Notärztin Andrea Bergen 1425 - Daniela Sandow - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1425 E-Book

Daniela Sandow

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Seufzend sieht Dr. Andrea Bergen der Patientin nach, die hocherhobenen Hauptes die Gynäkologische Station verlässt. Erst vor wenigen Stunden hat die Notärztin sie mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus eingeliefert, doch Oberarzt Dr. Schwarzhaupt konnte die Fehlgeburt nicht mehr aufhalten. Die schöne Isabell Giller hat ihr ungeborenes Kind in der sechsten Schwangerschaftswoche verloren! Was Andrea irritiert, ist die Tatsache, dass die junge Frau die Nachricht überraschend gefasst aufgenommen hat - fast könnte man sagen gleichgültig ...
In den Wochen und Monaten, die folgen, wird die engagierte Notärztin den traurigen Vorfall vergessen, denn neue Patientenschicksale halten sie in Atem. Erst als ein neugeborenes Baby spurlos von der Wöchnerinnen-Station verschwindet, wächst in Andrea ein ungeheuerlicher Verdacht. Aber da fehlt auch von Isabell Giller jede Spur ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 129

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Nachts in Werner Bergens Praxis

Vorschau

Impressum

Nachts in Werner Bergens Praxis

Gerade habe ich ein Ehepaar mit seinem Baby in Werners Praxis eingelassen, das mitten in der Nacht kinderärztliche Hilfe braucht. Grundsätzlich ist so ein nächtlicher Besuch nicht ungewöhnlich, und doch lässt mich dieses ungute Gefühl nicht mehr los: Habe ich es mir nur eingebildet, oder war es der jungen Mutter unangenehm, von mir gesehen zu werden? Wich sie nicht angestrengt meinen Blicken aus?

Und auch der kleine Max, den ich kurz sehen konnte, erschien mir seltsam vertraut – doch das kann ja nicht sein! Laut Aussage der Mutter wurde er im Städtischen Klinikum geboren, nicht bei uns im Elisabeth-Krankenhaus. Aber er sieht aus wie ... Julian Steinfeld, der Säugling, der kürzlich von unserer Wöchnerinnen-Station entführt wurde!

Ja, es ist kein Zweifel möglich! O Gott, ich muss versuchen, das Paar aufzuhalten! Hoffentlich hat es Werners Praxis noch nicht verlassen! Doch drüben scheint bereits alles wieder dunkel zu sein, die Parkplätze sind verwaist ...

»Einsatz in der Niedecker Allee«, sagte Jupp Diederichs, als zuerst Notärztin Andrea Bergen und nach ihr Ewald Miehlke in den Rettungswagen stiegen. »Eine schwangere Frau«, ergänzte der Fahrer des Rettungswagens.

Andrea Bergen sah, dass sich der Sanitäter neben ihr über die Stirn strich. Er war einer der fähigsten Mitarbeiter, den sie sich vorstellen konnte, aber wenn es um Noteinsätze in Verbindung mit Schwangerschaften ging, nahm ihn das jedes Mal besonders mit.

Die Niedecker Allee gehörte zu den gehobeneren Wohngebieten am Rande der Stadt. Schöne Villen lagen versteckt hinter Hecken und Mauern auf parkähnlichen Grundstücken.

Das Tor zu dem Haus, in dem sie erwartet wurden, stand weit offen. Eine ältere Frau öffnete die Tür, als sie die Auffahrt hinauffuhren.

»Ich bin Anita Bicklow, die Putzfrau«, stellte sie sich vor. »Kommen Sie schnell!«, sagte sie sichtlich aufgeregt. »Frau Giller geht es sehr schlecht.«

Sie führte die Notärztin und die beiden Sanitäter durch die elegante Villa und dann die Treppe nach oben. Dabei berichtete sie, dass bei ihrer schwangeren Arbeitgeberin schwere Blutungen eingesetzt hatten.

»Ausgerechnet jetzt, wo Herr Giller auf Geschäftsreise ist. Der arme, arme Mann, er hat sich so auf das Baby gefreut!«

Es fiel Andrea Bergen auf, dass Anita Bicklow mit so großem Bedauern nur von ihrem Arbeitgeber sprach, aber nicht von dessen Frau. Dann vergaß sie es aber wieder, als sie an Isabell Gillers Bett stand.

