Notärztin Andrea Bergen 1424 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1424 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

"Emma, du hast Krebs. Es ist sehr ernst." Als ihr Arzt und guter Freund Dr. Marc Jäger ihr diese Eröffnung macht, droht die schöne Emma den Boden unter den Füßen zu verlieren. Alle seine weiteren Worte und Erklärungen rauschen ungehört an ihr vorbei. Nur eines kann Emma denken: Ich werde sterben - bald! Bilder von glücklichen Tagen blitzen vor ihr auf und verblassen gleich darauf: Ihr Verlobter Johannes, der sie zärtlich an sich zieht und küsst. Sie in ihrem wunderschönen Brautkleid, das sie nun nie tragen wird.
Noch vor einer Stunde hat die Zukunft hell und strahlend vor ihr gelegen - und jetzt ist alles aus. Stattdessen sind da nur Schmerz und Todesangst ...
Als Emma den Mut findet, Marc zu fragen, wie viel Zeit ihr noch bleibt, liest sie in seinen Augen die erschütternde Wahrheit. Nein, denkt sie, nein, das darf nicht sein! Und gegen alle Prognosen beginnt Emma einen verzweifelten Kampf um ihr Leben ...


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Seitenzahl: 128

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Inhalt

Cover

Wie lange noch ...?

Vorschau

Impressum

Wie lange noch ...?

Die Diagnose Leukämie hat Emma in tiefste Verzweiflung gestürzt – und nicht nur sie. Auch mein Kollege, der junge Onkologe Marc Jäger, der die schwere Krankheit attestierte, ist außer sich vor Sorge. Seit vielen Jahren liebt er Emma, auch wenn das niemand wissen darf. Denn sie ist die Verlobte seines besten Freundes und steht kurz vor ihrer Hochzeit!

Doch Emmas Blutwerte geben Anlass zu höchster Besorgnis. Schon jetzt steht beinahe fest, dass nur eine Stammzellenspende die junge Frau noch retten kann!

Aber ihr läuft die Zeit davon ...

Kühl glitt die Seide über Emmas Haut. Tüll und Taft raschelten leise. Unter ihren Händen spürte sie feinste Spitze und zierlich angebrachte Perlenstickereien.

Unwillkürlich hielt sie den Atem an, als sie in den Spiegel blickte. Wie ungewohnt es war, sich selbst so zu sehen! Das Brautkleid war umwerfend. Es umschloss ihren zierlichen Körper wie eine zweite Haut. Der cremeweiße Farbton schmeichelte ihrem Teint und kaschierte sogar, wie blass sie in letzter Zeit immer war.

»Es steht Ihnen hinreißend, wie für Sie gemacht«, versicherte die Verkäuferin lächelnd. »Was meinen Sie? Fühlen Sie sich wohl darin? Könnte es das Kleid sein?«

Emma Mertens drehte sich vor dem Spiegel hin und her und staunte über den Anblick. Bei jeder Bewegung schimmerten die Perlen und Strasssteine im warmen Licht. Die Kleider, die sie bisher anprobiert hatte, waren Irmgard und Miriam allesamt zu schlicht und unscheinbar gewesen. Johannes' Mutter und Schwester fanden, es dürfte ruhig etwas mehr Glamour sein.

»Möglich«, erwiderte sie zögerlich.

Es war wirklich ein herrliches Kleid, das lag auf der Hand. Warum war sie dann trotzdem nicht so enthusiastisch, wie sie es erwartet hätte?

Da waren keine Freudentränen, auch ihr Herz schlug nicht höher. Bestimmt lag es daran, dass sie sich seit Wochen seltsam matt und erschöpft fühlte. Denn eigentlich freute sie sich unglaublich darauf, ihrem Traummann vor dem Traualtar das Jawort zu geben.

Die Verkäuferin lächelte noch einmal verschmitzt, holte einen mit Strasssteinchen besetzten Gürtel und einen Schleier und legte Emma beides an.

