Notärztin Andrea Bergen 1418 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1418 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Um den Tod ihres Verlobten zu überwinden, zieht die junge Mia ins Kloster Eschenthal - nur mit einem kleinen Koffer an Gepäck, mehr braucht sie nicht aus ihrem alten Leben. Denn Mia ist fest entschlossen, nach dem Probejahr als Novizin ins Kloster einzutreten. Hier, fernab von allem, hofft sie, wieder zu sich selbst zu finden und die tiefe Depression, die sie gefangen hält, zu überwinden.
Eines Morgens bricht Mia auf zu einer Wanderung über einen der steilen Eifelsteige. Dem jungen Thorsten, der den Buch- und Geschenkeladen im Kloster führt, sagt sie, am Abend zurück sein zu wollen. Doch er wartet vergeblich auf sie ...
Vor Einbruch der Dunkelheit werden im nahen Elisabeth-Krankenhaus Notärztin Andrea Bergen und ihr Team zu einem Noteinsatz mit dem Hubschrauber gerufen: Eine junge Frau ist in der Eifel in eine Schlucht gestürzt! Zeugen sagen, sie wäre vor ihren Augen in den Tod gesprungen ...


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Seitenzahl: 128

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Inhalt

Cover

Impressum

Mias Trauerreise

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Pixel-Shot / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0697-1

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Mias Trauerreise

Noch immer zittern mir nach dem Rettungseinsatz mit dem Hubschrauber die Knie! Um die hübsche Mia Balding aus einer Schlucht in der Eifel zu retten, mussten mein Sanitäter Jupp und ich uns in die Tiefe herablassen! Die Situation war dramatisch, und wir alle hielten die Verunglückte für tot! Umso größer war meine Erleichterung, als ich einen schwachen Puls bei Mia fühlte und wir sie unter größten Gefahren in den Hubschrauber und ins Elisabeth-Krankenhaus bringen konnten. Doch die Lage ist sehr ernst ...

Während meine Kollegen im OP Mia nun schon seit Stunden operieren und verzweifelt versuchen, die inneren Blutungen zum Stillstand zu bringen, geht mir eine Frage nicht aus dem Sinn: Ist es wahr, was die Wanderer sagen, die den Absturz beobachtet haben? Wollte Mia freiwillig aus dem Leben scheiden?

Glücklich lächelnd blickte Mia Balding auf den Namen, mit dem sie in Zukunft unterschreiben würde. Eine halbe Seite ihres Notizbuchs war bereits damit beschrieben. Sie musste noch ein wenig üben, um den richtigen Schwung hinzubekommen.

Mia Karstow. So würde sie bald heißen, und Ben würde ihr Mann sein.

Ben ... Mia presste die Hand aufs Herz und seufzte. Sie liebte ihn so sehr. Noch nie zuvor hatte sie einen Mann so innig geliebt wie Ben, hatte sie sich so tief mit einem Menschen verbunden gefühlt wie mit ihm. Sie brauchte nur an ihn zu denken, schon lief ein sehnsüchtiges Prickeln durch ihren Körper. Sie liebte und sie brauchte ihn. Ein Leben ohne ihn konnte sie sich nicht vorstellen. Ohne Ben würde es kalt und dunkel und nicht mehr lebenswert sein.

An diesem Wochenende würde er zu einer Hotelfachmesse an den Rhein fahren. Seine Mutter hatte ihm zugeredet, ein paar Tage dranzuhängen und den Messebesuch mit einem Kurzurlaub zu verbinden. Er habe Entspannung dringend nötig, und etwas Stadtluft tue ihm gut. Das Wellness-Resort der Familie Karstow lag in einem kleinen Urlaubsort in der Eifel, und außer seiner Arbeit hatte Ben kaum Abwechslung.

Ich auch nicht, ging es Mia flüchtig durch den Sinn. Sie hatte Ben, das war alles, was sie brauchte. Nun würde sie fast eine Woche von ihm getrennt sein.

