Notärztin Andrea Bergen 1296 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1296 E-Book

Isabelle Winter

4,9
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ohne sich zu bewegen, sitzt die junge Sophie schon seit Stunden in ihrem Sessel am Fenster. In der Wohnung ist es still, nur das Ticken der Uhr auf dem Regal ist zu hören. Seit Michael sie verlassen hat, hat Sophies Leben auch den letzten Sinn verloren. Wofür soll sie noch kämpfen? Wofür sich noch weiter quälen? "Ich werde ja doch sterben", hämmert es in ihrem Kopf. Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, steht Sophie auf, öffnet das Fenster und steigt auf die Fensterbank. Als sie sich weiter vorbeugt, spürt sie, wie der Nachtwind sanft an ihren Haaren zieht. Es kommt ihr so vor, als würde er sie rufen: "Komm! Lass alle Schmerzen los und spring ..."

Doch in der Stunde höchster Not nimmt Sophie noch einmal allen Mut zusammen und beschließt, gegen die Leukämie zu kämpfen - auf ihre Art, ein letztes Mal. Aber keiner der Ärzte im Elisabeth-Krankenhaus ist bereit, die riskante, verbotene Therapie zu wagen. Da entscheidet sich Dr. Andrea Bergen dafür, der jungen Frau zu helfen, doch auch die Notärztin kann alles verlieren ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 123

Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
15
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Ich werde es schaffen!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / wavebreakmedia

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2646-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Obwohl mein Dienst in der Notaufnahme schon lange zu Ende ist, wage ich nicht, nach Hause zu fahren, denn ich fürchte, dass Sophie Hall diese Nacht nicht überleben wird. Wie tapfer hat die junge Frau die ganze Zeit gegen die Leukämie gekämpft – und wie viel hat diese Krankheit sie schon gekostet! Doch seitdem Michael Bartels, Sophies große Liebe, sie verlassen hat, hat die junge Frau jeden Lebensmut verloren. Ihr Kampfgeist, der sie so lange aufrechterhalten hat, ist gebrochen, und sie hat sich völlig aufgegeben. Auch ich wage nicht mehr, an ein Wunder der Medizin zu glauben, das Sophie jetzt noch retten könnte. Doch vielleicht hatte die junge Frau recht, als sie mich vor Monaten streng vertraulich um Hilfe gebeten hat. Damals konnte und wollte ich sie bei dieser riskanten Therapie nicht unterstützen, weil sie verboten und gefährlich ist! Aber heute hat Sophie nichts mehr zu verlieren, im Gegenteil: Sie kann nur noch gewinnen …

»Das kannst du noch besser, Sophie!«, hallte Aaron Mais Stimme über den Tennisplatz. »Keine Müdigkeit vorschützen! Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du gerade nicht alles gibst, was du kannst.«

Sophie Hall schloss die Hände fester um den Griff ihres Tennisschlägers. Ihre braunen Augen verengten sich leicht, als sie ihren Trainer fixierte, um jede seiner Bewegungen vorherzusehen. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper war gespannt.

Aaron hatte recht: Sie trainierte heute nicht mit voller Energie, sie gab nicht alles. Das lag daran, dass sie sich in letzter Zeit seltsam schlapp und kraftlos fühlte – so, als wäre eine Krankheit im Anmarsch.

Doch sie musste sich zusammenreißen. Von ein wenig Müdigkeit durfte sie sich nicht vom Training abhalten lassen. Es dauerte zwar noch lange bis zu dem großen Tennisturnier, für das sie trainierte, aber jeder einzelne Trainingstag zählte.

Aaron spielte ihr den Ball zu. Wie immer war sein Aufschlag perfekt. Früher war er selbst Profi-Tennisspieler gewesen, bevor ihn eine Knieverletzung gezwungen hatte, seine Karriere zu beenden. Seither hatte er die Trainerlaufbahn eingeschlagen.

