Notärztin Andrea Bergen 1429 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1429 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Ein unerfüllter Kinderwunsch überschattet Lisas und Leos Leben zunehmend. Vor allem Lisa meint, die ständigen Enttäuschungen nicht länger ertragen zu können. Genau in diesem Augenblick begegnet sie dem aufregenden Maler Adrian Costa - und verbringt eine einzige leidenschaftliche Nacht mit ihm! Auch wenn sie die Affäre gleich danach beendet, droht das schlechte Gewissen sie fortan zu erdrücken. Die Angst, dass ihr geliebter Leo von ihrem schwachen Moment erfährt und sie verlässt, lässt sie nicht mehr los ...
Doch sie hat ihre Rechnung ohne Adrian gemacht. Der erfolgsgewohnte Maler kann Lisas Zurückweisung nicht ertragen. Keine Frau trennt sich einfach von ihm! In Adrian wächst die fixe Idee, sich zu rächen, und er ersinnt einen teuflischen Plan, durch den Lisa schnell krank und immer kränker wird. Während die Ärzte vor einem Rätsel stehen, brennt in ihr selbst eine einzige bange Frage: Hat die eine Nacht mit Adrian ihr ganzes Lebensglück zerstört?


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Seitenzahl: 123

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Inhalt

Cover

Dieser eine Augenblick

Vorschau

Impressum

Dieser eine Augenblick

Meine Freundin Lisa ist verzweifelt! Sie kann sich einfach nicht verzeihen, dass sie in einem Moment der Schwäche dem Werben des feurigen Malers Adrian Costa nachgegeben und mit ihm ein paar leidenschaftliche Stunden verbracht hat! Diese Affäre hat sie gleich danach beendet – doch nun droht das schlechte Gewissen gegenüber ihrem Partner Leo sie zu zerreißen! Sie fürchtet, dass Leo hinter ihr Geheimnis kommt und sie verlässt – und dieser Gedanke ist ihr unerträglich ...

Mir tut es aufrichtig weh, sie so zu sehen – aber noch viel mehr beunruhigt mich etwas anderes: Seit jenem Seitensprung fühlt Lisa sich zunehmend matt und klagt über mysteriöse Schmerzen im ganzen Körper. Und unter uns – sie sieht inzwischen verheerend aus! Kann es sein, dass die verbotene Nacht mit Adrian sie nicht nur unglücklich, sondern auch sehr krank gemacht hat?

»Mein Gott, was für ein Tag«, stöhnte Dr. Andrea Bergen und ließ sich auf einen Stuhl im Casino, dem Personalrestaurant des Elisabeth-Krankenhauses, fallen.

»So schlimm?« Ihr Kollege Dietmar Krug musterte sie mitfühlend.

Normalerweise hatte der blonde, schlaksige Arzt einen flotten Spruch auf den Lippen, aber auch er kannte den harten Krankenhaus-Alltag zur Genüge und verkniff sich beim Anblick der abgearbeiteten Notärztin jeglichen Scherz.

Mit großen Schlucken trank Andrea Bergen ihren starken Kaffee, ohne sich darum zu kümmern, dass er dafür eigentlich noch etwas zu heiß war.

»Serienkollision außerhalb der Stadt, du hast es bestimmt schon mitbekommen. Ich war fast den ganzen Vormittag dort. Es grenzt an ein Wunder, dass die meisten Beteiligten mit leichten Verletzungen davongekommen sind – wenn man die verbeulten Autowracks gesehen hat, hat man auf Anhieb das Allerschlimmste erwartet. Aber ein Patient war hinter dem Steuer seines Autos eingeklemmt, die Karosserie war völlig verzogen. Bis wir ihn mithilfe von Polizei und Feuerwehr aus dem Fahrzeug geschnitten hatten, ist er mir mehrmals beinahe unter den Händen weggestorben.«

Sie schüttelte sich bei der Erinnerung. Kaum vorstellbar, dass das gerade erst gewesen war: Jetzt saß sie im warmen Casino und schlang die Finger um die Kaffeetasse, doch vor knapp einer Stunde hatte sie noch gemeinsam mit ihrem Team – dem Rettungssanitäter Jupp Diederichs und dem Rettungsassistenten Ewald Miehlke – auf der abgesperrten Autobahn um das Leben des Patienten gekämpft.