Normalerweise hätte sie eine so lange Zeit ohne ihn schrecklich gefunden, doch diesmal würde sie selbst verreisen. Ihre Schwester, die in München verheiratet war, hatte vor Kurzem ihr erstes Kind bekommen, und Mia würde zur Taufe hinfahren. Darauf freute sie sich schon sehr. Da würde ihr die Trennung von Ben nicht so schwerfallen.

»Mia, wie ich sehe, hast du im Moment nichts zu tun«, riss die kühle Stimme ihrer zukünftigen Schwiegermutter sie aus ihren Gedanken. »Würdest du bitte in der Kristall-Sauna aushelfen? Dort ist eine Flasche zu Bruch gegangen, und Kathi ist nirgends aufzutreiben, um das Malheur wegzukehren. Übernimmst du das bitte, bevor jemand in die Scherben tritt und sich verletzt?«

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich Helene Karstow der Treppe zu und stieg hinauf.

Mia seufzte frustriert. Leichter Ärger huschte über ihr apartes Gesicht, als sie ihr Notizheft in einer Schublade verschwinden ließ.

Es stimmte, an der Rezeption war im Moment nichts los. Mia hatte auch nichts dagegen, ab und zu mal in anderen Bereichen des Wellness-Hotels einzuspringen. In letzter Zeit fühlte sie sich von Bens Eltern jedoch mehr und mehr ausgenutzt.

Obwohl sie von ihnen vor zwei Jahren als Rezeptionistin eingestellt worden war, musste sie immer öfter auch andere Arbeiten erledigen. Man verlangte viel von ihr, und natürlich war ihr Dienst auch nach einem Acht-Stunden-Tag nicht zu Ende. Doch beklagt hatte sie sich bisher noch nie.

Auf dem Weg zur Kristall-Sauna begegnete ihr Leah, Bens kleine Schwester. Sie war siebzehn und dieses Jahr mit der Schule fertig geworden. Anschließend hatte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau begonnen und würde alle Stationen durchlaufen. Das Wellness-Resort ihrer Eltern war der perfekte Ausbildungsplatz für sie.

»Hi, Mia«, rief Leah fröhlich.

Mia lächelte. Im Gegensatz zu Bens Eltern hatte sie zu ihrer zukünftigen Schwägerin ein sehr herzliches Verhältnis.

»Hi, Leah«, grüßte sie zurück.

»Du hast's aber eilig«, stellte Leah fest. »Da brauche ich wohl nicht zu fragen, ob du Lust auf ein Eis hast?«

»Lust hätte ich schon, aber in der Kristall-Sauna hat jemand eine Flasche zerbrochen, und ich muss die Scherben wegkehren, bevor sich jemand verletzt.«

»Ich helfe dir dabei«, bot Leah an.

»Oh, danke, das ist lieb von dir.« Mia legte kurz den Arm um sie. Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort.

Als sie in der Sauna eintrafen, hatten einige der Gäste die Scherben bereits provisorisch aus dem Weg geräumt. Mia und Leah erledigten den Rest und verließen den Sauna-Bereich wieder. Leider wurde nichts aus dem gemeinsamen Eisessen, denn einen Moment später wurde Mia an die Rezeption gerufen. Neue Gäste waren eingetroffen.

»Sorry, ein andermal«, sagte sie und drückte Leah bedauernd den Arm.

An der Rezeption blickten ihr die neuen Gäste leicht ungehalten entgegen.

»Kein sehr netter Empfang, uns so lange warten zu lassen«, murrte die stark geschminkte ältere Dame, und ihr Begleiter nickte dazu mit verdrossener Miene.

»Bei diesen Preisen sollte man erwarten können, zuvorkommend behandelt zu werden«, setzte er zurechtweisend hinzu.

Mia entschuldigte sich, bemüht, trotz der Vorwürfe freundlich und höflich zu bleiben. Sie erledigte die Anmeldung und begleitete die neuen Gäste persönlich zu deren Zimmer.

»Ich hoffe, es ist alles zu Ihrer Zufriedenheit«, sagte sie freundlich lächelnd. »Wenn nicht, dürfen Sie sich gern jederzeit an mich wenden.«

Das Paar nahm nicht weiter von ihr Notiz. Mia war es nur recht. Rasch kehrte sie wieder an die Rezeption zurück, wo ein junger Mann auf sie wartete, der ein Mountainbike ausleihen wollte.