Sophie könnte sich keinen besseren Trainer wünschen. Aaron verstand es stets, sie zu Höchstleistungen anzustacheln, und bereitete sie perfekt auf alle Turniere vor, zu denen sie antrat. Ihren Erfolg hatte sie nicht nur ihrem eigenen Talent und Ehrgeiz zu verdanken, sondern auch Aarons Fähigkeiten.

Der Ball war hart und schnell gespielt, doch für Sophie stellte das kein Problem dar. Ihr Körper setzte sich wie von selbst in Bewegung. Sie schnellte los. Ihre Füße schienen den federnden Boden aus rotem Kunststoffgranulat kaum zu berühren. Der weiße Tennisrock wirbelte um ihre braun gebrannten Beine. Die kastanienbraunen Haare hatte sie zu einem praktischen Zopf gebunden, der bei jeder Bewegung über ihren Rücken schwang. Mit Leichtigkeit nahm sie den Ball an und spielte ihn über das Netz zurück zu ihrem Trainer.

Beim Sport war sie ganz in ihrem Element. Die lähmende Erschöpfung verflog für einen Moment, als Adrenalin und Endorphine durch ihren Körper strömten. Es machte ihr Spaß, an ihre körperlichen Grenzen zu gehen, und zu zeigen, was in ihr steckte.

»Schon viel besser«, lobte Aaron. »Der Schlag war sehr gut, sehr präzise und kraftvoll. Aber an deiner Rückhand müssen wir trotzdem noch ein wenig arbeiten. Das nehmen wir am besten morgen intensiv in Angriff. Komm, zum Abschluss tust du heute noch etwas für deine Ausdauer und joggst ein paar Runden.«

Sein Lob tat ihr gut, auf seine Meinung legte sie größten Wert. Er verstand ihren Ehrgeiz und ihre Begeisterung für den Tennissport und schaffte es immer, sie zu motivieren. Er hatte wirklich Ahnung von der Materie und machte nie grundlos Komplimente, bloß um ihr Honig um den Mund zu schmieren. Wenn er sie lobte, dann deshalb, weil sie wirklich etwas richtig gemacht hatte. Darum röteten sich ihre Wangen nun vor Freude.

Beim Joggen kehrte die Erschöpfung jedoch zurück. Sie war ungewohnt kurzatmig; bald begann es sogar unangenehm in ihrer Seite zu stechen. Am liebsten hätte sie einfach aufgegeben, sich auf eine Bank fallen gelassen und das Training für heute beendet.

Doch Aaron sah ihr sofort an, dass ihre Motivation nachließ. »Nicht aufgeben, Sophie!«, rief er. Er joggte neben ihr her und feuerte sie an. »Beim Turnier kannst du jedes bisschen Ausdauer gut gebrauchen. Also fängst du am besten jetzt bereits an, welche aufzubauen. Mach nicht schlapp! Los, du bist doch eine Kämpferin!«

Seine Worte peitschten sie weiter. Runde um Runde lief sie, obwohl ihre Lunge mittlerweile schmerzte, bis Aaron zufrieden war und ihr zu verstehen gab, dass sie aufhören konnte.

»Gute Leistung«, sagte er. »Es ist wichtig, dass du nicht aus Bequemlichkeit frühzeitig aufgibst. Schließlich hast du gerade selbst gesehen, dass sehr wohl noch Energiereserven in dir steckten.«

Sophie nickte schwach. Sie war so außer Atem, dass sie erst gar nicht antworten konnte. Er hatte recht, sie hatte es tatsächlich geschafft. Nun war sie stolz auf sich. Sie war völlig verschwitzt, und aus ihrem Zopf hatten sich Strähnen gelöst, sodass sie mittlerweile bestimmt wie eine Wetterhexe aussah, doch die Zufriedenheit fühlte sich gut an.

