Notärztin Andrea Bergen 1432 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1432 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Merkwürdig - sehr merkwürdig: Seit Mathilda so schwer erkrankt ist und auf ein Spenderherz wartet, ist ihr Freund Luca gar nicht mehr wiederzuerkennen! Liebevoll, ja, geradezu aufopfernd umsorgt er sie. Ihre lebensbedrohliche Krankheit scheint ihm endlich die Augen geöffnet zu haben - und auch Mathilda ist wieder bis über beide Ohren in Luca verliebt, wie sie mir gestanden hat ...
Eigentlich sollte ich mich ja für die schwer kranke Patientin freuen, denn diese Liebe gibt ihr die Kraft, das zermürbende Warten auf ein Spenderherz durchzustehen. Doch mir ist ein böser Verdacht gekommen, der mich nicht mehr loslässt: Kann es sein, dass Lucas Fürsorge nur ein großer Schwindel ist? Wenn es stimmt, was ich vermute, wird es Mathildas angeschlagenes Herz endgültig brechen, und deshalb schweige ich besser ...


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Inhalt

Cover

Von ganzem Herzen

Vorschau

Impressum

Von ganzem Herzen

Merkwürdig – sehr merkwürdig: Seit Mathilda so schwer erkrankt ist und auf ein Spenderherz wartet, ist ihr Freund Luca gar nicht mehr wiederzuerkennen! Liebevoll, ja, geradezu aufopfernd umsorgt er sie. Ihre lebensbedrohliche Krankheit scheint ihm endlich die Augen geöffnet zu haben – und auch Mathilda ist wieder bis über beide Ohren in Luca verliebt, wie sie mir gestanden hat ...

Eigentlich sollte ich mich ja für die schwer kranke Patientin freuen, denn diese Liebe gibt ihr die Kraft, das zermürbende Warten auf ein Spenderherz durchzustehen. Doch mir ist ein böser Verdacht gekommen, der mich nicht mehr loslässt: Kann es sein, dass Lucas Fürsorge nur ein großer Schwindel ist? Wenn es stimmt, was ich vermute, wird es Mathildas angeschlagenes Herz endgültig brechen, und deshalb schweige ich besser ...

Mathilda hängte ihren Kittel auf den Kleiderbügel und schloss den Spind. Feierabend.

»Hallo, Mathilda«, grüßte sie eine freundliche Frauenstimme. Es war Dr. Andrea Bergen, die Notärztin des Elisabeth-Krankenhauses, die gerade in den Umkleideraum gekommen war und jetzt ihre Nachtschicht antrat. »Bist du schon auf dem Heimweg?«

Mathilda grüßte zurück und nickte. »Ja, jetzt geht es endlich ins Wochenende«, sagte sie. Sie hielt sich einen Augenblick länger als nötig an dem Metallschrank fest, da ihr wieder schwindelig wurde.

»Geht es dir gut?«, fragte Andrea Bergen besorgt, der Mathildas Stolpern nicht entgangen war.

»Ja, es geht schon wieder«, versicherte die dunkelhaarige Pflegerin. »Mir war nur einen Moment ein bisschen schwarz vor Augen.«

»Schon wieder?«, wunderte sich die Notärztin. »Dir ging es doch bereits neulich nicht so gut.«

»Das war bestimmt nur der Stress«, tat Mathilda rasch ab.

Als Krankenschwester in der Notaufnahme hatte sie einiges zu tun, und oftmals mussten mehrere Patienten gleichzeitig versorgt werden und brauchten dringend Hilfe. Hier eine blutende Wunde, da ein eiliger Notfall, den Andrea Bergen mit dem Rettungswagen einlieferte. Es zählten Sekunden, die über das Leben der Patienten entscheiden konnten, das wusste Mathilda, und sie war immer bereit, ihr Bestes zu tun, um die Ärzte nach Leibeskräften in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen.

»Du solltest dich untersuchen lassen«, riet Andrea Bergen ihrer Freundin mit ernster Stimme. »So langsam mache ich mir wirklich Sorgen um dich.«

Mathilda lächelte knapp. »Das ist sehr lieb, aber das musst du nicht. Ich gehe jetzt nach Hause und gönne mir ein wenig Ruhe. Danach fühlte ich mich bestimmt wieder besser.«

»Na dann, schönes Wochenende.« Die Notärztin sah Mathilda besorgt an.

»So schön wird es nicht, fürchte ich«, murmelte die Pflegerin, und sie dachte mit einem flauen Gefühl im Magen an das bevorstehende Gespräch mit ihrem Freund Luca.