***

Um siebzehn Uhr war Mias Dienst offiziell beendet. Dann wurde sie von Bens Mutter abgelöst. Pünktlich war Helene allerdings nie. Wie oft hatte sich Mia schon darüber geärgert. Immerhin fing sie schon um sieben Uhr morgens an, da war sie am Abend rechtschaffen müde.

Mia erledigte einige Schreibarbeiten, beantwortete Fragen der Hausgäste, gab Prospekte heraus und empfahl verschiedene Wanderungen in der näheren Umgebung. Als Helene endlich erschien, war es bereits nach achtzehn Uhr.

Mia knurrte der Magen. Sie freute sich auf ein gemeinsames Abendessen mit Ben und hoffte, dass er Zeit hatte. Leider war das nicht immer der Fall. Sie musste damit rechnen, dass er an diesem Abend besonders viel zu tun hatte, da er ja morgen früh zur Messe fuhr.

Mia ging zu seinem Büro, doch dort traf sie ihn nicht an. Da niemand ihr sagen konnte, wo er sich gerade befand, rief sie ihn auf dem Handy an.

Mias Miene strahlte auf, als sie seine vertraute Stimme hörte. Doch dann verflüchtigte sich ihr Strahlen etwas, als Ben in leicht gestresst klingendem Tonfall fragte, was es gebe.

Mia versuchte, die Enttäuschung beiseitezuschieben. »Ich dachte, wir würden zusammen zu Abend essen«, erwiderte sie betont munter.

»Ich bin noch beschäftigt«, war seine knappe Antwort. »Packen muss ich auch noch.«

Mia bot ihre Hilfe an. »Aber erst muss ich was essen. Wie sieht es bei dir aus? Hast du keinen Hunger?«

»Doch, schon lange«, gab er zu.

»Dann lass uns was essen, bevor wir beide noch verhungern«, drängte Mia.

Schließlich versprach Ben, in einer Viertelstunde ins Kaminzimmer zu kommen. Mia freute sich, dass das gemeinsame Abendessen gerettet war. Sie steckte ihr Handy wieder in die Jackentasche und machte sich auf den Weg in den zweiten Stock, wo die privaten Räume der Familie Karstow lagen. Hier bewohnte auch Mia ein kleines Apartment.

Noch wohnten Ben und sie getrennt, auch wenn sie die Nacht oft gemeinsam verbrachten. Nach der Hochzeit würde sich das natürlich ändern. Dann sollte im Dachgeschoss des Gästehauses eine größere Wohnung ausgebaut werden.

Mia betrat ihr Apartment und ging gleich ins Bad, um sich frisch zu machen. Wie so oft wanderten ihre Gedanken zu der bevorstehenden Hochzeit. Noch immer stand der Termin, der bereits mehrmals verschoben worden war, nicht konkret fest. In letzter Zeit wich Ben auffallend aus, wenn sie darauf zu sprechen kam.

Sie befürchtete schon, dass er sie letzten Endes doch nicht heiraten würde, eine Vorstellung, die ihr Panikattacken bescherte. Es schlichen sich auch immer häufiger Zweifel ein, dass Ben sie so liebte wie sie ihn. Doch solche bedrückenden Gedanken verdrängte sie rasch wieder.

Mia schlüpfte in eine bequeme Stretch-Hose und wählte zu ihrem roten Top eine passende Bluse, die sie über dem Bauch verknotete. Ihr kastanienbraunes Haar schlang sie im Nacken zu einem losen Knoten. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel, dann ging sie nach unten.

Neben der Küche befand sich das Kaminzimmer, in dem die Familie für gewöhnlich die Mahlzeiten einnahm. Allerdings kam es nicht oft vor, dass sich alle Mitglieder zur gleichen Zeit einfanden.