»Ich bin sicher, Ihre Mutter wird es auch toll finden. Ich weiß ja, den meisten Bräuten liegt es am Herzen, dass auch ihre Familien vom Kleid überzeugt sind. Immerhin ist es ein besonderes Kleidungsstück, das man nur ein Mal im Leben trägt.«

Emma schluckte. »Irmgard ist die Mutter meines Verlobten.« Dann rang sie sich ein Lächeln ab. »Aber ja, Sie haben ganz recht. Mir ist schon wichtig, dass ihr das Kleid auch gefällt. Zumal sie so lieb war und angeboten hat, es zu bezahlen.«

Die Beraterin schmunzelte. »Ach! Das ist natürlich praktisch. Sie werden sehen, Ihre Schwiegermutter wird begeistert sein. Wie eine Prinzessin sehen Sie in dem Kleid aus«, kommentierte sie noch, bevor Emma die Kabine verließ und in den Verkaufsraum trat, wo ihre zukünftige Schwiegermutter und Schwägerin gerade auf dem tiefroten Samtsofa saßen und Champagner schlürften.

In ihren Designerklamotten passten sie perfekt in das hochwertige Ambiente: den schicken Altbau mit den endlos hohen Decken, dem Stuck, den seidig cremefarbenen Tapeten und hellen Vorhängen, durch die das Sonnenlicht gebrochen hereinfiel.

Und wie die Verkäuferin es vorhergesehen hatte, weiteten sich Irmgards Augen. »Emma, meine Liebe, das ist ja hinreißend! So etwas wollte ich von Anfang an sehen. Das ist einer Hochzeit angemessen. Schlicht kann man immerhin im Alltag herumlaufen, wenn man das möchte. Aber wenn man heiratet, sollte man schon etwas Besonderes tragen.«

Emma entging der stichelnde Tonfall nicht. Irmgard war niemals offen unhöflich oder gar unfreundlich zu ihr, aber sie machte auch keinen Hehl daraus, dass sie sich für ihren Goldjungen Johannes eine elegantere Frau gewünscht hätte. Sie meinte also, zumindest zur Hochzeit sollte sich Emma ein wenig herausputzen, wenn sie schon im Alltag offensichtlich eine Beleidigung fürs Auge darstellte.

»Danke«, sagte sie trotzdem.

Mitten im Verkaufsraum war ein Podest aufgebaut, auf dem sich die werdenden Bräute in ihren Traumkleidern präsentieren und im großen, goldgerahmten Barockspiegel betrachten konnten. Hier kam die cremefarbene Robe noch besser zur Geltung als in der Umkleidekabine. Doch auch das schmeichelhafte Licht und das Make-up, das Emma heute Morgen sorgsam aufgetragen hatte, verbargen nicht, wie blass sie war. Das war diese verdammte Müdigkeit, die seit Wochen immer schlimmer wurde. Sie schlief genug, sogar mehr als sonst, und trotzdem fühlte sie sich morgens wie überfahren und kam kaum aus dem Bett.

Sie straffte die Schultern, um sich nicht anmerken zu lassen, wie ermattet sie sich fühlte. »Und du, Miriam, was meinst du denn?«

Die Augen ihrer zukünftigen Schwägerin glänzten feucht. Früher hätte Emma gedacht, das sei die Rührung, aber mittlerweile kannte sie ihre Schwägerin besser und konnte sie einschätzen. Miriam dachte gerade an ihren eigenen Langzeitfreund, mit dem es nie so richtig gut lief und von dem sie sich seit Jahren vergeblich einen Heiratsantrag erhoffte. Es war schlicht und einfach der Neid, der Miriam die Tränen in die Augen trieb.

»Wirklich schön.« Miriam brachte ein dünnes Lächeln zustande.

Emma seufzte. Trotz allem war sie doch froh, dass die beiden sie zum Kauf des Brautkleides begleiteten. Wie traurig wäre es denn gewesen, ganz alleine hier zu sein? Sie hatte sonst niemanden, den sie hierher mitnehmen konnte.

Sie hatte zwar viele Freundinnen, mit denen sie sich gerne traf, aber wenn sie ehrlich war, waren das wohl eher Partyfreunde und gute Bekannte. Keine von ihnen stand ihr so nahe, dass sie diesen Moment mit ihr hätte teilen wollen.

Emmas eigene Mutter war schon vor Jahren an Krebs gestorben. Ihr Vater war an diesem Verlust zerbrochen – er hatte sich wenig später das Leben genommen. Und ihre Schwester Sarah? Die hatte Emma seit einer ganzen Weile überhaupt nicht mehr gesehen. Sang- und klanglos war Sarah aus ihrem Leben verschwunden.