Andrea Bergen hob fragend die Brauen.

»Oh, ich will endlich reinen Tisch machen«, verriet Mathilda ihr. Sie und Andrea Bergen waren bereits seit vielen Jahre befreundet, und die Notärztin wusste, dass Mathilda in ihrer Beziehung schon länger nicht mehr richtig glücklich war.

»Dann willst du dich heute also endgültig trennen?«, fragte sie mitfühlend.

Mathilda hob leicht die Schultern. »Ja, es funktioniert einfach nicht mehr«, sagte sie mit Bedauern in der Stimme. »Luca und ich haben uns auseinandergelebt. Sechs lange Jahre waren wir zusammen, aber mittlerweile haben wir uns nichts mehr zu sagen. Wir mögen uns noch, ja. Doch reicht das wirklich für eine Beziehung?« Sie sah die Notärztin traurig an.

»Wenn du nicht mehr glücklich bist, ist es die richtige Entscheidung«, machte Andrea Bergen ihr Mut. »Es bringt nichts, diesen Schritt noch länger aufzuschieben, vor allem, weil du sagst, dass Luca ja auch nicht mehr glücklich ist.«

»Leider.« Mathilda seufzte tief. »Aber du hast recht. Wenn keiner mehr glücklich ist, was bringt es dann?« Sie spürte, wie ihr Herz heftiger zu schlagen begann. Das lag bestimmt an ihrer Nervosität. Sie hatte ihre Entscheidung nicht leichtfertig getroffen, und es war ein großer Schritt, die mehrjährige Beziehung jetzt endgültig zu lösen. »Doch du hast recht. Sicher ist es auch für Luca eine Befreiung.«

Die Notärztin sah ihre Freundin und Kollegin mitfühlend an.

»Ich wünsche dir viel Kraft für das Gespräch«, sagte sie. »Und wenn du jemanden zum Reden brauchst oder wenn du danach nicht alleine sein möchtest, ruf mich an, ja?«

»Das ist so lieb von dir!« Mathilda lächelte bewegt. »Ich bin einfach froh, wenn dieser Schritt endlich hinter mir liegt.«

***

Luca blieb zögernd vor der Haustür stehen. Heute wollte er endlich mit Mathilda reden und ihr sagen, dass er nicht mehr glücklich war. Lange hatte er gezögert und den Schritt immer wieder hinausgeschoben, denn er mochte Mathilda sehr. Er fand sie wirklich nett, aber sie hatten sich in den letzten Jahren mehr und mehr auseinandergelebt, und irgendwie wurde Luca den Eindruck nicht los, dass sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten.

Mathilda hatte völlig andere Interessen, die Serien, die sie mochte, interessierten ihn nicht, und seine Software-Entwicklung fand sie trocken und langweilig. Dabei stand er mit seinem Sicherheitsprogramm kurz vor dem Durchbruch. Zu schade, dass Mathilda mit Computern nichts am Hut hatte!

Sie hatten es einmal mit einem gemeinsamen Sportprogramm versucht, Bouldern, also Klettern ohne Seil an künstlichen Felsblöcken in Absprunghöhe, aber Mathilda hatten Kraft und Kondition dafür gefehlt. Auch ein ehrgeiziges Fitnessprogramm aus Hanteltraining und Ausdauerübungen hatte es nicht besser gemacht. Mathilda hatte keine Lust auf Radsport gehabt, zum Schwimmen fehlte ihr beruflich oftmals die Zeit, und beim Joggen musste sie mehrfach kleine Pausen einlegen und hatte mit Luca kaum mithalten können.

Natürlich, er liebte Sport, und sein Fitness-Abo blieb kaum einen Tag ungenutzt, aber das war ja auch kein Wunder. Er brauchte einen Ausgleich zu seiner sitzenden Tätigkeit am Schreibtisch. Und Mathilda hatte vermutlich schon genug Action in der Notaufnahme. Dafür hatte er ja Verständnis, doch sich bloß noch zu den Mahlzeiten zu sehen – wenn es denn Mathildas Dienstplan zuließ und sie nicht gerade eine Doppelschicht im Krankenhaus absolvierte, reichte ihm einfach nicht zum Glücklichsein.

Energisch schloss er die Tür auf. Sein Entschluss stand fest. So weh es tun würde, es gab keinen anderen Weg. Er musste ehrlich zu Mathilda sein und mit ihr reden. Bestimmt wäre es für sie ebenfalls besser. Er hatte doch schon länger gemerkt, dass auch sie sich etwas anderes wünschte.