Auch an diesem Abend war niemand da, als Mia den gemütlichen, rustikal eingerichteten Raum betrat. Sie nahm an, dass Helene wegen ihres Dienstes bereits früher mit ihrem Mann zu Abend gegessen hatte, und Leah war sicher mit dem Fahrrad in den Ort gefahren, um sich mit Freunden zu treffen.

Mia ließ sich auf der Polsterbank nieder und lehnte sich entspannt zurück. Sie freute sich sehr auf den gemeinsamen Abend mit Ben, der der letzte für eine ganze Woche sein würde.

Nach dem Essen würde sie ihm beim Kofferpacken helfen, anschließend würden sie zum romantischen Teil übergehen. Ob sie die Nacht in ihrem oder seinem Apartment verbrachten, würden sie noch entscheiden. Vielleicht blieb am Morgen noch Zeit für ein gemeinsames Frühstück.

Ben wollte schon zeitig los, und Mia musste gegen neun Uhr am Bahnhof sein. Im Gegensatz zu ihm, der keine Fahrt ohne seinen Sportwagen antrat, würde sie den Zug nehmen, wie immer, wenn sie zu ihrer Schwester fuhr. Bahnfahren fand sie weitaus entspannter, als sich mit dem Auto über verstopfte Autobahnen und durch zähflüssigen Stadtverkehr zu quälen.

Mias Herz begann, sehnsüchtig zu klopfen, als sie im Flur Schritte hörte. Dann ging die Tür auf, und Ben kam herein.

***

»Da bist du ja.« Mit einem frohen Lächeln blickte sie ihm entgegen.

Ben setzte sich ihr gegenüber. »Ich habe in der Küche Bescheid gegeben, dass man uns Pfeffersteak mit Pommes bringen soll. Es ist dir doch recht?«

Mia hätte sich ein leichteres Essen gewünscht, am liebsten etwas Vegetarisches. Doch sie sagte nichts, um Ben nicht zu enttäuschen.

»Aber ja«, versicherte sie. »Hast du auch an Wein gedacht?«

Bevor Ben etwas erwidern konnte, wurde die Tür geöffnet, und eine Bedienung kam mit einem Tablett herein, auf dem sich eine Karaffe Wein und zwei Gläser befanden. Sie stellte es auf dem Tisch ab, füllte die Gläser und zog sich mit einem »Zum Wohl« wieder zurück.

Mia und Ben griffen nach ihren Gläsern und tranken sich zu.

»Auf einen erfolgreichen Messebesuch, Ben!« Das Lächeln, das Mia ihm über den Tisch schickte, war voller Liebe.

»Auf eine nette Zeit bei deiner Schwester und auf den neuen Erdenbürger!«, erwiderte er. »Oder besser gesagt, die Erdenbürgerin.«

Sie tranken ihren Wein und plauderten dabei über verschiedene Dinge. Hauptsächlich ging es um Belange des Wellness-Resorts und um neue Anregungen, die Ben sich von seinem Messebesuch versprach.

»Und was wirst du sonst noch unternehmen?«, erkundigte sich Mia. »Du bleibst ja anschließend noch ein paar Tage.«

Ben zuckte mit den Schultern.

»Keine Ahnung. Tourist spielen und Sehenswürdigkeiten besuchen, nehme ich an. Eigentlich ist es Unsinn, was Mama da vorgeschlagen hat. Im Grunde kann ich es mir gar nicht leisten, so lange weg zu sein.«

»Es wird dir guttun«, meinte Mia. »Ich bin ja ebenfalls nicht da und bleibe noch zwei Tage länger weg als du.«

Die Bedienung brachte das Essen und wünschte einen guten Appetit, bevor sie wieder hinausging.

Während des Essens fiel kaum ein Wort zwischen dem Paar. Jeder hing seinen Gedanken nach, die sich hauptsächlich um ihre Reise drehten. Nach einer Weile holte Mia ihr Handy hervor und zeigte Ben das neueste Foto von ihrer kleinen Nichte, das ihre Schwester ihr geschickt hatte.

»Ist sie nicht süß?« Mia seufzte. »Ich kann es gar nicht erwarten, bis auch wir so was Kleines haben.«

Ihr entging der unwillige Ausdruck, der über Bens Gesicht huschte. Verliebt betrachtete sie das niedliche Baby auf dem Foto.