Ja, so gesehen musste sie wirklich froh sein, dass Johannes' Familie sie so herzlich aufgenommen hatte. Nun ja, so herzlich, wie sie es eben konnten. Die ganze Familie war nun einmal etwas unterkühlt, Johannes bildete zum Glück die Ausnahme.

Irmgard zog eine fein geschwungene Augenbraue hoch. »Emma, ist alles in Ordnung?«

Miriam räusperte sich. »Nimm es mir nicht übel, aber du siehst gar nicht gut aus. Ziemlich schrecklich, um ehrlich zu sein.«

Emma atmete tief durch. »Es geht schon«, behauptete sie, doch der matte Tonfall strafte sie Lügen.

Tatsächlich fühlte sie sich immer schlechter. Sie war zu Tode erschöpft und sehnte sich danach, auf dem roten Sofa Platz zu nehmen – oder, noch besser, nach Hause zu fahren und sich ins Bett zu legen. Der Spiegel offenbarte ihre Blässe gnadenlos. Miriam hatte nicht übertrieben, sie sah wirklich entsetzlich aus. Vorher war sie schon blass gewesen, doch jetzt war sie aschfahl. Ein feiner Schweißfilm bedeckte ihre Stirn.

In kleinen Schlucken nippte sie am gekühlten Champagner, den die Verkäuferin ihr reichte. Es fiel ihr schwer, das Glas festzuhalten, und auch ihre Beine fühlten sich kraftlos und zittrig an.

»Ist nur eine verschleppte Erkältung«, brachte sie schwach hervor. »Schon ein paar Wochen schlage ich mich damit herum. Ich dachte, es geht mittlerweile wieder, aber ...«

Weiter kam sie gar nicht. Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen. Das Glas entglitt ihrer Hand und zersplitterte klirrend. Sie öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton hervor. Ihre Beine gaben unter ihr nach.

»Um Himmels willen! Wir brauchen einen Notarzt«, hörte sie noch Irmgards schrille, angespannte Stimme, bevor sich Dunkelheit um ihren Geist senkte.

***

Notärztin Andrea Bergen schnappte sich ihren Koffer und sprang aus dem Rettungswagen, dicht gefolgt von ihrem Team: dem Rettungssanitäter Jupp Diederichs und dem Rettungsassistenten Ewald Miehlke.

»Da ist es!«, stieß sie hervor und rannte auf den Eingang des Brautmodengeschäfts zu. Hinreißend schöne, weiße Kleider waren in den Schaufenstern in Szene gesetzt, zarte Träume aus Tüll, Spitze und Seidenchiffon, aber die Notärztin hatte keine Zeit, die Kreationen zu bestaunen. Sie war nicht zum Vergnügen hier.

»Da sind Sie ja endlich! Warum dauert das denn so lange?«, fauchte eine Dame mittleren Alters in einem eleganten Etuikleid.

Andrea Bergen nahm ihr die barsche Anrede nicht übel, bestimmt war die Dame außer sich vor Sorge um einen geliebten Menschen. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit für eine Erklärung, erwähnte nicht den stockenden Stadtverkehr und die Baustelle auf dem Weg, denn das alles spielte jetzt überhaupt keine Rolle. Wichtig war nur, dass sie jetzt hier waren und sich um die Patientin kümmern konnten, die ihre Hilfe brauchte.

Die Notärztin musste sich nicht lange umschauen, sie sah sofort die junge Frau im hinreißenden, fließenden Brautkleid, die auf einem tiefroten Sofa lag. Ihre Haut war beinahe so hell wie die unzähligen Brautkleider, die an der langen Kleiderstange dahinter hingen.

Wie Schneewittchen, das in den giftigen Apfel gebissen hat, war die erste Assoziation, die Andrea durch den Kopf schoss, auch wenn die Patientin hellblond und nicht schwarzhaarig war. Aber auch diesen Gedanken schob sie entschlossen beiseite. Jetzt zählte nur, dass sie der bewusstlosen Frau half.