»Ich bin wieder zu Hause«, rief Luca und drückte die Tür ins Schloss. »Mathilda?«

»Hallo, Luca.« Mathilda kam aus der Küche. Sie hielt ein Glas Wasser in der Hand und war auffällig blass, ihre Lippen wirkten bläulich. Sicherlich hatte sie einen anstrengenden Tag in der Klinik gehabt, aber darauf konnte er heute keine Rücksicht nehmen. So oft schon hatte er dieses unangenehme Gespräch verschoben. »Wie war dein Arbeitstag?«

»Gut«, erwiderte er knapp. Selbst wenn er nicht vorgehabt hätte, mit Mathilda endlich zu sprechen, er hatte nie mehr erzählt. Für Programmiercodes oder Sicherheits-Updates hatte sie sich einfach nicht interessiert. »Und deiner?«

»Auch«, antwortete sie, denn sie wusste nur zu gut, dass Luca von Berichten über blutende Wunden, halb abgetrennten Gliedmaßen oder mysteriösen Krankheiten lieber verschont wurde. Sie seufzte leicht. »Luca, können wir reden?«

Er sah sie überrascht an. Ahnte sie etwa, dass er heute mit ihr Schluss machen wollte?

»Klar«, antwortete er mit belegter Stimme. »Im Wohnzimmer?«

Sie nickte.

Als sie wenig später im Wohnraum waren – er saß auf der Couch, sie stand am Fenster und warf einen Blick in den kleinen Garten – war es totenstill.

»Es geht um uns«, begann Mathilda zögernd. Luca bemerkte, dass sie leicht zitterte. Möglicherweise war sie genauso aufgeregt wie er. »Ich ... Ich bin nicht mehr richtig glücklich.«

Obwohl er ihr genau das Gleiche hatte sagen wollen, versetzte ihm ihre Eröffnung doch einen leichten Stich. Er hatte richtiggelegen, auch sie wollte endlich raus aus der Beziehung. Wie schade das war, nach sechs langen Jahren!

»Weißt du, ich verstehe überhaupt nichts von dem, was du machst«, sagte sie traurig, und ihr Blick verlor sich im Garten. »Und du interessierst dich kaum für meinen Beruf. Sieh mal, unser schöner Garten. Ich würde ihn so gerne neu anlegen, und für dich ist die Vorstellung daran ein Grauen.«

Luca lächelte gequält. »Das stimmt leider«, gab er offen zu. »Es tut mir sehr leid, dass wir uns in letzter Zeit immer mehr auseinandergelebt haben.«

Jetzt sah Mathilda ihn direkt an. Ihr Gesicht war von kleinen Schweißperlen überzogen, als fühlte sie sich nicht richtig wohl. Aber das war ja kein Wunder, ihm ging es ja ganz genauso.

Unruhig rutschte er auf dem Sofapolster ein wenig nach vorne.

»Ich will ganz offen zu dir sein. Ich bin auch nicht mehr glücklich.«

Ihre Hand, in der sie das Wasserglas hielt, zitterte wieder.

»Schon länger nicht mehr?«, fragte sie mit belegter Stimme.

»Ja«, gab Luca offen zu, und er sah, wie seine direkte Antwort sie traf.

»Aber wir hatten doch sechs gute Jahre«, murmelte Mathilda. »Oder jedenfalls einen Großteil davon, findest du nicht?«

Oh nein, wo führte das hin? Luca hörte, wie das Blut in seinen Ohren rauschte.

»Mathilda, du bist eine wundervolle Frau, und ich weiß, dass du jemanden verdient hast, der dich wirklich glücklich machen kann, aber ich fürchte, ich bin es nicht. Ich –«

Das Wasserglas fiel zu Boden und zersprang klirrend auf den Holzdielen. Mathildas Brustkorb hob und senkte sich immer schneller, und ihre Hände suchten fahrig Halt an der Fensterbank.

Verdammt, war das etwa die berühmte Szene, die eine Frau einem Mann machen konnte, wenn er sich trennte? Bitte nicht ...

Doch dann knickte Mathilda plötzlich in den Knien ein und fiel mit einem dumpfen Schlag zu Boden.

»Mathilda!«, entfuhr es Luca panisch. Sofort war er aufgesprungen und mit wenigen Schritten bei ihr. »Was ist mit dir?« Besorgt strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die an ihrer schweißnassen Stirn klebte.