Mitgefühl blitzte in Aarons grünen Augen auf. »Ich weiß, ich habe dich heute hart rangenommen. Aber es ist zu deinem eigenen Besten. Du bist schließlich Profi-Sportlerin, das ist kein Zuckerschlecken. Ich weiß doch, dass du etwas erreichen willst – und ich will auch, dass du es schaffst. Darum pushe ich dich immer weiter, auch wenn du so wie heute müde bist.«

Sie lächelte. »Das weiß ich doch. Und es ist gut so. Wärst du nachgiebiger und weniger ehrgeizig, müsste ich mich wohl nach einem anderen Trainer umsehen.«

Aaron erwiderte ihr Lächeln. »Na dann, bis morgen. Liebe Grüße an deinen Michael.«

Sophies Herz schlug höher. Sie konnte es kaum erwarten, ihren Freund Michael Bartels zu treffen. Er hatte für heute Abend eine Überraschung angekündigt, ein ganz besonderes Date. Nun ließ die Neugier ihr keine Ruhe.

»Machs gut, bis morgen!«, rief sie Aaron zu, machte sich auf den Weg zu den Duschen und Umkleiden und grübelte dabei über Michaels Überraschung nach.

***

In den Waschräumen steuerte sie erst die Waschbecken an, um sich reichlich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Im Spiegel über dem Waschbecken betrachtete sie ihr Gesicht.

Ihre Wangen waren gerötet; man sah ihr an, wie erhitzt sie war. Kein Wunder, Aaron hatte sie nicht geschont. Auf ihrem Gesicht lag ein zufriedenes Lächeln.

Doch das war nicht alles, was sie sah: Ihre Wangen waren etwas eingefallener als vor Kurzem noch, sie hatte deutlich abgenommen. Sie war immer schon sehr schlank gewesen, doch nun stachen die Schlüsselbeine deutlich hervor. Sie musste mehr essen, nahm sie sich vor. Sie machte so viel Sport, dass sie ihrem Körper auch entsprechend viel Energie zuführen musste. Wenn sie abmagerte, konnte sie keine Leistung mehr erbringen. Zu dumm, dass sie in letzter Zeit kaum Appetit hatte. Sie musste sich zu jedem Bissen förmlich zwingen.

Abgesehen von den roten Wangen, wirkte ihr Gesicht auffallend blass. Ob das an der Erschöpfung lag? Vielleicht sollte sie mehr schlafen. Die großen braunen Augen, die von langen dunklen Wimpern umgeben waren, glänzten – einerseits vor Vorfreude auf Michael und die angekündigte Überraschung, aber andererseits wirkte der Glanz auch ein wenig ungesund, fand sie.

Sie seufzte. Sie musste wohl etwas besser auf sich achten. Ihr Körper war schließlich ihr Kapital. Morgen wollte sie Aaron auf einen neuen Ernährungsplan ansprechen, der dafür sorgen sollte, dass sie nicht weiter abnahm und bei Kräften blieb.

Sie wandte sich vom Spiegel ab und ging duschen. Nach dem Training war das immer eine Wohltat, doch diesmal konnte sie die Dusche nicht richtig genießen. Das kurze Hochgefühl, das sich nach dem Training eingestellt hatte, ließ nach, und plötzlich fühlte sie sich furchtbar schwach. Ihr wurde schwindelig. Die gekachelte Wand verschwamm vor ihrem Blick und schien zu schwanken.

Erschrocken streckte sie die Hand nach der Wand aus, um sich daran abzustützen. Ganz langsam ließ sie sich daran hinabgleiten, bis sie auf dem nassen Boden der Dusche kniete. Nun konnte sie wenigstens nicht umkippen und sich dabei verletzen.

Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Ihr Atem ging flach und stoßweise. Sie zwang sich, ruhig und regelmäßig ein- und auszuatmen. Am Boden kauernd, wartete sie darauf, dass der Schwindel nachließ, während das warme Wasser auf ihren Rücken und ihren Kopf prasselte.

Sie fühlte sich elend und alles andere als gesund. Ihre Knochen schmerzten. Waren das dieselben Knochenschmerzen, die man manchmal verspürte, wenn man hohes Fieber hatte? Sie legte sich eine Hand an die Stirn, doch ihre Haut fühlte sich nicht heißer als gewöhnlich an. Sie schien kein Fieber zu haben. Aber vielleicht kündigte sich ja doch eine Grippe an?