»Sie ist einfach zusammengebrochen«, sagte eine Frau mit einem Namensschild am Kragen, das sie als Verkäuferin auswies. Ihre Hände zitterten, sie wirkte mitgenommen und erschrocken. »Ich hatte zuerst Sorge, das Kleid wäre vielleicht zu eng gewesen – ich will meinen Kundinnen doch nicht die Luft abschnüren! Ich habe ihr direkt die Schnüre der Corsage gelockert, aber eigentlich war sie überhaupt nicht zu eng. Das kann es nicht gewesen sein, es muss irgendeinen anderen Grund geben.«

»Vielleicht nur der Kreislauf«, versuchte Andrea Bergen, sie zu beruhigen, während sie die Patientin untersuchte. Die Verkäuferin machte sich sichtlich Vorwürfe, dabei war es mit Sicherheit nicht ihre Schuld, dass die junge Frau das Bewusstsein verloren hatte.

Mit schnellen, geübten Handgriffen kontrollierte Andrea die Vitalfunktionen der Patientin. Puls und Atmung waren im Normalbereich. Und nun flatterten die Augenlider der jungen Frau, sie kam wieder zu Bewusstsein und sah sich benommen um.

»Bleiben Sie ganz ruhig liegen, alles ist in Ordnung«, sagte die Notärztin mit ruhiger Stimme. »Sie hatten eine kurze Ohnmacht. Wie fühlen Sie sich jetzt?«

»Es geht schon wieder«, murmelte die Patientin schwach. »Ob ich ... ein Glas Wasser haben könnte?«

Andrea Bergen atmete auf. Es sah ganz so aus, als hätte die hübsche Blonde einfach nur einen Kreislaufzusammenbruch erlitten. Das war in den meisten Fällen nicht weiter besorgniserregend, solange es nicht häufiger vorkam. Trotzdem beschloss sie, die Patientin ins Elisabeth-Krankenhaus mitzunehmen, wo noch ein paar Untersuchungen durchgeführt werden sollten.

***

»Das ist mir so peinlich!«, sagte Emma leise. »Das ganze Drama, Sie mussten extra ausrücken – und das nur, weil ich ein bisschen geschwächelt habe.«

Sie vergrub die Hände in den Taschen ihres Pullovers. Mittlerweile trug sie wieder ihre eigene Kleidung, nicht mehr das Brautkleid. Sie konnte nur hoffen, dass die atemberaubende und sündhaft teure Robe keinen Schaden genommen hatte.

Warmherzig lächelte die Notärztin, die sich ihr als Andrea Bergen vorgestellt hatte. »Ach was, ich bitte Sie, das muss Ihnen nicht unangenehm sein. Wissen Sie, was? Ich bin ganz froh, wenn es nicht bei jedem Einsatz um Leben oder Tod geht.«

»Frau Mertens, die Schwester wird Ihnen nun noch Blut abnehmen. Auch wenn es Ihnen wieder besser geht, kann es nicht schaden, Ihre Werte zu checken«, schaltete sich Dr. Lore Keller ein, die Oberärztin der Inneren Station des Elisabeth-Krankenhauses.

Emma ließ die Prozedur über sich ergehen. Sie fühlte sich noch ein wenig schwach und zittrig, aber es ging ihr schon wieder sehr viel besser. Nicht mehr lange, dann konnte sie dieses Krankenhauszimmer bestimmt verlassen, nach Hause fahren und den unerfreulichen Zwischenfall vergessen – auch wenn sie befürchtete, ihre Schwiegermutter und Schwägerin würden sie bei nächster Gelegenheit daran erinnern.

»Wie fühlen Sie sich denn jetzt?«, wollte Andrea Bergen wissen.

Es war nett von der Notärztin, jetzt gerade noch mal nach ihr zu sehen, obwohl das bestimmt nicht mehr zu ihrem Aufgabenbereich zählte. Emma fand sie sehr sympathisch. Gerade wollte sie ihr eine Antwort geben, als die Tür aufgerissen wurde.