»Einen Notarzt ... Luca ...«, keuchte sie. »Ruf ... einen Arzt.« Ihre Hände fuhren mit flatternden Fingern zu ihrem Brustkorb, und sie versuchte, sich den Pullover ein wenig nach unten zu ziehen. »Mein Herz ... Ich bekomme keine Luft ...«

Luca wurde kreidebleich. Vermutlich hatte er jetzt eine ähnliche Gesichtsfarbe wie Mathilda, die da blass und schnaufend vor ihm auf dem Boden lag. Rasch zog er sein Smartphone aus seiner Hosentasche und wählte den Notruf.

***

Dr. Andrea Bergens Pager meldete sich, als sie mit Jupp Diederichs, dem Fahrer des Rettungsteams, und Ewald Miehlke, ihrem Sanitäter, auf dem Rückweg eines Krankentransportes war. Die Notärztin warf einen Blick auf die Nachricht, die über den Bildschirm tickerte.

»Einsatz in der Kästnerstraße!«, informierte sie ihr Team sofort. »Eine junge Frau ist dort zusammengebrochen. Verdacht auf Herzinfarkt.«

Jupp Diederichs setzte den Blinker und wendete geschickt den Rettungswagen. Dann schaltete er Blaulicht und Martinshorn ein und machte sich zur angegebenen Adresse auf. Er wusste, dass bei einem Herzinfarkt jede Sekunde zählte, dennoch fuhr er sicher durch den abendlichen Wochenendverkehr.

»Da ist es!«, rief Ewald Miehlke, der die vorbeifliegenden Hausnummern im Blick behalten hatte.

Jupp parkte den Rettungswagen an den Straßenrand, und das Team lief zu dem angegebenen Haus.

Schon nach kurzem Klingeln wurde ihnen geöffnet, und Andrea Bergen erkannte Luca Michaels, Mathildas Freund, an der Tür. Sie hatte ihn schon ein paar Mal im Krankenhaus gesehen, wenn er Mathilda von der Arbeit abgeholt hatte oder sich um die Computer der Krankenhausverwaltung gekümmert hatte, und einmal waren sie sich auch in der Stadt begegnet, als sie mit ihrem Mann Werner einen Shopping-Nachmittag in der Fußgängerzone verbracht hatte.

»Kommen Sie schnell«, rief Luca und öffnete die Tür. »Mathilda ist dahinten im Wohnzimmer. Sie ist einfach umgekippt.«

Andrea Bergen folgte ihm ins Wohnzimmer und fand Mathilda auf dem Sofa vor. Sie saß mit erhöhtem Oberkörper und atmete schwer. Am Kopf hatte sie eine kleine Platzwunde, aber es war nichts Tragisches, das erkannte die Notärztin mit einem Blick.

»Mathilda!«, rief Andrea Bergen bestürzt und lief zu ihrer Freundin. »Was machst du denn für Sachen?«

»Mir wurde ... plötzlich schwarz vor Augen«, keuchte die Pflegerin. »Mein Herz ...«

Andrea nickte wissend und tastete nach Mathildas Puls an ihrem Handgelenk. »Viel zu schnell und zu flach«, murmelte sie. »Wir müssen dich unbedingt ins Krankenhaus mitnehmen, um einen Herzinfarkt auszuschließen.«

Mathilda nickte schwach. Sie kannte das Prozedere von ihrer eigenen Arbeit nur zu gut.

»Ewald, bitte geben Sie ihr Sauerstoff«, wies sie ihren Sanitäter an. »Das wird dir das Atmen ein wenig erleichtern«, wandte sie sich dann wieder an Mathilda und lächelte sie aufmunternd an. »Keine Sorge, wir werden herausfinden, was dir fehlt.«

Die Krankenschwester schnappte noch immer nach Luft, doch mit der Sauerstoffbrille ging es jetzt schon ein wenig leichter.

»Jupp, bitte holen Sie die Trage. Mathilda sollte keine weiteren Anstrengungen haben, bis wir wissen, was ihr fehlt.«

»Mache ich, Chefin.« Der Sanitäter verließ die Wohnung, um die Trage aus dem Rettungswagen zu holen.

»Wir nehmen Ihre Freundin jetzt mit ins Elisabeth-Krankenhaus«, erklärte die Notärztin an Luca gewandt, der während der Untersuchung stumm im Wohnzimmer gestanden und alles beobachtet hatte. »Am besten packen Sie ihr ein paar Sachen zusammen. Ich denke, dass wir sie mindestens über Nacht im Krankenhaus behalten müssen.«

Luca nickte. »Ich fahre dann gleich hinterher«, sagte er zu Mathilda.