Überall war Blut gewesen. Der Mann hatte mehrere Knochenbrüche und eine stark blutende Wunde erlitten, immer wieder hatte er das Bewusstsein verloren. Während Polizei und Feuerwehr sich darum bemühten, ihn so schonend wie möglich aus dem Auto zu bekommen, hatte Andrea Bergen mit aller Macht versucht, ihn am Leben zu halten, seine Atmung zu sichern und die Blutung zu stillen.

»Wie ist es ausgegangen? Wie geht es ihm?« Dietmar bohrte die Gabel in sein Kuchenstück, zu dem er extra Sahne bestellt hatte.

Andrea hatte es längst aufgegeben, sich über die Mengen zu wundern, die er verschlingen konnte. Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande.

»Den Umständen entsprechend nicht allzu übel. Er ist auf der Intensivstation und so weit stabil.«

»Dann wünsche ich dir, dass der restliche Tag ohne größere Dramen abläuft«, sagte er herzlich und schob sich einen überdimensional großen Kuchen-Bissen in den Mund.

Das hoffte die Notärztin auch, doch sie hatte schon die Vorahnung, dass es ein harter und vor allem langer Tag werden würde.

Kurz wanderten ihre Gedanken zu ihrer Tochter Franzi, die heute allein zu Hause war. Das Mädchen war zwar schon zwölf, war aber bisher selten und wenn, dann nur kurz ganz allein gewesen. Meistens war zumindest Andreas Schwiegermutter Hilde da, doch die besuchte heute mit den Damen aus ihrem Leseklub das Kino, um eine Buchverfilmung anzusehen. Andreas Mann Werner, der als Kinderarzt arbeitete, war für ein paar Tage auf einer Fortbildung.

Es ist absolut übertrieben, sich um Franzi zu sorgen, sagte sich Andrea kopfschüttelnd. Immerhin war sie kein kleines Kind mehr. Trotzdem hoffte sie, dass Franzi nicht einsam war. Doch ehe sie den Gedanken weiterverfolgen konnte, war die Pause auch schon vorbei.

Andrea Bergen atmete tief durch und wappnete sich innerlich für den Rest des Arbeitstages und alle Einsätze und Notfälle, die heute noch kommen mochten.

***

Schwungvoll tanzte Franzi durchs Haus und lachte ihrem eigenen Spiegelbild zu, als sie am großen Standspiegel im Flur vorbeikam. Keck wackelte sie mit dem Po und übte ein paar Tanzschritte, die sie neulich in einem Musikvideo gesehen hatte. Sie hatte die Computer-Lautsprecherboxen auf volle Lautstärke gestellt, die Klänge ihrer liebsten Pop-Band waren im ganzen Haus zu hören – aber warum auch nicht? Niemand könnte sich darüber beschweren!

Sie tanzte ins Bad, schnappte sich den ziegelroten Lippenstift ihrer Mutter und trug ihn sorgfältig auf, dann warf sie ihrem Spiegelbild eine Kusshand zu. Da ging noch etwas mehr, beschloss sie kurzerhand und griff zu Lidschatten und Bronzer. Vergnügt lachte sie über ihr eigenes Aussehen, das ihr ganz ungewohnt erschien.

Im Wohnzimmer ließ sie sich schwungvoll auf die Couch fallen, legte die Beine über die Lehne hoch und griff nach ihrem Handy.

»Lene! Hi. Na, was geht so?«, grüßte sie eine ihre Reiterhof-Freundinnen.

Lene war ein Jahr älter und hatte schon ihren ersten festen Freund, was Franzi ungeheuer spannend fand. Während sie miteinander plauderten, angelte Franzi mit der freien Hand nach der Fernbedienung und zappte durch die Programme. An einer Reality-TV-Sendung, die im sonnigen Kalifornien spielte, blieb sie hängen.