Die Frau lag zusammengekrümmt und stöhnend auf der Seite, war aber ansprechbar und berichtete, dass sie in der sechsten Schwangerschaftswoche war, starke Blutungen gehabt hatte und immer noch unerträgliche Unterleibsschmerzen verspürte.

Viel konnte die Notärztin nicht ausrichten, außer Isabell Giller mitzunehmen. Sie musste von einem Gynäkologen untersucht werden. Wenn sie das Kind nicht bereits verloren hatte, musste sie womöglich erst einmal Bettruhe halten.

Isabell Giller war einverstanden, schien aber ebenso wie Anita Bicklow mehr an ihren Mann als an das ungeborene Kind zu denken.

»Sagen Sie meinem Mann nichts, wenn er anruft!«, befahl sie der Putzfrau mehrmals. »Ich will nicht, dass er sich unnötige Sorgen macht.«

Anita Bicklow nickte, auch wenn ihr anzusehen war, dass sie damit nicht einverstanden war.

»Sagen Sie ihm nichts!«, beschwor Isabell Giller sie noch einmal, als die Sanitäter sie auf der Trage aus dem Haus fuhren.

»Schon gut«, sagte Anita Bicklow, fügte aber leise und nur für die Notärztin hörbar hinzu: »Ich finde das nicht richtig! Herr Giller sollte jetzt bei seiner Frau sein.«

»Vielleicht ist es ihr wichtig, selbst mit ihrem Mann zu reden«, sagte Dr. Bergen beschwichtigend.

»Der ist überhaupt nichts wichtig, sie denkt doch nur an sich selbst«, stieß die Putzfrau hervor und legte gleich darauf die Hand vor den Mund. »Bitte erzählen Sie ihr nicht, was ich gerade gesagt habe!«

Andrea Bergen schüttelte den Kopf und antwortete lächelnd: »Mache ich nicht, keine Sorge.« Die Worte der Putzfrau klangen auf der Fahrt ins Elisabeth-Krankenhaus allerdings in ihr nach.

***

»Du bist ... WAS?« Leon Kettler schrie das letzte Wort regelrecht. Zum Glück waren sie beide gerade alleine im Restaurant.

Emelie Steinfeld trat einen Schritt zurück. »Ich bin schwanger«, wiederholte sie.

»Das geht nicht!« Er schüttelte den Kopf, immer wieder. »Das geht einfach nicht.«

»Jetzt ist es aber nun einmal passiert, ich kann es nicht mehr rückgängig machen«, sagte Emelie spitz. »Und so ganz unbeteiligt bist du an meinem Zustand auch nicht.«

»Du musst das wegmachen lassen«, erwiderte er scharf.

Die Enttäuschung brannte so tief in ihr, dass es ihr den Atem nahm. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie konnte nichts mehr sagen, und von ihm wollte sie nichts mehr hören. Jedenfalls nicht das, was er ihr zu sagen hatte.

Emelie wandte sich ab und lief zu den Waschräumen. Sie hörte, wie er ihren Namen rief, kehrte aber nicht mehr um und er folgte ihr auch nicht.

Sie stellte sich an eines der Waschbecken, drehte den Kaltwasserhahn auf und hielt ihre Hände unter den Wasserstrahl. Dabei betrachtete sie ihr Gesicht in dem Spiegel über dem Becken. »Was habe ich denn erwartet?«, flüsterte sie.

Das Ergebnis des Schwangerschaftstests war für sie selbst ein Schock gewesen. Sie hatte sich dann noch weitere Schwangerschaftstest aus der Apotheke besorgt, und es war immer dasselbe Ergebnis gewesen: Sie war schwanger!

Emelie sah an sich hinunter und legte beide Hände auf ihren flachen Bauch. Unglaublich, dass darin jetzt etwas war, was lebte, was Arme und Beine haben würde, Augen, eine Nase, einen Mund!

