher Schmuck hatte ihren Blick auf Anhieb angezogen: Die Ohrringe und das breite Armband waren in klaren geometrischen Formen gestaltet, wirkten modern und filigran.

Eine feine Röte stieg der jungen Frau in die Wangen.

„Das? Aber nein, das habe ich selbst gemacht.“

„Es ist ihr kleines Hobby.“ Patrick lächelte milde, als nähme er das Talent seiner Frau nicht richtig ernst.

Andrea bestaunte die zierlichen Accessoires.

„Wo haben Sie das denn gelernt?“, fragte sie erstaunt. Die Teile waren so professionell gefertigt, dass die Notärztin nicht im Traum auf die Idee gekommen wäre, sie seien selbst gemacht.

„Ich bin eigentlich eine ausgebildete Goldschmiedin“, erklärte Alina. „Es ist meine große Leidenschaft. Zu Hause habe ich mir ein Atelier eingerichtet. Ich liebe es einfach, Designs zu entwerfen und sie dann mit meinen eigenen Händen Realität werden zu lassen.“

Andrea beugte sich weiter vor, das Thema interessierte sie. Man merkte Alina an, dass sie für ihr Handwerk brannte. Während sie sich unterhielten, schwirrten Kellner umher, um Teller abzutragen oder Getränke nachzuschenken. Am anderen Ende des Tisches wurden gerade medizinisch-technische Neuerungen diskutiert.

„Haben Sie denn nie darüber nachgedacht, Ihren eigenen Schmuck zu verkaufen, statt als Angestellte in einem Laden zu arbeiten?“, erkundigte sich die Notärztin neugierig. „Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Designs einschlagen würden wie eine Bombe.“

Alina seufzte. „Offen gestanden habe ich schon oft mit dem Gedanken gespielt. Aber sich selbstständig zu machen ist mit Risiken verbunden. Außerdem habe ich mit Marie genug um die Ohren, da wäre mir das alles im Moment zu viel. Irgendwann vielleicht.“

„Die noble Boutique ist auch wie für dich gemacht, mein Engel. Mit deinem eleganten Stil passt du dort perfekt rein“, schaltete sich Patrick ein. Seine Hand wanderte über Alinas Rücken bis zu ihrem Nacken hinauf.

Andrea zog eine Augenbraue hoch. Bestimmt war das als Kompliment gemeint, aber irgendwie gefiel ihr Patricks stolzer Tonfall nicht. Er war sich eindeutig der Tatsache bewusst, dass er eine sehr schöne Frau hatte, und schien darauf auch Wert zu legen. Fast wirkte es auf die Notärztin so, als betrachtete er Alina als eine Art Accessoire.

Und auch, dass er Alinas Leidenschaft für Schmuckdesign als kleines Hobby belächelte, stieß Andrea Bergen übel auf. Sollte er als Partner nicht hinter Alina stehen und sie in allem unterstützen?

Aber dann schnappte sie eine interessante Bemerkung von Dietmar Krug auf, und schon befand sie sich mitten in einer angeregten Diskussion über medizinische Roboter. Beinahe vergaß sie, wie herablassend Patrick seine Frau behandelt hatte – aber nur beinahe.

***

Appetitlos starrte Alina das Zitronentörtchen an, das sie sich vom Buffet geholt hatte. Übelkeit stieg in ihr hoch, ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus, und ihre Kehle war wie zugeschnürt.

„Stimmt etwas nicht? Schmeckt es dir nicht?“, erklang Patricks samtige Stimme neben ihr.

Sie rang sich ein Lächeln ab. „Doch, Schatz, natürlich“, antwortete sie und steckte sich tapfer einen Bissen in den Mund.

Obwohl sie davon fast würgen musste, gab sie sich alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Patrick hasste es, wenn sie herumjammerte. Wenn sie jetzt zugab, dass es ihr nicht allzu gut ging, würde er sie wieder als Mimose verspotten – natürlich erst, wenn sie unter sich waren und niemand zuhörte. In der Öffentlichkeit würde ihm so eine Bemerkung niemals herausrutschen, dafür war ihm sein makelloses Image zu wichtig.

Ein pochender Schmerz kündigte sich hinter ihrer Stirn an. Gequält schloss sie die Augen für einen Moment und presste sich die Fingerspitzen gegen die Schläfe. Die Gespräche ringsumher schienen immer lauter zu werden, unangenehm laut. Das Klirren von Besteck auf Geschirr ließ sie zusammenzucken.

Nicht jetzt, dachte sie verzweifelt. Das war ein denkbar schlechter Moment. Sie musste sich zusammenreißen!

„Frau Grimm, geht es Ihnen gut?“ Werner Bergen beugte sich zu ihr herüber und sah sie besorgt an.

Sofort schenkte sie dem Kinderarzt das überzeugendste Lächeln, das sie zustande brachte, und merkte dabei selbst, dass es verkrampft ausfiel.

„Aber natürlich, alles ist wunderbar. Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden?“, antwortete sie charmant, erhob sich und steuerte auf die Damentoiletten zu.

Sobald sie stand, flammten die Schmerzen in ihrem Kopf greller auf. Die ganze rechte Kopfhälfte schien von unzähligen glühenden Nadeln durchbohrt zu werden. Sie stöhnte leise und umklammerte die Handtasche fest mit beiden Händen, während sie sich ihren Weg zwischen den Tischen hindurch suchte.

„Hoppla, nicht so stürmisch“, lachte jemand, als sie mit dem Fuß gegen etwas prallte und beinahe gestolpert wäre.