»Danke.« Ihre Lippen waren noch immer auffällig bläulich. Sie ließ sich von Ewald und Jupp auf die Tage helfen und wurde dann in den hinteren Teil des Notarztwagens verladen. Andrea Bergen kam zu ihr und nahm auf dem Sitz neben der Trage Platz. So fuhren sie zum Elisabeth-Krankenhaus zurück.

Dort wartete man schon auf ihre Ankunft, denn Ewald Miehlke hatte während der Rückfahrt ihr Kommen angekündigt.

»Na, so etwas«, grüßte Dr. Homberg, der Leiter der Notaufnahme, seine Pflegerin. »Ich dachte, Sie hätten Ihr freies Wochenende, Schwester Mathilda«, scherzte er, um sie ein wenig abzulenken. »Da wollte ich Sie hier eigentlich nicht mehr sehen.«

»Sehnsucht ...«, entgegnete Mathilda, was auch Fritz Homberg zum Schmunzeln brachte.

»Nun, dann schauen wir mal, was Ihr Herz so zum Schlagen bringt. In Behandlungsraum eins bitte.«

Schwester Grit fuhr die Trage in das Behandlungszimmer und hängte das EKG an. Bald darauf schlugen die Linien in dem bekannten Zickzack-Muster auf dem Bildschirm aus.

»Das sieht nicht gut aus«, sagte Andrea Bergen besorgt. »Man sieht einen deutlichen Linksschenkelblock.«

Dr. Homberg nickte. »Ein klares Zeichen für eine Vergrößerung des linken Ventrikels.«

»Dann funktioniert mein Herz nicht mehr richtig?«, fragte Mathilda bang.

Der Leiter der Notaufnahme nickte mit ernstem Gesicht.

»Wir machen sicherheitshalber noch eine Röntgenaufnahme des Thorax, aber höchstwahrscheinlich haben wir es hier mit einem Pumpfehler zu tun.«

Die Aufnahme, die die beiden Ärzte wenig später in den Händen hielten, bestätigte ihre Vermutung: Mathilda litt an einer dilatativen Kardiomyopathie, einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels.

»Aber wo kommt das denn her?«, fragte sie verzweifelt.

»Möglicherweise von einer verschleppten Grippe«, antwortete Dr. Homberg sachlich. »Waren Sie vor einiger Zeit einmal krank?«

Mathilda schüttelte den Kopf.

»Letztes Jahr bist du im Frühjahr länger ausgefallen«, erinnerte sich Andrea Bergen.

Mathilda dachte eine Weile nach. »Stimmt. Da war ich mal ziemlich krank. Aber als es mir etwas besser ging, habe ich sofort mit der Mobilisation angefangen.«

»Du meinst, mit dem straffen Sportprogramm«, verbesserte die Notärztin sie, die Mathildas Trainingseinheiten schon damals mit großer Sorge beobachtet hatte.

»Na ja, vielleicht war es ein bisschen zu ehrgeizig«, gab sie zu. »Aber ich wollte Luca doch nicht enttäuschen.«

»Und da haben Sie sich so verausgabt, anstatt sich zu schonen?«, wunderte sich Dr. Homberg.

Unglücklich nickte Mathilda. »Ich weiß, als Krankenschwester hätte ich es besser wissen müssen. Aber ich dachte, dass ein gemeinsames Hobby meine Beziehung retten könnte.«

Andrea Bergen sah die Krankenschwester mitfühlend an. Sie wusste, wie sehr Mathilda unter den ständigen Streitereien mit Luca gelitten hatte und wie groß ihre Hoffnung gewesen war, dass sie beim Sport vielleicht wieder einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt fanden. Doch meist war sie völlig erschöpft zu ihren Diensten erschienen, statt sich richtig auszukurieren.

»Wir nehmen Sie jetzt erst einmal stationär auf«, entschied der Leiter der Notaufnahme. »Und dann sehen wir, ob eine medikamentöse Therapie bei Ihnen anschlägt.«

»Und was, wenn wir die Rhythmusstörungen nicht mit Medikamenten in den Griff bekommen?«, fragte Mathilda bang.

»Dann bleibt nur eine sofortige Transplantation«, sagte Dr. Homberg nach einigem Zögern ernst. »Um diese werden Sie langfristig höchstwahrscheinlich nicht herumkommen. Ihr Herzmuskel ist stark geschädigt. Aber wenn die Medikamente anschlagen, bleibt Ihnen noch etwas mehr Zeit. Sie wissen ja selbst, wie schwer es ist, ein passendes Spenderherz zu finden.«

Mathilda wurde blass wie die Wand hinter ihr.

»Mach dir erst mal keine Sorgen.« Andrea Bergen griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Wir bekommen dich wieder hin.«

***