Sophie hoffte, dass sie nicht wirklich krank wurde. Einen Trainingsausfall konnte sie sich nicht erlauben. Es dauerte noch lange bis zum Turnier, doch das hieß nicht viel. Diese Zeit brauchte sie, um sich richtig darauf vorzubereiten. Sie hatte einen straffen Trainingsplan, den sie einhalten musste.

Endlich ließ das Schwindelgefühl wieder nach. Vorsichtig stand Sophie auf – langsam, um keinen Zusammenbruch zu riskieren – und drehte das Wasser ab. Sie beschloss, heute einfach früh ins Bett zu gehen. Morgen würde es ihr dann hoffentlich wieder besser gehen.

***

In der Innenstadt wartete Sophie auf Michael. Sie wollten sich direkt nach seiner Arbeit vor einem Brunnen treffen – dort, wo sie sich vor einem Jahr das erste Mal geküsst hatten. Dieser Brunnen, mit dem sie beide so schöne Erinnerungen verbanden, war ihr liebster Treffpunkt.

Sophie saß auf dem Rand und ließ die Finger gedankenverloren durchs kühle Wasser gleiten. Nach dem Training hatte sie noch Zeit für ein kurzes Nickerchen gehabt, bevor sie sich auf den Weg in die Stadt gemacht hatte. Nun fühlte sie sich etwas besser und nicht mehr ganz so schwach und krank. Vermutlich war es also bloß die Erschöpfung gewesen, die ihr so zugesetzt hatte.

Sie hielt nach ihrem Freund Ausschau, ließ den Blick über die vielen Gesichter gleiten. Als sie ihn erblickte, schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht.

Wie gut er aussah! Kein Wunder, dass sich einige junge Frauen nach ihm umdrehten. Er trug noch die Kleidung, die er auch im Büro angehabt hatte: eine beige Stoffhose und ein helles Hemd, dessen obersten Knopf er nun aber geöffnet hatte.

Seine blonden Haare glänzten im Sonnenlicht. Er stylte sie morgens immer mit Gel, doch wenn er sich konzentrieren musste oder Stress hatte, neigte er dazu, mit den Fingern hindurchzufahren und seine Frisur damit zu zerstören. Darum fielen ihm die hellen Locken nun ungezähmt in die Stirn, was ihn noch jünger wirken ließ. Wegen seines jugendlichen Äußeren hielten die meisten Leute ihn für einen Berufsanfänger und fielen dann aus allen Wolken, wenn sie erfuhren, dass er ein Firmenchef war.

Wie so oft lief er mit dem Handy am Ohr herum. Bestimmt führte er gerade ein wichtiges berufliches Gespräch. Als seine hellblauen Augen sie streiften, kam er lächelnd auf sie zu und beendete das Telefonat.

»Sophie, meine Schöne!«, begrüßte er sie, zog sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss. »Wie war dein Tag? Wie lief es beim Training?«

»Alles gut«, sagte sie und verschwieg dabei, wie schlecht es ihr gesundheitlich gegangen war. Sie wollte nicht, dass er sich wegen einer solchen Lappalie um sie sorgte. »Auch, wenn ich mich nicht so gut konzentrieren konnte, weil ich dauernd über deine Überraschung grübeln musste.«

»Dann will ich dich nicht länger auf die Folter spannen. Wir gehen in dein liebstes Fischrestaurant.«

»Wirklich?« Sophies Augen leuchteten auf. »Oh, das ist ja großartig! Aber ist das nicht zu teuer? Das leisten wir uns doch so selten. Ich meine, ich habe heute ja nicht Geburtstag.«

Er grinste. »Kein Problem. Ich habe gerade einen guten Deal für die Firma ausgehandelt – das bedeutet, uns steht ein Geldregen bevor.«

»Na, dann bestelle ich einmal die gesamte Karte hoch und runter«, kündigte sie vergnügt an.