»Aber erst mal wirst du Onkel, bevor du Vater wirst.«

»Damit habe ich es nicht eilig«, erwiderte Ben. »Wir sind ja noch nicht mal verheiratet.«

»Wenn es nach mir ginge, wären wir es schon längst«, konnte sich Mia nicht verkneifen, das Thema, das ihr am meisten am Herzen lag.

»Bitte nicht schon wieder!«, war Bens von einem genervten Seufzer begleitete Antwort.

Mia hob den Blick. Der ablehnende Ausdruck, der auf seinem gut geschnittenen Gesicht lag, schnitt ihr ins Herz. Eine schmerzliche Enttäuschung stieg in ihr auf. Warum bekam Ben neuerdings immer schlechte Laune, wenn sie das Thema Hochzeit auf den Tisch brachte?

Zu ihrer Enttäuschung gesellte sich jetzt leichter Ärger. Mia ließ ihr Besteck sinken und legte den Kopf in den Nacken.

»Ben, was ist los?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Jedes Mal, wenn ich die Sprache auf unsere Hochzeit bringe, weichst du mir aus oder reagierst ärgerlich. Warum können wir den Hochzeitstermin nicht endlich konkret festlegen? Verlobt sind wir lange genug.«

Ben setzte das Glas, aus dem er gerade trinken wollte, mit einem harten Ruck wieder ab.

»Herrgott noch mal, muss das jetzt sein?« Der Blick, mit dem er Mia bedachte, hätte nicht abweisender sein können.

Sie schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter.

»Das sagst du jedes Mal«, erwiderte sie traurig. Ben kam ihr plötzlich so fremd vor. »Manchmal denke ich, dass du mich gar nicht mehr heiraten willst.«

Ein kühler, sehr distanzierter Blick traf sie, der Mia unwillkürlich an seine Mutter erinnerte.

»Ich habe im Moment weiß Gott andere Dinge im Kopf«, bevor er sichtlich verärgert weiteraß.

Mia schwieg. Mit einem Kloß im Hals blickte sie auf ihr Steak, von dem sie noch nicht einmal die Hälfte gegessen hatte. Mechanisch schnitt sie einen weiteren Bissen ab. Wenn sie das Thema Hochzeit weiter verfolgte, würde sie Ben nur noch mehr verärgern.

Nach kurzem Anklopfen kam die Bedienung wieder herein.

»Was darf ich den Herrschaften zum Dessert bringen?«, erkundigte sie sich.

»Danke, für mich nicht«, lehnte Ben beinahe unfreundlich ab.

Auch Mia verzichtete auf einen Nachtisch.

»Ich schaffe nicht mal das Steak«, erklärte sie mit einem leicht verzerrten Lächeln.

Kurz darauf verließen sie das Kaminzimmer. Als Mia mit Ben kommen wollte, um ihm beim Kofferpacken zu helfen, wehrte er ab.

»Das kann ich allein machen. Außerdem habe ich vorher noch andere Dinge zu tun.«

Sein abweisender Tonfall schmerzte Mia.

»Wo schlafen wir heute – bei dir oder bei mir?«, fragte sie.

Ben wich ihrem Blick aus.

»Es ist besser, wenn heute jeder für sich schläft. Bei mir wird es sicher spät werden, und du musst morgen ebenfalls früh raus. Machen wir es kurz.« Er zog sie an sich und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. »Gute Reise«, wünschte er ihr. »Verlebe ein paar schöne Tage mit deiner Schwester und deiner neuen Nichte.«

Mias Enttäuschung war grenzenlos.

»Danke«, brachte sie mühsam hervor. »Und dir viel Spaß auf der Messe.« Sie schluckte. »Frühstücken wir morgen dann auch nicht zusammen?«

»Dazu wird keine Zeit mehr sein. Machen wir uns also keinen Stress. Gute Nacht.« Noch mal ein flüchtiger Kuss, diesmal auf die Wange, dann verschwand Ben im Büro.