Sie nahm die Pille, aber vor ein paar Wochen hatte sie einen Darminfekt gehabt und einfach nicht daran gedacht, dass das die Wirkung der Pille beeinträchtigen konnte. Trotzdem war es unfair, dass Leon jetzt ihr die Schuld an dieser Schwangerschaft gab. Jedenfalls hatte er sich so verhalten, als machte er ausschließlich sie dafür verantwortlich.

Übelkeit stieg in ihr auf, und sie begann zu würgen. Das hatte aber nichts mit dem Streit mit Leon zu tun. Die Übelkeit hatte sie schon seit einiger Zeit. Anfangs hatte sie noch gedacht, es hinge mit ihrer Darminfektion zusammen, bis ihr irgendwann dämmerte, dass es andere Gründe haben musste.

Und dann hatte sie es immer noch nicht glauben wollen, als sie sich den Schwangerschaftstest aus der Apotheke besorgt hatte – und dann noch einen ...

Als es an der Tür des Waschraums klopfte, reagierte sie nicht. Dann wurde die Tür geöffnet, Leon trat ein. Sie sah ihm im Spiegel ins Gesicht, drehte sich nicht zu ihm um.

»Das ist der Waschraum für Damen«, sagte sie spröde.

Er trat hinter sie und umschlang sie mit beiden Armen.

»Es tut mir leid«, murmelte er. »Das kam so überraschend, ich war völlig geschockt. Das heißt«, verbesserte er sich, »ich bin immer noch geschockt. Wie konnte das passieren?«

»Das passiert eben manchmal, wenn ein Mann und eine Frau miteinander schlafen«, erwiderte Emelie spitz. »Muss ich dich jetzt wirklich aufklären?«

Im Spiegel sah sie, wie er die Brauen zusammenzog.

»Ich dachte, du nimmst die Pille«, sagte er.

»Nehme ich ja auch, aber selbst die versagt schon mal. So wie in unserem Fall.«

Leon ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Du kannst das Kind nicht bekommen«, sagte er.

Emelie stützte sich mit beiden Händen auf dem Waschbecken ab.

»Ich weiß«, erwiderte sie tonlos.

»Du lässt es wegmachen?«

Emelie drehte sich langsam um. Sie nickte, ohne ihn dabei anzusehen, und hörte, wie er erleichtert aufatmete.

»Kommst du dann wieder?«, fragte er. »Die Tische müssen alle noch eingedeckt werden.«

Emelie spürte die nächste Welle der Übelkeit aufsteigen und schaffte es gerade noch, sich zum Waschbecken umzudrehen.

»Okay«, hörte sie Leon hinter sich sagen. »Ich rufe Nora an, damit sie etwas früher kommt. Bleib du nur hier, bis es dir wieder besser geht.« Seine Schritte entfernten sich rasch, und dann fiel die Tür des Waschraums zu.

***

Anita Bicklow war in Gedanken noch immer bei Isabell Giller, als das Telefon klingelte. Sie nahm ab und meldete sich: »Hier bei Giller!«

»Hallo, Anita«, vernahm sie die Stimme ihres Arbeitgebers. »Ist meine Frau da?«

Anita öffnete den Mund, holte tief Luft. Er hatte ein Recht, es zu erfahren. »Ihre Frau ist gerade nicht im Hause«, sagte sie beklommen. Sie traute sich nicht, es ihm zu erzählen. Seit Alexander Giller mit Isabell verheiratet war, hatte sich einiges im Haus geändert, und Isabell war imstande, sie rauszuwerfen, wenn sie gegen deren ausdrückliche Anweisung verstieß.

Andererseits wusste Anita jetzt schon, dass Alexander Giller ihr Vorwürfe machen würde, sobald er nach Hause kam. Sie saß sozusagen zwischen zwei Stühlen und wusste nicht, wie sie sich herauswinden sollte. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie überhaupt ans Telefon gegangen war.

»Sie ist bestimmt wieder shoppen?« Alexander Giller lachte. »Dann versuche ich mal, sie über ihr Handy zu erreichen.«

»Ja, machen Sie das«, erwiderte Anita beklommen und legte auf, als er sich von ihr verabschiedet hatte. Kurz darauf hörte sie Isabell Gillers Handy im Wohnzimmer klingeln. Sie ging hinüber, nahm das Gespräch aber diesmal nicht an, sondern starrte lediglich auf das Gerät, bis es aufhörte zu klingeln.