Sie kicherte mit Lene über deren Jungs-Geschichten und verfolgte gleichzeitig die Liebesdramen der braun gebrannten, durchtrainierten und glamourösen Leute in der Fernsehsendung. Herrlich, so ein Abend allein zu Hause!

Als Lene sich verabschiedet hatte, merkte Franzi, dass ihr Magen knurrte. Wie gut, dass Omi Hilde ein wunderbares Hähnchen vorbereitet und im Kühlschrank deponiert hatte. Franzi holte sich eine Hähnchenkeule und ein paar Kartoffeln, setzte sich mit dem Essen auf die Couch und aß es vor dem Fernseher, ohne es vorher aufzuwärmen. Die Mischlingshündin Dolly, die bisher unter dem Tisch geschlafen hatte, kam angetappt und schaute treuherzig drein.

Genussvoll leckte sich Franzi die fettigen Finger ab.

»Ach, Dolly«, lachte sie. »Das würde dir auch schmecken, oder? Weißt du, was? Wenn du niemandem etwas verrätst, bekommst du etwas ab. Immerhin haben wir sturmfreie Bude, wir zwei, da können wir alles tun, wonach uns der Sinn steht!«

Mit zwei Fingern reichte sie dem Hund den Hühnerknochen, an dem noch ein paar Fleischreste hingen. Dolly überschlug sich beinahe vor Freude, schnappte nach dem Knochen und zog sich mit der Beute wieder unter den Tisch zurück. Voll Enthusiasmus nagte sie daran und wedelte dabei wild mit dem Schwanz. Franzi lachte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.

Doch es dauerte keine fünf Minuten, da ertönten unter dem Tisch plötzlich keuchende und röchelnde Geräusche. Alarmiert stellte Franzi den Fernseher auf lautlos.

»Dolly! Was ist los?«, stieß sie hervor, stürzte zu dem Hund und ließ sich auf die Knie fallen.

Die Hündin kauerte sich verkrampft zusammen und rang verzweifelt nach Atem. Die Augen des Tieres waren angstvoll aufgerissen. Schockiert schlug sich Franzi die Hand vor den Mund. Ihr Liebling drohte zu ersticken!

***

Einen Moment lang war Franzi ganz starr, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie Dolly an, deren kleiner Körper sich immer wieder unter Husten krümmte.

Dann endlich kam Leben in sie. Dolly musste sich am Hühnerknochen verschluckt haben! Mit zitternden Fingern versuchte Franzi, das Maul des Hundes zu öffnen und in den Rachen zu tasten, doch Dolly jaulte auf, und schluchzend zuckte Franzi zurück. Das Letzte, was sie wollte, war, dem Hund noch mehr Schmerzen zuzufügen.

Die Erwachsenen mussten helfen. Sie sprang auf, stürmte zum Sofa, auf dem das Handy noch lag, und griff so hektisch nach dem Gerät, dass es ihr aus der Hand rutschte und auf dem Wohnzimmerboden landete. Sie stieß einen Fluch aus, doch zum Glück war nichts zerbrochen.

Aber das half ihr auch nicht weiter, wie sie gleich darauf feststellte: Weder ihre Eltern noch ihre Oma waren zu erreichen. Ihre Mama hatte im Krankenhaus sicher alle Hände voll zu tun und raste vielleicht gerade im Zuge ihrer Notarzteinsätze durch die Stadt. Papa war in Hamburg, lauschte Vorträgen oder tauschte sich mit Kinderarzt-Kollegen aus. Und Oma hatte ihr Handy gewiss ausgeschaltet, weil sie im Kino war.

»Dolly, Dolly, was machen wir jetzt?«, stammelte sie unter Tränen. »Du musst zum Tierarzt!«

Ganz tief atmete Franzi ein und aus und versuchte, sich zu konzentrieren. Wenn sie jetzt die Nerven verlor, würde Dolly vielleicht sterben. Dr. Kayser, die befreundete Tierärztin, die sie normalerweise mit allen großen und kleinen Wehwehchen der Hündin konsultierten, war vor ein paar Tagen in Urlaub gefahren. Das wusste Franzi, weil ihre Mutter es erwähnt hatte.