»Emma! Schatz, ist alles in Ordnung?«, stieß Johannes hervor, der ins Zimmer gestürzt kam. Er eilte auf Emma zu und ergriff ganz vorsichtig ihre Hand, in der noch eine Infusionsnadel steckte. »Meine Mutter hat mich angerufen und mir erzählt was passiert ist. Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht. Was ist nur geschehen? Warum bist du zusammengebrochen?«

»Alles ist gut!«, beruhigte sie ihn, als er sie zu Wort kommen ließ. »Kein Grund zur Sorge, ganz ehrlich.«

»Aber ... Man wird doch nicht so einfach ohnmächtig«, wandte er ein und sah erst sie an, dann die beiden Ärztinnen und die Krankenschwester, als suchte er Bestätigung. Mit der Hand fuhr er sich durchs blonde Haar, ohne sich darum zu kümmern, dass er es zerzauste.

»Ich hatte doch neulich diese Erkältung«, erklärte sie. »Diese lästige, hartnäckige Sache. Ich dachte, es ginge wieder, aber da habe ich mich wohl übernommen. Ich hätte mich einfach besser auskurieren sollen. Und außerdem ...«

»Außerdem?«, hakte er nach.

Sie seufzte. »Es dauert doch nur noch ein paar Monate bis zur Hochzeit. Vielleicht ist es albern, doch ich habe mir einfach in den Kopf gesetzt, bis dahin noch ein paar Kilo abzuspecken. Ich will an diesem Tag einfach toll aussehen und in mein Kleid passen.«

Das traumhafte Brautkleid, das sie vorhin anprobiert hatte, kam ihr wieder in den Sinn. Auch wenn sie nun nicht nur positive Erinnerungen daran hatte, war sie sicher: Genau das wollte sie an ihrem Hochzeitstag tragen. Für Johannes wollte sie die schönste Frau der Welt sein.

Er lachte, seine grünen Augen funkelten amüsiert. Es war ihr gelungen, ihm die Sorge zu nehmen.

»Manchmal bist du wirklich komisch«, meinte er kopfschüttelnd. »An dir ist doch kein Gramm Fett dran. Ich glaube, zu Hause muss ich uns erst mal 'ne Pizza bestellen, um dich ein wenig aufzupäppeln.« Er sah Dr. Lore Keller fragend an. »Kann ich sie denn mit nach Hause nehmen? Es geht ihr doch wieder gut, da muss sie bestimmt nicht im Krankenhaus bleiben?«

Die Ärztin nickte. »Das ist in Ordnung. Frau Mertens, Sie müssen nicht auf die Ergebnisse der Blutanalyse warten. Sie werden morgen einen Anruf bekommen, wenn die Resultate da sind. Aber machen Sie sich da keine Sorgen, es ist bloß eine Routinemaßnahme. Es war wohl wirklich nur Ihr Kreislauf, der verrückt gespielt hat. Sie können gerne nach Hause fahren.«

Erleichtert atmete Emma auf. Sie hatte keine Lust, die Nacht unnötigerweise im Krankenhaus zu verbringen. Sie sehnte sich einfach nur danach, mit Johannes heimzukommen, sich auf der Couch auszuruhen und früh ins Bett zu gehen.

»Weißt du, was? Wenn wir schon zufällig in Marcs Wirkungsstätte herumlungern, können wir ihm auch noch schnell Hallo sagen«, schlug Johannes gut gelaunt vor, als alle Formalitäten erledigt waren und sie den Gang entlanggingen.

Emma seufzte schicksalsergeben. Johannes' bester Freund Marc Jäger arbeitete als Onkologe hier im Elisabeth-Krankenhaus. Die beiden kannten sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Darum hatte sich Emma anfangs redlich bemüht, gut mit Marc zurechtzukommen. Immerhin war es nicht unwichtig, einen guten Draht zum Umfeld des Partners zu haben.

Aber Marc hatte wohl vom ersten Augenblick an eine Abneigung gegen sie gehabt. Er hatte ihr überhaupt keine Chance gegeben, sondern war von Anfang an stets etwas unterkühlt zu ihr gewesen. Er war zwar höflich, doch sie merkte ihm an, dass er sie schlicht und ergreifend nicht sonderlich gut leiden konnte.

»Na gut, es bietet sich ja wirklich an. Wenn wir schon mal da sind ...«, willigte sie trotzdem ein, Johannes zuliebe. Insgeheim jedoch hoffte sie, dass Marc gerade zu beschäftigt für eine Pause war.

***

»Na, wenn das nicht Herr Doktor Marc Jäger ist, der weltbekannte Onkologe«, tönte Johannes' Stimme über den Krankenhausgang.