Anita wandte sich um und verließ das Zimmer. Viel gab es nicht mehr zu tun für sie. Als sie Isabell eben gefunden hatte, war sie eigentlich auf der Suche nach ihr gewesen, um ihr zu sagen, dass sie fertig war und nach Hause fahren wollte.

Und jetzt war sie immer noch hier, wartete darauf, dass sie etwas aus dem Krankenhaus erfuhr. Irgendwann wurde ihr klar, dass Isabell sich nicht bei ihr melden würde. Wozu auch? Für die Frau ihres Arbeitgebers war sie nie etwas anderes gewesen als die Putzfrau. Ein Mensch zweiter Klasse. Wenn sie das Geld nicht so dringend benötigt hätte ...

Anita schüttelte diese Gedanken ab. Nein, es war nicht nur wegen des Geldes, auch wenn das für sie ausschlaggebend war. Aber sie mochte Alexander Giller, hatte schon für ihn und dessen erste Frau Sonja gearbeitet, die vor ein paar Jahren an Krebs gestorben war.

Anita hatte sich so sehr gefreut, als Alexander sich erneut verliebte, bis sie Isabell kennenlernte. Sie hatte diese Frau vom ersten Tag an nicht gemocht.

Isabell war jung, blond und bildschön, aber sie war auch eiskalt und berechnend. Leider war Alexander Giller viel zu verliebt in sie gewesen, um das zu erkennen.

Irgendwann hatte Anita bemerkt, dass sich die Stimmung im Hause Giller veränderte. Auch wenn ihre Arbeitgeber sich bemüht hatten, sich in ihrer Gegenwart nichts anmerken zu lassen, so war es Anita nicht entgangen, dass der Umgangston zwischen den beiden unfreundlicher geworden war.

Anfangs hatte Alexander seine Frau oft zu seinen Geschäftsreisen mitgenommen, aber in letzter Zeit war er nur noch ohne sie verreist. Zu Anitas großem Bedauern, denn Isabell ließ ihre schlechte Laune oftmals an ihr aus.

In den letzten Monaten war Anita davon überzeugt gewesen, dass es nur noch eine Frage der ganz kurzen Zeit war, bis Alexander Giller sich von seiner Frau trennte. Eigentlich hatte sie das sogar gehofft, nicht nur für sich selbst, weil sie Isabell nicht ausstehen konnte, sondern auch für ihn. Es war ja deutlich zu erkennen, dass er mit dieser Frau nicht glücklich war.

Und dann wurde sie schwanger!

Alexander Giller hatte es ihr selbst erzählt. Anita hatte ihm mit widersprüchlichen Gefühlen gratuliert. Sie wusste ja, dass er und seine erste Frau sich immer ein Kind gewünscht hatten, und er schien sich wirklich zu freuen. So sehr, dass er und Isabell sich wieder besser verstanden.

Aber Anita traute dem Frieden nicht, sie traute vor allem Isabell nicht, denn sie sah immer noch die wahre Isabell, wenn Alexander Giller auf Geschäftsreise war, und die hatte sich kein bisschen verändert. Sie blieb dieses oberflächliche, arrogante Geschöpf, für das eine Putzfrau ein Mensch zweiter Klasse war.

Aber Anita erkannte noch weitaus mehr: Isabell spielte Alexander Giller nur etwas vor, aber ihr, Anita, konnte sie nichts vormachen. Diese Frau liebte Alexander nicht, und sie freute sich kein bisschen auf das Kind. Inzwischen war Anita sich sogar sicher, dass Isabell dieses Baby nur bekam, um Alexander und vor allem den Luxus, den er ihr bieten konnte, nicht zu verlieren ...

... und jetzt hatte sie offensichtlich das Kind verloren!

Es sah ganz so aus, als würde Isabells Plan nun doch nicht aufgehen. Jedenfalls nicht innerhalb der nächsten Monate – und vielleicht auch nie. Jedenfalls hoffte Anita das. Diese Frau, so eiskalt und berechnend, wie sie war, sollte keine Kinder bekommen. Und der nette Alexander Giller hatte eine Frau verdient, die ihn aufrichtig liebte und nicht sein Vermögen.