Zwei Straßen weiter war noch eine Tierarztpraxis. Dorthin hatte Mama Dolly auch einmal gebracht, als Dr. Kayser verreist gewesen war – dummerweise war Franzi nicht mitgekommen und wusste deswegen nicht ganz genau, wo die Praxis lag. Draußen wurde es schon dunkel. Hoffentlich hatte die Praxis überhaupt noch geöffnet! Im schlimmsten Fall würde Franzi gleich vor verschlossenen Türen stehen – dann wäre alles verloren.

Ächzend hob sie die röchelnde Dolly hoch. Zum Glück war die Mischlingshündin nicht allzu groß, Franzi konnte sie also tragen, aber sie schwankte unter dem Gewicht.

»Halt durch, Dolly«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und lief los.

Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie mit Dolly auf den Armen die Jugendstil-Villa verließ und die Straße hinunterwankte.

Der Schweiß brach ihr aus, ihre Arme und Schultern schmerzten schon nach kaum hundert Metern, doch sie kämpfte sich vorwärts. Sie hätte sich ohrfeigen können, als ihr aufging, dass sie sich gerade gar nicht klug anstellte. Die Panik hatte ihr den Kopf ganz durcheinandergewirbelt.

Sie hätte am Computer oder mit ihrem Handy herausfinden sollen, ob die Praxis geöffnet hatte. Möglicherweise hätte die Ärztin ja sogar einen Hausbesuch durchgeführt! Oder sie hätte bei den Nachbarn klingeln sollen. Die hätten ihr ganz bestimmt geholfen.

Aber dafür war es jetzt zu spät. Sie hätte es nicht über sich gebracht, Dolly einfach auf der Straße abzusetzen und zurückzulaufen. An das Handy, das jetzt in ihrer Hosentasche steckte, kam sie auch nicht, dafür hätte sie eine freie Hand gebraucht. Nicht mehr weit, sagte sie sich – nur noch ein kleines Stück, dann würde sie sehen, ob alles umsonst war oder ob man Dolly helfen würde.

Schweiß- und tränenüberströmt erreichte sie die Arztpraxis. Ein erleichterter Laut entfuhr ihr, als sie das Tierarzt-Schild sah. Sie mobilisierte ihre letzten Kräfte und rannte darauf zu. Weil sie Dolly nicht absetzen wollte, die immer wieder in ihren Armen zuckte, drückte sie mit den Ellenbogen auf die Klingel und rutschte dabei mehrmals ab, bis endlich das Schrillen erklang.

Ihr Herz hämmerte.

»Bitte, bitte, bitte!«, wimmerte sie. Bestimmt waren es nur noch Sekunden, dann würden ihre vor Anstrengung zitternden Arme einfach schlappmachen, und die arme Dolly würde auf dem Asphalt landen.

Es waren nur wenige Momente, doch Franzi erschienen sie wie eine Ewigkeit, bis sich die Tür endlich öffnete. Eine blonde, schlanke Frau stand ihr gegenüber. Sie trug schon eine Jacke und hatte sich eine Tasche umgehängt – offenbar hatte sie gerade gehen wollen. Ihre moosgrünen Augen weiteten sich, als sie das Mädchen mit dem Hund sah.

»Hilfe«, keuchte Franzi.

Die Frau reagierte sofort, griff beherzt zu und nahm Dolly entgegen.

»Was ist passiert?«, fragte sie.

Keuchend stützte Franzi die Arme, die sich wie Pudding anfühlten, auf die Oberschenkel.

»Habe ihr ... einen Knochen gegeben«, brachte sie hervor.

Entschlossenheit machte sich auf dem Gesicht der hübschen Blondine aus.

»Ich sehe mir das sofort an. Gut möglich, dass ich operieren muss. Meine Praxishelferinnen sind schon nach Hause gegangen, eigentlich haben wir schon geschlossen, aber das kriegen wir hin. Ich versuche, sie sofort zu erreichen.«

Erschöpft folgte Franzi ihr ins Gebäude. Sie wollte an Dollys Seite bleiben, doch sanft bugsierte die Tierärztin sie ins Wartezimmer.