Dem Restaurant sah man sofort an, dass es alles andere als durchschnittlich war. Hier war ein Innenarchitekt mit viel Geschmack am Werk gewesen. Alles sah nobel und exklusiv aus: die Kristall-Kerzenhalter, die cremefarbenen Tischdecken und die Vasen, in denen tiefrote Rosen standen. Ein Kellner brachte sie zu dem Tisch, den Michael Bartels reserviert hatte, und rückte Sophie den Stuhl zurecht, als sie sich setzte.

Normalerweise waren sie nur hier, wenn es etwas Besonderes zu feiern gab. Umso mehr freute Sophie sich, dass sie nun so unerwartet hierher eingeladen wurde.

Michael erzählte ein wenig von seiner Arbeit und dem tollen Deal, den er abgeschlossen hatte. Sophie berichtete von ihren Trainingsfortschritten. Doch die ganze Zeit hatte sie den Eindruck, er sei mit seinen Gedanken nicht ganz da, sondern grübelte über etwas nach.

Als Vorspeise ließen sie sich eine Komposition aus Flusskrebsen und Kaviar schmecken, danach entschieden sie sich beide für den Hummer. Jede Speise war ein Gedicht, ein wahres Kunstwerk.

Nach dem letzten Bissen seufzte Sophie glücklich. »Das war eine Wohltat nach dem harten Trainingstag. Es war wunderbar. Ich bin pappsatt – ich fürchte, diesmal kann ich nicht einmal ein Dessert essen.«

Michael wirkte mit einem Mal fast ein wenig nervös. »Was – du und kein Dessert? Ich dachte, du willst ganz bestimmt diese tolle Mousse au Chocolat mit Himbeerschaum, die es hier gibt. Also ich bestelle auf jeden Fall noch eine Nachspeise.«

Sophie lächelte. »Na gut, überredet. Ich würde es mir wohl wochenlang vorwerfen, wenn ich auf diese Leckerei verzichten würde.«

Michael entspannte sich wieder. Verwundert runzelte Sophie die Stirn. Warum war es ihm denn plötzlich so wichtig, dass sie ein Dessert aß? War ihm etwa auch aufgefallen, dass sie abgenommen hatte?

Als der Kellner das Dessert brachte und mit großer Geste auf den Tisch stellte, war Sophie froh, es bestellt zu haben. Es sah unfassbar köstlich aus. Voll Vorfreude versenkte sie den Löffel im weichen Schokoladenschaum.

Dann hielt sie aber inne. Ihr Löffel war auf etwas Hartes gestoßen. Verwundert fragte sie sich, was das sein mochte. Vielleicht eine Nuss oder etwas anderes Knuspriges?

Doch als sie sah, was es wirklich war, stockte ihr der Atem: ein Ring!

»Michael«, stieß sie fassungslos hervor. Ihr erster Gedanke war, dass da irgendwie ein Missgeschick passiert sein musste – vielleicht war jemandem der Ring in die Mousse au Chocolat gefallen, oder der Dessertteller war eigentlich für einen anderen Tisch bestimmt, an dem jemand seiner Freundin einen Heiratsantrag machen wollte.

Doch ein Blick in Michaels klare, blaue Augen verriet ihr, dass es sich um keinen Fehler handelte. Der Ring war tatsächlich für sie bestimmt. Michael schaute sie erwartungsvoll und unsicher an. Nun verstand sie auch, warum er beim Essen so nervös gewirkt hatte, warum er sie scheinbar grundlos in ihr teures Lieblingsrestaurant ausgeführt hatte und warum ihm so wichtig gewesen war, dass sie eine Nachspeise bestellte.

Er stand auf. Ihre Augen weiteten sich, als ihr bewusst wurde, dass er es tatsächlich ernst meinte. Er kniete vor ihr nieder. Sämtliche Blicke im Raum richteten sich plötzlich auf sie.