Mit diesen Gedanken verließ Anita Bicklow das Haus, ohne zu ahnen, dass sie es nie wieder betreten würde.

Sie hatte ihr Fahrrad an die Hauswand gelehnt und löste das Schloss, bevor sie das Rad bis auf die Straße schob. Dort schwang sie sich auf den Sattel und fuhr los. In Gedanken war sie immer noch bei Alexander und Isabell Giller, und obwohl sie jeden Tag diese Strecke fuhr, achtete sie diesmal nicht auf die Vorfahrtsstraße, sondern radelte gedankenverloren weiter.

Sie hörte das laute Kreischen von Bremsen, sah den wuchtigen Schatten, der von rechts kam. Der Schlag traf sie im nächsten Moment, aber dass sie auf dem harten Asphalt aufschlug, das bekam sie nicht mehr mit.

***

»Das gibt's doch nicht«, sagte Ewald Miehlke. »Schon wieder ein Einsatz auf der Niedecker Allee. Diesmal ein Unfall.«

»Da scheint heute einiges los zu sein«, murmelte Jupp Diederichs und schaltete die Sirene und das Blaulicht ein.

Andrea Bergen nickte, sagte aber nichts. Sie war in Gedanken noch bei der Patientin, die sie zuletzt eingeliefert hatten.

Inzwischen wusste die Notärztin, dass Isabell Giller tatsächlich ihr Baby verloren hatte. Dr. Bergen machte sich Gedanken um die Patientin, weil sie wusste, dass eine Fehlgeburt für die meisten Frauen eine traumatische Erfahrung war, während sie gleichzeitig in ihrem Umfeld auf wenig Verständnis stießen, wenn es zu einem so frühen Zeitpunkt passierte.

Gerade hatte der Rettungswagen die Unfallstelle erreicht. Die Polizei war bereits da, und natürlich hatten sich auch die ersten Schaulustigen eingefunden. Doch sie wichen zur Seite, als das Rettungsteam herbeieilte.

Andrea Bergen kniete bereits neben der Frau auf der Straße. Der Kopf war merkwürdig verdreht, und Andrea ahnte bereits, dass es vergeblich war, als sie nach dem Puls an der Halsschlagader tastete. Da war nichts mehr.

Vorsichtig betastete sie den Hals und konnte den Bruch des Zahns des zweiten Halswirbels fühlen. Die Frau musste beim Aufprall sofort tot gewesen sein.

»Das ist doch ...« Ewald Miehlke brach ab und starrte geschockt auf die Tote.

Andrea Bergen nickte. »Ja, das ist die Frau, die uns vor ein paar Stunden zu der Fehlgeburt gerufen hat.«

»Sie kennen die Frau?« Ein Polizist trat zu ihnen.

»Das ist Anita Bicklow.« Andrea konnte sich noch an den Namen erinnern. Sie erklärte dem Polizisten, wie sie die Frau kennengelernt hatte.

Jupp Diederichs half dem anderen Polizisten, den Leichnam mit einer Plane zu bedecken, während Andrea und Ewald Miehlke sich um die Fahrerin des Wagens kümmerten.

Die junge Frau saß auf einer niedrigen Mauer am Straßenrand und zitterte am ganzen Körper. Als Andrea sich zu ihr beugte, hob sie den Kopf. »Ich kann nichts dafür«, stieß sie hervor. »Die Frau ist mir einfach vor den Wagen gefahren. Ich konnte nicht mehr bremsen.«

»Schon gut«, sagte Andrea Bergen beschwichtigend und tastete nach dem Handgelenk der jungen Frau.

»Wie geht es ihr?« Die junge Frau konnte Anita Bicklow nicht sehen, weil ihr Wagen die Sicht verstellte. Sie wollte aufstehen, aber Andrea drückte sie sanft zurück. Sie nickte Ewald Miehlke zu, und der verstand sofort.

Die junge Frau war selbst nicht verletzt, aber sie stand unter Schock, doch als Andrea vorschlug, sie mit ins Elisabeth-Krankenhaus zu nehmen, wehrte sie entsetzt ab.