»Du kannst jetzt nichts tun, um deiner Hündin zu helfen. Warte hier, ja? Ich weiß, es ist schwer, aber es ist besser, wenn du nicht dabei bist.«

Das muss ein Albtraum sein, schoss es Franzi durch den Kopf, als sie sich auf einen der Plastikstühle im Wartezimmer fallen ließ. Außer ihr war natürlich niemand hier. Dass sie die Tierärztin gerade noch erwischt hatte, bevor diese gegangen war, war ihr einziges Glück. Aber würde es ihr gelingen, Dolly zu retten?

Eine Weile starrte sie einfach nur an die gegenüberliegende Wand. Dann griff sie nach ihrem Handy und versuchte wieder und wieder, ihre Mutter anzurufen.

»Bitte, bitte melde dich, etwas Schlimmes ist mit Dolly passiert!«, schluchzte sie auf die Mailbox.

***

Andrea Bergens Magen krampfte sich zusammen, als sie nach der Arbeit ihre Mailbox abhörte und die verzweifelten Nachrichten las, die Franzi ihr geschickt hatte. Das Mädchen war ja völlig fertig! Andrea hatte nicht genau verstanden, was los war, aber eines war klar: Es schien ernst zu sein.

Gerade noch hatte sie sich wie gerädert gefühlt und es kaum erwarten können, nach Hause ins Bett zu kommen. Doch die bleierne Müdigkeit war jetzt wie weggeblasen, Adrenalin flutete ihren Körper. Ihr Kind brauchte sie, und dem Hund ging es nicht gut!

Mit großen Schritten eilte sie über den Mitarbeiter-Parkplatz des Krankenhauses, sprang ins Auto und trat kräftig aufs Gas. Angespannt starrte sie auf die Straße. Zum Glück war es nicht weit zur Tierarztpraxis. Mit quietschenden Bremsen hielt sie an und stürmte ins Gebäude.

Im Wartezimmer fand sie Franzi vor, die noch blass war, aber schon wieder schwach lächeln konnte. Um die Schultern hatte sie eine Wolldecke geschlungen, an der ein paar Tierhaare hingen. In den Händen hielt sie eine Tasse Kakao. Als sie ihre Mutter sah, stellte sie die Tasse beiseite, sprang auf und warf sich in Andreas ausgebreitete Arme.

»Mama, es war so schrecklich!«, schniefte sie.

Sanft streichelte Andrea ihr über die Haare. Ihr Puls raste noch immer, doch Franzis Lächeln gab Anlass zur Hoffnung.

»Jetzt aber von Anfang an. Was war denn los?«

»Ich war so dumm!«, brachte das Mädchen gequält hervor. »Ich habe Dolly einen Hühnerknochen gegeben. Vom Hähnchen, das Oma gemacht hat! Ich habe es doch nur gut gemeint. Doch sie ist deswegen fast gestorben.«

»Aber es ist ja noch mal gutgegangen.« Lisa Ebert, die Tierärztin, kam lächelnd aus dem Behandlungszimmer. »Dolly hat den Eingriff gut überstanden. Ihr könnt sie gleich mit nach Hause nehmen. Sie wird erst mal von der Narkose ganz benommen sein – erschreckt euch nicht, das ist normal.«

Erleichtert atmete Andrea auf. Sie war schon einige Male für Impfungen oder andere Kleinigkeiten mit Dolly hier gewesen, wenn sie auf die Schnelle keinen Termin bei Sophie Kayser hatte bekommen können, und fand Lisa sehr sympathisch. Die junge Tierärztin machte auf sie einen kompetenten Eindruck und ging sanft und behutsam mit den Tieren um.

Aber noch nie zuvor war Andrea ihr so dankbar gewesen wie heute. Nicht nur, dass sie der Hündin das Leben gerettet hatte – und das sogar außerhalb ihrer Praxiszeiten. Sie hatte sich offenbar auch um die verstörte Franzi gekümmert und sie aufgemuntert.